Eddie the Eagle: Alles ist möglich – OT: Eddie the Eagle (2016)

Ein verschnupfter und ziemlich ereignisloser Samstag liegt hinter mir. Der Film am Abend war da noch das größte Highlight. Wir hatten einmal wieder Lust auf etwas Nettes, weshalb ich mich für „Eddie the Eagle: Alles ist möglich“ entschieden habe, der auch erst am Freitag Teil meiner Filmsammlung wurde. Eigentlich interessiere ich mich ja überhaupt nicht für Wintersport, doch die Besprechung des Sneakpods klang so überzeugend, dass ich wirklich positiv gestimmt war…

Eddie the Eagle (2016) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Eddie the Eagle (2016) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Filmgewordener Enthusiasmus

Schon die eröffnende Montage macht „Eddie the Eagle“ unglaublich sympathisch: Es geht um Träume, den olympischen Geist und Durchhaltevermögen. Der Film zeichnet Michael Edwards als überenthusiastischen und tollpatschigen jungen Mann, der eine unfassbare Zielstrebigkeit besitzt. Dabei wird er nicht als Witzfigur dargestellt, sondern als Kämpfer. Auch wenn nur der Kern der Geschichte den historischen Tatsachen entsprechen mag, so überträgt das Drehbuch diese Essenz in eine der unterhaltsamsten Underdog-Geschichten überhaupt. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß mit einem Film und seinen Figuren.

Neben Taron Egerton (bekannt aus „Kingsman: The Secret Service“), der Michael „Eddie the Eagle“ Edwards wahrlich großartig verkörpert, überzeugt Hugh Jackman (u.a. „Logan: The Wolverine“) als dem Alkohol verfallener Skisprung-Trainer. Gerade im Zusammenspiel eine herrliche Kombination. Auf deutscher Seite (ein Großteil des Films spielt in Garmisch-Partenkirchen) darf Iris Berben den Männern zeigen, worauf es tatsächlich ankommt. Und wenn am Ende noch Christopher Walken auftritt, ist das nur noch das i-Tüpfelchen in einem wunderbar aufspielenden Ensemble.

Fazit

„Eddie the Eagle“ erfindet das Rad nicht neu und ist im Prinzip das „Cool Runnings“ (das jamaikanische Bob-Team ist übrigens auch 1988 in Calgary angetreten) der 2010er Jahre. Ein waschechter Feel-Good-Movie, der seine Underdog-Geschichte wunderbar sympathisch und unterhaltsam erzählt. Nichts für Zyniker, aber für alle anderen eine dicke Empfehlung: 8/10 Punkte.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind – OT: Fantastic Beasts and Where to Find Them (2016)

Nach einer ruhigen Woche auf meinem Blog, freue ich mich darauf pünktlich zum Wochenende einen neuen Film zu besprechen: Die Wahl ist heute auf „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ gefallen. Wieso? Ich habe die Podcasts der Second Unit zur „Harry Potter“-Reihe zu Ende gehört und nun wieder Lust bekommen, in diese Welt abzutauchen. Die originalen acht Filme wären mir zu zeitaufwendig und diesen ersten Teil der neuen Saga wollte ich ohnehin schon länger schauen…

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) | © Warner Home Video

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) | © Warner Home Video

Willkommen bei den amerikanischen Zauberern

Im Gegensatz zu den Filmen der „Harry Potter“-Reihe, spielt „Fantastic Beasts and Where to Find Them“ in den USA. New York City, um genau zu sein. Und zwar im Jahr 1926. Im Grunde hat man es also mit einem Prequel zu „Harry Potter und der Stein der Weisen“ zu tun, was wohl in den kommenden Teilen noch weiter ausgebaut werden soll. Hier fand ich es jedoch ganz angenehm, dass die Bezüge zum berühmten Original eher subtil sind. Der Film fühlt sich aufgrund seiner Zeit und seines Schauplatzes auch ganz anders an, als die acht Filme rund um Harry Potter. Dennoch fand ich es herrlich, wieder sich bewegende Bilder sowie herumfliegendes Geschirr zu sehen – gerade in 3D ein visuelles Vergnügen.

