Wednesday – Staffel 1 (2022)

Ich hänge dem Hype einmal wieder hinterher. Zwar hatte das Zappelinchen bereits bei Veröffentlichung Interesse an „Wednesday – Staffel 1“ gezeigt, doch geschaut hatte sie die Serie damals nicht. Da ich die Kinder dieses Jahr an die „Addams Family“-Filme herangeführt habe, war der Sprung zu Tim Burtons Serie ein kleiner. Das Interesse war groß und somit war unsere nächste Familienserie nach „Loki“ gesetzt. 🕸️

Wednesday – Staffel 1 | © Netflix

Wednesday – Staffel 1 | © Netflix

Die „Addams Family“ trifft auf „Harry Potter“

Als „Wednesday“ veröffentlich wurde, klebte noch eine 12er Freigabe an der Serie (zumindest bei der Veröffentlichung auf Netflix). Inzwischen wurde die Serie offiziell ab 16 freigegeben, was uns zum Überlegen brachte, ob wir dennoch reinschauen können. Da der Zwergofant bisher die Filme gut verkraftet hatte, wollten wir es zumindest probieren: Es war tatsächlich überhaupt kein Problem. Je nach Kind kann man die Serie auch schon gut ab 12 Jahren schauen. Spannend bzw. gruselig ist sie an ein paar Stellen natürlich dennoch, aber alles gut verkraftbar. Genug der Vorrede. Wie kann man sich eine „Wednesday“-Serie nun vorstellen? Ich habe sie am ehesten als Mischung aus einer modernisierten Version der „Addams Family“-Filme der 1990er Jahre und „Harry Potter“ wahrgenommen. Stimmung und Ton sind eindeutig in der eigenen Welt verhaftet, doch Setting und Aufbau bzw. Struktur haben mich doch deutlich an die Internatswelt des jungen Zauberers denken lassen. Auch hier musste in jedem Jahr ein Mysterium in Hogwarts gelöst werden. Genau wie in der Nevermore Academy in „Wednsesday“. Das ist schon ein ziemlich geschickter Schachzug.

Was die Besetzung angeht, hat Tim Burton ein recht glückliches Händchen bewiesen: Natürlich schwebt über allem die ikonische Besetzung der Barry-Sonnenfeld-Filme, doch mit Jenna Ortega (auch bekannt aus Burtons „Beetlejuice Beetlejuice“) als Wednesday, Catherine Zeta-Jones als Morticia, Luis Guzmán als Gomez und Fred Armisen als Onkel Fester ist auch die neue Familie Addams recht gut aufgestellt. Hinzu kommen etliche Jungdarsteller:innen, welche wunderbar in diese Welt passen. Speziell Emma Myers‘ Enid ist ein wundervoller Gegenpol zu Wednesday. Die Serie bewegt sich recht geschickt auf Coming-of-Age-Pfaden und kombiniert diese mit Gothic-Mystery-Elementen. Ich hätte nicht vermutet, dass dieser Ansatz so gut funktioniert, wie er es tatsächlich tut. Die Serie macht unfassbar viel Spaß und sieht auch toll aus. Tim Burtons typischer Stil kommt allerdings deutlich weniger durch, als ich das erwartet hätte. Somit ist die Serie trotz des düsteren Fantasy-Settings sehr breitentauglich und selbst Wednesday darf am Ende Gefühle zeigen. Herrlich fand ich auch, dass mit Christina Ricci die Darstellerin der 1990er Wednesday eine zentrale Rolle spielt. Eine schöne Hommage und auf der Meta-Ebene besonders witzig. Das Mysterium selbst bietet einige Wendungen lädt zum Miträtseln ein. Die Kinder waren komplett in die Serie investiert. Wirklich ein 100%iger Erfolg.

Fazit

Ich liebe „Wednesday“ schon alleine dafür, dass uns die Serie begeistert auf dem Sofa vereint hat. Alle wollten wissen, wie es weitergeht. Da gab es keinen genervten Blick und kein Augenrollen. Wir hatten danach Diskussionen über einzelne Episoden und Figuren und überhaupt war es ein kleines Familien-Event, was wir schon lange nicht mehr mit Filmen oder anderen Serien hatten. Schön! Nun freuen wir uns schon alle auf die zweite Staffel, auch wenn die Kritiken eher bescheiden sind. Das erste Jahr auf der Nevermore Academy war auf jeden Fall großartig: 9/10 (8.8) Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Alien: Earth – Staffel 1 (2025)

Normalerweise halte ich es ja ganz gut aus, aktuelle Serien nicht sofort zu schauen. Ich warte ganz gerne bis Serien abgeschlossen sind bzw. zumindest so lange, bis eine Fortführung der Geschichte gesichert ist. Bei „Alien: Earth – Staffel 1“ war das jedoch anders. Ich liebe die „Alien“-Filme. Den ersten besonders, doch auch die Fortsetzungen samt „Prometheus: Dunkle Zeichen“. Somit war ich extrem gespannt auf die Serie. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden, lest ihr in der folgenden Besprechung… 🌎

