Sabotage (2014)

Auch wenn mich die meisten Filme seiner Post-Governator-Ära enttäuschen, so verfolge ich die Karriere Arnold Schwarzeneggers doch weiterhin mit Interesse – vielleicht, weil mich seine Leinwandpräsenz an die Filme meiner Jugend erinnert. Mit „Sabotage“ habe ich zudem einen Film von David Ayer gesehen, der das Drehbuch zum erst kürzlich von mir gesehenen und als gut befundenen „Training Day“ geschrieben hat. Gute Voraussetzungen also, obwohl die Kritiken ja durchaus durchwachsen waren…

sabotage_5

Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass ich den Film mögen wollte. So ist das manchmal – und somit hatte ich mich während der Sichtung auf die positiven Aspekte konzentriert, die der Film durchaus zu bieten hat. Speziell Arnold Schwarzenegger gefiel mir anfangs wirklich gut, da er nicht versucht längst vergangene Tage mit viel aufgesetzter Selbstironie wieder zum Leben zu erwecken zu wollen, wie es zum Beispiel in „Escape Plan“ versucht wurde. Zwar ist Schwarzenegger kein sonderlich guter Schauspieler, doch mochte ich, was mit dieser Figur versucht wurde. Auch das düstere Drogenfahnder-Setting, das Erinnerungen an „Training Day“ oder „The Shield“ geweckt hat, wusste zu gefallen. Eigentlich alles prima, oder?

„Sabotage“ besitzt tatsächlich die richtigen Zutaten und lässt mit Sam Worthington (Jake Sully, „Avatar“), Josh Holloway (Saywer, „Lost“), Mireille Enos (Sarah Linden, „The Killing“) uvm. sogar ein paar Schauspieler auftreten, die ich in dieser Art von Film nicht erwartet hätte. Allerdings entfaltet sich auch das Drehbuch in einer Art und Weise, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Auch wenn von Anfang an recht klar ist, dass es sich bei den Morden um einen Inside Job handelt, so sind die Wendungen, die zu dieser Auflösung führen, dermaßen dämlich, die Motivation der Charaktere so an den Haaren herbeigezogen und das Schauspiel oft so lächerlich, dass dies beinahe alle guten Eigenschaften des Films wieder zerstört hat.

Am Ende kann sich Ayer auch nicht entscheiden, ob er seine Geschichte konsequent durchziehen will, so dass ein halbgarer Eindruck zurückbleibt – kein Wunder, wenn man sich das ungleich gelungenere alternative Ende anschaut. Viel besser hätte es den Film jedoch auch nicht gemacht, dessen abstruse Entwicklung in Richtung Bonnie und Clyde einfach nicht funktioniert. Wirklich schade um die an sich guten Einzelbestandteile, den netten Look und die düstere Atmosphäre. Da hätte ich lieber einen weiteren geradlinigen Cop-Thriller gesehen, als solch einen Murks: 4/10 Punkte.

PLUTO: Urasawa × Tezuka 001 (Naoki Urasawa)

pluto_001Ende letzten Jahres hat die wunderbare Miss Boolenea ihren 500. Artikel veröffentlicht – und im Zuge dessen einen Manga verlost. Ich gewinne bei Verlosungen ungefähr so häufig, wie ich Comics zu lesen – nämlich so gut wie überhaupt nicht. Umso erfreuter war ich also, dass ich den Manga „PLUTO: Urasawa × Tezuka 001“ gewonnen habe und ich mich – nachdem ich vor gut 10 Jahren ein paar Bände von „Akira“ gelesen hatte – endlich einmal wieder dieser Kunstform gewidmet habe…

Anfangs dachte ich noch es wird nichts mit uns. Also Herrn Urasawa und mir. Ich habe bestimmt 20-30 Seiten gebraucht, bis ich einigermaßen in der Geschichte drin war. Dies lag an mehreren Faktoren: Ich lese kaum noch Comics, somit musste ich mir erst einmal einen gewissen Leserhythmus zurechtlegen, um alle Informationen aus den Panels ziehen zu können. Klingt komisch, ist aber so. Das Rückwärtslesen des Mangas hat es zudem nicht einfacher gemacht. Nach zwei Abenden, an denen ich jeweils nur ein paar Seiten gelesen hatte, war ich aber drin und habe  in einem Rutsch den halben Comic verschlungen. Ab da ging es eigentlich viel zu schnell und am Ende dieses ersten Bandes wollte ich am liebsten sofort weiterlesen.

