Nach einer 60-Stunden-Woche (zugegebenermaßen in zwei Jobs) war mein Kopf gestern Abend eigentlich nicht mehr sonderlich aufnahmefähig, doch die neuen Filme stapeln sich und somit habe ich „Wer ist Hanna?“ in den Player geschoben. Ich hatte sehr gemischte Meinungen darüber gelesen, fand jedoch den Trailer interessant genug, um mich zu einer Sichtung hinreißen zu lassen…
Erwartet hatte ich im schlimmsten Fall eine uninspirierte Kopie von „Die Bourne Identität“, sprich einen weiteren Agententhriller nach Schema F. Auf die Geschichte trifft das auch zu und die gesamte Handlung fände wohl auf einer Briefmarke Platz. Für mich ist „Hanna“ – so der Originaltitel – jedoch einer der wenigen Filme, die sich hauptsächlich durch ihre formalen Merkmale definieren – und, was selten vorkommt, dennoch exzellent funktionieren. Hinzu kommt die titelgebende Hauptfigur, die den Film meiner Meinung nach mühelos trägt, da man diese fremdartige und seltsam künstlich wirkende Welt durch ihre Augen kennenlernt. Eine fantastische Leistung von Saoirse Ronan (Susie Salmon, „In meinem Himmel“).
Man könnte erwarten, dass durch die überstilisierte Inszenierung im Zusammenhang mit dem hypnotischen Elektroscore von THE CHEMICAL BROTHERS – der Jugend der 90er noch durch ihren Hit BLOCK ROCKIN‘ BEATS bekannt – eine große Distanz zu den Charakteren aufgebaut wird, doch überraschenderweise wirken diese sehr lebendig und innerhalb ihrer stilisierten Welt glaubwürdig. Überhaupt ist die märchenhafte Atmosphäre die ganz große Stärke des Films, da sie uns auf eine Wahrnehmungsebene mit Hanna bringt.
Wie soll man also „Wer ist Hanna?“ am besten beschreiben? Agententhriller? Roadmovie? Actionfilm? Irgendwie etwas von all dem und doch dominiert kein Element die anderen eindeutig. Der Film passt in keine Schublade und wenn man ihn in eine stecken wollte, müsste man für diese wohl die Kategorie Actionmärchen erfinden. Auch wenn der Film inhaltlich nicht besonders ausgefeilt ist, so überzeugt er doch durch seine Charaktere und kann durch seine formalen Aspekte beeindrucken. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste Sichtung: 8/10 Punkte.
60-Stunden-Woche? Zwei Jobs? Klingt nach Horror.
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Klingt vermutlich dramatischer als es ist: Im regulären Job befinden sich ein paar Projekte in der heißen Phase, was die zusätzlichen Stunden erfordert, und das Fachhochschulsemester hat begonnen, so dass ich mir die Wochenenden zurzeit wieder als Dozent um die Ohren schlage – macht zwar Spaß, ist aber insgesamt anstrengend, weil eben alles zusammenkommt.
Übrigens habe ich deine Kritik zum Film natürlich gelesen und auch wenn wir mal wieder auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, so fand ich sie doch zumindest interessant…
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Bei der Zweitsichtung hatte ich ja dann schon 6,5 Punkte vergeben, dass ist also nicht mehr weit von unserem obligatorischen Punkt Differenz entfernt 😉
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Oh, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es da noch einmal eine Zweitsichtung gab. Freut mich natürlich, dass dir der Film beim erneuten Durchgang besser gefallen hat – ich hätte mich vermutlich nicht mehr rangewagt… 😉
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Wurde mal in einem meiner Filmtagebücher erwähnt. Und ich wage mich an jeden Film ein zweites Mal heran. Einmal gucken kann ja jeder 😉
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Macht ja auch durchaus Sinn – zumindest bei gewissen Filmen -, doch wäre das zeitlich bei mir überhaupt nicht drin. Ich schaffe ja schon kaum neue Filme oder erneute Sichtungen von Filmen, die mir bereits beim ersten Mal gefallen haben.
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Absolut packender Film. Kritisieren würde ich vielleicht das Ende, was mir etwas zu lang war. Beste Szene aber: Eric Bana im Kampf gegen eine Truppe Agents in der Berliner U-Bahn. Ohne Schnitt, mit genialer Kamerafahrt und 1a Koreographie. Daumen hoch!
