Pulp Fiction (1994)

Nachdem ihre Unkenntnis des Films jahrelang ein Running Gag zwischen uns war, hat mir eine befreundete Kollegin nicht nur diese wunderschöne Tasse, sondern auch einen Gutschein für einen gemeinsamen Filmabend zum Geburtstag geschenkt. Also haben wir uns gestern Abend auf den Weg gemacht, um endlich „Pulp Fiction“ zu sehen. Ein Freund hatte seine Wohnung, ganz im Sinne von Me casa es su casa, zur Verfügung gestellt und wir haben im Vorfeld noch leckere Burger gegrillt. 🍔

Pulp Fiction (1994) | © Paramount (Universal Pictures)

Pulp Fiction (1994) | © Paramount (Universal Pictures)

Zweifellos der prägende Film meiner Jugend

Es ist schon erstaunlich, dass ich „Pulp Fiction“ bisher noch nicht auf meinem Blog besprochen habe. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich den Film mindestens 17 Jahre lang nicht gesehen habe. Schon verrückt. Ich würde vermuten, dass sich die meisten Sichtungen in einen Zeitraum von fünf Jahren ballen, so zwischen meinem 16. und meinem 21. Lebensjahr und damit auch in meine filmische Erweckungsphase fallen. Angefangen hatte damals alles mit „From Dusk Till Dawn“ und ab diesem ersten Blick in diese etwas andere Filmwelt, haben wir im Freundeskreis alles aufgesogen, was auch nur annähernd nach Robert Rodriguez oder eben Quentin Tarantino roch.

„Pulp Fiction“ war natürlich einer der ersten Filme, die den Weg aus der Videothek in den Videorekorder fanden. Recht leicht zugänglich, da die deutsche FSK-16-Fassung seit jeher ungeschnitten ist. Seitdem war meine Wahrnehmung von Kino nicht mehr die selbe. Quentin Tarantinos Meilenstein war für mich so prägend, dass ich ein paar Jahre später meine Facharbeit im Leistungskurs Englisch über den Film geschrieben habe. Natürlich erst nachdem ich mir auf Kursfahrt nach London die englischsprachige Widescreen-VHS gekauft hatte (zusammen mit unzähligen anderen Filmen, an die man in Deutschland nicht so leicht herankommen konnte). Ich habe damals noch nicht Buch geführt, doch würde es mich nicht wundern, wenn der „Pulp Fiction“ bei mir an den 20 Sichtungen kratzt.

Wie wirkt „Pulp Fiction“ nach knapp 30 Jahren?

Seit meinem, mehr oder weniger, wissenschaftlichen Abtauchen in die Welt von „Pulp Fiction“ sind über 23 Jahre vergangen. Die Welt hat sich weitergedreht und ich war nicht nur gespannt, wie der Film bei meiner Kollegin ankommt, sondern auch, ob er für mich heute noch funktioniert. Schließlich wird das N-Wort inflationär genutzt, Frauen spielen außerhalb ihrer Beziehungen zu Männern kaum eine Rolle und Maskulinität  gepaart mit Gewalt wird groß geschrieben. Damit ist „Pulp Fiction“ eindeutig ein Produkt seiner Zeit, und wenn man das reflektiert betrachtet und im Hinterkopf hat, dann ist es immer noch ein fantastischer Film (siehe auch „True Romance“). Vor allem ist er unglaublich unterhaltsam und dabei großartig inszeniert. Lange Einstellungen, die Wirkung zeigen, die gezielt eingesetzte non-lineare Erzählweise, die ikonischen Figuren, die Dialoge, die aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken sind, der Soundtrack usw. usf. Der Film hatte mich sofort wieder und er ist trotz seiner pulpy bzw. trivialen Themen einfach unfassbar kunstvoll arrangiert.