Mit Newt Scamander begegnen wir auch einer neuen Hauptfigur, die in unserer Realität der fiktive Autor des titelgebenden Sachbuchs „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist. Eddie Redmayne macht seine Sache zwar durchaus gut, doch kann ich mich mit seiner Art zu schauspielern nicht so richtig anfreunden (siehe auch „Jupiter Ascending“). Am meisten begeistert hat mich wohl Dan Fogler, den ich bereits in „Fanboys“ und der kurzlebigen Comedy-Serie „Man Up!“ sehr mochte, und der hier einen großartigen Auftritt als sympathischer Sidekick hat.

David Yates hat, wie bereits seit „Harry Potter und der Orden des Phönix“, erneut die Regie übernommen und er zeigt, dass er diese magische Welt mühelos inszenieren kann. Gerade die ruhigeren Szenen, oder auch die ausgefallene Nebenhandlung im Koffer, haben mir gefallen. Die Hauptgeschichte jedoch ist leider unfassbar generisch und endet in einem ermüdenden Action-Finale, was viel von der zuvor aufgebauten Atmosphäre kaputt macht.

Fazit

Auch wenn „Fantastic Beasts and Where to Find Them“ kein perfekter Film ist (oder ein Film, der zu perfekt auf Blockbuster getrimmt wurde), so ist er doch ein großer Spaß für alle Freunde der Zauberwelt. Ich freue mich auf die Fortsetzungen und bin gespannt, für welchen Weg man sich entscheiden wird: Eigenständigkeit oder echtes Prequel. Kann man sich durchaus anschauen: 7/10 Punkte.

Penny Dreadful – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Um die Serie bin ich im vergangenen Jahr schon länger herumgeschlichen und die beständigen Empfehlungen verschiedenster Blogger (ganz besonders mwj) haben ihr Übriges getan, um mich zum Kauf der Komplettbox von „Penny Dreadful“ zu bewegen. Im Vorfeld wusste ich nur, dass die Serie die Horrorgestalten des viktorianischen Englands vereint und Eva Green die Hauptrolle spielt. Was hat „Penny Dreadful“ sonst noch zu bieten?

Penny Dreadful | © Paramount (Universal Pictures)

Penny Dreadful | © Paramount (Universal Pictures)

Weiterlesen

Baby Driver (2017)

Was habe ich mich auf den neuen Film von Edgar Wright gefreut. Seit „Spaced“ und „Shaun of the Dead“ liebe ich den innovativen britischen Filmemacher. Selbst seine als schwächer angesehenen Filme, wie „The World’s End“, haben mir ausgezeichnet gefallen. Ich war also bester Dinge, mit „Baby Driver“ einen neuen Geniestreich zu sehen. Warum der Film meine Erwartung nicht erfüllen konnte, versuche ich in der folgenden Besprechung zu erklären…

Baby Driver (2017) | © Sony Pictures Home Entertainment

Baby Driver (2017) | © Sony Pictures Home Entertainment

Music Was My First Love

Während der Eröffnungssequenz war ich noch der festen Überzeugung, dass „Baby Driver“ das Zeug zu einem neuen Lieblingsfilm hat. Musik, Action und abgefahrene Charaktere. Seit „Ronin“ hatte ich keine so gelungene Autoverfolgungsjagd mehr gesehen. Dann die wunderbare Musical-Sequenz, in der Baby (toll gespielt von Ansel Elgort) durch die Straßen tanzt. Herrlich! Und dann ging es los mit der Geschichte. Die zuvor noch interessant wirkenden Figuren stellten sich ziemlich schnell als nervige Klischees heraus. In der Szene, in der Kevin Spacey allein mit Ansel Elgort im Aufzug zurückblieb hatte ich dann tatsächlich Gänsehaut. Aber aus anderen Gründen. Sehr unangenehm.

Die Musik als eigentlicher Star des Films hat mir gut gefallen, doch konnte keine Sequenz mehr an die Eröffnung anschließen. Sicher waren die Szenen wunderbar choreografiert, die Musik fabelhaft gewählt und die Montage makellos. Aber auf Dauer eben auch eintönig und, nunja, ziemlich selbstverliebt. Wright hat die Kombination aus Musik, Rhythmus und Schnitt ja bereits in „Hot Fuzz“, „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ und Co. verwendet, doch dort gezielter und nicht so inflationär. Ja, ich weiß, dass dies das Konzept des gesamten Films ist und auch inhaltlich mit der Geschichte und der Hauptfigur verknüpft ist, doch irgendwie hat sich all das für mich dennoch künstlich und aufgesetzt angefühlt.

