127 Hours (2010)

Danny Boyle ist zurzeit wohl einer der wandlungsfähigsten Filmemacher. Egal ob stilbildender Drogenfilm, Zombie-Schocker oder Science-Fiction. Der Mann fühlt sich in jedem Genre zu Hause. Mit „Slumdog Millionär“ schuf er vor zwei Jahren sogar den großen Abräumer bei den Acadamy Awards. Auch sein jüngstes Werk „127 Hours“ ist bei der Kritik größtenteils gut angekommen und Danny Boyle erschließt für sich damit abermals ein neues Genre. Man darf gespannt sein, was uns der Mann in Zukunft noch bescheren wird.

Nun aber zum Film, der hier besprochen werden soll: Die Geschichte von „127 Hours“ hat mich schon gereizt als ich das erste Mal davon hörte. Zum einen das Abenteuer und die wahre Begebenheit als Grundlage, die mich augenblicklich an den grandiosen „Into the Wild“ denken ließ. Zum anderen das begrenzte Setting und ein Schauspieler, der den gesamten Film tragen muss. Nicht zuletzt hat für mich auch die Regie einen großen Teil des Interesses ausgemacht. Was wird Danny Boyle wohl aus diesem Einpersonenstück zaubern? Ein intimes Rührstück? Wird die Prämisse nur Grundlage für eine größere Geschichte werden? Welchen Filmstil wird er wählen? Letztendlich hat „127 Hours“ dann ziemlich genau das geliefert, was man sich erhoffen durfte.

James Franco spielt den unbedachten Abenteurer Aaron Ralston wirklich äußerst überzeugend. Man kann mit ihm mitfühlen. In manchen Szenen sogar viel zu gut. Die digitale Handkamera bleibt stets sehr nah an der Hauptfigur. Normalerweise mag ich den überaus digitalen Look nicht, doch hier wird die – im wahrsten Sinne des Wortes – festgefahrene Situation durch die dynamische Kameraarbeit sehr effektiv aufgelockert. Auch der kunterbunte Prolog hat mir ausgezeichnet gefallen. Man lernt Aaron Ralston somit in seiner natürlichen Umgebung kennen und weiß, dass er trotz seines Übermuts ein erfahrener Kletterer ist.

Die Szenen im Canyon werden schließlich durch kurze Erinnerungsfragmente aufgebrochen, was oft etwas plakativ wirkt, doch ebenso ziemlich realistisch. Wer kennt diese kurzen Gedankenfetzen in Extremsituationen oder kurz vor dem Einschlafen nicht? Rein inszenatorisch gesehen nutzt Danny Boyle diese Szenen natürlich auch, um  das recht begrenzte Szenario aufzufrischen. Ich möchte ihnen jedoch keinesfalls ihren dramaturgischen Wert absprechen.

„127 Hours“ ist nach dem beinahe schon epischen „Slumdog Millionär“ ein eher kleiner und persönlicher Film, der jedoch so packend und mitreißend inszeniert wurde, dass er Boyles Oscar-Gewinner in nahezu nichts nachsteht. Die berüchtigte Amputationsszene empfand ich auch als sehr schwer anzusehen, doch war diese drastische Darstellung meiner Meinung nach nötig für den Film. In oberflächlichem Gore badet Boyle glücklicherweise zu keinem Zeitpunkt und der beinahe schon übermenschliche Eingriff wird auch nicht verharmlost.

In meinen Augen ist es Danny Bolye und James Franco gelungen aus einer kammerspielartigen Ausgangssituation ein mitreißendes und vor allem lebendiges sowie hoffnungsvolles Abenteuerdrama zu schaffen. Teils anstrengend, teils befremdlich, doch stets sehenswert. Sicher nicht Boyles bester Film, doch mit Sicherheit das Beste, was man aus der begrenzten Prämisse herausholen kann: 8/10 Punkte.

Run, Fatboy, Run (165)

Nachdem gestern im Zuge der Feierlichkeiten doch etwas mehr gegessen und getrunken wurde, war meine Motvation heute morgen einmal wieder im Keller. Schon seltsam, dass ich diese Woche trotz Urlaub immer nur abends zum Laufen komme. Aber egal, immerhin habe ich mich aufgerafft, wenngleich ich – aufgrund meiner spontanen Streckenwahl – dieses Mal nicht ganz auf meine angepeilten 10 km gekommen bin.

