Die fantastische Welt von Oz – OT: Oz the Great and Powerful (2013)

Mit Sam Raimis „Die fantastische Welt von Oz“ habe ich mir heute einen Film angeschaut, der zuvor eine halbe Ewigkeit ungesehen im Regal stand. Aufgrund teils vernichtender Kritiken war ich stets ein wenig vorsichtig, da ich das 1939er Musical „Der Zauberer von Oz“ einfach großartig finde. Wie sich Oz in den Händen von Disney letztendlich schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Der Film beginnt, wie bereits die 1939er Fassung, im schwarzweiß gehaltenen Kansas. Dieser Kniff war vor über 75 Jahren genial, lockt heute jedoch niemandem mehr hinter dem Ofen hervor – zumal man die ganze Zeit wartet, wann denn nun endlich Farbe (und in diesem Fall auch eine Öffnung des Bildformats sowie 3D) ins Spiel kommt. Dennoch fand ich diesen nostalgisch geprägten Einstieg nett anzusehen und eine schöne Vorstellung des titelgebenden Zauberers. Bereits in diesen ersten Szenen zeigt sich, dass James Franco die ideale Besetzung von Oscar Zoroaster Phadrig Isaac Norman Henkle Emmannuel Ambroise Diggs bzw. kurz Oz ist und diesen mit bewusstem Overacting zu einer sympathischen, aber auch moralisch zweifelhaften Figur werden lässt.

Im zauberhaften Land angekommen, werden wir Zuschauer zusammen mit Oz erst einmal von Form und Farbe erschlagen. Viel zu bunt, viel zu übertrieben, viel zu kulissenhaft – könnte man zumindest meinen, doch lässt dieser Farbrausch tatsächlich Erinnerungen an an den originalen Kinofilm wach werden. Auch inhaltlich hatte ich während der ersten Filmhälfte wirklich meinen Spaß und ich war mir sicher, dass sich „Oz the Great and Powerful“ bei sehr guten 8 Punkten einpendeln wird – trotz fehlender Musical-Nummern.

Im letzten Drittel wandelt sich die ohnehin schon äußerst vorhersehbare Geschichte dann leider jedoch zu einem reinen Malen nach Zahlen: Es gibt keinerlei Überraschungen mehr, Charakterzeichnung verschwindet beinahe komplett und wird durch aufmarschierende Armeen ersetzt. Von Abenteuer ist leider nicht mehr viel zu spüren und es stellt sich Belanglosigkeit ein. Leider habe ich gegen Ende tatsächlich ein wenig das Interesse daran verloren, was sich denn so in Oz abspielt. Wirklich schade, denn das völlig übertriebene Setdesign und die Art der Inszenierung haben mir weiterhin viel Vergnügen bereitet.

Letztendlich hat Disney mit „Die fantastische Welt von Oz“ zu sehr auf Nummer sicher gespielt. Vielleicht hätte man sich mehr an der Handlung des Musical-Hits „Wicked: Die Hexen von Oz“ orientieren sollen, in dem eine deutlich spannendere Geschichte erzählt wird. Auch wenn ich tatsächlich ein wenig enttäuscht bin, so bereue ich den erneuten filmische Ausflug ins zauberhafte Land nicht. Man sollte sich nur wahrlich nicht zu viel erwarten: 6/10 Punkte.

Die Mächte des Wahnsinns – OT: In the Mouth of Madness (1994)

Nachdem wir heute viel zu spät auf die entspannende Couch gekommen sind, musste ich den Freitagsfilm nach seiner Laufzeit auswählen. Nach einer Woche mit maximal fünf Stunden Schlaf pro Nacht ist die Aufmerksamkeit eben ein wenig eingeschränkt. Somit fiel die Wahl auf John Carpenters „Die Mächte des Wahnsinns“, der mit 95 Minuten erfreulich knackig erzählt ist und aufgrund seiner Thematik zudem nicht zum vorzeitigen Einschlafen verleitet. Zumindest auf einen Teil der Zuschauer traf dies auch zu…