Inhaltlich fällt die Geschichte genau in mein Beuteschema: Sci-Fi mit starker emotionaler Komponente – Erinnerungen an „Blade Runner“ bzw. „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ werden wach. Wie bereits beschrieben fiel es mir zu Beginn schwer, mich komplett in die Geschichte fallen zu lassen. Dies gelingt mir bei audiovisuellen Medien oder rein textlichen Romanen deutlich schneller, doch nach den Anfangsschwierigkeiten wollte ich stets wissen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Die unterschiedlichen Schauplätze und Akteure lassen uns Leser zudem an einer komplexen Welt teilhaben, was speziell für die weiterführenden Bände Großes erwarten lässt.

Leider sind die einzelnen Ausgaben von „PLUTO: Urasawa × Tezuka“ alles andere als günstig, weshalb ich auf die nachfolgenden Bände wohl vorerst verzichten werde. Diesen Einblick in die Welt der Mangas werde ich dennoch stets in guter Erinnerung behalten, wobei mich am meisten überrascht hat, wie stark mich die Geschichte, speziell um North Nr. 2, doch bewegt hat. Ein kleines Kunstwerk – auch in visueller Hinsicht: 8/10 Punkte.

Liebster Award #4: Filmschrott

…es nimmt kein Ende! Somit geht der „Liebster Award“ bereits in die vierte Runde. Ihr wisst nicht was das ist? Hier eine kurze Erklärung: Dieser Award treibt in der Blogosphäre schon länger sein Unwesen. Auch mich hat es erwischt. Mehrfach. Das soll nicht undankbar klingen, obwohl ich zunächst wirklich starke Vorbehalte hatte hier mitzumachen. Dann habe ich jedoch festgestellt, dass man die/den jeweiligen BloggerIn durch ihre/seine Antworten auf die meist spannenden Fragen tatsächlich besser kennenlernt. Folglich werde ich in den kommenden Wochen versuchen, die aufgelaufenen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten…

liebster_award_3_round

In diesem Sinne, viel Spaß mit meinen Antworten auf die Fragen von Marcel vom „Filmschrott“-Blog im Rahmen des Liebster Award #4:

1. Was ist der schlechteste Film, den du je gesehen hast?
Das müsste „Kevin und Perry tun es“ gewesen sein, der mich im Jahr 2000 hinterhältig in einer Sneak Preview überraschte und beinahe bewusstlos prügelte. So ein Schrott!

2. Welchen Film, den sonst eigentlich jeder scheiße findet, kannst du dir immer wieder angucken?
Der Film mir der schlechtesten Durchschnittswertung, den ich mir immer wieder anschauen kann, ist „Howard the Duck“ aus dem Hause Lucasfilm. Es ist bei weitem aber nicht das einzige Guilty Pleasure in meiner Filmliste…

3. Bei welchem Schauspieler/Regisseur/etc. sinkt dein Interesse an einem Film direkt in den Keller?
Bei den „Aliens vs. Predator 2“-Regisseuren, denn die Gebrüder Strause haben zwei Franchises mit unglaublich viel Potential gleich dermaßen an die Wand gefahren, dass Paul W. S. Andersons erster Teil dagegen wirkt wie „Citizen Kane“ und „Der Pate“ in einem.

4. Was macht dir am Bloggen am meisten Spaß?
Die tiefergehende Beschäftigung mit Themen, die mir am Herzen liegen, das Schreiben an sich sowie der Austausch mit meinen Lesern. Das ist alles ganz toll!

5. Und was am wenigsten?
Manchmal ist auch ein gewisser Druck mit dem Bloggen verbunden, d.h. ich schaue schon seit Jahren keine Filme mehr einfach nur so, sondern immer mit dem Gedanken im Hinterkopf danach darüber schreiben zu müssen bzw. zu dürfen. Ausbleibende Kommentare und sinkende Besucherzahlen sind auch kein Grund zur Freude.

