Manifest – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 4)

Als ich vor ein paar Monaten auf der Suche nach einer neuen Serie war, hatte ich nach einigen Einzelstaffeln wieder Lust, länger in eine Serienwelt abzutauchen. So bin ich letztendlich auf „Manifest“ gestoßen. Die Serie ist mir auf Netflix bereits häufiger begegnet und ich hatte schon lange keine Mystery-Serie mehr gesehen. Also warum nicht abtauchen bzw. abheben, um die Passagiere des Flugs 828 zu begleiten? ✈️

Manifest | © NBC & Netflix

Manifest | © NBC & Netflix

Mit vier Staffeln schien mir „Manifest“ genau die richtige Länge zu besitzen, um schön auserzählt zu werden. Nach Absetzung durch NBC hatte Netflix die Serie gekauft und mit einer finalen Staffel, die 20 Episoden umfasst, abgeschlossen. Was soll da noch schiefgehen? Leider jedoch hat sich das „Designated Survivor“-Phänomen eingestellt, aber lest selbst:

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Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 4

Die Fernsehabende der letzten zwei Wochen habe ich mit „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 4“ verbracht. Wie bereits im Vorjahr keine Staffel, auf die ich händeringend gewartet hatte, aber da mich die Serie bisher stets gut zu unterhalten wusste, wollte ich mir auch das Finale nicht entgehen lassen. 🕵️‍♂️

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 4 | © Amazon Prime Video

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 4 | © Amazon Prime Video

Eine Serie im beständigen Wandel

Gefühlt hat „Tom Clancy’s Jack Ryan“ mit jeder Staffel einen kleinen Reboot durchgemacht. War die erste inhaltlich sehr überzeugend und hat ein durchaus differenzierteres Bild der Bedrohung gezeichnet, als ich dies erwartet hätte, ging die zwei Staffel einen klassischeren Weg, während sich die dritte Staffel (zu) nahe am aktuellen Weltgeschehen befand. Im nun finalen Jahr wird der Blick eher nach innen gewandt und Jack Ryan deckt eine Verschwörung innerhalb der CIA auf. Auch seine Figur hat mehrere Iterationen durchlaufen: War Ryan im ersten Jahr noch verletzlich und man bekam Einblicke in sein Privatleben, wurde seine Freundin im zweiten Jahr einfach ignoriert, was ich damals wirklich seltsam fand. In der vierten Staffel taucht sie plötzlich wieder auf und mit einem lapidaren Halbsatz wird erwähnt, dass sie wohl eine Pause eingelegt hatten. Aha. Ein wenig lazy writing ist das schon, doch insgesamt heiße ich die Rückkehr dieser Figur durchaus willkommen.

Die eigentliche Geschichte ist actionreich und durchaus packend erzählt. Allerdings fand ich sie teils unnötig kompliziert aufgebaut, was diverse Zusammenhänge angeht. Dabei ist das alles gar nicht so komplex, wie es zunächst erscheint. Im Gegensatz zur vorherigen Staffel ist die Geschichte auch wieder offensichtlicher im fiktiven Bereich angesiedelt, denn wenn Triaden und Kartelle im Hintergrund die CIA steuern, dann ist der Unterhaltungswert hier höher als bei einem möglichen Krieg auf europäischem Boden, wie noch in der dritten Staffel. Die Inszenierung ist erneut über jeden Zweifel erhaben und es geht teils ganz gut zur Sache. John Krasinski überzeugt mich nach wie vor in dieser Rolle und ich finde es fast etwas schade, dass dies wohl sein letzter Auftritt als Jack Ryan war. Für mich insgesamt eine sehr unterhaltsame Staffel, die ruhig, wie die vorhergehenden drei Staffeln auch, acht anstelle von nur sechs Episoden hätte haben dürfen:

  1. „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 1“ (8.8 Punkte)
  2. „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3“ (8.4 Punkte)
  3. „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 4“ (7.8 Punkte)
  4. „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 2“ (7.7 Punkte)

Fazit

Insgesamt bietet „Tom Clancy’s Jack Ryan“ in der finalen Staffel wieder einen bombastisch inszenierten Agententhriller. Dabei wird das Rad nicht neu erfunden, doch wenn ihr gerne in diesem Genre unterwegs seid, dann solltet ihr euch die Serie nicht entgehen lassen: 8/10 (7.8) Punkte.

