This Is Us – Season 1

Eigentlich wollte ich mit der Sichtung dieser Serie noch warten bis sie abgeschlossen ist oder zumindest ein paar mehr Staffeln verfügbar sind. Nach der epischen siebten Staffel von „Game of Thrones“ habe ich aber bewusst zu diesem Familiendrama gegriffen, um einen gewissen Gegenpol zu setzen. Nachdem ich nun gut zwölf Stunden mit „This Is Us – Season 1“ verbracht habe, bin ich einerseits froh, die Serie schon jetzt gesehen zu haben, andererseits aber auch nicht, da die Wartezeit bis zur zweiten Staffel unendlich lang werden wird…

This Is Us – Season 1 | © NBC

This Is Us – Season 1 | © NBC

Das Bild einer Familie über mehrere Jahrzehnte

Ich liebe gut geschriebene Familienserien. Seit der letzten Staffel von „Parenthood“ klafft eine Lücke in meinem Programm – und „This Is Us“ schickt sich an, diese gekonnt zu füllen. Tatsächlich erinnert die Serie sehr an Jason Katims famoses Familiendrama, das sich über sechs Staffeln in mein Herz gespielt hat. Sogar so sehr, dass ich fast schon verwundert war, ihn im Abspann nicht als Showrunner verewigt zu sehen. Der Kniff, der „This Is Us“ so besonders macht, ist dabei so einfach wie genial: Die Erzählung über unterschiedliche Zeitebenen ist einfach großartig und funktioniert unglaublich gut. Zudem hat die Serie dadurch Erinnerungen an meine eigene Kindheit und Jugend geweckt. Ganz besonders deshalb, da sich meine Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen und letztendlich bis hin zum Vater über exakt den gleichen Zeitraum erstreckt hat, wie bei den drei Geschwistern der Serie: von den frühen 80ern bis heute. Das verstärkt das Identifikationspotenzial enorm.

Schon nach nur 18 Episoden bin ich großer Fan aller Figuren – und das sowohl auf der heutigen Zeitebene als auch in der Vergangenheit. Die Serie ist unglaublich emotional erzählt und gerade gegen Ende bleibt kein Auge mehr trocken. Wirklich rundum gelungen. Dennoch gibt es auch ein paar Schwachstellen, die glücklicherweise nicht zu sehr ins Gewicht fallen: Teils war mir der Fokus auf die oft sehr dramatischen Handlungselemente ein wenig zu stark. Das hat die Geschichte zwar nach vorne getrieben, aber auch unrealistisch anmutende Schwerpunkte gesetzt. Aber vermutlich erinnert man sich im Leben auch eher an die dramatischen Dinge. Insofern passt diese Erzählweise wiederum sehr gut zur gewählten Form.

Fazit

„This Is Us“ ist eine Serie wie für mich gemacht. In jeder Hinsicht. Wie oben schon angedeutet, finde ich es extrem schade, mit der ersten Staffel bereits abgeschlossen zu haben. Ich vermisse die Charaktere jetzt schon. Sie sind mir ans Herz gewachsen und ich freue mich bereits jetzt auf den Zeitpunkt, wenn es in mit der zweiten Staffel weitergeht. Es wird dann wie nach Hause kommen sein: 9/10 (9.2) Punkte.

The Walking Dead – Season 7

Wie jedes Jahr bin ich pünktlich zur Weihnachtszeit wieder zu den geliebten Untoten zurückgekehrt. Eine, ähm, schöne Tradition. Endlich die Auflösung zu der Frage, wen der neue Bösewicht Negan am Ende der sechsten Staffel umbringt. Insofern war meine Vorfreude auf „The Walking Dead – Season 7“ durchaus hoch und ich habe die erste Hälfte der Staffel auch wirklich verschlungen. Danach jedoch…

