The Dropout – Die komplette Miniserie (2022)

Eigentlich wollte ich nach dem grandiosen „Andor“ direkt mit der Serienfortsetzung zu „Willow“ weitermachen. Doch Disney veröffentlicht die Serie im Wochenrhythmus und dahin kann ich nicht wieder zurück. Folglich habe ich mich nach einer Serie zur Überbrückung umgeschaut und bin auf „The Dropout“ gestoßen. Die Geschichte um Theranos und die Gründerin Elizabeth Holmes war mir bereits aus Dokumentationen bekannt und ich fand sie stets faszinierend. Insofern war ich sehr auf die dramatische Aufarbeitung gespannt. 🩸💉

The Dropout | © Hulu

The Dropout | © Hulu

Eine unglaubliche, wahre Geschichte unserer Zeit

Die bisherigen Dokumentationen (siehe auch Video unten), die ich bisher über Theranos und Elizabeth Holmes gesehen habe, waren eher nüchtern erzählt und haben sich auf den Betrug und die Fakten konzentriert. Die Serienfassung „The Dropout“ holt weiter aus und nimmt sich Zeit, auch Elizabeth Holmes‘ Figur ausführlicher zu charakterisieren. Ich würde beinahe so weit gehen und sagen, dass Holmes in den ersten Episoden noch sympathisch bis idealistisch gezeichnet ist. Natürlich kippt das spätestens im Mittelteil der Serie, wenn Holmes komplett größenwahnsinnig wird und ohne Rücksicht auf Verluste ihre verquere Vorstellung von unternehmerischen Erfolg über alles andere stellt. Quasi „Fake It Till You Make It: The TV Show“. Bei all dem war die Vision von Theranos grundsätzlich spannend und hätte die Technologie funktioniert, dann wäre die Geschichte ganz anders ausgegangen. Aber das ist genau die Krux daran: Die vollständige Missachtung von Wissenschaft, die eben keine Abkürzungen zulässt. In unserer kapitalistischen Gesellschaft mit Investoren, die schnell Erfolge sehen wollen, ein nicht überwindbarer Widerspruch.

Die Serie nimmt sich Zeit, um die Entwicklung von Elizabeth Holmes und Theranos im Detail zu zeichnen. Sie ist unterhaltsam, spannend, absurd und desillusionierend. Dabei wirkt die Entwicklung durchaus realistisch. Holmes wird nicht als böse Superschurkin gezeichnet, sondern eher als eine Person, die blind für ihre eigenen Fehler ist bzw. die in einer Umgebung aufwächst, in der man keine Fehler duldet. Einzig in den letzten Episoden driftet ihre Charakterisierung ein wenig ins Überzeichnete ab. Dennoch insgesamt eine absolut packende Serie, welche die Geschichte rund um Elizabeth Holmes und Theranos mitreißend dramatisiert. Amand Seyfried (bekannt z.B. aus „In Time: Deine Zeit läuft ab“) stellt die Gründerin sehr überzeugend und manisch dar. Naveen Andrews  (Sayid aus „Lost“) als Sunny hätte ich beinahe nicht wiedererkannt. Nebendarsteller wie Stephen Fry oder William H. Macy (Frank Gallagher aus „Shameless“) ergänzen den exzellenten Cast.

Fazit

Der wahre Fall hat mich schon immer fasziniert. Die dramatische Aufbereitung in Serienform hat das Interesse weiter entfacht. Es ist eine packende Geschichte und man fragt sich, was denn schief läuft in Silicon Valley. Speziell gerade jetzt, da mit Sam Bankman-Fried das nächste Wunderkind auf der Anklagebank sitzt. Immerhin war Elizabeth Holmes‘ Vision im Vergleich bemerkenswert. Es wird bestimmt nicht die letzte Geschichte dieser Art gewesen sein: 9/10 (8.6) Punkte.

