The Many Saints of Newark (2021)

Ein unspektakulärer Samstag liegt hinter mir. Ich war mittags eine Runde laufen und habe mich ansonsten um die Wäsche gekümmert, die über die Woche liegengeblieben ist. Abends hatte ich einmal wieder Lust auf einen Erwachsenenfilm, sprich die Kinder haben sich in ihr Zimmer verkrümelt und ich habe „The Many Saints of Newark“ in den Player geschoben. Die Vorgeschichte von „The Sopranos“ mag anscheinend niemand. Umso gespannter war ich, wie sie mir gefällt. 🐷

The Many Saints of Newark (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

The Many Saints of Newark (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Mehr als nur die Vorgeschichte von Tony Soprano

Die Kritiken, die ich überflogen habe, waren alle vernichtend. Man hätte es hier ja überhaupt nicht mit Tony Sopranos Vorgeschichte zu tun. Was sollen denn die Rassenunruhen in diesem Film? Und überhaupt sei „The Many Saints of Newark“ eine große Enttäuschung. Vermutlich hätte auch ich, ohne die Informationen im Vorfeld, eine hundertprozentige Vorgeschichte von Tony Soprano erwartet. So allerdings wusste ich bereits was mich erwartet und konnte mich entsprechend darauf einstellen. Der Film hat für mich wunderbar funktioniert, auch wenn ich gewisse Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann.

Zunächst einmal wirkt es befremdlich, dass wir als Voice-over-Erzähler Christopher Moltisanti aus dem Jenseits zu hören bekommen. Dann die Rassenunruhen und der Aufstieg des schwarzen Gangsters Harold McBrayer. Das nimmt viel Zeit in Anspruch und hätte ein ganz eigenes Gangster-Portrait werden können. Die Hauptfigur ist zudem nicht Tony Sorprano, sondern Dickie Moltisanti, der in der Serie bereits verstorben ist und nur in Gesprächen erwähnt wird. Eine weitere seltsame Entscheidung. Ist David Chase, das Mastermind hinter „The Sopranos“, nun senil geworden oder gehört er etwa auch dieser seltsamen Woke-Bewegung an, der Disney mit „Strange World“ verfallen ist, und muss unbedingt einen auf Black Lives Matter machen? Wie konnte es nur soweit kommen?

David Chase bricht gekonnt mit den Erwartungen

Die Geschichte spielt im Newark der 1960er Jahre. Wie sollte es auch anders sein? Tony Sorpano ist an diesem Ort und in dieser Zeit aufgewachsen. Die Rassenunruhen waren Teil der Geschichte von Newark. Auch fand ich es geschickt gelöst mit Dickie Moltisanti Tonys Mentor, den wir in der Serie nie kennenlernen, als Hauptfigur zu etablieren. Wir erleben die Ereignisse als Beobachter. Ebenso wie der junge Tony Soprano, der sich wundert, was hinter den verschlossenen Türen besprochen wird. All diese Einflüsse werden ihn später einmal prägen. Natürlich gibt es dennoch viele bekannte Figuren: Tonys Mutter, Junior Soprano, Paulie und Silvio. Wir kehren an etablierte Schauplätze zurück und das vertraute Gefühl ist wieder da. Dann natürlich Tony Soprano selbst, der von James Gandolfinis Sohn Michael Gandolfini gespielt wird und wirklich eins zu eins aussieht, wie eine junge Version seines Vaters. All das ist kein Fanservice. David Chase erzählt eine neue Geschichte. Sie mag unspektakulär wirken und am Thema vorbei, was sie nicht ist, doch letztendlich sehen wir genau, warum aus dem ungelenken Jungen letztendlich der neurotische Gangsterboss wurde, den wir alle kennen und lieben (und vielleicht auch hassen). Durch seine Umwelt und seinen Umgang. Es hätte gar nicht anders kommen können.

Fazit

Ist „The Many Saints of Newark“ ein perfekter Film? Wohl nicht. Ist es der Film, nach dem Fans der Serie jahrelang gelechzt haben? Mit Sicherheit nicht. Erzählt David Chase eine packende Geschichte und lässt uns einen Blick in die Jugend und die Einflüsse von Tony Soprano werfen? Aber garantiert. Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen und ich hätte danach gerne die nächste Episode eingelegt. Leider wird das wohl nichts und ist vermutlich auch gar nicht nötig: 8/10 Punkte.

