Bosch – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 7)

Nach „4 Blocks“ war es gar nicht so leicht, eine neue Serie zu finden, welche diese Lücke füllen konnte. Letztendlich ist die Wahl auf „Bosch“ gefallen, eine Amazon-Eigenproduktion aus dem Jahr 2015. Eigentlich war ich der Serie gegenüber immer ein wenig skeptisch eingestellt, da sie für mich zu sehr nach einer Fall-der-Woche-Show roch, doch nichts könnte ferner von der Wahrheit sein… 👮‍♂️👮‍♀️🚔

Bosch | © Amazon Prime Video

Bosch | © Amazon Prime Video

Warum „Bosch“ für mich die beste Cop-Show nach „The Wire“ und „The Shield“ ist, könnt ihr in der folgenden Besprechung lesen. Mit Jamie Hector, der in „The Wire“ noch den fiesen Gangster Marlo Stanfield verkörperte, und Lance Reddick gibt es auch zwei Alumni aus David Simons großartiger Cop-Show zu sehen, was bestimmt kein Zufall ist. Doch nun zur Besprechung der einzelnen Staffeln:

Staffel 1: City of Bones

Die erste Staffel von „Bosch“ beginnt wie eine Standardkrimiserie. Man lernt den Protagonisten und seine Kolleg*innen kennen und bekommt einen ersten Fall präsentiert. Soweit, so gewöhnlich. Im Gegensatz zu anderen Krimi-Procedurals, wie „Bones“, „Castle“ oder „The Mentalist“ gibt es jedoch keinen Fall der Woche, sondern zwei große Fälle, welche ineinander verwoben über die kompletten 10 Episoden der ersten Staffel erzählt werden. Damit hat mich „Bosch“ aufgrund seiner Struktur am ehesten an „Dexter“ erinnert. Inhaltlich geht es um Harry Bosch, einen Detective des Los Angeles Police Department, welcher nach eigenen Regeln spielt. Allerdings wird er dabei eindeutig als einer von den Guten gezeichnet, weshalb Assoziationen zu „The Shield“ eher nicht aufkommen. Die beiden Fälle sind packend und bis zum Finale mitreißend erzählt. Hinzu kommen politische Verstrickungen und erste Einblicke in das Privatleben der Hauptfigur. Die Staffel hat sich weggeschaut, wie ein spannender Kriminalroman, den man in nahezu einem Rutsch verschlingt. Ich freue mich auf das, was noch kommt: 8/10 (8.4) Punkte.

Staffel 2: The Last Coyote

Zu Beginn der zweiten Staffel war ich beinahe etwas enttäuscht, dass es nur einen ziemlich gewöhnlich wirkenden Mord mit Mafia-Verstrickungen zu lösen galt. Da war der Serienmörder aus der ersten Staffel doch ein ganz anderes Kaliber. Doch schon bald hatte mich die Geschichte mit den immer größer werdenden Verbindungen zu Harry Boschs Privatleben für sich eingenommen. Als dann die beiden großen Handlungsstränge beginnen zusammenzulaufen, konnte ich fast nicht abschalten. Auch wenn die Abende manchmal schon fortgeschritten waren. Die Serie schlägt hier auch sehr ernste Töne an und es kommt zu Todesfällen, welche im unmittelbaren Umfeld der Hauptfiguren stattfinden. Den Fokus am Ende auf den Mord an Boschs Mutter fand ich beinahe ein wenig aufgesetzt, auch wenn es schön war, wie unspektakulär und antiklimaktisch dieser aufgelöst wurde. Insgesamt eine sehr runde Staffel, welche die Welt rund um Bosch sinnvoll erweitert: 9/10 (8.5) Punkte.