Alien: Earth | © FX & Disney

Alien: Earth | © FX & Disney

Faszinierende Sci-Fi mit schwachem Xenomorph

Wie der Titel verlauten lässt, spielt „Alien: Earth“ auf der Erde. Dieser Aspekt hat mich im Vorfeld vermutlich am meisten abgeschreckt, denn ich musste natürlich an „Aliens vs. Predator 2“ denken, der zu den schlechtesten Filmen gehört, die ich je gesehen habe. Glücklicherweise spielt „Alien: Earth“ in der Zukunft und zwar exakt zwei Jahre vor dem allerersten „Alien“-Film. Wir werden direkt in die erste Episode namens „Neverland“ hineingeworfen und befinden uns sofort und ohne Zweifel im „Alien“-Universum. Auf einem Schiff, dessen Innenraum der Nostromo zum Verwechseln ähnlich sieht, erleben wir, zu diesem Zeitpunkt noch ohne Kontext, den Angriff eines Xenomorphs. Hier muss ich direkt auf meinen ersten und größten Kritikpunkt an der Serie eingehen: Die Darstellung des titelgebenden Monsters. Showrunner Noah Hawley setzt dabei auf praktische Effekte, sprich ganz klassisch einen Mann im Anzug. Eigentlich begrüßenswert, denn mir waren die digitalen Xenomorphe in „Alien: Romulus“ schon fast zuviel des Guten. Allerdings wird das Xenomorph, gerade in den ersten Episoden, so häufig in kompletter Pracht gezeigt, dass man stets sieht, dass es sich eben nur um einen Mann im Anzug handelt. Das Xenomorph hat viel zu viel Screentime und wird leider auch nicht gelungen in Szene gesetzt. Seine Haut wirkt trocken und es fehlt der Schleim. Wenn ich da an die stimmungsvolle und sparsame Inszenierung eines Ridley Scotts denke, die bereits 1979 für Gänsehaut sorgte, dann verliert das ikonische Monster in der Serie leider ziemlich an Wirkung.

Sehr gelungen fand ich die meisten anderen Elemente der Serie: Die „Peter Pan“-Analogie hat für mich erstaunlich gut funktioniert. Ebenso hat mich Boy Kavalier als Tech-Bro-Bösewicht überzeugt, was auch an Samuel Blenkins Darstellung lag. Überhaupt sind die Schauspieler:innen allesamt gut gewählt und holen einiges aus ihren Rollen raus. Sydney Chandler als Wendy ist fantastisch, Timothy Olyphant spielt mit Kirsh einen erinnerungswürdigen Synth und Babou Ceesay zieht als Cyborg alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Logik ist, wie so oft in diesem Franchise, nicht wirklich gegeben, doch kann ich damit wirklich gut umgehen, weil mich das World Building so fasziniert. Mit „In Space, No One…“ bekommen wir in der fünften Episode quasi ein Remake des ersten „Alien“ zu sehen, was (bis auf das Xenomorph) fantastisch inszeniert ist. Glücklicherweise gibt es neben dem Hauptmonster noch andere Aliens, welche wirklich spannende Kreaturen sind und die auch herrlich unheimlich in Szene gesetzt werden. Speziell der T. Ocellus, das unheimliche Auge, ist ein fantastischer Neuzugang zum Franchise.

„Alien: Earth“ atmet den Geist von „Prometheus“

Ich habe inzwischen einige Stimmen zur Serie gelesen bzw. meinungsmachende Schlagzeilen, wie sie gerade auf YouTube en vogue sind. Disney würde das Franchise ruinieren, die Serie würde alles kaputt machen usw. usf. Ich stelle folgende These auf: Wenn ihr „Prometheus: Dunkle Zeichen“ mochtet, dann werdet ihr auch mit „Alien: Earth“ viel Spaß haben. Bereits der Film hat einen Parallelstrang erzählt und sich mehr für KI, den Schöpfungsmythos und andere Monster neben dem Xenomorph interessiert. In diesen Aspekten brilliert auch diese Serie. Tatsächlich war mir, wie bereits erwähnt, das bekannte Monster sogar zu präsent eingesetzt. Am schwächsten fand ich die siebte Episode „Emergence“, in der es zu einer Kooperation zwischen Xenomorph und Wendy, der Anführerin der Hybride, kommt. Hier hatte ich einen ähnlichen Effekt der Ablehnung, wie im ersten „Jurassic World“, als Owen Grady die zuvor komplett monsterhaft inszenierten Raptoren trainiert hat. Das mag für mich nicht wirklich zu diesem faszinierenden Wesen passen. Allerdings hat bisher auch (fast) jeder „Alien“-Film mit den Regeln der Vorgänger gebrochen, so dass ich mich auch an diesen Bruch gewöhnen werde. Alles andere, abseits des Xenomorphs, fand ich extrem faszinierend und stilistisch grandios umgesetzt. Ich hatte richtig viel Spaß mit dieser ersten Staffel von „Alien: Earth“ und der erweiterten Welt, die sie aufmacht.

Fazit

Ich habe mich jeden einzelnen Abend auf eine neue Episode von „Alien: Earth“ gefreut. Hätte ich jede Story-Entscheidung genauso getroffen? Auf keinen Fall. Doch das ging mir im gesamten Franchise nach dem zweiten Teil bereits so. Ich habe es geliebt, einen tieferen Einblick in diese Welt zu bekommen und fand sowohl die neuen Figuren als auch die neuen Monster spannend. Keine perfekte Serie, doch eine, die mit all ihren kontroversen Entscheidungen perfekt zum Franchise passt. Ich freue mich schon sehr auf die zweite Staffel: 8/10 (8.3) Punkte.