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Meine letzte Sichtung von „In the Mouth of Madness“ liegt bestimmt 10 Jahre zurück. Damals hatte ich ein paar TV-Ausstrahlungen mitgenommen und konnte mich somit noch recht gut an die surreale Atmosphäre erinnern. Da Carpenters Filme nicht alle wirklich gut gealtert sind, war ich gespannt welche Wirkung dieser kleine Horrorstreifen mit H. P. Lovecraft-Anleihen wohl heute auf mich haben würde. Auch wenn der Film deutlich angestaubter wirkt, als in meiner Erinnerung, so wird man doch recht schnell in die Geschichte hineingezogen. Man darf auch nicht vergessen, dass inzwischen bereits über 20 Jahre vergangen sind – und dafür schlägt sich das Werk aus Carpenters späterer Schaffensphase erstaunlich gut.

Der titelgebende Wahnsinn hält sanft Einzug in das Bewusstsein des von Sam Neill mitreißend gespielten John Trent. Die Reise nach Hobb’s End hat mich tatsächlich ein wenig an „Silent Hill“ erinnert, der bzw. dessen Videospielvorlage durchaus Anleihen an Carpenters Art der Inszenierung genommen haben könnte. Auch wenn viele Schockeffekte ein wenig plump daherkommen, so lebt „Die Mächte des Wahnsinns“ doch hauptsächlich von seiner traumhaften Atmosphäre, die mir teils wirklich einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

Insgesamt lieferte John Carpenter mit „In the Mouth of Madness“ einen sehr atmosphärischen Horrorfilm ab, den man sich auch heute noch gut ansehen kann. Die Geschichte ist dann am besten, wenn man durch die Augen der Hauptfigur versucht sich in dieser unwirklichen Welt zurechtzufinden. Im letzten Drittel schwächelt der Film ein wenig, doch nimmt das nur wenig von seiner Sogwirkung. Wohl der letzte wirklich sehenswerte Film John Carpenters – sieht man einmal vom 1998er „Vampire“ ab, dem ich wohl als einziger etwas abgewinnen kann: 7/10 Punkte.

Liebster Award #1: The World in a Box

Schon seit Monaten treibt der sogenannte „Liebster Award“ in der Blogosphäre sein Unwesen. Auch mich hat es erwischt. Mehrfach. Das soll nicht undankbar klingen, obwohl ich zunächst wirklich starke Vorbehalte hatte hier mitzumachen. Dann habe ich jedoch festgestellt, dass man die/den jeweiligen BloggerIn durch ihre/seine Antworten auf die meist spannenden Fragen tatsächlich besser kennenlernt. Folglich werde ich in den kommenden Wochen versuchen, die aufgelaufenen Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten…

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In diesem Sinne, viel Spaß mit meinen Antworten auf die Fragen von pfefferkuchen vom „The World in a Box“-Blog im Rahmen des Liebster Award #1:

1. Welcher Film ist dir der allerliebste auf der Welt? Und warum?
Es ist mir unmöglich hier nur einen Film zu nennen. Mit Mühe und Not könnte ich mich auf 15 Filme beschränken, die mir aus diversen Gründen die allerliebsten auf der Welt sind. Wenn ihr es genauer wissen möchtet, werft bitte einen Blick in meine Filme für die Insel.

2. Was war dein erster Berufswunsch? Und welchen Beruf hast du letzten Endes ergriffen?
Zunächst Filmregie (inklusive gescheiterter Bewerbung an einer Filmhochschule), dann 3D-Animation/Postproduktion (immerhin das Studium mit diesem Schwerpunkt abgeschlossen und ein paar Jahre als Werkstudent gearbeitet), erste Festanstellung im Bereich Konzeption/Text, dann etliche Jahre Projektmanagement und schließlich Online Marketing mit Schwerpunkt Social Media/Blogging in einem IT-Unternehmen.

3. Hast du einen grünen Daumen?
Nein.

4. Welche Person willst du unbedingt mal treffen?
Meine Kinder, wenn sie so alt sind wie ich heute. Und in diesem Zuge natürlich auch meine Enkelkinder.

5. Ist dieser Blog dein erster oder gab es schon frühere Blog-Versuche?
Es ist mein erster Blog, den ich inzwischen schon seit immerhin über 8 Jahren mit Inhalten füttere. Davor hatte ich allerdings schon ein paar Jahre ein Filmtagebuch in einem Filmforum geführt.