The Marvelous Mrs. Maisel – Season 5

Ich kann es kaum glauben, dass diese Serie nun vorbei ist. Ich will es auch nicht glauben. Selbst wenn sie nie einen sonderlichen Hype erfahren hat, war es doch die Serie aus der schönen, neuen Streaming-Welt, die für mich alles andere überstrahlt. Nun also hieß es mit „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 5“ Abschied nehmen von Midge, Susie, Abe, Rose, Joel und allen anderen liebgewonnenen Figuren. Dabei führt die finale Staffel noch neue Elemente ein und setzt ihren Figuren ein Denkmal. 🎙👗

The Marvelous Mrs. Maisel – Season 5 | © Amazon Prime Video

The Marvelous Mrs. Maisel – Season 5 | © Amazon Prime Video

„Tits up!“

Wie soll ich nur diese Besprechung schreiben ohne in jedem Satz zu erwähnen, wie sehr ich diese Serie vermissen werde? Das wird schwierig. Fangen wir zunächst mit den Neuerungen der Staffel an: In nahezu jeder einzelnen Episode bekommen wir mehrere Flashforwards zu sehen, welche das Leben der Figuren in den 1970er bis 2000er Jahren zeigen. Midge hat es offenbar ganz nach oben in den Comedy-Olymp geschafft, Joel sitzt im Gefängnis und es kam zum Zerwürfnis zwischen Midge und Susie. Weiterhin wird ein erstaunlich großer Fokus auf die beiden Kinder Ethan und Esther gelegt, welche bisher nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt haben. Dieser erzählerische Kniff wirkt zu Beginn etwas forciert, da die bisherigen vier Staffeln ohne ihn ausgekommen sind. In der sechsten Episode „The Testi-Roastial“, welche einen Rückblick auf Susies Karriere präsentiert, kommen viele Erzählstränge zusammen und hier erleben wir einen, zumindest zu einem Teil, Pay-off für das zuvor nur angedeutete.

Großartig in dieser Staffel fand ich Miriams neuen Job im Writer’s Room der „The Gordon Ford Show“. Ich hätte mir gut und gerne eine weitere Staffel in diesem Setting ansehen können. Wie eine Mischung aus „30 Rock“ und „Mad Men“. In jeder Hinsicht fantastisch! Midge wirbelt als einzige Frau die eingestaubten männlichen Perspektiven ganz schön auf, was für so manche Verwicklung sorgt. Obwohl die Staffel mit neun Episoden nicht sonderlich kurz ist, hätte ich mich gerne noch viel länger in dieser Welt aufgehalten. Habe ich schon erwähnt, dass ich Midge, Susie, Abe und Co. vermissen werde? Apropos Abe: Miriams Vater hat auch einen Moment der Erkenntnis, was seine Tochter angeht, was am Ende der Serie zwar etwas aufgesetzt wirken mag, ich jedoch auch wirklich schön und emotional fand.

„You’re fired.“

Bis zum Finale werden viele der offenen Fragen, was Midges Karriere, als auch was ihre Weggefährt:innen angeht, beantwortet. Das eigentliche Finale, das uns mit über 75 Minuten Laufzeit einen ausführlichen Abschied gewährt, ist dann nur noch positiv, überraschend, spannend und herzerwärmend. Es ist das Finale, das nicht nur die famose Serie verdient hat, sondern auch ihre Figuren. Speziell Midge und Susie, deren Freundschaft stärker aus dem Konflikt hervorgegangen ist und Jahrzehnte, Zeitzonen und Ländergrenzen überdauert. Mit ihrem großartigen Finale schafft es diese strukturell nicht ganz ausgereifte Staffel dann doch noch recht weit nach vorne im Ranking dieser fünf ohnehin herausragenden Staffeln einer Ausnahmeserie:

  1. „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 2“ (9.8 Punkte)
  2. „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 3“ (9.6 Punkte)
  3. „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 5“ (9.6 Punkte)
  4. „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 1“ (9.5 Punkte)
  5. „The Marvelous Mrs. Maisel – Season 4“ (9.5 Punkte)

Fazit

Habe ich schon erwähnt, wie sehr mich der Abschied von Midge, Susie, Abe, Rose, Joel und Co. trifft? Für mich geht hiermit eine meiner absoluten Lieblingsserien zu Ende. Bestimmt unter meinen Top-5-Dramaserien überhaupt. Solltet ihr zu den glücklichen Zuschauer:innen gehören, die bisher noch nicht reingeschaut haben: Bitte macht das. Amy Sherman-Palladino, die auch der kreative Kopf hinter den „Gilmore Girls“ ist, hat sich mit „The Marvelous Mrs. Maisel“ für alle Zeiten in den Serienolymp  geschrieben: 10/10 (9.6) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

The Mandalorian – Staffel 3

Meine Aufholjagd aktueller Serienstaffeln geht weiter: Nach „Der Schwarm“ stand direkt „The Mandalorian – Staffel 3“ auf dem Programm. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass ich die ersten beiden Staffeln der Serie geschaut habe. Vielleicht kommt dieser Eindruck aber auch daher, dass sich „The Book of Boba Fett“ teils eher wie „The Mandalorian 2.5“ angefühlt hat, als wie eine eigenständige Serie. Nun aber endlich wieder Mando und Grogu gegen das Imperium oder etwa doch nicht? 🚀

The Mandalorian | © Walt Disney

The Mandalorian | © Walt Disney

Weiter unterhaltsam, aber leider ein Rückschritt

Irgendwie hat „The Mandalorian“ im dritten Jahr nicht sonderlich viel zu erzählen. Gerade der Kult um Mandalore und die Lebenden Wasser ist in den ersten Episoden reichlich albern, sorgt aber immerhin für nette Abenteueratmosphäre. Dennoch viel zu Monster-of-the-Week-ish und leider wird dieses Konzept mit der vierten Episode „The Foundling“ auch weitergeführt. Am interessantesten fand ich bis dahin noch die dritte Episode „The Convert“, in der die Handlung auf Coruscant springt und wir dort Einblicke in diese Welt bekommen, die es zuvor noch nicht zu sehen gab. Hier hat mich die Serie etwas an „Andor“ erinnert. Leider wird letztendlich zu wenig daraus gemacht. In der Episode „Guns for Hire“ hat Jack Black einen netten Gastauftritt, ansonsten wird einfach eine „I, Robot“-Geschichte abgespult, die auch eher Monster-of-the-Week-Charakter hat. Schade.

Richtig stark wird „The Mandalorian“ im dritten Jahr dann erst mit den letzten beiden Episoden, welche auch wirklich etwas zu erzählen haben. Man hätte einfach die beide relevanten Episoden aus „The Book of Boba Fett“ mit den Mandalore-Episoden zusammenschmeißen und sich den gesamten Mittelteil sparen sollen. Dann hätte dies eine wirklich großartige Staffel werden können. So bleibt am Ende, außer dem großen Finale, nicht wirklich viel im Kopf. Unterhaltsam ist das alles schon, aber es hätte eben so viel mehr sein können. Insgesamt die bisher schwächste Staffel der Serie.

Fazit

Auch wenn ich die dritte Staffel von „The Mandalorian“ wirklich unterhaltsam fand, so hatte sie strukturell doch größere Probleme, was aber auch an „The Book of Boba Fett“ liegt bzw. Disneys Tendenz, ihre Universen viel zu sehr auszuschlachten. Glücklicherweise endet die Staffel auf sehr hohem Niveau, was den schwachen Mittelteil für mich mehr als nur ausgleicht. Für das vierte Jahr sollten sich Favreau und Co. aber eine schlüssigere Gesamtgeschichte überlegen: 7/10 (7.4) Punkte.

