The Game (1997)

Nach einer anstrengenden Arbeitswoche, während der ich noch gegen die Ausläufer meiner Grippe gekämpft habe, bin ich nun sehr froh, dass endlich Wochenende ist. Eingeläutet haben wir es natürlich mit einem Film: Die Wahl ist heute auf David Finchers „The Game“ gefallen, den ich damals sehr mochte. Die letzte Sichtung liegt mindestens 13 Jahre zurück und ich war sehr gespannt, ob er auch heute noch funktioniert. Mehr dazu in der folgenden Besprechung…

The Game (1997) | © Universal Pictures Germany GmbH

The Game (1997) | © Universal Pictures Germany GmbH

Einer der unterschätzen David-Fincher-Filme

Ich kann heute gar nicht mehr sagen, wann ich „The Game“ zum ersten Mal gesehen habe. Vermutlich war es nach der Sichtung von „Fight Club“ im Kino. Oder doch schon nach „Sieben“? Nach einem der beiden Filme habe ich auf jeden Fall angefangen, die anderen Filme des Regisseurs nachzuholen – und auch wenn „The Game“ neben den beiden genannten Werken immer etwas untergeht, so mag ich ihn jedoch sehr gerne. In der allgemeinen Wahrnehmung zählt er zusammen mit „Panic Room“ wohl eher zu den schwächeren Filmen des Regisseurs, doch sind beide technisch makellos und die Handlung wunderbar packend. Für Fincher vielleicht nur eine Fingerübung, doch damit immer noch gelungener, als die meisten anderen Thriller.

Kann es wirklich sein, dass „The Game“ bereits 22 Jahre auf dem Buckel hat? Für mich war es immer ein sehr moderner Thriller. Ja, beinahe schon ein High-Tech-Thriller! Aus heutiger Sicht wirken einige Elemente (die großen Röhrenfernseher, die Telefone und Mobilgeräte) doch recht angestaubt, was man von der restlichen Inszenierung glücklicherweise nicht behaupten kann. David Fincher zieht abermals alle Register und entführt uns auf ein mysteriöses, düsteres und rasantes Abenteuer, das von Michael Douglas wunderbar getragen wird. Die häufig kritisierten Logiklöcher fallen, wenn man denn gewillt ist, sich auf die Geschichte einzulassen, überhaupt nicht auf.

Fazit

Ja, auch nach 22 Jahren kann David Finchers „The Game“ immer noch überzeugen. Auch wenn mir die große Enthüllung am Ende des Films noch im Gedächtnis war, so hatte ich erneut viel Spaß auf dem Weg dorthin. Nach wie vor einer der gelungensten Mystery-Thriller, die man sich anschauen kann: 8/10 Punkte.

Meine teuflischen Nachbarn – OT: The ’Burbs (1989)

Nach einer ziemlich anstrengenden Woche, habe ich mich unglaublich auf einen entspannten Filmabend gefreut. Da ich in letzter Zeit recht viele Blu-rays gekauft habe, ist die Auswahl der noch ungesehenen Filme enorm – und dennoch habe ich mich mit „Meine teuflischen Nachbarn“ abermals für einen Klassiker der 80er Jahre entschieden. Da weiß man einfach, was man hat…

Meine teuflischen Nachbarn (1989) | © Koch Media GmbH

Meine teuflischen Nachbarn (1989) | © Koch Media GmbH

Mehr als nur Sardinen und Bretzeln

Wie auch „Geschenkt ist noch zu teuer“ oder „Big“, gehört auch „Meine teuflischen Nachbarn“ zu jenen Tom-Hanks-Klassikern, die ich früher rauf und runter gesehen habe. An die gesamte Geschichte konnte ich mich zwar nicht mehr erinnern, doch so manche Details und Einstellung war mir noch bestens im Gedächtnis. Speziell die eher spannenden Szenen rund um die Familie Klopek. Obwohl Joe Dantes „The ’Burbs“ eine waschechte Horror-Komödie (mit Betonung auf Komödie) ist, habe ich den den Film damals als ziemlich gruselig wahrgenommen: das nächtliche Glühen im Keller, die Buddelei im Garten, die unheimlichen Geräusche. Brr, das alles hat mir damals einen Schauer über den Rücken gejagt. Heute dagegen ist der Grusel verschwunden, dafür sind die satirischen Elemente stärker in den Vordergrund getreten. Schließlich wohne ich inzwischen selbst in einem Neubaugebiet samt unheimlich eingeschworener Nachbarschaft, denen wir bestimmt manchmal auch wie die Klopeks vorkommen.

