Auslöschung – OT: Annihilation (2018)

Gestern war für mich der große Area-X-Tag: Nicht nur habe ich mit „Acceptance“ Jeff VanderMeers Trilogie zu Ende gelesen, ich habe am Abend auch noch Alex Garlands Verfilmung „Auslöschung“ nachgeholt. Da der Film hierzulande bisher nur bei Netflix läuft, hatte ich mir bereits im Juni 2018 die US-Blu-ray importiert. Gut ein halbes Jahr später war es endlich soweit – gerade noch knapp vor dem 14. März, an dem auch bei uns der Film offiziell auf DVD und Blu-ray veröffentlicht wird…

Auslöschung (2018) | © Paramount (Universal Pictures)

Auslöschung (2018) | © Paramount (Universal Pictures)

Area X nach Schema F?

Bereits im Vorfeld der Sichtung war mir bewusst, dass Alex Garland („Ex Machina“) mit „Annihilation“ keine werksgetreue Adaption der Vorlage angestrebt hat, sondern eher eine Widerspiegelung seiner subjektiven Eindrücke, die er beim Lesen des ersten Teils der Southern-Reach-Trilogie hatte. Die wichtigsten Elemente finden sich somit auch im Film wieder: Die Frauengruppe rund um die Biologin (gespielt von Natalie Portman), das mysteriöse Gebiet Area X, die Southern-Reach-Organisation, die seltsam mutierte Natur, der Leuchtturm usw. Rein vom Setting und der Atmosphäre her hat Alex Garland die Vorlage ziemlich perfekt getroffen und es war für mich eine große Freude, zusammen mit den Wissenschaftlerinnen Area X zu erkunden.

Die wirklich abgefahrenen Elemente wiederum, welche die Vorlage so besonders machen, haben es dagegen nicht in den Film geschafft. Ich denke hier speziell an die  topographische Anomalie und den Crawler, welche für mich den Kern der Mysterien rund um Area X darstellen. Für mich fehlt hier ein Kernelement der Geschichte, selbst wenn alles andere ziemlich gut getroffen wurde. Ich musste hierbei an die Verfilmung von „Relic: Museum der Angst“ denken, bei der auch der Hauptcharakter der Vorlage aus der Adaption gestrichen wurde. Garland konzentriert sich in seiner Version komplett auf die Entstehung der Doppelgänger, was auch ein wichtiger Aspekt der Geschichte ist, aber eben nur einer unter vielen. Schade.

Down the Rabbit Hole

Ich habe im Vorfeld viel über die Kontroverse mitbekommen, die der Veröffentlichung des Films auf Netflix vorausging. Nachdem ich gestern erst „Acceptance“ fertig gelesen hatte, konnte ich den Gedanken des Studios auch nachvollziehen, dass das große Kinopublikum wohl so seine Schwierigkeiten mit dem Stoff haben würde. Nach der Sichtung des Films kann ich aber nur sagen: WTF? Von all den Andeutungen und vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten bleibt im Film nichts übrig. Es ist ziemlich eindeutig, wie sich die Handlung entwickelt und was mit den Charakteren passiert. Nichts, was genreverwandte Filme nicht schon ähnlich gemacht hätten. Wenn die scheinbare Komplexität des Stoffes tatsächlich der Grund des Studios gewesen sein sollte, den Film nicht in die Kinos zu bringen, dann gute Nacht, große Leinwand.

Fazit

Auch wenn ich es bemerkenswert finde, wie konsequent Alex Garland den Stoff heruntergebrochen und das Drehbuch auf wenige Elemente eingedampft hat, so finde ich es doch extrem schade, dass etliche Kernaspekte fehlen. Mir ist durchaus bewusst, dass eine 1:1-Adaption nicht möglich gewesen wäre, doch eine echte Trilogie, die sich auf die drei ineinander verschachtelten Haupterzählebenen der Vorlage beschränkt, das hätte ich famos gefunden. Dennoch ist die Atmosphäre von Area X perfekt getroffen und ich mag Natalie Portman in ihrer Rolle sehr. Für sich genommen ein großartiger Sci-Fi-Schocker, als Adaption nur bedingt gelungen: 8/10 Punkte.

