Ein Minecraft Film – OT: A Minecraft Movie (2025)

Wir waren zum ersten Mal in diesem Jahr im Kino! Nachdem wir aufgrund von Krankheiten und Terminen schon einige Filme verpasst hatten, war der Besuch von „Ein Minecraft Film“ allerdings Pflicht. Zumindest für den Zwergofanten, der sich schon lange und intensiv mit der Videospielvorlage beschäftigt hat. Auch mich hat er schon ein paarmal versucht in diese Welt einzuführen, was mehr oder weniger gut funktioniert hat. Am Sonntagnachmittag bin ich also mit fünf Kindern ins Kino aufgebrochen, um zwei Filme zu sehen. Wie es dazu kam, lest ihr hier… 🟩⚔️

Ein Minecraft Film (2025) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Ein Minecraft Film (2025) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Ein Kinoausflug ins Land der bunten Blöcke

Neben dem Zwergofanten habe ich noch seine zwei Cousins eingepackt, die den Film auch unbedingt sehen wollten. Das Zappelinchen dagegen hatte mit ihrer Cousine schon länger einen Kinobesuch geplant und da „Ein Minecraft Film“ und „Ein Mädchen namens Willow“ recht zeitgleich liefen, habe ich das große Auto vollgepackt und bin mit fünf Kids ab ins Kino. Davor haben wir jedoch noch Station bei einer großen Fast-Food-Kette gemacht, bei der es momentan Menüs zum Film gibt. Im Kino angekommen habe ich die Kids noch mit Popcorn und Getränken versorgt, bevor sich unsere Wege getrennt haben: Mit den Jungs bin ich in „Ein Minecraft Film“ abgebogen, während die Mädels noch kurz auf ihre Vorstellung warten mussten. Im Kinosaal war die Spannung schon groß und nach der Werbung ging es dann endlich los.

Nach einem kurzen Intro, bei dem wir Steve und die Oberwelt kennenlernen, biegen wir erst einmal in Richtung Realität ab und erleben dort eine Komödie, wie sie doch recht typisch für Jared Hess ist. Der Regisseur von u.a. „Napoleon Dynamite“ hat einen sehr speziellen Stil, den ich nicht sofort mit einer Mainstream-Videospielverfilmung verknüpft hätte. Es ist wirklich unglaublich, wie absurd der Humor teils daherkommt. Bei meiner ersten Begegnung mit Jared Hess konnte mich das noch nicht sonderlich begeistern, doch heute fand ich es fantastisch. Der Humor ist albern und oft zotig, die Figuren völlig überzeichnet und die Welt kein realistisches Abbild der Realität. Ich mochte das wirklich sehr. In der Oberwelt angekommen, verläuft der Film schon eher auf gewohnten Bahnen und ich musste teils an „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ denken, was auch an Jack Black liegen mag.

Die Welt ist ist liebevoll gestaltet und, wie ich aus nachfolgenden Gesprächen mit dem Zwergofanten und seines Cousins erfahren habe, voller Anspielungen auf die Vorlage. Die Spielmechanik muss, bis auf ein paar offensichtliche Fehler, wie man mir erklärte, wirklich gut abgebildet worden sein. Übrigens sitzen die Jungs gerade oben vor der Switch und bauen neue Welten. Das hat der Film auf jeden Fall erreicht. Ich selbst wurde definitiv gut unterhalten. Überraschend gut. Das hatte ich so nicht erwartet. Viele der absurden Gags haben mich zum Lachen gebracht. Da stört es auch nicht, dass es keine wirkliche Geschichte gibt. Mit einem weniger speziellen Regisseur hätte hier leicht generische Langeweile herrschen können. Jared Hess war anscheinend genau der richtige Mann für den Job, auch wenn seine Wahl nicht sonderlich naheliegend war. Hat (für mich) bestens funktioniert.

