Eine Reise in die Vergangenheit

Den heutigen Nachmittag habe ich damit verbacht, mich im Haus meiner Eltern durch verstaubte Kisten zu wühlen und die Erinnerungen an meine Kindheit in aufheben und wegschmeißen zu sortieren. Kein leichtes Unterfangen, doch darum soll es hier nicht gehen. Beim Stöbern bin ich auch auf Relikte meiner Computer- bzw. Videospiel-Karriere gestoßen, die eine ganze Flut an Erinnerungen ausgelöst haben…

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Angefangen hatte bei mir alles mit einem C64, der auch heute noch samt Floppy-Drive, Monitor und Nadeldrucker im Keller meiner Eltern steht. Natürlich war mein Hauptargument damals ihn für die Schule und für Hausaufgaben benutzen zu wollen. Eh klar. Wie ich die unzähligen Spielesammlungen (bei denen ein Spiel schlechter als das andere war, die man aber dennoch bis zum Umfallen gespielt hat) erklärt habe, weiß ich heute allerdings nicht mehr…

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Nachdem sich meine Eltern anscheinend daran gewöhnt hatten, dass ich sowieso nur zum Spielen vor dem Rechner sitze, bekam ich Weihnachten 1992 tatsächlich ein SNES geschenkt. Damit sollte eine neue Ära anbrechen. Gefühlt fotorealistische Grafik und Spiele die plötzlich Sinn machten. Das Problem war nur: es gab nicht mehr 30 Spiele für 15 DM – plötzlich sollten die Dinger 150 DM pro Spiel kosten! Somit war eisernes Sparen angesagt – und vielleicht weiß ich diesen Abschnitt meiner persönlichen Videospielgeschichte heute deshalb noch so zu schätzen: weil jedes einzelne Spiel verdient werden wollte – und sei es nur durch eiserne Überredungskünste im Vorfeld von Geburtstagen.

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Nach einer kurzen, aber intensiven Phase mit meinem geliebten Super Nintendo kam pünktlich zu meiner Konfirmation der Wunsch nach einem PC auf. Also habe ich die Nintendo-Konsole verkauft (was ich heute sehr bereue) und all mein Geld in meinen neuen Pentium 75 mit irrwitzigen 16 MB Arbeitsspeicher und einer gigantischen 850 MB Festplatte gesteckt. Man will sich ja nicht lumpen lassen. Der Umstieg vom SNES-„Wing Commander“ zum brandneuen „Wing Commander III: Heart of the Tiger“ raubte mir schier den Atem und ich war der neuen Plattform hoffnungslos verfallen.

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Hatte ich zu Beginn meiner PC-Karriere noch einen topmodernen Rechner, der selbst High-End-Spiele wie „Wing Commander III“ problemlos bewältigte, sah ich mich schon bald mit dem Problem der technischen Weiterentwicklung konfrontiert. Plötzlich war SVGA das Thema und weder CPU noch Grafikkarte wollten da mitmachen. Dennoch habe ich es versucht. Hochtakten, bis der Lüfter heult, Speichererweiterungen und sogar eine 3dfx-Voodoo-Karte mit gigantischen 4 MB-3D-Speicher wurden angeschafft – und plötzlich lief sogar das erste „Quake“ wieder mit brauchbarer Framerate.

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Obwohl ich auch auf den Rechnern nach meinem ersten PC noch ab und zu ein paar Spiele installierte und der Nintendo GameCube noch irgendwo im Regal verstaubt, war meine Spiele-Karriere seit der Ausmusterung des C64, des SNES und meines treuen Pentium 75 auf dem absteigenden Ast. Heute spiele ich leider überhaupt nicht mehr, da Job, Familie und andere Hobbies – wie regelmäßige Leser wissen – meine gesamte Aufmerksamkeit fordern. Dennoch halte ich diese Zeit in seltsam verklärter und warmer Erinnerung. Eine Zeit, als jede neue Power Play, PC Player und Video Games sehnlichst erwartet wurde und die einzige Sorge war, ob man durch diverse Tricks genügend EMS-Speicher in der config.sys und autoexec.bat für die neuesten Spiele freimachen konnte…