„Pulp Fiction“ sah übrigens nie so gut aus, wie auf der neuen UHD Blu-ray in 4K-Auflösung. Zuletzt habe ich ihn wohl auf DVD gesehen, was schon ein deutlicher Sprung zu den VHS-Fassungen war, doch die neue Abtastung ist wirklich großes Kino. Kann ich Filmfreund*innen nur ans Herz legen:

Fazit

Mal abgesehen davon, dass ich einen wirklich schönen Abend im Kreise von guten Freund*innen hatte, hat mir das Filmerlebnis gezeigt, dass ich immer noch viel Liebe für „Pulp Fiction“ besitze. Ich hätte noch viel mehr über den Film schreiben können, doch das habe ich vor 23 Jahren schon getan. Somit bleibe ich dem Motto meines Blogs treu und teile meine ganz subjektiven Eindrücke des Films. Ich bin mir sicher, dass es bis zur nächsten Sichtung nicht noch einmal 17 Jahre dauern wird: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Kindergarten Cop (1990)

Der erste Filmabend im Oktober nach einem recht faulen Samstag. Um die Mittagszeit war ich eine Runde laufen, nachmittags habe ich mit dem Zwergofanten LEGO gebaut. Abends gab es dann mit „Kindergarten Cop“ einen Klassiker meiner Jugend. Vermutlich der Film aus Arnold Schwarzeneggers Komödienphase, den ich am häufigsten gesehen habe. Wie er mir heute gefallen hat? 👮‍♂️🚸

Kindergarten Cop (1990) | © Pandastorm (WVG Medien GmbH)

Kindergarten Cop (1990) | © Pandastorm (WVG Medien GmbH)

Die Arnie-Komödie funktioniert auch heute noch

Immer wenn ich Filme aus den 1990er Jahren sehe, dann komme ich mir besonders alt vor. Weil sich die 90er noch nicht so lange her anfühlen, wie z.B. die 80er Jahre. Sie sind es aber doch. Auch „Kindergarten Cop“ hat halt schon 33 Jahre auf dem Buckel und das sieht man dem Film inzwischen tatsächlich an. Auch inhaltlich sind manche Witze eher schwierig und man würde die Geschichte heute anders angehen. Aber das macht für mich auch den Charme aus, zumal Arnie hier seine weichere Seite entdecken durfte, was damals fast schon revolutionär gewesen sein dürfte.

Das erste Drittel baut seine Figur John Kimble als typischen Action-Helden auf, was wichtig für den folgenden Bruch mit den Klischees ist. Hier war ich erstaunt, wie viel Zeit sich Ivan Reitman für diesen heranführenden Teil der Geschichte lässt. Sehr angenehm und ich bin mir sicher, dass alles danach nur deshalb so gut funktioniert, weil sich Reitman langsam an die titelgebende Prämisse herantastet. Dabei besitzt der Film, auch im weiteren Verlauf, durchaus einige Härten. Arnies Zusammenspiel mit den Kinderdarsteller*innen ist herzallerliebst und hat gerade dem Zappelinchen so manches ‚Oh, wie süß!‘ entlockt. Es ist aber auch einfach nett anzusehen. Da stört es auch gar nicht, dass sich die Geschichte ziemlich genau so entwickelt, wie man das als einigermaßen erfahrener Filmfan auch erwarten hätte können.

Fazit

Ich hatte auch heute wirklich viel Spaß mit „Kindergarten Cop“. Am meisten hat es mich jedoch gefreut, dass auch die Kids begeistert waren. Speziell das Zappelinchen, von der ich das nicht erwartet hatte. Nun habe ich wieder Lust auf Arnie-Komödien bekommen und werde demnächst wohl noch die eine oder andere einlegen: 8/10 Punkte. (Zappelinchen: 10/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows (2016)

Nach einem Tag, den ich komplett draußen verbracht habe (erst eine Runde laufen, dann den Garten auf Vordermann gebracht), habe ich mich abends aufs Sofa gefreut. Natürlich gab es einen Filmabend und wir (also der Zwergofant und ich) haben uns für „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ entschieden. Das war auch meine erste Sichtung des Films und ich war gespannt, wie er mir gefallen würde. 🐢🐀