Es ist wirklich fantastisch wie tempo- und einfallsreich Joe Dante seinen Film inszeniert hat. Der Mann hat einfach ein Händchen für Horror-Komödien, was man ja auch an „Gremlins“ deutlich sieht. Überrascht haben mich auch die vielen bekannten Gesichter. So sind neben Tom Hanks unter anderem Carrie Fisher (Prinzessin Leia, „Star Wars“) und Corey Feldman („Die Goonies“, „Stand by Me“ oder „The Lost Boys“) zu sehen.

Fazit

„Meine teuflischen Nachbarn“ funktioniert auch heute noch famos, was an Joe Dantes völlig überzogener und doch treffsicherer Inszenierung sowie den lustvoll aufspielenden Darstellern liegt. Auch wenn sich meine Wahrnehmung des Films geändert hat, so hatte ich heute noch genauso viel Spaß damit, wie damals vor gut 25 Jahren. Herrlich: 8/10 Punkte.

Die Taschendiebin – OT: Agassi – Extended Cut (2016)

Es hat sich recht spontan ergeben, dass beide Kinder heute außer Haus übernachten. Was also tun? Im Kino läuft zurzeit nichts Interessantes, also sind wir (wie die Rentner um 17:30 Uhr) essen gegangen und waren schon recht bald wieder zu Hause. Viel Zeit für eine passende Abendunterhaltung, weshalb wir uns für die Langfassung von Park Chan-wooks „Die Taschendiebin“ entschieden haben. Spoiler sind zu erwarten.

Die Taschendiebin (2016) | © Koch Media GmbH

Die Taschendiebin (2016) | © Koch Media GmbH

Es kommt ganz auf die Perspektive an

Eigentlich weiß man über den Film bereits zu viel, wenn man die Inhaltsbeschreibung auf dem Cover liest. Die erste Wendung ereilt uns unwissende Zuschauer jedoch bereits nach ca. einer halben Stunde, weshalb das noch zu verschmerzen ist. Danach hält uns der Film mit seinen unterschiedlichen Erzählperspektiven jedoch gehörig auf Trab. Ich wurde wirklich mehrfach überrascht und bin trotz der Laufzeit von beinahe drei Stunden stets aufmerksam am Ball geblieben. Inhaltlich ist „Die Taschendiebin“ wahrlich ergiebig. Zusammen mit der eleganten bis pompösen Inszenierung ergibt sich ein faszinierendes Gesamtbild, das beständig zwischen Arthouse und Exploitation schwankt. Zumindest wenn man den Film auf seine Extreme beschränkt. Dazwischen bietet die Geschichte jedoch etliche ergiebige Details, die viel Freude bereiten.

Während der ersten halben Stunde hat sich „Die Taschendiebin“ für mich noch etwas sperrig angefühlt. Eher nach südkoreanischem Kostümdrama als einem mitreißenden Mystery-Drama. Wie bereits in „Oldboy“ begibt sich Park Chan-wook jedoch auch hier schon bald in Abgründe und bereitet seinen Figuren so manch schmerzhaften Moment. Dabei hält der Film für die beiden Hauptcharaktere ein glückliches Ende parat. Das war für mich letztendlich wohl auch die größte Überraschung an „Die Taschendiebin“.

