Terminator: Dark Fate (2019)

Nachdem ich vor ein paar Wochen erst „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ im Kino sehen durfte, hat sich „Terminator: Dark Fate“ auf meiner Watchlist ganz nach oben katapultiert. Der jüngste Teil der Reihe war mir bisher noch entgangen und spätestens jetzt hatte ich richtig Lust auf den Film, zumal er auch direkt an James Camerons 1991er Action-Klassiker ansetzen soll. Was also hat die späte Fortsetzung zu bieten und war sie wirklich nötig? 🤖

Terminator: Dark Fate (2019) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Terminator: Dark Fate (2019) | © 20th Century Fox Home Entertainment

Trotz Kanon leider einer der schwächsten Teile

Ich mochte einiges an „Terminator: Dark Fate“ und ebenso viel leider auch nicht. Mackenzie Davis (die ich seit „Halt and Catch Fire“ liebe) als Grace ist für mich das Glanzlicht des Films. Gerade auch im Zusammenspiel mit Linda Hamilton, die als Sarah Connor zurückkehrt. Das weibliche Führungstrio wäre perfekt gewesen, hätte Natalia Reyes als Dani mehr Ausstrahlung besessen. Leider jedoch bleibt ihre Figur sehr blass und gerade beim Blick in die Zukunft habe ich ihr die Rolle als Anführerin des Widerstands nicht abgenommen. Dennoch mochte ich das erste Drittel des Films sehr gerne, auch wenn es im Prinzip nur eine Variation bereits bekannter Themen war.

John Connors Ableben in einer glaubwürdigen De-Aging-Szene fand ich dagegen einen recht antiklimaktischen Start, was mich direkt an „Alien 3“ erinnert hat, der bekanntermaßen ebenfalls alle Errungenschaften des Vorgängers auf Null setzt. So richtig schlecht fand ich dann die Einführung des T-800, der sich zwar benimmt wie Arnies gute Version aus dem zweiten Teil, jedoch eigentlich die Maschine ist, die John Connor getötet hat. Äh ja, danke liebe Drehbuchautoren. Das macht wirklich viel Sinn.  Da hätte ich es noch besser gefunden, wenn sie noch eine gute Version aus der Zukunft eingeschleust hätten o.ä. Das war einfach nur dämlich. Der Gegenspieler dagegen gleicht technisch der Version aus „Terminator: Genysis“, was ich sehr enttäuschend fand. Hinzu kommt unironisch inszenierter Waffenkult und völlig übertriebene Actionszenen. Somit reiht sich „Terminator: Dark Fate“ auf meiner aktuellen Rangliste leider ziemlich weit hinten ein:

  1. „Terminator 2: Judgment Day“ (1991)
  2. „The Terminator“ (1984)
  3. „Terminator Salvation“ (2009)
  4. „Terminator 3: Rise of the Machines“ (2003)
  5. „Terminator: Dark Fate“ (2019)
  6. „Terminator: Genysis“ (2015)

Fazit

Auch wenn mich vieles an „Terminator: Dark Fate“ gestört hat, so hat er mich doch auch gut unterhalten. Mackenzie Davis muss ich noch einmal positiv hervorheben und auch Linda Hamilton macht eine gute Figur. Letztendlich ist es jedoch eine 08/15-Fortsetzung, wie die Nicht-Kanon-Teile davor auch. Was hätte man da heute mit echter AI-Bedrohung machen können? Eine ganz neue Art von Film. Somit bleibt nur ein weiteres Remake/Reboot der Reihe, das man sich durchaus anschauen kann, aber nicht gesehen haben muss. Schade drum: 6/10 Punkte.

Terminator 2: Tag der Abrechnung – OT: Terminator 2: Judgment Day – Kinofassung (1991) (WS1)

In letzter Zeit zieht es mich erstaunlicherweise immer dann ins Kino, wenn ein Klassiker wiederaufgeführt wird. Zuletzt war das bei „Der Pate“ der Fall. Diese Woche stand „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ auf dem Programm. Wobei es eher der Hartnäckigkeit eines gewissen Herren zuzuschreiben ist, dass ich mich aufgerafft habe. Zum Glück, denn so haben wir in netter Runde über Filme philosophiert und mussten am Ende des Films gemeinsam gegen den Schlaf kämpfen. Wenn alte Menschen ins Kino gehen… 🤖

