Gen V – Staffel 2 (2025)

Weiter geht es mit einer halbwegs aktuellen Serie. Nachdem wir mit „The Boys“ so langsam auf das große Finale zusteuern, gab es zuvor noch „Gen V – Staffel 2“ nachzuholen. Die erste Staffel hatte mir ja überraschend gut gefallen. Ob die zweite daran anschließen konnte und man sie als Brücke zur Mutterserie gesehen haben sollte? Das und mehr erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… 🦸‍♀️🦸‍♂️

Gen V – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

Gen V – Staffel 2 | © Amazon Prime Video

College Kids vs. Homelander und Co.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich an die vierte Staffel von „The Boys“ kaum noch erinnern konnte. Da war mir das erste Jahr von „Gen V“ noch präsenter im Kopf. Bisher waren die Schnittpunkte beider Serien eher gering und doch hat sich alles wie eine Welt angefühlt. Das mochte ich sehr. In der zweiten Staffel von „Gen V“ wird die Verbindung zu „The Boys“ deutlicher ausgebaut und ich empfehle deshalb auch, das Spin-off zum besseren Verständnis zu schauen. Zumal die Geschichte auch wieder sehr unterhaltsam umgesetzt wurde. Den Einstieg fand ich etwas holprig, was die Motivation der Figuren angeht und bis man sie alle wieder an der Godolkin University vereint hatte. Dieses Gefühl hängt bestimmt auch mit dem zu früh verstorbenen Schauspieler Chance Perdomo zusammen, der in der ersten Staffel noch Andre verkörperte und Teil des Haupt-Casts war. Die Autor:innen haben den Charakter durchaus sinnvoll aus der Serie geschrieben, jedoch wirkt es nicht immer organisch.

Wie man es aus dem „The Boys“-Universum kennt, nimmt die Serie auch kein Blatt vor den Mund und lässt sich als Satire auf die faschistischen Tendenzen in den heutigen USA lesen. Gerade gegen Ende nimmt die Serie wieder ordentlich Fahrt auf. Dabei ist sie nicht immer logisch erzählt, was ich allerdings nicht schlimm fand. Im Gegensatz zur Hauptserie sind mir die Figuren hier doch schon ziemlich ans Herz gewachsen. Auch die neuen Bösewichte fand ich famos. Speziell Hamish Linklater spielt so fies, dass es eine wahre Freude ist. Wie kann es sein, dass er einmal der dusselige Bruder aus der Sitcom „New Adventures of Old Christine“ war? Aber sein Können hatte er ja bereits in der famosen Miniserie „Midnight Mass“ gezeigt. Die Wendung gegen Ende kam für mich tatsächlich unerwartet. Hat mir gut gefallen. Alles danach hätte ich mir noch ein wenig auserzählter gewünscht. So war der neue Big Bad doch wieder zu schnell besiegt und die Figuren befinden sich nun in Stellung für das „The Boys“-Finale.

Fazit

Mir hat „Gen V“ zwar nicht mehr ganz so gut gefallen, wie noch im ersten Jahr, doch wusste mich die Serie weiterhin famos zu unterhalten. Ob sie fortgesetzt wird? Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, denn mit dem Finale von „The Boys“ wird ja aller Voraussicht nach ein Schlusspunkt gesetzt. Andererseits, wenn die Zuschauerzahlen stimmen? So oder so ein mehr als lohnenswertes Spin-off: 8/10 (8.0) Punkte.

TRON: Ares (2025)

Nach einem langen Tag voller Rutschen-Action folgt nun, leicht verspätet, meine Besprechung von „TRON: Ares“, den ich gestern im Kino gesehen habe. Eigentlich wollte ich die Sichtung aufschieben, denn die Kritiken waren zu durchwachsen und ein passendes Zeitfenster gab es auch nicht. Da jedoch die Übernachtungsparty des Zwergofanten ins Wasser gefallen ist, wollte er zumindest mit einem seiner Freunde ins Kino. Da der Film nur nach 20 Uhr lief, ging das nur mit Begleitperson. Somit kam ich doch noch in den Genuss. Der Rest der Familie hat sich parallel übrigens „No Hit Wonder“ angeschaut. Welcher Film wohl die besser Wahl gewesen ist? 👾

TRON: Ares (2025) | © Walt Disney

TRON: Ares (2025) | © Walt Disney

Ein überraschend lohnenswerter Kinobesuch

Wie in meinen letztjährigen Besprechungen festgehalten, liebe ich den ersten „TRON“ sehr. Weil er, aus heutiger Perspektive, so wunderbar naiv erzählt ist und die damalige technische Meisterleistung inzwischen eher niedlich wirkt. Es ist zudem einer der wenigen Filme, die ich bewusst mit meinem Vater gesehen habe. Die späte Fortsetzung „TRON: Legacy“ bietet einen audiovisuellen Rausch und sieht immer noch unfassbar gut aus. Der Score von Daft Punk ist herausragend und läuft bei mir immer wieder in Dauerschleife. Was hat nun also „TRON: Ares“ zu bieten? Der erste Teaser hat mich umgehauen, doch schon der längere Trailer ließ mich zweifeln: Die Programme verlassen das Raster und begeben sich in die Realität? Das wäre nicht der Weg gewesen, den ich als Drehbuchautor eingeschlagen hätte. Aber es ist nicht mein Film und somit war ich gespannt, was er zu bieten hat.