6. Bei welchem Buch wolltest du beim Lesen den Papierklumpen in deiner Hand am liebsten in Fetzen reißen, weil es so schlecht war?
Das war unzweifelhaft „Schattenmond“, von dem ich mir wirklich viel erwartet hatte. Letztendlich habe ich es nur bis zur Hälfte durchgehalten, was sonst nie vorkommt. Wie man jedoch den wunderbaren Fantasy-Klassiker „Willow“ auf solch dämliche Weise fortsetzen kann – da fehlen mir einfach die Worte…

7. Nostalgie ist ja manchmal nicht alles. Welchen Film, den du als Kind geliebt hast, kannst du dir heute nicht mehr angucken?
Da gibt es eigentlich nichts. Ich kann mich sehr gut in nostalgische Gefühle fallen lassen, wenngleich die Wirkung der Kindheitsklassiker heute auch eine andere ist, siehe z.B. „Invasion vom Mars“ (1986).

8. Und auch hohe Erwartungen können oft ins Gegenteil umschlagen. Welcher Film hat dich am meisten enttäuscht?
Das war damals wohl tatsächlich „Star Wars: Episode I“, wenngleich ich den Film über die Jahre durchaus zu schätzen gelernt habe. Manche Erwartungen sind eben so hoch, dass sie kein Film der Welt erfüllen kann. Natürlich heißt das nicht, dass George Lucas mit dem ersten Teil der Prequel-Saga einen sonderlich guten Film abgeliefert hat… 😉

9. Über welches Thema würdest du gerne mal schreiben, hast es aber bisher, aus welchem Grund auch immer, nicht gemacht?
Da gibt es kein konkretes Thema. Grundsätzlich will ich immer über irgendetwas schreiben, jedoch fehlt oft einfach die Zeit. Manchmal klappt es aber auch, so habe ich gestern einen Artikel über „Virtual Reality mit Oculus Rift, Google Cardboard und ähnlichen Systemen“ veröffentlicht.

10. Auf welchen Film/welche Serie/welches Buch/etc. freust du dich 2015 am meisten?
Das ist tatsächlich ganz unspektakulär der jüngste Teil der „Star Wars“-Saga. Ich habe auch großes Vertrauen in J. J. Abrams und bin mir sicher, dass „Star Wars: The Force Awakens“ eine runde Sache wird.

11. Und auf was hast du im neuen Jahr gar keinen Bock?
Auf den Umzug ins neue Haus. Also nicht das Ergebnis des Umzugs, sondern den Umzug an sich. Könnten wir eigentlich ein Bloggertreffen mit vielen hilfreichen Händen draus machen… 😀

Fragen oder Nominierungen wird es von mir nicht geben. Ich möchte mich an dieser Stelle auf die Antworten beschränken. Es dürfen sich jedoch alle BloggerInnen in meiner Blogroll ausgezeichnet fühlen, denn ihr seid mir – auch ohne Liebster Award – allesamt am allerliebsten! 🙂

Mehr „Liebster Award“-Antworten…

Virtual Reality mit Oculus Rift, Google Cardboard und ähnlichen Systemen

Schon seit meiner aktiven Videospielzeit bin ich fasziniert von Virtual Reality. Man darf nicht vergessen: Das war in den frühen 1990er Jahren. Immer wenn in den üblichen Magazinen über eine VR-Brille berichtet wurde, war ich Feuer und Flamme. Damals war VR für Heimanwender mit Preisen um die 2.000 DM absolut nicht zu bezahlen. Von Darstellungsqualität und Tragekomfort einmal ganz zu schweigen. Dennoch hätte ich es gerne einmal ausprobiert. Als Nintendo 1995 den Virtual Boy veröffentlichte, hoffte ich stark damit endlich einen Blick in die virtuelle Realität erhaschen zu können. Wie wir heute alle wissen, war das ein grandioser Flop – und danach sollte es bis in die frühen 2010er Jahre erst einmal still bleiben, was Virtual Reality angeht…