Erotik als fester Bestandteil der Geschichte

Park Chan-wook inszenierte seinen Film ziemlich explizit, gerade was die Sexszenen angeht. Selten hatte ich jedoch das Gefühl, dass diese weniger dem Voyeurismus dienen, als ein essenzieller Bestandteil der Geschichte sind. Die Männer spielen in diesem Film, auch wenn es zu Beginn anders wirken mag, eine eher untergeordnete Rolle. Und sie kommen nie zum Zug, was den sexuellen Befreiungsschlag der beiden Protagonistinnen in der Mitte des Films umso eindringlicher wirken lässt. Neben seiner erotischen Komponente, besitzt der Film auch Humor, viel Drama und lässt uns Zuschauer an mehreren Mysterien teilhaben. Eine sehr ungewöhnliche Mischung, gerade wenn man, wie ich, eher Hollywood-Kino gewöhnt ist.

Fazit

Trotz seiner Andersartigkeit, oder gerade deshalb, konnte mich „Die Taschendiebin“ in vielerlei Hinsicht überraschen. Der Genremix ist ziemlich unvergleichlich und führt nicht nur seine Charaktere auf die falschen Fährten. Umso erstaunlicher, dass sich der Film zu keiner Sekunde zäh oder langatmig anfühlt. Für mich ein wahrlich besonderes Filmerlebnis, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird: 9/10 Punkte.

Get Out (2017)

Heute habe ich mich wieder einmal einem brandaktuellen Film zugewandt, der spätestens seit seiner Oscar-Nominierung nicht mehr nur auf dem Radar von Genre-Freunden stehen dürfte. Jordan Peeles „Get Out“ stand jedoch bereits vor dem Hype auf meiner Liste, doch jetzt führte kein Weg mehr an einer Sichtung vorbei. Ob die Horror-Satire ihrem Ruf gerecht wird?

Get Out (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Get Out (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Wahnsinn zwischen Horror und Satire

Zunächst einmal muss ich Jordan Peele loben, wie auf den Punkt „Get Out“ inszeniert ist. Der Mann hat nicht nur ein Händchen für das richtige Timung, er kann auch Spannung und Action erstaunlich effektiv inszenieren. Zudem schreibt er seine Figuren wunderbar glaubhaft – und das obwohl sie unzähligen Situationen ausgesetzt werden, die nicht gerade gewöhnlich sind. In der Summe lassen uns diese rein formalen Merkmale die Realität vergessen und erlauben, dass wir uns als Zuschauer komplett auf den Film einlassen. Selbst als die Geschichte gegen Ende immer abgefahrener wird, war ich bei Chris (Daniel Kaluuya) und habe mit ihm mitgefiebert. Oft ist im Horrofilm nach der Auflösung die Luft raus, doch hier war ich bis zum Ende dabei.

Neben den intensiven Szenen, die von spannend bis surreal reichen, lebt „Get Out“ von seinem subtilen Humor und den ganz bewusst auf den Kopf gestellten Klischees: Alleine die Anfangsszene, in der ein Afroamerikaner durch eine typische Vorstadt mit weißen Gartenzäunen läuft und sich dabei sichtlich unwohl und bedroht fühlt. Herrlich! Auch im weiteren Verlauf des Films gibt es einige humorvolle Elemente, bis hin zum besten Freund unserer Hauptfigur, der die Situation schon bis zur Hälfte des Films durchschaut hat. Beide Elemente, Horror und Satire, passen wunderbar zusammen und ergeben einen der originellsten (und wichtigsten) Horrorfilme der letzten Jahre.

Fazit

Ich hatte mir einiges von „Get Out“ erwartet – und er wird seinem Ruf voll und ganz gerecht. Selbst wenn man am Ende nur einen typischen Horrorfilm mit sozialkritischem Unterton zu sehen bekommt, so überzeugt er doch in gerade in den oft vernachlässigten Details – bis hin zu den famosen Schauspielern: Daniel Kaluuya ist großartig, doch auch der restliche Cast, von Allison Williams („Girls“) bis hin zu Bradley Whitford („The West Wing“), kann überzeugen. Egal ob Genre-Freund oder nicht, der Film ist eine dicke Empfehlung wert: 8/10 Punkte.

Arrival (2016)

Wenn es letztes Jahr einen Film gab, den ich wirklich gerne im Kino gesehen hätte, dann war das „Arrival“ von Denis Villeneuve. Inzwischen steht die Blu-ray schon länger ungesehen im Regal, doch ich wollte auf den neuen Fernseher warten, um den Film in bestmöglicher Qualität sehen zu können. Habe ich schon die unzähligen Empfehlungen erwähnt, die mir auch von euch zugetragen wurden? Die Erwartungen hätten also gar nicht höher sein können. Ob der Film ihnen gerecht wurde?