The Walking Dead – Season 7 | © Twentieth Century Fox

The Walking Dead – Season 7 | © Twentieth Century Fox

„Lucille is thirsty. She is a vampire bat!“

Ja, Negan ist der Star der siebten Staffel, keine Frage. Die erste Episode ist auch wirklich extrem unangenehm und mitreißend anzusehen. Puh. Danach war ich erst einmal bedient. Wenn die Staffel so weitergegangen wäre, hätte sie eine extreme Tour-de-Force dargestellt. Doch schon kurz darauf begeben wir uns in bekannte Gefilde mit ein paar Episoden, die viele Charaktermomente und das nötige Maß an Brutalität bieten. Speziell die Episoden, in denen wir Negan genauer kennenlernen, sind dann auch ziemliche Highlights. In ihrem letzten Drittel fällt die Staffel jedoch in ein ziemliches Loch und präsentiert uns eine Füllepisode nach der anderen. Hier hat mich die Serie häufig unangenehm an das Spin-off „Fear the Walking Dead“ erinnert, das in seiner zweiten Staffel noch einmal extrem abgebaut hat.

Ich war damals froh, dass man der Serie 16 statt 13 Episoden pro Staffel spendiert hat. Doch inzwischen würde ich mir fast wünschen, dass die Autoren die Handlung nicht so ewig auswälzen und sich auf alte Stärken zurückbesinnen – und das schreibe ich als jemand, der selbst die oft als langweilig angesehene zweite Staffel großartig fand.

Fazit

Insgesamt hat mich auch die siebte Staffel von „The Walking Dead“ sehr gut unterhalten. Leider jedoch hat die zu Beginn extrem dichte Handlung mit dem weiteren Verlauf ziemlich abgebaut und gerade das letzte Drittel war schon fast ärgerlich beliebig. Einzig im Finale kam noch ein wenig Spannung auf, wenngleich es auch kein Vergleich zur vorherigen Staffel war. Insgesamt weiterhin sehenswert, doch mit Abstand die schwächste Staffel bisher: 7/10 (7.3) Punkte.

Game of Thrones – Season 7

Wie lange musste ich warten, bis auch ich endlich in den Genuss von „Game of Thrones – Season 7“ gekommen bin – und dann ist nach sieben Episoden schon wieder alles vorbei. Doch damit bin ich zumindest nicht alleine. So erging es vor knapp einem Jahr auch den Zuschauern, die bereits bei der Pay-TV-Ausstrahlung eingeschaltet hatten. Bis zur Ausstrahlung der achten und finalen Staffel, müssen wir uns nun alle noch ein gutes Jahr gedulden. Bis dahin jedoch, könnt ihr euch noch meine Besprechung zur siebten Staffel zu Gemüte führen…

Game of Thrones – Season 7 | © Warner Home Video

Game of Thrones – Season 7 | © Warner Home Video

Die Herrschaft des Feuers

Dachte ich bereits, die finalen Episoden der sechsten Staffel seien an epischen Bilder nicht mehr zu überbieten, so setzt die Serie in ihrem siebten Jahr die Messlatte noch eine ganze Stufe höher. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man endlich bombastische Drachen-Action zu sehen bekommt, wie es sie ohnehin viel zu selten in Film und Fernsehen gibt. Aufgrund der Produktionswerte kann ich auch verstehen, warum man sich auf sieben Episoden beschränkt hat. Die Effekte stehen denen großer Blockbuster in nichts nach und es ist einfach nur famos, die Drachen endlich im Einsatz zu sehen. Durch die Verdichtung der Laufzeit schreitet die Geschichte auch viel schneller voran, als man dies aus den vorhergehenden Staffeln gewohnt war. Dies sehe ich durchaus als positiven Punkt, wenngleich ich gerne auch mehr Zeit in Westeros verbracht hätte. Gerade die episch angelegt Episoden mit über 70 bis 80 Episoden Laufzeit lassen ein richtiges Kinogefühl aufkommen.

Zusammenführung offener Handlungsstränge

Müsste ich die Staffel mit nur einem Wort beschreiben, dann wäre dies wohl Payoff. Es fügt sich endlich vieles zusammen, was zuvor behutsam aufgebaut wurde. Die Drachen-Action (ich kann es nicht oft genug erwähnen) ist nur ein Teil davon. So treffen endlich Daenerys Targaryen und Jon Snow aufeinander. Arya und Bran finden zurück nach Winterfell und werden mit Sansa wiedervereint. Es kommt zum Zusammentreffen zwischen Tyrion und Cersei, dem auch alle anderen wichtigen Parteien beiwohnen. Der Night King demonstriert seine Macht und die große Bedrohung wird endlich greifbar. Selbst Theon Greyjoy bekommt seinen Erlösungsmoment mit Jon Snow und darf kurz darauf heldenhafte Anwandlungen zeigen. Das alles ist so dicht und packend erzählt, dass kaum eine Verschnaufpause bleibt. Durch die Auflösung dieser detailliert vorbereiteten Handlungsstränge stellt sich laufend ein Gefühl der Befriedigung ein, selbst wenn diese siebte Staffel letztendlich nur der Prolog zum großen Finale ist.

