Vormittags noch unzählige Fahrräder Probe gefahren, nachmittags den 4. Geburtstag des Neffen gefeiert. Was gibt es Schöneres als solch einen vollgestopften Tag mit einem gelungenen Film zu beenden? Heute frisch in der Post gewesen, ist Alex Garlands „Ex Machina“ auch sofort in den Player gewandert. Eigentlich wollte ich den Film schon damals im Kino sehen, dann wurde er mir auch noch von einem Freund ans Herz gelegt – es wurde als höchste Zeit den Sci-Fi-Thriller nachzuholen…
Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das mich – zumindest filmisch gesehen – schon seit jeher stark beschäftigt: von „Blade Runner“, „Alien“ und „The Terminator“ bis hin zu „The Matrix“ und „A. I. – Artificial Intelligence“ oder „Her“. In all diesen Filmen spielt Künstliche Intelligenz eine mehr oder weniger prominente Rolle. Umso gespannter war ich auch, was nun Alex Garland in seinem Regiedebüt daraus macht. Der häufig mit Danny Boyle arbeitende Drehbuchautor ist mir vor allem für seine oft im letzten Drittel qualitativ abfallenden Skripte bekannt: Sowohl „The Beach“ als auch „28 Days Later“ und „Sunshine“ schwächeln ausgerechnet auf der Zielgeraden, was tatsächlich auch ein wenig auf „Ex Machina“ zutrifft. Doch besitzt auch dieses Finale eine zweite Ebene, mit der ich mich durchaus anfreunden kann.
Garlands kühle Bilder unterstreichen perfekt die kammerspielartige Klaustrophobie, der sich die Charaktere ausgesetzt sehen. Diese bedrückende Atmosphäre wird umso stärker spürbar, da brachial lebendig wirkende Naturmotive immer wieder dem kalten, technokratischen Labor gegenübergestellt werden. Man fühlt sich als Zuschauer zusammen mit dem von Domhnall Gleeson („About Time“) gespielten Caleb wirklich nicht wohl in dieser Welt. Und doch geht eine Faszination von der gezeigten Technik aus, die letztendlich in Ava (Alicia Vikander) gipfelt. Während der ersten beiden Drittel wusste ich auch nicht so recht, in welche Richtung sich der Film denn wohl bewegen würde. Ich hatte so meine Vermutungen – und es sollte sich herausstellen, dass Caleb die gleichen Ideen hatte. Wir beide lagen falsch.
Das endgültige Finale rutschte mir inszenatorisch ein wenig zu sehr in Richtung Horror ab, auch wenn es inhaltlich nur konsequent und folgerichtig war. Man spürt den typischen Garland-Stolperer und doch komme ich nicht umhin, es als gelungen zu bezeichnen. Ich bin mir auch sicher, dass ich in den kommenden Tage noch oft an den Film werde denken müssen. Mein größter Kritikpunkt ist, dass Nathan (Oscar Isaac) gegen Ende die Züge eines klischeehaften Bösewichts trägt. Vielleicht sind das aber auch die logischen Folgen seines Gott-Komplexes. Gerade weil der Film an dieser und anderen Stellen noch weiter zum nachdenken anregt, möchte ich ihn mit der besseren der beiden möglichen Punktzahlen belohnen. Weiter so, Mr. Garland: 9/10 Punkte.