The Falcon and the Winter Soldier – Die komplette Miniserie (2021)

Die Sommerzeit hat auch unser Projekt, die Serien des Marvel Cinematic Universe (MCU) nachzuholen, ziemlich nach hinten geworfen. Für die Sichtung der sechs Episoden von „The Falcon and the Winter Soldier“ haben wir über zwei Monate gebraucht. Das hat dem Vergnügen jedoch kaum einen Abbruch getan. Wie uns die Serie gefallen hat, lest ihr in der folgenden Besprechung…

The Falcon and the Winter Soldier | © Walt Disney

The Falcon and the Winter Soldier | © Walt Disney

Unterhaltsame Standardware aus dem MCU

Nach dem Start in die Serien des MCU mit „WandaVision“ hatte ich mich schon sehr auf „The Falcon and the Winter Soldier“ gefreut. Besonders für die Kinder, die nicht sonderlich viel mit der Sitcom-Welt der vorherigen Serie anfangen konnten. Wie man es von den „Captain America“-Filmen kennt, versprach auch diese Serie handfestere Unterhaltung. Letztendlich bekommt man auch genau das: Im Grunde ist es eine Serie, die sich nach Standard-TV-Kost anfühlt. Es gibt Bösewichte, die es aufzuhalten gilt, und die innerhalb einer moralischen Grauzone operieren. Hinzu kommt ein wenig Agenten-Action und persönliche Schicksale. Im großen Kontext des MCU darf sich Bucky von seinen Fesseln befreien und Sam den Aufstieg zum ersten schwarzen Captain America erleben. Weiterhin gibt es mit John Walker bzw. U.S. Agent eine neue Figur, welcher wir vermutlich in „Thunderbolts*“ wiederbegegnen werden.

Am besten hat mir die Serie immer dann gefallen, wenn sie Tempo rausnimmt und sich ihren Figuren widmet. So mochte ich alles um Sams Schwester sehr gerne, aber auch Buckys getriebenes Lone-Wolf-Dasein. Alles rund um die Flag Smashers hat sich für mich zu sehr wie eine Sonntagnachmittagsserie angefühlt. Letztendlich war auch das unterhaltsam und in nur sechs Episoden schnell genug erzählt, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Serie ist bei all dem so originell wie ihr Titel und damit ein ziemlicher Gegenentwurf zu „WandaVision“, was ich spannend fand.

Fazit

Auch wenn die Serie nichts Bahnbrechendes erzählt, so hat sie doch eine wichtige Brücke zu den kommenden Filmen geschlagen. Als nächstes werden wir uns wohl „Loki“ widmen, wobei ich noch nicht weiß, ob wir hier direkt beide Staffeln schauen können oder erst ein paar Filme zwischenschieben müssen. Einfach zu kompliziert das MCU. Hat jemand einen Tipp, was der beste Ansatz wäre? „The Falcon and the Winter Soldier“ war auf jeden Fall eine wirklich nette Miniserie, die man sich gut anschauen kann: 8/10 (7.5) Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Adolescence – Die komplette Miniserie (2025)

Warum habe ich mir diese Serie nur angeschaut? Auslöser war bestimmt der mittelgroße Hype darum. „Adolescence“ ist eine Miniserie auf Netflix, die schwere Themen behandelt. Dabei ist sie sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch brillant erzählt. Ganz grob geht es um einen Kriminalfall, in dem ein Jugendlicher verdächtigt wird, eine Mitschülerin umgebracht zu haben. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht, auch wenn Spoiler den Eindruck kaum schmälern. Spoiler sind zu erwarten.

Adolescence (2025) | © Netflix

Adolescence (2025) | © Netflix

Vier gezielte Schläge in die Magengrube

Zunächst zur Einordnung: Ich wurde gespoilert und wusste, worum es in der Serie geht und wie sie sich grob entwickelt. Auch der inszenatorische Kniff, jede Episode als lange Plansequenz zu erzählen, war mir bekannt. Obwohl ich auch erwartet hatte, dass „Adolescence“ keine leichte Kost werden würde, so war ich auf die emotionale Wucht doch nicht gefasst. Speziell in der ersten Episode hatte ich, obwohl mir bewusst war, dass er den Mord begangen hat, instinktiv Mitleid mit dem dreizehnjährigen Jamie. Die Vorstellung, dass der Zwergofant, der sich nahezu im gleichen Alter befindet, plötzlich aus dem elterlichen Haus gerissen wird und er vorerst keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern haben darf, war fast unerträglich. Auch die völlige Überforderung des Vaters hat mich mitgenommen. Das Versprechen Jamies unschuldig zu sein, dann der Schlag in die Magengrube als die Wahrheit ans Licht kommt. Vater und Sohn alleine im Verhörraum. Beide brechen in den letzten Minuten der ersten Episode in sich zusammen. Dieser Schmerz hat sich auf mich übertragen und ich war extrem froh, als endlich der Abspann über den Fernseher gelaufen ist.

