Greenland (2020)

Nach einem entspannten Urlaubstag mit einem Lauf, einem Friseurbesuch, ein wenig Radfahren und Schwimmen, habe ich mich abends sehr auf einen Film gefreut. Der Regen war somit ganz willkommen, musste ich doch kein schlechtes Gewissen haben, mich drinnen vor den Fernseher zu setzen und „Greenland“ anzuschauen. Den Film hatte ich schon länger im Blick und mich sehr auf die Sichtung gefreut… ☄

Greenland (2020) © | Tobis (im Vertrieb von LEONINE)

Greenland (2020) © | Tobis (im Vertrieb von LEONINE)

Ein extrem packender Katastrophenfilm

Tatsächlich ist „Greenland“ nur auf meinem Radar gelandet, weil mich die Prämisse sehr an das Buch „The End of the World Running Club“ samt Fortsetzung erinnert hat. Im Grunde geht es um einen Kometen, welcher der Erde zu nahe kommt und die Folgen des drohenden Einschlags. Das hat man schon unzählige Male gesehen und doch konnte ich „Greenland“ einige neue Aspekte abgewinnen. Die Struktur des Films hat mich ein wenig an den Tsunami-Thriller „The Impossible“ erinnert, samt des Fokus auf die Familie, deren gewaltvolle Zerschlagung und Wiedervereinigung. Sehr emotional und wirklich mitreißend erzählt.

Wie realistisch der Umgang mit der drohenden Katastrophe ist, lässt sich natürlich schwer einschätzen, doch fand ich das Setting und die Bedrohungen, zumindest in der Welt des Films, stets nachvollziehbar. Überhaupt kein Vergleich zu „2012“ oder ähnlich gelagerten Filmen. Mit Gerard Butler und Morena Baccarin ist „Greenland“ absolut passend besetzt. Beiden habe ich ihre Rolle voll und ganz abgekauft. Zudem mochte ich es sehr, dass der Film kein Effektspektakel ist, sondern sich auf das Drama innerhalb der Familie konzentriert. Das ist alles zwar recht vorhersehbar, doch auch sehr befriedigend in seiner Ausführung. Selbst das cheesy Finale.

Fazit

Wer gerne Katastrophenfilme sieht und etwas dick aufgetragenem Familiendrama etwas abgewinnen kann, der ist bei „Greenland“ goldrichtig. Packende und unterhaltsame zwei Stunden sind garantiert: 8/10 Punkte.

Sonic the Hedgehog (2020)

Ein voller und anstrengender Tag liegt hinter uns. Zuerst bin ich einen Halbmarathon gelaufen, dann war ich mit den Kindern schwimmen. Da wir gestern bis nachts auf der Terrasse saßen, hat sich der Filmabend auf heute verschoben und der Zwergofant konnte endlich seinen Wunschfilm „Sonic the Hedgehog“ einlösen… 🦔

Sonic the Hedgehog (2020) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Sonic the Hedgehog (2020) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Deutlich besser als zu Beginn erwartet

Zuerst hatte ich von „Sonic the Hedgehog“ gehört als das erste Trailer mit dem ursprünglichen Design aufgetaucht ist und das Internet quasi implodierte. Das Kreativteam hat sich die Kritik zu Herzen (oder zum Geldbeutel) genommen und das Design des blauen Igels noch einmal überarbeitet. Auch ich fand den ursprünglichen Look befremdlich, war aber überrascht wie laut die Stimmen diesbezüglich waren. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich seit jeher ein Nintendo-Kind war und damals auch nie eine Sega-Konsole in der Hand hatte. Sonic kannte ich höchstens von Spielstationen im Kaufhaus und mir war das Gameplay stets zu hektisch. Dennoch bin ich mir der popkulturellen Bedeutung der Figur durchaus bewusst, auch wenn ich vermutet hätte, dass diese inzwischen bereits abgeflacht sei.

