Das Buch von Boba Fett – OT: The Book of Boba Fett – Staffel 1

Nachdem ich spät auf den „The Mandalorian“-Zug aufgesprungen bin, war ich davon letztendlich doch recht begeistert. „The Book of Boba Fett“ hätte ich dagegen nicht unbedingt sehen müssen, fand ich die Figur doch schon in „The Mandalorian“ nicht sonderlich spannend. Aber inhaltlich sollte die Serie wohl sehr mit der Mutterserie verknüpft ein. Und genau so war es letztendlich auch… 🏜

The Book of Boba Fett | © Walt Disney

The Book of Boba Fett | © Walt Disney

All Filler, Almost No Killer oder Mando 2.5

In vielerlei Hinsicht wirkt „The Book of Boba Fett“ auf mich so, als wäre die Entscheidung, diese Serie zu produzieren, recht spontan getroffen worden. Das Writing schwankt oft zwischen platt und befremdlich. Als hätte man ein Kind beim Spielen mit seinen Kenner-Figuren beobachtet. Gerade während der ersten vier Episoden wirkt die Struktur der Serie auch so, als würde man versuchen zwanghaft bekannte Schauplätze/Ereignisse aus „Star Wars“ zu integrieren. Aber das liegt wohl auch in der Natur der Figur Boba Fett. Auch die Erzählung in zwei Zeitebenen wirkt strukturell unbeholfen und forciert. Als hätte man ein paar lose Ideen gehabt und diese zusammengeworfen. All das ist durchaus unterhaltsam und ich hatte meinen Spaß damit, aber so richtig rund wirkt es nicht. Und was sollte das mit dem Spice auf Tatooine? Sollte das ein Crossover mit „DUNE“ werden? (Ja, ich weiß, das wurde schon früher in „Star Wars“ erwähnt, doch so wie es hier dargestellt wird, wirkt es einfach befremdlich.)

Die besten Episoden sind zweifellos die rund um den Mandalorianer. Hier wird deutlich, dass die Serie eigentlich nur ein Vehikel ist, um die Zeit bis zur dritten Staffel  von „The Mandalorian“ zu überbrücken. Gerade die fünfte und sechste Episode fand ich rundum gelungen. Natürlich viel Fanservice, aber schöne emotionale Momente und technisch wirklich beeindruckend. Boba Fett spielt in diesen Episoden nahezu keine Rolle und ich habe ihn und seinen Konflikt auch nicht wirklich vermisst. Im äußerst actionreichen Finale kommen dann beide Erzählstränge zusammen. Mir war es fast schon zu viel Action und auch hier haben mich eher die Szenen um den Mandalorianer gefesselt. Auch handlungstechnisch passiert einiges, das eigentlich Voraussetzung für die Fortführung der Hauptserie ist. Gesehen haben sollte man die Serie als Fan des Franchises also durchaus. Schon allein, um auf dem Laufenden zu sein.

Fazit

Es ist schwierig mit „The Book of Boba Fett“ und mir. Aber ich bin ja nicht der einzige, dem es so geht. Die ersten vier Episoden fühlen sind nicht rund und wie Flickwerk an, danach macht die Serie einen qualitativen Sprung, was vermutlich auch daran liegt, dass hier eher die dritte Staffel von „The Mandalorian“ vorbereitet wird. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, diese zwei bis drei Episoden direkt vor die dritte Staffel der Hauptserie zu stellen: 7/10 (6.9) Punkte.

Midnight Mass (2021) – Besprechung der Miniserie

Zwar hatte ich schon viel Gutes über die Serie gelesen, doch ohne die vehemente Empfehlung von Dome wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, mir „Midnight Mass“ tatsächlich auch anzusehen. Schließlich ist es eine Geschichte von Mike Flanagan, der in den letzten Jahren mit den Gruselserien „Spuk in Hill House“ und „Spuk in Bly Manor“ große Erfolge feierte und der sich auch für die Verfilmung des „Shining“-Sequels „Doctor Sleeps Erwachen“ verantwortlich zeichnet. Ob die Serie für einen alten Angsthasen wie mich geeignet war? Spoiler sind zu erwarten. 👻

