Nachdem wir heute aufgrund des famosen Wetters zum ersten Mal in diesem Jahr draußen zu Abend gegessen haben, sind wir nur widerwillig ins Haus zurückgekehrt. Sommer ist es dann eben doch noch nicht. Somit bin ich aber endlich in den Genuss von „The Big Short“ gekommen, der mir bereits häufig ans Herz gelegt wurde. Spätestens seit Wulfs Besprechung wartete Adam McKays Film nun an vorderster Position in meinem Filmregal auf seine Sichtung…
Inzwischen habe ich mit „Wall Street“ und „The Wolf of Wall Street“ bereits mehrere Filme über die gierige Finanzwelt gesehen. Dieser hier unterscheidet sich von den beiden genannten und ähnelt ihnen zugleich. Adam McKay beschreibt ziemlich genau, wie es zur Finanzkrise 2008 kommen konnte und begleitet dabei eine Gruppe von Außenseitern, die als einzige die platzende Blase vorausgesehen haben. Oder besser, die zuvor nicht davon profitiert und die Immobilienblase somit nicht leichtfertig hingenommen haben. Wie es überhaupt soweit kommen konnte, ist auch nach der Sichtung des Films nur schwer verständlich. Diese Art von ungezähmter Gier in einer Welt ohne Moral wohnt allen drei Filmen inne.
Auch die Helden dieser Geschichte profitieren vom Platzen der Blase – und doch werden sie reflektierter gezeichnet als Gordon Gekko oder Jordan Belfort: Es gibt keine Exzesse, doch das große Geld lockt auch sie. Mit Christian Bale, Steve Carell und Ryan Gosling in den Hauptrollen, ist „The Big Short“ hochkarätig besetzt und weiß seine Trümpfe auch auszuspielen. Geschickt flechtet McKay bewusst vereinfachende Erklärbär-Clips ein, die uns Zuschauer unterhaltsam komplexe Sachverhalte beschreiben. Dennoch hätte ich mir an mancher Stelle mehr Tiefe gewünscht, schienen mir die Zusammenhänge oft doch zu vereinfacht dargestellt.
Auch vor den Auswirkungen der Finanzkrise scheut der Film nicht zurück. Hier bleibt er jedoch sehr plakativ und behält seinen oft zynischen Ton bei. Teils erinnerte mich der Film hier ein wenig an „Lord of War“, auch wenn dieser ein komplett anderes, wenn auch nicht weniger verruchtes Geschäft in den Mittelpunkt stellt. Die Balance aus Unterhaltung, Erklärung und leichtem Drama hält „The Big Short“ auf jeden Fall famos.
Insgesamt bin ich wahrlich sehr angetan davon, wie spielerisch es dem Film gelingt eine komplexe Geschichte temporeich, äußerst unterhaltsam und doch packend zu erzählen. Er bietet famose Schauspieler und ein paar wirklich denkwürdige Szenen. Ob er mir darüber hinaus jedoch noch lange im Gedächtnis bleiben wird, muss sich erst noch zeigen: 8/10 Punkte.
Amazon-Rezension von:
Hans-Peter Honig, Lehrer, Fachrichtung BWL
*
Ich kann meiner Empörung nicht genug Ausdruck verleihen!
Als Lehrmaterial ist dieser Film daher völlig ungeeignet!!
Keiner meiner Schüler konnte den Vortrag der blonden Schauspielerin in der Badewanne mit eigenen Worten reproduzieren!!!
Auszüge aus den Antworten auf die entsprechende Klausur-Frage zu Subprime-Mortgages:
„Die Immobilienkrise in den USA hatte auch was Geiles“,
„Aber hallo! Ich fühle mich auch schmutzig, kann ich reinkommen?“,
„Seifenblasen sind schlimmer und lästiger als Immobilienblasen“,
„Ich hab Stroh mitgebracht!“
Ein Stern, weil man zwingend mindestens einen Stern vergeben muss!
1 von 5 Sternen
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Von diesen offensichtlichen Mängeln für die Praxis abgesehen ein prima unterhaltsamer Film.
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Haha, herrlich Herr Inishmore! 😀
Da hast du deiner Kreativität einmal wieder völlig freien Lauf gelassen. Zumindest gehe ich stark davon aus, dass diese Fake-Rezension auf deinem Mist gewachsen ist. Magst du nicht ein neues Blog mit derlei Besprechungen starten? Einen Abonnenten hättest du auf jeden Fall! 😉
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Ich kann nicht ausschließen, dass es so eine Bewertung (gerne von den Schreibern auch stolz „Rezession“ genannt) auf amazon schon gibt. Da käme ich mit einem Blog gar nicht an die Realität heran 😉
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Das war wirklich eine echte Rezension? Google hat nichts ausgespuckt. Unfassbar. Ich würde aber auch ein Blog lesen, das solche Sternstunden der Filmbesprechung sammelt… 😀
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Nein, nein, das ist schon auf meinem MIst gewachsen. Aber da ich gerne mal bei amazon nach Meinungen stöbere, ist mir schon einiges über den Weg gelaufen. Gerade die 1-Sterne-Bewertungen zu Filmen sind stellenweise ein Blick in den Abgrund der menschlichen Seele.
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Sie verwirren mich, Herr Inishmore! Die Sache mit dem Blog ist also geritzt? 😀
Ja, da liest man manchmal schon so einiges. Und man stelle sich einmal vor, dass sich potenzielle Käufer tatsächlich von so etwas leiten lassen. Gruselig.
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Ach, das ging ja jetzt schnell (und Danke fürs Verlinken). Ein Punkt Differenz geht total in Ordnung, ich sehe wir sehen den Film wieder sehr ähnlich, wobei du natürlich Recht hast, dass ihm ein wenig mehr Tiefe sicher gut getan oder zumindest nicht geschadet hätte. Also mir ist „The Big Short“ nach den vielen Wochen tatsächlich in vielen Punkten noch sehr präsent, weshalb ich auch meine geringfügig höhere Wertung mir gegenüber gut rechtfertigen kann.
So, dann gehe ich mal deinen Artikel auch verlinken 😉
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Ja, der eine Punkt reißt es nicht raus und mir werden so manche Szenen bestimmt auch in Erinnerung bleiben. Und natürlich das Gefühl, dass das einfach keine wahre Geschichte sein kann. Spricht nicht gerade für unsere Wirtschaftssysteme. Aber nun gut, das mit der ungezügelten Gier gab es ja schon immer…
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Hach Mensch, den habe ich immer noch nicht gesehen und dabei wird mir der von allen Seiten empfohlen…
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Lohnt sich… 🙂
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Glaub ich gern.
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