Gestern habe ich mit Greg Motollas „Superbad“ einmal wieder einen Film gesehen, der schon seit der Kinoauswertung auf meiner Liste steht. Die Erwartungen waren – auch dank diverser euphorischer Kritiken – entsprechend hoch und ich hoffte tatsächlich auf eine Ausnahmekomödie. Doch wir wissen ja alle, wie das so ist mit der Erwartungshaltung…

Bei den Opening Titles war ich noch fest davon überzeugt etwas Großes zu sehen. Wirklich schön gemacht mit einer tollen Musikauswahl, was man so für den gesamten Film stehen lassen kann. Doch schon bald wurde der Audiokanal völlig von pubertären Ergüssen (mit exakt dieser Art von Wortspielen) beherrscht. Sicher ist „Superbad“ eine Teeniekomödie und vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt für den Scheiß, doch man kann es auch übertreiben. Nach ca. einer halben Stunde nimmt die Handlung dann endlich Fahrt auf und es kommt tatsächlich zu ersten Schmunzlern. Die erhofften großen Lacher ließen sich aber noch lange nicht blicken.
Was nun folgt ist eine Reise durch die Nacht. Unzählige Male erzählt. Immer wieder sehenswert. Der auslösende Alkoholkauf sprengt das Heldentrio, was anfangs für Unterhaltung sorgt, letztendlich jedoch eher einen zerfahrenen Eindruck hinterlässt. Dem Film mangelt es hier deutlich an gezielt gesetzten Höhepunkten, was der Dramaturgie schadet. So bleibt letztendlich eine Aneinanderreihung an gleich gewichteten Gags, von denen gerade einmal die Hälfte zündet. In meinen Augen zu wenig, um zu überzeugen.
Im letzten Drittel nimmt der Film dann noch einmal Fahrt auf, was auch den Charakteren zugute kommt. Der bis hier durchgeschleppte Konflikt bricht endlich auf und sorgt für das nötige Quentchen Drama, um die damit verbundene Komik endlich komisch werden zu lassen. Warum man nicht schon im Vorfeld mehr Zeit in die – an sich wirklich gelungene – Charakterisierung der Beziehungsebene der Figuren untereinander gesteckt hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Vielleicht liegt das auch daran, dass der erste Drehbuchentwurf tatsächlich von Seth Rogen und Evan Goldberg im Teenageralter verfasst wurde.
Neben der wirklich gelungenen letzten halben Stunde und der schönen Inszenierung, überzeugen vor allem die Darsteller. Besonders Michael Cera („Arrested Development“) ist bei mir immer wieder gerne gesehen. Vielleicht auch weil er die Figur mit dem deutlich größten Identifikationspotential spielt. Doch auch Jonah Hill und Christopher Mintz-Plasse beweisen komödiantisches Talent, wobei man meiner Meinung nach deutlich mehr aus ihren Figuren hätte machen können.
Letztendlich ist „Superbad“ kein schlechter Film, doch eben auch kein wirklich guter. Vielleicht ist das eine Altersfrage. Inzwischen sind selbst seit „American Pie“ schon 10 Jahre ins Land gezogen und da sollte man doch eine gewisse Entwicklung erwarten, die sich bei Motollas Film jedoch erst in den letzten Minuten vollzieht. Ein weitaus gelungenerer Film mit ähnlicher Thematik ist Richard Linklaters „Dazed and Confused“, das nur als Tipp für all diejenigen, die „Superbad“ für die Offenbarung des Teenagerfilms halten. Leider viel zu viel verschenktes Potential: 6/10 Punkte.