Paddington (2014)

Nachdem ich heute morgen recht lange Schnee geschaufelt habe, hatte ich mich am Nachmittag auf das erste Schlittenfahren des Jahres gefreut. Leider hat es dann jedoch geregnet und der Plan ist – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Wasser gefallen. Also habe ich die Kids gepackt und wir haben den Nachmittag zu dritt im Hallenbad verbracht. Als wäre das noch nicht genug gewesen, wurde der Wunsch nach einem Filmabend laut. Trotz Forderung der Fortsetzung unserer „Asterix“-Reihe, haben wir uns letztendlich auf „Paddington“ geeinigt. Ob das eine gute Wahl wahr, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Paddington (2014) | © STUDIOCANAL

Paddington (2014) | © STUDIOCANAL

Ist „Paddington“ der perfekte Kinderfilm?

Ich muss zugeben, dass ich – von ein paar typischen Illustrationen einmal abgesehen – bisher noch keinen Berührungspunkt mit „Paddington“ hatte. Da ich aber so viel Gutes über den Film gehört hatte, wollte ich ihn unbedingt sehen. Am besten natürlich mit der ganzen Familie. Der Zwergofant war leider nur am Anfang dabei. Das Erdbeben samt Tod des Onkels war zuviel für ihn. Er ist bei so etwas immer noch unglaublich sensibel und hat den restlichen Film lieber aus sicherer Distanz („Papa, was ist jetzt passiert?“) verfolgt. Das Zappelinchen dagegen war voll dabei und hat den Bären samt Ersatzfamilie sofort ins Herz geschlossen. Genauso ging es auch meiner Frau und mir. Gerade Paddingtons herrlich mutige, naive und tollpatschige Natur ist wahrlich großartig getroffen.

Neben Paddington selbst, weiß vor allem Familie Brown zu überzeugen. Die Mutter wird von Sally Hawkins gespielt und nach „The Shape of Water“ ist sie mir bereits zum zweiten Mal in kürzester Zeit sehr positiv aufgefallen. Übrigens gibt es in beiden Filmen ein irrwitzig überschwemmtes Badezimmer. Das jedoch nur am Rande. Ein weiterer Star ist die detailreiche und liebevolle Ausstattung des Films. Es wurden bereits Vergleiche zu Wes Anderson gezogen, was ich durchaus nachvollziehen kann. „Paddington“ hat aber mehr Herz und wirkt weit weniger artifiziell. Dennoch hat Paul King sein Werk wunderbar kunstvoll inszeniert, wodurch er sich zweifellos von anderen Kinderfilmen abhebt.

Fazit

„Paddington“ ist wahrlich ein wundervolles Filmerlebnis für die (fast) komplette Familie. Einzig Nicole Kidmans Bösewichtin empfand ich als etwas zu klischeehaft. Das hat dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch getan und ich freue mich nun schon extrem auf „Paddington 2“ – zumindest wenn wir den Zwergofant dazu überreden können: 8/10 Punkte.

Wind River (2017)

Nachdem ich mir heute beim Kauf von fünf großen Schränken für unseren Keller (ja, wir sind mit zwei Autos beim Möbelhaus angerückt) den Rücken ruiniert habe, wollte ich am Abend nur noch auf das Sofa. Ich wollte einen Film ohne zu viel Action und Aufregung sehen und habe deshalb zu „Wind River“ gegriffen, der Dank eines Gewinnspiels von Passion of Arts seinen Weg in meine Sammlung gefunden hat…

Wind River (2017) | © Universum Film GmbH

Wind River (2017) | © Universum Film GmbH

„Luck don’t live out here.“

Ich habe im Vorfeld gar nicht viel über den Inhalt von „Wind River“ in Erfahrung gebracht. Einzig der Name Taylor Sheridan hat mich aufhorchen lassen, hat er doch in den ersten beiden Staffeln von „Sons of Anarchy“ eine bedeutende Rolle gespielt. Auch als Drehbuchautor war mir Sheridan ein Begriff und nun also sein (von einem kleinen Horror-Streifen einmal abgesehen) Regie-Debüt. Und ein ziemlich beeindruckendes: Der Regisseur hat sein eigenes Drehbuch, das mit spröden Dialogen angereichert ist, in eine ebensolche Landschaft versetzt. Die Inszenierung ordnet sich der der kargen, weißen Welt unter. Nur selten explodiert die Gewalt. Wenn, dann aber richtig. Am Ende bleibt nur ein unbestimmt bedrückendes Gefühl zurück. Chapeau, Herr Sheridan: Das ist verdammt viel für solch einen an sich eher simplen Kriminalfilm.