Midnight Mass (2021) | © Netflix

Midnight Mass (2021) | © Netflix

Die perfekte Symbiose aus Drama und Horror

Bereits nach der ersten Episode war ich geplättet und von der dichten Atmosphäre der kleinen Insel, auf der nahezu die gesamte Serie spielt, komplett vereinnahmt. Speziell zu Beginn wusste ich noch gar nicht, in welche Richtung sich die Serie entwickeln würde. Sie schien sich in Richtung Geistergrusel zu bewegen, was in Anbetracht des Prologs auch Sinn zu machen schien. Doch schon bald stellt sich die scheinbare Geistererscheinung als reine Visualisierung der Schuld unseres Protagonisten dar. Dieser wird übrigens von Zach Gilford gespielt, den Serienfreund*innen aus „Friday Night Lights“ kennen dürften. Ihm gegenüber spielt Hamish Linklater die zweite männliche Hauptperson, den Pfarrer Paul. Auch wenn sich Linklater in den letzten Jahren immer mehr dem dramatischen Fach zugewandt hat, so muss ich bei ihm stets an seine Rolle in „The New Adventures of Old Christine“ denken. Wahnsinn, was er seitdem für eine Wandlung durchgemacht hat.

Man of Science, Man of Faith

Inhaltlich macht Mike Flanagan mit „Midgnight Mass“ viele Türen auf: Es geht um Schuld, Sühne und Vergebung. Natürlich steht auch ganz offensichtlich Religion im Zentrum der Geschichte, bis hin zu religiösem Fanatismus. Dazwischen gibt es jedoch unzählige Schichten an Interpretationsmöglichkeiten. Ich warne an dieser Stelle noch einmal vor Spoilern! So kommt unser Pfarrer überhaupt nicht auf die Idee, dass es sich bei dem Wesen, das sich ihm annimmt, um etwas anderes handeln könne, als um einen Engel Gottes. Für uns Zuschauer ist es vom ersten Moment an offensichtlich, es hier mit einem Vampir zu tun zu haben. Vampire scheinen jedoch in der Serienwelt nicht zu existieren, denn kein(e) Protagonist*in spricht je diese Vermutung aus. Im Grunde geht es aber auch nicht um das monsterhafte Wesen, sondern wie Paul und seine Apostel es und seine Wunder auslegen. Wie diese vielleicht schon immer ausgelegt wurden. Für mich wohl der spannendste Aspekt der gesamten Serie.

„Midnight Mass“ ist offensichtlich eine religionskritische Serie, wobei Mike Flanagan seinen Figuren auch nicht abspricht, einen Sinn im Glauben (egal ob Christentum oder Islam) zu finden. Er stellt sich klar gegen extremistische Tendenzen, welche in der Serie erschreckend durch die Figur von Bev Keane (beeindruckend gespielt von Samantha Sloyan) zum Ausdruck gebracht werden. Es steckt jedoch noch so viel mehr in den nur sieben Episoden dieser Serie, dass ich in den nächsten Wochen bestimmt noch viel über sie nachdenken werde. Gerade auch, weil das Finale wunderbar abgeschlossen ist und es demnach bei dieser Miniserie bleiben wird. Eine Serie wie ein gutes Buch.

Fazit

Mich hat „Midnight Mass“ extrem beeindruckt: Die ruhige, bedächtige Erzählweise, die gezielt eingesetzten Schockmomente, die famosen Schauspieler*innen und vor allem der thematische Twist auf bekannte Horrorfiguren. Einfach fantastisch. Definitiv eine der besten Serien, die ich dieses Jahr gesehen habe. Eine dicke Empfehlung, auch wenn ihr sonst keine Horrorserien (ist auch keine) schaut: 9/10 (9.3) Punkte.