Nun aber zum Film: Zunächst einmal erinnert er mit seinem Mix aus Realfilm und animierten Charakteren ein wenig an „Die Schlümpfe“ oder auch „Hop: Osterhase oder Superstar?“, in dem James Marsden ebenfalls unfreiwillig einen animierten Partner an die Seite gestellt bekommt. Nicht sonderlich innovativ und eher auf die 08/15-Kinderfilmformel setzend, als eine wirkliche Adaption des Spiels zu sein. Ich muss aber zugeben, dass eine solche auch nicht umzusetzen gewesen wäre. Mit Dr. Robotnik (fantastisch gespielt von Jim Carrey) und den Ringen werden Kernelemente aber übernommen und geschickt mit unserer Welt kombiniert. Das Drehbuch ist zudem sympathisch und die Gags selbst in der Synchro gelungen.

Fazit

„Sonic the Hedgehog“ ist eine extrem unterhaltsame Actionkomödie, die mir erstaunlich viel Spaß gemacht hat. Die Kinder waren beide begeistert und ich freue mich jetzt schon auf den kommenden zweiten Teil. Das war doch wirklich einmal eine positive Überraschung: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 9/10 Punkte;  Zwergofant:  10/10 Punkte.)

Love and Monsters (2020)

Der Film für den heutigen Filmabend (ohne Kids) war schon länger beschlossene Sache. Mitte der Woche wurde „Love and Monsters“ auf Netflix veröffentlicht, da es für einen Kino-Release leider auch 2021 schlecht aussieht. Ob der Film nun mehr Liebe oder mehr Monster zu bieten hatte, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… ❤🐸

Love and Monsters (2020) | © Netflix

Love and Monsters (2020) | © Netflix

Eine humorvolle Apokalypse à la „Zombieland“

„Love and Monsters“ beginnt in einem beengten Bunker und wir erfahren, dass die Erde, ausgelöst durch die Menschen, von riesigen, mutierten Tieren (eben Monstern) bevölkert wird. 95% der Menschheit wurden getötet und der Rest lebt in Bunkern unter der Erde. Soweit das Setting. Unser Held Joel (gespielt von Dylan O’Brien, bekannt aus der „The Maze Runner“-Trilogie) lebt 85 Meilen von seiner ehemaligen Freundin entfernt und beschließt nach sieben Jahren, diese aufzusuchen. Eine große, romantische Geste. Der Liebesaspekt des Films. Dabei ist eindeutig der Weg das Ziel und Joel erlebt auf seiner Reise so einige Abenteuer.

Unterwegs trifft Joel auf einen Hund namens Boy, der ihn von nun an begleitet. Weiterhin begegnet er zwei weiteren Überlebenden. Der Ältere wird von Michael Rooker (bekannt aus u.a. „Slither“ oder „Guardians of the Galaxy Vol. 2“) gespielt und spätestens ab hier hat mich der Film sehr an „Zombieland“ erinnert. Wie in dieser Zombie-Komödie gibt es auch in „Love and Monsters“ bestimmte Regeln, die Joel nun beigebracht werden. Der Humor ist zudem ähnlich und die Dynamik der Figuren ebenso. Ansonsten mochte ich den Soundtrack (u.a. mit „Keep the Car Running“ von Arcade Fire) sehr gerne und natürlich die titelgebenden Monster. Ein sehr unterhaltsamer Trip, der am Ende aber nicht viel Tiefgang zu bieten hat. Einen Punkt Abzug gibt es fast schon dafür, dass ein Schauspieler wie Bruce Spence (u.a. bekannt aus „Mad Max 2: Der Vollstrecker“ oder „Legend of the Seeker“) nur zweimal im Hintergrund durch das Bild läuft. Sehr schade.

Fazit

Insgesamt hat mir „Love and Monsters“ wirklich gut gefallen. Ich mochte die humorvolle Umsetzung, die toll gestaltete Welt samt Monster und die Figuren, welche ein wenig mehr Tiefe hätten vertragen können. Wer Lust auf einen kurzweiligen Abenteuerfilm mit Monsteraction hat, der bzw. die ist hier richtig: 7/10 Punkte.