Abenteuer ʻOhana – OT: Finding ʻOhana (2021)

Normalerweise veröffentliche ich meine Filmbesprechungen direkt nach der Sichtung. Einfach weil ich ich danach Zeit zum Schreiben habe. Dieses Mal schiebe ich die Veröffentlichung jedoch nach hinten, denn ich habe „Abenteuer ʻOhana“ für die Besprechung im Sneakpod vorgeschlagen, wo ich zu Gast gewesen sein werde, wenn ihr diese Besprechung hier lest, und ich Stefan davor nicht spoilern möchte. 🎙🏴‍☠️

Abenteuer ʻOhana (2021) | © Netflix

Abenteuer ʻOhana (2021) | © Netflix

Die hawaiianische Version von „Die Goonies“

Wie bin ich überhaupt auf „Abenteuer ʻOhana“ gekommen? Eigentlich wollte ich den neuen Pixar-Film „Lightyear“ sehen und auch zur Besprechung im Sneakpod vorschlagen. Jedoch hatte ich das Veröffentlichungsdatum auf Disney+ falsch im Kopf und musste somit spontan neu wählen. Prämisse war ein Film, der nicht älter als 2021 sein durfte und der bei einem der großen Streaming-Anbieter läuft. Zudem hatte ich den Kindern ja einen Filmabend versprochen, sprich es musste in diesem Fall auch ein Kinderfilm sein. Nichts einfacher als das? Die neueren Disney- bzw. Pixar-Filme hatten wir alle schon gesehen und auch sonst war nichts mir Bekanntes und Aktuelles im Kopf. Doch dann ist mir spontan „Abenteuer ʻOhana“ untergekommen, dessen Titelbild mich an „Dora und die goldene Stadt“ erinnerte, den ich sehr mochte. Als ich beim Weiterlesen noch den Bezug zu „Die Goonies“ las, war der Film gesetzt.

Tatsächlich erzählt „Abenteuer ʻOhana“ ziemlich exakt die Geschichte von „Die Goonies“ nach: Der Opa droht das Haus zu verlieren, die Enkelin findet eine Schatzkarte und macht sich mit Bruder und Freund*innen auf, den Schatz zu finden und somit das Haus des Opas zu retten. Also quasi ein Remake? Nur bedingt, denn sowohl inhaltliche Schwerpunkte als auch Ton des Films sind andere. So gibt es z.B. keinen Gangster-Subplot, dafür steht die hawaiianische Kultur im Mittelpunkt. Die Hintergründe des Piratenschatzes werden stärker beleuchtet und durch den herrlichen Einsatz einer unzuverlässigen Erzähler*in verbildlicht. Im Gegensatz zum 80er-Jahre-Vorbild besitzt „Abenteuer ʻOhana“ weniger Ecken und Kanten und doch viel Herz. Zudem mochte ich die popkulturellen Anspielungen sehr. Am deutlichsten wird dies wohl durch die Besetzung von Jonathan Ke Quan, der nicht nur Data in „Die Goonies“ gespielt hat, sondern der vor allem auch als Short Round aus „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ bekannt ist.

Fazit

Ich hatte viel Spaß mit „Abenteuer ʻOhana“, doch noch begeisterter waren die Kinder: Das Zappelinchen mochte speziell den Humor und die Teenie-Romanze. Der Zwergofant hat bei der Vorstellung des Drehortes zu „Jurassic Park“ aufgehorcht und sich in den Höhlenszenen ziemlich gegruselt. Die FSK-0-Freigabe ist definitiv zu gering, aber das ist bei Streaming-Filmen ja leider häufig so. Ich hätte es tatsächlich schade gefunden, wäre dieser Film an mir vorübergegangen. Wenn ihr eine ausführlichere Besprechung mit mehr Stimmen zu „Abenteuer ʻOhana“ hören möchtet, dann verweise ich auf die aktuelle Episode des Sneakpods. Hier im Blog gibt es natürlich auch eine Wertung: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

The Suicide Squad (2021)

Nach einem langen Lauf und Vorbereitungen für Ostern, sind wir heute recht spät auf das Sofa gekommen. Die Wahl des Films hat sich auch schwierig gestaltet und somit bin ich, nach einem Fehlgriff, schließlich bei „The Suicide Squad“ gelandet. Dazu muss ich sagen, dass ich die erste Verfilmung nicht kenne und das DCEU nach „Man of Steel“ komplett ignoriert habe. An diesem Film hat mich einzig und alleine James Gunn (bekannt für u.a. „Slither“) gereizt. Aus gutem Grund. 🦈