True Natural Born Romance Killers

Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Baby und Debora hat mir in ihren Anfängen sehr gut gefallen, sich danach jedoch ziemlich vorhersehbar und lahm entwickelt. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass der Film ab der Hälfte unheimlich abbaut und letztendlich in einem antiklimaktischen Finale gipfelt, das einfach nur beliebig ist. Wirklich schade, um den gelungenen Einstieg in die Geschichte. Die Nebenfiguren rund um John Hamm, Jamie Foxx und Co. verkommen im Verlauf der Handlung leider auch immer mehr zu Abziehbildern. Dennoch gibt es ein paar nette Momente und absurde Komik. Wirklich lustig fand ich den Film jedoch nur selten.

Fazit

Wie ihr meiner obigen Besprechung bereits entnehmen konntet, hat mich „Baby Driver“ leider ziemlich enttäuscht. Ich hatte durchaus Spaß mit dem Film, doch konnte er meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen. Die erste halbe Stunde fand ich famos, doch danach hat sich der Film ziemlich in der Belanglosigkeit verloren. Kein schlechter Film, doch für mich mehr ein langgezogenes Musikvideo, das seine zwei besten musikalischen Sequenzen gleich zu Beginn verschossen hat. So leid es mir tut, doch insgesamt nur knapp überdurchschnittlich: 6/10 Punkte.

Lion: Der lange Weg nach Hause – OT: Lion (2016)

Der dritte Januar, der dritte Film in diesem Jahr. Wie gerne würde auch in ein paar Tagen noch sagen können: „Ich habe jeden Tag in diesem Jahr einen Film gesehen.“ Doch ich erfreue mich daran, solange es so ist. Heute schreibe ich über „Lion: Der lange Weg nach Hause“, dessen Geschichte mich sofort angesprochen hat. Ob der Film sein Versprechen einlösen konnte, erfahrt ihr in der folgenden Rezension…

Lion: Der lange Weg nach Hause (2016) | © Universum Film GmbH

Lion: Der lange Weg nach Hause (2016) | © Universum Film GmbH

Die besten Geschichten schreibt das Leben

Das denke ich mir meist nachdem ich einen biographischen Film gesehen habe. Und dass mein Leben furchtbar langweilig ist. Glücklicherweise. Die Geschichte des fünfjährigen Saroo, der in Indien von seiner Familie getrennt wird und 1.600 Kilometer von seinem Heimatdorf entfernt in der Großstadt Kalkutta aufwacht, ist wahrlich herzergreifend. Gerade der erste Teil, der die Kindheit Saroos zeigt, ist mir sehr nahe gegangen. Hier hat mich der Film an Danny Boyles „Slumdog Millionaire“ erinnert, der eine ähnlich ergreifende Geschichte erzählt und in dem ebenso Dev Patel (u.a. auch aus „The Newsroom“ bekannt) die Hauptrolle spielt. Der eigentliche Star in „Lion“ ist aber Jungschauspieler Sunny Pawar, der seine Sache wirklich exzellent macht.

Im zweiten Teil von „Lion“ begleiten wir den erwachsenen Saroo, der von einem australischen Ehepaar adoptiert wurde, bei der Suche nach seiner Heimat. Hier war mir der Film teils zu sprunghaft erzählt, doch das wunderschöne Finale hat das wieder mehr als wett gemacht. So sehr musste ich schon lange bei keinem Film mehr weinen. So schön und zugleich traurig. Gerade als Vater eines fünfjährigen Jungen hat mich Saroos Geschichte extrem mitgenommen. Trotz Happy End. Alleine das Elend auf den Straßen Kalkuttas. Unfassbar.

Fazit

Ihr merkt es schon: „Lion“ hat bei mir komplett eingeschlagen. Ich hatte es ja fast schon vermutet, doch hat es der Film auf wunderbare Art und Weise bestätigt. Saroos Geschichte wird mir bestimmt noch lange nachgehen – und das ist wohl das Beste, was man über einen Film sagen kann: 9/10 Punkte.

