Gestern Abend habe ich einmal wieder einen Film gesehen, dessen Sichtung ich viel zu lange vor mir hergeschoben hatte: „Aviator“ – der potentielle Oscar-Favorit 2005 von Martin Scorsese.

Wie wir heute wissen, gab es 2005 keinen Regie-Oscar für Scorsese – dieser folgte zwei Jahre später für „Departed: Unter Feinden“. Für welches Werk er nun gerechtfertigter gewesen wäre? Darüber lässt sich streiten. Sicher ist auf jeden Fall, dass „Aviator“ noch weiter von der klassischen Regie Scorseses entfernt ist, als der Film für den er letztendlich den Oscar gewann. Dies mag am Genre liegen, doch auch abgesehen davon ist die Verfilmung der Biographie von Howard Hughes eher der typische Oscar-Film und lässt leider etwas die Eindringlichkeit eines „Casino“ oder gar „GoodFellas“ vermissen.
Ich habe die Sichtung von „Aviator“ sichtlich genossen. Er ist mit Sicherheit einer der besten typischen Oscar-Filme und Werken wie „A Beatiful Mind“ meilenweit überlegen – dennoch hat er meiner Meinung mit einigen Problemen zu kämpfen. Ich ziehe zum Vergleich wieder einmal „GoodFellas“ heran – für mich das Meisterwerk unter den rise and fall Filmen. Hier wird in kürzester Zeit ein Charakter in allen Facetten aufgebaut. Es werden alle wichtigen Lebensabschnitte gezeigt und sowohl Sympathien als auch Antipathien geschaffen. In „Aviator“ gelingt das nur bedingt. Es bleibt etwas der Eindruck, als hätte Hughes Zeit seines Lebens nur unter seiner Zwangsneurose gelitten und die Begründung wird in Form von Flashbacks etwas plump eingeschoben. Für mich hat etwas der umfassende Eindruck gefehlt. Zu viel Zeit wurde auf Nebensächlichkeiten – zwar grandios inszeniert, aber dennoch – verwendet und zu wenig auf die Charaktere.
Die Inszenierung ist über jede Kritik erhaben. Ein perfekter Augen- und Ohrenschmaus. Wunderbar anzusehen und doch beinahe etwas langweilig und ohne Biss. Vielleicht ist das der Fluch der gezielten Oscar-Filme. Meine Kritik mag sich nun harscher anhören, als sie letztendlich gemeint ist. „Aviator“ ist in seinen besten Momenten wahrlich großes Kino – in seinen schwächsten allerdings nur ein durchschnittliches Biopic.
Erwähnenswert finde ich noch das wirklich herausragende Spiel von Leonardo DiCaprio. Auch die weiblichen Hauptdarsteller Cate Blanchett und Kate Beckinsale können auf ganzer Linie überzeugen. Unzählige kürzere Auftritte von Stars wie Alec Baldwin, Jude Law, Willem Dafoe, Ian Holm und Edward Herrmann runden den positiven Gesamteindruck ab.
„Aviator“ ist sicherlich nicht Scoreses Meisterwerk. Doch kann der Film als Biopic über Howard Hughes durchaus überzeugen. Schauspiel und Inszenierung sind über jeden Zweifel erhaben, wenngleich dem Film Scorseses persönliche Note etwas abgeht. Für Filmfreunde dennoch auf jeden Fall eine Sichtung wert: 8/10 Punkte.
Damals im Kino dachte ich der hört gar nicht mehr auf der Film, etwas zu lang geraten meiner Ansicht nach, speziell den Anfang (Eroll Flynn, etc.) hätte man streichen können. 7/10 😉
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Stimmt. Leider verliert sich der Film etwas in Nebensächlichkeiten – siehe Eroll Flynn – und vergisst dafür die Charaktere dreidimensionaler zu gestalten. Dennoch sehenswert.
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Ohne Frage sehenswert.
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Ja, den Aviator habe ich bisher auch noch vor mir hergeschoben … werde ich mir aber demnächst auch endlich mal ansehen müssen. Zumindest macht mir Dein Review Lust darauf …
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Ist irgendwie kein Eventfilm, auf den man mal so spontan Lust hat, oder? Geht mir auch bei vielen Oscar-Filmen so. „Million Dollar Baby“ steht z.B. auch noch ungesehen im Regal.
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Mh, das mit „kein Eventfilm“ stimmt wohl. Außerdem ist die Laufzeit ja auch etwas länger, d.h. man sollte schon mal einen ganzen Abend Zeit haben …
„Million Dollar Baby“ habe ich bei der Free-TV-Premiere gesehen. Auch wenn die schön gemachte „Buch-Edition“ im Regal gut aussieht – es lohnt sich durchaus, den Film auch mal anzusehen … 😉 Da ich ja sowieso Sportler-Dramen mag, hat mir die Story sehr gut gefallen und das Ende hat mich sehr bewegt …
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Ja, für die Sichtung von „Aviator“ sollte man schon einen Abend Zeit haben und einigermaßen fit sein. Ich hatte an den zähen Stellen schon etwas mit der Müdigkeit zu kämpfen…
Bei „Million Dollar Baby“ geht es mir wirklich wie bei „Aviator“. Mich juckt es nicht sonderlich in den Fingern. Bei mehr Zeit hätte ich den Film sicherlich schon längst einmal dazwischen geschoben – zudem sollte meine Frau auch immer Lust auf den entsprechenden Film haben, was auch nicht immer so einfach ist… 😉
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Stell sie einfach vor die Wahl „Sex oder Film“, je nach Länge der Beziehung wählt sie dann.
😀
Gott gebe dass es bei mir nie so weit sein wird.
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Und wenn ich lieber einen Film sehen will!? 😉
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Was?
Ich versteh die Frage nicht
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Irgendwann fällt der Groschen schon… 😉
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der film ist ganz ganz toll… vorallem ist di caprio immer wieder grandios anzusehen. schade, dass er noch keinen oscar für seine leistungen erhalten hat.
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Ich finde auch, dass sich DiCaprio zu einem richtig guten Schauspieler gemausert hat. Toll fand ich ihn auch in „Catch Me If You Can“ und „Departed“.
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