Fazit

Nach dem Film waren alle Kinder begeistert (die jungen Damen hatten auch viel Spaß mit „Ein Mädchen namens Willow“). Ich kann durchaus verstehen, dass „Ein Minecraft Film“ inzwischen ein mittelgroßes Phänomen ist. Auch wenn es mit Sicherheit nicht mein Lieblingsfilm wird, so bin ich doch sehr positiv überrascht und freue mich, dass ich durch den Film einen weiteren Einblick in ein Hobby der Kinder erhalten habe. Ein rundum gelungener Tag: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: hat mit ihrer Cousine „Ein Mädchen namens Willow“ in einem anderen Saal geschaut; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Der Schwarm – OT: The Swarm – Die komplette Miniserie (2023)

Nach zwei Serienmarathons bin ich, zumindest was einstündige Dramaserien angeht, wieder einmal bei einzelnen Staffeln angekommen. Den Anfang macht die ZDF-Event-Serie „Der Schwarm“ nach dem Bestseller von Frank Schätzing. Da ich auch diese aus der Konserve, sprich der ZDF-Mediathek, konsumiert habe, wusste ich im Vorfeld, dass sie bei den Kritiker*innen nicht sonderlich gut ankam. Das Buch fand ich damals jedoch extrem unterhaltsam und wollte mir deshalb selbst ein Bild machen. 🦀

Der Schwarm | © ZDF

Der Schwarm | © ZDF

Eine seltsam langatmige Hochglanzproduktion

Ich liebe Serien und Filme, die rund um das Meer spielen. Auch Wissenschaftsthriller treffen bei mir voll ins Schwarze. Ich erinnere hier z.B. an die kurzlebige Serie „Surface“ oder meinen Allzeitfavoriten „The Abyss“. Thematisch hätte mich „Der Schwarm“ also komplett abholen müssen. Doch das hat er nicht. Es ist auch gar nicht so einfach zu sagen, woran das liegt. Es ist eine internationale Produktion, in der offensichtlich viel Budget steckt. So habe ich die Serie auch im Originalton gesehen, sprich die Protagonist*innen sprechen sowohl Englisch als auch in ihren Muttersprachen. Leider jedoch wirkt das häufig sehr laientheaterhaft. Hinzu kommt, dass einzelne Bilder bzw. Einstellungen zwar sehr wertig aussehen, doch dramaturgisch will das Pacing einfach nicht funktionieren. Es kommt kein Rhythmus auf und Emotionen verpuffen genauso, wie die Dramatik von Action-Szenen. Es wirkt in vielen Einstellungen so, als würden sie immer ein paar Sekunden zu lange stehen bleiben. Ein seltsamer Effekt.

Dabei steckt im Kern immer noch eine faszinierende Geschichte und auch die Erzählung in Serienform macht Sinn. Doch auch inhaltlich leider kein Vergleich zum packenden Buch, auch wenn ich mich nur noch an wenige Details von vor 20 Jahren mehr erinnern kann. Dabei ist die Thematik relevanter denn je. Auch wenn viel am und im Wasser spielt, so bekommt man als Zuschauer*in kein gutes Gefühl dafür vermittelt. Zumindest mir ist es so gegangen. Viele Bilder wirken zu künstlich und die Dramaturgie ist holprig. Selbst als es dann im letzten Drittel handlungstechnisch schneller vorangeht, so bleibt das Gefühl des seltsamen Pacing und der Distanz zu Figuren und Handlung. Wirkt alles etwas wie gewollt und nicht gekonnt. Verstehe durchaus, warum sie Frank Schätzing, der Autor der Vorlage, von der Serie distanziert hat. Vielleicht wäre ein verdichteter Hollywood-Blockbuster doch das bessere Format für eine Adaption gewesen?

Fazit

Auch wenn ich mich auf die Sichtung der Romanadaption gefreut habe und sehr gerne positiv überrascht worden wäre, so hat mich die Serie letztendlich doch enttäuscht. Kein Totalausfall, doch ziemlich uninspiriert erzählt und teils erschreckend ungelenk inszeniert. Auch wenn theoretisch eine zweite Staffel im Raum steht, so vermute ich jedoch, dass es bei dieser einen Staffel bleiben wird und interpretiere die Adaption des Romanumfangs als Miniserie. Schade drum: 6/10 (5.8) Punkte.

