Die Suche nach neuen, sehenswerten TV-Serien ist oft ein Glücksspiel. Selbst wenn man sich vorab informiert, so sind die ganz großen Highlight doch eher selten. Vielleicht habe ich auch schon alle grandiosen Serien gesehen? Vielleicht kommt da nichts mehr nach? Doch dann stolpert man über eine Serie, wie „Mad Men – Season 1“ und darf endlich wieder an die großen Momente der TV-Geschichte glauben. Fantastisch!

Man sieht der Serie auf den ersten Blick an, dass Showrunner Matthew Weiner stark bei „The Sopranos“ involviert war. Diese langen Einstellungen, die ruhigen Bilder. Der beinahe schon zähe Erzählfluss. All diese Merkmale lassen sich auch in „Mad Men“ wiederfinden. Natürlich gibt es weniger Sex und Gewalt, denn schließlich befinden wir uns in den frühen 1960er Jahren (und darüber hinaus auch nicht mehr auf HBO). Auch wenn sich die Inhalte beider Serien stark voneinander unterscheiden, so vermute ich jedoch stark, dass beide Serien ein ähnliches Publikum anziehen – und sei es alleine aufgrund der formalen Aspekte.
Doch auch inhaltlich gibt es durchaus Parallelen: Sowohl Tony Soprano, als auch Don Draper sind zerissene Figuren, die an der Kluft zwischen ihrem übermächtigem Job und ihrem Familienleben scheitern. Beide Charaktere sind egomanisch veranlagt und besitzen in den seltsamsten Situationen dennoch ein irgendwie eine gute Seite. Letztendlich führen beide Wege in die Finsternis, nur „Mad Men“ versucht dem Zuschauer das viel besser zu verkaufen. Die magische Welt der Werbung, anstelle der dreckigen Straßen New Jerseys.
Was mich neben der wunderbar detaillierten Figurenzeichnung, der einfach nur klassisch schönen Inszenierung und den packenden Geschichten am meisten begeistert, ist eindeutig der genaue Blick auf die vergangene Wunderwelt der Werbung. Als jemand aus der Branche kann ich nur staunen, wie damals mit Budgets um sich geworfen wurde, wie die Agenturen gegenüber Kunden auftraten und welchen Stellenwert Werbeschaffende hatte. Wirklich faszinierend. So glamourös dieser Job auch dargestellt wird, so klar wird auch gezeigt, dass dies nur in der portraitierten Zeit funktionieren konnte. Die Dekadenz der Mad Men hat ihre eigene Branche zerstört. Heute ist Werbung profan. Der Zauber ist weitgehend verflogen.
„Mad Men“ ist ein grandioses, oft sperriges und doch stets sehenswertes Drama. Man sollte als Zuschauer Geduld mitbringen und sich im Idealfall für die zeitliche Periode sowie die portraitierte Werbewelt interessieren. Doch auch der Rest der Zuschauer kann sich an der perfekten Inszenierung, dem grandiosen Szenenbild und dem wunderbaren Schauspiel ergötzen. Für mich die beste Serie seit meinem „The Sopranos“-Marathon. Interessierte Leser sollten sich übrigens unbedingt die fantastische Blu-ray zulegen. Diese wird der Serie in absolut jeder Hinsicht gerecht: 10/10 Punkte.
Prädikat: Lieblingsserie