Silicon Valley – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 6)

Schon vor gut acht Jahren habe ich diese Serie verschlungen. Zum damaligen Zeitpunkt war ich auch in der Tech-Branche angekommen und konnte, wenn auch auf anderem Niveau, durchaus einige Parallelen feststellen. Da „Silicon Valley“ eine HBO-Serie ist, war ich auf den Zugang via DVD-Staffelsets angewiesen, von denen es jedoch nicht alle bis nach Deutschland geschafft haben. Vor ein paar Jahren habe ich mir jedoch die UK-Komplettbox zugelegt und konnte endlich in das Silicon Valley abtauchen. Inzwischen durfte ich selbst die Schattenseiten der Tech-Branche kennenlernen. Wie sich all das auf meine jüngste Sichtung ausgewirkt hat? 💻

Silicon Valley | © HBO

Silicon Valley | © HBO

Nachdem ich die ersten fünf Staffeln von „Silicon Valley“ zwischen September und Dezember 2023 gesehen hatte, brauchte ich für die finale Staffel beinahe ein weiteres Jahr. Kein gutes Zeichen. Warum sich die Serie insgesamt dennoch lohnt und durchaus Spaß macht, könnt ihr in der folgenden Besprechung lesen:

Weiterlesen

His Dark Materials – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Nach der fantastischen „The Last of Us“-Adaption war es gar nicht so einfach, diese Lücke zu füllen. Glücklicherweise hatte ich mit „His Dark Materials“ noch eine komplette Serie im Regal, die auf einer meiner liebsten Buchreihen basiert und die ich schon lange sehen wollte. Die Erwartungen waren entsprechend hoch und ich habe mich mit viel Vorfreude in die Parallelwelten gestürzt. 🧭

His Dark Materials | © BBC One & HBO

His Dark Materials | © BBC One & HBO

„His Dark Materials“ ist ein Koproduktion zwischen BBC One und HBO und damit scheinen sich die richtigen Partner gefunden zu haben. Jedes Buch der Vorlage wird in einer Staffel mit 7 bis 8 Episoden erzählt, was ein passender Umfang ist. Gerne hätte ich mich noch länger in dieser Welt aufgehalten, doch lest selbst:

Weiterlesen

Review: The Last of Us – Staffel 1

Nach dem gegen Ende eher durchwachsenen Serienerlebnis mit „Manifest“, stand mir der Sinn nach qualitativ hochwertigerer Unterhaltung. Für mich stand dafür immer HBO, was Serien wie „The Wire“ oder „Game of Thrones“ zweifelsfrei bewiesen haben. Somit bin ich spät auf den Hype rund um „The Last of Us – Staffel 1“ aufgesprungen. Dabei muss ich vorausschicken, dass ich die Spiele nie gespielt habe, doch ein ganz gutes Verständnis von der gezeigten Welt und der grober Rahmenhandlung hatte. 🍄

The Last of Us – Staffel 1 | © HBO

The Last of Us – Staffel 1 | © HBO

Postapokalyptisches Storytelling par excellence

Bereits die erste Episode „When You’re Lost in the Darkness“ ist ein unglaublicher Ritt in die Dunkelheit. Wir erleben den Ausbruch der Pandemie und den schicksalshaften Auslöser, warum aus der männlichen Hauptfigur Joel der verbitterte Mann wurde, der er nach einem Zeitsprung von 20 Jahren ist. Wir treffen in einer Quarantänezone wieder auf ihn, wo er letztendlich die jugendliche Ellie kennenlernt. Dieses ungleiche Duo macht sich fortan auf den Weg durch die zerstörten USA, um einem MacGuffin-artigem Ziel hinterherzureisen bzw. um einfach nur zu überleben. Joel und Ellies Geschichte ist dabei gespickt mit Begegnungen, von denen die Infizierten, ganz im Gegensatz zu z.B. „The Walking Dead“, nur einen extrem kleinen Teil ausmachen. Im Fokus stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen und wie Menschen jeden Alters ganz unterschiedlich vor dem Hintergrund der Apokalypse agieren. Das ist extrem spannend und emotional erzählt, selbst wenn „The Last of Us“ nur bereits bekannte Versatzstücke postapokalyptischer Erzählung aufgreift.

