Kaum für das Heimkino erhältlich, habe ich Daniel Alfredsons Verfilmung des Stieg Larsson Bestsellers „Verdammnis“ auch schon gesehen. Wie bei den meisten Adaptionen mir bekannter Bücher waren die Erwartungen relativ hoch, wenngleich mir auch durchaus bewusst war, wie leicht es doch ist enttäuscht zu werden.
Im Gegensatz zur Verfilmung von „Verblendung“ – dem ersten Teil der „Millenium“-Trilogie – waren die allgemeinen Kritiken zum Nachfolger eher verhalten. Auch ich sah dem Film mit gemischten Gefühlen entgegen, da die beiden Fortsetzungen ursprünglich für das Fernsehen geplant waren und nur aufgrund des großen Erfolgs ihres Vorgängers eine Kinoauswertung erfahren haben. Ob sich dies – samt Wechsel auf dem Regiestuhl – tatsächlich auf die Qualität der Umsetzung ausgewirkt hat?
Leider ja. Daniel Alfredson filmte seine Version von Stieg Larssons düsterer Welt deutlich uninspirierter als noch Niels Arden Oplev den Vorgänger. Die Kamera scheint immer ein unbeteiligter Beobachter zu sein. Kühl und distanziert. Auch die Figuren bleiben deshalb auf Distanz zum Zuschauer, was der Geschichte nicht zugute kommt. Durch die fehlende Vision des Regisseurs sieht „Verdammnis“ leider tatsächlich ziemlich oft nach TV-Krimi aus, wenngleich er – aufgrund seiner Romanvorlage – ungleich drastischere Szenen zu bieten hat.
Inhaltlich kann man dem Film keine allzu großen Vorwürfe machen. Die Geschichte wird bis auf das nötigste heruntergekocht, die spannenden Recherchen fehlen natürlich, doch was gezeigt wird macht durchaus Sinn und wird mit viel Liebe zum Detail erzählt. Kenner der Vorlage dürfen sich über größtenteils stimmungsvolle Locations sowie einen spannenden Schlussakt freuen. Neueinsteiger werden dagegen wohl so einige Probleme haben der Geschichte zu folgen.
Ich für meinen Teil bin insgesamt doch recht zufrieden mit dieser Adaption. Etwas mehr Budget und vor allem ein mutigerer Regisseur wären natürlich wünschenswert gewesen. So allerdings kann „Verdammnis“ seinen TV-Look nie ganz abstreifen, was vielen Szenen leider ihre Intensität nimmt. Nicht schlecht, doch da wäre mehr drin gewesen: 6/10 Punkte.
Bevor ich mich den Filmen annehme, möchte ich erst mal die Vorlage lesen. Vorab nur so viel: Wer diesen Filmtitel ins Deutsche übersetzt hat, hat’s echt versaut. 😉
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In der Tat, die Bilder wirken bisweilen als hätte man So. Abends beim ZDF eingeschalten…aber is ja auch vom ZDF produziert. Fand die Handlung insgesamt wesentlich unspannender als beim ersten Teil, zudem reichlich konstruiert. Der dritte Akt oder nennen wir es die Finalwendung – Larsson gefiel wohl KILL BILL 2 ganz gut – ist dann wieder so schwach, dass es bereits – zumindest in meinen Augen – einer Beleidigung des Zuschauerintellekts gleichkommt. Die Diskrepanz deiner Buch- und Filmkritik (immerhin ganze 3 Punkte) ist da doch erstaunlich. Nach dem schwachen ersten Teil, hab ich mir die Lektüre gespart, filmisch gesehen fand ich beide Teile auch nicht so weit auseinander wie du, eher unwesentlich.
Selten hab ich zudem einer Trilogie beigewohnt, wo mir nach Sichtung des Mittelteils die Konlusion dermaßen egal war, wie hier. Die Distanz zu den Figuren hat für mich dabei nichts mit Alfredsons Regie zu tun – Lisbeth und „Kalle“ waren mir schon im ersten Teil vollkommen egal. Da hab ich mit Miriam und/oder Paolo mehr „mitgefühlt“.
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@Dr. Borstel: Ja, die Vorlage lohnt sich auf jeden Fall. Macht auf jeden Fall (noch) mehr Spaß als die Filme. Über den deutschen Titel ärgere ich mich schon gar nicht mehr…
@Flo Lieb: Ich glaube auch der erste Teil war vom ZDF co-produziert, dennoch hatte dieser – zumindest in meinen Augen – eine wesentlich stimmungsvollere Inszenierung. Das Finale fand ich durchaus konsequent erzählt, wenngleich es natürlich nur eine Vorbereitung auf den dritten Teil war. Dieser geht auch nahtlos weiter und eigentlich könnte man „Verdammnis“ und „Vergebung“ als ein großes Werk sehen, einzig „Verblendung“ hebt sich inhaltlich etwas davon ab.
Ich glaube tatsächlich, dass sich Kenner der Vorlage mit dem Film viel leichter tun, da sie die teils doch recht großen Lücken – sowohl was Charaktere als auch die Geschichte angeht – natürlich füllen können. Aber ich sehe schon, du wirst so oder so nicht warm mit dieser Trilogie.
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