Kennt ihr eigentlich die Vorlage von Saroo Brierley und geht diese noch tiefer ins Detail als der Film? Ich freue mich über einen Kommentar dazu! 🙂

Tatsächlich… Liebe – OT: Love Actually (2003)

Nur noch eine Woche bis Weihnachten. Unglaublich. Höchste Zeit also, langsam aber sicher in Weihnachtsstimmung zu kommen. Den Baum haben wir heute schon gekauft und das Zappelinchen hatte seinen ersten Auftritt mit dem Kinderchor. Dennoch ist mein Kopf noch viel zu voll mit anderen Dingen, um im Weihnachtsmodus zu sein. Vielleicht hilft ein Film? Da „Schöne Bescherung“ fest für Ende der Woche eingeplant ist, habe ich mein Glück mit „Tatsächlich… Liebe“ versucht, den ich bisher erst einmal vor vielen, vielen Jahren gesehen hatte…

Tatsächlich… Liebe (2003) | © Universal Pictures Germany GmbH

Tatsächlich… Liebe (2003) | © Universal Pictures Germany GmbH

Weihnachtskitsch der bekömmlichen Sorte

An meine letzte Sichtung konnte ich mich nicht mehr wirklich gut erinnern. Ein paar Einzelszenen waren mir noch im Kopf, doch sonderlich beeindruckt hatte mich der Film anscheinend nicht. Heute sieht das anders aus: Auch wenn Richard Curtis in „Love Actually“ sich erneut als Meister des Knöpfedrückens beweist, so bietet der Film auch extrem viel Spaß, unerwartete Szenen und Selbstbewusstsein auf der Metaebene. Besonders imposant fand ich allerdings, dass die unzähligen Handlungsstränge tatsächlich gleichwertig erzählt werden. Da bleibt nichts offen und keine Figur fällt hinten runter. Neben all den oberflächlich wirkenden Romanzen ist das eine starke Leistung. Überhaupt paart Curtis (bekannt für „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und „Alles eine Frage der Zeit“) gekonnt wirklich übertrieben kitschige Szenen mit nachdenklich stimmenden Momenten und beinahe schon kindisch explizitem Humor. Und was soll ich sagen? Die Mischung geht auf.

Auch das Weihnachtssetting mit all den unsäglichen Popsongs fügt sich in diese große, bunte Erzählung ein, die in einem natürlich ebenso übertrieben bombastischem Finale mündet. Jedoch sind es eher die kleinen Momente, die wirklich in Erinnerung bleiben: Karens (Emma Thompson) herzergreifende Erkenntnis, dass ihr Mann (Alan Rickman) eine andere Frau beschenkt hat. Oder Marks (Andrew Lincoln, „The Walking Dead“) Liebesgeständnis an die Frau (Keira Knightley) seines besten Freundes. Auch wenn die meisten Kritiker das damals anders gesehen haben, hat sich „Tatsächlich… Liebe“ zurecht in das popkulturelle Herz der vorweihnachtlichen Kinozuschauer gespielt.

Fazit

Mir hat „Love Actually“ bei der heutigen Sichtung wirklich ausgezeichnet gefallen. Jeder einzelne Handlungsstrang hat mir auf seine Art und Weise viel Freude bereitet und ich mochte sowohl den Kitsch als auch den Humor. Nicht in jeder Geschichte gibt es ein Happy End, doch auch das ist eben tatsächlich… Liebe: 8/10 Punkte.

Blade Runner 2049 (2017)

Es ist unfassbar: Ich habe es dieses Jahr tatsächlich geschafft, die beiden Filme im Kino zu sehen, die ich auch unbedingt im Kino sehen wollte. Nach „Alien: Covenant“ im Mai, habe ich mich gestern mit „Blade Runner 2049“ in die nahe Zukunft begeben. Ob Denis Villeneuves Fortsetzung von Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker „Blade Runner“ tatsächlich so gut ist, wie die meisten Besprechungen behaupten?