Auch die zweite Episode hat es in sich und ich fand sie sowohl erzählerisch als auch inszenatorisch beeindruckend. Das ermittelnde Team (u.a. Faye Marsay, die man aus „Andor“ als Vel Sartha kennt) kommt an Jamies Schule, um mit Mitschüler:innen zu sprechen und Apelle an die Klasse zu richten. Detective Bascombe trifft dabei auch auf seinen Sohn, der ebenfalls diese Schule besucht. In jeder Hinsicht auch eine eher unangenehme Episode, die klar zeigt, wie wenig Erwachsene die von Instagram und Co. geprägte Welt der Jugendlichen verstehen. Dennoch gibt es auch zarte Annäherungen zwischen Detective Bascombe und seinem Sohn, die Hoffnung geben. Zu einer solchen kommt es auch in der dritten Episode, die sich komplett auf ein Gespräch zwischen Jamie und seiner zugewiesenen Psychologin konzentriert. Inszenatorisch nicht ganz so beeindruckend, doch unfassbar gespielt. Besonders der beim Dreh 15-jährige Owen Cooper, der Jamie verkörpert, ist fantastisch. Der Erkenntnisgewinn dieser Episode ist gering und vielleicht ist sie deshalb umso schmerzhafter anzuschauen.

Keine Lösungen, doch Diskussionsimpulse

Das Finale spielt ein Jahr nach dem Mord an Katie und zugleich am 50. Geburtstag von Jamies Vater. Der Alltag trifft auf die nicht verheilten Wunden der Vergangenheit. Eine teils anstrengende und auch herzzerreißende Episode. Die Familie versucht einerseits nicht an die Tat ihres Sohnes bzw. Bruders zu denken, andererseits werden sie von ihr eingeholt. Immer wieder. Spätestens wenn Jamie aus dem Gefängnis anruft, um seinem Vater zu gratulieren. Das erlösende Element kommt erst, indem sich die Eltern auch ihre Versäumnisse eingestehen. Der Zusammenbruch des Vaters im Zimmer seines Sohnes hat mich am Ende komplett zerstört. Der vierte Schlag in die Magengrube.

Was der Serie fehlt, ist die Perspektive des Opfers. Dieser Umstand wird zwar an einer Stelle thematisiert, doch letztendlich steht auch bei diesem Femizid nur der Täter im Mittelpunkt. Die Macher der Serie haben sich bewusst für diese Perspektive entschieden und diese funktioniert auch. Man kann innerhalb von vier Episoden auch nicht alle Aspekte abdecken. Was gezeigt wird, ist relevant, wichtig und exzellent umgesetzt. Dennoch ging mir dieser Gedanke im Kopf herum, wenngleich ich auch keine Lösung dafür habe, wie man noch mehr Perspektiven hätte aufzeigen können, ohne diesen schmerzhaften, messerscharfen Fokus zu verlieren. Ohne Lösungen zu bieten, regt die Serie zur Diskussion an und das ist auf jeden Fall positiv zu bewerten.

Fazit

Ja, „Adolescence“ ist so gut, wichtig und aktuell, wie man überall lesen kann. Die Serie bietet dabei keine einfachen Lösungen und selbst das Problem wird nicht bis ins Detail aufgedröselt. Die Serie regt zum Nachdenken, Reflektieren und Diskutieren an. Ob sie an Schulen Pflichtprogramm werden sollte? Ich bin skeptisch. Eltern sollten sie sich auf jeden Fall anschauen. Um vielleicht einmal häufiger mit ihren Kindern zu reden und in Lebensbereiche vorzudringen, die recht unsichtbar vorbeiziehen. Eine herausragende Miniserie, die ich jedoch so schnell nicht mehr sehen möchte: 10/10 (9.8) Punkte.

Traum Studios – OT: Dream Productions – Die komplette Miniserie (2024)

Kaum haben wir mit der Serie angefangen, ist sie auch schon wieder vorbei. Die Pixar-Produktion „Traum Studios“ spielt zwischen „Alles steht Kopf“ und „Alles steht Kopf 2“ und erzählt die Geschichte, wie Rileys Träume entstehen. In nur vier Episoden mit einer Laufzeit von jeweils ca. 22 Minuten wird die Welt der Filme somit um einen interessanten Aspekt erweitert. Wie das funktioniert, erfahrt ihr hier… 🎥

Traum Studios | © Walt Disney

Traum Studios | © Walt Disney

Eine aufwendiges und lohnendes Spin-off

Es ist schon verblüffend, wie viel Aufwand in dieses Streaming-Produkt gesteckt wird. Die Serie sieht nicht schlechter aus als die Filme und sie kann auch inhaltlich überzeugen. Zusammengenommen hätte sie mit 80-90 Minuten Laufzeit auch fast schon ein alleinstehender Film sein können. Ohne Kino-Release wäre einem solchen allerdings die Abwertung Direct-to-Video bzw. Direct-to-Streaming angehängt worden, weshalb der Kniff eine kurze Serie zu veröffentlichen schon der richtige Weg war. Ob jemand dafür jedoch extra Disney+ abonnieren würde? Das wage ich doch zu bezweifeln. Insofern ist es schöner Bestandskunden-Content, was eine Betrachtung ist, die selbst mich nervt, denn „Traum Studios“ ist tatsächlich sehr sehenswert und sollte als mehr als nur Content betrachtet werden. Gerade im Vergleich zum deutlich schwächeren „Vaiana 2“, der einer der größten Kinoerfolge für Disney war.