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows (2016) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows (2016) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Eine gelungene Fortsetzung der Real-Schildkröten

Nach dem mich der Vorgängerfilm bei der letzten Sichtung doch erstaunlich gut zu unterhalten wusste, hatte ich mich auf „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ tatsächlich ziemlich gefreut. Zumal aus dem Trailer schon bekannt war, dass es ein Wiedersehen mit alten Bekannten geben würde. Tatsächlich macht dieser Aspekt auch den Reiz des Films aus: Es gibt unfassbar viel Fanservice für Freund*innen der vier Ninja-Schildkröten. Rocksteady und Bebop mischen sich unter die Bösewichte, Casey Jones stößt zu unseren Helden und Krang samt Technodrom treffen pünktlich zum großen Finale ein. Das macht schon wirklich viel Spaß.

Davon abgesehen besitzt der Film genau die gleichen Schwächen, wie sein Vorgänger. Alles wirkt viel zu groß und übertrieben actionreich. Das Drehbuch ist nicht gehaltvoller als eine Episode der 1987er Zeichentrickserie und die billig wirkende Pseudo-Coolness, am besten erkennbar an Megan Fox, funktioniert für mich nach wie vor nicht. Ich bleibe dabei: Das sind nicht meine Turtles. Und doch hatte ich erneut viel Spaß mit dem groben Unfug. Als dann beim Abspann der klassische Titelsong der TV-Serie über den gezeichneten Charakteren des Films lief, hatte mich der Film dann endgültig. Billiger Nostalgieangriff, aber dennoch schön.

Fazit

Wie beim ersten Teil bin ich mir vollkommen bewusst, dass dies kein sonderlich guter Film ist. Dennoch hatte ich viel Spaß damit. Auch den Kids hat „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ gut gefallen, wenngleich unsere Version der Turtles wohl stets die der 2012er Nickelodeon-Serie sein wird, zu der irgendwann auch eine Besprechung auf diesem Blog folgen wird. Das hier war dennoch gute Unterhaltung: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Arielle, die Meerjungfrau – OT: The Little Mermaid (2023)

Nach einer sehr fordernden Woche war die Energie Freitagabend komplett raus. Ich hätte gut und gerne sofort ins Bett gehen können. Dabei war diese Woche nur ein fader Vorgeschmack auf die kommende. Doch nun ist erst einmal Wochenende und das bedeutet auch Filmabend, an dem wir uns die Neuverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ angeschaut haben. Bisher stand ich den von mir gesehenen Disney-Realfilm-Remakes ja eher positiv eingestellt gegenüber. Hat sich das nun geändert? 🧜‍♀️

Arielle, die Meerjungfrau (2023) | © Walt Disney

Arielle, die Meerjungfrau (2023) | © Walt Disney

Uncanny Valley: The Movie

Tatsächlich mochte ich die bisherigen, mir bekannten, Realfilm-Remakes doch ganz gerne: „Jungle Book“ fand ich sogar richtig großartig, denn Jon Favreau hat damit tatsächlich etwas Neues versucht. Selbst dem nah am Original inszenierten „Die Schöne und das Biest“ konnte ich etwas abgewinnen. Auch Rob Marshall hat sich für den klassischen Weg entschieden und sein Remake von „Arielle, die Meerjungfrau“, den ich zuletzt Neujahr 2018 gesehen habe, bewegt sich extrem nah am Original. Dabei steigt die Laufzeit um gut 40 Minuten, was viel zu viel ist. Doch das ist nicht das größte Problem eines Films, den wohl niemand in dieser Form gebraucht hätte.