Der Schwarm – OT: The Swarm – Die komplette Miniserie (2023)

Nach zwei Serienmarathons bin ich, zumindest was einstündige Dramaserien angeht, wieder einmal bei einzelnen Staffeln angekommen. Den Anfang macht die ZDF-Event-Serie „Der Schwarm“ nach dem Bestseller von Frank Schätzing. Da ich auch diese aus der Konserve, sprich der ZDF-Mediathek, konsumiert habe, wusste ich im Vorfeld, dass sie bei den Kritiker*innen nicht sonderlich gut ankam. Das Buch fand ich damals jedoch extrem unterhaltsam und wollte mir deshalb selbst ein Bild machen. 🦀

Der Schwarm | © ZDF

Der Schwarm | © ZDF

Eine seltsam langatmige Hochglanzproduktion

Ich liebe Serien und Filme, die rund um das Meer spielen. Auch Wissenschaftsthriller treffen bei mir voll ins Schwarze. Ich erinnere hier z.B. an die kurzlebige Serie „Surface“ oder meinen Allzeitfavoriten „The Abyss“. Thematisch hätte mich „Der Schwarm“ also komplett abholen müssen. Doch das hat er nicht. Es ist auch gar nicht so einfach zu sagen, woran das liegt. Es ist eine internationale Produktion, in der offensichtlich viel Budget steckt. So habe ich die Serie auch im Originalton gesehen, sprich die Protagonist*innen sprechen sowohl Englisch als auch in ihren Muttersprachen. Leider jedoch wirkt das häufig sehr laientheaterhaft. Hinzu kommt, dass einzelne Bilder bzw. Einstellungen zwar sehr wertig aussehen, doch dramaturgisch will das Pacing einfach nicht funktionieren. Es kommt kein Rhythmus auf und Emotionen verpuffen genauso, wie die Dramatik von Action-Szenen. Es wirkt in vielen Einstellungen so, als würden sie immer ein paar Sekunden zu lange stehen bleiben. Ein seltsamer Effekt.

Dabei steckt im Kern immer noch eine faszinierende Geschichte und auch die Erzählung in Serienform macht Sinn. Doch auch inhaltlich leider kein Vergleich zum packenden Buch, auch wenn ich mich nur noch an wenige Details von vor 20 Jahren mehr erinnern kann. Dabei ist die Thematik relevanter denn je. Auch wenn viel am und im Wasser spielt, so bekommt man als Zuschauer*in kein gutes Gefühl dafür vermittelt. Zumindest mir ist es so gegangen. Viele Bilder wirken zu künstlich und die Dramaturgie ist holprig. Selbst als es dann im letzten Drittel handlungstechnisch schneller vorangeht, so bleibt das Gefühl des seltsamen Pacing und der Distanz zu Figuren und Handlung. Wirkt alles etwas wie gewollt und nicht gekonnt. Verstehe durchaus, warum sie Frank Schätzing, der Autor der Vorlage, von der Serie distanziert hat. Vielleicht wäre ein verdichteter Hollywood-Blockbuster doch das bessere Format für eine Adaption gewesen?

Fazit

Auch wenn ich mich auf die Sichtung der Romanadaption gefreut habe und sehr gerne positiv überrascht worden wäre, so hat mich die Serie letztendlich doch enttäuscht. Kein Totalausfall, doch ziemlich uninspiriert erzählt und teils erschreckend ungelenk inszeniert. Auch wenn theoretisch eine zweite Staffel im Raum steht, so vermute ich jedoch, dass es bei dieser einen Staffel bleiben wird und interpretiere die Adaption des Romanumfangs als Miniserie. Schade drum: 6/10 (5.8) Punkte.