eimolife_vr

Oculus Rift DK1: Meine erste Begegnung mit VR

Auch wenn ich schon lange nicht mehr selbst aktiv spiele, so verfolge ich News aus dieser Branche doch mehr oder weniger aktiv. Kein Wunder also, dass ich über kurz oder lang über die Oculus Rift stolpern sollte, die mein ursprüngliches Interesse wieder entfachte. Als ein ehemaliger Arbeitskollege schließlich das Rift Development Kit 1 (DK1) zum Testen mitbrachte, hatte ich nach über 20 Jahren des Wartens endlich meine erste VR-Erfahrung. Und was soll ich sagen? Es war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend! Obwohl die Auflösung mit 1280×800 (d.h. pro Auge 640×800) Pixeln nicht sonderlich hoch war und es Nachzieheffekte gab, war das Erlebnis doch enorm beeindruckend – und das obwohl ich nur ein paar Demos gesehen hatte. Mir selbst solch eine VR-Lösung anzuschaffen, speziell noch in der Entwicklungsphase, stand allerdings nie zur Diskussion. Ich war dennoch sehr froh endlich diese Erfahrung gemacht zu haben – und spätestens nach dem Kauf von Oculus durch Facebook auch sicher, dass dieser Technik die Zukunft gehört und in den nächsten 10 Jahren den Unterhaltungsmarkt umkrempeln wird.

cardboard_closed

Google Cardboard: Die VR-Brille für jeden

Vor ein paar Wochen bin ich schließlich über Google Cardboard gestolpert – und hatte es anfangs noch als Spielerei abgetan. Letztendlich hat die Neugier aber doch überwogen, so dass ich mir ein inoffizielles Bastelset bestellte. Und was soll ich sagen? Es ist fantastisch! Was die Rahmenbedingungen angeht (d.h. Qualität der Linsen, Abschirmung durch den Visor sowie Tragekomfort) kann es natürlich in keinster Weise mit der Oculus Rift mithalten, doch was die Technik angeht (Headtracking und speziell Auflösung), so ist es dem DK1 mindestens ebenbürtig – und teils sogar voraus. Dies hängt natürlich mit dem verwendeten Smartphone zusammen: Mein LG G2 besitzt sehr gute Bewegungssensoren sowie ein Full-HD-Display (1920×1080 Pixel; pro Auge 960×1080 Pixel). Obwohl man noch eine Pixelstruktur erkennen kann, so löst das Bild doch um einiges feiner auf, als das Display der DK1 und ist somit angenehmer für die Augen. Einzig der eingeschränktere Blickwinkel ist ein Nachteil, was aufgrund des ungleich günstigeren Setups durchaus zu verschmerzen ist, denn immerhin kann man ein Cardboard-Set schon für 5-10 Euro erstehen.

eimolife_leap_hd

Günstige VR-Brillen: Immer ein Kompromiss

Da ich nun auf den Geschmack gekommen war, und mein Cardboard bereits erste Abnutzungserscheinungen zeigt, habe ich mich auf die Suche nach einer stabileren Lösung gemacht. Nach einiger Recherche bin ich bei der eimolife Leap HD VR-Brille gelandet. Nach einer kurzen Testphase musste ich leider jedoch feststellen, dass das Sichtfeld (engl. field of view, FOV) viel zu klein ist. Man befindet sich nicht in der virtuellen Welt, sondern hat den Eindruck als würde man auf einen großen Bildschirm blicken, der ein paar Meter vor einem im Raum hängt. Die Immersion ist selbst bei der günstigen Cardboard-Lösung deutlich besser, obwohl die Leap HD angenehmer zu tragen ist und verstellbare Linsen bietet. Aber es hilft alles nichts: Somit ging die Brille zurück und die Suche nach einer vernünftigen VR-Lösung für das Smartphone geht weiter…

snakebyte_gamepad

VR-Apps für Android

Die Auswahl an Software ist noch nicht allzu vielfältig, doch absolut ausreichend, um für ein paar Stunden Spaß zu haben. Wer, wie ich, ohnehin nicht stundenlang komplexe Spiele spielt, sondern von der Technik an sich fasziniert ist, der wird im Play Store ausreichend fündig. Einfach mal nach „Cardboard“ oder auch „VR“ suchen. Es gibt übrigens auch schon interaktive Filme, welche die Wahl der Perspektive dem Zuschauer überlassen. Um auch komplexere Apps nutzen zu können, macht es auch Sinn sich einen Bluetooth-Controller, wie z.B. den Snakebyte idroid:con zu gönnen, welcher auch für andere Spiele und Emulatoren eingesetzt werden kann.

cardboard_lg_g2

Ich kann jedem, der nun auch nur ein wenig neugierig ist, empfehlen die 5 bis 10 Euro für ein Google Cardboard in die Hand zu nehmen – zumindest wenn euer Android Smartphone idealerweise mit mindestens 1920×1080 Bildpunkten auflöst. Funktioniert dieses Erlebnis für euch, dann ist die Zeit gekommen sich nach einer professionelleren Lösung umzuschauen…

Ist euer Interesse geweckt? Habt ihr noch Tipps auf Lager? Ich bin speziell an einer günstigen VR-Brille mit großem FOV interessiert. Oder habt ihr noch Fragen? Ich freue mich auf eure Erfahrungen mit dieser faszinierenden Technik!

