The Goldbergs – Season 1

Wie lange habe ich gewartet, endlich diese Serie zu sehen. Seit ich 2013 das erste Mal auf Inishmores Blog davon gelesen habe, war ich heiß auf die Show. In Deutschland gibt es nur die erste Staffel (völlig überteuert) auf DVD und auch Streaming-Dienste haben sie nicht im Programm. Doch in UK wurde ich endlich fündig und habe mir voller Zuversicht „The Goldbergs – Season 1“ sowie die folgenden drei Staffeln gekauft. Ob sich diese Investition in meine Serien-Zukunft auch wirklich gelohnt hat?

The Goldbergs – Season 1 | © Sony Pictures Home Entertainment

The Goldbergs – Season 1 | © Sony Pictures Home Entertainment

„Wunderbare Jahre“ in den 80ern

Selten habe ich mich in einer Serie so schnell zu Hause gefühlt. Charaktere, Ton und Humor haben bei mir sofort geklickt. Ich bin unglaublich schnell Teil der Familie Goldberg geworden. Das ist bei der Serie auch bitter nötig, denn viele Running Gags zünden erst, wenn man wirklich drin ist. Zum Lachen gesellte sich dann auch schnell der Gedanke: „Ach, typisch Murray (oder Beverly oder…)!“ Man wird als Zuschauer in viele Insider-Gags mit einbezogen, was sich durch die kurzen Video-Clips aus der Kindheit des echten Adam F. Goldberg am Ende jeder Episode noch einmal verstärkt. Auch wenn bestimmt viele Geschichten dramatisch überhöht wurden, so entsteht dadurch ein Gefühl von Authentizität. Ich habe mich teils stark an meine eigene Kindheit erinnert gefühlt, die natürlich viel weniger amerikanisch, jüdisch und leider auch weniger popkulturell abgelaufen ist, doch eine Verbindung ist definitiv vorhanden.

Die Serie wird durch die Erzählstimme des erwachsenen Adam Goldberg – gesprochen von Patton Oswalt (Spence Olchin, „The King of Queens“) – begleitet, was uns ohne Zweifel an eine andere große Coming-of-Age-Serie erinnert: „Wunderbare Jahre“. Dieses Kleinod hat es in Deutschland, aufgrund von Rechteproblemen, ja bis heute nicht auf DVD geschafft. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es „The Goldbergs“ gelingt, den Geist des Vorbilds zu treffen und gar wunderbar in die 1980er Jahre zu übertragen. Ich liebe es, dass der Humor manchmal zwar platt ist, aber dennoch stets echte Emotionen im Vordergrund stehen. Die Serie nimmt ihre Charaktere ernst und man fühlt als Zuschauer mit ihnen. Hinzu kommt, dass die popkulturellen Referenzen nie aufgesetzt wirken, sondern ein elementarer Teil der Handlung sind. Ich denke hier alleine an die großartige Episode „Goldbergs Never Say Die!“, welche eine liebevolle Hommage an „Die Goonies“ darstellt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war es um mich geschehen… ❤

Fazit

Ja, „The Goldbergs“ ist genau die Serie, die ich mir erhofft hatte. Umso mehr freue ich mich darüber, dass ich die verrückte Familie über mindestens drei weitere Staffeln begleiten kann. Genau die richtige Dosis an popkulturellen Referenzen, gepaart mit teils herzergreifenden Momenten und einem wunderbar eingefangenen Zeitkolorit der 1980er Jahre. Für mich zweifellos die beste Half-Hour-Comedy-Serie der letzten Jahre: 9/10 (9.1) Punkte.