Terminator 2: Tag der Abrechnung (1991) | © Studiocanal

Terminator 2: Tag der Abrechnung (1991) | © Studiocanal

Einer der stilprägenden Blockbuster der 1990er

Meine letzte Sichtung von „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ liegt bereits unfassbare 15 Jahre zurück. Das ist für mich kaum vorstellbar, habe ich den Film in meiner Jugend doch so häufig gesehen, dass ich mich noch an die meisten Details und Sprüche erinnern kann. Auch hätte ich gerne den ersten Teil „Der Terminator“ im Vorfeld aufgefrischt, der mir zuletzt sogar besser gefallen hatte, als die bombastischere Fortsetzung. Aber das hat nicht sein sollen. Wenn ich schon beim Vorgeplänkel bin, dann sollte ich zudem erwähnen, dass ich zum ersten Mal seit den Ausstrahlungen im Free-TV die Kinofassung gesehen habe und nicht die erweiterte Special Edition. Dennoch habe ich inhaltlich nichts vermisst. Es war auch erstmals die von James Cameron überarbeitete Fassung, in der Filmfehler ausgebessert wurden, welche aber an manchen Stellen unter sichtbarer DNR (Digital Noise Reduction) zu leiden hat.

Inhaltlich speist sich die Genialität von „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ aus dem Bruch mit der Erwartungshaltung der Zuschauer*innen: Die Auflösung, dass der von Arnold Schwarzenegger gespielte T-800 plötzlich in die Beschützerrolle schlüpft und der unscheinbarere Robert Patrick als T-1000 die zurückgeschickte Tötungsmaschine mit ganz neuen Fähigkeiten portraitiert, dürfte 1991 für offene Münder gesorgt haben. Doch auch bei der wiederholten Sichtung funktioniert der Spannungsaufbau exzellent und das folgende Zusammenspiel zwischen Arnold Schwarzenegger und Edward Furlong macht einen Großteil des Charmes aus. Inhaltlich baut der Film einen enormen Druck auf und das Tempo ist stets am Anschlag. Einzig das Finale wirkt etwas ausgewalzt, was vermutlich auch meiner Müdigkeit nach einem langen Tag zuzuschreiben ist. Von ein paar Dialogen abgesehen, die man heute definitiv anders schreiben würde, wirkt der Film so frisch, als wäre er erst gestern gedreht worden. Aber ich blicke natürlich auch durch die rosarote Nostalgiebrille.

Ein Meilenstein des Effektkinos

Was zweifellos exzellent gealtert ist, sind die Actionszenen und ihre Inszenierung. Obwohl „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ ein Meilenstein in Sachen CGI war, möchte ich jedoch speziell die praktischen Effekte bzw. die Kombination beider Technologien hervorheben, welche den Film auch nach 32 Jahren noch unglaublich beeindruckend wirken lassen. Ich denke hier z.B. an die Szenen im Sanatorium, in der nahezu übergangslos vom flüssigen Metall, dargestellt in CGI, zu einem durch Kugeln deformierten T-1000 umgeschnitten wird. In Kombination wirkt beides sehr realistisch und besitzt eine Haptik, die viele Blockbuster heute vermissen lassen. Ähnlich ging es mir mit den Verfolgungsszenen zwischen Motorrad und Truck. Man spürt einfach, dass hier tatsächlich gefahren wird und sich die Wucht der Karambolagen auf Stuntleute und Schauspieler*innen auswirkt. Bombastisch. Auch heute noch.

Fazit

Es war definitiv ein Erlebnis, „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ im Kino sehen zu können. Allerdings weniger aufgrund des Kinobesuchs an sich, als aufgrund des gemeinschaftlichen Erlebnisses und der dadurch entstandenen Gespräche im Vorfeld und im Nachgang. Auch habe ich wieder einmal festgestellt, dass ich langsam zu alt bin, um mich unter der Woche bis Mitternacht herumzutreiben. Das Erlebnis war es dennoch wert: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Everything Everywhere All at Once (2022)

Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich heute bzw. dieses Wochenende überhaupt dazu komme, einen Film zu schauen. Morgen ist für die Kids ein großer Chorauftritt und heute war die Generalprobe. Sprich ich hatte zwischen 18 und 21 Uhr eine Lücke. Also schnell „Everything Everywhere All at Once“ in den Player geschoben, von dem die Tage erst ein paar Kollegen geschwärmt haben, und die freie Zeit genutzt. Ob auch mich der Film der Daniels so zu begeistern wusste? 👁

