Mit Sam Raimis „Die fantastische Welt von Oz“ habe ich mir heute einen Film angeschaut, der zuvor eine halbe Ewigkeit ungesehen im Regal stand. Aufgrund teils vernichtender Kritiken war ich stets ein wenig vorsichtig, da ich das 1939er Musical „Der Zauberer von Oz“ einfach großartig finde. Wie sich Oz in den Händen von Disney letztendlich schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…
Der Film beginnt, wie bereits die 1939er Fassung, im schwarzweiß gehaltenen Kansas. Dieser Kniff war vor über 75 Jahren genial, lockt heute jedoch niemandem mehr hinter dem Ofen hervor – zumal man die ganze Zeit wartet, wann denn nun endlich Farbe (und in diesem Fall auch eine Öffnung des Bildformats sowie 3D) ins Spiel kommt. Dennoch fand ich diesen nostalgisch geprägten Einstieg nett anzusehen und eine schöne Vorstellung des titelgebenden Zauberers. Bereits in diesen ersten Szenen zeigt sich, dass James Franco die ideale Besetzung von Oscar Zoroaster Phadrig Isaac Norman Henkle Emmannuel Ambroise Diggs bzw. kurz Oz ist und diesen mit bewusstem Overacting zu einer sympathischen, aber auch moralisch zweifelhaften Figur werden lässt.
Im zauberhaften Land angekommen, werden wir Zuschauer zusammen mit Oz erst einmal von Form und Farbe erschlagen. Viel zu bunt, viel zu übertrieben, viel zu kulissenhaft – könnte man zumindest meinen, doch lässt dieser Farbrausch tatsächlich Erinnerungen an an den originalen Kinofilm wach werden. Auch inhaltlich hatte ich während der ersten Filmhälfte wirklich meinen Spaß und ich war mir sicher, dass sich „Oz the Great and Powerful“ bei sehr guten 8 Punkten einpendeln wird – trotz fehlender Musical-Nummern.
Im letzten Drittel wandelt sich die ohnehin schon äußerst vorhersehbare Geschichte dann leider jedoch zu einem reinen Malen nach Zahlen: Es gibt keinerlei Überraschungen mehr, Charakterzeichnung verschwindet beinahe komplett und wird durch aufmarschierende Armeen ersetzt. Von Abenteuer ist leider nicht mehr viel zu spüren und es stellt sich Belanglosigkeit ein. Leider habe ich gegen Ende tatsächlich ein wenig das Interesse daran verloren, was sich denn so in Oz abspielt. Wirklich schade, denn das völlig übertriebene Setdesign und die Art der Inszenierung haben mir weiterhin viel Vergnügen bereitet.
Letztendlich hat Disney mit „Die fantastische Welt von Oz“ zu sehr auf Nummer sicher gespielt. Vielleicht hätte man sich mehr an der Handlung des Musical-Hits „Wicked: Die Hexen von Oz“ orientieren sollen, in dem eine deutlich spannendere Geschichte erzählt wird. Auch wenn ich tatsächlich ein wenig enttäuscht bin, so bereue ich den erneuten filmische Ausflug ins zauberhafte Land nicht. Man sollte sich nur wahrlich nicht zu viel erwarten: 6/10 Punkte.