Wieder ist es einer Serie gelungen, beinahe meine komplette Feierabendaufmerksamkeit™ auf sich zu ziehen. Die Rede ist von „Friday Night Lights – Season 2“, die ich innerhalb von nur zwei Wochen verschlungen habe. Interessanterweise war besonders die erste Staffelhälfte bedeutend schwächer als das großartige erste Jahr der Serie, was die Sogwirkung jedoch kaum beeinträchtigen konnte. Umso bedauerlicher, dass aufgrund des 2007/2008er Autorenstreiks nur 15 Episoden produziert wurden, worunter gerade die starke zweite Hälfte zu leiden hatte. Spoiler sind zu erwarten.
Was nun folgt ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, dennoch fand ich es schade, dass eine Serie, die sich bisher durch feine Charakterzeichnung auszeichnete, nun auf eher grobschlächtigen Pfaden wandelte – doch von Anfang an: Coach Taylor hat tatsächlich den University Football Coaching Job angenommen, was ich für eine mutige Entscheidung hielt. Das Grundgefüge der Serie wird zunächst aufgebrochen und es entwickeln sich neue Spannungen mit einer interessanten Dynamik zwischen den Figuren. Leider jedoch übertreiben es die Autoren hier teils, was dazu führte, dass ich manchmal das Gefühl hatte in einer komplett anderen Serie zu sein.
Die größten WTF-Momente hatte für mich eindeutig der Handlungsstrang rund um Landry und Tyra. Während der ersten Staffel fand ich Landrys Bemühungen um Tyra wirklich unterhaltsam. Der typisch nette Typ eben, der versucht beim heißesten Mädchen der Schule zu landen, das zudem nicht allen Highschool-Klischees entspricht. Eine nette kleine Nebenhandlung. Zu Beginn der zweiten Staffel verändert sich die Dynamik jedoch schlagartig als Landry einen Vergewaltiger erschlägt und zusammen mit Tyra dessen Leiche entsorgt. Irgendwie mochte sich dieser Handlungsstrang für mich nicht harmonisch in die Serie einfügen. Auch so manche daraus resultierenden Entscheidungen (z.B. von Landrys Vater) wirkten seltsam – besonders da nach Auflösung des Konflikts alles wieder auf den Status quo zurückkehrt.
Auch andere Handlungselemente waren teils nicht mehr so durchdacht wie im ersten Jahr, doch gab es – besonders in der zweiten Staffelhälfte – einige großartige Szenen. Besonders mochte ich wieder alle Handlungsstränge rund um Coach Taylor sowie den Charakterbogen von Smash Williams. Selbst die schwächer geschriebenen Figuren haben aufgrund großartiger Schauspieler und der unmittelbaren Inszenierung Spaß gemacht. Mit „Leave No One Behind“ gab es gegen Ende sogar noch einen waschechten 10 Punkte-Kracher, was die Tatsache des fehlenden Staffelfinales umso tragischer wirken ließ. Immer noch sehr gut, doch nach dem herausragenden ersten Jahr hätte ich mir (noch) mehr erwartet: 8/10 (8.4) Punkte.