Das Boot – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 4)

Manchmal sind die Auslöser, eine Serie schauen zu wollen, bei mir schon wirklich ziemlich random, wie die Kids heutzutage sagen: Auf die aktuelle Serienfassung von „Das Boot“ habe ich Lust bekommen, weil wir in unserem letzten Sommerurlaub das Marinemuseum Den Helder besucht haben und dort auch ein komplettes U-Boot zur Ausstellung gehörte. Ob sich der Tauchgang gelohnt hat? 🌊

Das Boot | © Sky One

Das Boot | © Sky One

Mein ursprünglicher Plan war auch „Das Boot“ von Wolfgang Petersen zu schauen. Die Serienfassung des Films hatte mich als Jugendlicher ziemlich mitgenommen. Damals mit den Eltern zusammen im Fernsehen. Vielleicht gehe ich das demnächst auch noch einmal an? Vorausschickend möchte ich erwähnen, dass ich die neue Serienfassung mit der internationalen Tonspur gesehen habe, sprich nicht komplett synchronisiert, sondern in allen Originalsprachen (Deutsch, Französisch, Englisch, Portugiesisch usw.), was die Sichtung für mich deutlich angenehmer gemacht hat. Nun aber zur endlich Besprechung der einzelnen Staffeln:

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Perfekt Verpasst – Staffel 1 (2024)

Da habe ich doch tatsächlich einmal wieder eine deutsche Serie geschaut. Warum meine Wahl ausgerechnet auf diese gefallen ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Vermutlich eine Mischung aus Werbung, Episodendauer und Kinderkompatibilität. Die Hauptargumente, die für „Perfekt Verpasst – Staffel 1“ sprechen, sind zweifellos die beiden Hauptdarsteller:innen Anke Engelke und Bastian Pastewka. Ob das ausreicht, um die Serie sehenswert zu machen? 💖

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Eine sympathische RomCom in Serienform

Was mir von der Serie vermutlich am meisten im Kopf bleibt: Wie idyllisch ist bitte Marburg? Die Serie könnte auch als Tourismusvideo für die mittelhessische Stadt durchgehen. Davon abgesehen lebt die Serie, wie bereits im Intro erwähnt, vor allem von Anke Engelke und Bastian Pastewka. Wer die beiden nicht gerne sieht, der sollte auch einen weiten Bogen um die Serie machen. Dabei muss man fairerweise sagen, dass sie in ihren Rollen, einer egozentrischen Buchhändlerin und einem frisch geschiedenen Familienvater, komplett aufgehen. Die beiden spielen in „Perfekt Verpasst“ echte Figuren und keine Comedy-Acts, wie z.B. zuletzt in „LOL: Last One Laughing“. Das hat mich doch sehr beruhigt und war auch schön anzusehen, denn sowohl Anke Engelke als auch Bastian Pastewka besitzen durchaus auch Talent für ruhigere Töne, was die Serie in meinen Augen sehr angenehm gemacht hat.

Doch worum geht es eigentlich? Die Serie begleitet in acht Episoden zwei Menschen, die schon immer in der gleichen Stadt leben, sich bisher aber immer knapp verpasst haben. Nach Ralfs Scheidung und Marias geplatzter Affäre berühren sich ihre Wege stärker denn je und sie finden, auf Ralfs dreckigem Auto, sogar eine Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Das Ganze wird noch angereichert mit etlichen weiteren Handlungssträngen, wie z.B. Marias Versuch als Autorin Fuß zu fassen und Ralfs neuer Familiensituation. All das ist nicht wirklich neu und auch nicht jeder Witz zündet, doch insgesamt fand ich die Serie extrem sympathisch und wunderbar unaufgeregt erzählt. Auch der emotionale Kern hat mich erwischt und ja, Anke Engelke und Bastian Pastewka machen ihre Sache großartig! Gerade ihr Zusammentreffen in der vorletzten Episode sprüht nur so vor Chemie. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Fazit

Auch wenn uns die Serie über mehrere Wochen und eher am Rande begleitet hat, so habe ich mich doch über jede einzelne Episode gefreut. Auch die Kids waren durchaus angetan. Wenn ihr gerne RomComs schaut, und auch deutschem Fernsehen nicht abgeneigt seid, dann solltet ihr ruhig einmal reinschauen. Ich wäre auch bei einer zweiten Staffel wieder am Start, doch eine solche steht noch in den Sternen, zumal diese erste Staffel auch für sich alleine stehen kann: 8/10 (7.9) Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