Die erste Episode, die mich dann komplett umgehauen hat, war „Long, Long Time“. In dieser wird eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte in Spielfilmlänge erzählt, welche mir noch Tage nach der Sichtung nachgehangen hat. Ein Meisterwerk der Erzählkunst. Nick Offerman (bekannt als Ron Swanson aus „Parks and Recreation“) spielt unfassbar herzergreifend. Konnte es danach noch besser werden? Vielleicht nicht besser, doch auch „Endure and Survive“ hat mich komplett mitgerissen. Das Finale war ein solcher Schlag in die Magengrube, dass ich mich nur schwer davon erholen konnte. Mit „When We Are in Need“ erleben wir kurz vor dem Finale eine Ellie-zentrierte Episode, welche einfach nur eine emotionale Tour-de-Force ist. Apropos Ellie: Bella Ramsey (bekannt aus „Game of Thrones“) ist absolut fantastisch, gerade im Zusammenspiel mit Pedro Pascal (bekannt aus „Narcos“ oder „The Mandalorian“). Ihre Beziehung trägt die Serie, selbst wenn ihre gemeinsame Zeit auf dem Bildschirm eher begrenzt ist. Fantastische Figuren, die wahrlich perfekt ausgearbeitet sind.

Die beste aller Videospielverfilmungen

Das ist vermutlich eine gewagte Aussage für jemanden, der die Vorlage nicht kennt. Allerdings würde die Serie auch perfekt funktionieren, wenn es das Videospiel nicht gäbe und wir hier eine komplett eigenständige Geschichte erzählt bekommen würden. Dabei gibt es durchaus ein paar Sequenzen, die videospielartig wirken bzw. die man ohne die Vorlage vermutlich anders umgesetzt hätte. Ich denke hier z.B. an das Auftauchen des Bloaters, der dann doch eher wie ein weiterer Gegnertyp in einem Videospiel wirkt. Nicht störend, aber doch auffällig. Handlungstechnisch steht die Serie auf jeden Fall für sich bzw. ist „The Last of Us“ als Spiel so gut erzählt, dass es auch in einem anderen Medium perfekt funktioniert. Einzig was ich vom Finale „Look for the Light“ halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Es wird, neben den großen Actionszenen und dem verstörenden Twist, einiges zwischen den Zeilen erzählt. Welche Motivation nun eher egoistisch und welche selbstlos getrieben ist, mag einfach erscheinen, doch steckt  einiges mehr an Komplexität dahinter, als sich auf den ersten Blick erschließen mag. Gerade was die Beziehung zwischen Joel und Ellie angeht, wird das noch spannend werden. Die Wartezeit auf die zweite Staffel wird hart.

Fazit

Wie ihr vermutlich schon rausgelesen habt, hat mich „The Last of Us“ begeistert, wie schon lange keine Serie mehr. Die Investition in die Ultra-HD-Blu-ray-Box hat sich definitiv gelohnt, schon alleine aufgrund der sehenswerten Extras. Die letzten zwei Wochen haben sich angefühlt, als hätte ich fast jeden Abend einen kurzen Film gesehen. So intensiv war die Immersion für mich. Für mich eine der besten, wenn nicht sogar die beste, unter den aktuell laufenden Dramaserien: 10/10 (9.6) Punkte.

Veep – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 7)

Nach meinen letzten beiden Comedy-Marathons mit „Parks and Recreation“ und „Seinfeld“ habe ich das Beste aus beiden Welten genommen und direkt mit der Polit-Comedy „Veep“ mit Julia-Louis Dreyfus in der Hauptrolle weitergemacht. Vor neun Jahren hatte ich die ersten viereinhalb Staffeln schon einmal gesehen und dann, aus mir nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, damit aufgehört. Dieses Mal bin ich jedoch dran geblieben und warum das eine famose Entscheidung war, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. 🇺🇸