Staffel 3: The Black Echo

Die dritte Staffel wirft uns ohne gemächlichen Aufbau direkt in mindestens drei  (zu Beginn) unabhängige Handlungsstränge. Für mich hat es bis zum Ende der zweiten Episode gedauert, bis ich mich einigermaßen orientiert hatte. Ab da ließen sich auch erste Verknüpfungspunkte erahnen – und ab diesem Zeitpunkt hatte mich die Staffel in ihrem Bann. Obwohl die Serie in Hollywood spielt, waren Bezüge zum Filmgeschäft bisher kaum vorhanden. Jetzt jedoch wird lose Bezug genommen und ein prominenter Regisseur steht im Zentrum eines der Fälle. Weiterhin gibt es Ex-Militärs, welche skrupellos dem Reichtum nachjagen und dabei vor nichts und niemandem Halt machen. Die Fälle sind sehr persönlich und miteinander verwoben, was ich sehr gelungen fand. Die letzte Episode steht erneut wieder im Zeichen des Mordes an Harry Boschs Mutter und es kommt zu neuen Erkenntnissen. Ich weiß noch nicht so recht, wie ich diesen komplett übergreifenden Handlungsstrang mit seinen Wendungen finden soll. Wird Zeit, dass er mehr in die Handlung der Staffel eingewoben wird. Weiterhin sehr gelungen: 9/10 (8.5) Punkte.

Staffel 4: Angels Flight

Im vierten Jahr wird der bisher nur stets in der letzten Episode einer Staffel angerissene Fall um Harry Boschs Mutter stärker ins Zentrum gerückt und recht geschickt mit dem Hauptfall verbunden. Dadurch wirkt die Handlung deutlich fokussierter und die Motivation der Hauptfiguren ist auch besser greifbar. Das hat mir wirklich gut gefallen. Hinzu kommt mit Polizeigewalt ein leider brandaktuelles Thema, welches durchaus differenziert behandelt wird. Für die Figur Harry Bosch bestimmt vor allem ein persönlicher Verlust diese vierte Staffel. Dadurch kommt es verstärkt zu Szenen zwischen ihm und seiner Tochter, was beiden Charakteren noch einmal mehr Tiefe verleiht. Das mochte ich sehr. Das komplett abgeschlossene Finale ist zudem sehr schlüssig und befriedigend. Insgesamt fühlt sich die vierte Staffel sehr rund an und ich habe den erneuten Ausflug nach Hollywood wirklich genossen: 9/10 (8.7) Punkte.

Staffel 5: Two Kinds of Truth

Die fünfte Staffel beginnt mit einem Cold Opening, das Harry Bosch in ungewohnter Umgebung zeigt. Schnell stellt sich heraus, dass er in einer Undercover-Mission unterwegs ist. Wie es zu dieser kam, erfahren wir im Laufe der Staffel. Erneut werden mehrere Handlungsstränge miteinander verwoben, welche uns teils in die Vergangenheit unseres Protagonisten führen. Dadurch entwickeln sich auch neue Spannungen zwischen Harry Bosch und seiner Tochter. Die Beziehungsebene finde ich ohnehin stets spannend, weshalb mir dieser Aspekt auch in der fünften Staffel recht gut gefallen hat. Manchmal hatte ich das Gefühl, das so manche Auflösung ein wenig zu bequem geschrieben ist (z.B. die Gerichtsverhandlung im Preston-Borders-Fall). Doch das schadet dem Unterhaltungswert keineswegs. Das Finale war spannend, actionreich und befriedigend. Dennoch macht es genügend Handlungsstränge für die kommende Staffel auf: 9/10 (8.5) Punkte.

Staffel 6: The Overlook

Mit der sechsten Staffel nähern wir uns langsam dem Ende der Serie. Der Fall ist recht klassisch und wartet dennoch mit einigen Wendungen auf. Schön fand ich, dass die Serie Charaktere weitererzählt, die in der vorhergehenden Staffeln als Nebenfiguren eingeführt wurden. Allerdings hat es auf mich auch ein wenig so gewirkt, als wolle man den Fall um Harry Boschs Mutter durch einen weiteren Cold Case ersetzen. Der Hauptfall wirkt recht nahe am aktuellen politischen Geschehen dran und rückt diejenigen ins Zentrum, welche sich in Deutschland selbst als Reichsbürger bezeichnen würden. Weiterhin gibt es einen weiteren Einblick in die Politik und Jerry Edgar trifft auf einen Geist aus seiner Vergangenheit. Letztendlich lebt auch diese Staffel von den persönlichen Entwicklungen der einzelnen Figuren und ich blicke dem Serienende bereits jetzt mit Wehmut entgegen: 9/10 (8.5) Punkte.