Inhaltlich hat mich „TRON: Ares“ fast schon positiv überrascht. Der 3D-Druck der Programme hat, im Rahmen der Geschichte, fast schon Sinn gemacht. Immer noch nicht mein liebstes Element, aber ich konnte es hinnehmen. Auch die grobe Skizze der Geschichte samt KI, die gegen ihre Schöpfer rebelliert, wusste zu gefallen. Der Teufel steckt eher in den Details und es wird viel Potenzial verschenkt. Ich denke hier z.B. an die Szene, in der Ares die Computer-Welt des 1982er „TRON“ betritt: Ein wirklich netter Einfall, doch es wird inhaltlich nichts daraus gemacht. Überhaupt wirkt die Welt innerhalb des Rasters (egal welchen Unternehmens) seltsam nutzlos. Sowohl im Originalfilm als auch in „TRON: Legacy“ war das Raster ein Ort voller fremdartiger Landschaften, Schauplätze oder Nacht-Clubs. In „TRON: Ares“ ist das Raster nicht belebt und es scheint nur eine Kulisse zu sein. Einzig die Action-Sequenz auf dem Wasser bot ein wenig Abwechslung. Die Action in der Realität hat mich dagegen eher an „Pixels“ denken lassen. War aber zugegebenermaßen beeindruckend. Das bringt mich dann auch zu den formellen Aspekten: „TRON: Ares“ sieht über weite Strecken fantastisch aus (aber nicht besser als der Vorgänger). Der Score von Nine Inch Nails reicht für mich dagegen nicht an den von Daft Punk heran. Vielleicht muss ich ihn aber auch noch ein paar Mal hören. Und Jared Leto? Nicht meine Lieblingsbesetzung, aber für mich auch kein Hassobjekt. Mich haben eher die tonalen Unstimmigkeiten in der Figur gestört. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich eine erstaunlich gute Zeit mit dem Film hatte. Nach den Kritiken hatte ich eine Vollkatastrophe erwartet. Am Ende ist es nur eine belanglose Fortsetzung, die mich doch positiv überrascht hat.

Fazit

Da „TRON: Ares“ erst kurz vor 21 Uhr startete, war es ein sehr langer Kinoabend. Trotzdem ist die Zeit wie im Flug vergangen. Auch der Zwergofant und sein Freund hatten viel Spaß mit dem Film. Er wird allerdings nicht lange im Gedächtnis bleiben und auch der Stil wird nicht so lange frisch wirken, wie noch der des Vorgängers. Kaum zu glauben, dass 15 Jahre zwischen den  beiden Filmen liegen. Dennoch freue ich mich, dass es dieses unwahrscheinliche Franchise auf drei Filme gebracht hat: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: saß zwei Kinosäle weiter in „No Hit Wonder“; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Blood & Sinners – OT: Sinners (2025)

Es ist Halloween und beide Kinder sind dieses Jahr bei ihren Cousins eingeladen. Ich selbst habe knapp 200 Süßigkeiten verteilt und ein paar Kinder erschrocken. Danach gab es leckere Kürbisflammkuchen und mit „Blood & Sinners“ einen der Horrorfilme des Jahres, die unbedingt noch sehen wollte. Wobei Horrorfilm die falsche Einordnung ist. Dazu jedoch im Verlauf der Besprechung mehr… 🎸

Blood & Sinners (2025) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Blood & Sinners (2025) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Blues von der Dämmerung bis zum Morgengrauen

Es ist schon erstaunlich welch großen Hype „Blood & Sinners“ erfahren hat. Ich finde das fantastisch und kann es dennoch nicht so ganz nachvollziehen: Was ist Ryan Cooglers Film nun eigentlich? Ein schwarzes Gangsterepos? Ein Film über die Kraft des Blues? „From Dusk Till Dawn“ im Mississippi der 1930er Jahre? Vermutlich all das zusammen. Umso mehr erstaunt mich der große Erfolg, denn Zuschauer:innen, die Vampire sehen wollen, müssen lange warten. Fans von Musikfilmen wird die Gewalt abschrecken. Doch vermutlich ist es genau das, was den Erfolg des Films ausmacht: Er lässt sich in keine Schublade stecken. Das Kinopublikum ist vielleicht doch vielfältig interessierter, als nur perfekt auf die Zielgruppe zugeschnittene Blockbuster ohne Ecken und Kante sehen zu wollen. Ryan Coogler (u.a. „Black Panther“) hat alles richtig gemacht, denn „Blood & Sinners“ besitzt einige Ecken und Kanten. Das Pacing ist nicht immer stimmig, er nimmt sich mal zu viel, mal zu wenig Zeit. Die Figuren sind kantig und all das macht den Film deutlich interessanter, als was man sonst häufig sieht.