Distance: 8.81 km
Duration: 00:49:05
Avg Speed: 10.8 km/h
Avg Pace: 5:34 min/km
Energy: 702 kcal

Der Lauf war auf jeden Fall sehr gelungen: Sonnenschein, angenehme Temperaturen und exzellente Unterhaltung im Ohr. Morgen werde ich mir aufgrund diverser Freizeitaktivitäten mit dem Töchterchen eine Auszeit nehmen, doch bevor sich auch diese Urlaubswoche viel zu früh ihrem Ende neigt, werde ich mich noch einmal in die Laufschuhe schwingen.

Im Ohr: Sneakpod #196 – Roller Girl / Lorscher Triathlon

Das Wörterbuch des Viktor Vau (Gerd Ruebenstrunk)

Bisher habe ich meine Urlaube auch immer stets dazu genutzt viel zu lesen. Seit dem Eintritt ins Berufsleben bleibt dafür im Alltag nämlich nicht mehr allzu viel Zeit übrig. In meinem letzten Urlaub jedoch habe ich nicht einmal ein einziges Buch komplett gelesen. An der Qualität von Gerd Ruebenstrunks „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ liegt dies glücklicherweise nicht, denn wenn es danach ginge, hätte ich das Buch wohl schon am ersten Tag verschlungen. Doch da hat Herr Ruebenstrunk wohl nicht mit meiner Tochter gerechnet, die mich während des Urlaubs keine Sekunde aus den Augen lassen wollte. Mit Rückkehr in die heimischen vier Wände konnte ich die Geschichte um Viktor Vau nun endlich zuende verfolgen.

Zunächst dachte ich ja, dass es sich bei „Das Wörterbuch des Viktor Vau“ um einen leichten Jugendroman mit Fantasyanleihen handelt. Weit gefehlt. Gerd Ruebenstrunk erzählt die Geschichte einer Gesellschaft, die deutliche Parallelen zu George Orwells „1984“ aufweist. Anfangs fällt es noch schwer den diversen Handlunsebenen zu folgen bzw. diese korrekt in Bezug auf die Gesamtgeschichte einzuordnen. Manche Beschreibungen (z.B. die des fiktiven afrikanischen Staates Dagombé) sind beinahe schon so detailliert, dass man vermutet Ruebenstrunk habe die eigentliche Geschichte aus den Augen verloren. Dann jedoch laufen die Erzählfäden wieder zusammen und es wird ein umfassendes Bild geschaffen, dessen theoretische Grundlage sowohl faszinierend, als auch erschreckend ist.

Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht mehr über den Inhalt verraten, denn jedes Wort zuviel würde nur die Gefahr bergen einige der diversen Wendungen vorwegzunehmen. Dennoch möchte ich den Roman jedem Leser ans Herz legen, der andersartige und intelligente Unterhaltung zu schätzen weiß. Wenn man erst einmal in die Geschichte eingetaucht ist, dann bietet sie einen wahren Fundus an Ideen und Konzepten, über die man selbst noch lange nachdenken kann. Ein äußerst gelungenes Lesevergnügen: 9/10 Punkte.

29 + 2 oder Zeitmaschine gewünscht

Schon wieder? Tatsächlich? Irgendetwas muss da mit meiner Zeitwahrnehmung falsch laufen. Einerseits kommt es mir so vor, als hätte mich die dritte Null erst vorgestern eingeholt, andererseits hätte man aus dem letzten Jahr – sowohl beruflich, als auch insbesondere privat – locker drei Jahre machen können.

Auch wenn ich dieses Jahr – wie man hier sehr schön erkennen kann – erneut äußerst großzügig beschenkt wurde, so sollte ich für das kommende Jahr wohl eine Zeitmaschine bzw. eher einen Zeitdehner auf den Wunschzettel setzen. Zum einen hätte ich dann die Zeit, um all die wunderbaren Filme zu sichten, zum anderen könnte ich meine aus dem Ruder gelaufene Zeitwahrnehmung wieder einpegeln und – nicht zu vergessen – mehr Zeit für Famile und Freunde herausschlagen, die meines Empfindens nach stets zu kurz kommen.