Media Monday #191

Nachdem sich der Großteil der Filmblogosphäre die Nacht mit der diesjährigen Oscar-Verleihung um die Ohren geschlagen hat, habe ich nach einem sechsstündigen Tiergartenbesuch die nächtliche Ruhe genossen. Somit nutze ich die Fragen des Medienjournals, um mich mit Gewinnern und Nominierten des vergangenen Jahres auseinanderzusetzen…

media_monday_191

  1. Den Oscar für den besten Film des Jahres 2014 hätte ja in meinen Augen am ehesten „Boyhood“ verdient gehabt, denn es ist der einzige Film, den ich bisher von den Nominierten gesehen habe – und ich fand ihn wahrlich famos!
  2. Wenn ich mir so die Ergebnisse des Filmtipp Award 2014 ansehe, dann sind sie auch nicht fragwürdiger als die der Academy Awards – mit „The Wolf of Wall Street“ als bester Film hätte ich auch gut Leben können, doch der Film war ja bereits im Vorjahr nominiert.
  3. Mit Filmen von dedizierten Trash-Studios à la The Asylum konnte ich noch nie viel anfangen, einfach weil mir die Zeit doch zu schade ist, um mich bewusst mit schlechten Filmen auseinanderzusetzen.
  4. Klassischer Aufbau in drei Akten oder darf es gerne mal etwas unkonventioneller sein?
    Gerne klassisch, gerne auch unkonventionell. Selbst die klassischen drei (bzw. fünf) Akte kann man ja wunderbar unkonventionell erzählen, siehe auch ganz aktuell Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“.
  5. Zeitsprünge, Vor- und Rückblenden sind ja beliebte Stilmittel. Unnötiger Schnickschnack, oft nur verwirrend oder eher ganz große Erzählkunst?
    Das lässt sich nicht so pauschal sagen: Es kommt ganz auf den Einsatz dieser narrativen Stilmittel an, d.h. in den richtigen Händen ist es große Erzählkunst, in den falschen kann es auch unglaublich plump wirken.
  6. Inspiriert von der Blogparade der Singenden Lehrerin zu den Top Sex der erotischsten Szenen: Die heißeste (Sex-)Szene in einem Film, einer Serie oder einem Buch finden sich natürlich in meiner Liste der sechs erotischsten Filmszenen.
  7. Zuletzt gesehen habe ich den 90er Jahre Klassiker „Auf der Flucht“ und das war erneut ein tolles Erlebnis, weil Regisseur Andrew Davis die Geschichte herrlich altmodisch inszeniert hat und sich Harrison Ford und Tommy Lee Jones darin ein Duell der Extraklasse liefern.

Auf der Flucht – OT: The Fugitive (1993)

Manche Filme begleiten einen über das halbe Leben, ohne dass man es merken würde. Bei mir reiht sich „Auf der Flucht“ zweifellos in diese Riege von Filmen ein. Es ist kein Werk, das ich zu meinen Lieblingsfilmen zählen oder im Gespräch über besondere Filme erwähnen würde. Dennoch habe ich Andrew Davis‘ Thriller bei nahezu jeder TV-Ausstrahlung mitgenommen und wurde jedes Mal exzellent unterhalten. Wie schlägt sich der Film heute, bestimmt 10 Jahre nach der letzten Sichtung?

auf_der_flucht_3

Obwohl man gerade bei dieser Adaption einer 60er Jahre TV-Serie erwarten würde, dass der noch unbekannte Ausgang der Geschichte stark zum Sehvergnügen beiträgt, so ist es doch gerade das Abarbeiten der bereits bekannten Standardsituationen, die den Reiz des Thrillers ausmachen. Auch heute hatte ich wieder enorm viel Spaß an der sich langsam entwickelnden Flucht, der ersten Konfrontation zwischen Dr. Kimble (Harrison Ford) und Samuel Gerard (Tommy Lee Jones), dem Aufdecken der Verschwörung sowie den eingestreuten Actionsequenzen. Warum das so ist? Vermutlich liegt diese Wahrnehmung in nostalgischen Gefühlen begründet, die zusätzlich von der herrlich altmodischen 90er Jahre Inszenierung unterstützt werden. Hier wird sich in jeder einzelnen Einstellung noch Zeit genommen und man kann sich an den einzelnen Settings wunderbar satt sehen.