4 Blocks – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Nach der Hochglanzserie „The Crown“ habe ich mich mit „4 Blocks“ in ganz andere Gefilde begeben. Eine deutsche Gangsterserie, welche gerade in der ersten Staffel noch ziemlich low budget wirkt, unfassbar dreckig und roh daherkommt und eine enorme Sogwirkung entfaltet. Ursprünglich von TNT Serie produziert, könnt ihr „4 Blocks“ übrigens komplett auf Prime Video schauen. 😎

4 Blocks | © TNT Serie

4 Blocks | © TNT Serie

Ich bin mit US-Gangsterfilmen aufgewachsen und kenne die übliche Struktur, die Tropes und die Figuren. Von „Der Pate“ über „Hexenkessel“ und „GoodFellas“ bis hin zu „Carlito’s Way“ oder „The Sopranos“. Ich liebe das Genre und war gespannt, was eine in Berlin-Neukölln verortete Serie dazu beitragen kann:

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Downton Abbey – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 6)

Kann es in der aktuellen Situation eine bessere Serie geben als diese? Um das Großprojekt „Downton Abbey“ bin ich schon lange herumgeschlichen und jetzt schien mir der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein. Gut, dass ich gewartet hatte! Diese Serie bietet einfach den perfekten Eskapismus in Zeiten der Corona-Krise. Wenn ihr also für die nächsten paar Wochen in die Vergangenheit abtauchen wollt, in der ganz andere Probleme (von der Episode mit der Spanischen Grippe einmal abgesehen) herrschten, dann ist diese Historienserie perfekt für euch… 🏰

Downton Abbey | © Universal Pictures Germany GmbH

Downton Abbey | © Universal Pictures Germany GmbH

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Beat – Staffel 1

Nachdem ich von „Bad Banks“ doch ziemlich begeistert war, habe ich mich nach einer weiteren deutschen Serie umgesehen. Aufgrund der durchaus positiven Besprechung des „Fortsetzung folgt“-Podcasts, habe ich mich für „Beat – Staffel 1“ auf Prime Video entschieden. Dabei hat mich die Serie, als sie angekündigt wurde, eher nicht gereizt: Berliner Nachtleben, die Club-Szene und Techno. Puh. Alles nicht so wirklich meine Themen. Warum mich die Serie dennoch überzeugen konnte, erfahrt ihr hier…

Beat – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Beat – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

BEAT, POP, BPM, LOOP, BACKSPIN, DROP, CODA

Der Regisseur hinter „Beat“ ist für mich kein unbeschriebenes Blatt. Bereits 2008 bin ich durch seine Verfilmung des grandiosen Jugendbuches „Krabat“ auf Marco Kreuzpaintner aufmerksam geworden. Auch in dieser Amazon-Produktion schafft er es beeindruckende Bilder zu finden: Berlin, der Techno-Club, der heruntergekommene Bauernhof und auch die anderen Drehorte sehen einerseits larger-than-life aus, andererseits aber auch nicht übertrieben auf international getrimmt. „Beat“ fühlt sich nach einer deutschen Produktion an – und das meine ich durchaus positiv. Gerade die Club-Szenen mit den wummernden Bässen und einprägsamen Lichteffekten fand ich imposant umgesetzt. Doch auch abgesehen davon, zeigt „Beat“ eindrucksvoll, dass sich die deutsche Serie keineswegs hinter US-Produktionen verstecken muss, ohne dass dieser Vergleich bewusst angestrebt wird.

Doch wie sieht es inhaltlich aus? Auch hier haben mich gerade die Szenen rund um den Techno-Club überzeugt. Das hätte ich so nicht erwartet. Vielleicht auch, weil hier der Fokus gegeben ist und alles zusammenpasst. Davon abgesehen tanzt die Handlung auf zu vielen Hochzeiten: Da gibt es den Club samt seiner Angestellten, den verrückten Serienkiller (auch wenn er niemanden umbringt), die Entführung von Flüchtlingen gepaart mit Organhandel, einen übertrieben bösen Geschäftsmann, die Russenmafia, den Geheimdienst und am Ende wird sogar noch der Bogen zur RAF und damit der deutschen Geschichte gespannt. Puh. Da will die Serie ziemlich viel. Norbert Eberleins Drehbuch ist temporeich geschrieben, alle Versatzstücke gehören irgendwie zusammen, aber dann auch wieder nicht. Oft werden zuvor eingeführte Elemente wieder fallen gelassen oder verpuffen in ihrer unspektakulären Auflösung. Ein Payoff ist nach dem aufwändigen Setup nicht immer gegeben. Durch die dichte Erzählung und die mitreißende Inszenierung, bleibt der Unterhaltungswert jedoch konstant auf sehr hohem Niveau.