Natürlich sollte man sich kein „Alles steht Kopf 1.5“ erwarten, denn der Fokus liegt eindeutig auf den „Traum Studios“, sprich dem Filmstudio in Rileys Kopf, das unverarbeitete Themen in nächtliche Filme bzw. Träume gießt. Riley selbst und auch ihre Emotionen sieht man nur ab und zu. Die traumhafte Hollywood-Welt wird im Stil einer animierten Mockumentary eingefangen, was wunderbar funktioniert. Unzählige Gags auf das Filmgeschäft und klischeehafte Figuren, wie man sie in solch einer Welt erwarten würde, treffen auf mein freudiges Humorzentrum. Das alles wirkt extrem frisch und ist eine mehr als gelungene Ergänzung zu den Hauptfilmen. So lasse ich mir erweiterten Content (schon wieder dieses Wort) gerne gefallen.

Fazit

Mir hat „Traum Studios“ wirklich viel Freude gemacht. Ich hätte keine so hochwertige Produktion erwartet. Die Kinder waren durchaus auch angetan, doch für sie war es eher, nunja, Content eben. Eine weitere Serie, die mit unzähligen anderen Inhalten konkurriert. In dieser Welt sind wir nun also angekommen. Für mich war die Serie jedoch ein extrem lohnenswerter Snack, den ich auch möglichst lange gestreckt habe: 9/10 (8.8) Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Star Wars: Skeleton Crew – Staffel 1 (2024)

Es gibt eine neue „Star Wars“-Serie. Nachdem ich den Einstieg bei „The Acolyte“ verpasst hatte, habe ich die Serie auch gar nicht mehr nachgeholt. Inzwischen gibt es mit „Star Wars: Skeleton Crew“ ja schon die nächste Serie. Da zum Jahreswechsel wieder mehr Zeit war, haben der Zwergofant und ich uns dieser Serie gewidmet und hatten, so viel kann ich vorausschicken, beide viel Spaß damit. 🐘

Star Wars: Skeleton Crew | © Walt Disney

Star Wars: Skeleton Crew | © Walt Disney

Tatsächlich wie „Die Goonies“ im Weltall

Der obige Vergleich stammt natürlich nicht von mir. Nach dem Trailer hat man diesen überall gelesen und damit hatte man mich natürlich, gehört „Die Goonies“ doch zu meinen liebsten Lieblingsfilmen aller Zeiten. Damit sind Kinder zum ersten Mal die Hauptfiguren in einer „Star Wars“-Serie, was ich fantastisch finde! Überhaupt finde ich es großartig, dass wir ausnahmsweise einmal kaum Bezüge zur Skywalker-Saga haben. Sowohl Figuren als auch Schauplätze wirken frisch und sind dennoch typisch für die Welt der epischen Saga. Ich mag den kindgerechten Piratenflair, auch wenn es durchaus einige Härten gibt. Die Erweiterung der Welt, das sonderbare und doch recht weltliche Geheimnis des Planeten At Attin, Jude Law als mehr oder weniger liebenswerter Pirat und die Dynamik zwischen den Kindern (Neel ist fantastisch!) sind für mich alles Elemente, welche „Star Wars: Skeleton Crew“ in mein Herz gespielt haben. Einfach extrem gute Unterhaltung.

Warum liest man dann (fast) überall nur Verrisse im Netz? Vermutlich weil man es „Star Wars“-Fans einfach nie recht machen kann. Die Serie ist bestimmt kein fehlerfreies Meisterwerk, doch halte ich es ihr zugute, dass sie sich abseits der bekannten Pfade bewegt. Mehr als jede andere „Star Wars“-Serie. Selbst die zurecht gelobten „The Mandalorian“ oder „Andor“ hatten starke Bezüge zur Skywalker-Saga. „Star Wars: Skeleton Crew“ wirkt dagegen frisch, auch wenn die einzelnen Versatzstücke schon unzählige Male in anderen Filmen und Serien erzählt wurden. Ich mochte das sehr und so ging es auch dem Zwergofanten.

Fazit

Wir hatten viel Spaß mit „Star Wars: Skeleton Crew“ und hätten gerne noch weitergeschaut. Eine zweite Staffel ist leider eher unwahrscheinlich, was ich schade finde. Wenn ihr euch in dem wiederfindet, was ich geschrieben habe, sprich Liebe für Kinderabenteuer der 1980er Jahre und „Star Wars“ abseits von Luke, Vader und Co., dann solltet ihr hier zumindest einmal reinschauen: 8/10 (8.0) Punkte. (Zappelinchen: hat nicht mitgeschaut; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

WandaVision – Die komplette Miniserie (2021)

Wir haben die erste Serie des neuen Jahres beendet (nachdem wir sie schon im November 2024 begonnen hatten): Bisher habe ich die Marvel-Serien, welche im Rahmen des MCU entstanden sind, komplett ignoriert. Da wir inzwischen die dritte Phase des MCU abgeschlossen haben, wollte ich die Serien doch einmal angehen. Da die Kinder sich in dem Universum ohnehin wohl fühlen, und wir gerade keine andere gemeinsame Serie haben, sind wir mit „WandaVision“ zusammen in dieses Abenteuer gestartet. 📺

