Nach meiner gestrigen Sichtung von „Arielle, die Meerjungfrau“, wende ich mich heute dem modernen Disney-Film zu: Als ich den Trailer zur Realverfilmung des Klassikers „Das Dschungelbuch“ sah, war ich alles andere als begeistert – erstens, dass Disney nun die alten Lizenzen ausgräbt und zweitens, dass der Look so unglaublich künstlich war. Nach etlichen positiven Besprechungen, habe es dann aber doch gewagt, einen Blick auf „The Jungle Book“ zu werden – und was soll ich sagen? Ich bin begeistert!

The Jungle Book (2016) | © Walt Disney
Das nächste Level des Animationsfilms
Ich liebe den Originalfilm „Das Dschungelbuch“ aus dem Jahr 1967 und habe ihn in meiner Kindheit unzählige Male gesehen. Ich besaß auch die Hörspielkassette und kann jeden Dialog mitsprechen und jeden Song mitsingen. Zu sagen ich sei skeptisch gewesen, wäre eine Untertreibung. Doch schon nach den ersten paar Sekunden kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: angefangen beim 2D-animierten Disney-Schloss im Intro, dann der herrlich lebendige Dschungel und das wunderbar immersive 3D. Ich war sofort gefangen von dieser Welt, die alle Künstlichkeit des Trailers verloren zu haben schien. Jon Favreau ( bekannt für „Iron Man“) ist hier wirklich ein Meisterstück der Effektgeschichte gelungen. Noch nie zuvor hat sich die Integration von Realfilm und Animation so natürlich angefühlt. Die Szene zwischen Mowgli und Raksha ist extrem beeindruckend und berührend – im wahrsten Sinne des Wortes.
Deutlich düsterer als der Zeichentrickfilm
Anfangs hatten meine Frau und ich noch überlegt, ob wir den Film nicht für eine Sichtung mit dem Zappelinchen aufsparen wollten, doch nun bin ich froh, dass wir uns dagegen entschieden hatten. Man sollte als Eltern wirklich immer selbst einen Eindruck von dem Film bekommen und sich nicht auf die FSK-Freigabe verlassen, denn für Sechsjährige ist „The Jungle Book“ schon ziemlich hart. Überhaupt ist es Jon Favreau und seinem Team gelungen, die Geschichte deutlich erwachsener zu erzählen, ohne dabei den typischen Disney-Charme zu vernachlässigen. Das Resultat ist eben kein klassischer Kinderfilm, sondern eher eine teils düstere Abenteuergeschichte.
So überzeugt ich sowohl von den audiovisuellen als auch inhaltlichen Elementen bin, so enttäuscht war ich vom Wegfall des bittersüßen Finales des Originals, in dem Mowgli zum ersten Mal die Stimme eines Mädchens hört – und dieser zu den Menschen folgt. Das fand ich als Kind immer sehr bewegend – einerseits wunderschön, einerseits auch extrem traurig. Aber vielleicht spart Disney sich das ja für den schon in Aussicht gestellten zweiten Teil auf. Und spätestens bei den fantastischen Closing-Credits hatte mich der Film wieder komplett auf seiner Seite. So viel Spaß hatte ich mit einem Abspann schon lange nicht mehr.
Fazit
Auch wenn ich zu Beginn sehr skeptisch war, konnte mich Disneys erste Realverfilmung eines ihrer Zeichentrick-Klassiker doch wirklich begeistern. Jon Favreau ergänzt das Original um ganz neue Elemente und behält doch den emotionalen Kern bei, von ein paar herrlich eingestreuten Verweisen einmal ganz zu schweigen. Ich hatte wirklich extrem viel Spaß mit „The Jungle Book“ und sehe den weiteren Realverfilmungen nun deutlich freudiger entgegen, denn in dieser Form stellen sie eine gelungene Ergänzung des ursprünglichen Materials dar: 9/10 Punkte.