Der Rausch – OT: Druk (2020)

Heute habe ich nicht viel gemacht, außer den letzten Halbmarathon des Jahres zu laufen und den Weihnachtsbaum aufzustellen. Die Lichter brennen schon, doch geschmückt wird er erst morgen. Abends hörten die Kinder noch CD und ich habe „Der Rausch“ in den Blu-ray-Player geschoben. Ein Film, dessen Prämisse mich neugierig gemacht hat und die guten Kritiken haben den Rest übernommen… 🍾🍺🥃

Der Rausch (2020) | © LEONINE

Der Rausch (2020) | © LEONINE

Eine Ode an das Leben (nicht an den Alkohol)

Ich habe im Vorfeld teils gelesen, dass Thomas Vinterbergs Film die Verharmlosung von Alkoholkonsum angelastet wird. Dem ist jedoch keineswegs so, aber das hätte man sich auch denken können. Spannend ist jedoch tatsächlich, dass nicht nur die Schattenseiten gezeigt werden. Auch wenn diese natürlich entsprechend Raum bekommen. Letztendlich ist der Alkohol bzw. der damit verbundene Selbstversuch der vier Lehrerfreunde nur ein Mittel zum Zweck, um endlich wieder am Leben teilzuhaben. Nicht von Routine und Alltagsproblemen an den Rand gedrängt zu werden und alles über sich ergehen zu lassen. Als passiver Zuschauer im eigenen Leben. Durch den Alkohol gewinnen unsere vier Freunde wieder Lebensfreude, was in teils absurd-komischen Szenen gipfelt. Doch nicht jeder ist dem kontrollierten Konsum gewachsen und so kommt es, wie es kommen muss…

Wenn man bedenkt, dass Thomas Vinterbergs Tochter während der Dreharbeiten ums Leben gekommen ist, dann kann ich mir gut vorstellen, dass sich der Fokus des Films noch einmal verschoben hat. Eben darauf, das Leben zu nutzen. Präsent zu sein. Auch abseits vom Alkohol. Gerade die finalen Szenen, wenn die Schüler*innen ausgelassen ihren Abschluss feiern, müssen sehr schmerzhaft gewesen sein. So wohnt „Der Rausch“ auch eine bittersüße Tragik inne, welche uns einen Blick auf unser eigenes Leben werfen lässt: Leben wir es wirklich oder geht es uns wie Mads Mikkelsens Figur Martin und wir stehen nur an der Seitenlinie?

Fazit

Mir hat „Der Rausch“ sehr gut gefallen. Einzig die Entwicklung zum tragischen Höhepunkt des Films war mir zu vorhersehbar. Dazwischen liegen aber unzählige wunderbare Szenen, in welchen die famosen Schauspieler wunderbar spielfreudig auftrumpfen. Am Ende wird der Alkohol weder glorifiziert noch verteufelt. Es kommt eben, wie bei so vielem, auf die Dosis an: 8/10 Punkte.

Breaking Surface: Tödliche Tiefe (2020)

Nach dem Filmjahr 2020 ist vor dem Filmjahr 2021. Um dieses zu starten, habe ich mir gestern „Breaking Surface: Tödliche Tiefe“ angeschaut, der noch ganz frisch in meiner Sammlung ist. Da ich bekanntermaßen auf Unterwasserfilme stehe, ist auch dieser auf meinem Radar aufgetaucht und wollte sogleich gesehen werden… 🤿

Breaking Surface (2020) | © Koch Media GmbH

Breaking Surface (2020) | © Koch Media GmbH

Tolles Setting und spannend, aber maues Drama

Wie toll sieht bitte „Breaking Surface“ aus? Die norwegische Landschaft wird großartig eingefangen. Da habe ich direkt Fernweh bekommen. Kein Wunder nach diesem Jahr. Wir werden schnell mit den Figuren vertraut gemacht, es gibt einen kurzen Flashback, der die Konstellation in der Familie klar macht und los geht es. Und zwar mit einem Tauchtrip, den zwei Schwestern, da die Mutter krank ist, alleine unternehmen. Die jüngere Schwester ist Berufstaucherin und gerade diese wird von einem herabfallenden Felsbrocken auf 33 Meter Tiefe eingeklemmt. Die ältere Schwester, eine reine Hobbytaucherin, muss nun für Hilfe sorgen. Soweit die simple, aber ungeheuer effektive Prämisse. Genau meine Art von Film, oder?

Tatsächlich mochte ich das Setting und den Spannungsaufbau sehr gerne. Was für mich dagegen überhaupt nicht funktioniert hat, ist das Drama im Hintergrund bzw. haben die teils dämlichen Entscheidungen der großen Schwester stark an meinen Nerven gezerrt. Klar ist das eine Extremsituation, doch wurde die Gefahrensituation, so zumindest mein Gefühl beim Schauen, künstlich auf die Spitze getrieben, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Fun fact am Rande: Der Regisseur wollte ursprünglich ein Kletterdrama inszenieren, aber hat ihm dort die tickende Bombe (also die zeitliche Komponente) gefehlt, weshalb er aus der Idee ein Tauchdrama machte.