Ich hätte mir auch die Geschichte der Smokestack-Zwillinge (grandios gespielt von Michael B. Jordan) ohne Vampire angesehen. Die Figuren wären spannend genug gewesen. Dazu die famose Musik und das Südstaaten-Setting. Fantastisch! Coogler hätte die Vampire auch weglassen und einen ausführlichen Kampf gegen den Ku-Klux-Klan zeigen können. Aber nein, er hat sich für einfach alles entschieden. Das ist wirklich sehr erfrischend zu sehen. Auch die Mid-Credit-Szene lohnt sich hier ausnahmsweise. Hätte ich auch gerne als Teil des Films gesehen. Doch das ist eben auch so eine Sache: Coogler macht sein Ding. Er hat mehr als genug Blockbuster-Erfahrung und mixt nicht nur Genres, sondern auch Konventionen. Die 4K Ultra HD Blu-ray sieht übrigens fantastisch aus und klingt auch so. Große Empfehlung:

Fazit

„Blood & Sinners“ hat nicht nur mir, sondern auch Frau bullion ausgesprochen gut gefallen. Dabei ist sie überhaupt keine Horrorfilm-Freundin. Aber wie gesagt: Das ist auch nur ein kleiner Bruchteil dieses zurecht unfassbar erfolgreichen Genremixes. Die Kinder habe ich übrigens gerade zurück ins Haus gebeten. Hoffentlich waren sie keinen Vampiren begegnet: 9/10 Punkte.

Alien: Earth – Staffel 1 (2025)

Normalerweise halte ich es ja ganz gut aus, aktuelle Serien nicht sofort zu schauen. Ich warte ganz gerne bis Serien abgeschlossen sind bzw. zumindest so lange, bis eine Fortführung der Geschichte gesichert ist. Bei „Alien: Earth – Staffel 1“ war das jedoch anders. Ich liebe die „Alien“-Filme. Den ersten besonders, doch auch die Fortsetzungen samt „Prometheus: Dunkle Zeichen“. Somit war ich extrem gespannt auf die Serie. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden, lest ihr in der folgenden Besprechung… 🌎

Alien: Earth | © FX & Disney

Alien: Earth | © FX & Disney

Faszinierende Sci-Fi mit schwachem Xenomorph

Wie der Titel verlauten lässt, spielt „Alien: Earth“ auf der Erde. Dieser Aspekt hat mich im Vorfeld vermutlich am meisten abgeschreckt, denn ich musste natürlich an „Aliens vs. Predator 2“ denken, der zu den schlechtesten Filmen gehört, die ich je gesehen habe. Glücklicherweise spielt „Alien: Earth“ in der Zukunft und zwar exakt zwei Jahre vor dem allerersten „Alien“-Film. Wir werden direkt in die erste Episode namens „Neverland“ hineingeworfen und befinden uns sofort und ohne Zweifel im „Alien“-Universum. Auf einem Schiff, dessen Innenraum der Nostromo zum Verwechseln ähnlich sieht, erleben wir, zu diesem Zeitpunkt noch ohne Kontext, den Angriff eines Xenomorphs. Hier muss ich direkt auf meinen ersten und größten Kritikpunkt an der Serie eingehen: Die Darstellung des titelgebenden Monsters. Showrunner Noah Hawley setzt dabei auf praktische Effekte, sprich ganz klassisch einen Mann im Anzug. Eigentlich begrüßenswert, denn mir waren die digitalen Xenomorphe in „Alien: Romulus“ schon fast zuviel des Guten. Allerdings wird das Xenomorph, gerade in den ersten Episoden, so häufig in kompletter Pracht gezeigt, dass man stets sieht, dass es sich eben nur um einen Mann im Anzug handelt. Das Xenomorph hat viel zu viel Screentime und wird leider auch nicht gelungen in Szene gesetzt. Seine Haut wirkt trocken und es fehlt der Schleim. Wenn ich da an die stimmungsvolle und sparsame Inszenierung eines Ridley Scotts denke, die bereits 1979 für Gänsehaut sorgte, dann verliert das ikonische Monster in der Serie leider ziemlich an Wirkung.

Sehr gelungen fand ich die meisten anderen Elemente der Serie: Die „Peter Pan“-Analogie hat für mich erstaunlich gut funktioniert. Ebenso hat mich Boy Kavalier als Tech-Bro-Bösewicht überzeugt, was auch an Samuel Blenkins Darstellung lag. Überhaupt sind die Schauspieler:innen allesamt gut gewählt und holen einiges aus ihren Rollen raus. Sydney Chandler als Wendy ist fantastisch, Timothy Olyphant spielt mit Kirsh einen erinnerungswürdigen Synth und Babou Ceesay zieht als Cyborg alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Logik ist, wie so oft in diesem Franchise, nicht wirklich gegeben, doch kann ich damit wirklich gut umgehen, weil mich das World Building so fasziniert. Mit „In Space, No One…“ bekommen wir in der fünften Episode quasi ein Remake des ersten „Alien“ zu sehen, was (bis auf das Xenomorph) fantastisch inszeniert ist. Glücklicherweise gibt es neben dem Hauptmonster noch andere Aliens, welche wirklich spannende Kreaturen sind und die auch herrlich unheimlich in Szene gesetzt werden. Speziell der T. Ocellus, das unheimliche Auge, ist ein fantastischer Neuzugang zum Franchise.