„This isn’t the land of waiting for back up. This is the land of you’re on your own.“

Die beiden Hauptdarsteller Jeremy Renner und Elizabeth Olsen haben mich beide sehr positiv überrascht. Überhaupt ist die Besetzung, bis hin zum Opfer und den Tätern, sehr gelungen. Sheridan holt auch genau das aus den Schaupielern heraus, was in den jeweiligen Szenen nötig ist. Keinen Deut mehr. Vielleicht liegt es auch an der kargen Landschaft, dass der gesamte Film sehr effizient inszeniert wirkt. Als wollte man keinerlei unnötige Energie verschwenden. Das trifft auch auf die Rückblende im letzten Drittel des Films zu, die mich getroffen hat, wie schon lange keine Szene mehr, die filmische Gewalt zeigt. Wirklich harter Tobak, den ich erst noch verdauen muss.

Fazit

„Wind River“ wird seinem guten Ruf absolut gerecht. Taylor Sheridan hat auch als Regisseur Talent bewiesen und ich bin sehr gespannt, was von ihm noch kommt. Selbst wenn es sich hierbei nur um eine recht geradlinige Kriminalgeschichte handelt, so überzeigt der Film durch seine Stimmung und Atmosphäre. Er ist komplett auf das Wesentliche reduziert und das macht ihn auch so stark: 8/10 Punkte.

Attack the Block (2011)

Nachdem ich heute dem Hungertod nur knapp entronnen war, stand natürlich ein Film auf dem Programm. Da der wirklich (un)gemütliche Teil des Oktobers noch ein wenig auf sich warten lässt, habe ich mir die besonders gruseligen Filmerlebnisse noch ein wenig aufgehoben, mich mit „Attack the Block“ aber zumindest ein wenig in Richtung #Horrorctober bewegt…

Attack the Block (2011) | © Capelight Pictures

Attack the Block (2011) | © Capelight Pictures

Old Kids on the Block vs. Alien Gorillas

Der Film ist damals alleine durch Nick Frosts (bekannt aus „Spaced“ oder „Shaun of the Dead“) Beteiligung auf meinem Radar aufgetaucht. Zu einer Sichtung konnte ich mich aber nie hinreißen lassen, da mich das restliche Setting nicht sonderlich gereizt hat. Ich befürchtete aufgesetztes Pseudo-Gangster-Gehabe von ein paar Kids und forciert wirkende Coolness. In der Zwischenzeit hatte ich aber so viel Gutes von „Attack the Block“ gehört, dass die Zeit, mir eine eigene Meinung zu bilden, endlich gekommen war. Und was soll ich sagen? Ich bin ziemlich begeistert.

Ja, zu Beginn ist es schon ungewohnt, sich in dieser Welt zu bewegen. Der Jugendslang ist schwer zu verstehen und doch wirkt er nicht aufgesetzt. Selten hatte ich das Gefühl, solch authentisch wirkenden Dialogen zwischen Teenagern beizuwohnen. Auch der Humor, samt popkultureller Anspielungen, wird treffsicher eingesetzt und ich hatte öfter ein Grinsen im Gesicht. Dies mag auch an den unverbrauchten Darstellern liegen. Gerade John Boyega (u.a. „Star Wars: Das Erwachen der Macht“) hat hier so viel mehr zu bieten, als in seiner Rolle des Finn im letzten „Star Wars“-Streifen. Besonders clever gewählt war zudem das Monster-Design: Man sieht quasi stets nur den Umriss und das leuchtende Gebiss, was einerseits dem Budget zugute kommt, andererseits aber auch einen gewissen Interpretationsspielraum lässt. Toll!

Fazit

Auch wenn „Attack the Block“ weder eine sonderlich originelle noch überraschende Geschichte erzählt, so wirkt der inzwischen bereits sieben Jahre alte Filme unfassbar frisch und dynamisch. Regisseur Joe Cornish hat wahrlich ein Händchen für energetische Inszenierung und ich bin jetzt schon gespannt, welches Projekt er als nächstes auf die Beine stellt: 8/10 Punkte.