29 Gedanken zu “Eine Reise in die Vergangenheit

  1. Ach Gott, was habe ich die „config.sys“ und „autoexec.bat“ vermisst! Merke ich aber auch erst jetzt, wo du’s erwähnst.
    Und ich hatte sogar einen Pentium 90! Unfassbar, was damit für Zeiten anbrachen, im Vergleich zum alten 3x86er, bei dem, wenn ich mich richtig erinnere, Windows 3.11 auf 12 Disketten aufgeteilt war. Damals wusste man eine geglückte Installation noch zu würdigen, heutzutage zieh ich einfach nur ein Symbol in den Programmordner und fertig ist das in der Regel…

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    • Auf 90 MHz konnte ich meinen P75 auch immer noch takten, ohne dass es zu abstürzen kam. Bei 100 MHz wurde es dann schon kritisch. Aber was tat man nicht alles für ein paar mehr Frames…

      Damals war das alles tatsächlich eher ein Abenteur. Man hatte natürlich auch viel Zeit sich mit all dem zu beschäftigen und kannte das Innenleben des Rechners noch richtig gut. Heute dagegen? Nee, ich möchte die Zeit wahrlich nicht missen – auch wenn man bestimmt sinnvollere Sachen hätte anstellen können.

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  2. Oh man… Ich erinnere mich auch noch an die Zeiten. Meine „Karriere“ fing noch mit dem Nintendo Intertainment System (also ohne Super) an und ging dann mit einem Amiga 500 (saugeile Daddelmaschine!) und später schießlich einem 386er an. Windows? Habe ich nicht mal benutzt, MS-DOS 5 war das Maß aller Dinge :D. Bootdisks hatte ich gefühlte 100 rumliegen, eine für jedes Spiel. Aber ich habe seitdem auch nie wieder diesen Stolz darüber erlebt, ein Spiel zum Laufen gebracht zu haben.

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    • NES und Amiga kannte ich nur von Freunde. Da war ich mit meinem C64 auch immer etwas neidisch auf die bessere Grafik. Doch dann kam das SNES und ich war im siebten Grafik-Himmel!

      In meinem ersten PC gab es schon MS-DOS 6.22, was letztendlich auch mein liebstes Betriebssystem war. Mit Windows 95 gab es dann teils größere Probleme, wenn man spielen wollte. Auf Bootdisks hatte ich dennoch kaum gesetzt, da mir dies immer zu aufwendig war. Somit hatte ich mir lieber unzählige config.sys- und autoexec.bat-Konfigurationen gemerkt, was natürlich der sinnvollste aller Wege war… ähm… 😉

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      • Ich habe irgendwann (leider viel zu spät) meine gesamten Basic-Künste zusammengekratzt und mir tatsächlich ein Bootmenü geschrieben. Und es, nachdem ich zwar nicht mehr dauernd die passende Diskette suchen musste, sondern auf Grund der unglaublich vielen Punkte im Menü ewig nach dem passenden Eintrag suchen musste, auch schnell wieder eingestampft. Aber hey, immerhin konnten wir noch sagen, dass wir in der Lage waren, unseren Rechner zu bedienen :D.

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      • Oh ja, damals konnte man die Kisten noch irgendwie verstehen und diverse Vorgänge zumindest teilweise nachvollziehen. Heute dagegen funktioniert alles auf Knopfdruck. Zudem wären die meisten ohne grafische Benutzeroberfläche wohl aufgeschmissen – dabei kam man in DOS teils viel schneller voran indem man Befehle einfach eingetippt hat. Aber da spricht wahrscheinlich nur der alte Sack aus mir… 😉

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  3. Ach ja, Wing Commander. Ich hatte die selbe Phase seinerzeit schon beim ersten Teil. Für den musste 1990 ein PC her (386er), natürlich offiziell für das beginnende Studium, in Wahrheit mehr für das Abschießen von fiesen Katzenaliens. Für mich bis heute eines der besten Spielerlebnisse, nicht zuletzt wegen der tollen Inszenierung und den soapigen Storys an Bord der Tiger’s Claw. Via Kickstarter hat Chris Roberts ja einen neuen Teil finanziert bekommen, aber ich glaube nicht, dass man damit nochmal das alte Spielgefühl erleben kann. Wir sind halt alle älter geworden.