WandaVision | © Walt Disney

WandaVision | © Walt Disney

Ein für Marvel erfrischend innovatives Konzept

Ich liebe klassische TV-Sitcoms. Auch wenn ich erst Ende der 1990er mit „Friends“ und „Seinfeld“ so richtig in das Genre eingestiegen bin, so habe ich im Nachgang doch auch Gefallen an Klassikern wie „The Mary Tyler Moore Show“ gefunden. Somit war ich einigermaßen darauf vorbereitet, was uns in „WandaVision“ erwarten sollte: Jede Folge besteht (gerade zu Beginn) aus einer kompletten Sitcom-Episode, welche das Beziehungsleben von Wanda und Vision portraitiert. Dabei bewegt sich die Serie durch die TV-Jahrzehnte und wir beginnen in den 1950ern und arbeiten uns bis in die 2000er Jahre vor. Dabei kopiert die Serie den Stil der Vorlagen so gut, dass es eine Freude ist. Am Anfang bekommen wir 4:3-Bilder in schwarz-weiß zu sehen, irgendwann kommt Farbe ins Spiel und der Look erinnert an verwaschene NTSC-Bilder. Auch inhaltlich wird Humor und Schauspiel der unterschiedlichen Dekaden perfekt kopiert. Es ist wahrlich eine Freude dem zuzusehen. Die 1990er Episode gibt uns eine Szenerie, welche eine 1:1-Kopie von „Malcolm in the Middle“ ist und dennoch perfekt den Inhalt der Serie weiterführt. Eine Mockumentary à la „Modern Family“ ist dann die letzte Episode mit Sitcom-Bezug. Danach war es fast schon schade, dass die typische Marvel-Realwelt immer häufiger Einzug in die Folgen hält.

Am Ende wird mit Agatha Harkness, die mit „Agatha All Along“ inzwischen ihre eigene Serie bekommen hat, noch eine neue Figur eingeführt. All das und eben die Szenen, die in der Realwelt stattfinden, sind eher nach dem Schema F inszeniert und haben auch inhaltlich nichts Weltbewegendes zu bieten. Eben Standard-Marvel-Kost. Alles davor ist jedoch großartig und ich mochte auch die Tragik der finalen Episode sehr gerne. Dem Rest der Familie ging es übrigens genau anders und für sie war es zu viel seltsames Sitcom-TV-Gedöns und zu wenig Marvel, wie sie es kennen. Das ist aber auch nicht sonderlich verwunderlich, fehlen den Kindern doch noch die Referenzen zu den klassischen Sitcoms. Für mich hat die Serie auf jeden Fall wunderbar funktioniert und sie war ein absolut gelungener Einstand in die MCU-Serienwelt.

Fazit

Mir ihrer ersten Serie hat Marvel direkt einen Volltreffer gelandet. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass das MCU solch ein innovatives Konzept hervorbringt. Gegen Ende wird dieses leider etwas verwässert, was dem positiven Gesamteindruck allerdings keinen Abbruch tut. Ich bin nun gespannt, was sonst noch an MCU-Serien auf uns zukommt: 8/10 (8.4) Punkte. (Zappelinchen: 6/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Perfekt Verpasst – Staffel 1 (2024)

Da habe ich doch tatsächlich einmal wieder eine deutsche Serie geschaut. Warum meine Wahl ausgerechnet auf diese gefallen ist, kann ich gar nicht so genau sagen. Vermutlich eine Mischung aus Werbung, Episodendauer und Kinderkompatibilität. Die Hauptargumente, die für „Perfekt Verpasst – Staffel 1“ sprechen, sind zweifellos die beiden Hauptdarsteller:innen Anke Engelke und Bastian Pastewka. Ob das ausreicht, um die Serie sehenswert zu machen? 💖

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Perfekt Verpasst – Staffel 1 | © Amazon Prime Video

Eine sympathische RomCom in Serienform

Was mir von der Serie vermutlich am meisten im Kopf bleibt: Wie idyllisch ist bitte Marburg? Die Serie könnte auch als Tourismusvideo für die mittelhessische Stadt durchgehen. Davon abgesehen lebt die Serie, wie bereits im Intro erwähnt, vor allem von Anke Engelke und Bastian Pastewka. Wer die beiden nicht gerne sieht, der sollte auch einen weiten Bogen um die Serie machen. Dabei muss man fairerweise sagen, dass sie in ihren Rollen, einer egozentrischen Buchhändlerin und einem frisch geschiedenen Familienvater, komplett aufgehen. Die beiden spielen in „Perfekt Verpasst“ echte Figuren und keine Comedy-Acts, wie z.B. zuletzt in „LOL: Last One Laughing“. Das hat mich doch sehr beruhigt und war auch schön anzusehen, denn sowohl Anke Engelke als auch Bastian Pastewka besitzen durchaus auch Talent für ruhigere Töne, was die Serie in meinen Augen sehr angenehm gemacht hat.

