Die 90er Jahre standen für mich vor allem im Zeichen des postmodernen Gangsterfilms. Coolness, lässige Sprüche und stilisierte Gewalt. Mit „Pulp Fiction“ begann meine Liebe zum Kino und jeder Film, der sich auch nur annähernd in das Genre zwängen ließ, wurde mit Hingabe konsumiert. Aus dieser Zeit stammt auch Barry Sonnenfelds unglaublich entspannte Hollywoodsatire „Schnappt Shorty“, welche ich damals wohl bei jeder einzelnen TV-Ausstrahlung angesehen habe. Umso schöner, dass der Film auch heute noch zu überzeugen weiß.
„Schnappt Shorty“ war die erste der drei großen Elmore Leonard-Verfilmungen der 90er Jahre und wohl auch stilprägend für die lockerlässige Darstellung der Gangster. Natürlich wäre diese ohne Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ so nicht möglich gewesen, doch sollte man nicht vergessen, dass dessen Meisterwerk wiederum von Elmore Leonards Romanen beeinflusst wurde. Einige Jahre später sollte Tarantino mit „Jackie Brown“ schließlich selbst eine Geschichte des Autors umsetzen. 1998 feierte Steven Soderbergh mit „Out of Sight“ einen großen kommerziellen Erfolg und beendete damit die inoffizielle Gangstertrilogie nach der Vorlage Leonards.
Barry Sonnenfeld hat „Schnappt Shorty“ in sonnendurchfluteten, lässigen Bildern inszeniert. John Travolta gibt Chili Palmer so cool, dass es eine wahre Freude ist. Danny DeVito spielt mit herrlicher Selbstironie und Gene Hackman ist als abgehalfteter B-Movie-Produzent die perfekte Besetzung. Der Cast ist wahrlich famos und die verzwickte – aber nicht wirklich komplizierte – Handlung erlaubt allen Darstellern zur Höchstform aufzulaufen.
Von allen drei Verfilmungen ist „Schnappt Shorty“ wohl die seichteste. Die Charaktere sind nicht so fein herausgearbeitet, wie z.B. in „Jackie Brown“ – doch das macht nichts. Als cooler Gangsterfilm und oberflächliche Hollywoodsatire funktioniert Sonnenfelds Adaption tadellos. Mehr wäre hier wohl auch zuviel gewesen.
„Schnappt Shorty“ bietet nach wie vor grandiose Unterhaltung und ist seinem – von mir damals viel zu gut bewerteten – Nachfolger „Be Cool“ meilenweit überlegen. Immer wieder gerne gesehen: 8/10 Punkte.