Interesse an „ALIAS – Staffel 1“ habe ich allein aufgrund J.J. Abrams Folgeserie „Lost“ gezeigt. Als „ALIAS“ noch im Fernsehen gelaufen ist, konnte ich mich nie für den – auf den ersten Blick – Mix aus „Lola rennt“ und „James Bond“ erwärmen. Doch glücklicherweise habe ich es dann doch gewagt einen Blick auf Sydney Bristows turbulentes Leben zu werfen…
„ALIAS“ wird häufig mit „24“ verglichen. Doch außer der Tatsache, dass beide Serien in der Geheimdienstwelt spielen, bleibt nicht viel Ähnlichkeit übrig. Erhebt „24“ den Anspruch die Abwehr der terroristischen Bedrohung möglichst realistisch zu zeichnen, ist „ALIAS“ in jeder Sekunde völlig überzeichnet und reinste Unterhaltung. Allein die Ausgangssituation spricht Bände: Die Studentin Sydney Bristow wird vom Geheimdienst SD-6 rekrutiert und führt ein Doppelleben. Wäre das noch nicht genug, steigt sie nun bei der CIA ein und wird Doppelagentin. Während dessen studiert sie natürlich weiter und ihre Freunde denken, sie hat nur einen Job bei der Bank. Die teilweise völlig überzogenen Situationen, die sich aus dieser Grundkonstellation ergeben, strapazieren teils wirklich die Nerven jedes auch nur annähernd logisch denkenden Menschen. „ALIAS“ funktioniert trotzdem.
J.J. Abrams hat es geschafft „ALIAS“ einen hauchdünnen Bereich knapp über der Parodie zu positionieren. Nirgendwo sonst würde das funktionieren. Für eine Parodie wäre die Serie zu ernsthaft und emotional. Für einen reinen Thriller zu überdreht und zu humorvoll. Ich hoffe diese feine Gratwanderung wird auch über die nächsten Staffeln beibehalten.
Sehr positiv ist mir zudem der Rhythmus der Serie aufgefallen: Spannende Actionsequenzen wechseln sich mit sehr gefühlvollen und intimen Szenen ab. Alle Charaktere weisen Tiefe auf und sind – trotz ihrer Überzeichnung – glaubwürdig und sympathisch. Sydneys Privatleben – so unrealistisch dies im Gesamtzusammenhang teils erscheinen mag – strahlt Wärme und Geborgenheit aus. Ihrer Figur wird dadurch ein Fundament mitgegeben, durch das die Identifikation mit ihr in den ausgefalleneren Situationen noch leichter fällt.
Typisch für J.J. Abrams sind die langen mit Musik unterlegten Montagen, in denen man verschiedene Figuren miteinander interagieren sieht. Hat mir bereits bei „Lost“ gefallen. Auch typisch sind die fiesen Cliffhanger am Ende jeder Folge. Das Suchtpotential ist beinahe so hoch wie bei „Lost“ oder den ersten „24“-Staffeln.
Ich werde dranbleiben und bin gespannt wie sich die Rambaldi-Verschwörung weiterentwickelt: 8/10 Punkte.