Die Stärken dieser deutsche Serie

Nach „Bad Banks“ ist dies nun also schon die zweite deutsche Serie, die mich unerwartet gut unterhalten hat. Dies liegt nicht zuletzt an den unverbrauchten und frischen Schauspielern: Jannis Niewöhner bietet als titelgebender Beat eine – im Rahmen des Drehbuchs – glaubwürdige Leistung und ich bin gerne mit ihm auf diese Reise gegangen. Karoline Herfurth ist wohl der größte Star der Produktion und auch sie schafft es ihrer doch recht klischeehaften Rolle (eben eine typische Ermittlerin) interessante Facetten abzugewinnen. Besonders stark fand ich die Besetzung der Nebenrollen und Bösewichte: Von Kostja Ullmann über Alexander Fehling bis hin zu Karl Markovics werden hier teils beeindruckende Leistungen aufgefahren, die alleine durch das leider teils unbefriedigende Drehbuch limitiert werden.

Fazit

Als kleiner, teils reißerischer bis dreckiger Thriller macht „Beat“ eine wirklich gute Figur. Vermutlich nichts, was länger im Gedächtnis bleibt, doch keineswegs unspektakulärer als internationale Genre-Vertreter. Das Drehbuch war mir zwar zu unfokussiert, doch haben Marco Kreuzpaintners Inszenierung und die famosen Schauspieler einiges wett gemacht. Zwar wird die Serie nicht fortgeführt, doch die Staffel ist in sich relativ gut abgeschlossen, so dass ich eine Sehempfehlung aussprechen kann: 8/10 (7.9) Punkte.

Game of Thrones – Season 7

Wie lange musste ich warten, bis auch ich endlich in den Genuss von „Game of Thrones – Season 7“ gekommen bin – und dann ist nach sieben Episoden schon wieder alles vorbei. Doch damit bin ich zumindest nicht alleine. So erging es vor knapp einem Jahr auch den Zuschauern, die bereits bei der Pay-TV-Ausstrahlung eingeschaltet hatten. Bis zur Ausstrahlung der achten und finalen Staffel, müssen wir uns nun alle noch ein gutes Jahr gedulden. Bis dahin jedoch, könnt ihr euch noch meine Besprechung zur siebten Staffel zu Gemüte führen…

Game of Thrones – Season 7 | © Warner Home Video

Game of Thrones – Season 7 | © Warner Home Video

Die Herrschaft des Feuers

Dachte ich bereits, die finalen Episoden der sechsten Staffel seien an epischen Bilder nicht mehr zu überbieten, so setzt die Serie in ihrem siebten Jahr die Messlatte noch eine ganze Stufe höher. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man endlich bombastische Drachen-Action zu sehen bekommt, wie es sie ohnehin viel zu selten in Film und Fernsehen gibt. Aufgrund der Produktionswerte kann ich auch verstehen, warum man sich auf sieben Episoden beschränkt hat. Die Effekte stehen denen großer Blockbuster in nichts nach und es ist einfach nur famos, die Drachen endlich im Einsatz zu sehen. Durch die Verdichtung der Laufzeit schreitet die Geschichte auch viel schneller voran, als man dies aus den vorhergehenden Staffeln gewohnt war. Dies sehe ich durchaus als positiven Punkt, wenngleich ich gerne auch mehr Zeit in Westeros verbracht hätte. Gerade die episch angelegt Episoden mit über 70 bis 80 Episoden Laufzeit lassen ein richtiges Kinogefühl aufkommen.

Zusammenführung offener Handlungsstränge

Müsste ich die Staffel mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre dies wohl Payoff. Es fügt sich endlich vieles zusammen, was zuvor behutsam aufgebaut wurde. Die Drachen-Action (ich kann es nicht oft genug erwähnen) ist nur ein Teil davon. So treffen endlich Daenerys Targaryen und Jon Snow aufeinander. Arya und Bran finden zurück nach Winterfell und werden mit Sansa wiedervereint. Es kommt zum Zusammentreffen zwischen Tyrion und Cersei, dem auch alle anderen wichtigen Parteien beiwohnen. Der Night King demonstriert seine Macht und die große Bedrohung wird endlich greifbar. Selbst Theon Greyjoy bekommt seinen Erlösungsmoment mit Jon Snow und darf kurz darauf heldenhafte Anwandlungen zeigen. Das alles ist so dicht und packend erzählt, dass kaum eine Verschnaufpause bleibt. Durch die Auflösung dieser detailliert vorbereiteten Handlungsstränge stellt sich laufend ein Gefühl der Befriedigung ein, selbst wenn diese siebte Staffel letztendlich nur der Prolog zum großen Finale ist.