Zunächst zu ein paar positiven Aspekten: Halle Bailey als Arielle ist eine famose Besetzung. Sie wirkt nicht wie eine Kopie der Zeichentrickversion, sondern drückt der Figur ihren eigenen Stempel auf. Hat mir wirklich sehr gut gefallen. Im Mittelteil hat der Film für mich auch am besten funktioniert: Die Annäherung zwischen Arielle und Eric war nett anzusehen und es gibt ein paar schöne Bilder. Vielleicht ist ein Grund dafür auch, dass es der Abschnitt des Films ist, der am wenigsten CGI bietet? Hier kommen wir auch zum großen Schwachpunkt: Der unfassbar schlechte Look. Durch den angestrebten Realismus wirkt alles komplett neben der Spur. Die Animationen der Meermenschen, wie sich die Haare unter Wasser bewegen, die tierischen Gefährten, die fotorealistisch wirken sollen usw. usf. Gerade im ersten Drittel tauchen wir komplett ins Uncanny Valley ab. Selbst ein Javier Bardem wirkt wie ein schlechtes Cosplay von König Triton. Da ist die Zeichentrickversion von 1989 in jeder Hinsicht gelungener. Oder nehmen wir „Avatar: The Way of Water“, der atemberaubende Unterwasserszenen zu bieten hat. Trotz CGI. Das hier jedoch ist technisch und künstlerisch ein Armutszeugnis für Disney.

Fazit

Die Geschichte von „Arielle, die Meerjungfrau“ ist immer noch toll und mitreißend. Doch auch diese erzählt die Neuverfilmung in jeder Hinsicht schlechter als das Original. Vom Look gar nicht zu sprechen. Einzig Halle Bailey ist eine wunderbare Arielle. Ansonsten ist die 2023er Version leider belanglos bis ärgerlich. Mit viel gutem Willen: 5/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Teenage Mutant Ninja Turtles (2014) (WS1)

Eine unfassbar anstrengende Woche liegt hinter mir. Frau bullion war abends strawanzen, also haben die Kids und ich einen Film gewählt, der sie nicht unbedingt interessiert. Somit ist der 2014er „Teenage Mutant Ninja Turtles“ im Blu-ray-Player gelandet, der mir bei der Erstsichtung vor acht Jahren nicht wirklich gefallen hat. Seitdem ist viel Zeit ins Land gegangen und wir befinden uns noch in der finalen Staffel der 2012er Nickelodeon-Serie. Konnte der Film bei der Zweitsichtung gewinnen? 🐢

Teenage Mutant Ninja Turtles (2014) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Teenage Mutant Ninja Turtles (2014) | © Paramount Pictures (Universal Pictures)

Beim zweiten Mal erstaunlich unterhaltsam

In meiner ersten Besprechung bin ich auf meine besondere Beziehung zu den Turtles und meine düstere Vorahnung in Bezug auf den Film eingegangen:

„Die damals in Deutschland noch als Teenage Mutant Hero Turtles bezeichneten Figuren waren die Helden meiner Kindheit. Die ursprüngliche Zeichentrickserie aus den späten 80er Jahren habe ich geliebt, die Actionfiguren fand ich großartig und auf dem SNES habe ich Konamis „Turtles in Time“ bis zum Umfallen gespielt. Der 1990er „Turtles“-Film dürfte zudem zu einem meiner ersten Kinobesuche zählen. Ich bin mit den Turtles aufgewachsen – und umso schmerzhafter war es zu sehen, dass sich ausgerechnet Michael Bay dem Franchise annimmt.“

Tatsächlich fand ich den Film damals ziemlich schlecht und weder Design noch Charaktere, Story oder Inszenierung mochten meine Vorstellung von den Turtles treffen. Heute wusste ich allerdings, was auf mich zukommt. Es ist eine komplett andere Interpretation der vier Ninja-Schildkröten, als wie ich sie mir ausgesucht hätte. Aber es ist eben eine Interpretation und wenn man nicht versucht, diese mit dem bereits bekannten Bild abzugleichen, dann macht der Film erstaunlich viel Spaß.