Veep | © HBO

Veep | © HBO

Mit knapp zweieinhalb Monaten bin ich sehr schnell durch diese Serie gerannt. Selina Meyer und ihr Team sind mir dabei durchaus ans Herz gewachsen, auch wenn sie, gerade im späteren Verlauf der Serie, doch recht verachtenswert agieren. Aber das macht auch den Reiz der Serie aus. Wenn ihr also eine düstere und zynische Polit-Comedy sehen wollt (und damit quasi das Gegenstück zu „Parks & Recreation“), die zudem teils irrwitzig komisch ist, dann lest am besten direkt weiter:

Weiterlesen

Game of Thrones – Season 8

Zurzeit habe ich einen Lauf: Erst sehe ich nach acht Monaten endlich „Avengers: Endgame“ ohne davor einen Spoiler gelesen zu haben, dann schaffe ich es tatsächlich zu „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ ins Kino und nun habe ich auch noch „Game of Thrones – Season 8“ abgeschlossen. Ebenfalls ohne Spoiler. Es ist unfassbar. Drei popkulturelle Großereignisse, die mehr oder weniger befriedigend zu Ende gegangen sind. Gerade die achte Staffel von „Game of Thrones“ hat viel Schelte abbekommen. Umso mehr freue ich mich, dass ich das Finale durchaus mochte… ⚔🐉🔥 Spoiler sind zu erwarten.

Game of Thrones – Season 8 | © Warner Home Video

Game of Thrones – Season 8 | © Warner Home Video

Eine Staffel mit beeindruckenden Höhepunkten

Was war das für ein Hype! Selbst bei mir auf der Arbeit gab es ein Tippspiel mit der Frage, wer denn am Ende auf dem Iron Throne sitzen würde. Als ich 2011 mit der ersten Staffel Westeros bereiste, war die Serie außerhalb von Fantasy- und Buch-Fans noch kein sonderlich großes Ding. Ende 2011 hatte ich dann auch George R. R. Martins Vorlage gelesen und der Veröffentlichung von „A Dance of Dragons“ entgegen gefiebert. In der Zwischenzeit ist die HBO-Serie durch die Decke gegangen und hat sogar ihre literarische Vorlage überholt. Ein wahres Phänomen, das inzwischen ein extrem breites Publikum erreicht hat. Für mich hat die Serie ihre Qualität bisher halten können. Umso erstaunter war ich, dass über das Finale kaum ein gutes Wort zu lesen war. Wobei ich auch zugeben muss, mich dem Thema, aufgrund der Angst vor Spoilern, bisher nur sehr vorsichtig genähert zu haben.

Vor dem Start der letzten Staffel, hatte ich mir noch einmal das Finale der siebten Staffel angesehen, um besser in die Geschichte reinzukommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ich richtig heiß darauf, nach Westeros zurückzukehren. Und ja, die Begeisterung sollte anhalten: Die ersten beiden Episoden, noch in Standardlänge, haben wunderbar ruhig und mit vielen Charaktermomenten auf die große Schlacht hingeführt. Speziell die Atmosphäre direkt vor dem Kampf in „A Knight of the Seven Kingdoms“ mochte ich sehr. Dann bricht „The Long Night“ mit einer extremen Wucht auf uns Zuschauer und die Charaktere herein. Selten habe ich eine ausgewälzte Schlacht so gut inszeniert gesehen, ohne dass es langweilig wird. Auch das Ende fand ich befriedigend, denn schließlich wurde schon seit acht Staffeln darauf hingearbeitet. Das Gefühl der Bedrohung und Ausweglosigkeit war stets zu spüren. Zudem gibt es großartig gefilmte Drachenkämpfe. Fantasy-Herz, was willst du mehr? „The Last of the Starks“ stellt schließlich die Schachfiguren für das große Finale auf…

Ein konsequentes und interessantes Finale

Bevor es jedoch soweit ist, gibt es mit „The Bells“ wohl eine der anstrengendsten Episoden der ganzen Serie zu sehen. Alles fällt auseinander. Alle Hoffnungen und Pläne. Gespiegelt wird diese Erkenntnis, gerade bei Tyrion und Jon Snow, durch die tatsächliche Zerstörung, mit der Daenerys mit Drogon King’s Landing in Schutt und Asche legt. Das ist ziemlich bitter und geschieht vielleicht schneller als gedacht, doch wurde dieser Ausbruch an Gewalt bereits über die gesamte Staffel angekündigt. In „The Iron Throne“ liegt dann auch alles in Scherben: Nicht nur King’s Landing, sondern auch die Beziehungen der Charaktere untereinander.