Everything Everywhere All at Once (2022) | © LEONINE Distribution Spielfilm

Everything Everywhere All at Once (2022) | © LEONINE Distribution Spielfilm

Wurstfinger und Steine im Multiversum

Was für ein Ritt! Oft hat man ja eine gewisse Vorstellung von einem Film und ich muss sagen, dass „Everything Everywhere All at Once“ meine Erwartungen nahezu komplett erfüllt hat. Die Handlung ist wirklich unglaublich abgefahren und im Kern doch eine recht intime Familiengeschichte. Somit mochte ich bereits die ersten 30 Minuten sehr gerne, in der wir die Familie Wang kennenlernen. Während der profansten Sache auf der Welt, nämlich der jährlichen Steuerprüfung (durchgeführt durch Jamie Lee Curtis), wird Evelyn (großartig verkörpert von Michelle Yeoh) plötzlich in einen im Multiversum tobenden Krieg geworfen. Ab hier nimmt der ohnehin schon nicht langsam erzählte Film noch einmal ordentlich Tempo auf. Der Absurditätsregler wird zudem auf elf gedreht und wir reisen von recht normal wirkenden Universen plötzlich in ein Universum, in dem alle Menschen Wurstfinger haben. Klar, warum auch nicht?

Bei all der überbordenden Kreativität hätte „Everything Everywhere All at Once“ leicht zu viel wirken können. Es ist auch nicht wenig, was hier an Bildern auf uns Zuschauende einprasselt. Wie bekommt es das Regieduo Daniel Kwan und Daniel Scheinert also hin, dass wir uns dennoch auf das wilde Treiben einlassen? Tatsächlich sticht für mich einerseits der emotionale Kern (am Ende musste ich sogar ein paar Tränen verdrücken) und der absurde Humor hervor. Hier hat der Film meine Erwartungen sogar übertroffen und ich musste mehrfach laut lachen. Großartig fand ich zudem, dass ein Großteil der Spezialeffekte in camera entstanden ist, sprich es wurden viele praktische Effekte eingesetzt, was den Charme des Films noch einmal unterstützt. Auch der Score ist großartig und katapultiert uns gekonnt in diverse Universen, ohne jedoch die Verbindung zu unserer Realität zu kappen. Davon abgesehen war es schön, Ke Huy Quan (bekannt aus „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ oder „Die Goonies“) nach „Abenteuer ʻOhana“ einmal wieder in einer Hauptrolle zu sehen.

Fazit

„Everything Everywhere All at Once“ ist ein Film, den man bei der ersten Sichtung kaum komplett aufnehmen kann. Es passiert so viel und die 140 Minuten vergehen wie im Flug. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass der Film bei der Zweitsichtung noch einmal gewinnt. Eine kreative Meisterleistung, die ich wirklich nur empfehlen kann. Auf den nächsten Film der Daniels freue ich mich jetzt schon: 9/10 Punkte.

Sucker Punch – Extended Cut (2011)

Da die Kids heute schon viel zu lange vor der Spielkonsole saßen, gab es abends keinen Fernseher mehr für sie. Somit bin ich dazu gekommen, einen Film zu schauen, der schon ewig ungesehen im Regal steht und an den mich ein Freund letzte Woche erinnerte. Ob „Sucker Punch“ im Extended Cut letztendlich ein Genuss oder eine Qual war, lest ihr in der folgenden Besprechung. 🐉🚁

Sucker Punch (2011) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Sucker Punch (2011) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Leider weniger als die Summe seiner Teile

Ich kann mich noch grob an die Rezeption der ersten Trailer erinnern. Alle waren aus dem Häuschen und Zack Snyders (u.a. „Dawn of the Dead“ und „300“) Film schien der bildgewordene Traum jedes Videospiel-Nerds zu sein. Die Kritiken waren dann jedoch ziemlich verhalten, so dass auch mein Interesse geschwunden ist. Obwohl die Blu-ray im Regal stand, habe ich jahrelang nicht an den Film gedacht. Doch nun war es endlich soweit und ich konnte mir selbst ein Bild machen: Die erste halbe Stunde hat mich komplett begeistert. Überstilisierte Bilder, wie man sie von Snyder kennt, unterlegt mit Cover-Versionen großer Rock- und Pop-Klassiker. Als würde man eine Art düsteres „Moulin Rouge!“ sehen. Der Wechsel aus der realen Ebene in die erste imaginäre Welt hat mir gut gefallen und auch inhaltlich Sinn gemacht. Dann kam jedoch die erste große Tanz- bzw. Kampfszene und der Film fing an, mich zu verlieren.

