Halloween ist jedes Jahr eine Freude. Dieses Mal wollten sich ein paar halbstarke Gören an den Reifen unseres Autos vergehen, nachdem wir ihren Ruf nach Süßem oder Saurem nicht erhört hatten. Nachdem ich sie in meiner Rolle als spießiger (zumindest beinahe) Hausbesitzer verscheucht hatte, war es Zeit sich mit „The Conjuring“ dem gemütlichen Teil des Abends zu widmen. Endlich einmal wieder Zeit dem wohligen Grusel zu frönen…
James Wan hat mit „The Conjuring“ einen wahren Hype entfacht, der nicht nur ein Franchise, sondern sogar etliche Spin-offs nach sich ziehen sollte – mit „Annabelle“ ist das erste sogar schon in die Kinos gekommen. Der Mann hinter der nicht ganz uneinflussreichen Horror-Saga „Saw“ besinnt sich bereits seit geraumer Zeit auf die Wurzeln des Gruselkinos, denen er bereits mit „Dead Silence“ neues Leben einhauchen wollte. Dieser Film war jedoch zu sehr auf eine überraschende Auflösung getrimmt und ist schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Mit „Insidious“ und besonders „The Conjuring“ konnte er sich letztendlich jedoch seinen Ruf als fähiger Genre-Regisseur sichern.
So gerne ich Gruselfilme schaue, so sehr hasse ich mich teils dafür. Ich kann mich (zu) gut in diese Welten fallen lassen und die Atmosphäre zerrt teils extrem an meinen Nerven, was meist für Amusement bei meinen Mitschauern sorgt. Auch James Wan gelingt es in „The Conjuring“ eine unglaublich dichte Atmosphäre aufzubauen, was vom 70er Jahre Setting perfekt unterstützt wird. Dabei spielt er, zumindest in der ersten Filmhälfte, Schockeffekte fast nie aus, sondern belässt es bei Andeutungen. Eine wahre Wohltat. In der zweiten Hälfte drückt er deutlich mehr auf die Tube, was oft nicht nötig gewesen wäre. Dennoch hat es der Film geschafft mich bis zum erwarteten Ende zu fesseln.
Überall wird „The Conjuring“ für seine klassische Inszenierung gelobt, doch empfand ich sie auch nicht gelungener als z.B. die Inszenierung von Alejandro Amenábars „The Others“ oder Juan Antonio Bayona „Das Waisenhaus“. Hervorzuheben ist dagegen der Aufbau der Geschichte und seiner unterschiedlichen Protagonisten: Man beobachtet nicht nur die Familie, die gerade ins typische Spukhaus gezogen ist, sondern begleitet auch Lorraine und Ed Warren, zwei selbsternannte Geisterjäger. Einmal abgesehen vom ‚Nach einer wahren Geschichte‘-Stempel, bekommt der Film dadurch eine ganz eigene Dynamik.
Mich hat „The Conjuring“ über die letzten knapp 120 Minuten wirklich gut unterhalten. Leider hat man im letzten Drittel ein wenig zu sehr auf gruselige Fratzen gesetzt, doch davon abgesehen bietet der Film wahrlich wunderbar anzusehenden, klassischen Grusel. Zwar keine Offenbarung im Genre (das können die Spanier schon seit Jahren besser), doch der richtige Weg zurück zu den Wurzeln ohne Blut und Gekröse; das ist mir doch zumindest knappe 8/10 Punkten wert.