Fazit

Nun liegt bereits die zweite Staffel hinter mir, die über George R. R. Martins Vorlage hinausgeht. Mich würde tatsächlich interessieren, was dabei alles auf der Strecke geblieben ist bzw. ob die Showrunner es erneut geschafft haben, die komplexen Inhalte gekonnt zu verdichten. Ob man es jemals erfahren wird? Eines ist sicher: Auch die siebte Staffel von „Game of Thrones“ bietet famose Fantasy-Unterhaltung und ich kann eine Rückkehr nach Westeros schon jetzt nicht mehr erwarten. Ganz großes Serienkino: 10/10 (9.6) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Jericho – Season 1 & 2

Serien, speziell aus dem Drama-Bereich, sehe ich aus Zeitgründen selten öfter als einmal. Und schon gar nicht, wenn ich die Sichtung beim ersten Mal abgebrochen habe. Bei „Jericho – Season 1 & 2“ ist die Lage allerdings ein wenig anders. Damals, vor inzwischen beinahe 10 Jahren, hatte ich die Sichtung im letzten Drittel der ersten Staffel abgebrochen, da mir die Serie zu sehr im „Lost“-Fahrwasser mitzuschwimmen schien. Vor ein paar Jahren bekam ich jedoch die Komplettbox zum Geburtstag geschenkt, was mich zu einem weiteren Anlauf bewegt hat – und siehe da: Ich sollte deutlich mehr Spaß mit der Serie haben…

jericho_1

Irgendwie habe ich eine Schwäche für Serien, die vor ihrer Zeit abgesetzt wurden. Das beste Beispiel hierfür ist natürlich „Firefly“, doch auch „Surface“ hat mich zum Beispiel sehr gut unterhalten. Ähnlich wie Joss Whedons Serie, wurde auch „Jericho“ durch eine Fan-Aktion nach der eigentlichen Absetzung verlängert. Allerdings nicht mittels Film à la „Serenity“, sondern ganz regulär als weitere im TV ausgestrahlte Staffel – auch wenn diese insgesamt nur sieben Episoden umfasst. Die Fans hatten etliche Tonnen Nüsse – als Anspielung an ein Zitat im Finale der ersten Staffel – an den TV-Sender CBS geschickt, was deutlich zeigt wie groß die Begeisterung für die Serie zumindest im kleinen Kreis war.

Nach den 29 Episoden der beiden Staffeln bin ich nun tatsächlich ein wenig enttäuscht, dass mein Besuch in „Jericho“ schon wieder vorbei ist. Zumindest in dieser Form, denn man hat noch zwei weitere Staffeln in Form von Comic-Bänden (siehe auch wieder „Firefly“ bzw. „Serenity“) nachgeschoben. Wie lässt sich die Serie nun am besten beschreiben? Die Erzählweise und Inszenierung erinnert stark an „Lost“, bis hin zu den Soundeffekten und Cliffhangern. Thematisch orientiert sich die Serie ein wenig an „24“ und atmet stark Post-9/11-Paranoia. Atmosphärisch würde ich das Endzeitdrama fast mit „Gilmore Girls“ vergleichen, da das Kleinstadtleben mit den unterschiedlichen Charakteren sehr schön eingefangen wird und man sich bereits nach ein paar Folgen in der titelgebenden Kleinstadt zu Hause fühlt. Dennoch entsteht daraus etwas eigenes, das tatsächlich mehr als die 08/15-Network-Serie ist.