Die Geschichte um den unschuldig am Mord seiner Frau verurteilten Dr. Kimble ist nicht sonderlich innovativ, zumal zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Unschuld des Arztes geschürt werden. Dies wäre jedoch auch eine andere Art von Film, weshalb ich die Geradlinigkeit in der Geschichte auch wirklich willkommen heiße. Mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones gibt es zwei famose Gegenspieler, die – jeder auf seine Weise – alle Sympathien auf ihrer Seite haben. Auch die Nebendarsteller sind mit u.a. Joe Pantaliano oder einer sehr jungen Julianne Moore fantastisch besetzt. Und wer genau hinschaut, kann sogar Neil Flynn, den Hausmeister aus „Scrubs“ bzw. Mike Heck aus „The Middle“, entdecken.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie alt ich mich fühle, wenn ich mir bewusst mache, dass „The Fugitive“ inzwischen bereit 22 Jahre auf dem Buckel hat. Dabei war er in meiner Erinnerung immer einer der moderneren Thriller. Glücklicherweise straft Davis‘ Film den vergangenen Jahren auch heute noch Lügen, denn er wirkt tatsächlich zeitlos und so mitreißend wie am ersten Tag. Für mich ist „Auf der Flucht“ tatsächlich ein kleiner Klassiker, den ich mit dieser Besprechung endlich einmal gewürdigt habe – auch wenn er mir im Gespräch nie einfällt: 8/10 Punkte. Kann eigentlich jemand die Fortsetzung „Auf der Jagd“ mit Wesley Snipes empfehlen?

The Wolf of Wall Street (2013)

Freitagabend und ich habe es gerade durch einen dreistündigen Film geschafft ohne dabei einzuschlafen. Schon alleine deshalb kann „The Wolf of Wall Street“ kein schlechter Film sein – allerdings ein vieldiskutierter, denn was die Rezeption von Martin Scorseses jüngstem Werk angeht, scheint es keine Gleichgültigkeit zu geben. Ich habe viele Besprechungen gelesen, in denen der Film in der Luft zerrissen wird, aber auch etliche, die ihn über den grünen Klee loben. Wo liegt nun also die einzig allgemeingültige Wahrheit? Wie ist der Film nun also bei mir angekommen?

wolf_of_wall_street_4

„The Wolf of Wall Street“ ist ein Scorsese-Film durch und durch. Abermals wird eine typische Rise-and-Fall-Geschichte erzählt, die in exzessiven Bildern präsentiert wird. Keine Gangster, wie in „Casino“ oder „GoodFellas“, dafür Börsenmakler. Der größte Kritikpunkt, den man in nahezu allen negativen Besprechungen lesen kann, ist die scheinbare Glorifizierung Jordan Belforts. Zudem würden die Auswirkungen auf die Opfer nicht gezeigt. Insofern unterscheidet sich diese Biographie nicht von Scorseses Gangsterfilmen, doch der Vorwurf ist hier stärker zu spüren. Vielleicht weil Jordan Belfort eine reale Person ist? Doch das war Henry Hill ja auch. Ich kann zudem nicht verstehen, wie man die gezeigten Exzesse als besonders erstrebenswert wahrnehmen kann. Belfort ist stets ganz offensichtlich ein – Pardon! – Arschloch, und auch wenn in ein paar kurzen Momenten der schöne Schein glänzt, so gibt es in jeder dieser Szenen auch verstörende Elemente, die jedem Zuschauer mit einigermaßen gepoltem Moralkompass selbst den Schluss ziehen lassen, dass dies falsch ist. Da muss Scorsese doch nicht plakativ weinende Anleger zeigen. Es genügt der verschämte Blick der Sekretärin, die sich gerade für 10.000 Dollar eine Glatze hat schneiden lassen.