Fazit

Trotz seiner Schwächen hatte ich viel Spaß mit „Breaking Surface“. Der Film dauert ja auch nur ca. 80 Minuten, was auch genau die richtige Laufzeit für diese Art von Film ist. Dennoch werde ich mir den Film kein zweites Mal anschauen, da die Spannung nun weg ist und der Weg zum Ziel leider nicht so gelungen gestaltet wurde, wie ich mir das erhofft hatte: 6/10 Punkte.

Verachtung – OT: Journal 64 (2018)

Nachdem ich heute Nachmittag das gute Wetter für einen Halbmarathon genutzt habe, war ich abends bereit fürs Sofa. Nachdem die Kinder recht spät ins Bett gekommen sind, hat sich dieses Vorhaben jedoch noch hingezogen. Danach stand mir der Sinn nach bekannter und doch frischer Unterhaltung, weshalb ich mich mit „Verachtung“ für die vierte Verfilmung eines Jussi-Adler-Olsen-Romans entschieden habe. Die Vorlage habe ich vor gut drei Jahren gelesen, weshalb meine Erinnerungen daran (zumindest zunächst) nicht mehr die besten waren…

Verachtung (2018) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Verachtung (2018) | © Warner Bros (Universal Pictures)

Ein routiniert und spannend erzählter Thriller

Bisher haben mir die Verfilmungen „Erbarmen“, „Schändung“ und „Erlösung“ ziemlich gut gefallen. Auch „Verachtung“ ist hier keine Ausnahme. Tatsächlich wird die dichte Atmosphäre der Vorlage ausgezeichnet getroffen, was auch den beiden Hauptdarstellern Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares zu verdanken ist. Es macht wirklich Spaß dem Duo zuzusehen, welches wunderbar durch Johanne Louise Schmidt ergänzt wird. Auch der Fall ist hochbrisant und sehr spannend. Hier jedoch liegt auch die Schwäche der Adaption, denn der Schrecken der Vorlage ergibt sich aus der detaillierten Beschreibung der Verbrechen, die sich in der Anstalt zur Erziehung von Frauen auf der Insel Sprogø abgespielt hatten. Im Film wird dieser Handlungsstrang doch sehr verdichtet dargestellt.

Auch die Auflösung des plakativen Mordfalls rund um die mumifizierten Leichen am Esstisch fand ich ich ein wenig enttäuschend. Hier wird zu viel erzählt und zu wenig gezeigt. Eine Rückblende des Finales von Netes Geschichte hätte dem Film sehr gut getan. Abgesehen davon ist „Verachtung“ allerdings auch als Adaption sehr gelungen und der historische Kern der Geschichte lässt auch in dieser Form einen Kloß im Hals entstehen. Unfassbar bitter und unvorstellbar.

Fazit

Wie bereits die drei Vorgänger, bietet auch „Verachtung“ toll gespielte und sauber inszenierte Krimi-Kost. Kenner der Vorlage finden sich sofort zurecht und es ist ein Vergnügen, die Geschichte noch einmal audiovisuell zu erleben. An die erzählerische Dichte der Vorlage reicht die Adaption jedoch nicht heran. Ein weiterer spannender Fall des Sonderdezernat Q: 7/10 Punkte.

Searching for Sugar Man (2012)

Spätestens seit Philipp vom Celluleute-Podcast „Searching for Sugar Man“ zum Film des Jahres 2012 gewählt hat, steht der Dokumentarfilm auf meiner Liste. Auch wenn mich Filme dieser Erzählform stets begeistern, wie bereits „The Imposter“ oder auch „Man on Wire“ bewiesen haben, schaue ich viel zu wenige Dokus. Diese hier läuft zurzeit jedoch auf Amazon Prime, also gibt es keinen Grund die Sichtung länger aufzuschieben. Ein Tipp übrigens, den ich auch euch geben kann…

Das Leben schreibt die besten Geschichten

Wieder einmal bin ich überwältigt, wie unfassbar spannend sich die Geschichte um den mysteriösen Singer/Songwriter Rodriguez entwickelt. Ich muss jetzt vorsichtig sein, an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten, denn schließlich sollt ihr den Dokumentarfilm noch genauso genießen können, wie ich es getan habe. Nur kurz und knapp: Es geht um einen Singer/Songwriter, der in den 70er Jahre zwei Platten veröffentlicht hat, die in den USA komplette Flops waren, jedoch in Südafrika bis heute in jedem Haushalt zu finden sind. Über den Künstler Rodriguez ist kaum etwas bekannt, nur dass er sich live auf der Bühne umgebracht haben soll.