6. Welches Buch hat dein Leben am stärksten beeinflusst?
Ganz schwierig. Langfristig gesehen wohl „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder etwas von Terry Pratchett.

7. Hast du ein besonderes Talent?
Ich schreibe anscheinend ziemlich gut, speziell englische Texte mit technischem Schwerpunkt, die dennoch unterhaltsam zu lesen sind. Zumindest bezahlt man mich dafür.

8. Welche Blogs liest du regelmäßig?
Unglaublich viele, genauer gesagt befinden sich 321 Blogs in meinem Feedreader. Die wichtigsten Blogs könnt ihr euch natürlich auch in meiner Blogroll anschauen.

9. Wärst du ein Zeitreisender, wo würdest du leben – Zukunft oder Vergangenheit?
Ich lebe jetzt schon gedanklich zu viel in der Zukunft und in der Vergangenheit, insofern wäre die Gegenwart zur Abwechslung einmal ganz nett.

10. Zu welchem Lied musst du einfach tanzen?
„Man Must Dance“ von Johnossi.

11. Bist du gerade glücklich?
…sagen wir zufrieden.

Fragen oder Nominierungen wird es von mir nicht geben. Ich möchte mich an dieser Stelle auf die Antworten beschränken. Es dürfen sich jedoch alle BloggerInnen in meiner Blogroll ausgezeichnet fühlen, denn ihr seid mir – auch ohne Liebster Award – allesamt am allerliebsten! 🙂

Mehr “Liebster Award”-Antworten…

Blogroll Reloaded #13

Unglaublich! Nun liegt das letzte Blogroll-Update auch schon wieder vier Monate zurück. Seitdem hat sich einiges getan und ich habe etliche neue Blogs kennen und schätzen gelernt. Zwischen den Jahren seid auch ihr Leser auf meinem Blog sehr aktiv gewesen, doch im neuen Jahr sind die Besucherzahlen leider ziemlich eingebrochen. Neujahrsmüdigkeit, oder wie? Zeit also euch mit der neuesten Ausgabe von Blogroll Reloaded wieder an die Tasten zu holen!

Die Blogroll-Veteranen:

Über ein Vierteljahr Funkstille bzw. stillgelegt:

Neu und lesenswert:

Die erfolgreichen Rückkehrer:

Die Podcast-Veteranen:

Neu im Ohr:

Gab es dieses Mal leider nicht.

Kommentare in Form von Anmerkungen, Richtigstellungen und Empfehlungen sind natürlich stets willkommen – und bitte auch dieses Mal nicht vergessen: Jeder hier aufgeführte Blogger und Podcaster freut sich bestimmt über neue Leser bzw. Hörer und eure Kommentare!

Blogparade Serien: Friday Night Lights

Schon lange habe ich mich nicht mehr dazu hinreißen lassen bei einer Blogparade mitzumachen. Doch nun hat Petra dazu aufgerufen etwas über die persönliche Lieblingsserie zu schreiben. Da kann ich doch nicht außen vor bleiben – zumal in meinem kleinen Teil der Blogosphäre bereits kielerkrimskrams und Wortman vorgelegt haben. Dann also mal ran… nur welche Serie wählen?

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Auch wenn ich über die letzten Jahre sehr viele Serien geschaut habe, so haben es doch nur die wenigsten unter meine tatsächlichen Lieblingsserien geschafft. Zuletzt ist dies „Friday Night Lights“ gelungen, einer Serie die mich thematisch zunächst überhaupt nicht angesprochen hat: Eine Serie mit American Football als dem zentralen Thema? Nicht nur, dass ich mich nicht für American Football interessiere – nein, jeglicher im TV übertragener Massensport (allen voran Fußball) ist mir völlig fremd und lässt mich dementsprechend kalt. In der Serie ist American Football jedoch nur das Setting für allzu menschliche Dramen. Es werden große Themenkomplexe, wie körperliche Behinderung, Sex unter Teenagern, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern, Drogenmissbrauch, Alkoholismus usw. angesprochen, ohne dass sich diese in den Vordergrund spielen oder die Charaktere der Lächerlichkeit preisgegeben werden.