Angels‘ Share: Ein Schluck für die Engel (2012)

Nach einem Tag im Playmobil Funpark waren wir alle ziemlich platt. Nachdem die Kids endlich im Bett waren, kamen wir spät auf die Couch und haben mit „Angels‘ Share: Ein Schluck für die Engel“ einen nicht immer leicht verdaulichen, aber doch sehr guten Film gesehen. Details lest ihr in der folgenden Besprechung…

Angels' Share: Ein Schluck für die Engel (2012) | © Prokino (Vertrieb EuroVideo Medien GmbH)

Angels‘ Share: Ein Schluck für die Engel (2012) | © Prokino (Vertrieb EuroVideo Medien GmbH)

Sozialdrama trifft auf Heist-Komödie

Ken Loach ist für bittere, oft jedoch auch hoffnungsvolle Sozialdramen bekannt. Auch „Angels‘ Share“ bildet hier keine Ausnahme. Gerade die erste halbe Stunde ist schon harter Tobak, der uns die Lebensrealität in Glasgow schonungslos vor Augen führt. Dabei bleibt es aber nicht lange, denn schon bald führt der Sozialarbeiter Harry unseren Protagonisten in die faszinierende Welt des Whiskys ein. Damit ändert sich auch der Ton des Films und das Sozialdrama verwandelt sich in einen ungewöhnlichen Heist-Movie, was auf den ersten Blick vielleicht nicht so ganz zusammenpassen mag, letztendlich aber doch erstaunlich gut funktioniert.

„Angels‘ Share“ lebt eindeutig von seinen Charakteren und der naturalistischen Inszenierung. Die Geschichte ist mitreißend und man möchte, dass sie für die Figuren einen positiven Ausgang nimmt. Was sich im weiteren Verlauf abspielt ist ziemlich konstruiert und offensichtlich geschrieben, was mich allerdings nicht sehr gestört hat. Durch das Grundthema Whisky hatte der Film bei mir zudem schon halb gewonnen.

Fazit

Wer eine angenehmen und leicht dahin plätschernde Komödie sehen möchte, der ist mit „Angels‘ Share“ nicht sonderlich gut beraten. Ken Loachs Film ist dramatischer als uns das Marketing weismachen will. Gerade dieser Aspekt hebt ihn aber auch über die typische Gute-Laune-Komödie heraus. Hat mir ziemlich gut gefallen: 7/10 Punkte.

47 Meters Down (2016)

Am vorletzten Abend unseres Urlaub, haben wir es doch noch geschafft, einmal wieder einen Film zu schauen. Die Wahl fiel auf den Hai-Thriller „47 Meters Down“, der mir damals im Zuge meiner Sichtung von „The Shallows“ empfohlen wurde. Ob das die richtige Wahl war, oder ob wir den vorletzten Urlaubsabend doch lieber wieder auf die Terrasse hätten verbringen sollen, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

47 Meters Down (2016) | Universum Film GmbH

47 Meters Down (2016) | Universum Film GmbH

Klaustrophobische Tauchgänge vs. das Drehbuch

Unter der Voraussetzung, dass ich Hai-Filme bzw. Unterwasserfilme liebe, die kein reiner Trash à la „Sharknado“ und Co. sind, erwartete ich mir durchaus einiges von „47 Meters Down“. Nach der Sichtung muss ich auch zugeben, dass Johannes Roberts den Kern der Geschichte um zwei Schwestern, die mit einem Tauchkäfig in die Tiefe stürzen und von Haien attackiert werden, gekonnt umgesetzt hat. Der Mittelteil des Films gefiel mir wirklich ziemlich gut, da aus der klaustrophobischen Situation einige spannende Szenen und atmosphärische Bilder entstehen. Selbst das (erste) Ende wusste mich zu überzeugen und ich war beinahe schon versöhnlich gestimmt. Beinahe, denn das restliche Drehbuch war leider ein ziemlicher Reinfall.

Es fängt schon mit der Charakterisierung der beiden Schwestern an: Die Vernünftige der beiden (gespielt von Mandy Moore, bekannt aus „This Is Us“) wurde von ihrem Freund verlassen, weil er sie zu langweilig findet. Und was macht sie? Um sich vor ihm zu beweisen, taucht sie in den Haikäfig. Weil sie ja doch so super abenteuerlustig sein kann. Oh man. Das sind doch genau die Vorbilder, die man im Kino sehen will. Am Ende wächst sie dann selbstbestimmt über sich hinaus und rettet ihre Schwester und… ach nein, war doch nur eine Halluzination aufgrund der Taucherkrankheit. In Wirklichkeit sitzt sie jammernd am Grund des Haikäfigs und muss sich retten lassen. Ja, ähm, toll.