Hamilton (2020)

Corona hat uns immer noch voll im Griff. Inzwischen sind die Einschläge so nah, wie nie zuvor. Die Inzidenzwerte explodieren. Was also machen an besonderen Tagen? Natürlich könnte man theoretisch essen gehen oder ein Theater besuchen. Doch wäre das mit einem guten Gefühl verbunden? Hat für uns im Sommer schon mit Kino nicht funktioniert. Also habe ich mit den Kindern ein Restaurantbesuch samt anschließendem Besuch des Musicals „Hamilton“ inszeniert. Die Kids hatten in ihren Rollen als Bedienungen, Einlasskontrolleur*innen, Platzanweiser*innen sowie Pausenverkäufer*innen viel Spaß. Und für uns war es zwar kein wirklicher Ausgehabend, aber zumindest nahe dran. Und das Musical? Lest selbst… 🎼

Hamilton (2020) | © Walt Disney

Hamilton (2020) | © Walt Disney

Absolutes Pflichtprogramm für Musical-Fans

Für aufmerksame Leser*innen meines Blogs wird es keine Überraschung sein, dass ich Musicals sehr gerne mag und manchmal sogar liebe. Eigentlich seltsam, dass ich „Hamilton“ bisher noch nicht gesehen hatte. Lin-Manuel Miranda ist mir seit den Disney-Filmen „Vaiana: Das Paradies hat einen Haken“ und „Encanto“ ein Begriff und spätestens mit seiner Verfilmung von „tick, tick… BOOM!“ hat er sich in mein Herz gespielt. In „Hamilton“ wird sein unfassbares Talent jedoch erst so richtig greifbar. Dabei ist es das Musical natürlich kein Film, sondern eine abgefilmte Bühnenshow, was das Erlebnis für mich jedoch noch intensiver machte. Man konnte den Theaterboden beinahe riechen und mehrfach bin ich mit dem aufgezeichneten Publikum in Applaus ausgebrochen. Nun verstehe ich auch, warum die Aufnahme ins Programm von Disney+ für den Streaming-Dienst ein Systemseller war. Auch wenn ich aktuell kein anderes Bühnen-Musical wüsste, was ich unbedingt sehen muss, so ist diese Form des Konsums, gerade in Zeiten von Corona, durchaus eine Empfehlung wert.

Inhaltlich hätte mich „Hamilton“ eigentlich nicht gereizt. Die Geschichte eines eher unbekannten Gründervaters der Vereinigten Staaten. Nicht der Stoff, der mich zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Und doch genau der Stoff, dem dies gelungen ist. Lin-Manuel Miranda inszeniert den Stoff unfassbar modern mit Hip-Hop-Beats und großartigen Wortwitz. Nahezu alle Rollen werden von PoC (People of Color) übernommen, was aufgrund des historischen Kontexts zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, jedoch die perfekte Wahl für diese moderne Adaption ist. Das Bühnenbild ist extrem reduziert und nur ein Drehscheibe und die Lichtgestaltung sorgen dafür, dass wir uns als Zuschauer*innen zwischen Schlachtgemälden, intimen Dialogen und tödlichen Duellen bewegen. Die knapp drei Stunden sind wirklich schnell vergangen, was auch an den mitreißenden Songs liegt, von denen nahezu jeder einzelne so eingängig ist, dass er im Kopf bleibt. Wenn man nun noch die emotionale Geschichte dazu nimmt, die auch den perfekten Abschluss findet und stets Parallelen zu unserer Gegenwart aufmacht, dann ist es für mich unfassbar, dass all dies Lin-Manuel Miranda Feder entspringt. Was für eine kreative Leistung.

Fazit

Ihr lest es schon raus: Mich hat „Hamilton“ genauso begeistert, wie die meisten anderen Zuschauer*innen, die sich dem Musical zugewandt haben. Auch die formale Präsentation war für mich genau die richtige und ich bin gespannt, ob aufgrund des Erfolgs noch irgendwann eine filmischen Adaption folgen wird. Sollte Lin-Manuel Miranda involviert sein, würde ich auf jeden Fall reinschauen, denn er Mann ist einfach ein Künstler. Für Musical-Fans eine dicke Empfehlung, aber das wisst ihr ja ohnehin schon: 10/10 Punkte.

tick, tick… BOOM! (2021)

