Weil der Kinostart des zweiten Teils kurz bevor steht, haben wir uns beim heutigen Filmabend noch einmal „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ angesehen. Zum ersten Mal mit den Kindern und zum ersten Mal die 3D-Fassung in den heimischen vier Wänden. Da der Film trotz (oder wohl eher aufgrund) seines Erfolgs viel Hass und Häme erfährt, kann ich in der folgenden Besprechung vielleicht erläutern, warum er mir immer noch ausgesprochen gut gefällt. 🏹🌍

Avatar: Aufbruch nach Pandora (2009) | © 20th Century Studios
Ein unwahrscheinlicher Kinoerfolg
Ich kann mich nur wiederholen: Bis heute kann ich nicht verstehen, warum ausgerechnet dieser Film 2009 so viele Menschen, inklusive mich, ins Kino gezogen hat. Bei James Camerons „Titanic“ war der Erfolg für mich nachvollziehbarer. Eben eine massenkompatible Geschichte in einem Genre, das für jeden Zuschauertyp geeignet war. „Avatar“ dagegen ist doch eher ziemlich spezifische Genrekost und wartet gerade im ersten Drittel mit recht harter Sci-Fi und Kriegsästhetik auf. Eher typisch für den James Cameron der 1980er Jahre. Damals war er zwar auch erfolgreich, aber doch eher für ein bestimmtes Publikum. „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ hat dagegen die ganze Welt gesehen. Ein Grund dafür ist bestimmt die, inzwischen auch von vielen gehasste, 3D-Technik, die „Avatar“ wie kaum ein zweiter Film einzusetzen weiß. Selbst auf meinem eher überschaubaren 60-Zoll-Fernseher sieht der Film damit unglaublich immersiv und beeindruckend aus. So gut hat das kein(e) zweite(r) Regisseur*in hinbekommen.
Bei der Technik sind sich die meisten Zuschauer*innen noch einig und können „Avatar“ ein gewisses Erfolgsmerkmal attestieren. Inhaltlich sieht die Sache schon anders aus: „Pocahontas“ im Weltraum, „Die Schlümpfe“ in gigantisch usw. sind so die typischen Dinge, die man gerne im Zusammenhang mit „Avatar“ liest. Tatsächlich gewinnt die Geschichte keine Innovationspreise, doch ist die Art des Storytellings tatsächlich etwas Besonderes: James Cameron gestaltet Jake Sullys Weg unglaublich immersiv und mitreißend. Häufig blicken wir direkt durch seine Augen und lernen Pandora durch eben diese kennen. Das Pacing funktioniert perfekt und es gibt etliche Setups mit Payoff. Die Struktur von „Avatar“ funktioniert einfach wie eine gut geölte Maschine. Neben der imposanten Technik ist dies bestimmt einer der Hauptaspekte, warum der Film so erfolgreich war.
Pandora wirkt wie ein lebendiger Planet
Warum ich persönlich so viel Freude an „Avatar“ habe, liegt wohl tatsächlich am typischen Cameron-Sci-Fi-Look mit harten Marines, dreckigen Mechs, High-Tech-Kommandozentralen und 80er-Jahre-Bösewichten. Als hätte er den Look von „Aliens: Die Rückkehr“ ins neue Jahrtausend geholt. Daneben mag ich den Kontrast zur organischen Welt Pandoras: Der Planet sieht auch heute, 13 Jahre(!) nach Erscheinen, noch unglaublich gut aus: Flora und Faune scheinen zu leben und zu atmen. Die Na’vi sehen nicht aus wie Computerfiguren, sondern wirken unfassbar realistisch. Gerade auch im Zusammenspiel mit den menschlichen Akteuren und der harten Technik. Neben all dem mag ich auch die simple Botschaft des Films: Der Mensch beutet die Ressourcen eines Planeten aus und zerstört diesen dabei. Längst leben wir in dieser Realität und haben es dennoch nicht begriffen. Das kann man der Menschheit, und sei es nur den Kinobesucher*innen, gar nicht oft genug erzählen.
Fazit
Nein, ich verstehe immer noch nicht, wie man „Avatar“ teils mit soviel Abscheu begegnen kann. Auch wenn ich immer noch nicht ganz begreife, warum gerade dieser Film so erfolgreich war. Ich habe jede Minute genossen und hätte gerne noch mehr Zeit auf Pandora verbracht. Leider jedoch gibt es den Extended Collector’s Cut nicht in 3D. Die Kinder waren extrem begeistert und dies war wohl auch der erwachsenste Film, was Gewaltlevel und Gesamtkonzept angeht, den ich bisher mit ihnen gesehen habe. Nun freuen wir uns alle schon auf „Avatar: Der Weg des Wassers“, den wir hoffentlich gemeinsam im Kino sehen können werden: 9/10 Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 10/10 Punkte.)