The Americans – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 6)

Meine letzte Serienbesprechung (zu „Brooklyn Nine-Nine“) liegt schon eine halbe Ewigkeit zurück. Dabei ist es nicht so, dass ich in den letzten vier Monaten nichts gesehen hätte. Es waren allerdings zwei Großprojekte. Das erste habe ich nun abgeschlossen: „The Americans“ erstreckt sich über sechs Staffeln und diese nehmen uns mit auf die Reise in eine düstere Parallelwelt. In dem Spionage-Thriller begleiten wir eine ungewöhnliche Familie und ich war positiv überrascht, wie gut die Serie ihr von Anfang an hohes Niveau zu halten vermag. 🕵️

The Americans | © Walt Disney

The Americans | © Walt Disney

„The Americans“ ist vor allem durch die beiden Hauptdarsteller*innen Keri Russell (bekannt aus „Felicity“) und Matthew Rhys (bekannt aus „Brothers & Sisters“) auf meinem Radar aufgetaucht. Ich hatte sogar einmal die DVD-Box der ersten Staffel im Regal stehen. Jedoch habe ich die Serie erst mit dem Komplett-Release auf Disney+ gesehen. Warum das eine exzellente Entscheidung war, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung der einzelnen Staffeln:

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Review: Willow – Staffel 1

Kaum einer zweiten Serie habe ich zuletzt so sehr entgegengefiebert, wie dieser. Mit  „Willow – Staffel 1“ hat Disney die Fortsetzung zu einem meiner liebsten Fantasy-Filme veröffentlicht. Die Trailer sahen großartig aus und ich habe mich extrem gefreut, Warwick Davis endlich wieder in einer seiner bekanntesten Rollen zu sehen. Was hat „Willow“ in Serienform nun also zu bieten? 🧙‍♂️

Willow | © Walt Disney

Willow | © Walt Disney

Leider nur bedingt gelungene Fantasy-Action

Ich habe die erste Episode von „Willow“ gesehen und sie hat mir trotz Schwächen durchaus gefallen. Ich dachte noch, dass die Serie danach bestimmt anziehen würde und man es hier mit einer typischen Pilotfolge zu tun hat, in der erst einmal alle Figuren etabliert werden müssen und die deshalb etwas ungelenk wirkt. Wohlwollende sieben Punkte also. Danach wurde es leider nicht besser. Zwar gibt es in jeder Episode ein paar Momente, in denen z.B. Warwick Davis glänzen kann, ein paar Witze zünden oder man ein paar schöne Landschaftsaufnahmen sieht. Ansonsten bleibt, gerade in der ersten Hälfte der Serie, nur wenig Positives zu berichten: Die Charaktere sind im besten Fall flach und im schlimmsten Fall komplett unsympathisch gezeichnet (ich schaue dich an, Kit). Die Dialoge sind profan und die Action teils absolut dilettantisch inszeniert. Unzählige Schnitte, viel zu dunkel und von Überblick kann keine Rede sein. Der 1988er Film hat alles in jeder Hinsicht so viel besser gemacht.

Wenn wir schon beim von mir geliebten Original sind: Ron Howards Film hatte viel Humor und war dennoch konsistent innerhalb seiner Welt. Showrunner Jon Kasdan (Bruder von Jake Kasdan, verantwortlich für das „Jumanji“-Reboot, und Sohn von Lawrence Kasdan) dagegen zieht in seiner Serienfortsetzung eine Metaebene ein, die teils moderne Kostüme, Sprache und Musik in die Welt von „Willow“ bringt. Das alles wirkt tonal komplett neben der Spur. Durchaus gute Ansätze werden dadurch negiert, dass sich die Autor*innen über ihre Welt und die Figuren darin lustig machen. Wir lachen aus einer Metaperspektive über sie und nicht mit ihnen, wie das im Original der Fall war. Sehr schade. Bis zum Finale habe ich bei jeder Episode gehofft, dass die Serie noch einen Wandel zum Positiven durchmacht, doch so wirklich hat das leider nicht geklappt. Dabei mochte ich einzelne Episoden durchaus, z.B. „Prisoners of Skellin“ mit Christian Slater (bekannt aus „True Romance“) als durchaus sympathischen Madmartigan-Ersatz und auch so manche Figur ist mir ans Herz gewachsen. Im Gesamtkontext war das aber einfach nicht genug.