Nach einem verregneten Sonntag, an dem ich laufen war und wir eine neue Gitarre für den Zwergofanten gekauft haben, habe ich mich abends sehr auf „tick, tick… BOOM!“ gefreut. Ich sehe Musicals ohnehin gerne und die Geschichte von Jonathan Larson ist mir seit meiner Sichtung von „Rent“ (und der zugehörigen Dokumentation) nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Nun also seine Biographie als Musical. Ich war gespannt! 🎼

tick, tick... BOOM! (2021) | © Netflix

tick, tick… BOOM! (2021) | © Netflix

Mitreißend, kraftvoll und lebensbejahend

Ich hatte zunächst vermutet, dass sich der Film viel stärker auf die Zeit direkt vor Jonathan Larsons tragischem Tod fokussiert. Jedoch springen wir fünf Jahre vorher in sein chaotisches Leben und begleiten ihn bei der Arbeit an seinem ersten Musical „Superbia“. Für die Erzählstruktur benutzt Regisseur Lin-Manuel Miranda einen geschickten Kniff: Wir wohnen einer Aufführung des Rock-Monologs „tick, tick… BOOM!“ bei und springen aus diesem immer wieder in Larsons tatsächliches Leben. Fiktion und dramaturgisch erhöhte Biographie gehen somit Hand in Hand. Und was soll ich sagen? Das funktioniert wahrlich fabelhaft!

Der Film „tick, tick… BOOM!“ lässt uns somit nicht nur am Musical des gleichen Titels teilhaben, sondern zeigt uns auch Jonathan Larson als Person und Künstler. Gespielt wird er von Andrew Garfield (zuletzt in „Under the Silver Lake“ gesehen) und das wahrlich großartig. Er geht völlig in seiner Figur auf, performt wie von Sinnen und trifft dennoch auch die ruhigen Töne. Ich war wirklich sehr begeistert: von den Songs, der Inszenierung und der emotionalen Tragweite. Auch wenn Larsons früher Tod nicht instrumentalisiert wird, so hatte ich am Ende doch Tränen in den Augen.

Fazit

Wenn ihr Musicals auch nur das Geringste abgewinnen könnt, und vielleicht auch noch „Rent“ kennt und mögt, dann schaut unbedingt in „tick, tick… BOOM!“ rein. Ich bin extrem begeistert und habe jede Sekunde genossen. Die Veröffentlichung auf Netflix macht es zudem leicht, den Film auch ohne Kino zu sehen. Das ist einerseits schade, andererseits, in Anbetracht der Pandemie, aber auch ein Segen: 9/10 Punkte.

Spuren – OT: Tracks (2013)

Karfreitag liegt hinter uns. Wir hatten das Treffen mit einer der Omas bereits auf heute vorgezogen, da das Wetter okay sein sollte und wir zumindest eine Runde spazieren gehen konnten. Besser als nichts. Dennoch sehr wenig Familie außerhalb des Kerns momentan. Abends kamen wir recht spät zur Ruhe, weshalb ich mit „Spuren“ zu einem Film gegriffen habe, der uns auf eine Reise entführen sollte… 🐪🏜

Spuren (2013) | © Ascot Elite Home Entertainment

Spuren (2013) | © Ascot Elite Home Entertainment

Die abenteuerliche Reise der Kamel-Frau

„Spuren“ ist einer dieser Filme, die eine reale Geschichte erzählen, von einem besonderen Menschen, der aus dem Alltag ausbricht. Robyn Davidson ist solch eine bemerkenswerte Person. Wie auch Christopher McCandless in „Into the Wild“ oder Cheryl Strayed in „Wild: Der große Trip“. Hinter all diesen Filmen stehen wahre Geschichten, wie sie das Leben perfekt zu schreiben weiß. Auch im Fall von „Spuren“ saß ich mehrfach vor dem Fernseher und habe Robyn einerseits bewundert, andererseits aber auch für verrückt erklärt. Vermutlich trifft beides zu einem gewissen Grad zu und doch überwiegt bei mir die Bewunderung.

Regisseur John Curran fängt die australische Wildnis in bestechenden Bildern ein und schafft es, die Motivation hinter Robyns Reise zu erklären, ohne dass dies belehrend oder zu plakativ wirken würde. Das hat mir wirklich gut gefallen. Robyn ist mit Mia Wasikowska großartig besetzt und auch Adam Driver als Fotograf Rick wirkt einfach passend in seiner Rolle. Auch wenn es eine epische Reise ist, so ist der Film nicht übermäßig dramatisiert oder auf den Effekt hin inszeniert. Es wirkt im Fluss, was wunderbar zu Robyns Reise passt.