Aus dieser Prämisse entspinnt sich eine detektivische Suche, die stets von Rodriguez‘ Musik begleitet wird. Diese erinnert tatsächlich an den großen Bob Dylan und es ist ein Mysterium, dass man hierzulande noch nie etwas von dem Musiker gehört hat. „Searching for Sugar Man“ behandelt noch weitere Themen, lässt uns an politischen Exkursen teilhaben und wird dann doch ganz persönlich. Am Ende bleibt Rodriguez ein Mysterium und man muss sich bewusst machen, dass man gerade kein Märchen gesehen hat, sondern eine wahre Geschichte. So unfassbar ist sie.

Fazit

Ich bin nun sehr froh, endlich „Searching for Sugar Man“ gesehen zu haben. Auch wenn ihr euch nicht für die Musik der 70er Jahre oder Detektivgeschichten interessiert, so kann ich euch den Film dennoch unbedingt ans Herz legen. Am besten hebt ihr ihn euch für einen Tag auf, an dem ihr dringend eine Aufheiterung benötigt. Diesen Dokumentarfilm solltet ihr wahrlich nicht verpassen: 9/10 Punkte.

Erlösung – OT: Flaskepost fra P (2016)

Nachdem es in meinem Blog in den letzten Wochen sehr still war, was Filme angeht, kann ich heute von meiner Sichtung des Thrillers „Erlösung“ berichten. Diese inzwischen schon dritte Verfilmung eines Jussi-Adler-Olsen-Romans ist zugleich auch der jüngste Neuzugang in meiner Sammlung und ich war gespannt, wie sie sich im Vergleich zur Vorlage schlägt. Diese habe ich erst vor drei Monaten gelesen und kann mich folglich noch sehr gut an die Details erinnern. Welches Medium liegt nur also vorne: Buch oder Film?

erloesung-2016

Die beiden Vorgänger „Erbarmen“ und „Schändung“ haben mir trotz gewisser Abweichungen zu ihren Vorlagen sehr gut gefallen. Sie haben die Atmosphäre der Bücher perfekt getroffen und den Kern der Geschichte wunderbar destilliert. Auch der dritte Fall kann durchaus überzeugen, wenngleich mir die Handlung zum ersten Mal zu vereinfacht vorkam. Die Prämisse hat sich nicht verändert, jedoch fehlen viele Aspekte, welche die Geschichte des Romans für mich so spannend machten. Ich mag hier gar nicht allzu sehr ins Detail gehen, doch denke ich dabei z.B. an das frühe Involvieren der Ermittler, während im Buch eher die Nebenfiguren bzw. die augenscheinlichen Opfer ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen durften.

Auch die Vergangenheit und Motivation des Täters wird nur in sehr vereinfachter Form wiedergegeben, was ich sehr schade fand. Dadurch wurde viel von der Intensität genommen. Natürlich kann man von einem Spielfilm in Standardlänge nicht erwarten, dass er die Handlung eines Romans 1:1 widerspiegelt. Häufig sind Kürzungen auch sinnvoll und nicht jede Dramaturgie funktioniert in jedem Medium. Was der Film letztendlich erzählt funktioniert auch sehr gut und vermutlich würde mein Urteil mit ein wenig mehr Abstand milder ausfallen. So jedoch komme ich nicht umhin zu denken, dass auch hier einmal mehr die Serie das bessere Erzählmedium gewesen wäre.

Kenner der Vorlage werden in „Erlösung“ die wichtigsten Aspekte der Vorlage wiederfinden und einen spannenden Film sehen. Die Charaktere sind nach wie vor sehr nahe an den Figuren des Romans dran und die Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut. Die Kameraarbeit ist gelungen und lässt diesen Krimi tatsächlich nach Kino aussehen. Auch inhaltlich wird nach wie vor eine packende Geschichte erzählt, die jedoch nur an der Oberfläche des Möglichen kratzt. Für mich leider die bisher schwächste Verfilmung der Reihe, auch wenn die meisten Kritiker das anders sehen: 7/10 Punkte.