Der Fluch der „Willow“-Fortsetzungen

Wie ich bereits erwähnt habe, liebe ich den 1988er „Willow“. Seit Jahren hoffe ich auf eine gelungene Fortsetzung. Eine solche haben wir mit dieser Serie nicht bekommen. Doch wisst ihr, dass dies nicht der erste Versuch war? Bereits in den 1990er Jahren hat George Lucas zusammen mit Chris Claremont eine Romantrilogie geschrieben, welche die Geschichte fortsetzt. Den ersten Band „Schattenmond“ habe ich zur Hälfte gelesen und danach entnervt aufgegeben, denn er war grottenschlecht. Noch viel schlimmer als diese Serie. Umso mehr hatte ich auf eine gelungene und mit bedacht inszenierte Fortsetzung gehofft. Leider jedoch fühlt sich die Serie „Willow“ eher wie ein augenzwinkerndes „Dungens & Dragons“-Abenteuer an, in dem die Held*innen sich ihrer Rolle bewusst sind und deshalb mehr oder weniger geschickt die Meta-Wand durchbrechen. In solch einem Setting hätte die Serie einigermaßen funktionieren können, doch es ist einfach keine gelungene Fortführung von „Willow“.

Fazit

Ich hatte so große Hoffnungen für diese Serie. Leider jedoch wurden sie nicht erfüllt. Spaß hatte ich dennoch über den Verlauf der acht Episoden. Teils gab es wirklich schön anzuschauende Schauplätze und so manche Entwicklung hätte sich interessant gestalten können. Leider ist der Ton komplett inkonsistent und viele kreative Entscheidungen mehr als nur fragwürdig. Ebenso fraglich ist, ob wir eine zweite Staffel bekommen werden. Ich würde die Serie nicht vermissen (und vermutlich dennoch weiterschauen). Schade drum: 6/10 (5.8) Punkte.

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3

Hatte ich der zweiten Staffel noch entgegengefiebert, ist „Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3“ einfach so aufgetaucht, ohne dass ich nach drei Jahren Pause noch groß damit gerechnet hätte. Da ich gerade ohnehin eine Lücke im Programm hatte, habe ich direkt damit angefangen, auch wenn mich das zweite Jahr nach der tolle ersten Staffel nicht mehr hundertprozentig zu begeistern wusste. Was also hat das dritte Abenteuer zu bieten? 🕵️‍♂️

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Tom Clancy’s Jack Ryan – Season 3 | © Amazon Prime Video

Inhaltlich fast schon schmerzhaft anzusehen

Wurde in der ersten Staffel der Terror aus dem Nahen Osten thematisiert, stand im zweiten Jahr der Umsturz in einem südamerikanischen Land im Fokus. Welches Thema haben sich die Autor*innen für die dritte Staffel ausgesucht? Einmal mehr wurde der Kalte Krieg ausgegraben, der ja bereits im Jack-Ryan-Film „Jagd auf Roter Oktober“ im Fokus stand. In Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist das ein Brennpunkt, der leider schmerzhaft nahe am aktuellen Weltgeschehen dran ist. Natürlich wurde die Staffel vor dem Angriff geschrieben, doch bin ich mehrfach zusammengezuckt als die Ukraine erwähnt wurde. Wie auch die vorherigen Staffeln von „Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist es somit sinnvoll, die Serie komplett in das Reich der Fantasie zu schieben. Dies ist mir nicht immer leicht gefallen und doch funktioniert die Geschichte rund um eine russische Splittergruppe, die den Systemsturz plant, unter dieser Voraussetzung überraschend gut.