ECHT: Unsere Jugend – Die komplette Doku (2023)

Nach einer halben Ewigkeit habe ich einmal wieder eine Doku gesehen. Warum mich ausgerechnet der Rückblick auf eine, zumindest in meiner bisherigen Wahrnehmung, Teenie-Band aus den späten 1990ern Jahren dazu gebracht hat? Die dreiteilige Doku „ECHT: Unsere Jugend“ wurde in diversen Publikationen und Podcasts nahezu übertrieben positiv besprochen. Obwohl ich keinen großen Bezug zur Band hatte, war mein Interesse dennoch geweckt. Der Zugriff via ARD-Mediathek ist zudem sehr bequem. Warum auch ihr reinklicken solltet, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. Kurz: Coming-of-Age at its best. 🎸🎶

ECHT: Unsere Jugend | © ARD

ECHT: Unsere Jugend | © ARD

Alles wird sich ändern, wenn wir groß sind

Ich kenne von ECHT nur die Singles bzw. ihre Hits. Die Band wurde groß, als ich mich im ungefähr gleichen Alter befand, wie ihre Mitglieder. Sie wurde damals als Teenie-Band positioniert, was so gar nicht mein Interessensgebiet war. Ich fing zu dem Zeitpunkt an, meinen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln und begann ausschließlich Alternative Rock und (Pop) Punk zu hören. Dennoch muss ich zugeben, dass die Songs der Band aus dem Brei der damals populären Musik herausgestochen sind. Als ich sie kürzlich beim Spielen von Hitster wieder einmal hörte, merkte ich auch, dass sie mir nach all den Jahren im Kopf geblieben und dabei überraschend gut gealtert sind. Vermutlich war das auch der Auslöser, mich tatsächlich der Doku zu widmen, die von Kim Frank selbst, dem ehemaligen Sänger von ECHT, aus über 240 Stunden Videomaterial geschnitten wurde. Durch die große Menge an Material, das damals ohne Plan oder Ziel irgendeiner Veröffentlichung gefilmt wurde, bekommen wir sehr persönliche und authentisch wirkende Eindrücke vom Aufstieg und Fall dieser Band. Ohne riesengroße Skandale und übertrieben heftige Wendungen. Doch genau das lässt den Blick auf ECHT auch so, ich kann es nicht anders sagen, echt wirken.

Es ist faszinierend, in eine Zeit ohne Smartphones, Social Media und YouTube zurückzublicken. In eine Zeit, in der Musikfernsehen und Teenie-Zeitschriften den Markt beherrschten. In die Zeit auch meiner Jugend. Schon alleine deshalb resoniert die Doku wohl so stark mit Zuschauenden in meinem Alter. Davon abgesehen ist die dreiteilige Doku handwerklich wirklich gut gemacht. Hut ab. Auch wenn Kim Frank eindeutig als globale Erzählstimme fungiert, so wird allen Bandmitgliedern doch die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn man sich ein aktuelles Gespräch anschaut, so wie es auch im Zentrum der unbedingt sehenswerten Bonus-Episode steht, dann ist es verblüffend zu sehen, wie erwachsen die fünf Jungs geworden sind. Es liegen 20 Jahre dazwischen. Ist also ganz normal. Sollte man meinen.

Auch ich bin seitdem 20 Jahre älter geworden, doch reflektiert man das selbst eher selten. Die ehemaligen Musiker blicken unfassbar reflektiert und liebevoll auf das jüngere Ich ihrer Bandkollegen zurück. Das fand ich wirklich beeindruckend. Kim Frank nimmt die Doku auch nicht als Vehikel, um eine Reunion zu starten o.ä. Es ist schön zu sehen, dass jeder der fünf Bandmitglieder seinen Platz im Leben gefunden hat. Fast noch schöner ist, dass heute keine Wehmut vorherrscht, sondern in erster Linie Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Das sind nachvollziehbare und sehr reflektierte Botschaften. Mich hat die Doku wirklich berührt und ich bin beeindruckt, wie gut das gewählte Material den Werdegang von ECHT erzählt. Ich hätte das nie für möglich gehalten, aber ich werde die Jungs vermissen.