Verblendung – OT: The Girl with the Dragon Tattoo (2011)

Vor ein paar Tagen hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich bis zum Wochenende durchhalte. Eine Woche Magen-Darm-Hölle zwischen schlaflosen Nächten, Home Office und Hausbau. Nun ist es Freitag und ich habe es tatsächlich geschafft einen Film zu schauen. Mit David Finchers Neuinterpretation von „Verblendung“ sogar einen ziemlich langen – und ich bin nicht eingeschlafen, was an dieser Stelle wohl das größte Kompliment ist, das man einem Film machen kann. Wie sich die 2011er Fassung gegen das skandinavische Original aus dem Jahr 2009 schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Schon während des Vorspanns wird es klar, dass man dabei ist einen Film von Davin Fincher zu sehen: alptraumhafte Bilder, Trent Reznors Cover von Led Zeppelins „Immigrant Song“ dröhnt aus den Boxen und eine düstere Stimmung macht sich breit. Die Antithese einer „James Bond“-Eröffnungssequenz, was umso passender ist, spielt doch Mr. 007 höchstpersönlich die männliche Hauptrolle. Wo wir schon einmal bei den Schauspielern sind: Daniel Craig hat mir in der Rolle von Mikael Blomkvist von Anfang an besser gefallen als Michael Nyqvist, da er den Charakter in den richtigen Momenten stärker erscheinen lässt. Rooney Mara als Lisbeth Salander fand ich in den ersten Szenen bedeutend schwächer als Noomi Rapace, was sich jedoch über die Laufzeit des Films deutlich relativiert hat. Sie wirkt zugänglicher und weicher und gibt der Figur eine etwas andere Ausrichtung. Bei den Nebendarstellern konnte mich besonders Stellan Skarsgård überzeugen, der eine wahrlich beängstigende Performance bietet.

Rein inhaltlich unterscheiden sich die Filme, so ich die skandinavische Produktion richtig in Erinnerung habe, nicht sonderlich voneinander. Obwohl Finchers Version länger ist, kam die mir deutlich kürzer und schneller vor. Es passiert viel und doch bleibt der Thriller in seiner Narration stets klar und verwirrt nicht. An die erzählerische Tiefe von Stieg Larssons Vorlage kommt jedoch auch Finchers Film nicht heran, was ich aber nicht als Mangel sehe, funktioniert er für sich genommen als düsterer Thriller doch tadellos. Die Inszenierung ist zudem über jeden Zweifel erhaben: Jede Einstellung wirkt wohlüberlegt und es gibt keine einzige Szene, die beliebig oder redundant wirkt. Der straffer erzählte Epilog erschien mir zudem als eine sinnvolle Änderung im Vergleich zum Original.

Letztendlich hat mir Finchers Herangehensweise an „The Girl with the Dragon Tattoo“ noch einmal besser gefallen, als die ohnehin schon sehr gute Fassung von Niels Arden Oplev. Hätte ich die Geschichte nicht bereits so gut gekannt, wäre bestimmt noch ein Punkt mehr drin gewesen. So bleibt letztendlich ein formal perfekt durchkomponierter Thriller, dessen Fortsetzungen ich nur zu gerne sehen würde – besonders da die skandinavischen TV-Filme qualitativ nicht mit dem ersten Akt mithalten konnten. Leider sieht es für eine Fortführung der Geschichte wohl leider nicht sonderlich gut aus, was den Status von „Verblendung“ als absolut gelungenes Remake jedoch nicht mindern kann: 8/10 Punkte.

Vergebung – OT: Luftslottet som sprängdes

Nachdem ich mich nun schon seit einem dreiviertel Jahr immer wieder mit Stieg Larssons „Millennium“-Triliogie beschäftige, habe ich diese mit der Sichtung von „Vergebung“ nun auch filmisch erst einmal abgeschlossen. Es war ein rundum lohnenswerter Ausflug in die düstere Schattenwelt Schwedens, der mir wohl noch länger im Gedächtnis bleiben wird.

Die Verfilmung des finalen Teils erinnert in seiner Inszenierung stark an den Vorgänger „Verdammnis“, was auch kein Wunder ist, wurden beide Teile doch vom selben Regisseur ursprünglich für das Fernsehen umgesetzt. Insofern leidet auch der Abschluss der Trilogie unter dem TV-Look, der bereits den Vorgänger visuell bestimmte. Dies ist wirklich schade, denn die Geschichte hätte durchaus das Potential für größere Bilder.