Fazit

Wenn ihr ein Faible für Reiseabenteuer mit biographischen Selbstfindungsaspekten habt, dann ist „Spuren“ ein perfekter Film für euch. Ich kann aber verstehen, wenn man ihn nicht sonderlich spannend findet. Darum geht es aber auch nicht. Von mir gibt es eine dicke Empfehlung: 8/10 Punkte.

Nanga Parbat (2010)

Wir befinden uns mitten drin, in dieser komischen Zeit zwischen den Jahren. Die Tage zerrinnen nur so zwischen den Fingern. Nachdem ich in den letzten Nächten auf YouTube immer wieder in Bergsteiger-Dokus versumpft bin, habe ich heute „Nanga Parbat“ auf den Fernseher geholt. Was das Drama um den Tod von Reinhold Messners Bruder Günther zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… 🏔

Nanga Parbat (2010) | © LEONINE

Nanga Parbat (2010) | © LEONINE

Irgendwo zwischen Heimatfilm und Biographie

Tatsächlich ist „Nanga Parbat“ auf meinem Radar gelandet, nachdem ich vor ein paar Wochen viel Spaß mit dem deutschsprachigen Bergsteigerfilm „Nordwand“ hatte. Zudem habe ich mich filmisch noch nicht mit Reinhold Messner auseinandergesetzt und Joseph Vilsmaiers Film schien mir wie ein guter Einstieg. Man merkt, was Messner und der Regisseur mit dem Drama erreichen wollten: Eine Mischung aus Biopic und dramatischem Bergsteigerfilm. In Teilen gelingt dies auch. Der Rückblick in die Jugend der Messner-Brüder zum Beispiel. Hier hätte der Film gerne noch ein wenig mehr ins Detail gehen dürfen, eben um die Grundlage für die spätere Beziehung zu legen. Leider bleibt das Drama hier nur sehr oberflächlich.

Auch die Bezwingung des „Nanga Parbat“, wie es im Film dramatisch ausgedrückt wird, hat seine Momente. Und auch Schwächen, denn häufig lassen sich die Aufnahmen klar nach Studiokulisse und On-Location-Flüge rund um den Berg trennen. Dies nimmt viel von der Immersion und wurde im zwei Jahre zuvor produzierten „Nordwand“ deutlich besser gelöst. Aus dramatischer Sicht wird natürlich nur Reinhold Messners Perspektive erzählt. Auch wenn er nicht wie der unschuldige, strahlende Held dargestellt wird, so wirken manche Szenen um den Konflikt mit seinem Bruder Günther doch entweder über- oder unterdramatisiert. Ebenso sein Verhältnis zu Expeditionsleiter Karl Maria Herrligkoffer. Hier hätte ich mir ein differenzierteres Bild gewünscht.

Fazit

Für Freunde von Bergsteigerfilmen bietet „Nanga Parbat“ gute Unterhaltung. Er bleibt jedoch hinter seinen Genrekollegen zurück. Dem eigentlichen Thema nähert man sich wohl besser über eine Dokumentation, welche die verschiedenen Perspektiven beleuchtet; falls es eine solche gibt. Solide Unterhaltung: 6/10 Punkte.

Nordwand (2008)

Nach meinem Halbmarathon war ich heute ziemlich ausgefroren. Davon wurde auch die Filmwahl beeinflusst und ich habe mit „Nordwand“ zu einem Bergsteigerfilm gegriffen, der die Protagonisten ebenfalls in eisige Kälte versetzen sollte. Ob die deutsche Produktion mit historischem Hintergrund zu überzeugen wusste? 🏔

Nordwand (2008) | © Majestic

Nordwand (2008) | © Majestic

Es muss nicht immer der Everest sein

Ich liebe Bergsteigergeschichten. Besonders „Everest“ ist mir positiv in Erinnerung geblieben, doch auch Dokumentarfilme, wie „The Summit“, wissen mich zu begeistern. Nun also die deutsche Variante, die ihren US-Pendants in Sachen Inszenierung in nichts nachsteht. Ich konnte die eisige Kälte beinahe spüren und habe mit den Figuren mitgelitten. Regisseur Philipp Stölzl hat sich anscheinend stark von Kevin Macdonald beeinflussen lassen, da er dessen Dokudrama „Sturz ins Leere“ so beeindruckend fand. Und das sieht man: „Nordwand“ hat alles, was ein Bergfilm braucht und stellt die eisigen Szenen an der Eiger-Norwand wunderbar in Kontrast mit dem sicheren und gemütlich wirkenden Hotel, von dessen Terrasse aus die Gäste das Drama verfolgen.