Blade Runner 2049 (2017) | © Sony Pictures & Warner Bros. Pictures

Blade Runner 2049 (2017) | © Sony Pictures & Warner Bros. Pictures

Weiterlesen

Black Sea (2014)

Die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub ist vorbei. Wie zu erwarten, war sie sehr anstrengend und ich freue mich nun wirklich auf das Wochenende. Nach einem kurzen Spaziergang und leckerer, selbstgemachter Calzone war es schon wieder recht spät, doch ein Film musste einfach noch sein: Die Entscheidung fiel auf „Black Sea“, der eigentlich nur deshalb den Weg in die Sammlung fand, weil wir dieses Jahr am Schwarzen Meer Urlaub gemacht hatten. Ob das eine gute Wahl war?

Black Sea (2014)

„Das Boot“ trifft „Jäger des verlorenen Schatzes“

Ich war zu Beginn wirklich erstaunt, dass man zunächst eine Art Sozialdrama zu sehen bekommt. Die Hauptfigur Robinson (gespielt von einem ausnahmsweise nicht attraktiv in Szene gesetzten Jude Law) verliert den Job und bekommt über zwei Ecken eine abenteuerliche Geschichte serviert: Ein verschollenes Nazi-U-Boot mit einem Haufen Gold an Bord, ein mysteriöser Investor und eine bunt zusammengewürfelte Crew. Fertig ist das Rezept zu einem Abenteuerfilm mit ungewöhnlichem Setting.

In der zweiten Filmhälfte jedoch, spitzen sich die Konflikte zu, so dass „Black Sea“ eher einem klaustrophobischen Thriller gleicht. Ich mochte die raue Atmosphäre auf dem alten, verkommenen U-Boot wirklich sehr. Auch die zusammengewürfelte Crew und die Aussicht nach dem großen Gewinn hatte seinen Reiz. Als die unterschwelligen Spannungen dann aber an die Oberfläche treten, wurde es mir fast schon zuviel. Der Twist wirkte zudem sehr unmotiviert und die Rettung in letzter Sekunde roch für mich zu sehr nach Deus ex machina.

Fazit

Regisseur Kevin Macdonald (u.a. „Sturz ins Leere“ oder „Der letzte König von Schottland“) hat mit „Black Sea“ einen atmosphärisch dichten U-Boot-Thriller inszeniert. Leider driftet der Film im letzten Drittel zu sehr in klischeehafte Gewässer ab, als dass er sich mit großen Genre-Klassikern würde messen können. Hat mir insgesamt dennoch wirklich gut gefallen: 7/10 Punkte.

The Fall (2006)

Ein verregneter Freitagabend (hier seht ihr den Sturm aufziehen) hat dafür gesorgt, dass ich meinen neuen Fernseher endlich mit einem Film einweihen konnte. Nur was schauen? Natürlich ein bildgewaltiges Epos. Folglich ist „The Fall“ in den Blu-ray-Player gewandert, der ohnehin schon viel zu lange auf meiner Liste der dringend nachzuholenden Filme stand. Ob sich das gelohnt hat?

the-fall-1

The Fall (2006) | © Capelight Pictures

Ein fantasievoller Bilderrausch

Von Regisseur Tarsem Singh kenne ich bisher nur „The Cell“, den ich unglaublich packend fand. Träume faszinieren mich schon immer und die düsteren Welten, die Singh in dem Film kreiert, haben mich tief beeindruckt. An dem Psycho-Thriller wurde jedoch die gleiche Kritik geübt, wie an „The Fall“: Der Film besäße nur schöne Bilder, die Geschichte wäre dünn und generell sei das alles ja nur style over substance. Wen wundert es also, dass auch Tarsem Singhs zweiter Langfilm unglaubliche Bilder bietet? Und ja, selbst als Bilderrausch würde der Film bereits eine Daseinsberechtigung besitzen. Doch tatsächlich bietet „The Fall“ mindestens noch zwei weitere Ebenen.

„Die Braut des Prinzen“ Reloaded?