Inhaltlich konzentriert sich der Film auf die wesentlichen Elemente der Romanvorlage. Natürlich gibt es Kürzungen, welchen ich in diesem Fall auch nicht abgeneigt war. So wurde der gesamte Nebenhandlungsstrang um Erika Bergers Weggang von Millennium gestrichen und auch die Verschwörung wurde auf ein Minimum reduziert. Da mir diese Elemente bereits im Buch zu ausschweifend waren, empfand ich die inhaltlichen Anpassungen hier als weniger schwerwiegend, als in den Vorgängern.

Nach dem Ende dieses Films komme ich nicht umhin zu glauben, dass eine stringter erzählte Version der Geschichte dem Filmerlebnis gut getan hätte. Diese hätte selbstverständlich aufwendiger inszeniert werden müssen, was mit dem Budget aber wohl nicht möglich gewesen ist. Insofern habe ich durchaus große Hoffnungen für David Finchers Remake.  Andererseits bietet der Stoff auch genug Material für eine ausschweifendere, gemächlichere Erzählweise in Form einer TV-Serie. In Schweden hat man dies durch die jeweils 90-minütige, sechsteilige TV-Fassung der Kinofilme auch umgesetzt, was für die Geschichte wiederum nur gut sein kann.

Wenn man sich die geplanten bzw. bereits produzierten Umsetzungen des Stoffs ansieht, kommt man nicht umhin den Hype hinter der Trilogie zu sehen. Lässt man diesen außen vor, bleibt eine äußerst spannend erzählte Geschichte, die in ihrer ursprünglichen Form auf jeden Fall lesenswert ist und auch auf der Leinwand zu überzeugen weiß. Das Finale bekommt von mir 7/10 Punkte und ich bin tatsächlich gespannt, wie sich die anderen Auswertungen der Geschichte im Vergleich schlagen werden.

Verdammnis – OT: Flickan som lekte med elden

Kaum für das Heimkino erhältlich, habe ich Daniel Alfredsons Verfilmung des Stieg Larsson Bestsellers „Verdammnis“ auch schon gesehen. Wie bei den meisten Adaptionen mir bekannter Bücher waren die Erwartungen relativ hoch, wenngleich mir auch durchaus bewusst war, wie leicht es doch ist enttäuscht zu werden.

Im Gegensatz zur Verfilmung von „Verblendung“ – dem ersten Teil der „Millenium“-Trilogie – waren die allgemeinen Kritiken zum Nachfolger eher verhalten. Auch ich sah dem Film mit gemischten Gefühlen entgegen, da die beiden Fortsetzungen ursprünglich für das Fernsehen geplant waren und nur aufgrund des großen Erfolgs ihres Vorgängers eine Kinoauswertung erfahren haben. Ob sich dies – samt Wechsel auf dem Regiestuhl – tatsächlich auf die Qualität der Umsetzung ausgewirkt hat?

Leider ja. Daniel Alfredson filmte seine Version von Stieg Larssons düsterer Welt deutlich uninspirierter als noch Niels Arden Oplev den Vorgänger. Die Kamera scheint immer ein unbeteiligter Beobachter zu sein. Kühl und distanziert. Auch die Figuren bleiben deshalb auf Distanz zum Zuschauer, was der Geschichte nicht zugute kommt. Durch die fehlende Vision des Regisseurs sieht „Verdammnis“ leider tatsächlich ziemlich oft nach TV-Krimi aus, wenngleich er – aufgrund seiner Romanvorlage – ungleich drastischere Szenen zu bieten hat.

Inhaltlich kann man dem Film keine allzu großen Vorwürfe machen. Die Geschichte wird bis auf das nötigste heruntergekocht, die spannenden Recherchen fehlen natürlich, doch was gezeigt wird macht durchaus Sinn und wird mit viel Liebe zum Detail erzählt. Kenner der Vorlage dürfen sich über größtenteils stimmungsvolle Locations sowie einen spannenden Schlussakt freuen. Neueinsteiger werden dagegen wohl so einige Probleme haben der Geschichte zu folgen.

Ich für meinen Teil bin insgesamt doch recht zufrieden mit dieser Adaption. Etwas mehr Budget und vor allem ein mutigerer Regisseur wären natürlich wünschenswert gewesen. So allerdings kann „Verdammnis“ seinen TV-Look nie ganz abstreifen, was vielen Szenen leider ihre Intensität nimmt. Nicht schlecht, doch da wäre mehr drin gewesen: 6/10 Punkte.