„Alien: Earth“ atmet den Geist von „Prometheus“

Ich habe inzwischen einige Stimmen zur Serie gelesen bzw. meinungsmachende Schlagzeilen, wie sie gerade auf YouTube en vogue sind. Disney würde das Franchise ruinieren, die Serie würde alles kaputt machen usw. usf. Ich stelle folgende These auf: Wenn ihr „Prometheus: Dunkle Zeichen“ mochtet, dann werdet ihr auch mit „Alien: Earth“ viel Spaß haben. Bereits der Film hat einen Parallelstrang erzählt und sich mehr für KI, den Schöpfungsmythos und andere Monster neben dem Xenomorph interessiert. In diesen Aspekten brilliert auch diese Serie. Tatsächlich war mir, wie bereits erwähnt, das bekannte Monster sogar zu präsent eingesetzt. Am schwächsten fand ich die siebte Episode „Emergence“, in der es zu einer Kooperation zwischen Xenomorph und Wendy, der Anführerin der Hybride, kommt. Hier hatte ich einen ähnlichen Effekt der Ablehnung, wie im ersten „Jurassic World“, als Owen Grady die zuvor komplett monsterhaft inszenierten Raptoren trainiert hat. Das mag für mich nicht wirklich zu diesem faszinierenden Wesen passen. Allerdings hat bisher auch (fast) jeder „Alien“-Film mit den Regeln der Vorgänger gebrochen, so dass ich mich auch an diesen Bruch gewöhnen werde. Alles andere, abseits des Xenomorphs, fand ich extrem faszinierend und stilistisch grandios umgesetzt. Ich hatte richtig viel Spaß mit dieser ersten Staffel von „Alien: Earth“ und der erweiterten Welt, die sie aufmacht.

Fazit

Ich habe mich jeden einzelnen Abend auf eine neue Episode von „Alien: Earth“ gefreut. Hätte ich jede Story-Entscheidung genauso getroffen? Auf keinen Fall. Doch das ging mir im gesamten Franchise nach dem zweiten Teil bereits so. Ich habe es geliebt, einen tieferen Einblick in diese Welt zu bekommen und fand sowohl die neuen Figuren als auch die neuen Monster spannend. Keine perfekte Serie, doch eine, die mit all ihren kontroversen Entscheidungen perfekt zum Franchise passt. Ich freue mich schon sehr auf die zweite Staffel: 8/10 (8.3) Punkte.

Squid Game – Staffel 3 (2025)

Weiter geht es in der Welt der blutroten Spiele. Eigentlich hätte ich die Besprechung der zweiten Staffel direkt mit der Besprechung von „Squid Game – Staffel 3“ zusammenfassen können, denn tatsächlich ist es eine komplette Staffel, die unsinnigerweise bzw. aus Profitgier gesplittet wurde. Wie mir das Finale, mal ganz abgesehen von der Veröffentlichungspolitik, gefallen hat? Das lest ihr hier… 🦑

Squid Game – Staffel 3 | © Netflix

Squid Game – Staffel 3 | © Netflix

Ein packendes und hartes Finale von „Squid Game“

Um es kurz zu machen: Mir hat die zweite Hälfte besser gefallen, als die erste. Die Einsätze waren höher und es sind mehr Figuren gestorben, die einem schon ans Herz gewachsen sind. Dadurch wurden die perfiden Spiele zur größeren Bedrohung. Speziell das erste und das letzte Spiel fand ich hart, weil beide die aktive Tötung von Mitspieler:innen als zentralen Bestandteil hatten. Die Dynamik zwischen den verbleibenden Figuren war hier der spannendste Aspekt. Wie bereits in der ersten Staffel kommen gegen Ende auch die VIPs ins Spiel. Das wirkt erneut überzogen platt und satirisch, doch wenn man dich den Zustand unserer Welt anschaut, in der Milliardäre ganz bewusst das langsame und schnelle Sterben der Ärmsten nicht nur hinnehmen, sondern bewusst fördern, dann wirkt dieses Setting gar nicht mehr so abgehoben oder realitätsfern. Nur eben runtergebrochen auf einzelne Individuen.

Alles außerhalb der Spiele ist wieder nur leidlich spannend. Der Brüderkonflikt wird unnötig ausgewalzt und ich hatte das Gefühl, dass man sich gut drei Episoden hätte sparen können über die beiden letzten Staffeln hinweg. Dann wäre die Serie wirklich rund zu Ende geführt worden. Doch auch so ist das Finale von „Squid Game“ auf jeden Fall sehenswert, insofern man sich überhaupt für die Serie interessiert. Die am Ende angeteaserte US-Version, ganz prominent mit Cate Blanchett, ist ein netter Bonus. Ob das nun in einer internationalen Version der Serie gipfelt und eine solche überhaupt nötig ist? Das bleibt abzuwarten. Die südkoreanische Version ist in ihrer Gesamtheit durchaus sehenswert, wenngleich der Erkenntnisgewinn über die erste Staffel hinaus doch eher redundant bleibt:

  1. „Squid Game – Staffel 1“ (8.5 Punkte)
  2. „Squid Game – Staffel 3“ (8.0 Punkte)
  3. „Squid Game – Staffel 2“ (7.7 Punkte)

Fazit

Die dritte Staffel von „Squid Game“ führt die Serie zu einem schlüssigen, bitteren und doch hoffnungsvollen Finale. Seong Gi-huns letzte Worte sind an uns Zuschauer:innen gerichtet. Ob sie Wirkung zeigen? Schaut man sich die aktuelle Weltlage so an, dann vermutlich nicht. Wir begeben uns alle freiwillig ins Spiel. Unterstützen Politik, welche VIPs noch reicher macht und die Spieler:innen noch mehr unter Druck setzt. Diese Botschaft mit einem hohen Unterhaltungswert, Theatralik und Blut zu kombinieren, das alleine ist schon eine Leistung: 8/10 (8.0) Punkte.