Fazit

Auch wenn ich zu Beginn nur aus mildem Interesse in „ECHT: Unsere Jugend“ reingeschaut habe, so hat die dreiteilige Doku (plus unbedingt sehenswerter Bonusfolge) mich so stark in ihren Bann gezogen, wie schon lange nichts mehr. Ich kann dementsprechend nur eine dringende Empfehlung dafür aussprechen. Auch wenn ihr nichts mit der Band anfangen konntet. Ihr werden ECHT danach mit anderen Augen sehen und speziell die Menschen dahinter und ihre Geschichten. Ein Klick in die ARD-Mediathek genügt und schon kann es losgehen: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Die drei !!! – Staffel 1 (Serienbesprechung)

Nachdem wir von der „Karate Kid“-Fortsetzung „Cobra Kai“ alle verfügbaren Staffeln gesehen haben, war plötzlich unser Abendprogramm weggefallen. Die erste große Serie für die gesamte Familie. Wunderbar also, dass die Serienadaption von „Die drei !!! – Staffel 1“ brandneu auf Disney+ veröffentlich wurde. Ich hatte keine allzu großen Hoffnungen, fand ich die Filmadaption der Abenteuer der Jugenddetektivinnen zwar ganz nett, aber als ganze Serie schien mir das doch eher anstrengend zu werden. 🕵️‍♀️🔎

Die drei !!! | © Walt Disney

Die drei !!! | © Walt Disney

Einfach großartige Jugendunterhaltung

Ich bin begeistert. Wer hätte das gedacht? Klar bin ich über die letzten Jahre etwas abgestumpft, was deutsche Jugendkrimis angeht, doch dass ausgerechnet Disney mit „Die drei !!!“ die beste Version aller Jugendkrimis abliefert, hätte ich dann doch nicht zu hoffen gewagt. Da können weder die Filmadaptionen von „Fünf Freunde“, „TKKG“ oder von „Die drei ???“ mithalten. Was also macht „Die drei !!!“ in Serienform so gelungen? Es ist die geerdete Erzählweise und Inszenierung. Ruhig und klassisch werden die individuellen Fälle hier aufgerollt. Laut meinen Kindern sind diese auch recht nahe an den Buchvorlagen, was ich durchaus sympathisch finde. Das Setting wirkt einigermaßen realistisch und doch genau soweit überhöht, dass man den drei Detektivinnen ihre Arbeit auch abnimmt.

Wirklich toll finde ich die drei Hauptdarstellerinnen Purnima Grätz, Bella Bading und Lilith Johna, welche ihren Rollen wirklich Leben einhauchen, ohne so klischeehaft rüberzukommen, wie ihre Pendants im „Die drei !!!“-Film. Das liegt bestimmt auch an den deutlich gelungeneren Drehbüchern, die tatsächlich kleinere Krimis (teils mit leichtem Gruseleinschlag) sind. Humor und Liebe kommt natürlich nicht zu kurz, doch insgesamt ist das schon eine wirklich runde Sache. Ich habe mich immer gefreut, wenn wir zu den drei !!! zurückgekehrt sind und den Kids ging es genauso. Schon erstaunlich, wie gut diese Serie funktioniert. Sie trifft auch genau den Sweet-Spot zwischen Kinder- und Jugendunterhaltung und hat sowohl den Zwergofanten als auch das Zappelinchen komplett abgeholt, obwohl sie den Büchern inzwischen schon entwachsen ist.

Fazit

Nach der „Cobra Kai“-Lücke hatte ich so meine Zweifel, dass es ausgerechnet eine deutsche Jugendkrimiserie schaffen sollte, diese zu füllen. Aber „Die drei !!!“ hat das perfekt hinbekommen und ich habe wirklich jede Episode genossen, wobei sich die Staffel gegen Ende noch gesteigert hat. Noch begeisterter als ich waren jedoch meine Kinder, die sich kaum etwas mehr wünschen, als eine Fortsetzung der Serie. Das kann ich nur so unterschreiben: 8/10 (8.3) Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Der Schwarm – OT: The Swarm – Die komplette Miniserie (2023)