The Suicide Squad (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

The Suicide Squad (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

James Gunn zeigt abermals sein Regietalent

Ich liebe schon alleine die Intro-Sequenz. Was hier an Tempo und Onelinern abgefeuert wird, ist einfach nur großartig. Dabei ist es inhaltlich eine reine Wegwerfsequenz, die allerdings perfekt den Ton des Films vorgibt. Danach werden unsere eigentlichen Antiheld*innen eingeführt, was ebenso ausgezeichnet funktioniert. Gunn beweist in „The Suicide Squad“ abermals, dass er ein großes Ensemble wunderbar arrangieren kann und selbst den Nebenfiguren ausreichend Zeit einräumt. Klar besteht der Film zu 90% aus völlig übertriebener Action, doch die restlichen 10% sind teils wirklich schön emotional inszenierte Charakterszenen. Den Wechsel zwischen Humor, grotesker Gewalt und Emotionen bekommt Gunn sowieso hin, wie kein zweiter. Das hat er schon in „Guardians of the Galaxy“ und „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ bewiesen. Kein Wunder also, dass Warner ihn unbedingt für dieses Projekt haben wollte.

Inhaltlich ist „The Suicide Squad“ eher platt. Ein typischer Comic-Film eben. Und dennoch fühlt er sich anders an, als die MCU-Filme (und vermutlich auch die DCEU-Pendants). Von all den Regisseur*innen, die in diesem Genre wildern, ist James Gunn einer der ganz wenigen, dessen Handschrift man herauslesen kann. Ansonsten würde mir noch Taika Waititi einfallen. Zack Snyder vermutlich auch, doch um das zu beurteilen, müsste ich mich wohl erst einmal ins DCEU einarbeiten. Und das klingt mir tatsächlich nach zu viel Arbeit. Da warte ich lieber auf „The Suicide Squad 2“ und weiß jetzt schon, dass ich auch damit eine gute Zeit haben werde.

Fazit

„The Suicide Squad“ hat mich nicht enttäuscht. Es ist durch und durch ein James-Gunn-Film, was man bereits an den Gastauftritten der üblichen Verdächtigen (Michael Rooker, Nathan Fillion und Sean Gunn) erkennen kann. Obwohl der Film über zwei Stunden läuft, habe ich mich zu keiner Sekunde gelangweilt. Ein großer, übertriebener Antiheld*innen-Spaß: 8/10 Punkte.

Das Buch von Boba Fett – OT: The Book of Boba Fett – Staffel 1

Nachdem ich spät auf den „The Mandalorian“-Zug aufgesprungen bin, war ich davon letztendlich doch recht begeistert. „The Book of Boba Fett“ hätte ich dagegen nicht unbedingt sehen müssen, fand ich die Figur doch schon in „The Mandalorian“ nicht sonderlich spannend. Aber inhaltlich sollte die Serie wohl sehr mit der Mutterserie verknüpft ein. Und genau so war es letztendlich auch… 🏜

The Book of Boba Fett | © Walt Disney

The Book of Boba Fett | © Walt Disney

All Filler, Almost No Killer oder Mando 2.5

In vielerlei Hinsicht wirkt „The Book of Boba Fett“ auf mich so, als wäre die Entscheidung, diese Serie zu produzieren, recht spontan getroffen worden. Das Writing schwankt oft zwischen platt und befremdlich. Als hätte man ein Kind beim Spielen mit seinen Kenner-Figuren beobachtet. Gerade während der ersten vier Episoden wirkt die Struktur der Serie auch so, als würde man versuchen zwanghaft bekannte Schauplätze/Ereignisse aus „Star Wars“ zu integrieren. Aber das liegt wohl auch in der Natur der Figur Boba Fett. Auch die Erzählung in zwei Zeitebenen wirkt strukturell unbeholfen und forciert. Als hätte man ein paar lose Ideen gehabt und diese zusammengeworfen. All das ist durchaus unterhaltsam und ich hatte meinen Spaß damit, aber so richtig rund wirkt es nicht. Und was sollte das mit dem Spice auf Tatooine? Sollte das ein Crossover mit „DUNE“ werden? (Ja, ich weiß, das wurde schon früher in „Star Wars“ erwähnt, doch so wie es hier dargestellt wird, wirkt es einfach befremdlich.)