Natürlich sind die vier großen Actionszenen, die an Videospiele im Anime-Stil erinnern, der Selling-Point von „Sucker Punch“. Auch ich war heiß darauf. Doch nach dem stimmungsvollen Einstieg waren mir diese dann zu leer. Die Action war mir zu viel, so dass sie auf mich schon ermüdend wirkte. Zudem war mir der Look zu artifiziell und die Aufgaben zu einfach. Es schien nie wirklich bedrohlich zu werden für unsere Heldinnen. Zwar sieht alles unfassbar gut aus und der Steampunk-Stil weiß zu gefallen, doch waren mir diese Szenen zu losgelöst von der großen Handlung, auch wenn sie ihr Gegenstück in der Realität hatten. Ich hätte es besser gefunden, wenn es nur ein Szenario gewesen wäre, in das die Heldinnen immer tiefer eintauchen und nicht vier komplett unterschiedliche. Das Ende des Films hat mir wieder gut gefallen, denn die Handlung wird konsequent zu Ende erzählt. Der emotionale Eindruck wäre für mich jedoch größer gewesen, hätten sich die unterschiedlichen Elemente des Films besser miteinander integriert.

Fazit

„Sucker Punch“ ist wohl so ein Film, den die Zuschauer*innen entweder lieben oder hassen. Ich kann mich da nirgends wirklich einordnen und fand einige Elemente wirklich stark, einige wiederum ziemlich schwach. Für mich passen die einzelnen Versatzstücke nicht so recht zusammen. Insgesamt hatte ich meinen Spaß, doch weniger mit den Szenen, von denen ich es erwartet hätte: 6/10 Punkte.

The Many Saints of Newark (2021)

Ein unspektakulärer Samstag liegt hinter mir. Ich war mittags eine Runde laufen und habe mich ansonsten um die Wäsche gekümmert, die über die Woche liegengeblieben ist. Abends hatte ich einmal wieder Lust auf einen Erwachsenenfilm, sprich die Kinder haben sich in ihr Zimmer verkrümelt und ich habe „The Many Saints of Newark“ in den Player geschoben. Die Vorgeschichte von „The Sopranos“ mag anscheinend niemand. Umso gespannter war ich, wie sie mir gefällt. 🐷

The Many Saints of Newark (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

The Many Saints of Newark (2021) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Mehr als nur die Vorgeschichte von Tony Soprano

Die Kritiken, die ich überflogen habe, waren alle vernichtend. Man hätte es hier ja überhaupt nicht mit Tony Sopranos Vorgeschichte zu tun. Was sollen denn die Rassenunruhen in diesem Film? Und überhaupt sei „The Many Saints of Newark“ eine große Enttäuschung. Vermutlich hätte auch ich, ohne die Informationen im Vorfeld, eine hundertprozentige Vorgeschichte von Tony Soprano erwartet. So allerdings wusste ich bereits was mich erwartet und konnte mich entsprechend darauf einstellen. Der Film hat für mich wunderbar funktioniert, auch wenn ich gewisse Kritikpunkte durchaus nachvollziehen kann.

Zunächst einmal wirkt es befremdlich, dass wir als Voice-over-Erzähler Christopher Moltisanti aus dem Jenseits zu hören bekommen. Dann die Rassenunruhen und der Aufstieg des schwarzen Gangsters Harold McBrayer. Das nimmt viel Zeit in Anspruch und hätte ein ganz eigenes Gangster-Portrait werden können. Die Hauptfigur ist zudem nicht Tony Sorprano, sondern Dickie Moltisanti, der in der Serie bereits verstorben ist und nur in Gesprächen erwähnt wird. Eine weitere seltsame Entscheidung. Ist David Chase, das Mastermind hinter „The Sopranos“, nun senil geworden oder gehört er etwa auch dieser seltsamen Woke-Bewegung an, der Disney mit „Strange World“ verfallen ist, und muss unbedingt einen auf Black Lives Matter machen? Wie konnte es nur soweit kommen?

David Chase bricht gekonnt mit den Erwartungen

Die Geschichte spielt im Newark der 1960er Jahre. Wie sollte es auch anders sein? Tony Sorpano ist an diesem Ort und in dieser Zeit aufgewachsen. Die Rassenunruhen waren Teil der Geschichte von Newark. Auch fand ich es geschickt gelöst mit Dickie Moltisanti Tonys Mentor, den wir in der Serie nie kennenlernen, als Hauptfigur zu etablieren. Wir erleben die Ereignisse als Beobachter. Ebenso wie der junge Tony Soprano, der sich wundert, was hinter den verschlossenen Türen besprochen wird. All diese Einflüsse werden ihn später einmal prägen. Natürlich gibt es dennoch viele bekannte Figuren: Tonys Mutter, Junior Soprano, Paulie und Silvio. Wir kehren an etablierte Schauplätze zurück und das vertraute Gefühl ist wieder da. Dann natürlich Tony Soprano selbst, der von James Gandolfinis Sohn Michael Gandolfini gespielt wird und wirklich eins zu eins aussieht, wie eine junge Version seines Vaters. All das ist kein Fanservice. David Chase erzählt eine neue Geschichte. Sie mag unspektakulär wirken und am Thema vorbei, was sie nicht ist, doch letztendlich sehen wir genau, warum aus dem ungelenken Jungen letztendlich der neurotische Gangsterboss wurde, den wir alle kennen und lieben (und vielleicht auch hassen). Durch seine Umwelt und seinen Umgang. Es hätte gar nicht anders kommen können.