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Das Ende fand ich auch etwas unausgegoren, letztendlich aber konsequent. Für mich hatte der Film etliche starke Szenen, wobei ich die mit Bana eher schwächer fand. Da hat mir z.B. Hannas Flucht deutlich besser gefallen.
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Wie schaffst du es mit einer 60-Stunden-Woche und Familie mit zwei kleinen Kindern auch noch soviel Filme und Serien zu konsumieren und zu rezensieren? Schläfst du nie?
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Schlaf wird überbewertet… 😉
60-Stunden-Wochen sind ja glücklicherweise die Ausnahme. Und so viele Filme und Serien? Ich schaffe mit viel Glück einen Film pro Woche und Serien laufen eh so nebenbei – und das auch nur, wenn die Kids im Bett sind und sonst nichts mehr ansteht.
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Na da sind wir uns ja wieder weitestgehend einig, auch was die Punktevergabe angeht. Ich finde es auch respektabel, dass du bei all dem Stress auch noch zur Filme-Sichtung kommst!
Freut mich aber, dass dir der Film doch so gut gefallen hat; ich werde mich auch mal beizeiten meinen noch ausstehenden, ungesehenen Filmen widmen müssen.
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Gerade jetzt schaue ich zum Runterkommen und Entspannen natürlich besonders gerne Filme und Serien – ein wenig Eskapismus der angenehmen Art, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Für abends groß weggehen würde mir im Moment sowieso die Energie fehlen… 😉
Ich habe deine Kritik auch noch einmal gelesen und es stimmt, wir sind einmal wieder fast einer Meinung, nur dass ich die inhaltlichen Schwächen in diesem Fall nicht so bedeutend fand.
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Pingback: Review: Wer ist Hanna? (Film)
Verdiente Punktzahl…nur nervt mich wie immer die deutsche Titel Übersetzung
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Ach, darüber mag ich mich schon gar nicht mehr aufregen. Ich erwähne die deutschen Titel eh nur, weil ich eben einen deutschsprachigen Blog führe. Ist halt Marketing, nicht mehr, nicht weniger… 😉
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Kann dir hier leider nur recht geben, wie langweilig. Habe aber trotzdem bei mir einen Punkt mehr vergeben.
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Dass du auch immer übertreiben musst. 9 Punkte. Wo kommen wir denn da hin? (Hatte ich mir aber teilweise auch schon überlegt…)
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Sagt der Richtige 🙂
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Hehe… 😀
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Mich hat die gute Cate Blanchett total an Scully erinnert. Ansonsten fand ich den Film auch ganz okay. Hat zwar tatsächlich ein paar merkwürdige Story-Löcher, aber ansonsten ganz gute Unterhaltung. Die dann auch noch in Berlin spielt… also will ich mich mal nicht beschweren 😉
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Die Scully-Assoziation hatte ich nun nicht. Logiklöcher waren klar vorhanden, doch habe ich nie die Geschichte im Vordergrund gesehen, sondern alleine Hannas tatsächliche und emotionale Reise, die für mich komplett den Film getragen hat. Achja, die tolle Inszenierung nicht zu vergessen…
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Jetzt musste ich kurz nachsehen. Bekam von mir 3,5/5. Passt also soweit. War nicht ganz so gehyped, aber insgesamt war es ein tolles, leicht inhaltsloses, Erlebnis. Vielleicht gebe ich dem Film irgendwann noch einmal eine Chance.
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Ist auch bei mir ein Film, den ich mir auf jeden Fall noch einmal ansehen will. Irgendwann halt. Wenn Zeit dafür ist. Haha…
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Hanna in eine Genre-Schublade zu stecken ist wirklich unmöglich – dafür gefällt mir die Umschreibung als Actionmärchen sehr! War damals ein wirklich inspirierender Film und den starken Soundtrack höre ich jetzt noch hoch und runter. Dabei sollte ich mir endlich mal wieder den ganzen Film anschauen…
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Ja, der Soundtrack ist wirklich unfassbar gut. Dabei höre ich sonst eigentlich nicht viel aus der Elektro-Ecke. Funktioniert exzellent im Film, aber auch sehr gut für sich alleine.
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