Fazit

Nun liegt bereits die zweite Staffel hinter mir, die über George R. R. Martins Vorlage hinausgeht. Mich würde tatsächlich interessieren, was dabei alles auf der Strecke geblieben ist bzw. ob die Showrunner es erneut geschafft haben, die komplexen Inhalte gekonnt zu verdichten. Ob man es jemals erfahren wird? Eines ist sicher: Auch die siebte Staffel von „Game of Thrones“ bietet famose Fantasy-Unterhaltung und ich kann eine Rückkehr nach Westeros schon jetzt nicht mehr erwarten. Ganz großes Serienkino: 10/10 (9.6) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Black-ish – Season 2

Liebt ihr das auch? Ihr schaut eine Serie, seid so richtig drin – und dann nimmt sie der Streaming-Anbieter aus dem Programm. So geschehen bei meiner Sichtung von „Black-ish – Season 2“ (die Serie wurde einige Wochen später glücklicherweise wieder ins Programm genommen). Ich weiß schon, warum ich immer noch pysische Medien bevorzuge. Doch trotz der unfreiwilligen Pause hatte ich wieder enorm viel Spaß mit den Johnsons…

Black-ish – Season 2 | © ABC Studios

Black-ish – Season 2 | © ABC Studios

Sozialkritische Comedy par excellence

Nachdem ich bei der ersten Staffel noch ein wenig gebraucht habe, um in das Konzept Sozialkritik meets Familien-Comedy reinzufinden, ist mir das im zweiten Jahr deutlich leichter gefallen. Selbst die vieldiskutierte Episode „Hope“ hat mich in dieser Hinsicht voll und ganz überzeugt. Es macht richtig Spaß, die Familie Johnson bei ihrem Kampf mit den alltäglichen Problemen zu begleiten. Die Balance aus Themen, die wohl jeder Elternteil nachvollziehen kann, bis hin zu sehr spezifischen Problemen ist dabei wunderbar ausgeglichen. Hinzu kommt ein selbstironischer Unterton, der gerade Vater Dre Johnson (Anthony Anderson) als jemanden zeichnet, der oftmals über das Ziel hinausschießt. Dass dabei die schmerzhaften Wahrheiten niemals ins Lächerliche gezogen werden, ist eine der großen Leistungen der Serie.

Über den Verlauf der Staffel werden auch die Charaktere und ihre Eigenheiten besser herausgearbeitet, was zu ein paar netten Running Gags führt. Ich mag die Serie sehr gerne, gerade weil sie auch eine der wenigen aktuellen Familien-Comedys ist, die man sich wirklich gut und ohne Fremdschämen anschauen kann. Eben weil sie modern und doch klassisch ist. Und beides in bestem Sinne.

Fazit

Ich habe das zweite Jahr mit den Johnsons sehr genossen und hoffe, dass auch die folgenden Staffeln zeitnah verfügbar sein werden. Bis dahin kann ich euch nur empfehlen, auch einmal reinzuschauen. Ernste und wichtige Themen werden mit Humor und ohne erhobenen Zeigefinger präsentiert. Das macht die Serie sehr sympathisch und tatsächlich auch relevant: 8/10 (8.3) Punkte.

Shameless (US) – Season 7

Eigentlich wollte ich mich nach dem „Penny Dreadful“-Marathon endlich der siebten Staffel von „Game of Thrones“ zuwenden, doch dann grätschte mir die nette Familie Gallagher mit „Shameless – Season 7“ dazwischen. Keine Frage also, dass ich mich zunächst mit dieser beschäftigt habe, denn was den Unterhaltungswert angeht, kann kaum eine weitere aktuell laufende Serie dieser hier das Wasser reichen…

Shameless – Season 7 | © Warner Home Video

Shameless – Season 7 | © Warner Home Video

Die Gallaghers sind zurück – und wie!