Fazit

Ist „The Many Saints of Newark“ ein perfekter Film? Wohl nicht. Ist es der Film, nach dem Fans der Serie jahrelang gelechzt haben? Mit Sicherheit nicht. Erzählt David Chase eine packende Geschichte und lässt uns einen Blick in die Jugend und die Einflüsse von Tony Soprano werfen? Aber garantiert. Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen und ich hätte danach gerne die nächste Episode eingelegt. Leider wird das wohl nichts und ist vermutlich auch gar nicht nötig: 8/10 Punkte.

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3

Hatte ich der zweiten Staffel noch entgegengefiebert, ist „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3“ einfach so aufgetaucht, ohne dass ich nach drei Jahren Pause noch groß damit gerechnet hätte. Da ich gerade ohnehin eine Lücke im Programm hatte, habe ich direkt damit angefangen, auch wenn mich das zweite Jahr nach der tolle ersten Staffel nicht mehr hundertprozentig zu begeistern wusste. Was also hat das dritte Abenteuer zu bieten? 🕵️‍♂️

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Inhaltlich fast schon schmerzhaft anzusehen

Wurde in der ersten Staffel der Terror aus dem Nahen Osten thematisiert, stand im zweiten Jahr der Umsturz in einem südamerikanischen Land im Fokus. Welches Thema haben sich die Autor*innen für die dritte Staffel ausgesucht? Einmal mehr wurde der Kalte Krieg ausgegraben, der ja bereits im Jack-Ryan-Film „Jagd auf Roter Oktober“ im Fokus stand. In Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist das ein Brennpunkt, der leider schmerzhaft nahe am aktuellen Weltgeschehen dran ist. Natürlich wurde die Staffel vor dem Angriff geschrieben, doch bin ich mehrfach zusammengezuckt als die Ukraine erwähnt wurde. Wie auch die vorherigen Staffeln von „Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist es somit sinnvoll, die Serie komplett in das Reich der Fantasie zu schieben. Dies ist mir nicht immer leicht gefallen und doch funktioniert die Geschichte rund um eine russische Splittergruppe, die den Systemsturz plant, unter dieser Voraussetzung überraschend gut.

„Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist bombastisch inszeniert und die Unterschiede zu Kinofilmen sind kaum noch auszumachen. Die Geschichte ist dicht und ich hätte mir gewünscht, sie enger getaktet schauen zu können. Aufgrund der Weihnachszeit hat sich die Sichtung der acht Episoden jedoch über drei Wochen gezogen und ich musste mich immer wieder neu orientieren, welche Fraktion, denn nun wieder wen hintergangen hat und in welcher europäischen Großstadt sich Jack Ryan und Co. herumtreiben. Das ist nämlich wirklich fantastisch: Die Schauplätze in dieser Staffel sind sehr abwechslungsreich und machen James Bond alle Ehre. Erwähnenswert finde ich noch, dass Nina Hoss die tschechische Präsidentin spielt, was wirklich eine starke Performance ist. Alles in allem eine  wirklich runde Sache.

Fazit

Im Gegensatz zur zweiten Staffel hat mir das aktuelle Abenteuer deutlich besser gefallen, auch wenn es inhaltlich in der momentanen weltpolitischen Lage teils unangenehme Assoziationen weckt. Wenn man die Jack-Ryan-Welt rein fiktional sieht, was vermutlich ohnehin der bessere Ansatz ist, dann macht dieser Agententhriller  im Hochglanz-Look extrem viel Spaß: 8/10 (8.4) Punkte.