Was mir besonders positiv aufgefallen ist, sind die famosen Schauspieler. Speziell Leonardo DiCaprio spielt absolut herausragend – und zwar in jeder auch noch so erniedrigenden Situation. Ebenso famos fand ich Jonah Hill, den ich bei seinem ersten Auftritt kaum erkannt hätte. Spätestens mit dieser Rolle sollte er sich im ernsthaften Fach etabliert haben, wobei „The Wolf of Wall Street“ keineswegs ein ernster Film ist. Es gibt abartig lustige Szenen, die jedoch stets einen düsteren Unterton haben. Überhaupt ist der Wechsel zwischen Humor und Drama oft ebenso stakkatohaft wie die Erzählweise bzw. die Stimmungsschwankungen von Rob Reiner, wenn er bei seiner Fernsehunterhaltung gestört wird. Auch eine absolut großartige Szene!

Typisch für Scorsese ist das Voice-over, welches Belfort schon bald als unzuverlässigen Erzähler zeigt und die Figur somit als nicht vertrauenswürdig etabliert. Was sagt uns das nur im Kontext der Geschichte? Immer wieder gehen wir als Zuschauer dem geborenen Verkäufer auf den Leim, und obwohl wir wissen, dass alles eine große Lüge ist, wollen wir mehr wissen. Ebenso wie das Publikum in Belforts Verkaufstraining am Ende des Films, das ihn mit großen Augen anschaut und erwartet, dass er das Versprechen nach schnellem Geld einlösen kann. Es wird immer Menschen wie Jordan Belfort geben, und solche die so sein wollen wie er. Martin Scorsese zeigt mit „The Wolf of Wall Street“ warum man mit Wünschen dieser Art vorsichtig sein sollte.

Auch wenn ich „The Wolf of Wall Street“ als sehr positiv wahrgenommen habe, so ist er weit davon entfernt perfekt zu sein. Der Film ist zweifellos zu lang und auf den einen oder anderen Exzess hätte ich auch verzichten können. Dennoch hatte ich viel Spaß an diesem anderen Gangsterfilm und war zu keiner Sekunde gelangweilt. Habe ich schon Matthew McConaughey erwähnt? Auch ein Grund, warum man sich den Film anschauen sollte, am besten im Doppelpack mit Oliver Stones „Wall Street“. Jetzt seid ihr dran: Habe ich euch den Film mit meiner Besprechung verkauft? Oder war alles nur eine große Lüge? 8/10 Punkte.

The Wire – Season 2

Nachdem ich mich jahrelang vor einer Sichtung gedrückt hatte, kann ich inzwischen nicht genug von dieser Serie bekommen. Es ist wirklich faszinierend, wie stark „The Wire – Season 2“ das Serienuniversum erweitert und den Zuschauer somit noch tiefer in dieses fiktive und doch nur allzu realistisch wirkende Abbild Baltimores hineinzieht. Die Serie entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann…

the_wire_s2_1

Während der ersten Episode hat mich ein wenig das Gefühl beschlichen, dass mich der Hochmut, mit dem ich mich zur Komplexität der ersten Staffel geäußert habe, in den Hintern beißen sollte. Neues Setting, neue Charaktere und eine anders wirkende Atmosphäre. Ich war zunächst mindestens so verloren, wie unsere Hauptfiguren, die sich allesamt neu orientieren mussten. Hinzu kommt der komplett neue Mikrokosmos des Containerhafens von Baltimore, welcher fremd und seltsam wirkt. Ab der zweiten Episode hatte mich die Serie jedoch wieder komplett im Griff, was unter anderem auch gerade an den neuen Handlungssträngen lag. Wer hätte das gedacht?

David Simon ist das Kunststück gelungen, die ohnehin schon nicht kleine Welt der ersten Staffel völlig organisch zu erweitern. Auch wenn das Setting am Hafen anfangs wie ein Fremdkörper wirkt, so kann ich mir inzwischen nicht mehr vorstellen, die Serie ohne diesen Schauplatz zu sehen. Vermutlich wird mir das nun bei jeder weiteren Staffel so gehen, was absolut als Kompliment an die Autoren zu verstehen ist. Bei „The Wire“ gibt es keinen Stillstand, sondern nur beständige Weiterentwicklung, ohne dabei jedoch auf völlig abstruse Cliffhanger zu setzen, wie man es von anderen Serien kennt. Großes Erzählkino, wie man es besser noch kaum gesehen hat.