Ich: Einfach unverbesserlich 2 – OT: Despicable Me 2 (2013)

Nachdem wir vor ein paar Wochen den ersten Teil der Filmreihe gesehen haben, wurde heute der Wunsch nach der Fortsetzung laut. Letztendlich haben wir Eltern uns leichtfertig überreden lassen und nach dem gemeinsamen Abendessen „Ich: Einfach unverbesserlich 2“ in den Player geschoben. Das Wetter war ohnehin mies (gefühlter Wintereinbruch) und somit stand einem Filmabend in 3D nichts im Wege…

Ich: Einfach unverbesserlich 2 (2013) | © Universal Pictures Germany GmbH

Ich: Einfach unverbesserlich 2 (2013) | © Universal Pictures Germany GmbH

Angriff der Zombie-Minions!

Im Gegensatz zu „Despicable Me“, saßen wir heute zu viert vor dem Fernseher. Kein krankheitsbedingter Ausfall. Juhu! Das sollte das Filmerlebnis eigentlich steigern. Allerdings war unser Zwergofant bei der heutigen Sichtung recht ängstlich und hat sich hauptsächlich an den Minions erfreut. Dafür aber richtig. Das Zappelinchen war von der ganzen Geschichte extrem begeistert und auch wir Eltern hatten großen Spaß mit Gru und Co. Auch wenn die meisten Gags sehr kindgerecht sind, so gibt es auch ein paar Anspielungen, die gerade den Erwachsenen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Die nachgestellte Chestburster-Szene aus „Alien“ ist da nur eines vieler Beispiele.

Die Geschichte von „Ich: Einfach unverbesserlich 2“ ist einer Fortsetzung absolut würdig. Von allem ein wenig mehr und mit viel Raum für die bereits etablierten Charaktere. Ich mochte das sehr und konnte auch den neuen Figuren einiges abgewinnen. Gerade die Liebesgeschichte war, für einen kindgerechten Animationsfilm, durchaus erfrischend und hat mit einigen schönen Momenten gepunktet. Insgesamt ein großer Spaß, bei dem auch die Action nicht zu kurz kommt. Gerade der Kampf gegen die Zombie-Minions im Finale war herrlich übertrieben inszeniert und hat so ziemlich jedes Schießerei-Klischee aufs Korn genommen.

Fazit

Auch wenn die Sichtung teils ein wenig unruhig war, so hatten wir alle insgesamt doch viel Spaß mit „Ich: Einfach unverbesserlich 2“. Die 3D-Effekte waren wieder famos und die Anzahl aus Slapstick-Gags für Kids und Anspielungen für das erwachsene Publikum war sehr ausgewogen. Den dritten Teil werden wir beizeiten bestimmt auch noch nachholen: 8/10 Punkte.

Sons of Anarchy – Season 6

Langsam aber sicher nähert sich mein Besuch in Charming seinem Ende. In den letzten Tagen bin ich leider kaum zu Schauen gekommen, denn aufgrund des unrühmlich in die Annalen unserer Familiengeschichte eingegangenen Magen-Darm-Desasters hatte ich aufgrund von hämmernden Kopfschmerzen und akuter Müdigkeit abends nicht einmal die Energie für eine Episode von „Sons of Anarchy – Season 6“. Soweit ist es also schon gekommen. Inzwischen konnte ich jedoch auch noch die letzten Episoden abschließen und mich sogar zu einer Besprechung hinreißen lassen. Es geht also aufwärts…

Sons of Anarchy – Season 6 | © Twentieth Century Fox

Sons of Anarchy – Season 6 | © Twentieth Century Fox

This life, it ain’t romantic or free.

Auch wenn man es kaum für möglich gehalten hätte, so begibt sich das Autorenteam rund um Kurt Sutter noch weiter in die Dunkelheit. Sprich für die Charaktere rund um Jax Teller geht die Reise in die Finsternis weiter. Dabei fällt es – noch mehr als in der fünften Staffel – auf, dass sich die ursprünglich durchaus guten Absichten ins Gegenteil verkehren. Gerade Jax und Tara ist jedes Mittel recht, um ihr Ziel zu erreichen. Dieses Ziel, so zeigt sich recht bald, ist kein gemeinsames mehr, auch wenn es ursprünglich einmal so gewesen sein mag. Beide gehen über Leichen und selbst ehemalige Allianzen sind nichts mehr wert. Trotz der härteren Gangart, was die Sympathie für die Hauptfiguren angeht, schaffen es die Autoren, dass ihre Handlungen nachvollziehbar bleiben. Mit einem schlampigeren Drehbuch hätte das leicht ins Auge gehen können.