Lilo & Stitch (2025) – Review des Realfilms

Nach einem sehr schönen und ausführlichen zweiten Teil der Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag meiner Mama, kamen wir abends sehr platt aber zufrieden nach Hause. Als ich der Familie zwei Filme zur Wahl stellte, fiel diese schnell auf das Realfilm-Remake von „Lilo & Stitch“, welches das Zappelinchen schon gerne im Kino gesehen hätte. Bei mir überwog die Skepsis, doch sollte diese schnell verfliegen… 🚀

Lilo & Stitch (2025) | © Walt Disney

Lilo & Stitch (2025) | © Walt Disney

Ein gelungenes und unnötiges(?) Realfilm-Remake

Ich habe das Glück, den Animationsfilm „Lilo & Stitch“ erst spät entdeckt und bisher nur einmal gesehen zu haben. Meine Erinnerungen hingen somit nicht an den Details, sondern eher an der groben Rahmenhandlung sowie den Figuren. Ein Vorteil, denn somit bin ich nicht andauernd ins Vergleichen gekommen. Einzig, dass am Ende eine größere Raumschiffjagd fehlt, die ich im Original nicht sonderlich passend fand, ist mir aufgefallen. Da mag mich aber auch meine Erinnerung trügen. Irgendwann hatte ich dann vergessen, dass ich ein Remake sehe, denn der Film hat mir wirklich famos gefallen. Sowohl die junge Lilo als auch ihre Schwester Nani sind perfekt besetzt und transportieren glaubwürdig ihre schwierige Geschwisterbeziehung. Weiterhin überzeugen Billy Magnussen und Zach Galifianakis, den ich fast nicht erkannt hatte, als außerirdische Agenten.

Stitch selbst ist fantastisch animiert und die zusätzliche Dimension verleiht der Figur eine Haptik, die noch stärker ausgeprägt ist, als in der Zeichentrickversion. Da stellt sich nun natürlich die Frage, ob das denn nötig war. Mein Gefühl und meine Gedanken sind ganz ähnlich, wie bei dem Realfilm-Remake von „Drachenzähmen leicht gemacht“: Der Film sieht fantastisch aus, die Geschichte funktioniert ebenso gut wie im Original, doch war das wirklich nötig? Vermutlich hätte ich genauso viel Spaß mit dem Animationsfilm gehabt. Die Kinder sehen das übrigens anders: Nicht nur konnten sie sich überhaupt nicht mehr an die Zeichentrickversion erinnern, sie bevorzugen auch die Kombination aus Realfilm und 3D-Animation. Mir tut diese nicht weh und ich hatte wirklich einen gelungenen Filmabend mit einer tollen Geschichte.

Fazit

„Lilo & Stitch“ funktioniert auch als Realfilm fabelhaft. Den direkten Vergleich kann ich nicht ziehen, denn dafür kenne ich das Original zu wenig. Der Zwergofant war ähnlich angetan wie ich und das Zappelinchen liebt diesen Film. Ich glaube, so begeistert war sie nach einem gemeinsamen Filmabend schon lange nicht mehr. Alleine deshalb hat sich die Sichtung mehr als gelohnt: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Das Kanu des Manitu (2025)

Wir befinden uns immer noch im Urlaub. Heute sollte der erste von mehreren Regentagen in Folge sein. Da es vormittags nur bewölkt war, haben wir uns noch zu einer Wanderung durch die Kitzlochklamm aufgemacht. Daraus wurden am Ende zehn Kilometer mit etlichen Höhenmetern. Nachmittags kam dann tatsächlich der Regen, weshalb wir um 16 Uhr noch ins nahe gelegene Kino gegangen sind, um uns „Das Kanu des Manitu“ anzuschauen. Eigentlich war kein Kinobesuch geplant und doch war es ein rundum gelungener Nachmittag. 🤠

Das Kanu des Manitu (2025) | © Constantin Film

Das Kanu des Manitu (2025) | © Constantin Film

Eine späte Fortsetzung und kein Legacy-Sequel

Ich gebe es zu: Als ich hörte, dass Michael ‚Bully‘ Herbig seinen 2001er Kinohit „Der Schuh des Manitu“ fortsetzen wollte, war ich nicht sonderlich interessiert. Zwar habe ich früher immer gerne die „Bullyparade“ gesehen und mochte ich auch den ersten Film, der mir selbst bei der kürzlichen Sichtung immer noch recht gut gefallen hat, doch eine Fortsetzung nach 24 Jahren? Ein Film, der auf die damaligen Fans zugeschnitten sein muss, weil die Kids heute Karl May und die entsprechenden Verfilmungen gar nicht mehr kennen? Ein Film, der mit einer Figur wie Winnetouch eher droht gecancelt zu werden? Nein, meine Erwartungen waren wahrlich nicht sonderlich hoch. Doch bin ich guter Dinge ins Kino gegangen, denn Kino und das noch im Urlaub? Klingt gut!