„Tom Clancy’s Jack Ryan“ ist bombastisch inszeniert und die Unterschiede zu Kinofilmen sind kaum noch auszumachen. Die Geschichte ist dicht und ich hätte mir gewünscht, sie enger getaktet schauen zu können. Aufgrund der Weihnachszeit hat sich die Sichtung der acht Episoden jedoch über drei Wochen gezogen und ich musste mich immer wieder neu orientieren, welche Fraktion, denn nun wieder wen hintergangen hat und in welcher europäischen Großstadt sich Jack Ryan und Co. herumtreiben. Das ist nämlich wirklich fantastisch: Die Schauplätze in dieser Staffel sind sehr abwechslungsreich und machen James Bond alle Ehre. Erwähnenswert finde ich noch, dass Nina Hoss die tschechische Präsidentin spielt, was wirklich eine starke Performance ist. Alles in allem eine  wirklich runde Sache.

Fazit

Im Gegensatz zur zweiten Staffel hat mir das aktuelle Abenteuer deutlich besser gefallen, auch wenn es inhaltlich in der momentanen weltpolitischen Lage teils unangenehme Assoziationen weckt. Wenn man die Jack-Ryan-Welt rein fiktional sieht, was vermutlich ohnehin der bessere Ansatz ist, dann macht dieser Agententhriller  im Hochglanz-Look extrem viel Spaß: 8/10 (8.4) Punkte.

The Dropout – Die komplette Miniserie (2022)

Eigentlich wollte ich nach dem grandiosen „Andor“ direkt mit der Serienfortsetzung zu „Willow“ weitermachen. Doch Disney veröffentlicht die Serie im Wochenrhythmus und dahin kann ich nicht wieder zurück. Folglich habe ich mich nach einer Serie zur Überbrückung umgeschaut und bin auf „The Dropout“ gestoßen. Die Geschichte um Theranos und die Gründerin Elizabeth Holmes war mir bereits aus Dokumentationen bekannt und ich fand sie stets faszinierend. Insofern war ich sehr auf die dramatische Aufarbeitung gespannt. 🩸💉

The Dropout | © Hulu

The Dropout | © Hulu

Eine unglaubliche, wahre Geschichte unserer Zeit

Die bisherigen Dokumentationen (siehe auch Video unten), die ich bisher über Theranos und Elizabeth Holmes gesehen habe, waren eher nüchtern erzählt und haben sich auf den Betrug und die Fakten konzentriert. Die Serienfassung „The Dropout“ holt weiter aus und nimmt sich Zeit, auch Elizabeth Holmes‘ Figur ausführlicher zu charakterisieren. Ich würde beinahe so weit gehen und sagen, dass Holmes in den ersten Episoden noch sympathisch bis idealistisch gezeichnet ist. Natürlich kippt das spätestens im Mittelteil der Serie, wenn Holmes komplett größenwahnsinnig wird und ohne Rücksicht auf Verluste ihre verquere Vorstellung von unternehmerischen Erfolg über alles andere stellt. Quasi „Fake It Till You Make It: The TV Show“. Bei all dem war die Vision von Theranos grundsätzlich spannend und hätte die Technologie funktioniert, dann wäre die Geschichte ganz anders ausgegangen. Aber das ist genau die Krux daran: Die vollständige Missachtung von Wissenschaft, die eben keine Abkürzungen zulässt. In unserer kapitalistischen Gesellschaft mit Investoren, die schnell Erfolge sehen wollen, ein nicht überwindbarer Widerspruch.

Die Serie nimmt sich Zeit, um die Entwicklung von Elizabeth Holmes und Theranos im Detail zu zeichnen. Sie ist unterhaltsam, spannend, absurd und desillusionierend. Dabei wirkt die Entwicklung durchaus realistisch. Holmes wird nicht als böse Superschurkin gezeichnet, sondern eher als eine Person, die blind für ihre eigenen Fehler ist bzw. die in einer Umgebung aufwächst, in der man keine Fehler duldet. Einzig in den letzten Episoden driftet ihre Charakterisierung ein wenig ins Überzeichnete ab. Dennoch insgesamt eine absolut packende Serie, welche die Geschichte rund um Elizabeth Holmes und Theranos mitreißend dramatisiert. Amand Seyfried (bekannt z.B. aus „In Time: Deine Zeit läuft ab“) stellt die Gründerin sehr überzeugend und manisch dar. Naveen Andrews  (Sayid aus „Lost“) als Sunny hätte ich beinahe nicht wiedererkannt. Nebendarsteller wie Stephen Fry oder William H. Macy (Frank Gallagher aus „Shameless“) ergänzen den exzellenten Cast.