The Crown – Staffel 5

In den letzten Wochen habe ich mich einer Serie zugewandt, die zuletzt von aktuellen Ereignissen eingeholt wurde. Die Rede ist von „The Crown – Staffel 5“, welche vom Tod Elizabeth II. begleitet wurde. Auch wenn ich mich nicht sonderlich für die britische Monarchie interessiere, so haben mir die ersten vier Staffeln doch ausgezeichnet gefallen. Extrem hochwertig produziert und auf den Punkt geschrieben. Konnte die fünfte Staffel diesen positiven Eindruck wiederholen? 👑

The Crown – Staffel 5 | © Netflix

The Crown – Staffel 5 | © Netflix

Neue Besetzung und altbekannte Themen

Wie bereits beim Wechsel von der zweiten auf die dritte Staffel, stand auch im fünften Jahr eine komplette Neubesetzung der Figuren an. Da meine Sichtung der bisherigen Serie schon über ein Jahr zurückliegt, war die Neubesetzung für mich kein so gewöhnungsbedürftiger Schritt, wie  beim ersten Mal als ich die Serie ohne Unterbrechung geschaut habe. Sowohl Imelda Staunton (bekannt als Dolores Umbridge aus „Harry Potter und der Orden des Phoenix“) als auch Jonathan Pryce (bekannt als High Sparrow aus der sechsten Staffel von „Game of Thrones“) sind wirklich toll als Elizabeth II. und Prinz Philip. Ungewöhnlich fand ich zunächst die Besetzung von Dominic West (bekannt als Jimmy McNulty aus „The Wire“) als Prinz Charles, doch passt auch er perfekt auf diese Rolle bzw. ich mag seine Interpretation davon. Abgerundet wird der Cast durch Elizabeth Debicki als Diana, welche mir zum ersten Mal in „TENET“ aufgefallen war.

Inhaltlich sollte ich diese Phase der Geschichte eigentlich recht gut kennen, denn die Serie deckt nun die Jahre 1991 bis 1997 ab. Allerdings habe ich mich nie wirklich für das britische Königshaus interessiert, so dass die meisten Ereignisse tatsächlich neu für mich waren. Im Zentrum steht vor allem die Beziehung bzw. Trennung von Prinzessin Diana und Prinz Charles, was ich teils ganz interessant fand, aber eben auch sehr viel Raum in der Serie einnimmt. Noch besser haben mir die begleitenden Episoden bzw. Handlungselemente gefallen. Speziell die Episode „Mou Mou“, in der Dodi Al-Fayed eingefürt wird, fand ich klasse. Wie ein abgeschlossener, kleiner Film im Rahmen dieser Serie. Auch den erzählerischen Bogen, in dessen Zentrum die Staatsyacht Britannia steht, fand ich elegant, wenn auch wenig subtil. Überhaupt ist die gesamte Staffel sehr stilsicher erzählt und nimmt sich auch Zeit für Nebenfiguren.

Fazit

„The Crown“ hat nach dem Tod Elizabeth II. viel schlechte Presse bekommen. Dabei sollte jedem klar sein, dass dies eine stark fiktionalisierte Version der Geschichte ist. Wenn man die Serie als solche sieht, dann kann man viel Spaß mit ihr haben. Starke Schauspieler*innen, extrem hochwertig produziert und mit gewissen Wiedererkennungseffekten. Da bleibt mir nur noch, mich auf die finale Staffel zu freuen: 9/10 (8.8) Punkte.

The Empty Man (2020)

Wie es die Tradition verlangt, stand an Halloween natürlich ein Horrorfilm auf dem Programm. Tatsächlich bin ich aber erst sehr spät vor den Fernseher gekommen, da alle Kinder der Nachbarschaft auf den Beinen waren und von Haus zu Haus gezogen sind. Auch ich habe mich ins Getümmel gestürzt und eifrig Süßigkeiten verteilt. Gegen 20 Uhr war der Spuk dann vorbei und die Wahl für den Film des Halloween-Abends ist auf „The Empty Man“ gefallen, der als Geheimtipp unter Genrefreunden kursiert. 🎃

The Empty Man (2020) | © 20th Century Studios

The Empty Man (2020) | © 20th Century Studios

Ein ungewöhnlich intensiver Genre-Mix

Wenn ihr das illustrierende Szenenbild oben anschaut, könnte man meinen, es bei „The Empty Man“ mit einem Monsterfilm zu tun zu haben. Der gut 20-minütige, sehr atmosphärische Prolog führt uns Zuschauer*innen in eine noch ungewisse Richtung. Danach biegt der Film Richtung Teenie-Schocker ab, der an den Genre-Klassiker „Candyman“ erinnert. Ihr wisst schon: Vor einem Spiegel fünfmal Candyman sprechen und Tony Todds gnadenloser Killer macht Jagd auf euch. Oder das Videoband aus „The Ring“ anschauen und warten bis das Telefon klingelt. Hier ist es nach der Dämmerung auf einer Brücke in eine leere Flasche pusten. Funktioniert genauso. Gepaart wird all das mit einer Detektivgeschichte und kosmischem Horror, der durch einen undurchsichtigen Kult heraufbeschworen wird. Alles klar soweit?