Mein Lehrer, der Krake – OT: My Octopus Teacher (2020)

Nachdem ich schon einiges darüber gelesen und gehört hatte, hat mich eine weitere Besprechung im aktuellen Podcast von Nerdtalk dazu gebracht, mir den für einen Oscar nominierte Dokumentarfilm „Mein Lehrer, der Krake“ direkt einmal anzusehen. Praktisch, dass es sich um eine Netflix-Produktion handelt und der Zugang somit extrem einfach ist… 🤿🐙

Mein Lehrer, der Krake (2020) | © Netflix

Mein Lehrer, der Krake (2020) | © Netflix

Ein wunderbar persönlicher Dokumentarfilm

Nüchtern betrachtet, ist die Geschichte reichlich unspektakulär: Ein ehemaliger Tierfilmer begegnet quasi vor seiner Haustüre einer Krake und dokumentiert ihr Leben für ca. ein Jahr. Diese Beschreibung würde dem Film jedoch nicht gerecht werden, denn Craig Fosters Leben stand vor dem Zusammenbruch und durch seine Verbindung zur Wildnis, das er durch die Krake aufgebaut hat, bekam sein Leben wieder einen Sinn. Der Titel des Films „Mein Lehrer, der Krake“ bzw. im Original „My Octopus Teacher“ trifft es schon sehr gut. Der Dokumentarfilm sagt viel über Hingabe, Offenheit und Sanftmut aus. Auch über Akzeptanz dem Lauf der Dinge gegenüber. Dingen, die man nicht ändern kann oder sollte.

Neben der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Mensch und Krake, lernen auch wir Zuschauer viel über diese fremdartigen Wesen und ihren Lebensraum. Auch wenn „Mein Lehrer, der Krake“ durchaus Elemente einer klassischen Naturdokumentation besitzt, so macht ihn seine Dramaturgie, welche vor allem durch den ewigen Kreislauf des Lebens geprägt wird, zu etwas Besonderem. Neben der faszinierenden Geschichte und den tollen Einblicken in diese fremde Welt, mochte ich vor allem die Botschaft des Films: Respekt selbst für die kleinsten Lebewesen haben, sich Zeit nehmen, Details  zu entdecken, und das Wissen um die Natur weitergeben. Und das alles wunderbar pragmatisch und überhaupt nicht esoterisch erzählt. Fand ich großartig!

Fazit

Ihr habt es vielleicht schon rausgelesen: Mir hat „Mein Lehrer, der Krake“ wirklich außergewöhnlich gut gefallen. Am Ende musste ich sogar die eine oder andere Träne verdrücken. Auch wenn ich die Konkurrenz nicht kenne, so wäre eine Auszeichnung mit einem Oscar für mich definitiv gerechtfertigt. Ein herrlich positiver Film, der gerade in diesen Zeiten unfassbar gut tut: 10/10 Punkte.

Archive (2020)

Heute merke ich, dass meine Laune ziemlich im Keller ist. Alles ist zu viel und doch zu wenig. Auf den heutigen Filmabend habe ich mich dennoch gefreut und „Archive“ in den Blu-ray-Player geschoben. Ein Film, den ich ohne die schöne Mediabook-Veröffentlichung von Capelight Pictures (siehe Foto unten) wohl nie gesehen hätte. Traurig eigentlich. 🤖

Archive (2020) | © EuroVideo Medien GmbH

Archive (2020) | © EuroVideo Medien GmbH

Ein Film für Freunde von „Moon“

Filme wie „Archive“ sind aus unserem kollektiven Filmbewusstsein verschwunden. Da gibt es nur noch die großen Blockbuster, basierend auf bereits bekannten Marken, sowie kurzlebige Netflix-Eigenproduktionen. Der Rest geht vollkommen unter. Vor ein paar Jahren war das noch anders. Da konnten Filme wie „Moon“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen. Tatsächlich hat mich „Archive“ stark an Duncan Jones‘ Sci-Fi-Hit erinnert. Speziell was das Produktionsdesign angeht, das auch der Welt von „Alien“ oder „Blade Runner“ hätte entspringen können, aber auch aufgrund der ruhigen und angenehm unaufgeregten Erzählweise samt dem Gefühl der Isolation. Kein Wunder, hat Regisseur Gavin Rothery doch im Designteam von „Moon“ mitgearbeitet.