Dennoch fand ich die Handlung in der sechsten Staffel ein wenig schwächer als die des Vorjahres. Die Geschichte hat auf mich zerfaserter gewirkt und es gab etliche Parallelhandlungen, die vom eigentlichen Kern abgelenkt bzw. zu konstruiert auf diesen eingezahlt haben. Immer noch sehr gut, doch die erzählerische Dichte des Vorjahres wird nicht mehr komplett erreicht. Dennoch gelingt es den Autoren gerade am Ende des Staffel wieder für so manchen Schockmoment zu sorgen. Zudem meine ich langsam erahnen zu können, wie die Serie eventuell ausgeht. Doch mehr dazu in der Besprechung der finalen Staffel.

And we both know it’s only going to get worse.

Nachdem man in „Sons of Anarchy“ inzwischen schon etliche Schauspieler aus „The Shield“ wieder getroffen hat, begegnen wir im sechsten Jahr CCH Pounder, deren Charakter Tyne Patterson mich tatsächlich sehr an Claudette Wyms aus der Cop-Serie erinnert hat. Überhaupt ist es erneut eine Freude, die verschiedenen Schauspieler beim Ausfüllen ihrer Rollen zu sehen. Auch wenn es für manche der letzte Auftritt sein sollte. Gerade das Finale hat mich in dieser Hinsicht mehrfach schlucken lassen. Harter Tobak – und ich kann nur erahnen, wie sich die daraus resultierenden Konsequenzen in der kommenden Staffel auflösen werden. Es bleibt spannend!

Fazit

Auch wenn ich die Serie in ihrem sechsten Jahr nicht ganz so perfekt fand, wie in den zwei Staffeln davor, so konnte mich Kurt Sutters Epos dennoch weiterhin begeistern. Man merkt auch an der Laufzeit der einzelnen Episoden (meist über eine Stunde), dass es noch viel zu erzählen gibt. Vor dem großen Abschluss graut es mir schon in vielerlei Hinsicht. Nicht nur muss ich eine lieb gewonnene Serie hinter mir lassen, ich bin auch sicher, dass es alles andere als ein Happy End geben wird: 9/10 (8.6) Punkte.

Boardwalk Empire – Season 4

Ist es nicht toll, wenn man sich so richtig in einer Serie verlieren kann? Dieses Gefühl hat „Boardwalk Empire – Season 4“ in den letzten zwei Wochen bei mir ausgelöst. Nachdem ich die vorherigen drei Staffeln in recht kurzer Zeit gesehen habe, betreibe ich für meine  Verhältnisse fast schon exzessives Binge-Watching, sprich ich schaue so gut wie jeden Abend eine neue Episode. Ob ich der Serie damit inzwischen schon überdrüssig geworden bin, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Boardwalk Empire – Season 4 | © Warner Home Video

Boardwalk Empire – Season 4 | © Warner Home Video

Das Ende ist nah…

Das vierte Jahr der Serie fühlt sich tatsächlich anders an als die vorhergehenden Staffeln und insbesondere auch als das dritte Jahr. Man merkt, dass sich die Autoren so langsam aber sicher darauf vorbereiten, die Erzählstränge ihrer Charaktere zu Ende zu führen. Teils geschieht dies auch schon innerhalb der vierten Staffel und ich fand es bemerkenswert, dass kaum eine Figur aus den Anfangstagen vergessen wurde. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass man manchen Erzählstrang durchaus schneller hätte abschließen können. Durch die perfekte Inszenierung und das lustvolle Spiel der Darsteller kommt jedoch nie Langeweile auf und ich hätte mir manchmal nur gewünscht, dass gewisse Charaktere (noch) mehr Zeit bekommen. Gerade auch weil das vierte Jahr für kaum eine der Figuren positive Entwicklungen bereithält.