Um es vorwegzunehmen: Ich bin positiv überrascht worden. Ich hätte nicht gedacht, dass Bully solch einen nur wenig peinlichen Film im Jahr 2025 zu inszenieren bzw. eher zusammen mit Christian Tramitz und Rick Kavanian zu schreiben weiß. Inszeniert ist „Das Kanu des Manitu“ perfekt. Das hat Bully bzw. Michael Herbig einfach drauf, doch auch inhaltlich ist der Film erstaunlich sympathisch und witzig. Wir bekommen eine echte Fortsetzung zu sehen, die bis auf das Alter der Protagonisten auch schon vor 20 Jahren ins Kino hätte kommen können. Der Humor ist immer noch seicht und slapstickhaft, doch funktioniert er über weite Strecken wunderbar bzw. auch nicht schlechter als im ersten Teil. Wirklich laut lachen musste ich (die Outtakes einmal ausgenommen) zwar nicht, doch hatte ich stets ein Grinsen im Gesicht. So manche Songs haben eher genervt und der Überraschungseffekt war auch nicht mehr vorhanden, dafür fand ich die Geschichte stringenter und die Bösewichte fast noch witziger als im ersten Teil. Alles in allem ist „Das Kanu des Manitu“ viel gelungener als ich es mir hätte träumen lassen.

Fazit

Nun habe ich „Das Kanu des Manitu“ also doch im Kino gesehen. Wer hätte es gedacht? Blende ich einmal aus, dass der Film nach 24 Jahren wirklich nicht mehr nötig gewesen wäre, dann muss ich zugeben doch wirklich gut unterhalten worden zu sein. Die Kids und Frau bullion waren auch recht begeistert. Nachdem ich zu Beginn fast schon eine Katastrophe erwartet hatte, bin ich doch positiv überrascht: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 9/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Jurassic World: Die Wiedergeburt – OT: Jurassic World Rebirth (2025)

Heute war es endlich soweit und wir haben uns einmal wieder ins Kino begeben. Da wir ohnehin einen Tag mit meiner Mama geplant hatten, waren wir erst lecker essen und haben uns nach einem Spaziergang mit Eis und einem Kaffee auf den Weg ins Kino gemacht. Gesehen haben wir natürlich „Jurassic World: Die Wiedergeburt“, der Teil unserer Kinojahresplanung war. Nachdem wir erst letztes Jahr die gesamte Reihe gesehen hatten (siehe Liste unten), waren die Kids heiß auf den Film. 🦖

Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025) | © Universal Pictures Germany GmbH

Jurassic World: Die Wiedergeburt (2025) | © Universal Pictures Germany GmbH

„Jurassic World: Ohne jegliche neue Idee“

Man mag von Colin Trevorrows Trilogie halten, was man will. Fakt ist jedoch, dass er a) eine große Liebe für das Original empfindet und eng mit Steven Spielberg an einer würdigen Fortführung gearbeitet hat (spannende Einblicke dazu gibt es im Making-of-Buch „Jurassic World: The Ultimate Visual History“) und b) seine Vision von Dinos, welche die Welt bevölkern, tatsächlich ein neuer und frischer Ansatz war, der auch in der Serie „Jurassic World: Die Chaostheorie“ fortgeführt wurde. Auch das hat vielen Fans der „Jurassic Park“-Filme vor den Kopf gestoßen, doch war es eine mehr oder weniger sinnvolle Weiterentwicklung. Selbst J. A. Bayonas zweiter Teil brachte mit seiner Gruselhausgeschichte einen frischen Wind in das Franchise, selbst wenn ich mich inhaltlich mit diesem auch erst anfreunden musste. Nun also Gareth Edwards, dessen „Godzilla“ und „Star Wars: Rogue One“ ich sehr schätze, nach einem Drehbuch von David Koepp, der damals das Original adaptiert hatte. Was kann da schief gehen?

Schon die Trailer hatten mich nicht vom Hocker gehauen. Die Kritiken schwankten zwischen der schlimmste Film aller Zeiten und der beste Teil seit dem Original. Es stand ohnehin außer Frage, dass ich mir selbst eine Meinung bilden wollte: Grundsätzlich wird alles zurückgesetzt. Die Dinos sind wieder nur auf einer Insel und es gibt einen Auftrag, der eine Gruppe Söldner, Wissenschaftler usw. dorthin führt. Somit ähnelt „Jurassic Park Rebirth“ am ehesten „Jurassic Park III“, nur dass die Rettungsmission in diesem zumindest noch irgendwie Sinn ergeben hat. Hier jedoch gibt es drei Stationen abzuhaken, was leider im schlechtesten aller Sinne an ein Videospiel erinnert. Glücklicherweise kann Gareth Edwards ein paar wirklich atmosphärische Bilder einfangen und der Großteil des Casts durch Charisma glänzen. Scarlett Johansson mochte ich wirklich gerne. Leider lenkt das nicht davon ab, dass die Figuren eine dämliche Entscheidung nach der nächsten treffen und es keinerlei Überraschungen gibt. Am meisten hat mich jedoch geärgert, dass Dinos kaum eine Rolle spielen und es nahezu nur noch Mutationen gibt. Ja, schon klar, auch die ursprünglichen Dinos waren genetisch modifiziert, doch hier verkommen sie zu x-beliebigen Monstern. Der D-Rex zum Beispiel ist einfach nur ein großes Monster, wird aber nicht aufgebaut. Er ist einfach nur groß. Und ein Monster. Da hatte selbst Trevorrow mit seinem Indominus Rex und dem Indoraptor mehr Kreativität bewiesen, da diese im Vorfeld durch bestimmte Fähigkeiten aufgebaut und deshalb zur Gefahr wurden. Alles an diesem Film wirkt wie nach Schema F erzählt bzw. wie ein B-Movie-Skript, das zufälligerweise mit einem Millionenbudget umgesetzt wurde.