Aufgrund der Roboterthematik musste ich auch an Alex Garlands „Ex Machina“ denken, der jedoch deutlich wuchtiger daherkommt. Gavin Rotherys Regiedebüt ist dagegen sehr zurückhaltend erzählt und bietet wundervolle handgemachte Effekte. Die Welt von „Archive“ ist zwar klein, doch so liebevoll gestaltet, dass sie einfach echt wirkt. Mich hat der Film wirklich sehr begeistert. Einzig die finale Wendung, die ich während des letzten Drittels bereits häufiger vermutet hatte, hätte es in meinen Augen nicht gebraucht. Sie funktioniert und ist emotional, doch wäre die Aussage des Films ohne stärker gewesen. Dennoch definitiv ein Ergebnis, das sich kein Sci-Fi-Fan entgehen lassen sollte.

Fazit

Wie bereits festgestellt, hat es ein kleines Sci-Fi-Drama, wie „Archive“, heute schwer sein Publikum zu finden. Deshalb sei euch die Sichtung dringend ans Herz gelegt. Wer nicht in die empfehlenswerte Blu-ray investieren will, kann den Film momentan auch kostenlos auf Prime Video sehen. Falls ihr reinschaut, lasst doch einmal hören, wie er euch gefallen hat. Eine dicke Empfehlung: 8/10 Punkte.

The Hunt (2020)

Der heutige Tag ist wie Sand zwischen meinen Fingern zerronnen. Unfassbar. Da war der letzte Lauf des Monats noch das größte Highlight. Als es dann Zeit für den Filmabend war, hatte ich einmal wieder Lust auf etwas Härteres und habe deshalb „The Hunt“ in den Player geschoben. Im Vorfeld wusste ich nicht viel über den Film, weshalb er mich positiv zu überraschen wusste… 🐷

The Hunt (2020) | © Universal Pictures Germany GmbH

The Hunt (2020) | © Universal Pictures Germany GmbH

Wendungsreich und auf seine Art unterhaltsam

„The Hunt“ macht wahrlich keine Gefangenen. Bereits im Prolog spritzt das Blut und es wird die Stimmung für die kommenden 90 Minuten gesetzt. Trotz aller Härte wahrt der Film eine ironische Distanz zur Gewalt, was ich in dieser Form zuletzt in „Scream“ so erlebt habe. Speziell das Finale hat mich in seiner Inszenierung stark an Wes Cravens Horror-Meilenstein erinnert. Auch inhaltlich besitzt „The Hunt“ mehrere Ebenen und es gibt etliche Wendungen, welche uns das bisher Erlebte reflektieren lassen. Dabei schießen sich Damon Lindelof und Nick Cuse (beide u.a. bekannt für „The Leftovers“) nicht auf eine Gruppe ein, sondern jeder bekommt sein Fett weg.

Die Mischung aus satirischen und sozialkritischen Elementen, wirklich harter Gewalt und einem unglaublichen Tempo, machen den Film unfassbar unterhaltsam. Zumindest wenn man sich darauf einlassen kann. Eine wirkliche Entdeckung ist auch Betty Gilpin, die ich zuvor noch überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Auch in „The Hunt“ muss sie sich erst ins Scheinwerferlicht kämpfen, denn alle anderen scheinbaren Hauptfiguren ergeht es wie Marion Crane und man muss sich als Zuschauer alle paar Minuten neu orientieren. Wie an vielen anderen Stellen, spielt der Film hier gekonnt mit den Erwartungen seines Publikums.