Sehr stringent mag „The Empty Man“ wirklich nicht wirken, doch all die Versatzstücke passen wunderbar zusammen. Regisseur David Prior inszeniert seinen Horror-Thriller so dicht, dass die Atmosphäre teils zum Schneiden ist. Er setzt wenig auf Jump-Scares und doch war ich in den meisten Szenen extrem angespannt. Dies liegt auch am Spiel von James Badge Dale, der die Hauptfigur großartig lakonisch verkörpert. Mit der Auflösung am Ende hätte ich nicht gerechnet und sie wirkt wie ein, zugegebenermaßen ein wenig kalkulierter, Schlag in die Magengrube. Die Reise dorthin ist allerdings so atmosphärisch, unterhaltsam und stimmig, dass ich über ein paar Ungereimtheiten in Inszenierung und Storytelling gerne hinwegsehe.

Fazit

„The Empty Man“ beschreitet ungewöhnliche Pfade und ich kann den Film allen, zumindest ein wenig am Horrorkino interessierten Zuschauer*innen, nur ans Herz legen. Definitiv kein Film, der sich leicht in eine Schublade stecken lässt. Der Horror ist zudem nicht sonderlich plakativ, sondern schleichend. Sprich, ich als alter Angsthase habe mich auch wirklich gefürchtet. Sehr sehenswert: 8/10 Punkte.

Stranger Things – Staffel 4

Nachdem ich die ersten drei Staffeln des Netflix-Hits erst Ende 2020 nachgeholt hatte, war meine Wartezeit auf „Stranger Things – Staffel 4“ gar nicht so lang. Gutes Timing von meiner Seite. Auch die vierte Staffel habe ich nicht zur Veröffentlichung geschaut, sondern den Hype abgewartet. Somit konnte ich die Staffel auch bequem am Stück schauen bzw. quasi jeden Tag einen Mini-Spielfilm, denn die Laufzeiten der einzelnen Episoden sind wahrlich episch. Aber ich greife vorweg… 👹

Stranger Things – Staffel 4 | © Netflix

Stranger Things – Staffel 4 | © Netflix

Freddy Krueger im „Stranger Things“-Universum

Nach dem Finale der dritten Staffel waren die Freunde aus Hawkins über die ganze USA verstreut bzw. die ganze Welt, denn Hopper hat es bis in ein russisches Straflager verschlagen. Deutlich andere Voraussetzungen also, als in den bisherigen Staffeln. Die Protagonist*innen sind auch deutlich älter geworden. Teenager*innen mit entsprechenden Problemen. Teenage Angst ist somit auch eines der Hauptmotive der Staffel. Damit einher geht auch das offensichtlichere Thema, nämlich die spezielle Art des Horrors, der in Hawkins Einzug hält. Pate dafür war zweifellos der 80er-Jahre-Slasher „A Nightmare on Elm Street“, an den ich schon seit den ersten Auftritten des neuen Bösewichts Vecna denken musste. Als dann Robert Englund, der als Vecnas erstes Opfer eingeführt wird, einen großen Auftritt hat, fühlte ich mich in meiner Einschätzung bestätigt, spielt er in Wes Cravens wegbereitendem Slasher doch den ikonischen Traum-Killer Freddy Krueger.

Die inhaltlichen Verlagerung von fast schon kosmischem Horror hin zu einem eher intimen Slasher-Setting, steht diametral der ausgewalzten und episch anmutenden Erzählweise gegenüber. Nicht nur, dass die vierte Staffel eine Episode mehr hat, auch die Laufzeit wurde deutlich nach oben geschraubt. Die Standardlänge beträgt somit nun ca. 80 Minuten und steigert sich bis zum Finale sogar noch auf unfassbare 140 Minuten. Im Grunde sieht man also neun Episoden in Spielfilmlänge bzw. hätten aus den neun Episoden mit Überlange auch 13 einstündige Episoden entstehen können, was mir beinahe lieber gewesen wäre. Dabei legt die Serie dennoch ein unfassbares Tempo vor, vor allem an der spritzigen Montage und den schellen Sprünge zwischen den Handlungssträngen liegt. Langeweile kommt keine auf und doch hatte ich manchmal das Gefühl, als hätte die Geschichte schneller vorankommen können bzw. sich mehr auf die Geschehnisse in Hawkins fokussieren sollen.