Ich bin nun äußerst gespannt, was das eben gestartete 32. Lebensjahr so für mich bereit halten wird. Spannend wird es so oder so. Es wird kaum Zeit zum Luft holen bleiben und ehe ich mich versehe, werde ich den Eintrag für den kommenden Geburtstag schreiben. Dann hoffentlich mit einem großen Bild der gewünschten Zeitmaschine.

Run, Fatboy, Run (164)

Der erste Lauf nach dem Urlaub. Der erste Lauf nach 5 Tagen Schlemmerei, Alkoholgenuss und Faulenzen. Irgendwann musste es ja soweit sein. Eigentlich wollte ich ja schon ganz früh durchstarten, doch ein paar Bier gestern Nacht haben meine Motivation heute morgen dann doch ganz gut im Zaum gehalten. Das später folgende Kaffeetrinken inklusive Torte hat mich den Lauf dann auf den Spätnachmittag verschieben lassen.

Distance: 10.20 km
Duration: 00:58:54
Avg Speed: 10.3 km/h
Avg Pace: 5:47 min/km
Energy: 811 kcal

Mit der Zeit bin ich eigentlich ganz zufrieden. Letztendlich genauso schnell oder langsam, wie vor dem Urlaub. Im ersten Drittel habe ich allerdings – besonders bei den Steigungen – schon gespürt, dass ich es mir die letzten Tage schon recht gut habe gehen lassen. Ich bin allerdings guter Dinge, dass sich das wieder einspielt – auch wenn die kommende Woche nicht weniger kalorienreich ausfallen dürfte… 😉

Im ersten Ohr: Sneakpod #195 – Mein bester Feind
Im zweiten Ohr: Nerdtalk Episode 217 – Exklusiv: Nerdtalk im Interview mit Matthias Schweighöfer und Elyas M’Barek

Cliffhanger: Nur die Starken überleben (1993) (WS1)

Da ich nach meinem Urlaub jetzt schon wieder die Berge vermisse, musste dringend Abhilfe gefunden werden. Welcher Film bietet sich da mehr an, als Renny Harlins „Cliffhanger“ mit Sylvester Stallone und John Lithgow? Keiner, ganz genau. Zudem liegt die letzte Sichtung auch schon wieder 5 Jahre zurück, was die Entscheidung für den 90er Jahre Actionkracher umso leichter machte.

Ich liebe es wie herrlich altmodisch der Film daherkommt – und das obwohl er damals mit den aufwendigsten Stuntszenen aufwarten konnte und neueste VFX-Techniken zum Einsatz kamen. Dennoch strahlt der Film eine sehr handgemachte Atmosphäre aus, was durch die brutalen Actioneinlagen nur noch unterstrichen wird. Da die Geschichte beinahe schon vernachlässigbar simpel – aber dennoch überzeugend und spannend – ist, hat sich Renny Harlin größtenteils auf die grandiose Naturkulisse verlassen, die auch enorme Schauwerte bietet.

Der Film sieht auch heute noch fantastisch aus und wird zur nächsten Sichtung garantiert auf Blu-ray angeschafft. Einige Einstellungen lassen zwar ihre Studioherkunft nicht verleugnen, doch sind mir diese weit weniger störend aufgefallen, als noch bei der letzten Sichtung. Überhaupt hat mich die Handlung dieses Mal wieder sehr mitgerissen, was vielleicht auch daran lag, dass ich den Film wohl zum ersten Mal im englischen Originalton gesehen habe.

Renny Harlin ist mit „Cliffhanger“ wahrlich ein Actionmeisterwerk gelungen. Sicher nichts was sehr lange in Erinnerung bleibt, doch mit jeder Sichtung eine verdammt unterhaltsame Achterbahnfahrt mit einem herrlichen Bösewicht und fantastischen Bildern. Auch Trevor Jones Score ist nicht zu unterschätzen und rundet das Gesamtbild stimmig ab. Sollte man als Actionfreund ruhig öfter als alle 5 Jahre einmal sehen: 8/10 Punkte.