Fazit

Der wahre Fall hat mich schon immer fasziniert. Die dramatische Aufbereitung in Serienform hat das Interesse weiter entfacht. Es ist eine packende Geschichte und man fragt sich, was denn schief läuft in Silicon Valley. Speziell gerade jetzt, da mit Sam Bankman-Fried das nächste Wunderkind auf der Anklagebank sitzt. Immerhin war Elizabeth Holmes‘ Vision im Vergleich bemerkenswert. Es wird bestimmt nicht die letzte Geschichte dieser Art gewesen sein: 9/10 (8.6) Punkte.

Andor – Staffel 1 (2022)

Nachdem mich die letzten beiden „Star Wars“-Serien „The Book of Boba Fett“ und „Obi-Wan Kenobi“ nur bedingt zu begeistern wussten, war meine Vorfreude auf „Andor – Staffel 1“ nicht übermäßig groß. Aufgrund der guten Reviews und der Tatsache, dass ich „Rogue One: A Star Wars Story“ für den besten Film der Disney-Ära halte, war ich doch gespannt, was hier aus der Backstory des Rebellen gezaubert wurde. Nicht weniger als die bisher beste „Star Wars“-Serie. Doch ich greife vor…

Andor – Staffel 1 | © Walt Disney

Andor – Staffel 1 | © Walt Disney

Die bisher beste Serie im „Star Wars“-Universum

Ich muss sagen, dass ich trotz meiner Liebe für „Rogue One“ nie der größte Fan von Cassian Andor war. Für diese Serie hätte ich mir vermutlich auch eine komplett freie Geschichte gewünscht und eben nicht wieder das Andocken an eine populäre Figur. Zumal ich hier die Popularität ohnehin in Frage gestellt hätte. Aber nun gut. Dann also Cassian Andor. Nach der Sichtung muss ich sagen, dass mir der titelgebende Andor hier doch sehr gut gefallen hat. Dennoch frage ich mich, ob ein Titel à la „Rise of the Rebellion“ oder einfach „The Rebellion“ nicht (noch) besser funktioniert hätte. Letztendlich ist die Serie ja sehr erfolgreich und auch der Fokus auf Cassian Andor hat gut funktioniert.

Was lässt „Andor“ also über die anderen „Star Wars“-Serien hinauswachsen? Zunächst einmal, dass es sich eben nicht um die populärste Figur handelt, von der wir bereits unglaublich viel wissen. Dieser Teil des Universums fühlt sich tatsächlich frisch und neu an. Das liegt an den Figuren, aber auch an den Schauplätzen. Zudem nimmt die Serie sich und ihre Figuren ernst. Das Imperium ist wirklich beängstigend und die Rebell*innen greifen zu teils drastischen Mitteln. Dabei kommt es zu Todesfällen, die ich so nicht erwartet hätte. Es geht um etwas und das merkt man „Andor“ in beinahe jeder einzelnen Szene an. Weiterhin wirkt die Inszenierung viel realistischer als die  auf teils extrem offensichtliche Greenscreen-Effekte setzende Serie „Obi-Wan Kenobi“. Zudem spürt man das Brodeln der aufkeimenden Rebellion und speziell die finale Episode beschert uns Zuschauer*innen hier wahrlich einige Gänsehautmomente.

Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass mich „Andor“ (sowohl die Figur als auch die Serie) so begeistern werden würde. Am liebsten hätte ich sofort die nächste Staffel und direkt im Anschluss noch einmal „Rogue One“ geschaut. Auf diese Art und Weise kann ich mir sehr gut noch mehr Geschichten aus dem „Star Wars“-Universum vorstellen. Wirklich außergewöhnlich gelungen: 9/10 (8.5) Punkte.