Der Tod von Daenerys‘ kam für mich tatsächlich überraschend und ich hätte mir ein anderes Ende erwartet. Gewünscht sowieso, aber schließlich ist das „Game of Thrones“, so dass ein klassisches Happy End ohnehin undenkbar schien. Ich hätte erwartet, dass Daenerys am Ende tatsächlich auf dem Iron Throne sitzt und das Spiel um eben diesen einfach in die nächste Runde geht. Ein sehr offenes Ende also. Mit Bran the Broken als König von Westeros wirkt das Finale abgeschlossener und ein wenig positiver. Dennoch sitzt Jon Snow nicht als strahlender Held auf dem Thron und wirklich ein Erfolg ist der Tod von Daenerys auch nicht. Am Ende sehen wir die vier verbleibenden Starks in ihren neuen Rollen. Wer hätte das noch vor ein paar Staffeln gedacht? Kein perfektes Finale, doch irgendwie auch konsequent und interessant. Bestimmt hätte man sich mit so mancher Entwicklung mehr Zeit lassen können, doch mochte ich auch die Unausweichlichkeit, mit der die Geschichte in dieser Staffel vorangeschritten ist. Am Ende hat der zögerliche und harmoniebedürftige Jon Snow tatsächlich gehandelt.

Auch wenn ich das Gesehene noch ein wenig verarbeiten muss, so weiß ich jedoch bereits, dass ich auch die finale Staffel von „Game of Thrones“ sehr mochte. Ja, selbst das endgültige Finale:

  1. „Game of Thrones – Season 5“ (9.7 Punkte)
  2. „Game of Thrones – Season 6“ (9.7 Punkte)
  3. „Game of Thrones – Season 2“ (9.6 Punkte)
  4. „Game of Thrones – Season 7“ (9.6 Punkte)
  5. „Game of Thrones – Season 3“ (9.5 Punkte)
  6. „Game of Thrones – Season 4“ (9.5 Punkte)
  7. „Game of Thrones – Season 1“ (9.5 Punkte)
  8. „Game of Thrones – Season 8“ (9.2 Punkte)

Mein Fazit zu 8. Staffel von „Game of Thrones“

Für mich geht mit dieser finalen Staffel von „Game of Thrones“ eine zehnjährige Reise zu Ende. Zumindest so lange, bis George R. R. Martin endlich „The Winds of Winter“ fertig geschrieben hat. Acht Staffeln und fünf Bücher. Das ist eine lange Zeit, um in eine Welt einzutauchen. Auch wenn es nicht perfekt war und meinen Erwartungen im Detail entsprochen hat, so mochte ich das teils epische, teils ruhige Finale doch sehr. Für mich ein äußerst gelungener Abschluss dieser langen Reise: 9/10 (9.2) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Chernobyl – Die komplette Serie (2019)

Inzwischen ist der Hype um die Miniserie fast schon wieder verflogen. Höchste Zeit also, dass auch ich mich endlich der Sichtung von „Chernobyl“ widme. Aufgrund der extrem positiven Kritiken, waren die Erwartung hoch. Sehr hoch. Fast schon nicht mehr messbar. Wie die alles zerstörende Strahlung. Ob auch mich die Serie außergewöhnlich stark mitreißen konnte und somit zur besten Serie aller Zeiten wurde, lest ihr in der folgenden Besprechung… ⚡⚛⚡

Chernobyl (2019) | © Polyband

Chernobyl (2019) | © Polyband

Meine persönlichen Erinnerungen an Tschernobyl

Ich kann mich noch recht gut an die Katastrophe von Tschernobyl erinnern. Damals war ich 5 Jahre alt und weiß noch ziemlich genau, wie geschockt meine Eltern waren. Natürlich habe ich die Hintergründe nicht genau verstanden, doch es war für mich das auslösende Ereignis, warum ich Atomkraft bis heute extrem kritisch sehe. Akut hat es für mich damals bedeutet, nicht zum Spielen nach draußen zu dürfen. Schon gar nicht in den Sandkasten. Noch Jahre danach ist das Thema immer wieder dann aufgekommen, wenn Pilze auf dem Speiseplan standen, da gewisse Pilzarten bis heute radioaktiv belastet sind. Das Unglück von Tschernobyl gehört zu meinen spezifischen Kindheitserinnerungen, genauer auseinandergesetzt habe ich mich damit jedoch nie.