Fazit

Ihr merkt schon, „47 Meters Down“ ist ein zweischneidiges Schwert: einerseits wirklich unterhaltsam und effektiv inszeniert, andererseits aber selten dämlich geschrieben. „The Shallows“ macht all das in vielerlei Hinsicht besser. Hai-Freunde dürfen gerne mal reinschauen, doch mehr als durchschnittliche Unterhaltung springt am Ende nicht dabei heraus: 5/10 Punkte.

Interstellar (2014) (WS1)

Aktualisierung: Ich habe „Interstellar“ am 16. Juni 2025 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Ich mag es nicht verschreien, doch heute war nach dem Magen-Darm-Desaster, das uns die erste Urlaubswoche verhagelt hatte, der erste Tag, an dem es wieder aufwärts ging. Halleluja! Zur Feier des Tages haben wir sogleich einen Film geschaut – und da ich mich immer noch nicht ganz von Cixin Lius „Death’s End“ lösen kann, haben wir uns mit Christopher Nolans „Interstellar“ auch filmisch dem Thema interstellare Raumfahrt zugewandt. Für mich war es schon die zweite Sichtung und ich ich war sehr gespannt, wie der Film im Vergleich zur Sichtung damals im Kino abschneidet…

Interstellar (2014) | © Warner Home Video

Interstellar (2014) | © Warner Home Video

Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!

Zunächst einmal muss ich kurz auf die formalen Aspekte eingehen, die mir im Heimkino beinahe noch positiver aufgefallen sind, als damals im richtigen Kino. Speziell die auf der Blu-ray eingebundenen IMAX-Sequenzen im 16:9-Vollbild sind extrem beeindruckend und geben einen echten Mehrwert. Ich konnte keine genaue Angabe finden, doch gefühlt bestand der Film zu über 50% aus IMAX-Szenen. Hinzu kommt, dass der Kontrast aus stilisiert wirkenden Weltraumszenen und den dreckig anmutenden Szenen auf der Erde einfach großartig wirkt. Ebenso konnte mich dieses Mal Hans Zimmers Score deutlich mehr begeistern, als noch bei der Erstsichtung. Ein wirklich rundes Paket, das zumindest audiovisuell zu überzeugen weiß. Und wie sieht es auf der inhaltlichen Ebene aus?

Wie schon angedeutet, habe ich mich in letzter Zeit ziemlich intensiv mit dem Thema Raumfahrt in Lichtgeschwindigkeit und darunter auseinandergesetzt. Speziell die Wirkung relativer Zeit ist eines der Hauptthemen in Cixin Lius Roman „Death’s End“. Ich habe mich deshalb sogleich heimisch gefühlt. In „Interstellar“ werden die angewandten Modelle jedoch auf die Basis heruntergebrochen und auch ziemlich plakativ erläutert. Das funktioniert im Film wunderbar, ich hätte mir jedoch mehr Tiefe gewünscht. Auch fand ich die Handlung auf Manns Planet bei der heutigen Sichtung ein wenig langgezogen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Matt Damon in Nolans Film nur eine Art Negativ-Version seines „Der Marsianer“ spielt. Ansonsten hatte ich nichts auszusetzen: Emotional konnte mich die Geschichte beinahe noch mehr packen, als beim ersten Mal. Auch das Finale hat für mich mehr Sinn ergeben. Hier kam dem Film zugute, dass ich bereits wusste, worauf alles hinausläuft. Ein tolles Erlebnis, das die knapp drei Stunden wie im Flug vergehen lässt.

Fazit

Manchmal funktionieren Filme bei der Zweitsichtung einfach besser. Zumindest hat mir „Interstellar“ heute deutlich besser gefallen, als nach der Erstsichtung. Kennt ihr eigentlich weitere Sci-Fi-Filme, die eher weniger actionlastig sind und sich mit dem Thema interstellare Raumfahrt befassen? Denn bis zur Verfilmung der „The Three-Body Problem“-Trilogie wird es, so befürchte ich, noch dauern (ich persönlich halte gerade die letzten beiden Bände ohnehin für unverfilmbar). Bis dahin ist „Interstellar“ auf jeden Fall ein guter Ersatz, der auch für ein größeres Publikum perfekt funktioniert – und das muss ja nichts Schlechtes sein: 9/10 Punkte.