Mit seiner Rahmenhandlung und der Geschichte in der Geschichte erinnerte mich „The Fall“ doch stark an Rob Reiners Fantasy-Klassiker „Die Braut des Prinzen“. Tatsächlich basiert Tarsem Singhs Film allerdings auf einem bulgarischen Kinderfilm mit dem Titel „Mein Freund, der Pirat“ aus dem Jahr 1981, der ziemlich genau die gleiche Handlung erzählt – und diese funktioniert gar wunderbar: Lee Pace als depressiver Stuntman und die junge Catinca Untaru als verletztes Mädchen spielen großartig zusammen. Viele ihrer Szenen wirken improvisiert und sehr roh gespielt. Für mich hat das ausgezeichnet funktioniert und ich war emotional voll involviert.

Die letzte Ebene ist die Liebeserklärung an das Kino selbst und die Macht seiner Geschichten. Es ist großartig zu sehen, was Alexandria aus den Worten des Stuntmans kreiert und wie sich daraus absurde und traumhafte Welten ergeben, die keinerlei Logik in Hinblick auf Raum und Zeit zu verfolgen scheinen: Man erlebt die Geschichte dadurch direkt aus den Augen eines Kindes.

Fazit

Auch wenn ich ganz am Anfang noch vom neuen Seherlebnis abgelenkt war, so hat mich die Geschichte doch schnell in ihren Bann gezogen. Ich liebe die Bilder und auch die ruhigen Momente in der realen Welt. Das Märchen ist dabei nichts für Kinder, spricht dunkle Themen an und verpackt diese in teils drastische Bilder. Dabei wurden auch Erinnerungen an „Pans Labyrinth“ wach, der jedoch in jeder Hinsicht noch ein bis zwei Schritte weitergeht. Sollte ich nicht der letzte Filmfreund gewesen sein, der „The Fall“ für sich entdeckt, dann kann ich euch nur empfehlen, den Film selbst endlich nachzuholen: 9/10 Punkte.

Searching for Sugar Man (2012)

Spätestens seit Philipp vom Celluleute-Podcast „Searching for Sugar Man“ zum Film des Jahres 2012 gewählt hat, steht der Dokumentarfilm auf meiner Liste. Auch wenn mich Filme dieser Erzählform stets begeistern, wie bereits „The Imposter“ oder auch „Man on Wire“ bewiesen haben, schaue ich viel zu wenige Dokus. Diese hier läuft zurzeit jedoch auf Amazon Prime, also gibt es keinen Grund die Sichtung länger aufzuschieben. Ein Tipp übrigens, den ich auch euch geben kann…

Das Leben schreibt die besten Geschichten

Wieder einmal bin ich überwältigt, wie unfassbar spannend sich die Geschichte um den mysteriösen Singer/Songwriter Rodriguez entwickelt. Ich muss jetzt vorsichtig sein, an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten, denn schließlich sollt ihr den Dokumentarfilm noch genauso genießen können, wie ich es getan habe. Nur kurz und knapp: Es geht um einen Singer/Songwriter, der in den 70er Jahre zwei Platten veröffentlicht hat, die in den USA komplette Flops waren, jedoch in Südafrika bis heute in jedem Haushalt zu finden sind. Über den Künstler Rodriguez ist kaum etwas bekannt, nur dass er sich live auf der Bühne umgebracht haben soll.

Aus dieser Prämisse entspinnt sich eine detektivische Suche, die stets von Rodriguez‘ Musik begleitet wird. Diese erinnert tatsächlich an den großen Bob Dylan und es ist ein Mysterium, dass man hierzulande noch nie etwas von dem Musiker gehört hat. „Searching for Sugar Man“ behandelt noch weitere Themen, lässt uns an politischen Exkursen teilhaben und wird dann doch ganz persönlich. Am Ende bleibt Rodriguez ein Mysterium und man muss sich bewusst machen, dass man gerade kein Märchen gesehen hat, sondern eine wahre Geschichte. So unfassbar ist sie.

Fazit

Ich bin nun sehr froh, endlich „Searching for Sugar Man“ gesehen zu haben. Auch wenn ihr euch nicht für die Musik der 70er Jahre oder Detektivgeschichten interessiert, so kann ich euch den Film dennoch unbedingt ans Herz legen. Am besten hebt ihr ihn euch für einen Tag auf, an dem ihr dringend eine Aufheiterung benötigt. Diesen Dokumentarfilm solltet ihr wahrlich nicht verpassen: 9/10 Punkte.