Das alles klingt nun schrecklicher als es ist, denn mich hat „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ durchaus gut unterhalten. Spannung kam jedoch selten auf und am Ende bleiben nur ein paar schöne Bilder hängen. Immerhin wirkt es so als hätten die Schauspieler:innen Spaß beim Dreh gehabt und das überträgt sich auch auf der Leinwand. Alles in allem für mich jedoch der eindeutig schwächste Teil der gesamten Jurassic-Reihe:

  1. „Jurassic Park“ (10/10 Punkte)
  2. „Vergessene Welt: Jurassic Park“ (8/10 Punkte)
  3. „Jurassic World“ (8/10 Punkte)
  4. „Jurassic Park III“ (7/10 Punkte)
  5. „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (7/10 Punkte)
  6. „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (7/10 Punkte)
  7. „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ (6/10 Punkte)

Fazit

Auch wenn ich die Filme wirklich gerne sehe, so ist es langsam doch auch gut mit der Reihe. Ich frage mich wirklich, warum man das generischste aller möglichen Drehbücher umgesetzt hat. Da fand ich selbst Colin Trevorrows völlig überladenen und nur wenig logischen Abschluss seiner Trilogie deutlich gelungener. Ich muss den Film jetzt erst einmal sacken lassen. Noch überwiegt die Enttäuschung: 6/10 Punkte. (Zappelinchen: 9/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Drachenzähmen leicht gemacht – OT: How to Train Your Dragon (2025) – Review des Realfilms

Nachdem ich den Tag so gut geplant hatte, kam letztendlich doch alles anders: Während die Damen des Hauses einkaufen waren, haben der Zwergofant und ich mit der Oma einen ausführlichen Spielenachmittag verbracht. Abends sind wir noch schnell etwas essen gegangen und haben uns danach zu fünft im Kino versammelt, wo wir uns das Realfilm-Remake von „Drachenzähmen leicht gemacht“ anschauten. Ob sich das gelohnt hat, lest ihr in der folgenden Besprechung… 🐉

Drachenzähmen leicht gemacht (2025) | © Universal Pictures

Drachenzähmen leicht gemacht (2025) | © Universal Pictures

Wunderschön, erfolgreich und leider auch unnötig

Wo fange ich nur an? Am besten verweise ich zunächst auf meine Lobpreisungen zum Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ aus dem Jahr 2010. Alles, was ich in dieser Besprechung geschrieben habe, trifft auch auf das Realfilm-Remake zu. Einfach weil Dean DeBlois seinen Animationsfilm sehr vorlagentreu nahezu 1:1 in einen Realfilm verwandelt hat. Er sieht fantastisch aus, ist größtenteils famos besetzt und weiß auch inhaltlich genauso zu überzeugen, wie das Original. Ich war teils tatsächlich erstaunt, wie gut es Mason Thames schafft, dem animierten Hicks nahezukommen. Mir schien es, als hätte er wirklich versucht, die Performance des Vorbilds möglichst gut zu kopieren. Kopie. Ja, das ist leider das Wort. Der 2025er „Drachenzähmen leicht gemacht“ ist eine perfekte Realfilm-Kopie des Originals.

Ich habe mir lange (auch im Vorfeld schon) Gedanken gemacht, wie ich das nun finde. Letztendlich muss ich, bei all dem Spaß, den ich gestern im Kino hatte, auch sagen, dass der Film ziemlich unnötig ist. Er trägt nichts, oder nur sehr wenig, dazu bei, die Geschichte von Berk und den Drachen zu erweitern. Es handelt sich nur um eine optisch aufpolierte Fassung, wobei ich noch nicht einmal sagen würde, dass die Geschichte mit realen Schauspielern besser funktioniert als mit animierten Figuren. Aber das ist bestimmt Ansichtssache. Für ein Publikum, das sich eine 1:1-Kopie des Animationsfilms erhofft, ist „Drachenzähmen leicht gemacht“ eine Offenbarung. Besser kann man es nicht machen. Alle anderen werden sich zurecht fragen: War das wirklich nötig? Ich habe bisher mit „The Jungle Book“ nur ein Realfilm-Remake eines Animationsklassikers gesehen, das wirklich etwas Neues bot und das dennoch dem Kern des Originals treu geblieben ist.

Der Erfolg gibt dem Film bzw. Universal Pictures jedoch recht und die zwei kommenden Teile sind gesetzt. Anscheinend soll es dieses Mal auch inhaltliche Änderungen geben. Wir werden es sehen und die Kinos nicht so leer bleiben:

Fazit

Ich liebe die Animationsfilmreihe und hatte auch gestern viel Spaß mit dem Realfilm-Remake von „Drachenzähmen leicht gemacht“. Jedoch frage ich mich auch, welche Version überleben wird. Wer wird in Zukunft zu welcher Fassung greifen? Ich wohl zum Animationsfilm. Der Rest der Familie sieht es ähnlich, nur dem Zappelinchen hat diese Version besser gefallen. Für meine Mutter war es der erste 3D-Film überhaupt und sie war komplett überrascht und begeistert. Schön, wenn Kino so etwas schafft. Remake hin, Remake her. Insofern bin ich in meiner Bewertung auch gnädig und bewerte den Film, so gut es geht, losgelöst vom Original: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Adolescence – Die komplette Miniserie (2025)

Warum habe ich mir diese Serie nur angeschaut? Auslöser war bestimmt der mittelgroße Hype darum. „Adolescence“ ist eine Miniserie auf Netflix, die schwere Themen behandelt. Dabei ist sie sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch brillant erzählt. Ganz grob geht es um einen Kriminalfall, in dem ein Jugendlicher verdächtigt wird, eine Mitschülerin umgebracht zu haben. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, auch wenn Spoiler den Eindruck kaum schmälern. Spoiler sind zu erwarten.