Hatte ich bei der sechsten Staffel noch das Gefühl, die Serie könnte langsam an der nötigen Bodenhaftung verlieren, so fühlte sich das siebte Jahr wieder deutlich geerdeter an. Wobei das bei den Gallaghers natürlich immer noch komplettes Chaos bedeutet. Begeistert haben mich vor allem die teils unerwarteten Wendungen bzw. Entscheidungen der uns ans Herz gewachsenen Figuren. Überraschend und doch absolut glaubwürdig – und dabei im Rahmen einer Weiterentwicklung der Charaktere sinnvoll. Vielleicht hätte sich Rian Johnson diese Serie zur Vorbereitung seiner Drehbucharbeit an „Star Wars: The Last Jedi“ einmal anschauen sollen. Selbst wenn viele bekannte Elemente aufgegriffen werden, so macht jede Figur doch eine konsequente, überraschende und dabei komplett nachvollziehbare Entwicklung durch.

Wenn ich nun meinen Lieblingshandlungsstrang nennen müsste, ich könnte mich nicht entscheiden. Alle sind auf ihre Art und Weise großartig:

  • Frank sucht sich eine Ersatzfamilie und eröffnet – natürlich völlig uneigennützig – ein Obdachlosenheim, kurz bevor ihn der größte emotionale Tiefschlag seines Lebens ereilt.
  • Fiona kapselt sich emotional ab und zieht ihr Ding durch, was konkret bedeutet: Sie wird Geschäftsfrau und kauft einen Waschsalon, dessen ursprüngliche, senile Besitzerin sie danach zusätzlich betreut.
  • Carl lässt sich für seine Freundin beschneiden, wird danach abserviert, verbündet sich mit ihrem Vater und geht letztendlich auf eine Militärschule.
  • Lip arbeitet als unbezahlter Praktikant in einem Hipster-Startup, kommt nicht vom Alkohol los und stürzt komplett ab.
  • Ian geht eine Beziehung mit einem transsexuellen Mann ein und muss sich im weiteren Verlauf zwischen seinem inzwischen geregelten Leben und dem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Mickey Milkovich entscheiden.
  • Debbie kämpft um ihre Tochter, heiratet einen geistig und körperlich behinderten Mann und geht aus alldem erwachsener heraus als je zuvor.

…und das war nur ein kleiner Teil der famosen Geschichten, die „Shameless“ im inzwischen siebten Jahr zu erzählen weiß.

Fazit

Was waren die letzten zwölf Stunden mit den Gallaghers für ein Vergnügen. Herrlich! Ich schaue ja wirklich viele Serien, doch so durchgehend unterhaltsam ist kaum eine zweite Show. Dabei schaffen es die Autoren und Darsteller weiterhin perfekt Drama und Humor zu kombinieren, ohne ihre Charaktere der Lächerlichkeit preiszugeben. Brisante Themen werden luftig leicht inszeniert, nur um im nächsten Moment zum emotionalen Tiefschlag auszuholen. Großartig! Im siebten Jahr einer Serie solch eine Qualität abzuliefern, ist eine Kunst für sich: 9/10 (9.4) Punkte.

Life in Pieces – Season 2

Kaum zu glauben, doch ich habe „Life in Pieces – Season 2“ nach über einem Jahr tatsächlich zu Ende geschaut. Manchmal ist es also gar nicht so schlecht, bei Serien eine Pause einzulegen. Warum ich die Sichtung der Comedy-Show doch wieder aufgenommen habe, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Life in Pieces – Season 2 | © 20th Century Fox Television

Life in Pieces – Season 2 | © 20th Century Fox Television

Comedy-Happen mit teils seltsamem Humor

Im Grunde hat sich im Vergleich zur ersten Staffel nichts geändert: Immer noch bekommen wir eine turbulente Familien-Comedy in ca. fünfminütigen Häppchen serviert. Jeweils vier dieser Häppchen ergeben eine Episode, die meist keinen roten Faden zwischen den einzelnen Segmenten bietet. Nach wie vor sehe ich das als großen Schwachpunkt der Serie, weshalb ich auch nach der achten Episode ausgestiegen bin. Zumindest vorerst. Als uns eine 20-minütige Serie im Programm fehlte, habe ich doch wieder eingeschaltet und bin sogleich bei einer Episode gelandet, die tatsächlich eine Verbindung zwischen den einzelnen Geschichten schafft. Auch den Humor fand ich deutlich angenehmer und für ungefähr acht weitere Episoden war ich der Serie gegenüber erstaunlich positiv eingestellt.