Auch wenn es speziell im Mittelteil der ersten Staffel einige Füllepisoden gibt und auch die Verschwörungsgeschichte ein wenig an den Haaren herbeigezogen scheint, so schafft es die Serie durch das Kleinstadt-Setting und ihre nett geschriebenen Figuren mitzureißen. Die sieben Episoden der zweiten Staffel fallen formal ein wenig ab, da man deutlich merkt, dass weniger Budget zur Verfügung stand (hat mich sehr an die vierte Staffel von „Damages“ erinnert). Inhaltlich jedoch ist die zweite Staffel aufgrund ihrer kompakten Erzählweise herrlich zielgerichtet, explosiv erzählt und nimmt keine Rücksicht auf ihre Charaktere. Leider wirkt die letzte Episode jedoch zu gehetzt und man sieht deutlich, dass hier Kompromisse eingegangen wurden – dennoch funktioniert das Finale einigermaßen als Abschluss der gesamten Serie:

  1. „Jericho – Season 2“ (7.9 Punkte)
  2. „Jericho – Season 1“ (7.8 Punkte)

Auch wenn ich nie gedacht hätte, dass ich die Serie noch einmal angehen werde, so bin ich doch wirklich froh um das Erlebnis. Vermutlich werde ich nun auch noch die Comics lesen und somit noch ein wenig länger in der Welt von „Jericho“ verweilen. Wer Lust auf diese Art von Endzeit-Setting hat, aber keine Zombies sehen will und auch nicht unbedingt zehn Staffeln braucht, der kann durchaus seinen Spaß mit dieser leider nur kurzlebigen Serie haben: 8/10 (7.8) Punkte.

Coupling – Season 1 to 4

An meine erste Begegnung mit Steve Moffats bahnbrechender Comedy-Serie kann ich mich noch erinnern als wäre es erst gestern gewesen. Bei der deutschen Erstausstrahlung wirkte „Coupling – Season 1 to 4“ unglaublich frisch, frech und provokant – besonders im Vergleich zu anderen damals laufenden Sitcoms. Insofern war ich neugierig, wie sich die Serie heute – immerhin 10 Jahre nach der ersten Sichtung – so schlägt…

Mir war die Serie besonders durch ihre anzüglichen Witze in Erinnerung, die damals ein absolutes Novum darstellten. Heute dagegen ist man durch Serien wie „Californication“ o.ä. ganz andere Kaliber gewöhnt, doch überzeugt „Coupling“ auch heute noch durch den besonderen Wortwitz und die innovative Erzählstruktur. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass es Serien wie „How I Met Your Mother“ ohne die BBC-Produktion nicht in der Form gegeben hätte, wie wir sie heute kennen: Splitscreen, unzuverlässige Erzähler, unterschiedliche Erzählperspektiven usw. All dies kombiniert Moffat leichter Hand mit wunderbar geschriebener Beziehungs-Comedy und grandiosen Figuren. So dürften Jeff und Patrick wohl auch einen Serienfreunden nicht unbekannten Barney Stinson inspiriert haben…

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Don’t Trust the Bitch in Apartment 23 – Season 1

Ein weiterer kurzer Comedy-Snack, den ich trotz seiner kurzen Laufzeit von nur sieben Episoden nicht unerwähnt lassen möchte, ist „Don’t Trust the Bitch in Apartment 23 – Season 1“ (wobei im offiziellen Titel natürlich das Wort Bitch durch B–––– ersetzt wurde).

Auch wenn ich Krysten Ritter recht gerne sehe, so war der ausschlaggebende Einschaltgrund für mich zweifellos das Auftreten von James van der Beek, der sich in dieser Serie selbst spielt. Als alter „Dawson’s Creek“-Freund aus längst vergangenen Tagen, haben bei mir alle selbstironischen Anspielungen natürlich sofort gezündet. Wirklich erfrischend und eindeutig das Highlight der Serie.

Der restliche Inhalt dümpelt irgendwo zwischen überdrehter Sitcom und Bitchiness-of-the-Week. Leider mochte das Konzept der titelgebenden Bitch für mich irgendwie nicht so richtig aufgehen. Somit fand ich einige Handlungsstränge doof und belanglos, andere dafür wieder urkomisch und abgedreht. Insgesamt eine wirklich unterhaltsame Show, die – wenn sie sich in die richtige Richtung entwickelt – durchaus das Potential hat ein kleiner Geheimtipp zu werden: 7/10 (7.2) Punkte.