Adolescence (2025) | © Netflix

Adolescence (2025) | © Netflix

Vier gezielte Schläge in die Magengrube

Zunächst zur Einordnung: Ich wurde gespoilert und wusste, worum es in der Serie geht und wie sie sich grob entwickelt. Auch der inszenatorische Kniff, jede Episode als lange Plansequenz zu erzählen, war mir bekannt. Obwohl ich auch erwartet hatte, dass „Adolescence“ keine leichte Kost werden würde, so war ich auf die emotionale Wucht doch nicht gefasst. Speziell in der ersten Episode hatte ich, obwohl mir bewusst war, dass er den Mord begangen hat, instinktiv Mitleid mit dem dreizehnjährigen Jamie. Die Vorstellung, dass der Zwergofant, der sich nahezu im gleichen Alter befindet, plötzlich aus dem elterlichen Haus gerissen wird und er vorerst keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern haben darf, war fast unerträglich. Auch die völlige Überforderung des Vaters hat mich mitgenommen. Das Versprechen Jamies unschuldig zu sein, dann der Schlag in die Magengrube als die Wahrheit ans Licht kommt. Vater und Sohn alleine im Verhörraum. Beide brechen in den letzten Minuten der ersten Episode in sich zusammen. Dieser Schmerz hat sich auf mich übertragen und ich war extrem froh, als endlich der Abspann über den Fernseher gelaufen ist.

Auch die zweite Episode hat es in sich und ich fand sie sowohl erzählerisch als auch inszenatorisch beeindruckend. Das ermittelnde Team (u.a. Faye Marsay, die man aus „Andor“ als Vel Sartha kennt) kommt an Jamies Schule, um mit Mitschüler:innen zu sprechen und Apelle an die Klasse zu richten. Detective Bascombe trifft dabei auch auf seinen Sohn, der ebenfalls diese Schule besucht. In jeder Hinsicht auch eine eher unangenehme Episode, die klar zeigt, wie wenig Erwachsene die von Instagram und Co. geprägte Welt der Jugendlichen verstehen. Dennoch gibt es auch zarte Annäherungen zwischen Detective Bascombe und seinem Sohn, die Hoffnung geben. Zu einer solchen kommt es auch in der dritten Episode, die sich komplett auf ein Gespräch zwischen Jamie und seiner zugewiesenen Psychologin konzentriert. Inszenatorisch nicht ganz so beeindruckend, doch unfassbar gespielt. Besonders der beim Dreh 15-jährige Owen Cooper, der Jamie verkörpert, ist fantastisch. Der Erkenntnisgewinn dieser Episode ist gering und vielleicht ist sie deshalb umso schmerzhafter anzuschauen.

Keine Lösungen, doch Diskussionsimpulse

Das Finale spielt ein Jahr nach dem Mord an Katie und zugleich am 50. Geburtstag von Jamies Vater. Der Alltag trifft auf die nicht verheilten Wunden der Vergangenheit. Eine teils anstrengende und auch herzzerreißende Episode. Die Familie versucht einerseits nicht an die Tat ihres Sohnes bzw. Bruders zu denken, andererseits werden sie von ihr eingeholt. Immer wieder. Spätestens wenn Jamie aus dem Gefängnis anruft, um seinem Vater zu gratulieren. Das erlösende Element kommt erst, indem sich die Eltern auch ihre Versäumnisse eingestehen. Der Zusammenbruch des Vaters im Zimmer seines Sohnes hat mich am Ende komplett zerstört. Der vierte Schlag in die Magengrube.

Was der Serie fehlt, ist die Perspektive des Opfers. Dieser Umstand wird zwar an einer Stelle thematisiert, doch letztendlich steht auch bei diesem Femizid nur der Täter im Mittelpunkt. Die Macher der Serie haben sich bewusst für diese Perspektive entschieden und diese funktioniert auch. Man kann innerhalb von vier Episoden auch nicht alle Aspekte abdecken. Was gezeigt wird, ist relevant, wichtig und exzellent umgesetzt. Dennoch ging mir dieser Gedanke im Kopf herum, wenngleich ich auch keine Lösung dafür habe, wie man noch mehr Perspektiven hätte aufzeigen können, ohne diesen schmerzhaften, messerscharfen Fokus zu verlieren. Ohne Lösungen zu bieten, regt die Serie zur Diskussion an und das ist auf jeden Fall positiv zu bewerten.

Fazit

Ja, „Adolescence“ ist so gut, wichtig und aktuell, wie man überall lesen kann. Die Serie bietet dabei keine einfachen Lösungen und selbst das Problem wird nicht bis ins Detail aufgedröselt. Die Serie regt zum Nachdenken, Reflektieren und Diskutieren an. Ob sie an Schulen Pflichtprogramm werden sollte? Ich bin skeptisch. Eltern sollten sie sich auf jeden Fall anschauen. Um vielleicht einmal häufiger mit ihren Kindern zu reden und in Lebensbereiche vorzudringen, die recht unsichtbar vorbeiziehen. Eine herausragende Miniserie, die ich jedoch so schnell nicht mehr sehen möchte: 10/10 (9.8) Punkte.