Sieben Minuten nach Mitternacht – OT: A Monster Calls (2016)

Heute war ein wenig erfreulicher, fordernder und emotional anstrengender Tag. Typisch Freitag, der 13. könnte man meinen. Da die Stimmung ohnehin schon ziemlich im Keller war, konnte ich mich auch gleich „Sieben Minuten nach Mitternacht“ stellen, der ohnehin schon viel zu lange ungesehen im Regal stand. Meine Frau hat das Buch gelesen und ich habe schon einige positive Stimmen zu den Film gehört. Dennoch hatte ich mich aufgrund der Thematik lange nicht an die Geschichte herangewagt…

Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) | © STUDIOCANAL

Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) | © STUDIOCANAL

Der personifizierte Schmerz des Abschieds

In den letzten Jahren haben sich Sterbedramen als beinahe schon eigenes Genre etabliert. Oft in Kombination mit einer tragischen Liebesgeschichte, ziehen diese Filme Zuschauer in Scharen in die Kinos. Für mich unverständlich. Auch wenn ich recht nah am Wasser gebaut bin, wenn es um Filme geht, mache ich normalerweise einen großen Bogen um Geschichten dieser Art. Vielleicht weil ich selbst schon zweimal Abschied von mir nahestehenden Menschen nehmen musste. Wieso sich also Filme anschauen, die einzig und allein Krankheit, Schmerz und Tod zum Thema haben? Bei „A Monster Calls“ haben mich jedoch sowohl der Fantasy- als auch der Coming-of-Age-Aspekt gereizt. Dennoch war mir von Anfang an klar, dass es keine einfache Sichtung werden würde – und ich sollte recht behalten…

Den jungen Conor (großartig gespielt von Lewis MacDougall) dabei zu begleiten, wie er den Abschied von seiner sterbenden Mutter verarbeitet, ist mir tatsächlich nicht leicht gefallen. Zu oft musste ich daran denken, was meine Kinder in einem ähnlichen Fall durchzumachen hätten. Keine schönen Gedanken. Die Geschichte nähert sich dem Thema behutsam und das titelgebende Monster als Allegorie für Conors Schmerz ist ein wunderbarer erzählerischer Kniff. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass die Geschichte unter den großen Effekten leiden könnte, doch das CGI fügt sich nahtlos in die Handlung ein und lässt den Figuren genügend Luft zum Atmen. Neben Lewis MacDougal wissen Felicity Jones als sterbende Mutter und Sigourney Weaver als Großmutter des Jungen zu überzeugen.

Fazit

Regisseur Juan Antonio Bayona (u.a. „The Impossible“) setzt die ergreifende Geschichte in starken Bildern um. Selbst die eingeschobenen Märchen wissen aufgrund ihres besonderen Animationsstils zu überzeugen. Trotz der Effekte werden mir jedoch vor allem die zwischenmenschlichen Szenen in Erinnerung bleiben – und am Ende sind, wie zu erwarten, die Tränen geflossen. Ein starker und ergreifender Film, den ich allerdings so schnell nicht mehr anschauen werde – und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen: 8/10 Punkte.

Der Adler der neunten Legion – OT: The Eagle (2011)

Wochenende, Zeit für einen Film. Mit „Der Adler der neunten Legion“ habe ich mich für eine nur allzu bekannte Geschichte entschieden, von der ich mir dieses Mal eine gelungenere Umsetzung erwartete. Ob Kevin Macdonald das liefern konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Der Adler der neunten Legion (2011) | © Concorde Video

