Heute war ein ziemlich durchwachsener Tag, an dem eigentlich nur das Erreichen eines persönlichen Ziels heraussticht. Die wenige Weihnachtsstimmung war schon lange verfolgen und somit durfte es abends auch ein wenig martialischer vonstatten gehen. Mit „1917“ ist ein Film im Player gelandet, den ich schon lange sehen wollte. Schon alleine aufgrund seiner technischen Qualitäten. Was er sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung… 🎥

1917 (2019) | © Universal Pictures Germany GmbH
Erschreckend immersives Kriegskino
Natürlich muss ich zunächst auf die technischen Aspekte eingehen, denn Sam Mendes hat „1917“ wie einen One-Shot, eine einzige große Plansequenz, angelegt. Im Gegensatz zu Sebastian Schippers „Victoria“, der tatsächlich in einem Stück gedreht wurde, ist dieser Film offensichtlich in mehrere ca. sechsminütige Häppchen unterteilt. Bei der Nahtlosigkeit der Szenen wurde, wie es damals bereits Alfred Hitchcock in „Cocktail für eine Leiche“ gemacht hat, entsprechend nachgeholfen. Dies schadet der Immersion allerdings nicht und wäre technisch auch gar nicht anders möglich gewesen, denn im Gegensatz zu „Victoria“ ist „1917“ natürlich ein Epos inklusive Spezialeffekte, Massenszenen und reichlich Action. Rein audiovisuell ist Sam Mendes und Roger Deakins, den ich hier unbedingt erwähnen möchte, ein extrem imposanter Film gelungen. Doch wie sieht es inhaltlich aus?
Tatsächlich kann und sollte man bei „1917“ Form und Inhalt nicht trennen. Denn durch die One-Shot-Technik ist man unglaublich nahe an den Figuren dran und erlebt auch Momente, die in dieser Ausführlichkeit normalerweise nicht gezeigt worden wären. Dies lässt eine große Bindung entstehen und das Grauen des Krieges nur umso unmittelbarer wirken. Dennoch funktioniert der Film auch narrativ wie ein Film und in den knapp 120 Minuten Laufzeit passiert eigentlich zu viel, um wirklich als Echtzeit durchzugehen. Dennoch habe ich das Gefühl, Mendes und seine Co-Autorin Krysty Wilson-Cairns haben eine gute Balance zwischen Immersion und filmischem Erzählen gefunden. Als am Ende die Tour de Force überstanden war, bin ich auch auf dem Sofa zusammengesackt. Erst einmal durchatmen.
Fazit
„1917“ ist ein in vielerlei Hinsicht beeindruckender Film. Ich kann noch nicht sagen, ob er beim zweiten Mal genauso gut funktionieren wird, wenn man die Stationen der Reise bereits kennt. Dieses erste Mal hat er mich jedoch umgehauen. Näher am Krieg will ich wirklich nie dran sein müssen: 9/10 Punkte.