Ein sehr persönliches und doch episches Finale

Das Finale ist dann wahrlich ein überbordendes Abenteuer: Die Freund*innen schlagen nicht nur eine epische Schlacht im Upside Down, auch in unserer Welt spitzt sich die Lage zu und Hopper darf in seinem russischen Gefängnis eine ganze Horde an Demogorgons und Demodogs zur Strecke bringen. Erst in den letzten Minuten finden alle Handlungsstränge zusammen und die erneute Bedrohung legt sich wie ein düsterer Schatten über Hawkins. Das ist alles wunderbar effektiv inszeniert und man merkt „Stranger Things“ in jeder Sekunde an, dass die Serie zu dem Zugpferd für Netflix geworden ist. Das Produktionsniveau ist wirklich beeindruckend.

Fazit

Insgesamt hat mir die vierte Staffel von „Stranger Things“ extrem viel Spaß gemacht. Auch wenn das Tempo stets hoch war, so hätte ich mir teils doch ein schnelleres Vorankommen in der Handlung bzw. auch mehr ruhigere Szenen zwischen den Figuren gewünscht. Aber das sind nur Details. Insgesamt machen die Duffer Brothers wieder ziemlich viel richtig und die Serie wirkt in ihrem vierten Jahr beinahe schon zu perfekt. Nach wie vor großartige Unterhaltung: 9/10 (9.4) Punkte.

Prey (2022)

Das letzte Urlaubswochenende, die Kinder sind aus dem Haus. So richtig aufraffen, etwas zu unternehmen (das hatten wir schon am Freitag mit einem Live-Escape-Room), konnte ich mich nicht. Also ein Filmabend und „Prey“ wollte ich schon seit Wochen sehen. Somit habe ich mich ins Jahr 1719 gestürzt und endlich das „Predator“-Prequel gesichtet. 🪓

Prey (2022) | © 20th Century Studios

Prey (2022) | © 20th Century Studios

Stilsicher, geradlinig und unterhaltsam

Als ich den Trailer sah, war ich zunächst skeptisch, ob das Konzept aufgeht. Der Clou bei den bisherigen Filmen war ja stets, dass der Predator gegen extrem bewaffnete Sonderkommandos usw. angetreten ist und selbst diese nichts gegen ihn ausrichten konnten. Nun also junge Komantschin, bewaffnet mit einem Beil? Doch meine Vorbehalte sollten sich schnell zerstreuen, denn Dan Trachtenberg (bekannt u.a. für „10 Cloverfield Lane“) baut eine schlüssige Welt auf und nimmt sich Zeit, die Figuren zu etablieren. So gibt es wunderschöne Landschaftsbilder zu sehen und wir lernen Narus Leben und ihr Bestreben, eine Jägerin zu werden, bis ins Detail kennen.

Der Predator wirkt zu Beginn wie ein Fremdkörper in dieser Welt, doch das ist er ja auch. Am stärksten ist „Prey“ immer dann, wenn er zuvor eingeführte Elemente aufgreift und sie im weiteren Verlauf der Geschichte aufgreift. Setup und Payoff weiß Trachtenberg wahrlich gekonnt einzusetzen. Das liebe ich sehr. Da fällt es auch gar nicht groß ins Gewicht, dass die Handlung natürlich sehr geradlinig ist und es auch keine inhaltlichen Überraschungen gibt. Damit ist „Prey“ quasi die Antithese zu Shane Blacks „The Predator“ aus dem Jahr 2018, der versucht hat, die Machismen aus dem Original wieder aufleben zu lassen und mit unzähligen Wendungen zu verknüpfen. Hier gibt es nur den geradlinigen Überlebenskampf einer jungen Frau. Obwohl ich Shane Blacks vielgescholtenen Film durchaus auf trashige Art und Weise unterhaltsam fand, so funktioniert „Prey“ doch so viel besser. In meinem Ranking (ohne die „Alien vs. Predator“-Filme) steht er somit gar an zweiter Stelle:

  1. „Predator“ (1987) | 9/10 Punkte
  2. „Prey“ (2022) | 8/10 Punkte
  3. „Predator 2“ (1990) | 7/10 Punkte
  4. „Predators“ (2010) | 7/10 Punkte
  5. „Predator: Upgrade“ (2018) | 7/10 Punkte

Fazit

Fast schon schade, dass „Prey“ nur eine weitere Streaming-Veröffentlichung ist. Andererseits hätte ich ihn wohl auch nicht im Kino gesehen. Schade eigentlich. Auf jeden Fall hatte ich extrem viel Spaß mit dem Film und kann noch ergänzen, dass er Gewalt so zelebriert, wie man es von einem „Predator“-Film erwarten würde. Fans des Franchises sollten definitiv reinschauen: 8/10 Punkte.