Nach zwei Serienmarathons bin ich, zumindest was einstündige Dramaserien angeht, wieder einmal bei einzelnen Staffeln angekommen. Den Anfang macht die ZDF-Event-Serie „Der Schwarm“ nach dem Bestseller von Frank Schätzing. Da ich auch diese aus der Konserve, sprich der ZDF-Mediathek, konsumiert habe, wusste ich im Vorfeld, dass sie bei den Kritiker*innen nicht sonderlich gut ankam. Das Buch fand ich damals jedoch extrem unterhaltsam und wollte mir deshalb selbst ein Bild machen. 🦀

Der Schwarm | © ZDF

Der Schwarm | © ZDF

Eine seltsam langatmige Hochglanzproduktion

Ich liebe Serien und Filme, die rund um das Meer spielen. Auch Wissenschaftsthriller treffen bei mir voll ins Schwarze. Ich erinnere hier z.B. an die kurzlebige Serie „Surface“ oder meinen Allzeitfavoriten „The Abyss“. Thematisch hätte mich „Der Schwarm“ also komplett abholen müssen. Doch das hat er nicht. Es ist auch gar nicht so einfach zu sagen, woran das liegt. Es ist eine internationale Produktion, in der offensichtlich viel Budget steckt. So habe ich die Serie auch im Originalton gesehen, sprich die Protagonist*innen sprechen sowohl Englisch als auch in ihren Muttersprachen. Leider jedoch wirkt das häufig sehr laientheaterhaft. Hinzu kommt, dass einzelne Bilder bzw. Einstellungen zwar sehr wertig aussehen, doch dramaturgisch will das Pacing einfach nicht funktionieren. Es kommt kein Rhythmus auf und Emotionen verpuffen genauso, wie die Dramatik von Action-Szenen. Es wirkt in vielen Einstellungen so, als würden sie immer ein paar Sekunden zu lange stehen bleiben. Ein seltsamer Effekt.

Dabei steckt im Kern immer noch eine faszinierende Geschichte und auch die Erzählung in Serienform macht Sinn. Doch auch inhaltlich leider kein Vergleich zum packenden Buch, auch wenn ich mich nur noch an wenige Details von vor 20 Jahren mehr erinnern kann. Dabei ist die Thematik relevanter denn je. Auch wenn viel am und im Wasser spielt, so bekommt man als Zuschauer*in kein gutes Gefühl dafür vermittelt. Zumindest mir ist es so gegangen. Viele Bilder wirken zu künstlich und die Dramaturgie ist holprig. Selbst als es dann im letzten Drittel handlungstechnisch schneller vorangeht, so bleibt das Gefühl des seltsamen Pacing und der Distanz zu Figuren und Handlung. Wirkt alles etwas wie gewollt und nicht gekonnt. Verstehe durchaus, warum sie Frank Schätzing, der Autor der Vorlage, von der Serie distanziert hat. Vielleicht wäre ein verdichteter Hollywood-Blockbuster doch das bessere Format für eine Adaption gewesen?

Fazit

Auch wenn ich mich auf die Sichtung der Romanadaption gefreut habe und sehr gerne positiv überrascht worden wäre, so hat mich die Serie letztendlich doch enttäuscht. Kein Totalausfall, doch ziemlich uninspiriert erzählt und teils erschreckend ungelenk inszeniert. Auch wenn theoretisch eine zweite Staffel im Raum steht, so vermute ich jedoch, dass es bei dieser einen Staffel bleiben wird und interpretiere die Adaption des Romanumfangs als Miniserie. Schade drum: 6/10 (5.8) Punkte.

Unterleuten: Das zerrissene Dorf – Die komplette Miniserie (2020)

Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen TV-Mehrteiler je anschauen würde. Meine Frau hat jedoch Juli Zehs „Über Menschen“ gelesen. Irgendwie habe ich dann den Titel mit ihrem Roman „Unterleuten“ verwechselt und bin auf die Serienfassung „Unterleuten: Das zerrissene Dorf“ gestoßen, woraufhin die Frau Lehrerin sich auch diesem Roman gewidmet hat. Da die Adaption ohnehin im Raum stand, hat diese auch den Weg in unser Abendprogramm gefunden… 🏘