Die Action ist komplett drüber, jedoch durchaus packend inszeniert. Speziell mit dem Abenteuer im Schnee hatte ich viel Spaß. Selbst Megan Fox als April O’Neil ist mir heute nicht auf die Nerven gegangen. Irgendwie passt sie in diese Version der Welt der Turtles. Die 3D-Fassung von „Teenage Mutant Ninja Turtles“ macht zudem richtig Spaß und der Zwergofant konnte sich vor Begeisterung kaum halten. Auch trotz oder aufgrund seiner Kenntnis der anderen Filme sowie der Serie. Selbst die aufgesetzte Coolness passt zu all dem, doch vielleicht ist all das in der Influencer-Welt der 2020er Jahre noch viel schlimmer geworden, so dass die 2010er Coolness fast schon klassisch wirkt. Wie man es auch dreht und wendet: Ich hatte viel Spaß mit dem Film.

Fazit

Anfangs dachte ich noch, dass ich mich hier ein wenig durchquälen muss und wollte es nur erledigt haben, da ich den zweiten Teil noch nicht kenne und einmal nachholen will. Letztendlich war es jedoch ein sehr gelungener Filmabend, bei dem wir alle (mit Abstrichen) durchaus viel Spaß hatten, auch wenn mir bewusst ist, dass es objektiv kein sonderlich guter Film ist. Nun freue ich mich tatsächlich noch mehr auf die Fortsetzung und den neuen Animationsfilm: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 6/10 Punkte; Zwergofant: 9/10 Punkte.)

Hilfe, die Amis kommen – OT: European Vacation (1985) (WS1)

Welch passenderen Film könnte es zum Abschluss des Urlaubs geben, als den zweiten Teil der „Vacation“-Reihe? Nach einem eher faulen Tag habe ich also „Hilfe, die Amis kommen“ in den Player geschoben und wir haben uns erneut mit den Griswolds auf Reisen begeben. Wie der Film heute bei uns ankam? 🌍

Hilfe, die Amis kommen (1985) | © Warner Home Video

Hilfe, die Amis kommen (1985) | © Warner Home Video

Klischeehafte Späße, die oft angestaubt wirken

Noch mehr als „Die schrillen Vier auf Achse“ wird in der Fortsetzung in die Klischeekiste gegriffen. Daraus entspringen viele Gags, die man heute nicht mehr so schreiben würde. Dennoch funktioniert dieser platte Humor irgendwie, weil es eben die Griswolds sind und auch diese Reise durch Europa in ganz netten Bildern eingefangen wird. War bereits der erste Teil schon recht episodisch erzählt, so setzt John Hughes, der erneut das Drehbuch geschrieben hat, noch mehr auf abgeschlossene Einzelerlebnisse auf dieser chaotischen Familienreise. Die Kinder werden dabei von anderen Schauspieler*innen verkörpert, welche leider nicht so gut funktionieren wie ihre Pendants im Vorgänger oder auch Nachfolger.

Wie bereits in meiner letzten Besprechung vor 13 Jahren muss ich kurz Willy Millowitsch hervorheben, der ausgerechnet als Kölner Urgestein einen bayerischen (Nicht-)Verwandten von Clark mimen darf. Warum ich das anspreche? Willy Millowitsch hat nach dem Krieg für einige Zeit im Haus meiner Großmutter gewohnt und diese Anekdote ist seitdem fester Bestandteil unserer Familiengeschichte. À propos Besetzung: Audreys Freund wird von niemand anderem als William Zabka gespielt, den man natürlich als Johnny Lawrence aus „Karate Kid“ und „Cobra Kai“ kennt. Leider hat er keine sonderlich große Rolle.