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Am meisten begeistert haben mich jedoch die Charaktere, die wunderbar gezeichnet sind und von denen jeder einzelne wichtig für die Serie ist. Im Zentrum stehen Coach Eric Taylor (Kyle Chandler) und seine Frau Tami (Connie Britton), die unzweifelhaft das glaubwürdigste und sympathischste Serienpaar aller Zeiten sein dürften. Einfach nur großartig geschrieben. Doch auch die anderen Hauptfiguren besitzen Tiefe und Charakter, was den Abschied am Ende der Serie wirklich schwer macht. Wer nun neugierig geworden ist und mehr über „Friday Night Lights“ erfahren möchte, findet hier detaillierte Besprechungen der einzelnen Staffeln:

  1. „Friday Night Lights – Season 1“ (9.0 Punkte)
  2. „Friday Night Lights – Season 2“ (8.4 Punkte)
  3. „Friday Night Lights – Season 3“ (9.4 Punkte)
  4. „Friday Night Lights – Season 4“ (9.2 Punkte)
  5. „Friday Night Lights – Season 5“ (9.6 Punkte)

Nicht vergessen darf man als Musikfreund natürlich auch nicht den fantastischen Soundtrack der Post-Rock-Band Explosions in the Sky, welcher der Serie seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Sehr atmosphärisch und emotional immer treffend. Oft Gänsehaut pur.

Zum Abschluss noch einmal das Wichtigste in Kürze:

  • Titel: „Friday Night Lights“
  • Genre: Drama, Familie, Sport
  • 76 Episoden in 5 Staffeln (2006-2011)
  • Alle Staffeln sind in UK bereits auf DVD erschienen

Nun seid ihr dran:

Dieser Beitrag ist Teil einer Blogparade Serien. Ihr wollt auch mitmachen? Dann stellt bis zum 15.02. auch eure Lieblingsserie vor!

Weitere Blogparaden:

Media Monday #187

Nach einem Wochenende, an dem wir mehr Zeit beim Kindernotdienst und im Krankenhaus verbracht haben als zu Hause, fühlt sich die Rückkehr in den Alltag seltsam unwirklich an. Zwar konnte ich Mittelohrentzündung, Bronchitis und Co. heute kurzzeitig ins Büro entfliehen, doch hat das die Sache für meine Familie leider nicht leichter gemacht. Inzwischen schlafen fast alle (mal sehen wie lange das anhält) und ich nutze die Zeit, um mich den Fragen des Medienjournals zu widmen…

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  1. Spannend wird es doch eigentlich immer erst dann wenn ein Film oder eine Serie mit den Erwartungen bricht bzw. die eigene Fantasie ankurbelt.
  2. Entgegen vorherrschender Meinung finde ich ja, dass die neue HFR-Technik (High Frame Rate) richtig mies ist, denn sie lässt Film (siehe HFR-Erfahrungsbericht zu „Der Hobbit: Smaugs Einöde“) aussehen wie billigstes Video.
  3. SuBs oder Stapel ungelesener Bücher sind ja bei Literaturbloggern weit verbreitet. Wie sieht es bei euch aus, ggf. auch mit einem SuF – Stapel ungesehener Filme?
    Der SuF wird bei mir nur durch den SuS (Stapel ungesehener Serien) und tatsächlich auch den SuB übertroffen.
  4. Wenn Andy Serkis zu Höchstform aufläuft dann gibt es meist ein wahres Schauspielfest zu bewundern, allerdings sind viele seiner Rollen durch Motion bzw. Performance Capture entstanden, was man allerdings nicht als Minderung seiner Schauspielkunst bewerten sollte.
  5. Ob Flash, Arrow oder Constantine, plötzlich bekommen altbekannte Helden allesamt eine Serie spendiert, wohingegen die Größen des Superhelden-Genres ja auch weiterhin im Kino für Recht und Gesetz kämpfen. Ein begrüßenswerter Trend oder reicht es langsam mit der Verwertung altbekannter Comicstoffe?
    Mir reicht es tatsächlich mit den Superhelden. Zwar sehe ich die Filme immer noch ganz gerne, doch was Serien angeht, so kann ich auf Arrow, Flash und Co. ganz gut verzichten.
  6. Und anschließend an die vorherige Frage: welcher (Super)Held eurer Kindheit wurde bisher schmählich vernachlässigt und könnte eine Frischzellenkur vertragen?
    Da fällt mir tatsächlich nur der einzigartige Phantomias ein, was auch eine Neuauflage des gesamten Entenhausen-Universums nach sich ziehen müsste. Wäre toll, wenn man es richtig anpackt!
  7. Zuletzt gesehen habe ich „Saving Mr. Banks“ und das war für mich als großer Freund von Walt Disneys „Mary Poppins“ ein exquisites Vergnügen, weil die Entstehungsgeschichte der Adaption sehr emotional und unterhaltsam erzählt wird.