Mein Bezug zu der Katastrophe war demnach entsprechend diffus und sehr durch meine persönliche Perspektive geprägt. Spätestens mit dem Unglück von Fukushima sind die Erinnerungen wieder präsenter geworden. Nun also die Katastrophe in einer mehr oder minder leicht verdaulichen Unterhaltungsserie. Wer hätte gedacht, dass dieser Ansatz so gut funktioniert? Und können wir in Zukunft noch mehr Katastrophen in Serienform erwarten? Oder ist „Chernobyl“ besonders, weil die Katastrophe so sehr in unserem kollektiven Bewusstsein verankert ist?

Real wirkender Katastrophen-Horror

Mich erinnert die dramaturgische Aufbereitung der Katastrophe ein wenig an David Simons „The Wire“. Zwar gibt es Personen, die im Fokus der Geschichte stehen, jedoch werden in den unterschiedlichen Episoden stets neue Perspektiven eingebracht. Wenn sich in der zweiten Staffel von „The Wire“ der Fokus z.B. auf den Hafen von Baltimore verlagert, nimmt sich „Chernobyl“ in der vierten Episode den Liquidatoren an, die in der verstrahlten Zone die Tiere erlegen. In einer anderen Episode stehen u.a. die Bergbauarbeiter im Mittelpunkt, welche die Sicherungsmaßnahmen gegen die Kontamination des Grundwassers durchführen. Eine Wahl haben sie nicht.

Durch diese erzählerische Vielfalt bekommen wir als Zuschauer ein gutes Gesamtbild über alle Elemente der Katastrophe. In der letzten Episode läuft schließlich alles zusammen, es gibt endlich Erklärungen und auch emotional wird die Geschichte noch einmal verarbeitet. Gerade die dokumentarischen Aufnahmen der letzte 10 Minuten haben mich so richtig mitgenommen. Wahnsinn. So sehr sogar, dass ich mich gefragt habe, ob eine Doku-Serie nicht der noch gelungenere Weg hätte sein können, um sich dem Unglück von Tschernobyl retrospektiv zu nähern. Gefilmtes Material scheint ja ausreichend vorhanden zu sein.

Fazit

Es ist nicht wirklich überraschend, dass auch mich „Chernobyl“ sehr gepackt hat. Zweifellos eine beeindruckende Serie. Aber die beste Serie aller Zeiten? Soweit würde ich nicht gehen. Einige Szenen schienen mir doch sehr dramaturgisch aufbereitet, was im Rahmen einer TV-Serie natürlich Sinn macht. Gerne hätte ich eine ausführliche dokumentarische Aufarbeitung des Themas gesehen. Jedoch ist „Chernobyl“ auch als inszeniertes Drama eine herausragende Serie, die in ihrem Genre alles aus der tragischen Geschichte herausholt. Sehr empfehlenswert: 9/10 (9.2) Punkte.

Vinyl – Die komplette Serie (Staffel 1)

Nach dem letzten großen Serienmarathon habe ich mich einmal wieder einer kürzeren Show zugewandt, die mit 10 Episoden auch mehr oder weniger abgeschlossen ist. „Vinyl“ war 2016 neben „Westworld“ einer der großen HBO-Neustarts und konnte mit großen Namen wie Mick Jagger, Martin Scorsese und Terence Winter aufwarten. Letztere hatten mit „Boardwalk Empire“ bereits abgeliefert. Wieso floppte „Vinyl“ also und lohnt sich die Sichtung trotz der frühen Absetzung? 📀🎵🎸

Vinyl | © HBO

Vinyl | © HBO

Sex, Drugs & Rock’n’Roll (and More Drugs)