Arrival (2016)

Willkommen im Tal der Tränen

Schon nach den ersten fünf Minuten hatte ich feuchte Augen. Emotional hatte mich der Film sofort gepackt, was auch keine Kunst ist, drückt Villeneuve doch alle bei mir vorhandenen Knöpfe gleichzeitig. Puh, wie soll das noch weitergehen? Auch im weiteren Verlauf der Geschichte, wenn die Sci-Fi-Handlung Fahrt aufnimmt, stehen stets die Charaktere im Vordergrund. So unerwartet wie unsere Hauptfigur Louise Banks (grandios gespielt von Amy Adams) werden auch wir Zuschauer von Erinnerungsfetzen getroffen. In der letzten halben Stunde steigern sich diese in ein Crescendo der Emotionalität, bis plötzlich die Auflösung über uns hereinbricht. Und ja, mich hat „Arrival“ in dieser Hinsicht voll erwischt. Aufgrund der angeschnittenen Themen konnte man etwas in der Art vorausahnen, doch hatte mich Villeneuve stets so im Griff, dass ich nicht versucht habe, der Handlung bereits um mehrere Schritte voraus zu sein. Mein Tipp: Lasst euch einfach in den Film fallen und von der Geschichte mitreißen. Es lohnt sich. Und ja, es werden Tränen fließen.

Genau meine Art von Science-Fiction

Aufgrund der dominierenden persönlichen Geschichte, die auch untrennbar mit den Hard-Sci-Fi-Elementen verknüpft ist, erinnerte mich „Arrival“ sehr an Robert Zemeckis‘ „Contact“, in dem es auch Kontaktaufnahme mit Außerirdischen durch eine Kommunikationsexpertin (gespielt von Jodie Foster) geht. Ich mag diesen ruhigen Ansatz und generell Science-Fiction, bei der nicht auf Konfrontation gesetzt wird. Auch musste ich an Christopher Nolans „Interstellar“ denken, der emotional in eine ähnliche Kerbe schlägt. Kennt ihr noch mehr Sci-Fi-Filme, die einen ähnlichen Weg einschlagen? Über Tipps bin ich dankbar.

Neben den inhaltlichen Stärken weiß Denis Villeneuves Film abermals durch seine formalen Aspekte zu beeindrucken. Nach „Prisoners“ und „Sicario“ hat sich der kanadische Regisseur seinen Platz unter den Großen Hollywoods definitiv gesichert und ich hoffe sehr, dass er „Blade Runner 2049“ seinen eigenen Stempel aufdrücken konnte. Ein fantastischer Handwerker, der stets die Geschichte im Blick hat. Zwar kein Arthouse, doch Unterhaltung mit künstlerischem Anstrich. So muss das sein.

Fazit

Wie ihr vermutlich mitbekommen habt, bin ich mehr als begeistert. „Arrival“ konnte meine Erwartungen voll und ganz erfüllen. Ich bin jetzt immer noch ganz benommen vom emotionalen Eindruck, den die Geschichte bei mir hinterlassen hat. Auch auf die Zweitsichtung freue ich mich schon jetzt, da sie neue Aspekte aufzeigen dürfte. Was für ein Film. Ich bin hin und weg: 10/10 Punkte.