Saving Mr. Banks (2013)

Pünktlich zum Wochenende, das wir eigentlich schon verplant hatten, quält unseren Zwergofant bei fast 40 °C Fieber eine fiese Erkältung. Die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für einen Film – und dennoch hat „Saving Mr. Banks“ den Weg auf den Bildschirm gefunden. Trotz unzähliger Unterbrechungen und der Vorahnung einer Nacht ohne Schlaf, hat John Lee Hancocks Film einen Nerv bei mir getroffen…

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Ich mag Walt Disneys Version von „Mary Poppins“, deren Produktion in „Saving Mr. Banks“ nacherzählt wird. Sehr sogar. Dies mag unter anderem auch damit zusammenhängen, dass ich das Broadway-Musical tatsächlich am Broadway in New York City gesehen habe. Eine wahrhaft magische Erfahrung. Hinzu kommt, dass ich ohnehin ein großes Interesse an der Entstehungsgeschichte von mir wichtigen Filmen sowie ein Faible für Walt Disney habe. Wahrlich gute Voraussetzungen also, um den Film zu einem vollen Erfolg bei mir werden zu lassen.

John Lee Hancock hat sich wahrlich Mühe gegeben, sein nacherzähltes Zeitdokument authentisch wirken zu lassen. Mit Emma Thompson als „Mary Poppins“-Autorin P. L. Travers und Tom Hanks als Walt Disney ist die Besetzung der Hauptfiguren perfekt, welche durch die von Paul Giamatti, Bradley Whitford (Josh Lyman, „The West Wing“), Jason Schwartzman (Jonathan Ames, „Bored to Death“) und B. J. Novak (Ryan Howard, „The Office“) hochwertig besetzten Nebenrollen großartig ergänzt werden. Selbst Colin Farrell konnte mich schauspielerisch überzeugen, was wahrlich nicht immer der Fall ist.

Neben den Schauspielern überzeugt speziell die liebevolle Ausstattung sowie der an Technicolor erinnernde Look des Films. Auch Fans der Musical-Songs werden ihre wahre Freude haben, denn man erlebt deren Entstehungsgeschichte live mit. Von den audiovisuellen Reizen abgesehen, ist die Handlung recht geradlinig und ohne große Überraschungen. Ich hätte mir teils ein wenig mehr Tiefe in der Figurenzeichnung gewünscht und fordere in diesem Zuge sogleich eine verfilmte Walt Disney-Biographie mit Tom Hanks in der Hauptrolle!

Auch wenn „Saving Mr. Banks“ nicht perfekt durcherzählt ist, so gibt er einen guten Eindruck von der turbulenten und anstrengenden Entstehungsgeschichte samt ihrer angespannten Beziehungen. Das Schicksal der jungen P. L. Trevors hat mich zudem sehr berührt, was bei der Thematik auch kein Wunder ist. Oft hätte Hancock den Film ein wenig subtiler erzählen können, doch dann wäre es eben kein opulenter Disney-Film geworden. Und ein solcher hat ja schließlich auch seine Vorzüge: 8/10 Punkte.