Mit Dr. Valentin Narcisse (gespielt von Jeffrey Wright) gibt es einen neuen Gegenspieler in Atlantic City, der sich von Gyp Rosetti aus dem Vorjahr ziemlich unterscheidet. Ein Soziopath ist er dennoch. Speziell Chalky White hat unter Narcisse zu leiden, was seine Geschichte zu einer der interessantesten der Staffel macht. Mit Sally Wheet (gespielt von Patricia Arquette) betritt auch eine neue weibliche Figur die Bühne, die speziell im Schlagabtausch mit Nucky großartig ist. Überhaupt agiert Nucky in dieser Staffel eher im Hintergrund, was für ganz besondere Spannungen sorgt. Und der unterhaltsamste Handlungsstrang? Der gehört wohl Nelson Van Alden (gespielt von Michael Shannon) und schwankt zwischen Wahnsinn und Komik. Wer hätte gedacht, dass sich diese Figur über den Verlauf der Serie so extrem entwickelt?

Fazit

Zu Beginn der Staffel hatte ich mich tatsächlich  noch gefragt, ob sich die Autoren nicht ein wenig verrennen, indem sie jeden Charakter (z.B. Gillian Darmody oder Richard Harrow) auserzählen. Spätestens in den finalen Episoden kulminieren die Ereignisse jedoch, so dass alles Vorangegangene plötzlich Sinn ergibt. Wirklich unfassbar, was hier auf die Figuren und auch uns Zuschauer einprasselt. Was für ein Finale! Die verbleibenden acht Episoden dürften nun extrem spannend werden: 9/10 (9.4) Punkte.

All Is Lost (2013)

Nach einem zweiwöchigen Kraftakt in vielerlei Hinsicht, habe ich mich mit letzter Energie in den sicheren Hafen des Wochenendes gerettet. Was lag also näher, als mit „All Is Lost“ ein Survival-Drama anzuschauen? Nichts, völlig richtig. Folglich habe ich Robert Redford begleitet, wie er gegen die Naturgewalten kämpft. Ob er verloren oder gewonnen hat, lest ihr in der folgenden Besprechung…

All Is Lost (2013) | © Universum Film GmbH

All Is Lost (2013) | © Universum Film GmbH

Der alte Mann und das Meer

Ich mag Filme, die eine aufs Nötigste reduzierte Prämisse besitzen. Auch kammerspielartige Schauplätze finde ich spannend. Oft gelingt es Filmemachern gerade aus der auferlegten Beschränkung viel herauszuholen. Ob das J. C. Chandor auch gelungen ist? In meinen Augen ja. Auch wenn der Vergleich hinken mag, so hat mich „All Is Lost“ wohl am ehesten an „Gravity“ erinnert, denn der von Robert Redford großartig gespielte namenlose Segler kommt, wie Sandra Bullocks Figur in dem Sci-Fi-Thriller, wortwörtlich oft vom Regen in die Traufe. Das mag in der hohen Schlagzahl der Katastrophen anstrengend wirken, ist jedoch unglaublich packend inszeniert. Gerade Redfords stoische Art mit den Problemen umzugehen (zumindest noch am Anfang) ist einfach großartig.

Ich mag da Meer als Schauplatz ohnehin sehr gerne und J. C. Chandor fängt es wunderbar ein: einerseits bedrohlich, andererseits auch wunderschön. Der Mensch als Spielball der Natur. Nach dem Kinostart haben Segler anscheinend viel am Realismus des Films auszusetzen gehabt. Mir als ungeübtem Zuschauer sind allerdings keine Logiklöcher aufgefallen, zumal ich es auch nur nachvollziehbar finde, dass der Segler nicht in allen Stresssituationen sofort die richtige Entscheidung trifft.