The Box (2009)

Puh, das war wirklich knapp. Beinahe hätte ich einen gesamten Monat seit meinem letzten Film verstreichen lassen. Mit der Sichtung von „The Box“ habe ich dieses grausame Schicksal gerade noch einmal abgewendet. Nicht dass meine Leser am Ende noch auf die Idee kommen, das hier wäre überhaupt kein Filmblog mehr. Ob gerade Richard Kellys umstrittenes Werk geeignet war, um die filmische Dürreperiode zu durchbrechen, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Der Film als gigantische Mystery Box

Während der Sichtung von „The Box“ habe ich mir öfter gewünscht, im Vorfeld noch nicht so viel darüber gelesen zu haben. Gar nicht einmal so sehr auf den Inhalt bezogen, denn von diesem wusste ich, bis auf die Grundprämisse der titelgebenden Box, nicht wirklich viel. Allerdings habe ich stets daran denken müssen, dass der Film so unglaublich schlechte Kritiken bekommen hat. Ich war also beständig auf der Hut und habe versucht Fehler zu finden. Keine gute Voraussetzung. Glücklicherweise war ich vom restlichen Tag ziemlich platt (wir haben unsere alte Wohnung renoviert), so dass ich mich nach einiger Zeit wunderbar von der Atmosphäre einlullen ließ.

J. J. Abrams hat den Begriff der Mystery Box geprägt. Seine gesamte TV-Serie „Lost“ besteht fast nur aus einer Aneinanderreihung von Mystery Boxen. Auch Richard Kelly bedient sich dieser Methode, die er bereits erfolgreich in „Donnie Darko“ anzuwenden wusste. Kelly buchstabiert seine Rätsel jedoch selten aus und überlässt viel der Atmosphäre und seiner Inszenierung. Auch „The Box“ besteht zu großen Teilen aus Mysterien, die teils offensichtlich, teils nebenläufig erzählt werden. Wie bereits in seinen vorherigen Filmen, siehe auch „Southland Tales“, gibt der Film nur sehr bedingt Antworten. Man kann sich als Zuschauer seinen Teil zusammenreimen, doch wirklich zufriedenstellend wird die Geschichte nicht aufgelöst. Am besten man lässt sich in die dichte Atmosphäre fallen, die durchaus funktioniert, wenngleich sie auch nie die traumhafte Wirkung eines „Donnie Darko“ entfaltet.

Fazit

Es mag an meiner langen Filmabstinenz liegen, doch fand ich „The Box“ wirklich ziemlich gelungen. Inhaltlich völlig überfrachtet (Richard Kelly hätte die autobiographisch geprägte Geschichte über seine Eltern lieber in einen gesonderten Film auslagern sollen), doch atmosphärisch packend. Selbst die angedeuteten Sci-Fi-Elemente fand ich gelungen, haben sie mich doch tatsächlich vage an „The Three-Body Problem“ erinnert. Wenn ihr offen für andersartige Filmerlebnisse seid, und nicht unbedingt eine stringente Narrative benötigt, dann kann „The Box“ durchaus ein interessantes Filmerlebnis sein: 7/10 Punkte.

11.22.63 – Der Anschlag (2016)

Normalerweise bevorzuge ich Serien, mit denen ich mich länger beschäftigen kann. Dies liegt vor allem daran, dass ich ungern Unterbrechungen bis zur Fortführung der Geschichte habe und somit selten (Ausnahmen bestätigen die Regel) nur einzelne Staffeln anschaue. Mit der Mini-Serie „11.22.63 – Der Anschlag“ liegt der Fall allerdings ein wenig anders, stand hier doch bereits schon von Anfang an fest, dass es nur diese eine Staffel geben wird. Mich hat speziell die Art der Adaption gereizt, bietet dieses Format doch weit mehr Raum für den Inhalt einer Vorlage als nur ein Film…

Vom Roman zur Serie

Ich kenne Stephen Kings Roman bisher noch nicht, hatte ihn aber im Zuge des Serien-Kaufs meiner Frau ans Herz gelegt, die sogleich das Hörbuch verschlungen hat und davon äußerst begeistert war. Dieser unterschiedliche Wissensstand war spannend und hat während der Sichtung für so manche angeregte Diskussion gesorgt, denn anscheinend weicht die Serie in einigen relevanten Details von der Vorlage ab. Dies hat dafür gesorgt, dass ich nun auch am liebsten das Buch lesen würde, schon alleine um entsprechend fundiert mitreden zu können. Doch auch die Serie an sich fühlt sich sehr wie ein Buch an und ich habe es sehr genossen, diese packende Geschichte über knapp acht Stunden erleben zu können. Ich frage mich was daraus geworden wäre, hätte man sich für einen abendfüllenden Spielfilm als Format entschieden. Vermutlich einfach ein ganz anderes Erlebnis.