One Tree Hill – Season 9

Vor einem knappen halben Jahr sagten mir die Namen Brooke Davis, Nathan Scott, Haley James usw. noch überhaupt nichts. Doch dann kam ich in den Sog dieser Serie, die mit „One Tree Hill – Season 9“ nun ihr mehr oder weniger rühmliches Ende fand. Warum ich letztendlich so lange durchgehalten habe und warum sich dies trotz aller qualitativen Defizite gelohnt hat, erfahrt ihr in dieser folgenden, abschließenden Besprechung…

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Mir scheint es so, als hätten die Autoren mit diesen letzten 13 Episoden noch einmal alles, was „One Tree Hill“ in den vergangenen Jahren ausgemacht hat, in einen Topf geworfen, mit bewusstseinserweiternden Substanzen gewürzt und auf uns Zuschauer losgelassen. Es ist wirklich der pure Wahnsinn, was alles in dieser halben Staffel passiert. Viele Handlungsstränge sind völlig hanebüchen und lächerlich, andere funktionieren dagegen erstaunlich gut. Es ist jedoch zuviel von allem und wird in zu kurzer Zeit erzählt, doch als Zuschauer dieser Serie ist man ja bereits so einiges gewohnt…

Wie es sich für eine finale Staffel gehört, gibt es einige Gastauftritte von Schauspielern bzw. Charakteren, die Tree Hill bereits verlassen hatten, zu bewundern. Mit Dan Scott und Chris Keller kehren zwei herrlich schräge Figuren zurück, deren Handlungsstränge mir auch mit am meisten Freude bereitet haben. Den obligatorischen Gastauftritt des ehemaligen Hauptdarstellers Chad Michael Murray (Lucas Scott) hätte man sich dagegen sparen können: zu aufgesetzt, zu gewollt, zu nichtssagend. Wirklich schade, da man somit auf die Gelegenheit verzichtet hat, den gegangenen Charakteren tatsächlich eine Bedeutung für die weiterlaufene Handlung zu geben.

Jedem einzelnen Hauptcharakter (und von diesen gibt es inzwischen einige) hat man tatsächlich ein eigenes überdramatisches Problem vor die Nase gesetzt. Dies fängt bei einer Entführung durch die osteuropäische Mafia(!) an, geht über die Einweisung in eine psychiatrische Klinik bis hin zu Stalker-Terror durch einen Ex-Häftling. Natürlich darf man auch nicht Marvin McFaddens Gewichtsprobleme vergessen. Und das ist nur ein Bruchteil der aufgemachten Handlungsstränge! Zeit zum Durchatmen bleibt somit nicht – und für gute Drehbücher war sie anscheinend auch zu knapp. Unterhaltsam ist dieses dramaturgische Chaos dennoch zu jeder Zeit, wenn auch weit davon entfernt stringent oder wirklich gut zu sein.

Insgesamt reiht sich die finale Staffel von „One Tree Hill“ also am unteren Spektrum der Serie ein. Die ersten vier Staffeln, d.h. die Highschool-Jahre, zählen eindeutig zu den Highlights, doch auch danach bietet das Coming-of-Age-Drama noch gute Unterhaltung:

  1. „One Tree Hill – Season 3“ (8.1 Punkte)
  2. „One Tree Hill – Season 4“ (8.0 Punkte)
  3. „One Tree Hill – Season 2“ (7.9 Punkte)
  4. „One Tree Hill – Season 1“ (7.8 Punkte)
  5. „One Tree Hill – Season 5“ (7.8 Punkte)
  6. „One Tree Hill – Season 6“ (7.4 Punkte)
  7. „One Tree Hill – Season 8“ (7.4 Punkte)
  8. „One Tree Hill – Season 9“ (6.9 Punkte)
  9. „One Tree Hill – Season 7“ (6.9 Punkte)

So schwach ich manche Aspekte der Serie auch fand, so viel Spaß hat mir die Sichtung doch bereitet. Ich hatte zudem stets das Gefühl die Autoren waren sich der absurden Situationen bewusst, welche meine Frau und mich oft in schallendes Gelächter ausbrechen ließen. Gibt es einen großartigeren Charakter als Dan Scott? Herrlich! Neben all der Albernheit, hat mich „One Tree Hill“ aber auch emotional gepackt. Coming-of-Age eben. Speziell das Serienfinale hat diese Qualitäten noch einmal ausgespielt: Als plötzlich die nächste Generation auf dem Basketballfeld steht und sich Nathan bewusst wird, dass dieser Lebensabschnitt der Vergangenheit angehört, dann ist dies erstaunlich wahrhaftig. 