Fazit

Auch wenn „The Hunt“ vor allem dafür bekannt ist, dass er einer der ersten Filme war, die der ersten Corona-Welle zum Opfer gefallen sind, so lohnt sich eine Sichtung auch ein gutes Jahr nach dem kurzen Hype. Ob er beim zweiten Mal, wenn die Überraschungen bekannt sind, noch genauso gut funktioniert, vermag ich nicht zu sagen. Diese erste Sichtung war auf jeden Fall extrem unterhaltsam: 8/10 Punkte.

Breaking Surface: Tödliche Tiefe (2020)

Nach dem Filmjahr 2020 ist vor dem Filmjahr 2021. Um dieses zu starten, habe ich mir gestern „Breaking Surface: Tödliche Tiefe“ angeschaut, der noch ganz frisch in meiner Sammlung ist. Da ich bekanntermaßen auf Unterwasserfilme stehe, ist auch dieser auf meinem Radar aufgetaucht und wollte sogleich gesehen werden… 🤿

Breaking Surface (2020) | © Koch Media GmbH

Breaking Surface (2020) | © Koch Media GmbH

Tolles Setting und spannend, aber maues Drama

Wie toll sieht bitte „Breaking Surface“ aus? Die norwegische Landschaft wird großartig eingefangen. Da habe ich direkt Fernweh bekommen. Kein Wunder nach diesem Jahr. Wir werden schnell mit den Figuren vertraut gemacht, es gibt einen kurzen Flashback, der die Konstellation in der Familie klar macht und los geht es. Und zwar mit einem Tauchtrip, den zwei Schwestern, da die Mutter krank ist, alleine unternehmen. Die jüngere Schwester ist Berufstaucherin und gerade diese wird von einem herabfallenden Felsbrocken auf 33 Meter Tiefe eingeklemmt. Die ältere Schwester, eine reine Hobbytaucherin, muss nun für Hilfe sorgen. Soweit die simple, aber ungeheuer effektive Prämisse. Genau meine Art von Film, oder?

Tatsächlich mochte ich das Setting und den Spannungsaufbau sehr gerne. Was für mich dagegen überhaupt nicht funktioniert hat, ist das Drama im Hintergrund bzw. haben die teils dämlichen Entscheidungen der großen Schwester stark an meinen Nerven gezerrt. Klar ist das eine Extremsituation, doch wurde die Gefahrensituation, so zumindest mein Gefühl beim Schauen, künstlich auf die Spitze getrieben, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Fun fact am Rande: Der Regisseur wollte ursprünglich ein Kletterdrama inszenieren, aber hat ihm dort die tickende Bombe (also die zeitliche Komponente) gefehlt, weshalb er aus der Idee ein Tauchdrama machte.

Fazit

Trotz seiner Schwächen hatte ich viel Spaß mit „Breaking Surface“. Der Film dauert ja auch nur ca. 80 Minuten, was auch genau die richtige Laufzeit für diese Art von Film ist. Dennoch werde ich mir den Film kein zweites Mal anschauen, da die Spannung nun weg ist und der Weg zum Ziel leider nicht so gelungen gestaltet wurde, wie ich mir das erhofft hatte: 6/10 Punkte.

Onward: Keine halben Sachen (2020)

Nachdem wir gestern keinen Filmabend mit der ganzen Familie hatten, musste natürlich heute zum Ende der Herbstferien noch einer veranstaltet werden. Pixars „Onward: Keine halben Sachen“ wollten wir eigentlich im Kino sehen, doch dann kam Corona und alle Pläne dieser Art waren dahin. Nun habe ich mir jedoch endlich die 3D-Blu-ray zugelegt und wir haben das Kino einfach nach Hause geholt… 👖💎🐉⚔