Fazit

Für mich war „All Is Lost“ eine intensive Seherfahrung, bei der ich es spannend fand, wie minimalistisch J. C. Chandor seinen Film inszeniert hat (so gibt es z.B. kein emotionales Payoff am Ende des Films) und wie sehr sich Redfords Schauspiel daran orientiert. Eine beeindruckende One-Man-Show, die jedoch nicht auf den Effekt setzt. Kann ich nur empfehlen: 8/10 Punkte.

House of Cards – Season 1

Als vermutlich einer der letzten Serien-Fans unter der Sonne, habe ich mir endlich die Netflix-Produktion „House of Cards – Season 1“ angesehen. Dabei habe ich noch nicht einmal einen Netflix-Zugang, sondern ganz klassisch die Blu-rays in den Player geschoben. Meine Hoffnungen waren sehr hoch, sprechen doch schon die beteiligten Personen für allerbeste Serien-Unterhaltung. Ist die Serie von und mit David Fincher, Kevin Spacey und Co. also wirklich bahnbrechend für die Branche?

Das erste Aushängeschild für Netflix

Ja, „House of Cards“ ist wahrlich bahnbrechend und bedeutsam. Schon alleine das Bildformat (David Fincher hat sich für das ungewöhnliche Seitenverhältnis 2,00:1 entschieden) lässt die Serie wie Kino wirken. Ein scheinbar unbedeutendes Detail, das jedoch zusammen mit Inszenierung, Schauspielern und Erzählweise eine mehr als deutliche Sprache spricht. Die erste Episode hatte mich somit voll in ihren Bann gezogen und ich kam aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Netflix hat das Serien-Game wahrlich neu definiert. Ich habe mir zudem eingebildet David Finchers unterkühlten Stil zu erkennen, den er gerade in den letzten Jahren mit Filmen wie „Gone Girl“ geprägt hat. Audiovisuell ist die Serie ein Genuss und sie hat es bestimmt mit zu verantworten, dass Netflix als Serien-Produzent ernst genommen wird.

Das Gegenteil von „The West Wing“

Bekanntermaßen liebe ich Serien, die sich mit US-Politik beschäftigen. Speziell Aaron Sorkins „The West Wing“ zählt zu meinen absoluten Lieblingsserien. Darin wird die Amtszeit des sehr idealistischen Präsidenten Josiah Bartlet samt seiner Mitarbeiter gezeichnet. Ein Präsident, wie man ihn sich wünschen würde. Hier kann man noch guten Gewissens an die große Politik glauben. Eine zweite tolle Serie über US-Politik ist die HBO-Comedy „Veep“, in welcher der gesamte Polit-Zirkus durch den Kakao gezogen wird. Einfach herrlich! „House of Cards“ dagegen ist ein bitterböser Thriller, dessen schwarzer Humor so dunkel ist, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Teils erinnerte mich die Serie an den Film „The Ides of March“, der ein ähnlich bitteres Bild der Mächtigen zeichnet.

Serien mit Antihelden sind wahrlich nichts mehr Neues: seien es Tony Soprano, Dexter Morgan oder Walter White – all diese Charaktere machen eine Reise durch und es gibt Momente, in denen man mit ihnen fühlt bzw. fühlen soll. Frank Underwood jedoch, der von Kevin Spacey großartig gespielte Antiheld aus „House of Cards“, ist von Anfang an so verschlagen und berechnend, dass es schwer fällt eine Bindung zu ihm aufzubauen. Ihn die vierte Wand durchbrechen und direkt zu uns Zuschauern sprechen zu lassen, ist dabei ein geschickter Schachzug. Dennoch war er mir in seiner Machtversessenheit, bei der er wortwörtlich über Leichen geht, zu eindimensional dargestellt.