Leider jedoch konnte sich der positive Eindruck nicht bis zum Schluss halten, wobei ich auch sagen muss, dass ich größtenteils zwei Segmente wirklich witzig fand, eines eher durchschnittlich und das vierte dann eher schwach. Wenn es diese strikte Trennung nicht geben würde, wäre der Gesamteindruck wohl auch deutlich besser gewesen. Doch manche Figuren, speziell die WG-Bewohnerin Dougie, sind unglaublich klischeehaft geschriebene Stereotypen, die mir teils den Spaß an den anderen Geschichten verdorben haben, selbst wenn diese deutlich besser waren.

Fazit

Immer noch eine durchaus launige Familien-Comedy, die unter ihrem starren Konzept leidet. Der Humor war mir teils zu flach, doch ein paar Charaktere mag ich inzwischen wirklich gerne. Wenn man die Serie nicht geballt schaut, funktioniert sie als netter Tagesabschluss ziemlich gut. Kein Comedy-Hit, sondern nette Unterhaltung – zumindest drei Viertel der Show: 7/10 (6.9) Punkte.

Penny Dreadful – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Um die Serie bin ich im vergangenen Jahr schon länger herumgeschlichen und die beständigen Empfehlungen verschiedenster Blogger (ganz besonders mwj) haben ihr Übriges getan, um mich zum Kauf der Komplettbox von „Penny Dreadful“ zu bewegen. Im Vorfeld wusste ich nur, dass die Serie die Horrorgestalten des viktorianischen Englands vereint und Eva Green die Hauptrolle spielt. Was hat „Penny Dreadful“ sonst noch zu bieten?

Penny Dreadful | © Paramount (Universal Pictures)

Penny Dreadful | © Paramount (Universal Pictures)

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Boardwalk Empire – Season 5

Es ist vorbei. Unglaublich. Die letzten Episoden von „Boardwalk Empire – Season 5“  liegen hinter mir. Was für ein Abschied. Was für ein Finale. Der Claim der fünften Staffel trifft den Nagel auf den Kopf: No one goes quietly. Die abschließenden acht Episoden der HBO-Serie wirken in vielerlei Hinsicht anders als die vorherigen, doch gerade deshalb sind sie so beeindruckend. Der Kreis schließt sich. Kleinere Spoiler sind zu erwarten.

Boardwalk Empire – Season 5 | © Warner Home Video

Boardwalk Empire – Season 5 | © Warner Home Video

Wie wurde Enoch Thompson zu Nucky?

Egal ob wir uns diese Frage gestellt haben oder nicht, die letzte Staffel von „Boardwalk Empire“ gibt uns die Antwort. Aus den Fragmenten, die wir aus den vorangegangenen vier Staffeln kennen, haben wir schon ein recht gutes Bild der Ereignisse: Enoch wächst in armen Verhältnissen auf, sein Vater trinkt, das Verhältnis zu seinem Bruder ist angespannt. Irgendwann wird er Sheriff, seine Frau verliert das Kind und stirbt. Dann lernt er Gillian Darmody kennen und das Schicksal nimmt seinen Lauf. In der fünften Staffel bekommen wir genau diese Eckpfeiler durch Rückblenden erzählt. Dabei ist es wirklich erstaunlich, wie gut die beiden jungen Schauspieler den erwachsenen Nucky bzw. Steve Buscemi nachahmen. Auch wenn es nicht unbedingt nötig war, Nuckys langsames und doch bewusstes Abrutschen in den moralischen Verfall zu zeigen, so ist diese Darstellung gerade in der Kombination zu den Geschehnissen des Jahres 1931 wahrlich meisterhaft gelungen.