Zeitreise-Drama oder Historien-Thriller?

Wenn man „11.22.63 – Der Anschlag“ in eine Genre packen sollte, dann ist das gar nicht so einfach. Von der Prämisse her gesehen, würde man wohl zuerst an Sci-Fi denken. Diese Genre-Elemente sind allerdings so gut wie überhaupt nicht vorhanden, dafür hat das historische Setting starken Einfluss auf die Geschichte. Man wähnt sich somit eher in einem Historien-Thriller mit übernatürlichen Elementen als in einem Sci-Fi-Drama. Wie man es von Stephen King erwarten würde, macht die Serie auch vor Horror-Elementen nicht halt. Diese waren mir teils zu dominant, wurden von den acht Episoden schon ganze zwei auf eher horrorlastige Subplots verwendet, von denen zumindest einer die Handlung nicht wirklich nach vorne gebracht hat. Ich hätte mir dafür tatsächlich mehr Einblick in die Ermittlungen gewünscht.

Die Serie ist sehr hochwertig produziert und nach „The Path“ nun bereits die zweite Hulu-Eigenproduktion, die es in mein Programm geschafft hat. Wie bereits „House of Cards“ setzt auch „11.22.63“ das seltene Bildformat 2,00:1 ein, was für ein kinohaftes Erlebnis sorgt. James Franco („127 Hours“) trägt die Geschichte mit jungenhaftem Charme, kann jedoch auch in dramatischen Situationen überzeugen. Auch der Support-Cast bietet mit u.a. Chris Cooper („American Beauty“) bekannte Gesichter. Formal ein wirklich äußerst gelungenes Erlebnis.

Fazit

Auch wenn die Serie nicht bis ins letzte Detail perfekt ist und teils die falschen Schwerpunkte gesetzt werden, so hat sie mich über ihre acht Episoden doch wunderbar unterhalten. Wenn ich Zeit für Binge-Watching hätte, dann wäre „11.22.63“ wohl der perfekte Kandidat gewesen, um die komplette Serie an einem Wochenende durchzuschauen. Doch auch in Häppchen serviert hat mich die Geschichte für sich eingenommen und speziell die letzte Episode zu Tränen gerührt. Da greift dann auch wieder der Zeitreise-Aspekt, den ich zuvor ein wenig vermisst hatte. Auch meine Frau war trotz der Änderungen zur Vorlage sehr angetan, weshalb ich die Serie nun sowohl Kennern des Romans als auch Neulingen empfehlen kann: 9/10 (8.6) Punkte.

10 Cloverfield Lane (2016)

Heute habe ich einmal wieder einen Film gesehen, der brandneu im Programm von Amazon Prime erschienen ist – und das sogar im richtigen Bildformat. Tatsächlich stand „10 Cloverfield Lane“ schon lange auf meiner Liste und es war eine gute Gelegenheit, mir selbst eine Meinung zu dem Film zu bilden, der – speziell in Hinsicht auf sein Finale – wild diskutiert wurde. Alles Weitere in der folgenden Besprechung…

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J. J. Abrams hat es einmal wieder geschafft ein großes Mysterium um einen Film zu stricken: Nachdem er mit „Cloverfield“ einen Hype um Teaser, Trailer und jede neue Information zu dem Film geschaffen hatte, bleibt bei diesem ähnlich klingenden Werk die Frage offen, ob es sich nun um ein offizielles Sequel handelt oder der Titel nur zufällig gewählt wurde. Natürlich wurde er das nicht. Dies sollte allen Zuschauern auch bewusst sein, doch der nagende Zweifel schwingt eben immer mit. Nach „Super 8“ also ein weiterer Film aus seiner Schmiede Bad Robot, der im Vorfeld bewusst ungreifbar bleibt. Bei mir hat es funktioniert und ich war sehr gespannt auf das Ergebnis.