Auch wenn man die Serie bestimmt nicht gesehen haben muss, so bereue ich die Sichtung keinesfalls. Sie hatte tolle Momente, alberne Momente und absurde Momente. Durch „One Tree Hill“ habe ich Fall Out Boy kennengelernt und nochmals ein Konzert von Jimmy Eat World erleben dürfen. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und stressige Phasen des Hausbaus waren für 42 Minuten vergessen. It’s the oldest story in the world. One day you’re seventeen and planning for someday. And then quietly and without you ever really noticing, someday is today. And then someday is yesterday. And this is your life: 7/10 (6.9) Punkte.

Run, Fatboy, Run (321)

Ein langer Arbeitstag liegt hinter mir, nach dem ich mich irgendwie ausgelaugt fühle. Eigentlich hätte ich am liebsten nur noch kurz mit den Kindern gespielt, etwas gefuttert und dann ab aufs Sofa. Doch man hat ja einen Plan. Also in die Laufklamotten gequält und bei exakt 0 °C raus in die Kälte. Motivation sieht anders aus.

Distance: 5.51 km
Duration: 00:31:43
Avg Speed: 10.42 km/h
Avg Pace: 5:45 min/km
Energy: 436 kcal

Nach dem Lauf bin ich doch ganz froh, mich aufgerafft zu haben. Es war ziemlich kalt und mein GPS wollte auch wieder nicht. Warum ist das immer bei Läufen in der Dunkelheit so? Gibt es dafür eine Begründung? Da ich nicht durch diverse Vorgärten gelaufen bin oder Pferdekoppeln überquert habe, musste ich die Strecke abermals manuell anpassen. Noch ein Grund mehr, warum ich die Zeit herbeisehne, während der es abends wieder länger hell ist…

Im Ohr: FatBoysRun – Episode 7: Tighte Tights, Steak-Träume und Herbstwetter

Girls – Season 2

Dank des rapiden Preisverfalls bin ich nun doch schneller zu „Girls – Season 2“ gekommen, als ich nach der Sichtung der ersten Staffel vermutet hatte. Konnte mich Lena Dunhams Serie auch in ihrem zweiten Jahr begeistern oder hatte sich der frech-frivole und doch authentische Stil inzwischen abgenutzt?

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Lag der Fokus der ersten Staffel noch darauf, die Beziehungen der Hauptfiguren untereinander zu zeigen, so gehen die vier Freundinnen über weite Teile der zweiten Staffel getrennte Wege. Dies sorgt teils für eine neue Dynamik, ist aber auch manchmal ein wenig anstrengend, zumal nicht alle Handlungsstränge auf Dauer überzeugen können. Speziell die von Showrunnerin Lena Dunham gespielte Hannah empfand ich im späteren Verlauf der Staffel als ein wenig anstrengend. Natürlich ist dies Kalkül, doch hier wäre weniger mehr gewesen, denn so tritt dieser an sich interessante Charakter ein wenig auf der Stelle.

Am meisten Entwicklung erfährt wohl gerade die in der ersten Staffel noch relativ unbedeutende Shoshanna, was ich wirklich nett fand. Auch die meisten anderen Handlungsstränge machen Spaß, im Detail haben mich die ein wenig losgelösten Episoden „One Man’s Trash“ (in dieser fand ich auch Hannah toll!) und „Video Games“ wohl am meisten begeistert. Am Ende der Staffel stehen alle Charaktere irgendwie wieder da, wo sie zu Beginn des Jahres angefangen hatten – wenig befriedigend, jedoch im Rahmen dieses Generationenportraits auch konsequent. Dennoch wünsche ich mir von der kommenden Staffel ein wenig mehr Entwicklung.

Stilistisch ist „Girls“ weiterhin der Instagram- bzw. Retro-Indie-Ästhetik verhaftet, was gut funktioniert. Insgesamt hatte ich wieder viel Spaß mit den Mädels, doch ist die Leichtigkeit der ersten Staffel ein wenig abhanden gekommen. Das kommende Jahr dürfte entscheidend sein, was die Entwicklung der Serie betrifft. Hoffen wir mal, dass Lena Dunham – anders als ihre Figur Hannah – keine Schreibblockade erleidet: 8/10 (8.4) Punkte.