Auch in der Gegenwart der Serie entspinnt sich die Handlung packend weiter: Mit Lucky Luciano und Meyer Lansky sind die jungen Wilden endlich an der Macht und leben das auch deutlich aus. In Chicago erleben wir auch die Hochphase Al Capones, die speziell für Nelson Van Alden so einige Überraschungen bereithält. Auch Chalky White wird von der Vergangenheit eingeholt und muss sich seinen vergangenen Träumen stellen. Bleibt noch Nucky, der – immer mehr in die Ecke gedrängt – den Ausstieg bzw. neue Geschäftsmöglichkeiten sucht. Am Ende scheint er mit seiner Taktik auch erfolgreich gewesen zu sein. Doch seht selbst…

Warum faszinieren uns Gangster?

Wenn man sich mit Gangstern in Film und Fernsehen beschäftigt, dann steht diese Frage oft an erster Stelle. Gleich darauf folgt die These, dass Gangster glorifiziert würden und man ihnen deshalb verfällt. Auch wenn ich das nicht komplett verneinen möchte, so glaube ich jedoch, dass mehr dahintersteckt. Auch in „Boardwalk Empire“ gibt es kein Happy End für Nucky und Co. Nein, jeder – vom Emporkömmling bis zum großen Gangsterboss – findet ein unrühmliches Ende. Es bleibt nichts. Nur die Geschichten. Und sind diese es wert erzählt zu werden? Ich finde ja, denn im Mittelpunkt steht stets die Frage nach der Moral. Mit welcher Entscheidung kann ich leben? Wann ist die Grenze überschritten und wie weit kann ich diese schieben? Wie geht es den Menschen im Umfeld der großen Gangster? Gerade das serielle Erzählen ist hier ein Zugewinn, der „Boardwalk Empire“ viele zusätzliche Perspektiven ermöglicht. In meinen Augen steht die Serie dem großen anderen Gangster-Drama „The Sopranos“ in nichts nach, war popkulturell aber leider nie so relevant.

Mit der fünften Staffel hat die Serie ihr perfektes Ende gefunden und ich bin immer noch schwer beeindruckt, wie gut letztendlich alles zusammengepasst hat. Einzig ein wenig mehr Luft (also vielleicht ein, zwei Episoden) hätte dem Finale gut getan. Eine wirklich schwache Staffel hatte die Serie aber so oder so nicht zu bieten:

  1. „Boardwalk Empire – Season 2“ (9.8 Punkte)
  2. „Boardwalk Empire – Season 1“ (9.7 Punkte)
  3. „Boardwalk Empire – Season 5“ (9.5 Punkte)
  4. „Boardwalk Empire – Season 4“ (9.4 Punkte)
  5. „Boardwalk Empire – Season 3“ (9.3 Punkte)

Fazit

Wie ihr bereits den Besprechungen der letzten Staffeln entnehmen konntet, ist „Boardwalk Empire“ für mich eine wahre Ausnahme-Serie. Leider hat man ihr nie den Stellenwert eines „The Sopranos“ (auf einem Level) oder auch „Breaking Bad“ (in meinen Augen deutlich schwächer) zugesprochen. Wer den Gangsterfilm (speziell von Martin Scorsese oder Brian De Palma) mag, der wird diese Serie lieben. Für mich eine der großen, epischen Erzählungen in diesem Genre: 10/10 (9.5) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Black-ish – Season 1

Nachdem ich mich mit „Veep“ und „Boardwalk Empire“ zuletzt auf qualitativ hochwertige Pay-TV-Serien konzentriert hatte, war es gar nicht so einfach im normalen Streaming-Angebot eine Network-Comedy zu finden, die man sich am Ende eines langen Tages völlig entspannt ansehen kann. Nachdem ich die zweite Staffel von „Life in Pieces“ vorerst vorzeitig abgebrochen hatte, gab ich „Black-ish – Season 1“ eine Chance. Diese Entscheidung sollte sich als die richtige herausstellen…

Black-ish – Season 1 | © ABC Studios

Black-ish – Season 1 | © ABC Studios

Eine herrlich klassische Familien-Sitcom

Wie gerne würde ich jetzt den Vergleich zu „Die Bill Cosby Show“ ziehen. Neben „Alf“ meine erste Begegnung mit einer Sitcom und… aber nein, speziell über diese Serie will ich heute nicht mehr reden. Ihr kennt die Gründe. Also wenden wir uns lieber „Black-ish“ zu, die in (fast) jeder Hinsicht eine zeitgemäße Comedy-Serie ist. Auch wenn in jeder Episode eine gesellschaftlich relevantes Thema angesprochen wird, so bietet „Black-ish“ in vielerlei Hinsicht doch ganz klassische Familienunterhaltung. Und das hat mir die Serie wirklich sympathisch gemacht. Zwar werden schwarze Themen ganz bewusst (und das mit einer gesunden Mischung aus Ernsthaftigkeit und Selbstironie) angesprochen, doch wirkt die Serie nie belehrend.