Inzwischen ist es auch ein offenes Geheimnis, dass der Film ursprünglich auf einem Drehbuch namens „The Cellar“ beruht und erst in der Vorproduktionsphase zu „10 Cloverfield Lane“ umgeschrieben wurde. Schaut man sich den Film an, ist diese Tatsache nicht weiter verwunderlich und ich kann mir ziemlich gut vorstellen, an welchen Stellen Abrams und Co. geschraubt haben, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die ersten 90 Minuten sind ein ziemlich dichtes Kammerspiel, in dem Mary Elizabeth Winstead, John Goodman und John Gallagher Jr. („The Newsroom“) zu brillieren wissen. Sehr dicht inszeniert, teils unerwartet humorvoll und zugleich extrem schockierend. Danach folgt die Auflösung, die mich keinesfalls überrascht hat, doch nicht so ganz zu dem vorherigen Film passen will. Ich verstehe die Diskussion darüber, jedoch kann eigentlich niemand behaupten damit nicht gerechnet zu haben.

Ich frage mich gerade, ob mir der Film als „The Cellar“ nicht besser gefallen hätte. Vermutlich hätte er das. Dennoch funktioniert er auch als Geschichte aus dem „Cloverfield“-Universum ziemlich gut, was jedoch hauptsächlich den Mystery- und Thriller-Elementen in den ersten beiden Filmdritteln zuzuschreiben ist. Regisseur Dan Trachtenberg schafft es eine extrem dichte Atmosphäre zu kreieren und die drei Schauspieler liefern exzellente Arbeit ab. Bis ins letzte Detail perfekt ist der Film nicht, doch ließ mich schon lange kein Thriller mehr so stark mitfiebern: 8/10 Punkte.

Maze Runner: Die Auserwählten in der Brandwüste – OT: Maze Runner: The Scorch Trials (2015)

Aktualisierung: Ich habe „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ am 18. August 2020 und am 11. Januar 2025 erneut gesehen und jeweils eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

An diesem langen Wochenende, an dem alles anders kommt als geplant, habe ich es zumindest auch heute geschafft einen Film zu schauen. Wenn auch mit mehreren Unterbrechungen. Die Wahl fiel auf „Maze Runner: Die Auserwählten in der Brandwüste“, der bereits seit geraumer Zeit ungesehen im Regal stand. Seit meiner Sichtung des ersten Teils „Maze Runner: Die Auserwählten im Labyrinth“ habe ich auch die Trilogie fertig gelesen und war somit gespannt, wie Regisseur Wes Ball den zweiten Teil auf die große Leinwand transportiert…

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Maze Runner: Die Auserwählten in der Brandwüste (2015) | © 20th Century Fox

Bereits im Vorfeld habe ich davon gelesen, dass der Film ziemlich von James Dashners Vorlage „Die Auserwählten in der Brandwüste“ abweicht. Dies hat meine Vorfreude nicht gerade gesteigert, speziell da ich auch von den Änderungen des ersten Films im Vergleich zur Vorlage nicht sonderlich begeistert war. Und ja, außer den Figuren, dem Setting und der groben Rahmenhandlung hat „The Scorch Trials“ nicht mehr viel mit dem Roman gemein. Erstaunlicherweise funktioniert der Film dennoch – oder gerade deshalb? – ziemlich gut und ließ auch mich als Buchkenner mitfiebern. Hier zeigt sich einmal mehr, dass es kaum einen richtigen oder falschen Weg gibt, wenn Romane adaptiert werden. Der Kern der Geschichte muss rüberkommen, alles andere richtet sich wohl nach der Art des Buches und der Vision des Regisseurs.

Im Grunde erzählt auch die Verfilmung eine typische Dystopie, streut ein paar Monster ein, die einmal mehr an Zombies erinnern, und lässt uns an der Reise unserer Helden zum vermeintlich sicheren Hafen teilhaben. Das alles ist flott inszeniert und zu keiner Sekunde langweilig. Speziell möchte ich die Spezialeffekte loben, für die Wes Ball definitiv ein Händchen hat. Obwohl vieles dem Computer entspringt, wirkt die Welt doch echt und dreckig. Auch wenn keine komplett neuen Bilder geschaffen werden, so habe ich mich daran doch nicht satt gesehen. Unser Ensemble wird durch etliche neue Schauspieler ergänzt, so geben unter anderem Aiden Gillen („Game of Thrones“), Giancarlo Esposito („Breaking Bad“) und Alan Tudyk („Firefly“) ihr Stelldichein.