Bereits die erste Episode sprengt mit knapp 120 Minuten jegliche Grenzen. Wow. Inszeniert von niemand geringerem als Martin Scorsese fühlt man sich sogleich wie in einer musikalischen Variante von „Casino“ versetzt. Obwohl einerseits viel passiert und sich andererseits auch viel Zeit gelassen wird, sind die 10 Episoden wie im Fluge vergangen. Ich habe mich komplett abgeholt gefühlt und jede Sekunde dieser herrlich altmodischen Inszenierung genossen. Auch im weiteren Verlauf hat mich die Serie sehr an das klassische Gangsterkino von Scorsese und Co. erinnert: Erzählt wird eine typische Rise-and-Fall-Geschichte, nur dass wir erst kurz vor dem Fall der Hauptfigur in sie hineingeworfen werden. Es kommt zu einem gewalttätigen Todesfall, verbaler und physischer Gewalt sowie einem völlig übertriebenem Level an Drogenkonsum. Teils war dieser Handlungsstrang schon fast zu viel des Guten und manchmal scheint es schon fast nebensächlich, dass sich die Geschichte in der Musikindustrie der 1970er Jahre abspielt, was auch mein einziger Kritikpunkt an der Serie ist.

Hauptfigur Richie Finestra wird großartig von Bobby Cannavale verkörpert. Seine Performance lässt Erinnerungen an die großen Scorsese-Darsteller wach werden. An seiner Seite spielen u.a. Olivia Wilde (als Richies Ehefrau Devon Finestra) und Ray Romano in einer für ihn sehr ungewöhnlichen Rolle als Richies Geschäftspartner Zak Yankovich. Schauspieler und Inszenierung sind über jeden Zweifel erhaben. Hinzu kommen bekannte Musikgrößen der 70er-Jahre-Rock-Geschichte, welche teils durchaus imposante Auftritte hinlegen dürfen (u.a. die New York Dolls, David Bowie oder – weniger imposant – Elvis Presley). Audiovisuell ist „Vinyl“ wahrlich ein Hochgenuss und ich hätte gerne noch viel, viel mehr davon gesehen.

„Vinyl“ wurde leider viel zu früh abgesetzt

Auch wenn die zweite Staffel schon in trockenen Tüchern schien, wurde die Serie letztendlich abgesetzt. Anscheinend gab es Differenzen zwischen Showrunner Terence Winter und HBO. Der erhoffte Erfolg war „Vinyl“ wohl auch nicht. Normalerweise sind Zuschauerzahlen für den Pay-TV-Sender nicht unmittelbar ausschlaggebend (schon gar nicht nach nur einer Staffel), doch ein Wechsel an der Spitze des Senders war letztendlich der Sargnagel für die Serie. Für solch eine ambitionierte Produktion schon fast tragisch. Obwohl die Staffel nicht mit einem großen Cliffhanger endet, so bleibt am Ende doch das unschöne Gefühl, die Figuren gerade an einem Zeitpunkt in ihrem Leben zu verlassen, der große Veränderungen mit sich bringt. Es herrscht ein Gefühl des Aufbruchs – sowohl was die Musikwelt als auch die persönlicheren Entwicklungen angeht. Davon werden wir jedoch leider nichts mitbekommen.

Fazit

Teils als „Mad Men“ der Musikwelt bezeichnet, erinnert „Vinyl“ doch mehr an klassisches Scorsese-Gangsterkino mit weniger Gangstertum und mehr Musik. Die Wurzeln sind aber unverkennbar und diese Mischung ist für mich tatsächlich sehr attraktiv. Gerne hätte ich die weitere Entwicklung verfolgt, doch bin ich sehr froh, dieser zu unrecht viel zu früh abgesetzten Serie eine Chance gegeben zu haben. Wenn ihr ein Faible für Musikgeschichte habt und klassische Rise-and-Fall-Geschichten mögt, dann schaut unbedingt einmal bei American Century Records vorbei. Es lohnt sich: 9/10 (8.9) Punkte.