Fazit

Auch wenn sich die Serie einiges traut und auch schwierige Themen verarbeitet, so merkt man doch, dass man es mit einer Network-Serie zu tun hat. Gerade der formelhafte Aufbau wirkt über 24 Episoden gestreckt ein wenig ermüdend, was aber auch zur klassischen Erzählform der Familien-Comedy passt. Insgesamt hatte ich viel Spaß mit der Familie Johnson und werde bestimmt noch ein wenig mehr Zeit mit ihr verbringen: 8/10 (7.6) Punkte.

Boardwalk Empire – Season 4

Ist es nicht toll, wenn man sich so richtig in einer Serie verlieren kann? Dieses Gefühl hat „Boardwalk Empire – Season 4“ in den letzten zwei Wochen bei mir ausgelöst. Nachdem ich die vorherigen drei Staffeln in recht kurzer Zeit gesehen habe, betreibe ich für meine  Verhältnisse fast schon exzessives Binge-Watching, sprich ich schaue so gut wie jeden Abend eine neue Episode. Ob ich der Serie damit inzwischen schon überdrüssig geworden bin, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Boardwalk Empire – Season 4 | © Warner Home Video

Boardwalk Empire – Season 4 | © Warner Home Video

Das Ende ist nah…

Das vierte Jahr der Serie fühlt sich tatsächlich anders an als die vorhergehenden Staffeln und insbesondere auch als das dritte Jahr. Man merkt, dass sich die Autoren so langsam aber sicher darauf vorbereiten, die Erzählstränge ihrer Charaktere zu Ende zu führen. Teils geschieht dies auch schon innerhalb der vierten Staffel und ich fand es bemerkenswert, dass kaum eine Figur aus den Anfangstagen vergessen wurde. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass man manchen Erzählstrang durchaus schneller hätte abschließen können. Durch die perfekte Inszenierung und das lustvolle Spiel der Darsteller kommt jedoch nie Langeweile auf und ich hätte mir manchmal nur gewünscht, dass gewisse Charaktere (noch) mehr Zeit bekommen. Gerade auch weil das vierte Jahr für kaum eine der Figuren positive Entwicklungen bereithält.

Mit Dr. Valentin Narcisse (gespielt von Jeffrey Wright) gibt es einen neuen Gegenspieler in Atlantic City, der sich von Gyp Rosetti aus dem Vorjahr ziemlich unterscheidet. Ein Soziopath ist er dennoch. Speziell Chalky White hat unter Narcisse zu leiden, was seine Geschichte zu einer der interessantesten der Staffel macht. Mit Sally Wheet (gespielt von Patricia Arquette) betritt auch eine neue weibliche Figur die Bühne, die speziell im Schlagabtausch mit Nucky großartig ist. Überhaupt agiert Nucky in dieser Staffel eher im Hintergrund, was für ganz besondere Spannungen sorgt. Und der unterhaltsamste Handlungsstrang? Der gehört wohl Nelson Van Alden (gespielt von Michael Shannon) und schwankt zwischen Wahnsinn und Komik. Wer hätte gedacht, dass sich diese Figur über den Verlauf der Serie so extrem entwickelt?

Fazit

Zu Beginn der Staffel hatte ich mich tatsächlich  noch gefragt, ob sich die Autoren nicht ein wenig verrennen, indem sie jeden Charakter (z.B. Gillian Darmody oder Richard Harrow) auserzählen. Spätestens in den finalen Episoden kulminieren die Ereignisse jedoch, so dass alles Vorangegangene plötzlich Sinn ergibt. Wirklich unfassbar, was hier auf die Figuren und auch uns Zuschauer einprasselt. Was für ein Finale! Die verbleibenden acht Episoden dürften nun extrem spannend werden: 9/10 (9.4) Punkte.