Der Adler der neunten Legion (2011) | © Concorde Video

Ein Buddy-Movie im zweiten Jahrhundert

Wie bereits erwähnt, basiert „Der Adler der neunten Legion“ auf der gleichen Prämisse wie Neill Marshalls „Centurion“ aus dem Jahr 2010. Marshall hatte einen kleinen, dreckige Actionfilm aus der Geschichte gemacht, während Kevin Macdonald das historische Setting ernster nimmt und deutlich weiter ausholt. So dauert es beinahe eine Stunde, bis sich der Suchtrupp hinter den Hadrianswall (übrigens die Vorlage der Mauer aus „Game of Thrones“) begibt und das Abenteuer beginnt. Im Norden angekommen, wird eine ähnliche Verfolgungsjagd wie in „Centurion“ abgespult, nur ohne jemals deren Intensität zu erreichen. Nett, aber eben auch nicht mehr. Dabei sind die Kampfszenen ähnlich hektisch inszeniert, nur dass sie relativ blutleer bleiben. Und der teils unpassende Buddy-Movie-Aspekt (was sollte denn die letzte Szene?) hat nicht wirklich zum Positiven beigetragen.

Kevin Macdonald hat mit „Sturz ins Leere“, „Der letzte König von Schottland“ und „State of Play“ drei Filme inszeniert, die ich durchaus schätze. Selbst sein lediglich unterhaltsamer U-Boot-Thriller „Black Sea“ konnte mich überzeugen. „Der Adler der neunten Legion“ fällt für mich dagegen in jeder Hinsicht deutlich ab, da er einerseits ziemlich dröge, andererseits aber auch unnötig hektisch wirkt. Letztendlich hatte ich mit Neill Marshalls Variante der Geschichte mehr Spaß.

Fazit

Auch wenn „The Eagle“ ein paar schöne Bilder und durchaus Atmosphäre besitzt, so kommt er über einen bestenfalls durchschnittlichen Eindruck nicht hinweg. Letztendlich hat man das alles schon besser gesehen, was nicht wirklich für den Film spricht. In jeder Hinsicht mittelmäßige Unterhaltung: 5/10 Punkte.

My Scientology Movie (2015)

Nach einer anstrengenden Arbeitswoche, anstrengenden Kindern und weiterhin andauernder Fastenzeit (sprich immer noch kein Alkohol), kommt das Wochenende gerade recht. Mit „My Scientology Movie“ habe ich einen Dokumentarfilm in den Player geschoben, der schon lange auf meiner Liste stand. Ob er an andere Überraschungen aus dem Genre, wie „Searching for Sugarman“, anschließen kann?

My Scientology Movie (2015) | © Altitude Film Distribution

My Scientology Movie (2015) | © Altitude Film Distribution

Leider kein intimer Einblick in die Sekte

Ich liebe die Art und Weise, wie Louis Theroux seine Dokumentarfilme aufzieht. Durch seine ruhige und bedächtige Art ist es ihm schon gelungen, das Vertrauen von teils ungewöhnlichen bis abstoßenden Gemeinschaften zu gewinnen. In seiner bekannten Dokumentation „The Most Hated Family in America“ hat er z.B. die Westboro Baptist Church begleitet und führende Mitglieder vor die Kamera bekommen. Die Interviews, die er führt, sind unglaublich packend und legen die völlig abstrusen Gedankengänge der Mitglieder dieser Sekte offen. Etwas Ähnliches hatte ich mir auch von „My Scientology Movie“ erhofft, jedoch blieb Louis Theroux hier der Zugang verwehrt.

Um dennoch eine Geschichte für seinen Dokumentarfilm zu haben, interviewt er einige ehemalige Mitglieder von Scientology und dreht Schlüsselszenen ihrer Aussagen mit Schauspielern nach. Dies ist ein spannendes Konzept, das für so manch einen Aha-Moment sorgt, jedoch wirkt es leider auch wie Plan B. Eine schwächere Alternative, weil er keinen direkteren Zugang zum Machtzentrum der Sekte bekommen hat. Am stärksten ist der Film in den Szenen, in denen Louis in direkter Konfrontation mit einigen Scientologen ist und versucht diesen gewisse Aussagen zu entlocken. Leider lassen sich diese Begegnungen an einer Hand abzählen, so dass der gewünschte Einblick größtenteils ausbleibt.

Fazit

Auch wenn mich „My Scientology Movie“ insgesamt enttäuscht hat, so ist der Dokumentarfilm doch wirklich unterhaltsam. Die gezeigten Einblicke geben zudem einen guten Eindruck, um was für eine seltsam verquere Parallelgesellschaft es sich hier handelt. Leider nicht die beste Theroux-Doku, doch Fans des Briten dürften auch damit ihre Freude haben: 7/10 Punkte.