Auch inhaltlich konnte mich „Nordwand“ überzeugen: Ein Bergsteigerdrama in der NS-Zeit zu inszenieren birgt so ganz eigene Herausforderungen und Stölzl ist sichtlich bemüht, Toni Kurz (Benno Fürmann) und Andreas Hinterstoißer (Florian Lukas, u.a. „Weissensee“) nicht als Helden oder Marionetten des Nazi-Regimes darzustellen. Auch fand ich es eine interessante Wahl, eben keine erfolgreiche und gefeierte Besteigung zu inszenieren, sondern sich bewusst für die Katastrophe zu entscheiden. Ja, das ist auch in Filmen wie „Everest“ der Fall,  doch entspinnt sich in diesen die Katastrophe erst nach dem erfolgreichen Gipfelsturm. Im Kontrast dazu wird hier die Nordwand nur bis zur Hälfte bestiegen und auch die Todesfälle sind weniger spektakulär als tragisch. Der Film wirkt dadurch eher klein und persönlich. Einzig die etwas forciert wirkende Liebesgeschichte hätte Stölzl ein wenig straffen können.

Fazit

„Nordwand“ überzeugt als historisches Bergsteigerdrama aus deutschem Lande. Inszenatorisch beeindruckend und wirklich packend erzählt. Freunde des Genres sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren: 8/10 Punkte.

No Way Out: Gegen die Flammen – OT: Only the Brave (2017)

Heute morgen war ich so platt, dass ich bis 10 Uhr geschlafen habe. Das ist mir schon ewig nicht mehr passiert. So langsam macht sich der emotionale Stress doch bemerkbar. Danach war ich aber durchaus produktiv und wir haben die Steuer 2019 bearbeitet und abgegeben. Ansonsten haben wir uns, aufgrund des miesen Wetters und der Ausgangsbeschränkungen, nur drinnen aufgehalten. Somit schien mir das Outdoor-Drama „No Way Out: Gegen die Flammen“ eine recht gute Wahl… 🔥👨‍🚒

No Way Out: Gegen die Flammen (2017) | © STUDIOCANAL

No Way Out: Gegen die Flammen (2017) | © STUDIOCANAL

Ein ungewöhnlich kraftvolles Katastrophendrama

Katastrophenfilme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, gibt es ja einige. Auch bei „No Way Out: Gegen die Flammen“ hatte ich gedacht, dass ich die Formel schon kenne. Doch Regisseur Joseph Kosinski, der zuvor die effektlastigen Filme „TRON: Legacy“ und „Oblivion“ gedreht hatte, ist bei der Ausgestaltung der Geschichte einen frischen Weg gegangen. Die große Katastrophe rund um das Yarnell Hill Fire nimmt nur einen winzigen Teil des Films ein. Dafür nimmt sich Kosinski extrem viel Zeit, uns davor die einzelnen Figuren und ihre Geschichte näher zu bringen. Es dauert gut 45 Minuten bis wir überhaupt ein wenig Feuer und Action zu sehen bekommen. Doch selbst danach erzählt uns „Only the Brave“, so der Originaltitel, keinen großen Kampf gegen das Feuer, sondern die sehr persönliche Geschichte der Granite Mountain Hotshots.

Ich hatte mich zuvor nicht mit der Katastrophe beschäftigt, die in den letzten zwanzig Minuten auf uns einprasseln sollte. Wie bereits zuvor wälzt Kosinski die Action nicht groß aus, sondern bleibt in seiner Inszenierung glaubhaft und authentisch. Ich kannte den Ausgang nicht und war am Ende wirklich schockiert und ergriffen. Auch wegen der unprätentiösen Inszenierung. Hier konnte der Film wahrlich die Früchte seiner zuvor detailliert aufgebauten Figuren und ihrer Beziehungen untereinander ernten. Das fand ich sehr beeindruckend, da man diese Geschichte auch ganz anders hätte erzählen können. Für mich eine unerwartete Struktur für dieses Genre.