Die besten Episoden sind zweifellos die rund um den Mandalorianer. Hier wird deutlich, dass die Serie eigentlich nur ein Vehikel ist, um die Zeit bis zur dritten Staffel  von „The Mandalorian“ zu überbrücken. Gerade die fünfte und sechste Episode fand ich rundum gelungen. Natürlich viel Fanservice, aber schöne emotionale Momente und technisch wirklich beeindruckend. Boba Fett spielt in diesen Episoden nahezu keine Rolle und ich habe ihn und seinen Konflikt auch nicht wirklich vermisst. Im äußerst actionreichen Finale kommen dann beide Erzählstränge zusammen. Mir war es fast schon zu viel Action und auch hier haben mich eher die Szenen um den Mandalorianer gefesselt. Auch handlungstechnisch passiert einiges, das eigentlich Voraussetzung für die Fortführung der Hauptserie ist. Gesehen haben sollte man die Serie als Fan des Franchises also durchaus. Schon allein, um auf dem Laufenden zu sein.

Fazit

Es ist schwierig mit „The Book of Boba Fett“ und mir. Aber ich bin ja nicht der einzige, dem es so geht. Die ersten vier Episoden fühlen sind nicht rund und wie Flickwerk an, danach macht die Serie einen qualitativen Sprung, was vermutlich auch daran liegt, dass hier eher die dritte Staffel von „The Mandalorian“ vorbereitet wird. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, diese zwei bis drei Episoden direkt vor die dritte Staffel der Hauptserie zu stellen: 7/10 (6.9) Punkte.

Die Schule der magischen Tiere (2021)

Das Zappelinchen braucht ein neues Jugendzimmer, also sind wir heute durch diverse Möbelhäuser getingelt. Da sich mein letzter Kinobesuch gut angefühlt hat, habe ich vorgeschlagen, ob wir nach der Möbeltour nicht noch in „Die Schule der magischen Tiere“ gehen sollten. Immerhin waren wir ja eh schon in der Stadt. Somit war ich diese Woche zweimal im Kino. Verrückt. 🐢🦊

Die Schule der magischen Tiere (2021) | © LEONINE

Die Schule der magischen Tiere (2021) | © LEONINE

Kunterbuntes Kinoabenteuer mit Tier und Gesang

„Die Schule der magischen Tiere“ ist eine extrem populäre Buchreihe von Margit Auer und ich muss gestehen, dass ich die Vorlage nur am Rande kenne. Früher den Kids ein paar Kapitel vorgelesen und teils den Hörbüchern gelauscht. Aber nie richtig am Stück. Meine Kinder lieben die Bücher jedoch und somit waren sie heiß auf den Film, seit sie wussten, dass er ins Kino kommt. Inzwischen sind die Vorstellungen selten geworden, doch heute hat es einfach gepasst. Die Vorfreude war groß und ich habe mich mit den Kids gefreut. Schließlich waren wir schon ewig nicht mehr zusammen im Kino.

Der Film sieht aus wie ein typischer deutscher Kinderfilm: Eine idyllische Kleinstadt, die Farbsättigung schön nach oben gedreht, eine Schule in einem alten Schloss und eine Clique von Kids, die sich zusammenraufen muss. Nur eben statt Krimielementen, wie z.B. bei „Die drei !!!“, gibt es nun eben magische Tiere. Und diese sind wirklich toll animiert. Die Geschichte und Figuren funktionieren auch, selbst wenn es keinerlei Überraschungen gibt. Einzig befremdlich fand ich die Gesangnummern, die wie in einem Musical in den Film integriert waren. Das hätte es nicht gebraucht.

Fazit

Unser Kinobesuch von „Die Schule der magischen Tiere“ war toll, keine Frage. Das war überfällig nach zwei Jahren Pandemie. Der Film selbst ist auch nett, gerade für Kinder, welche die Vorlage kennen. Ich hatte auch meinen Spaß damit, selbst wenn weit nicht alles perfekt war: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte;  Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Die Besprechung ist Teil des CMARCH, der Blogaktion für Kinderfilme des Sneakfilm-Blogs.