Fazit

Nach der ersten Staffel von „House of Cards“ bin ich nun wirklich beeindruckt ob der Qualität, die Netflix hier auf die Beine gestellt hat. Inhaltlich ist die Serie extrem mitreißend, wird jedoch den formalen Aspekten nicht ganz gerecht. Die Dramaturgie ist ein wenig holprig und ich hätte mir mehr Nähe zu den Figuren gewünscht. Ich werde nun erst einmal eine Pause einlegen, sollte ich mich aber doch noch einmal zu einem Netflix-Abo hinreißen lassen, dann werde ich in die kommenden Staffeln mit viel Freude zu den beängstigenden Underwoods zurückkehren: 8/10 (8.4) Punkte.

Wolverine: Weg des Kriegers – OT: The Wolverine – Extended Cut (2013)

Alle Welt redet von „Logan“ und auch ich bekomme nach den positiven Besprechungen Lust auf den Film. Da es mit dem Kinobesuch aber nichts werden wird, habe ich mir mit „Wolverine: Weg des Kriegers“ den direkten Vorgänger im Extended Cut angesehen. Somit bin ich nach dem famosen „Toni Erdmann“ gestern doch noch zum gewünschten Popcorn-Film an diesem Wochenende gekommen…

the-wolverine

In letzter Zeit habe ich so überhaupt keine Lust mehr auf Superhelden-Filme – und das obwohl noch ein paar ungesehene Werke des Marvel Cinematic Universe (MCU) bei mir im Regal stehen. Die „X-Men“-Filme mochte ich allerdings schon immer ein wenig lieber, wobei ich auch hier keinen Film seit „X-Men: Erste Entscheidung“ mehr gesehen habe. Inzwischen stehen jedoch auch die beiden Fortsetzungen im Regal, die ich vermutlich in naher Zukunft endlich einmal nachholen werde. Und was ist mit dem ersten Teil der Spin-off-Trilogie „X-Men Origins: Wolverine“? Dieser stellte für mich bisher den Tiefpunkt der Reihe dar und somit war ich nun gespannt, wie sich die offizielle Fortsetzung denn schlagen würde.

Mir hat „The Wolverine“ tatsächlich viel Spaß gemacht: Ich mochte das Setting in Tokyo und die damit einhergehenden atmosphärischen Bilder. Zudem hat es James Mangold geschafft ein paar wirklich unterhaltsame Actionsequenzen zu inszenieren, die zudem eine angenehme Härte besitzen, speziell im Extended Cut (siehe Schnittbericht). Die Geschichte ist natürlich ziemlich an den Haaren herbeigezogen, doch mochte ich die erzählerische Klammer, die in Logans Vergangenheit begründet liegt, recht gerne. Im Mittelteil des Films wird natürlich ein Weg gefunden, den Charakter kurzzeitig verwundbar zu machen, was die Spannung tatsächlich steigert. Ein billiger Kniff, aber im Rahmen der ohnehin abstrusen Comic-Geschichte doch absolut passend.

Insgesamt ist „Wolverine: Weg des Kriegers“ kein herausragender Film, doch hat er mich nach den eher verhaltenen Kritiken doch positiv überrascht. Der Nachfolger soll ja noch einmal gelungener sein, weshalb ich mich jetzt schon auf einen weiteren schönen Heimkino-Abend mit Logan in ein paar Monaten freue: 7/10 Punkte.

Blutgletscher (2013)

Nach einer ziemlich turbulenten Arbeitswoche ist auch der zweite Monat des Jahres fast schon wieder vorbei. Zum Start in ein langes Wochenende habe ich mir mit „Blutgletscher“ einen österreichischen Genrefilm angeschaut, der schon länger auf meiner Liste stand. Ob unsere Nachbarn den filmischen Vorbildern gerecht werden, lest ihr in der folgenden Besprechung…

blutgletscher

Regisseur Marvin Kren hat mit „Blutgletscher“ ziemlich eindeutig seine Version von John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ geschaffen: eine abgelegene Forschungsstation, eine Gruppe von Wissenschaftlern und eklige Mutationen. Die Anleihen sind unverkennbar und doch besitzt „Blutgletscher“ durchaus eine gewisse Eigenständigkeit, die natürlich vom Lokalkolorit und den atmosphärischen Bildern lebt. Was den Erzählton angeht, schwankt Krens Horrorfilm zwischen Ernsthaftigkeit und Trash, was erstaunlich gut funktioniert. Wären die Charaktere ein wenig interessanter (leider kann nur Gerhard Liebmanns Janek überzeugen), dann hätte der Film durchaus mehr sein können als nur ein Monsterstreifen.