The Leftovers – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

In den letzten Monaten habe ich mich einmal wieder einem Serien-Großprojekt gewidmet. Groß eher aufgrund des Inhalts und weniger aufgrund der doch recht kompakten drei Staffeln bzw. 28 Episoden. Die Rede ist von „The Leftovers“. Der HBO-Serie eilt der Ruf voraus sehr düster zu sein. Extrem düster. Und ja, das ist sie auch. Was die Serie des „Lost“-Autoren Damon Lindelof sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden, spoilerfreien Besprechung…

The Leftovers – Season 1 to 3 | © Warner Home Video

The Leftovers – Season 1 to 3 | © Warner Home Video

Weiterlesen

Westworld – Season 2

Nachdem ich mir mit der Sichtung der ersten Staffel viel Zeit gelassen hatte, habe ich „Westworld – Season 2“ doch verhältnismäßig schnell nachgeholt. Die Kritiken waren, im Vergleich zum ersten Jahr, eher verhalten, doch war ich sehr gespannt, wie die Autoren den komplexen Stoff weiterführen. Ob die Kritiken berechtigt waren, lest ihr in meiner Besprechung…

Westworld – Season 2 | © Warner Home Video

Westworld – Season 2 | © Warner Home Video

Eine konsequente Fortführung der Geschichte

Wenig überraschend setzt das zweite Jahr von „Westworld“ genau dort an, wo wir die Charaktere in der ersten Staffel verlassen haben: Im Park ist das Chaos ausgebrochen. Zusammen mit Bernard versuchen wir herauszufinden, was genau passiert ist. Wie man es als Zuschauer der Serie bereits gewohnt ist, geschieht das auf verschiedenen Zeitebenen. Dabei nehmen wir als Zuschauer stark Bernards Perspektive bzw. Wahrnehmung ein und entsprechend unzuverlässig ist die präsentierte Narrative. Ich fand diesen Aspekt sehr spannend, denn waren die unterschiedlichen Zeitebenen in der ersten Staffel noch sehr auf einen, für mich doch recht offensichtlichen, Twist hin ausgerichtet, dienen sie hier mehr der Gesamtgeschichte und ihren Charakteren.

Das große Geheimnis, was Delos mit dem Park eigentlich bezwecken will, wird immer weiter und immer konsequenter gelüftet. Das Highlight war für mich hier die Episode „The Riddle of the Sphinx“, welche auch wunderbar für sich alleine stehen kann. Wie die Handlung letztendlich mit der restlichen Staffel verknüpft wurde, hat mich an die Hochzeiten von „Lost“ erinnert. Ob man dies nun eher negativ oder positiv einschätzt, liegt wohl ganz im Auge des Betrachters. Die schwächste Episode war für mich „Kiksuya“, die ebenfalls gut für sich alleine betrachtet werden kann. Sie bietet eine wunderbar persönliche Geschichte und tolle Bilder, wirkt aber am Ende der Staffel jedoch wie eine Füllepisode. Zweifellos sehenswert, aber ich hätte zu diesem Zeitpunkt lieber erfahren, wie es mit den anderen Charakteren weitergeht.

Inhaltliche und formale Aspekte

Die zweite Staffel von „Westworld“ musste viel Kritik einstecken: Die Handlung sei zu unfokussiert, die Gewalt zu stark im Vordergrund und generell nehme die Action zu viel Platz ein. Ich kann das nachvollziehen. In ihrem zweiten Jahr fordert die Serie noch mehr Aufmerksamkeit vom Zuschauer. Es gibt unzählige neue Ebenen und manche Erzählstränge hätten genug Stoff für eine extra Staffel gehabt, während gewisse Nebenschauplätze auf komplette Episoden gestreckt werden. Es gibt Episoden, deren Dialoge nahezu komplett auf japanisch oder Lakota erzählt werden. Wir Zuschauer müssen somit Untertitel lesen. Für viele anscheinend immer noch schwierig. In Teilen der Handlung springt das Bildformat zudem auf Cinemascope, was ich wunderbar fand, kommt der Western-Look dadurch doch noch besser zur Geltung. Erklärt wird dieses Stilmittel jedoch erst gegen Ende der Staffel. Der Eindruck einer gebrochenen Narrative wird dadurch noch weiter verstärkt. Ich mochte das sehr, verstehe aber auch, warum „Westworld“ inzwischen nicht mehr als das neue „Game of Thrones“ gehandelt wird. Dafür ist die Serie einfach zu Hardcore-Sci-Fi.