14 Gipfel: Nichts ist unmöglich – OT: 14 Peaks: Nothing Is Impossible (2021)

Nach einer ziemlich anstrengenden Woche mit leidlicher Corona-Thematik (gerade in den Schulen) und auch sonst nicht wenig Stress, habe ich mich Freitagabend mit „14 Gipfel: Nichts ist unmöglich“ auf die Dächer der Welt begeben. Seit „Free Solo“ hatte ich keine Bergsteiger-Doku mehr gesehen und somit war es höchste Zeit… 🏔

14 Gipfel: Nichts ist unmöglich (2021) | © Netflix

14 Gipfel: Nichts ist unmöglich (2021) | © Netflix

Eine unfassbare Leistung in komprimierter Form

Als ich das erste Mal von „14 Peaks: Nothing Is Impossible“ gehört hatte, bin ich fest davon ausgegangen, es hier mit einer Doku-Serie zu tun zu haben. Letztendlich war es doch ein Dokumentarfilm, der Nirmal Purjas Besteigung der 14 Achttausender in weniger als sieben Monaten begleitet. Zur Einordnung: Der bisherige Rekord lag bei Reinhold Messner, der dafür 16 Jahre benötigt hat, welcher allerdings ohne zusätzlichen Sauerstoff geklettert ist. Das Vorhaben des Nepalesen grenzt rein zeitlich an schieren Wahnsinn und wenn man bedenkt, dass er während seines Project Possible auch noch in Not geratene Bergsteiger rettet, dann ist das einfach eine irre Geschichte.

Regisseur Torquil Jones fängt Nirmals Abenteuer in packenden Bildern ein und montiert die Besteigung der Giganten geschickt, in dem er die Lebensgeschichte des nepalesischen Bergsteigers mit ihr verwebt. Somit entsteht ein recht rundes Bild des knapp siebenmonatigen Vorhabens, welches ich mir jedoch ausführlicher gewünscht hätte. Gerade die Szenen am Berg sind mir ein wenig zu kurz gekommen und ich hätte wohl tatsächlich eine Doku-Serie bevorzugt, die den Vorbereitungen und den Besteigungen mehr Zeit einräumt. So wirkt die Geschichte leider etwas gehetzt.

Fazit

„14 Gipfel: Nichts ist unmöglich“ ist ein beeindruckender Bergsteigerfilm. Der Fokus auf Nepal und Nirmal Purjas ist faszinierend und ich wäre gerne tiefer eingetaucht. Doch auch in dieser komprimierten Form kann ich den Dokumentarfilm nur empfehlen. Schon alleine aufgrund der unfassbaren Leistung: 8/10 Punkte.

Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021)

Nach meinem Halbmarathon heute Mittag habe ich nicht mehr viel auf die Reihe bekommen. Abends stand dann mit „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ ein weiterer Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) auf dem Plan. Wie bereits „Black Widow“ hat Disney+ auch diesen in einer speziellen IMAX-Version zur Verfügung gestellt. Letztendlich hat dies bedeutet, dass das Bild einfach auf 1,85:1 aufgemacht wurde. Ob der Film der netten Optik gerecht wurde? 🥋🐉

Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021) | © Walt Disney

Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021) | © Walt Disney

Sympathisch bis zum Action-Overkill

Die erste Hälfte des Films habe ich wirklich geliebt. Da dachte ich noch, mit „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ stünde mir ein echtes Marvel-Highlight ins Haus. Ich mochte die Charaktereinführung in San Francisco samt Kampfszene im Bus wirklich gerne. Auch der Kampf auf dem Gerüst in Macau war einfach nur herausragend inszeniert. Sympathisch fand ich auch, dass nicht wieder das Schicksal der ganzen Welt auf dem Spiel stand, sondern eine eher intime Familiengeschichte erzählt wurde. Die Schauspieler*innen sind allesamt toll in ihren Rollen. Auch wenn sie viele wohl nervig fanden, so hat mir besonders Awkwafina sehr gut gefallen, die nach „The Farewell“ für mich eh immer ein Highlight in jedem Film darstellt.