Onward: Keine halben Sachen (2020) | © Walt Disney

Onward: Keine halben Sachen (2020) | © Walt Disney

Ein wundervolles Coming-of-Age-Abenteuer

Zunächst einmal ist mir aufgefallen, wie unfassbar perfekt „Onward“ technisch umgesetzt ist. Vielleicht ist mir dieser Umstand deshalb so sehr aufgefallen, weil ich in letzter Zeit mit „Shrek“ und Co. doch einige Animationsfilme gesehen habe, die bereits ein paar Jahre auf dem Buckel haben. „Onward“ sieht in vielen Szenen fotorealistisch aus, was in Kombination mit den fantastischen Elementen für ein extrem immersives Gefühl sorgt. Auch das dezent und doch äußerst effektiv eingesetzte 3D trägt zu dieser Wirkung bei. Audiovisuell ist das moderne Fantasy-Abenteuer somit eine Wucht. Doch wie sieht es inhaltlich aus?

Ach, Pixar. Du schaffst es doch immer wieder, all die richtigen Knöpfe bei mir zu drücken. Eine Coming-of-Age-Geschichte, kombiniert mit dem Tod des Vaters und nostalgisch angehauchtem Eskapismus. Was kann man daran nicht lieben? Der Kniff, nur den Unterleib des Vaters zurückzubringen ist großartig! Die zugehörige Auflösung am Ende hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Oh man, Pixar, wie machst du das nur immer wieder? Hinzu kommt die klassische Heldenreise, die hier beinahe schon als Metakommentar zu lesen ist, und dabei doch unglaublich wahrhaftig wirkt. Durch das Thema und die jugendlichen Protagonisten wirkt „Onward“ deutlich weniger kindlich als viele andere Animationsfilme und ist dennoch für Kinder bestens geeignet. Sowohl das Zappelinchen als auch der Zwergofant waren mehr als begeistert.

Fazit

Ich finde es wirklich schade, dass „Onward“ durch die Corona-Krise so hart getroffen wurde und nun sein Dasein auf Disney+ fristen muss. Freunden von haptischen Medien sei gesagt, dass die Blu-ray-Box inklusive Bonus-Disc gar wunderbar gelungen ist. In jeder Hinsicht eine dicke Empfehlung. Bei der nächsten Sichtung könnte sogar noch locker ein Punkt mehr drin sein: 9/10 Punkte.

Borat Subsequent Moviefilm (2020)

Nachdem der Rest der Familie nach unserem Halloween-Filmabend recht schnell ins Bett verschwunden ist, habe ich mir noch „Borat Subsequent Moviefilm“ angesehen. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut, da mich der Vorgänger „Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan“ erst letzte Woche ziemlich zu begeistern wusste und ich seitdem ein wenig den Sacha-Baron-Cohen-Kosmos auf YouTube abgetaucht bin. 🐒

Borat Subsequent Moviefilm (2020) | © Amazon Prime Video

Borat Subsequent Moviefilm (2020) | © Amazon Prime Video

Witzig, abstoßend und erstaunlich versöhnlich

Der Nachfolger des 2006er Hits ist vor ein paar Wochen ziemlich spontan auf Prime Video gelandet. Das war für mich auch der Auslöser, mich mit der Figur vertraut zu machen. Natürlich kann Borat 2020 nicht mehr so überraschen, wie dies noch 14 Jahre zuvor der Fall gewesen ist. Dies wird im Film auch thematisiert und recht schlau in die Handlung eingebunden. War Cohen 2006 noch mit dem Schauspieler Ken Davitian unterwegs, hat er dieses Mal Maria Bakalova an seiner Seite, die seine Tochter Tutar verkörpert. Sie ist dabei genauso entlarvend wie Borat selbst. Höchster Respekt an die junge Schauspielerin. Wie Cohen selbst geht sie absolut furcht- und schmerzlos vor, was den Film in großen Teilen deutlich voranbringt.