Doch worum geht es eigentlich? Die Serie begleitet in acht Episoden zwei Menschen, die schon immer in der gleichen Stadt leben, sich bisher aber immer knapp verpasst haben. Nach Ralfs Scheidung und Marias geplatzter Affäre berühren sich ihre Wege stärker denn je und sie finden, auf Ralfs dreckigem Auto, sogar eine Möglichkeit miteinander zu kommunizieren. Das Ganze wird noch angereichert mit etlichen weiteren Handlungssträngen, wie z.B. Marias Versuch als Autorin Fuß zu fassen und Ralfs neuer Familiensituation. All das ist nicht wirklich neu und auch nicht jeder Witz zündet, doch insgesamt fand ich die Serie extrem sympathisch und wunderbar unaufgeregt erzählt. Auch der emotionale Kern hat mich erwischt und ja, Anke Engelke und Bastian Pastewka machen ihre Sache großartig! Gerade ihr Zusammentreffen in der vorletzten Episode sprüht nur so vor Chemie. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Fazit

Auch wenn uns die Serie über mehrere Wochen und eher am Rande begleitet hat, so habe ich mich doch über jede einzelne Episode gefreut. Auch die Kids waren durchaus angetan. Wenn ihr gerne RomComs schaut, und auch deutschem Fernsehen nicht abgeneigt seid, dann solltet ihr ruhig einmal reinschauen. Ich wäre auch bei einer zweiten Staffel wieder am Start, doch eine solche steht noch in den Sternen, zumal diese erste Staffel auch für sich alleine stehen kann: 8/10 (7.9) Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

ECHT: Unsere Jugend – Die komplette Doku (2023)

Nach einer halben Ewigkeit habe ich einmal wieder eine Doku gesehen. Warum mich ausgerechnet der Rückblick auf eine, zumindest in meiner bisherigen Wahrnehmung, Teenie-Band aus den späten 1990ern Jahren dazu gebracht hat? Die dreiteilige Doku „ECHT: Unsere Jugend“ wurde in diversen Publikationen und Podcasts nahezu übertrieben positiv besprochen. Obwohl ich keinen großen Bezug zur Band hatte, war mein Interesse dennoch geweckt. Der Zugriff via ARD-Mediathek ist zudem sehr bequem. Warum auch ihr reinklicken solltet, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. Kurz: Coming-of-Age at its best. 🎸🎶

ECHT: Unsere Jugend | © ARD

ECHT: Unsere Jugend | © ARD

Alles wird sich ändern, wenn wir groß sind

Ich kenne von ECHT nur die Singles bzw. ihre Hits. Die Band wurde groß, als ich mich im ungefähr gleichen Alter befand, wie ihre Mitglieder. Sie wurde damals als Teenie-Band positioniert, was so gar nicht mein Interessensgebiet war. Ich fing zu dem Zeitpunkt an, meinen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln und begann ausschließlich Alternative Rock und (Pop) Punk zu hören. Dennoch muss ich zugeben, dass die Songs der Band aus dem Brei der damals populären Musik herausgestochen sind. Als ich sie kürzlich beim Spielen von Hitster wieder einmal hörte, merkte ich auch, dass sie mir nach all den Jahren im Kopf geblieben und dabei überraschend gut gealtert sind. Vermutlich war das auch der Auslöser, mich tatsächlich der Doku zu widmen, die von Kim Frank selbst, dem ehemaligen Sänger von ECHT, aus über 240 Stunden Videomaterial geschnitten wurde. Durch die große Menge an Material, das damals ohne Plan oder Ziel irgendeiner Veröffentlichung gefilmt wurde, bekommen wir sehr persönliche und authentisch wirkende Eindrücke vom Aufstieg und Fall dieser Band. Ohne riesengroße Skandale und übertrieben heftige Wendungen. Doch genau das lässt den Blick auf ECHT auch so, ich kann es nicht anders sagen, echt wirken.

Es ist faszinierend, in eine Zeit ohne Smartphones, Social Media und YouTube zurückzublicken. In eine Zeit, in der Musikfernsehen und Teenie-Zeitschriften den Markt beherrschten. In die Zeit auch meiner Jugend. Schon alleine deshalb resoniert die Doku wohl so stark mit Zuschauenden in meinem Alter. Davon abgesehen ist die dreiteilige Doku handwerklich wirklich gut gemacht. Hut ab. Auch wenn Kim Frank eindeutig als globale Erzählstimme fungiert, so wird allen Bandmitgliedern doch die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn man sich ein aktuelles Gespräch anschaut, so wie es auch im Zentrum der unbedingt sehenswerten Bonus-Episode steht, dann ist es verblüffend zu sehen, wie erwachsen die fünf Jungs geworden sind. Es liegen 20 Jahre dazwischen. Ist also ganz normal. Sollte man meinen.

Auch ich bin seitdem 20 Jahre älter geworden, doch reflektiert man das selbst eher selten. Die ehemaligen Musiker blicken unfassbar reflektiert und liebevoll auf das jüngere Ich ihrer Bandkollegen zurück. Das fand ich wirklich beeindruckend. Kim Frank nimmt die Doku auch nicht als Vehikel, um eine Reunion zu starten o.ä. Es ist schön zu sehen, dass jeder der fünf Bandmitglieder seinen Platz im Leben gefunden hat. Fast noch schöner ist, dass heute keine Wehmut vorherrscht, sondern in erster Linie Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Das sind nachvollziehbare und sehr reflektierte Botschaften. Mich hat die Doku wirklich berührt und ich bin beeindruckt, wie gut das gewählte Material den Werdegang von ECHT erzählt. Ich hätte das nie für möglich gehalten, aber ich werde die Jungs vermissen.

