Teils finde ich Filme, die auf einer wahren Begebenheit beruhen faszinierend, teils schreckt mich solch ein realer Hintergrund eher ab. Als ich das erste Mal von „The Impossible“ hörte, fand ich die Geschichte interessant – und auch den zeitlichen Abstand zur Tsunami-Katastrophe von 2004 inzwischen passend gewählt. Der Trailer versprach bereits eine sehr emotionale Geschichte, doch war er nur ein schwacher Vorbote dessen, was der Film letztendlich auslösen sollte…

Ich hatte im Vorfeld kaum Kritiken gelesen und nahm nur einzelne Tendenzen wahr, wobei mir am ehesten die negativen Aspekte in Erinnerung blieben: Kritik daran ausgerechnet das Schicksal einer priviligierten westlichen Familie zu zeigen, die Einwohner Thailands als Nebenfiguren abzustempeln, eine zu manipulative Inszenierung usw. Letztendlich hat man sich bei „The Impossible“ dafür entschieden das Einzelschicksal einer Familie zu zeigen, die überlebt hat – und diese war eben priviligiert und stand im Zentrum ihrer Geschichte. Das ist der Ansatz des Films. Natürlich hätte man auch eine globalere Perspektive wählen können, doch dann wäre es eine ganz andere Art von Film geworden.
Was die Art der Inszenierung angeht, so ist sie voll und ganz darauf ausgerichtet Emotionen beim Zuschauer auszulösen. Ist das manipulativ? Sicher, doch Film ist eben Manipulation. Ich hatte während der gesamten knapp zwei Stunden kaum ein paar Minuten trockene Augen, doch sollte man das dem Film zu Vorwurf machen? Auch mich verärgern Filme, die auf Teufel komm raus Emotionen wecken wollen, doch nahm ich Ewan McGregor und Naomi Watts ihre emotionale Tour de Force zu jeder Sekunde ab und war einfach bei ihren Charakteren – ganz genauso, wie bei denen der exzellenten Kinderdarsteller. Da kann ich mir die härtesten Horror-Filme ohne große Gefühlsregungen anschauen, doch das Schicksal dieser fünfköpfigen Familie hat mich an der Sofakante gehalten und Fingernägel gekostet. Manipulation des Zuschauers? Sicher! Und was für eine…
Die Schauspieler sind großartig, die Inszenierung unglaublich nah am Geschehen dran – und dabei nicht nur bombastisch, sondern auch emotional aufwühlend. Leider kann das Drehbuch nicht mit dem Rest mithalten und so gab es ein paar Dialogzeilen, die doch recht forciert wirkten und offensichtlich nur zur Klärung diverser Umstände (z.B. beruflicher Hintergrund der Hauptpersonen) im Film landeten. Mit ein wenig mehr Feinschliff hätte hier noch ein großer Mehrwert geschaffen werden können.
Insgesamt hat mich „The Impossible“ wohl weniger unterhalten, als mitgerissen – wie absolut passend für diesen Film. Eine Welle der Emotionen, aus der ich so schnell nicht auftauchen konnte. Vielleicht liegt es an meiner Rolle als Vater, doch fand ich etliche Szenen einfach nur herzzerreißend – herzzerreißend beängstigend, herzzerreißend traurig und herzzerreißend schön. Ein kraftvoller Film, der inszantorisch aus dem Vollen schöpft, um eine einfache und doch umso packendere Geschichte zu erzählen: 8/10 Punkte.