Ein Freund hat mir kürzlich einen Link zu einem Interview, das Edgar Wright mit Steven Spielberg über dessen Film „Duell“ geführt hat, geschickt. Das fand ich so inspirierend, dass ich mir „Duell“ baldmöglichst selbst noch einmal anschauen wollte. Heute war es dann endlich soweit…

Duell (1971) | © Universal Pictures Germany GmbH
Der erste Geniestreich von Steven Spielberg
Mit „Duell“ verbinde ich einiges. Es war der erste Film, den ich damals in der Videoschnitt-Vorlesung meines Studiums detailliert analysieren durfte. Leider befinden sich die Texte von damals auf irgendeiner gut versteckten externen Festplatte, sonst hätte ich sie wunderbar für diese Besprechung verwenden können. Macht aber nichts, denn das intensive Erlebnis wirkt auch ohne Aufzeichnungen bis heute nach. Den Film habe ich damals vor ca. 14 Jahren (OMG!) entsprechend häufig gesehen. Nun stand also erneut eine Begegnung an. Und was soll ich sagen? Ich bin immer noch erstaunt, wie unglaublich modern „Duell“ teilweise inszeniert ist. Man spürt förmlich die Energie, die der 25-jährige Steven Spielberg in den Film gesteckt hat. Und das trotz oder gerade wegen der begrenzten Mittel einer TV-Produktion. Später hat Universal das Potenzial des Films erkannt und eine um 15 Minuten erweiterte Fassung (die wir heute auch nur allzu gut kennen) ins Kino gebracht.
Warum funktioniert „Duell“ so gut? Er ist völlig schnörkellos inszeniert. Das titelgebende Duell macht die gesamte Handlung aus. Man wird mit David Mann (Dennis Weaver) in eine Situation geworfen, die einerseits unglaublich erscheint, andererseits aber auch nah an der Lebensrealität dran ist. Idioten im Straßenverkehr kennt schließlich jeder. Der besondere Kniff ist, dass der Gegner nur als monströser Truck in Erscheinung tritt. Dieser wird stets in Untersicht gezeigt, er wirkt organisch und scheint ein eigenes Leben zu besitzen. Der Fahrer tritt nie in Erscheinung, was die absolut richtige Entscheidung war. Der Wahnsinn, der David befällt, wird ebenso greifbar gemacht und man wähnt sich in so mancher Szene fast schon in einem Hitchcock-Film. Einzig das Voice-over Davids wirkt teils ein wenig befremdlich.
Fazit
Mit seinem ersten, heute noch greifbaren Film ist Steven Spielberg sogleich ein Meilenstein gelungen, ohne den es Filme wie „Breakdown“, „Jeepers Creepers“ oder „Joyride“ nicht gegeben hätte. Die dichte Atmosphäre und die auf den Punkt inszenierte Bedrohung braucht selbst 47 Jahre nach Veröffentlichung keinen Vergleich zu anderen Genre-Klassikern zu scheuen. „Der Weiße Hai“ war vier Jahre später nur der nächste, konsequente Schritt. Immer noch großartig: 9/10 Punkte.
Duell ist absolut geil.
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Ja, der ist super! 👍
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Da gab es damals sogar ein Remake von… Komm bloß nicht mehr auf den Titel.
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Ein echtes Remake? Glaube ich nicht. Eher Filme, die sich daran orientieren, wie eben „Joyride“.
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Joy Ride meinte ich nicht… Dachte erst an No Way Up – Es gibt kein Entkommen aber das ist es auch nicht.
Ich glaube, dass war ein schwarzes Auto und kein Truck…
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Gibt ja viele Filme, die das Konzept kopiert haben. Doch das Original bleibt immer noch ungeschlagen! 🙂
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Das stimmt natürlich 🙂
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Duell ist großartig! Ich liebe die Szene in dem Diner, wenn David spekuliert, wer der Fahrer sein könnte. Und natürlich das Auto von Kammerjäger Grebleips… 😉
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Ja, so viele großartige Momente. Speziell die Diner-Szene ist an Spannung kaum zu überbieten. Hach, einfach großartig. Spielberg hat da alles richtig gemacht.
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Der Fahrer ist aber natürlich der Hai. Deswegen ist der Truck auch so rostig…
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Mind. Blown. Jetzt da du es sagst… 🦈😁
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War auch eine meiner filmischen Kellerleichen. Haben den Film von einem Freund empfohlen bekommen und war wirklich positiv überrascht. Falls Duell dir gefallen hat, solltest du dir auch mal Vanishing Point ansehen. Bei uns heißt er – soweit ich mich erinnern kann – Fluchtpunkt San Francisco.
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Danke für den Tipp! Werde ich mir mal vormerken. Ist auch aus den 70ern, oder?
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Genau: 1971.
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Scheint ein guter Jahrgang gewesen zu sein… 😊
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Duel habe ich wohl als 10 oder 12-jähriger, also viel zu früh, im Fernsehen gesehen. Die schnörkelose Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ein unbescholtener Bürger gerät ohne Schuld (so weit ich mich erinnere, gibt es auch keine Erklärung dafür, warum ausgerechnet Weaver ins Visier des Trucks kommt) in eine lebensgefährliche Ausnahmesituation und wächst am Ende über sich hinaus. Die Grundidee war sicherlich nicht neu, aber was Spielberg draus gemacht, war schon einzigartig. Fast von der ersten Minute an Hochspannung, die konsequent bis zum Ende durchgehalten wird. Ein Antagonist, der völlig emotionslos ist. Kein Geplänkel, keine störenden Sublplots.
Durch Zufall habe ich den Film kürzich auf ARTE gesehen. Im Gegensatz zu vielen Filmen, grade aus den 1970er Jahren, ist Duel ganz hervorragend gealtert, könnte von seiner Machart und Dramaturgie her auch erst vor 5 Jahren entstanden sein. Die schon mehrfach erwähnte Szene im Diner ist nach wie vor „ganz großes Kino“.
Den „Todesschrei“, den der Truck beim Sturz in den Abgrund von sich gibt, lässt übrigens auch „Bruce“ in Jaws ganz am Schluss ertönen…..Mal drauf achten….
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Du hast völlig recht, die Hauptfigur kommt unverschuldet ins Visier des Truckers. Das ist auch einer der spannenden Aspekte, denn man hat stets das Gefühl, auch in solch eine Situation geraten zu können.
Ja, ich finde auch, dass „Duell“ großartig gealtert ist, was an Spielbergs dynamischer und innovativer Inszenierung liegt. Fantastisch!
Das mit dem „Todesschrei“ habe ich noch im Making-of gesehen. Ist super Trivia-Wissen für die nächste Party… 😀
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