Wie bereits angekündigt habe ich mich seit langer Zeit einmal wieder nach Entenhausen begeben. Dafür wählte ich kein beliebiges Comic, sondern das Mammutwerk „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ von Don Rosa. Eine detaillierte Biographie vom Aufstieg Dagobert Ducks zur reichsten Ente der Welt. Von seiner Kindheit in Schottland bis zur ersten Begegnung mit seinem Neffen Donald sowie Tick, Trick und Track. Ein episches Abenteuer.
Als Kind habe ich Disney-Comics geliebt. Am meisten wohl in Form von „Lustiges Taschenbuch“ und ganz besonders die Sonderhefte „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“, in denen sich auch hochwertige Geschichten von Carl Barks finden ließen. Seit meinem Auszug befinden sich die gesammelten Comics nun in großen Kisten irgendwo im Keller der elterlichen vier Wände. In den letzten 7 Jahren habe ich zwar ab und an einen Blick in neuere Disney-Comics geworfen, wurde mit ihnen aber nie richtig warm. Nach dem Genuss von Don Rosas „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ bin ich allerdings wieder richtig heiß auf die Familie Duck und würde mir am liebsten alle Carl Barks Geschichten zulegen. Leider ein recht kostspieliges Unterfangen.
Doch nun zum eigentlichen Comicband dieser Besprechung: Eine Offenbarung. Anders kann man es nicht sagen. Don Rosa hat hiermit wohl das Standardwerk der Post-Barks-Ära geschaffen. Seine Biographie Dagobert Ducks ist detailgetreu gezeichnet, herrlich geschrieben und steckt voller Anspielungen auf die Weltgeschichte. Die einzelnen Geschichten sind dabei weit davon entfernt in Albernheiten abzugleiten, wie man es teils aus neueren Disney-Comics kennt. Man nimmt die Figuren ernst. Fühlt mit ihnen. Die geschilderten Ereignisse sind deutlich erwachsener, als man dies erwarten würde. Dabei wird dennoch die Comichaftigkeit nicht aufgegeben. Eine erstaunlich gelungene Gradwanderung und ein wahrer Genuss für die Augen.
Neben den zwölf Hauptkapiteln enthält diese wunderschöne gebundene Ausgabe sieben Zusatzkapitel sowie zwei Bonusgeschichten. Qualitativ nehmen sich die einzelnen Kapitel nicht viel. Dennoch hatte ich einige Vorlieben: Die Abenteuer Dagoberts in Klondike sind mir – vielleicht auch aufgrund der Liebesgeschichte – besonders ans Herz gewachsen. Man sieht dort eben auch einmal die Weiche Seite der geizigen Ente. Zudem gibt es wunderschöne Zeichnungen zu bewundern, aber die lassen sich sowieso auf jeder einzelnen Seite finden. Weiterhin sind mir die Gegebenheiten in Schottland sowie die Reise nach Entenhausen speziell im Gedächtnis geblieben, wobei ich auch gerne noch an die restlichen Erlebnisse Dagoberts denke.
Zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich jeweils Anmerkungen des Autors. In diesen weist Don Rosa auf Bezüge zu den Geschichten von Carl Barks hin, erklärt historische Zusammenhänge oder erzählt einfach nur nette Anekdoten. Wenn man hier liest mit wie viel Feingefühl Rosa das Bark’sche Erbe angetreten ist, kann man nur zum Fan werden. Ich bin es geworden. „Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden“ ist ein bedeutendes Werk für jeden Comicfreund. Meine dringlichste Empfehlung: 10/10 Punkte.