In der zweiten Hälfte wird es dann sehr fantastisch und übertrieben actionreich. Viel zu viel CGI und bombastische Kampfszenen, die es so gar nicht gebraucht hätte. Weniger wäre hier tatsächlich mehr gewesen. Ich fand das teils so ermüdend, dass ich wirklich mit dem Schlaf zu kämpfen hatte. Sehr, sehr schade nach dem überaus gelungenen Einstieg in die Geschichte. Am Ende bleibt ein stets unterhaltsamer Film, der jedoch gar nicht so überaus groß hätte werden müssen. Aber das ist ja leider eine bekannte und häufige Marvel-Krankheit.

Fazit

Ich mochte „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ wirklich gerne. Über weite Strecken wirkt der Film frisch und wir lernen neue Aspekte der Marvel-Welt kennen. Leider driftet er gegen Ende doch wieder in nur allzu bekannte Gefilde ab. Das hätte es nicht gebraucht. Somit bleibt es einfach ein guter MCU-Film, der mehr hätte sein können: 7/10 Punkte.

Jurassic World: Neue Abenteuer – OT: Jurassic World: Camp Cretaceous – Staffel 4

Animationsserien sind in Zeiten der Pandemie wohl viel einfacher zu produzieren, weshalb wir ein halbes Jahr nach der dritten Staffel auch schon in den Genuss  von „Jurassic World: Neue Abenteuer – Staffel 4“ kamen. Die Freude war, gerade bei den Kids, riesig und auch ich war gespannt, wie das Abenteuer weitergeht… 🦖🤖

Jurassic World: Neue Abenteuer – Staffel 4 | © Netflix

Jurassic World: Neue Abenteuer – Staffel 4 | © Netflix

Wenn Roboter gegen Dinosaurier kämpfen

Die erste Episode fand ich direkt großartig und ich habe mich sehr gefreut, wieder mit Darius, Brooklynn, Kenji, Sammy, Yaz und Ben vereint zu sein. Die Dynamik zwischen den Teenager*innen funktioniert inzwischen einfach und das Setting auf dem Boot hat mir auch gefallen. Danach geht es für unsere Gruppe auf eine neue Insel, wo sie sich zunächst mit einem Säbelzahntiger konfrontiert sehen. Das fand ich etwas schade, da ich tatsächliche Dinosaurier spannender finde als Säugetiere der Eiszeit. Dennoch hat dieses Element in die Welt gepasst und war eine durchaus konsequente Fortführung der Geschichte. Danach wird es recht wild und als größte Bedrohung werden Robotor, B.R.A.D.s genannt, eingeführt. Und ein Konzern, der durch Dinokämpfe Geld verdienen will. Da hatte mich die Serie ein wenig verloren.

Die Handlung spielt zu großen Teilen in steril wirkenden Laboren oder Fabrikhallen. Die Dinosaurier sind nicht mehr bedrohlich, sondern werden eher als Opfer inszeniert. Hinzu kommt der starke Fokus auf den Bösewicht Kash und seine B.R.A.D.s, was für mich eine seltsame Entscheidung war. Dabei bleibt „Jurassic World: Neue Abenteuer“ durchaus unterhaltsam, spannend und spaßig. Ich hätte mir jedoch eine andere Fortführung der Geschichte gewünscht. Ohne die nach wie vor gelungene Gruppendynamik und die Begeisterung meiner Kids hätte ich diese Staffel, nach dem starken Einstieg, wohl noch schwächer wahrgenommen.

Fazit

Nach der wirklich starken dritten Staffel war die vierte für mich eine kleine Enttäuschung. Immer noch sehenswert, doch wenn die Tendenz so weitergeht, wird mich die Serie über kurz oder lang verlieren. Den Cliffhanger am Ende fand ich gelungen und die Kids sind fast ausgerastet, weil die Staffel nun schon wieder vorbei ist. Mal sehen, wann es weitergeht: 7/10 (7.3) Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte;  Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Black Widow (2021)

Nachdem ich letzte Woche mit „Spider-Man: Far From Home“ ins Marvel Cinematic Universe (MCU) zurückgekehrt bin, stand heute mit „Black Widow“ der erste Film der Phase 4 auf dem Programm. Auch der erste Marvel-Film, den ich auf Disney+ und nicht via 3D-Blu-ray gesehen habe, da Disney diese in Deutschland aus dem Programm genommen hat. Sehr schade. Immerhin gab es die IMAX-Version zu sehen…