Auch wenn „Borat Subsequent Moviefilm“ vor allem aufgrund seiner Szenen mit Mike Pence und Rudy Giuliani in den Medien ist, so sind diese für mich jedoch eher dazu da, die Geschichte bzw. die Beziehung zwischen Borat und seiner Tochter voranzubringen. Die wirklich entlarvenden Konfrontationen entstehen im Dialog mit der einfachen Bevölkerung und sind auch deshalb wieder so bitter. Doch es ist die Figur von Borat und ihre Entwicklung, die im zweiten Teil fast schon als versöhnlich zu bezeichnend ist. Wenn er und Tutar am Ende gemeinsam vor der Kamera stehen, dann wird einem als Zuschauer warm ums Herz. Bei einem Film mit diesem Konzept absolut erstaunlich, was auch die große Kunst Sacha Baron Cohens ist.

Fazit

Auch wenn „Borat Subsequent Moviefilm“ nicht mehr so frisch wirkt (und auch nicht so wirken kann), wie der Vorgänger, so geht er doch wieder genau dahin, wo es schmerzt. Cohen verpackt aktuelle gesellschaftspolitische Themen so schlau und unterhaltsam, dass es einfach nur großartig ist: 8/10 Punkte.

Das Dilemma mit den sozialen Medien – OT: The Social Dilemma (2020)

Nachdem ich mich lange dagegen gesträubt hatte, habe ich seit ca. zwei Wochen auch einen Netflix-Account. In erster Linie wegen Serien (ganz konkret „Dark“), doch somit bin ich letztendlich auch in den Genuss von „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ bzw. „The Social Dilemma“ gekommen. Ob sich der Dokumentarfilm denn lohnt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… 💻📱👍

Das Dilemma mit den sozialen Medien (2020) | © Netflix

Das Dilemma mit den sozialen Medien (2020) | © Netflix

Ein wichtiges Thema unterhaltsam aufbereitet

Rein inhaltlich muss ich gestehen, dass „The Social Dilemma“ keine neuen Informationen für mich bereit gehalten hat. Ich arbeite selbst in einem Software-Unternehmen und habe beruflich mit Social-Media-Werbung, YouTube-Algorithmen, Growth-Hacking usw. zu tun. Die Mechanismen, Chancen und Gefahren sind mir bekannt. Auch privat bewege ich mich, wie vermutlich die meisten von euch, in sozialen Netzwerken. Selbst wenn ihr nur Google oder YouTube nutzt. Der Skandal rund um Cambridge Analytica hat mir gezeigt, was die Manipulation von Nutzern in der realen Welt und abseits des Online-Marketings bewirken kann. Mit dem Schritt des Zappelinchens in die digitale Welt (wenn auch ohne Social-Media-Apps) wurde ich erneut für das Thema sensibilisiert.

Tatsächlich richtet sich die Netflix-Doku wohl am ehesten an Menschen, die eine grobe Vorstellung von den Mechanismen haben, sie aber noch nicht im Detail verstehen. Die Interviews fand ich spannend und größtenteils authentisch, die dramatisierten Spielszenen dagegen reichlich albern (Vincent Kartheiser aus „Mad Men“ spielt eine Künstliche Intelligenz in drei Ausführungen). Es ist letztendlich hochwertig produziertes Edutainment, das sich größtenteils auf die kritischen Aspekte konzentriert und diese verständlich aufbereitet. Ein wichtiges Thema, das durch die Doku hoffentlich auch ein paar Zuschauer erreicht, die sich bisher noch nicht viele Gedanken zu ihrem Nutzungsverhalten gemacht haben. Auch für mich war es erneut ein Anstoß, denn auch ich tappe immer wieder in die Falle.

Fazit

Auch wenn „The Social Dilemma“ für mich inhaltlich nichts Neues zu bieten hatte, so fand ich die Informationen doch gut aufbereitet. Die Dramatisierungen hätten sich die Macher sparen können, aber vielleicht helfen sie technisch weniger versierten Zuschauern die Zusammenhänge besser zu verstehen. Ironischerweise operiert Netflix natürlich ebenso nach dem Prinzip, ihre Nutzer möglichst lange an den Screen zu binden. Aber das wird natürlich nicht thematisiert. Dennoch lohnenswert und erhellend: 8/10 Punkte. 📴