Fazit

Durch die noch fragmentarischere Erzählweise, ist die zweite Staffel von „Westworld“ keine einfache Seherfahrung. Dennoch ist sie keinesfalls schlechter, als der leichter zugängliche erste Besuch des Parks. Mir wird das Finale noch länger nachhängen und ich freue mich schon sehr auf das dritte Jahr, welches das Potenzial hat, die gesamte Geschichte einmal mehr auf den Kopf zu stellen: 9/10 (8.8) Punkte.

Westworld – Season 1

Jetzt, da es wieder kälter wird, komme ich langsam dazu, den sich bei mir aufgestauten Backkatalog an TV-Serien abzuarbeiten. Einer der großen Serien-Hypes im Jahr 2016 war „Westworld – Season 1“ und nun bin auch ich endlich dazu gekommen, mir selbst ein Bild von der Serie zu machen. Ob die HBO-Produktion Michael Crichtons 70er-Jahre-Film „Westworld“ gerecht wird?

Westworld – Season 1 | © Warner Home Video

Westworld – Season 1 | © Warner Home Video

Do Androids Dream of Electric Sheep?

Als nächstes großes Ding nach „Game of Thrones“ angekündigt, erweist sich „Westworld“ zunächst als deutlich sperriger als der große HBO-Hit. Die Geschichte ist komplex, die Handlungsebenen mehrschichtig und die Chronologie gebrochen. Man muss schon wirklich am Ball bleiben, um alles mitzubekommen. Zudem sollte man als Zuschauer auch ein gewisses Faible für Sci-Fi-Themen rund um künstliche Intelligenz mitbringen. Wer jedoch Michael Crichtons Original sowie die beiden Filme im „Blade Runner“-Universum mochte, der dürfte mit der Serie rund um den futuristischen Freizeitpark „Westworld“ mehr als nur glücklich werden.

Auf die Handlung mag ich im Detail gar nicht so sehr eingehen, da es ein paar Wendungen gibt, die nicht im Vorfeld verraten werden sollten. Aufmerksame Zuschauer sollten diese aber bereits im Vorfeld erahnen, so dass, zumindest bei mir, die großen Überraschungsmomente ausgeblieben sind. Vielleicht liegt darin aber auch die Stärke der Serie: Jonathan Nolan und sein Team verlassen sich eben nicht auf plumpe Twists, sondern erzählen ein komplexes Gesamtbild. Dieses ist nicht immer komplett schlüssig, erzeugt aber einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Nur selten wollen manche Erzählstränge (z.B. alles um Lee Sizemore) nicht so wirklich zünden. Gerade im Mittelteil der Staffel gibt es kleinere Schwächen, die vom starken Einstieg und Finale jedoch wieder mehr als wett gemacht werden.

Western trifft auf Science-Fiction

Die Inszenierung der Serie ist über jeden Zweifel erhaben. Landschaftsaufnahmen, die einem John-Ford-Western gut zu Gesicht stünden, wechseln sich mit High-Tech-Laboren ab. Alles wirkt extrem hochwertig produziert, was für uns Zuschauer eine reine Freude ist. Auch typisch für HBO ist der hohe Anteil an Sex und Gewalt, was jedoch nie aufgesetzt wirkt, zumal diese Elemente auch inhärenter Bestandteil der Geschichte rund um den Freizeitpark sind. Zudem fand ich besonders famos, dass die Serie sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch durchaus eine Fortsetzung des 1973er Films sein könnte.

Fazit

Nachdem ich nun das 90-minütige Finale gesehen habe, bin ich umso begeisterter von der Serie und würde am liebsten sofort weiterschauen. Zwar sind die Kritiken zur zweiten Staffel eher verhalten, doch werde ich mir definitiv selbst ein Bild davon machen. Die erste Staffel von „Westworld“ ist unbestreitbar sehr sehenswert, gerade für Sci-Fi-Fans, die mit dem 70er-Jahre-Kino aufgewachsen sind. Wie nicht anders zu erwarten, kann ich nur eine dicke Empfehlung aussprechen: 9/10 (9.1) Punkte.