Black Widow (2021) | © Walt Disney

Black Widow (2021) | © Walt Disney

Action-Overkill und sympathisches Familiendrama

Eigentlich hätte ich für den Start in Phase 4 des MCU auch noch die Marvel-Serien schauen müssen. Aber das wäre mir momentan zu viel gewesen. Somit müssen zunächst die Filme herhalten und mit „Black Widow“ war das auch ein einfacher Einstieg, ist die Figur doch bereits bekannt und hat die Geschichte kaum etwas mit den bisherigen Abenteuern der Avengers zu tun. Somit erleben wir im Grunde eine Rachegeschichte, während der wir auch den Hintergrund von Natasha Romanoff kennenlernen. Die sich daraus entspinnende Familiendynamik war für mich das Highlight des Films. Speziell Florence Pugh als Natashas Schwester und David Harbour (Jim Hopper aus „Stranger Things“) haben mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte selbst ist ziemlich nach Schema F erzählt und bietet nur wenige Überraschungen. Die Action ist teils schön hart und realistisch, größtenteils aber doch zu sehr nach der Marvel-Formel inszeniert, sprich zu viel CGI und physikalisch unmögliche Stunts. Das lasse ich mich bei Spidey und Co. noch eher eingehen, als in diesem in der Realität verhaftetem Setting. Spaß macht der Film jedoch auch in diesen Szenen, keine Frage. Hätte man aber wohl auch in unter 120 Minuten erzählen können.

Fazit

Insgesamt hat mir „Black Widow“ gut gefallen. Scarlett Johansson ist in dieser Rolle schon ziemlich großartig. Auch der restliche Cast ihrer Familie ist ein deutlicher Zugewinn. Geschichte und Action sind dagegen ziemlich generisch. Auch was einen möglichen großen Handlungsbogen angeht, bringt der Film nichts auf den Tisch. Muss aber auch nicht sein. Recht vergnügliches Actionkino: 7/10 Punkte.

Encanto (2021)

Heute dürfte, von einem weiteren Lauf abgesehen, wohl der gammeligste Urlaubstag bisher gewesen sein. Der Zwergofant war den ganzen Nachmittag ausgeflogen und das Zappelinchen hat sich selbst beschäftigt. Abends wurde dann jedoch der Wunsch nach einem Filmabend laut, bei dem wir mit „Encanto“ endlich den neuesten Disney-Film gesehen haben… 🕯

Encanto (2021) | © Walt Disney

Encanto (2021) | © Walt Disney

Ein großartiger, neuer Disney-Film

Als ich den ersten Trailer von „Encanto“ gesehen habe, war ich nicht sonderlich begeistert. Das schien mir alles zu bunt und zu schrill zu sein. Hinzu kam der Kniff mit den magischen Fähigkeiten der einzelnen Figuren, was mir doch recht abgedroschen erschien. Auch die ersten Besprechungen haben sich nicht überschlagen, weshalb ich auch keine großen Erwartungen hatte. Doch schon nach den ersten Minuten hatte mich der Film dann gepackt. Eben weil er so bunt, wild und aufbrausend ist. Weil wir, ähnlich wie in Pixars „Coco“, eine andere Kultur kennenlernen dürfen und die Charaktere nicht den üblichen Klischees entsprechen.

Es gibt hier keine Disney-Prinzessin und auch keine(n) Disney-Bösewicht*in. Im Zentrum steht die Familie und die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit und wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Die Songs von Lin Manuel-Miranda („tick, tick… BOOM!“) sind schmissig und mitreißend, die Geschichte packend und durchaus wendungsreich. Hinzu kommt eine audiovisuelle Pracht, die oft einfach nur atemberaubend ist. Bei all dem ist „Encanto“ durchaus humorvoll, aber vor allem emotional. Ich hatte öfter Tränen in den Augen, auch weil sich die Figuren gegenseitig Vergeben, Fehler eingestehen und zusammen wachsen. Schöne Botschaften, die tatsächlich zeitgemäß sind und, ähnlich wie „Vaiana: Das Paradies hat einen Haken“, für einen modernen Disney-Film stehen, wie ich ihn gerne sehen möchte.

Fazit

Auch wenn ich es nicht erwartet hätte, so war „Encanto“ für mich doch das erste Filmhighlight des Jahres. Im Originalton hätte er mir vermutlich noch etwas besser gefallen, doch auch in der Synchro konnte er mich, und vor allem die Kids, restlos überzeugen. Ein großes, buntes Vergnügen: 9/10 Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte;  Zwergofant: 10/10 Punkte.)