Es ist wirklich wunderbar zu sehen, wie hier handgemachte Effekte eingesetzt werden, die zwar ein wenig trashig wirken, dabei jedoch unglaublich effektiv sind. Unter diesem Aspekt funktioniert dieser österreichische Genre-Beitrag sogar besser als das CGI-lastige Prequel bzw. Remake „The Thing“ aus dem Jahr 2011: abstruse Monster in einer klassischen Horrorgeschichte, die vor dem Hintergrund des Klimawandels erzählt wird und dabei das für das Genre nötige Maß an Sozialkritik mitbringt. Zwar ist „Blutgletscher“ mehr eklig als spannend, geschweige denn unheimlich, doch ist dieser Umstand dem Unterhaltungswert kaum abträglich. Einzig ein paar Längen im Mittelteil schwächen den positiven Gesamteindruck ein wenig.

Insgesamt kann ich „Blutgletscher“ allen Genre-Freunden nur ans Herz legen. Das Rad wird zwar auch hier nicht neu erfunden, doch ist der Film auf jeden Fall erfrischender als die 08/15-Jump-Scare-Streifen aus der Traumfabrik. Bei der folgenden Wertung ist der nötige, erweiterte Lokalpatriotismus schon mit eingerechnet: 7/10 Punkte.

Mad Men – Season 6

Wie in meiner Besprechung zur fünften Staffel bereits angekündigt, werde ich mich dieser Serie nun bis zu ihrem Ende widmen. Somit war es auch kein Wunder, dass ich „Mad Men – Season 6“ in knapp zwei Wochen verschlungen habe. Die Faszination, die Matthew Weiner rund um die Werbebranche und das Lebensgefühl der 60er Jahre aufgebaut hat, ist bei mir nach wie vor ungebrochen. Ich liebe die Ausstattung, die Charaktere und diese Zeit des Umbruchs. Wie nun konkret die sechste Staffel der Ausnahmeserie bei mir abschneidet, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Staffel erzählt ein paar Haupthandlungsstränge, die wirklich interessant sind: Was die Agentur Sterling Cooper Draper Pryce angeht, so steht natürlich die Fusion mit Cutler Gleason and Chaough im Zentrum der Entwicklungen. Dadurch ergeben sich auch ganz neue Spannungen zwischen den Figuren, denn plötzlich ist auch Peggy wieder zurück und muss ihren Platz zwischen Ted Chaough und Don Draper finden. In der neuen Agentur wird es schnell eng und niemand scheint sich mehr so richtig zu Hause zu fühlen, was wohl auch an den fordernden Kunden liegt. Mit Chevrolet hat man endlich das lang ersehnte Automobilunternehmen in den Kundenkreis aufgenommen, doch schon bald zeigt sich die Schattenseite der ungleichen Geschäftsbeziehung. Etwas, das bis heute im Agenturgeschäft vorherrscht.

Auch privat gibt es für unsere Charaktere einige Wirren zu durchleben. Don zeigt in mehrerer Hinsicht Schwäche und alles, was noch im Vorjahr aufgebaut wurde, droht zu zerfallen. Zum ersten Mal wird ganz konkret eine Erklärung für seine ungesunde Beziehung zu Frauen aus dem Hut gezaubert. Zwar mochte ich es mehr über die Figur zu erfahren, doch letztendlich entzaubert es den Charakter auch, zumal die die Geschehnisse in den Rückblenden nicht sonderlich subtil als Grund für seine Entwicklung eingearbeitet wurden. Dies ist zwar kein wirklicher Schwachpunkt und ich mochte die Verletzlichkeit, die Don Draper dadurch anhaftet – hundertprozentig zufrieden war ich damit jedoch nicht. Auf jeden Fall war es ein brauchbares Element, um die Abwärtsspirale, in der sich Don während der sechsten Staffel befindet, noch weiter nach unten zu treiben.