Fazit

Auch wenn „Only the Brave“ auf den ersten Blick wie ein 08/15-Katastrophenfilm erscheinen mag, so bin ich doch sehr froh, ihm eine Chance gegeben zu haben. Joseph Kosinski beweist bei der Inszenierung wirklich viel Feingefühl und ich war froh, für zwei Stunden in diese völlig andere Welt abgetaucht zu sein. Das Finale wird mir bestimmt noch ein wenig nachgehen: 8/10 Punkte.

Greatest Showman – OT: The Greatest Showman (2017)

Heute war irgendwie ein unbefriedigender Tag. Fast die ganze Familie ist erkältet und somit haben wir schweren Herzens die Sonntagspläne gestrichen. Um überhaupt etwas zu machen, haben wir mit den Kindern einen Film geschaut und ein Brettspiel gespielt. Auf „The Greatest Showman“ war das Zappelinchen schon lange heiß, da sie und der Zwergofant „A Million Dreams“ bereits mit ihrem Chor gesungen haben. Ob der restliche Film mit dem Hit mithalten konnte?

Greatest Showman (2017) | © Twentieth Century Fox Home Entertainment

Greatest Showman (2017) | © Twentieth Century Fox Home Entertainment

A million dreams is all it’s gonna take

Was für ein Publikumsliebling! „The Greatest Showman“ bietet die perfekte Show. Ziemlich passend für den Film. Da sitzt jede Note, jede Choreografie ist bis ins Detail perfekt und die Songs besitzen alle Ohrwurmqualität. Natürlich sollte man Musicals mögen, um dem Film etwas abgewinnen zu können. Aber dann zaubert er eine bombastische Show nach der anderen hervor. Unfassbar. Die Schauwerte stimmen also schon einmal und nein, man sollte nicht die Annahme treffen, hier einer realistischen Biografie von P. T. Barnum beizuwohnen. Das hier ist eindeutig ein Märchen. Eine kunterbunte Show, die einfach nur Freude machen soll. Als solche bleibt sie, wie die Zirkus-Show im Film, aber auch recht oberflächlich.

Hinter der schönen Fassade steckt leider nicht allzu viel. Einzig die fiktionalisierte Version von P. T. Barnum (toll gespielt von Hugh Jackman) besitzt ein wenig Profil. Die restlichen Figuren bleiben leider ziemlich blass. Gerade die außergewöhnlichen Akrobaten und Artisten sind nur Schmuckwerk und der Film hätte enorm gewonnen, wenn er eine gewissen Interaktion zwischen ihnen erlaubt hätte. Dafür hätte man gerne auf eine der Musical-Nummern verzichten können. Somit ist „The Greatest Showman“ letztendlich mehr Schein als Sein.

Fazit

Mir hat „The Greatest Showman“ wirklich ziemlich gut gefallen. Leider werde ich ihn schon bald wieder größtenteils vergessen haben und nur die mitreißenden Songs werden bleiben. Der Rest der heutigen Zuschauerschaft war noch ein wenig begeisterter als ich, doch von mir gibt es vorerst zurückhaltende 7/10 Punkte.

Barry Seal: Only in America – OT: American Made (2017)

Was gibt es über den heutigen Samstag zu sagen? Nicht viel: Die Kids waren viel außer Haus, ich habe mich zu einem langen Lauf aufgemacht, ein paar Geburtstagsdinge erledigt und am Abend noch zwei Brettspiele gespielt. Das war es dann auch. Dennoch sind wir erst gegen 21 Uhr aufs Sofa gekommen. Mit „Barry Seal: Only in America“ stand der Film glücklicherweise schon fest, da ich auf diese für mich neue Geschichte rund um das Medellín-Kartell gespannt war… ✈

Barry Seal: Only in America (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Barry Seal: Only in America (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Eine (zu) leichtfüßige Gaunergeschichte

Eigentlich hat mich der Film nie sonderlich interessiert. Bis Barry Seal in der Serie „Narcos“ aufgetreten ist. Ich erinnerte mich an das Tom-Cruise-Vehikel und wollte mehr über diese Figur erfahren. Im Gegensatz zur genannten Serie ist „American Made“ (so der Originaltitel) allerdings wie eine eine lockere Gaunergeschichte erzählt. Ich musste eher an „Catch Me If You Can“ denken, als an die Gräueltaten der Drogenbarone rund um Pablo Escobar. Und irgendwie funktioniert das alles auch ganz gut. Mit Tom Cruise ist Barry Seal natürlich als ewig strahlender Sonnyboy besetzt, der (so scheint es) kinderleicht an das große Geld kommt. Der Film rennt durch das beinahe 10 Jahre umfassende Abenteuer, als gäbe es kein Morgen. Alles ist in Bewegung, die Flugzeuge düsen über Kolumbien hinweg und Tom Cruise grinst.