Fazit

Auch wenn ich zu Beginn nur aus mildem Interesse in „ECHT: Unsere Jugend“ reingeschaut habe, so hat die dreiteilige Doku (plus unbedingt sehenswerter Bonusfolge) mich so stark in ihren Bann gezogen, wie schon lange nichts mehr. Ich kann dementsprechend nur eine dringende Empfehlung dafür aussprechen. Auch wenn ihr nichts mit der Band anfangen konntet. Ihr werden ECHT danach mit anderen Augen sehen und speziell die Menschen dahinter und ihre Geschichten. Ein Klick in die ARD-Mediathek genügt und schon kann es losgehen: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

Dopesick – Die komplette Miniserie (2021)

Eigentlich wollte ich nach der ersten Staffel von „Gen V“ direkt mit der aktuellen Staffel von „The Boys“ weitermachen. Allerdings veröffentlicht Amazon einmal mehr im Wochenrhythmus, so dass ich zuvor zu „Dopesick“ gegriffen habe. Die Miniserie steht schon lange auf meiner Liste und ist auch inhaltlich eine deutliche Abwechslung zur anarchischen Superheld:innen-Unterhaltung. 💊

Dopesick | © Hulu

Dopesick | © Hulu

Eine bittere Geschichte über Kapitalismus

Auch wenn in „Dopesick“ eine Pharma- und Drogengeschichte im Zentrum steht, so ist es im Grunde doch eine bittere Geschichte über Kapitalismus. Damit erinnert die Serie etwas an „The Dropout“, doch ist der negative Einfluss von OxyContin viel größer und es hängen deutlich mehr persönliche Schicksale an dieser gefährlichen Droge. Der Serie gelingt das Kunststück, einerseits zwar die Geschehnisse rund um Purdue Pharma als recht klassische Rise-and-Fall-Geschichte zu erzählen, andererseits aber vor allem die unzähligen Opfer der Droge in den Fokus zu rücken. Diese Geschichten gehen wirklich an die Nieren. Speziell Michael Keaton als süchtig werdender Arzt und Kaitlyn Dever  (u.a. bekannt aus „Booksmart“) als in die Sucht abrutschende Patientin sind großartig in ihren Rollen. In der dritten Perspektive begleiten wir Verkaufsmitarbeitende (u.a. Will Poulter aus der „Maze Runner“-Reihe), was ich ebenfalls sehr spannend fand. Am meisten Fahrt nimmt die Geschichte jedoch immer dann auf, wenn die ermittelnde Staatsanwälte (u.a. gespielt von Peter Sarsgaard) sowie eine DEA-Agentin (Rosario Dawson) ins Zentrum rücken. Das ist oft frustrierend zu beobachten, doch gelingt es ihnen, die Schlinge um Purdue Pharma immer enger zu ziehen. In jeder Hinsicht extrem packend.

Auch formal weiß „Dopesick“ zu überzeugen. Die Miniserie sieht unglaublich hochwertig aus und, wie man oben schon erkennen kann, ist sie fantastisch besetzt. Es gelingt den Autor:innen und Regisseuren die Geschichte so mitreißend zu inszenieren, dass ich mich trotz des schweren Themas stets auf die nächste Episode gefreut habe. Apropos Regisseure: Barry Levinson (bekannt für u.a. „Good Morning, Vietnam“ oder „Rain Man“) und Danny Strong (bekannt als Schauspieler aus z.B. „Buffy the Vampire Slayer“ oder „Gilmore Girls“) sind hier federführend zu nennen. Die Geschichte der Opioid-Krise wurde inzwischen etliche Male erzählt. So gibt es auch eine Netflix-Serie mit dem Titel „Painkiller“ und einen „The Wolf of Wall Street“-artigen Film namens „Pain Hustlers“. Hinzu kommen etliche Dokumentationen und Aufarbeitungen des Themas. Ich kann z.B. die mehrteilige Reihe von John Oliver empfehlen, die man auch auf YouTube finden kann. Einzig das Finale fand ich etwas unbefriedigend. Nicht weil die Gerechtigkeit ausbleibt (die gab es in der Realität auch nicht), sondern weil es zu schnell abgehandelt wurde. Ich hätte mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, was den Prozess gegen Purdue Pharma und die Sacklers angeht. Obwohl man natürlich durch die nicht chronologische Erzählweise bereits einiges davon gesehen hatte. Am Ende bleibt der finale Punch somit leider aus.

Fazit

„Dopesick“ war wirklich schwere Serienkost. Ich bin mehrmals an unserer tollen Gesellschaftsordnung verzweifelt. Ich kannte den Fall davor schon, doch die emotionalen Schläge treffen in der dramatisierten Aufarbeitung noch einmal härter. Das ist sowohl den famosen Schauspieler:innen als auch Drehbuch und Inszenierung zuzuschreiben. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass es die anderen Werke besser schaffen, dem Thema gerecht zu werden. Hat jemand von euch „Painkiller“ gesehen? Die Serie muss sich an „Dopesick“ messen lassen: 9/10 (9.1) Punkte.