Unterleuten: Das zerrissene Dorf | © ZDF

Unterleuten: Das zerrissene Dorf | © ZDF

Sprödes TV-Drama als spannende Charakterstudie

Bevor ich mit der Besprechung angefangen habe, musste ich tatsächlich überlegen: Ist das nun eine Miniserie? Oder drei TV-Filme? Aufgrund der zeitlich dichten Ausstrahlung und der Struktur, würde ich „Unterleuten: Das zerrissene Dorf“ eher als Miniserie einordnen bzw. eben als zusammenhängender TV-Mehrteiler, aus dem man auch leicht sechs Episoden à 45 Minuten hätte schneiden können. Ein für mich recht sinnvolles Format für eine Romanverfilmung, das z.B. auch Netflix mit Adaptionen wie „Behind Her Eyes“ verwendet. Während der ersten 20 Minuten war ich ein wenig erschlagen von den unzähligen Figuren, die eingeführt werden und alle auch noch irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Erstaunlicherweise hat das ganz gut funktioniert und schon nach einer Stunde konnte ich alle Charaktere ganz gut in der Geschichte verorten (wobei mir auch die Erläuterungen der meiner Frau geholfen haben).

Inhaltlich macht „Unterleuten: Das zerrissene Dorf“ ein Beziehungsgeflecht auf, das eine sozialkritische Komponente besitzt und die Interessen verschiedenster Bewohner*innen eines Dorfes beleuchtet. All das geschieht vor dem Hintergrund des strukturellen Zerfalls ländlicher Regionen in den neuen Bundesländern. Die Idylle, die Unterleuten zu Beginn vielleicht noch ausstrahlt, und die gerade für die zugezogenen Berliner so attraktiv scheint, ist letztendlich nur eine projizierte Wunschvorstellung. Als nun Windräder gebaut werden sollen, entsteht ein Grabenkampf, dessen Wurzeln bis in tiefste DDR-Zeiten zurückreichen. Ein durchaus spannendes Thema, das jedoch immer wieder unter der Oberflächlichkeit krankt, mit der sowohl die Inszenierung als auch die Charakterzeichnung angegangen wird. Ich hatte oft das Gefühl, hier würde eine brutalere und kompromisslosere Geschichte im Hintergrund liegen. Das Buch ist an manchen Stellen wohl auch noch drastischer, doch die – um es böse zu sagen – Vorabendinszenierung lässt so manchen Effekt einfach verpuffen.

Fazit

Insgesamt fand ich es spannend, einmal wieder in deutsche TV-Welten abzusteigen. Doch gerade wenn man die Miniserie mit Produktionen wie dem thematisch durchaus verwandten „Hindafing“ vergleicht, dann fällt diese doch deutlich ab, was Inszenierung und Innovationsgeist angeht. Inhaltlich dennoch stark und gut gespielt. Kann man sich durchaus einmal anschauen: 7/10 (6.7) Punkte.

Hindafing – Die komplette Serie (Staffel 1 & 2)

Nachdem ich schon einiges über die Serie gelesen hatte, habe ich sie letztendlich nicht im BR Fernsehen gesehen, sondern auf Netflix. Verrückt! Die Rede ist von „Hindafing“, einer Politsatire, die wirklich dahin geht, wo es schmerzt. Norddeutsche Zuschauer*innen schmerzt vermutlich auch der Dialekt, doch für mich hat die Serie dadurch noch einmal deutlich gewonnen. Herrlich! 🥩👮‍♂️

Hindafing | © BR Fernsehen

Hindafing | © BR Fernsehen

Was für eine unfassbare Serie. Produziert vom Bayerischen Rundfunk. Unfassbar. Habe ich das schon erwähnt? Und das meine ich in jeder Hinsicht positiv. Ein wahres Kleinod an Unterhaltung. Beißende Satire? Groteske? Oder doch nur eine die Realität abbildende Heimatserie? Lest am besten selbst:

Staffel 1: Willkommen in Hindafing

Man hat ja viele Vergleiche gelesen: Das deutsche bzw. bayerische „Breaking Bad“ oder „Fargo“. Und ja, ich kann die Assoziationen nachvollziehen. Doch ist „Hindafing“ noch einmal etwas eigenes. Eben gefühlt ganz nah dran am kommunalpolitischen Klüngel kleiner bis mittelgroßer Städtchen. Sicher überzogen dargestellt, doch im Grunde vermutlich näher an der Wahrheit dran, als man glauben möchte. Vielleicht minus Gefriertruhen, Crystal Meth und Explosionen, doch die Vetternwirtschaft von Politik, Wirtschaft, Vereinen und Saufkumpanen – diese findet, in abgeschwächter Form, tatsächlich statt. Hier am Land. Und bestimmt nicht nur da. Dabei ist „Hindafing“ keine zarte Satire, sondern geht ziemlich polternd, laut und plakativ vor. Doch das macht auch den Charme aus. Zusammen mit dem bayerischen Dialekt, der viele norddeutsche Zuschauer wohl hart auf die Probe stellen dürfte. Erwähnen sollte ich noch den fantastischen Maximilian Brückner, der hier wirklich aufspielt als würde es kein Morgen geben, was bei seiner Figur Alfons Zischl auch an der Tagesordnung ist. Definitiv eine Empfehlung: 9/10 (8.5) Punkte.

Staffel 2: Alfons Zischl in der Landespolitik

In der zweiten Staffel geht es für Zischl von Hindafing in den bayerischen Landtag. Ein steiler Aufstieg, der etliche weitere Katastrophen für den frischgebackenen Abgeordneten mit sich bringt. Es ist unfassbar wie viel in diesen sechs Episoden steckt: Ein versehentliches Attentat, Krebs samt Chemotherapie als Ablenkung von einer Affäre, Reichsbürger in der Bundeswehr, Waffen-Deals mit dem Vatikan, zu Wurst verarbeitete Ukrainer. Des is a Wahnsinn! Also wirklich. Teils hatte ich das Gefühl, als hätten es die drei Autoren nun übertrieben, aber irgendwie hat die Serie trotz der überzogenen Entwicklung weiterhin funktioniert. Die erste Staffel war bestimmt ausgewogener, doch die zweite hätte ein gutes Sprungbrett sein können, um Alfons Zischls Entwicklung hin zum Bundespolitiker zu zeigen. Dazu wird es jedoch vermutlich nicht kommen, da der bayerische Rundfunkrat wohl Beschwerde gegen die Serie eingelegt hat. War wohl doch zu nah dran, an der Wahrheit? 9/10 (8.5) Punkte.

Fazit

Mensch, was war denn das? Solch eine wunderbar böse, absurd komische und hinterhältige kleine Serie. Zudem noch stilsicher inszeniert und wunderbar gespielt. Wenn ihr deutsche Serien immer noch abschreibt, solltet ihr unbedingt einmal in „Hindafing“ reinschauen. Gegebenenfalls unter der Zuhilfenahme von Untertiteln. Es lohnt sich: 9/10 (8.5) Punkte.

4 Blocks – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Nach der Hochglanzserie „The Crown“ habe ich mich mit „4 Blocks“ in ganz andere Gefilde begeben. Eine deutsche Gangsterserie, welche gerade in der ersten Staffel noch ziemlich low budget wirkt, unfassbar dreckig und roh daherkommt und eine enorme Sogwirkung entfaltet. Ursprünglich von TNT Serie produziert, könnt ihr „4 Blocks“ übrigens komplett auf Prime Video schauen. 😎

4 Blocks | © TNT Serie

4 Blocks | © TNT Serie

Ich bin mit US-Gangsterfilmen aufgewachsen und kenne die übliche Struktur, die Tropes und die Figuren. Von „Der Pate“ über „Hexenkessel“ und „GoodFellas“ bis hin zu „Carlito’s Way“ oder „The Sopranos“. Ich liebe das Genre und war gespannt, was eine in Berlin-Neukölln verortete Serie dazu beitragen kann:

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Dark – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Lange hatte ich mich geweigert, ein Netflix-Abo abzuschließen. Dabei lag bereits seit Jahren ein Gutschein im Regal und den Probemonat hätte es ja auch gegeben. Aber mir ging es nicht ums Geld, sondern die Zeit. Wie passend für diese Serie. Da sich meine lieben Kollegen stets über „Dark“ ausgetauscht haben, und ich nicht mitreden konnte, bekam ich zum Geburtstag einen (weiteren) Netflix-Gutschein, gekoppelt an den Auftrag, nun auch endlich „Dark“ zu sehen. Da konnte ich nun nicht mehr nein sagen. Ob mich meine erste Netflix-Serie, abgesehen von der ersten Staffel „House of Cards“ und drei Staffeln „Narcos“, letztendlich zu begeistern wusste? 🕰