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    • Ich mochte das erste „Wing Commander“ auch sehr – und das obwohl ich es per Gamepad am Super Nintendo durchgespielt habe. Absolut faszinierend und für mich die pefekte Space Opera. Den dritten Teil habe ich mindestens ebenso geliebt. Zu dem Zeitpunkt dachte ich ja wirklich es kann nicht besser gehen. Umso enttäuschter war ich dann vom Film. Grausam. Von Chris Roberts jünstem Coup habe ich auch schon gehört und würde ich noch spielen, dann wäre ich garantiert dabei!

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  4. Wenn man so etwas liest, merkt man gerade wieder, wie alt man doch geworden ist. Die heutige Jugend würde das wahrscheinlich Steinzeit nennen, was unsere Jugend war. Früher waren ähnliche wie bei Filmen sogar die Spiele besser, ja ich weiß, wenn man sie jetzt spielt, fragt man sich auch, warum man so viel Zeit in die investiert hat, aber damals waren sie einfach fesselnd, neben den Hausaufgaben 😀 Als großer Fan der Anstoßreihe habe ich mich vor Jahren mal hingesetzt und wollte den neuen Manager von EA spielen und wo nach einer Stunde war ich schon total gelangweiligt und es wieder deinstalliert. Früher konnte ich stundenlang Anstoß allein oder mit Freunden spielen und es hat immer Spaß gemacht. Geht bei mir ähnlich wie bei Filmen, viel schöne Verpackung und Effekte, doch früher hatten die Filme oder Spiele gefühlt einfach mehr Tiefe. Wahrscheinlich ist das aber nur subjektiv und dem Alter geschuldet, wenn ich von jüngeren höre, dass sie zum Beispiel die neuen Star Wars besser finden als die Alten. Da muss ich mich immer zurück halten….:D Wenigstens kommt man jetzt in ein Alter, wo weiß, warum die Großeltern und Eltern immer von früher erzählten und was alles besser war^^.

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    • Es freut mich sehr, dass ich auf den Artikel doch ein wenig Resonanz bekomme und dass es anscheinend nicht nur mir so geht, mit meinen nostalgischen Gefühle, was die digitale Spielewelt der späten 1980er bzw. frühen 1990er angeht. Auch wenn ich mich selbst nie für Fußballmanager begeistern konnte, so verstehe ich doch die Faszination von diesen Spielprinzipien, auch wenn die Grafik einfach war und es kaum bis gar keine Effekte gab. Ich muss hier z.B. an „Battle Isle“ denken, mit dem man heute wohl auch niemanden mehr hinter dem Ofen vorlocken würde. Damals war es großartig! Aber so reden die heutigen Kids bestimmt auch in 20 Jahren, wenn die nächste Generation in ihren Holodecks hockt… 😉

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  7. Lustig, wir haben da etwas aneinander vorbei gespielt. Mehrere Kollegen hatten einen C64 – ich dann den A500. SNES hatte ich natürlich auch. Da von den oben erwähnten aber nur Secret of Mana. War nicht so meins. Das mit der Kohle kenn ich aber sehr gut. 100-150 DM, die teuren Mega Drive Sachen nachher sogar 199 DM. Gegen Neo Geo Spiele bis 799 DM natürlich ein Witz. Wir hatten zum Glück drei gut sortierte Spieleverleihs zu der Zeit. Das hat viel geholfen. Oder man hat in den sauren Apfel gebissen und was verkauft/eingetauscht.

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    • Oh, auf die Amiga 500-Besitzer war ich immer neidisch. Da war die Grafik immer so viel besser. Dafür waren die C64-Spiele billig. Zu SNES-Zeiten musste man sich da schon dreimal überlegen, was man sich nun wünscht. Das Neo Geo kannte ich nur aus Zeitschriften und war fast schon ein Mythos. War aber eine tolle Zeit damals. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wo es bei Steam und Konsorten doch jedes Spiel über kurz oder lang für ein paar Cent gibt. Alleine die Zeit zu spielen fehlt mir heute.

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  11. Der C64 mit seinen Peeks und Pokes 😆 Mit Datasette oder für 1000 Mark eine Floppydisk 😉 Das waren noch Zeiten.
    Ich hatte mir damals dann den schnellsten PC gekauft: DX2/66. 66 Mhz… und heute gehts bei 3500 Mhz erst richtig los…

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    • Ich hatte schon die Floppy-Variante, allerdings war die zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr so teuer. War ja schon die Endphase. Mein erster Rechner war ein Pentium 75, aber den DX2/66 kenne ich auch noch… 😉

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