Fazit

Auch wenn die Verfilmung in Teilen stark von ihrer Vorlage abweicht, so hatte ich doch das Gefühl eine würdige Umsetzung zu sehen. Viel Neues gibt es nicht in der Young-Adult-Welt, doch hatte ich damit mehr Spaß als mit dem Finale der „The Hunger Games“-Reihe. Wenn sich auch der dritte Teil seine Eigenständigkeit bewahrt, könnte er mir sogar besser gefallen als der Abschluss der Vorlage. Ich werde auf jeden Fall reinschauen und hoffe auf ebenso gelungene Unterhaltung: 7/10 Punkte.

Midnight Special (2016)

Nachdem ich letzte Woche Jeff Nichols „Take Shelter“ gesehen habe und davon begeistert war, stand heute mit „Midnight Special“ konsequenterweise der jüngste Film des Regisseurs  auf dem Programm. Wie in den Kommentaren zum Vorgänger bereits festgestellt wurde, gehen die Meinungen zu diesem Film deutlich weiter auseinander. Umso gespannter war ich also, wie er mir denn gefallen würde…

midnight-special

Wie mir bereits von Flo Lieb prophezeit wurde, erinnerte mich „Midnight Special“ tatsächlich an Filme wie „Unheimliche Begegnungen der dritten Art“ und „E.T. – Der Außerirdische“. Darüber hinaus musste ich noch an weitere Filme der 80er Jahre denken, in denen Kinder und Außerirdische im Mittelpunkt stehen. Prominente Vertreter sind zum Beispiel „Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen“ (mit Bud Spencer) oder „Der Flug des Navigators“. All diese Filme setzen auch stark auf Verfolgungen durch das Militär oder die Polizei und spiegeln somit die Kernelemente von Nichols‘ Film wieder. Das Finale hat mich wiederum an James Camerons „The Abyss“ erinnert, was auch nicht die schlechteste Referenz ist.

Im Mittelpunkt von „Midnight Special“ steht jedoch eine Familiengeschichte. Man kann den gesamten Film auch als Allegorie auf das Elternsein lesen. Kinder verändern sich, lösen sich irgendwann von der Familie und man ist als Elternteil machtlos und versucht dennoch sie bei ihrem Weg zu begleiten:

Alton: „You don’t have to worry about me.“
Roy: „I like worrying about you.“
Alton: „You don’t have to anymore.“
Roy: „I’ll always worry about you Alton. That’s the deal.“

Das ist wohl der Kern der Geschichte. Sicher nicht sonderlich innovativ, doch gerade im Verbund mit den fantastischen Elementen und der packenden Verfolgungsjagd ein emotionaler Kern, der einfach funktioniert. Besonders wenn man selbst Kinder hat.

Trotz aller positiven Elemente wirkt „Midnight Special“ ein wenig beliebig. Mir kam es teils so vor als hätte ich nur die letzte Doppelfolge einer TV-Serie gesehen. Das hat nicht zwangsweise damit zu tun, dass ich gerne jedes Geheimnis gelüftet gesehen hätte, doch bleibt auch so manche Beziehung unter den Charakteren ein wenig luftleer im Raum hängen. Hier hätte Nichols gerne ein wenig mehr in die Tiefe gehen können. Auch Adam Drivers NSA-Mann Sevier verkommt zum reinen Mittel zum Zweck. Hier wäre mehr möglich gewesen.

Insgesamt hat mich „Midnight Special“ sehr gut unterhalten und emotional gepackt. Dennoch ist es bisher der schwächste von Jeff Nichols‘ Filmen. Für mich hätte er vermutlich noch besser funktioniert, wenn das fantastische Element nicht komplett ausformuliert gewesen wäre und dafür die Charaktere mehr Aufmerksamkeit bekommen hätten. Doch auch in seiner jetzigen Form kann ich den Film allen Genre-Freunden nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.