Dark | © Netflix

Dark | © Netflix

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Sløborn – Staffel 1

Nach meinem Ausflug in die Welt der Kleinkriminellen mit der Amazon-Serie „Sneaky Pete“, habe ich mich einer brandaktuellen deutschen Serie gewidmet. Der Zeitpunkt, „Sløborn – Staffel 1“ ins Programm aufzunehmen, hätte nicht besser sein können. Oder nicht schlechter. Das kommt vermutlich ganz auf die Persönlichkeit der Zuschauer an. Ob sich der Virus-Thriller denn lohnt, erfahrt ihr im Folgenden… 💉

Sløborn - Staffel 1 | © ZDF

Sløborn – Staffel 1 | © ZDF

Eine Virus-Pandemie in Serienform

Noch bevor ich wusste, worum es bei „Sløborn“ konkret geht, ist die Serie auf meinem Radar gelandet, weil Christian Alvart der kreative Kopf hinter der ZDF-Produktion ist. Erst kürzlich hat mich Alvart mit seinem Thriller „Freies Land“ beeindruckt und bereits vor ein paar Jahren ist mir sein Hollywood-Werk „Pandorum“ positiv aufgefallen. Auch „Sløborn“ trägt seine Handschrift und, im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Filmemachern, steht bei ihm der Unterhaltungswert ganz oben. Mehr Popcorn als Arthouse, was ich in jeder Hinsicht positiv meine. Betrachtet man die Serie aus aktueller Perspektive, dann wirkt sie manchmal fast schon anbiedernd in ihrer Art und Weise, den Umgang der Inselbewohner mit der Bedrohung durch den Virus, zu erzählen. Eben ziemlich genau so, wie die aktuelle Lage in Zeiten von Corona bzw. COVID-19 ist, nur auf 11 gedreht. Inklusive Abstandsregeln, Masken, Querdenkern Ansteckungsketten usw. Will man das denn jetzt sehen?

Tatsächlich wurde „Sløborn“ bereits 2018 konzipiert und 2019 gedreht. Ende 2019 bis 2020 befand sich die Serie in Postproduktion und auch wenn einige Corona-Verweise darin bestimmt noch geschärft wurden, so ist es doch beängstigend, wie genau (und eben auf 11 gedreht) die Serie doch den Beginn einer Pandemie zeichnet. Der darin grassierende Taubenvirus ist natürlich viel tödlicher als Corona und der Ausbruch wird, trotz der eher gemächlichen Dramaturgie (eben slow burn), recht schnell erzählt. Viele Elemente wirken dennoch erschreckend vertraut.

Kleinstadt-Drama trifft auf Virus-Thriller

So mitreißend und plakativ auch das Thriller-Element ist, so seifenoperartig wirken teils die unterschiedlichen Erzählstränge, die das Ereignis begleiten. Egal ob es sich um den Autoren im Drogenentzug handelt, die Teenagerin, die eine Affäre mit ihrem Lehrer hat, oder die jugendlichen Straftäter, die auf der Insel rehabilitiert werden sollen. Da wirkt schon viel konstruiert und mit der Brechstange erzählt. Aber das macht nichts, denn das habe ich mir viel lieber angesehen, als wenn es sich bei „Sløborn“ um ein todernstes Virus-Drama gehandelt hätte. Denn ja, manche Szenen sind aufgrund der Nähe zu den aktuellen Ereignissen nur schwer zu ertragen. In den letzten beiden Episoden überschlagen sich die dramatischen Geschehnisse und als Anhänger von Verschwörungstheorien könnte man hier neues Futter bekommen. Es wäre sehr spannend zu sehen, ob man die Entwicklung der Geschichte aus heutiger Perspektive genauso erzählt hätte.

Fazit

Die erste Staffel von „Sløborn“ hat mir wirklich gut gefallen. Sie bietet keinen verkopften Umgang mit einer Pandemie, sondern ziemlich reißerische und plakative Unterhaltung. Somit freue mich schon auf eine zweite Staffel. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung der realen Pandemie dürften die Autoren vor neuen Herausforderungen, aber auch neuen Chancen stehen: 8/10 (7.8) Punkte.