Staffel 7: The Burning Room

Die finale Staffel wird noch politischer und endlich darf sich Lieutenant Billets gegen ihren Captain behaupten. Auch Chief Irving bekommt sein Fett weg und seine politischen Winkelzüge werden ihm letztendlich zum Verhängnis. Harry Bosch bleibt seiner Linie dagegen treu und opfert seine Karriere letztendlich für die gute Sache. Einmal mehr das Richtige tun. Jerry Edgars Weg ist in der siebten Staffel dagegen nicht so glorreich, doch kämpft er sich wieder au seinem Loch heraus und erlebt zudem einen gelungenen Erlösungsmoment. All das macht die finale Staffel wunderbar rund, auch wenn man ihr die fehlenden zwei Episoden anmerkt und sie dadurch ein wenig gehetzt wirkt. Das endgültige Finale ist zwar passend, wirkt aber auch so, als wären noch nicht alle Geschichten auserzählt worden, was ja auch stimmt, wenn man das geplante Spin-off in Betracht zieht: 9/10 (8.5) Punkte.

Fazit

Selten habe ich eine Serie erlebt, die über sieben Staffeln eine solch gleichbleibende Qualität liefert. Die Buchvorlage von Michael Connelly trägt bestimmt ihren Teil dazu bei und auch die konzentrierte Erzählung auf jeweils 10 Episoden. Gerade wenn ich bedenke, dass ich beinahe nicht in „Bosch“ reingeschaut hätte, wurde ich mehr als nur positiv überrascht. Definitiv eine der besten Krimi- bzw. Thriller-Serien, die man sich anschauen kann: 9/10 (8.5) Punkte.

13 Gedanken zu “Bosch – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 7)

  1. Hui, da muss ich gerade mal überlegen, wann ich das letzte Mal eine klassische Krimiserie geschaut habe (während die „The Wire“-Box vorwurfsvoll aus dem DVD-Schrank winkt). „Magnus Trolljäger“ war definitiv nicht normal bzw. klassisch. Müsste „Luther“ gewesen sein, davor „Sherlock“. Beide eher kurz. Ich glaube, ich schaffe es gar nicht mehr so lange bei Kriminalfällen dranzubleiben. Und ich habe vor ein paar Monaten fast alle „Monk“-Staffel gekauft. Du siehst, es wird schwierig zwischen mir und „Bosch“. Aber danke für die Besprechung!

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    • Stimmt, „Luther“ war wohl auch meine letzte Krimiserie. Die fand ich auch richtig gut. Allerdings war es mir zu viel Fall-der-Woche-Struktur. Aber Luther und Bosch sind durchaus verwandt im Geiste. „The Wire“ will ich nun unbedingt auch noch einmal schauen, doch hab ich meine Box gerade verliehen. Habe also eine gute Ausrede… 😉

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  2. Ich liebe Krimiserien generell und ich gucke auch gerne „Fälle der Woche“ ^^ Es hat was Beruhigendes, wenn man weiß, dass der Fall nach 45 Minuten beendet ist. Umso schöner daran ist aber für mich auch immer, das Ermittlerteam zu begleiten und da Entwicklungen zu sehen. Von daher ist mir „Bosch“ wohl zu anstrengend xD Fortlaufende Serien gucke ich aber schon auch.
    Ich sehe, du hast „Castle“ gesehen. Da muss ich mal die Reviews von lesen, ich liebe diese Serie 🥰

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    • „Castle“ ist tatsächlich mein Favorit unter den Fall-der-Woche-Serien. Das Konzept hat sich aber für mich abgenutzt und ich schaue inzwischen eigentlich nur noch serielle Erzählungen, die sich über mehrere Episoden bzw. sogar Staffeln ziehen. Für alles andere dann lieber Filme… 😉

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  3. Oh, ein überraschendes Urteil. Die Serie hätte ich gar nicht so auf dem Schirm gehabt.

    Die „Fall der Woche“ Crime-Serien mag ich eigentlich auch ganz gerne zur Abwechslung. Schaue ja immer noch gerne NCIS und auch das schon angesprochene Luther gefiel mir gut.

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    • Ging mir auch so, die Serie lief ziemlich unter meinem Radar, war dann aber doch weit besser als ich erwartet hatte. Hat mir sogar richtig gut gefallen.

      Mit dem Fall-der-Woche-Thema bin ich irgendwie durch. Bei „Luther“ hat das für mich allerdings noch recht gut funktioniert, war aber auch eher eine Mischung mit durchgehender Handlung.

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