Es gibt wieder etliche herzzerreißende und auch ganz große Momente. Speziell die Beziehung zwischen Don, Betty und ihren Kinder mitzuerleben ist manchmal wirklich schmerzhaft. Am Ende der Staffel steht für Don Draper ein unfreiwilliger Neuanfang an und ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich die Serie in ihrer finalen Staffel entwickeln wird. Doch auch was Pete Campbell, Peggy Olson und all die anderen Figuren angeht, gibt es noch viel Potenzial für Weiterentwicklung. Auch wenn diese sechste Staffel nicht ganz an das brillante fünfte oder auch vierte Jahr anschließen kann, so ist das doch Kritik auf extrem hohem Niveau und ich hatte insgesamt wieder unglaublich viel Vergnügen mit den „Mad Men“: 9/10 (9.2) Punkte.

Ganz weit hinten – OT: The Way, Way Back (2013)

Nach einem hoffnungslos verregneten Samstag, an dem wir nur die angefallene Wäsche der Woche gewaschen und gebügelt sowie im Haus für Ordnung gesorgt haben (ja, unser Leben ist unglaublich aufregend), sollte wenigstens der Film am Abend ein Highlight sein. Die Wahl fiel letztendlich auf „Ganz weit hinten“, der schon viel zu lange ungesehen im Regal stand und tatsächlich ein wenig Sommergefühl in unser Wohnzimmer bringen sollte…

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Ich muss gestehen, dass ich „Little Miss Sunshine“ – damit wird dieser Film immer wieder verglichen – noch nicht gesehen habe. Allerdings strahlt „Ganz weit hinten“ dieses typische Indie-Dramedy-Gefühl aus, das in den letzten Jahren ziemlich populär geworden ist. Das Drehbuch stammt von Nat Faxon und Jim Rash (genau, Dean Craig Pelton aus „Community“), die beide auch die Regie des Films übernommen haben und zwei der Nebenfiguren spielen. Auch darüber hinaus ist „The Way, Way Back“ mit Steve Carell, Toni Collette, Allison Janney, Sam Rockwell, Maya Rudolph und Amanda Peet überaus prominent besetzt – und auch die Jungschauspieler wissen zu überzeugen.

Im Grunde erzählen Jim Rash und Nat Faxon hier eine Coming-of-Age-Geschichte, in deren Zentrum die Freundschaft zwischen einem unglücklichen Teenager und dem Manager eines Wasserparks steht. Durch diese ungewöhnliche Beziehung schöpft der unter der Trennung seiner Eltern leidende Duncan neuen Mut und findet wieder Freude am Leben. Es ist keine komplexe Geschichte, doch wirkt sie echt und nahbar. An das Gefühl nicht dazuzugehören kann sich wohl schließlich jeder erinnern – und in Duncans Situation muss es sich noch viel schlimmer anfühlen. Man leidet mit ihm und ist dankbar für die Möglichkeit aus dem tristen Urlaubsalltag ausbrechen zu können. Dies liegt auch größtenteils an Steve Carell, der hier wirklich ein ziemliches Arschloch spielt. Da lobe ich mir doch Michael Scott.

Letztendlich ist „The Way, Way Back“ ein herzerwärmender und stets unterhaltsamer Coming-of-Age-Film, der uns einen Sommer lang am Leben dieser kaputten und doch irgendwie sympathischen Figuren teilhaben lässt. Kein großer Film, doch ein Film, der mir öfter ein Lächeln auf das Gesicht zauberte und mit einem gut geschriebenen Drehbuch sowie sehr spielfreudigen Schauspielern aufzuwarten weiß: 8/10 Punkte.