Ein kleines, nicht unbedeutendes Element möchte ich an dieser Stelle noch hervorheben: Normalerweise sieht man in Filmen oder TV-Serien immer völlig abstruse Benutzeroberflächen und die eingesetzte Software besitzt Fähigkeiten, die sie eher in den Bereich Sci-Fi katapultiert, als in einem Krimi bzw. Thriller verorten lassen würde. In „The Wire“ befindet man sich dagegen in der Windows-Welt und die eingesetzte Abhörsoftware sieht so unspektakulär aus, dass man sie einfach, zumindest als jemand außerhalb des Polizei-Umfelds, für bare Münze nehmen kann. Auch diese kleinen Details machen David Simons Serie zu etwas Besonderem.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass auch die zweite Staffel von „The Wire“ ihrem Ruf absolut gerecht wird. Ich fand sie fast noch erschütternder, als die erste, da sie den Schwerpunkt eher auf die Opfer der Umstände legt, als die Drahtzieher professionell organisierter Kriminalität. Speziell Chris Bauer spielt als Frank Sobotka teils herzzerreißend, bis hin zum tragischen Finale. Absolut ergreifend, wie auch viele andere Schicksale. Somit kann die zweite Staffel trotz des schwierigeren Einstiegs nahtlos an die Qualität der ersten Staffel anschließen – und ist in letzter Konsequenz beinahe noch deprimierender: 9/10 (9.3) Punkte.

Die Auserwählten in der Brandwüste (James Dashner)

brandwueste_dashnerHatte ich den ersten Band aus James Dashners „The Maze Runner“-Reihe noch relativ schnell verschlungen, hat mich „Die Auserwählten in der Brandwüste“ über beinahe drei Monate begleitet. Glücklicherweise liegt dies nicht an einem qualitativen Einbruch in der Erzählweise, sondern daran, dass ich kaum zum Lesen gekommen bin. Dennoch habe ich mich jeden Abend auf ein paar Seiten mit den Lichtern gefreut…

Nachdem das Setting in „Die Auserwählten im Labyrinth“ noch relativ begrenzt war, öffnet sich plötzlich eine Welt jenseits des Labyrinths. Dies ist anfangs noch ungewohnt, bleibt jedoch stets spannend und entwickelt sich schnell zu einer Art postapokalyptischer Zukunftsvision, in der auch zombieähnliche Kreaturen nicht fehlen dürfen. All dies strotzt nicht vor inhaltlicher Innovation, doch erzählt Dashner Thomas‘ Geschichte äußerst mitreißend und unterhaltsam.

Durch die personale Erzählperspektive weiß man immer nur so viel wie die Hauptfigur, was die Spannung stets aufrecht hält. Man kann die unterschiedlichen Parteien nie wirklich exakt einordnen, Bündnisse werden eingegangen und wieder aufgelöst, doch eine endgültige Lösung offenbart sich nie. Das Finale ist temporeich und lässt eine Aufklärung der diversen Geheimnisse erahnen, ohne wirklich konkret zu werden. Dies hebt sich Dashner jedoch hoffentlich für den Abschluss der Trilogie auf…

Auch wenn die Buchreihe seit der Verfilmung des ersten Teils nicht den allerbesten Ruf hat, so macht sie mir doch wirklich enorm viel Spaß. Am liebsten würde ich sofort weiterlesen, doch lässt die Veröffentlichung des Finales als Taschenbuch noch auf sich warten. Zeit also, um die Vorfreude wachsen zu lassen und sich vorerst einem anderen Thema zu widmen: 8/10 Punkte.

Blogparade: 6 × Sex – Die erotischsten Filmszenen

Die Singende Lehrerin hat eine Kampagne gestartet, um unseren Blogs zu mehr Klicks zu verhelfen. Sex sells, speziell im Internet. Somit dürfen sich alle Teilnehmer wohl auch über viele neue Besucher freuen, welche die Suchmaschine ihrer Wahl mit ihren erotischen Fantasien füttern: Die Singende Lehrerin möchte von uns die Top Sex der erotischsten Szenen in Film, Serie oder Literatur wissen – ich habe mich im Folgenden jedoch auf Filmszenen beschränkt…

Ohne weiteres Vorspiel (SCNR) hier meine sechs erotischsten Filmszenen in alphabetischer und – wichtig! – nicht wertender Reihenfolge samt kurzer Erklärung:

Weiterlesen