So amüsant auch der Aufstieg Barry Seals anzusehen ist, so kommt der Film doch erst mit seinem Fall so richtig in Fahrt. Das Ende mag letztendlich auch nicht so richtig zur komödiantischen Inszenierung der vorangegangenen 90 Minuten passen. Aber vielleicht war Barry Seal auch einfach so: Immer unbedarft, bis ihn letztendlich sein unausweichliches Schicksal eingeholt hat.

Fazit

Vermutlich hätte mir „Barry Seal: Only in America“ besser gefallen, hätte ich nicht direkt zuvor die komplette Serie „Narcos“ gesehen. Im direkten Vergleich wirken Barry Seals Abenteuer unfassbar oberflächlich und zahm. Für sich betrachtet durchaus unterhaltsam, aber lange in Erinnerung bleiben wird mir der Film nicht: 6/10 Punkte.

Rocketman (2019)

Der Januar ist erst gut zwei Wochen alt und schon befinden wir uns wieder im alten Trott. Aber vielleicht spreche ich auch nur für mich. Höchste Zeit also, mit einem Film aus diesem auszubrechen. Nachdem letzte Woche mit „Bohemian Rhapsody“ Queen auf dem Programm stand, gab es heute den „Rocketman“ Elton John. Welche Musiker-Biografie letztendlich besser abschneidet? 🎹🎶

Rocketman (2019) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Rocketman (2019) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Elton Johns Leben als buntes Rock-Musical

Auch wenn man „Bohemian Rhapsody“ und „Rocketman“ nicht unbedingt vergleichen sollte, so bietet es sich aus mehreren Gründen doch an: Beides sind aktuelle Musiker-Biografien und beide wurden größtenteils von Dexter Fletcher inszeniert. Es ist schon fast verwunderlich, dass dabei solch unterschiedliche Filme herausgekommen sind: Während „Bohemian Rhapsody“ ziemlich nach Schema F erzählt wird, ist „Rocketman“ ein ziemlicher Trip und zudem ein waschechtes Musical. Beide Filme sind wahrlich herausragend besetzt und sowohl Rami Malek als auch Taron Egerton nehmen sich nichts in ihrer Darstellung der beiden Musiker-Legenden. Der größte Unterschied dürfte wohl sein, dass Freddie Mercury bereits verstorben ist und die Macher bei der Umsetzung seines Lebens penibel darauf geachtet haben, ihn in einem guten Licht zu zeigen, während Elton John augenscheinlich härter mit sich ins Gericht gegangen ist.

Durch den unterschiedlichen Stil beider Filme, wirken sie auch komplett anders: „Rocketman“ traut sich deutlich mehr, ist smarter erzählt und fantasievoller inszeniert. Rein objektiv betrachtet wohl der bessere Film, doch „Bohemian Rhapsody“ wirkt insgesamt epischer und bedeutsamer. Natürlich hängt dies auch mit einer gewissen Legendenbildung zusammen. Zudem unterscheidet sich die Musik und deren Einsatz extrem: In „Rocketman“ werden die meisten Stücke in stark veränderten Varianten gespielt und von Taron Egerton selbst gesungen, während in „Bohemian Rhapsody“ Freddie Mercury höchstpersönlich aus den Lautsprechern schallt. Was nun letztendlich gelungener ist, muss wohl jeder Zuschauer für sich entscheiden.

Fazit

Während mich „Bohemian Rhapsody“ mit Bombast und der Musik für sich eingenommen hat, konnte „Rocketman“ durch Elton Johns persönlichen Weg überzeugen. Die Musical-Szenen haben mir zudem extrem gut gefallen. Auch wenn ich die beiden Filme nun doch stark miteinander verglichen habe, möchte ich letztendlich keinen von ihnen hervorheben. Ich mag beide aufgrund ihrer unterschiedlichen Ansätze sehr und finde es stark, dass diese jeweils gewählt wurden: 8/10 Punkte.