Fazit

„European Vacation“ ist ein ziemlich deutlicher Rückschritt zum Vorgängerfilm. Er lebt vor allem von seinen abwechslungsreichen Schauplätzen sowie der Familiendynamik der Griswolds. Wenn man über die platten Gags und die Klischees hinwegsehen kann, dann macht jedoch auch „Hilfe, die Amis kommen“ immer noch viel Spaß: 7/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (2021)

Heute hat das Zappelinchen entdeckt, dass mit „Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft“ endlich ein Film auf Netflix verfügbar ist, den sie schon ewig sehen wollte. Den zweiten Teil der Filmreihe hat sie geliebt und somit war die Vorfreude groß. Mich selbst hat die Ankündigung eher kalt gelassen, da ich die beiden Vorgänger bestenfalls ganz okay fand. Was also hatte der dritte Teil zu bieten? 🧙‍♀️

Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (2021) | © Sony Pictures Home Entertainment GmbH

Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft (2021) | © Sony Pictures Home Entertainment GmbH

Eher Teenie-Soap als Fantasy-Abenteuer

Schon im ersten Teil „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ hat es ewig gedauert, bis das Schrumpf-Abenteuer in Fahrt kam. Im zweiten Teil war es nicht besser und im Finale(?) der Trilogie(?) beschränken sich die Schrumpf-Szenen auf ein Minimum. Schade, denn damit bleibt der eigentlich interessante Aspekt des Films nahezu komplett auf der Strecke, zumal die Effekte auch nicht sonderlich gut aussehen. Da  hatte „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ vor 34 Jahren deutlich mehr zu bieten. Ganz nett anzusehen ist all das dennoch, da will ich mit dem Film gar nicht zu hart ins Gericht gehen.

Durchaus nett sind auch die Teenie-Soap-Szenen, welche den Großteil des Films ausmachen. Aber eben auch komplett austausch- und vorhersehbar. Zwar habe ich mich nicht durchgehend gelangweilt, doch sonderlich spannend anzusehen war all das Hin und Her auch nicht. Selbst meine Kinder waren nicht mehr übermäßig begeistert, was bei der Vorfreude schon einiges heißen mag. Die immerhin engagierten Schauspieler*innen machen da einiges wett.

Fazit

„Hilfe, ich hab meine Freunde geschrumpft“ ist noch einmal eine Spur schwächer als die ohnehin schon nicht sonderlich herausragenden Vorgänger. Ziemliche Durchschnittsware im deutschen Kinderfilm. Und das schreibe ich als jemand, der durchaus Gefallen am deutschen Kinderfilm gefunden hat. Kann man sehen, muss man aber definitiv nicht: 5/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 7/10 Punkte.)

Brügge sehen… und sterben? – OT: In Bruges (2008) (WS1)

Nachdem ich heute die letzten der gut 500 Fotos unseres Urlaubs bearbeitet habe, die danach auch noch mit der Familie am großen Fernseher angeschaut werden wollten, waren wir erst gegen 21 Uhr bereit für den Filmabend. Allerdings ohne Kinder, denn es stand „Brügge sehen… und sterben?“ auf dem Programm. Ich war gespannt, ob mir der Film nach dem Besuch der belgischen Stadt (siehe Foto unten) noch besser gefallen würde, als bei der ersten Sichtung vor 14 Jahren… ⛪

Brügge sehen... und sterben? (2008) | © LEONINE

Brügge sehen… und sterben? (2008) | © LEONINE

Ein surreal-brutaler Tourismusfilm für Brügge

Ich weiß noch genau, wie mich „In Bruges“ damals für die belgische Stadt eingenommen hatte. Sie ist ein vielzitierter Charakter im Film und ich fand die fast schon märchenhafte Atmosphäre extrem spannend. Eigentlich hätten wir Brügge bereits bei unserem letztjährigen Niederlande-Urlaub besuchen wollen, doch dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dieses Jahr war es aber endlich soweit und die Erinnerungen an unseren Besuch vor zwei Wochen sind noch sehr präsent. Der perfekte Zeitpunkt also, Brügge auch filmisch noch einmal zu bereisen. Übrigens sitze ich gerade mit einem Leffe Triple vor meinem Rechner, um zu später Stunde diese Besprechung zu schreiben. Urlaub kann auch zu Hause toll sein.

Es ist wirklich faszinierend, wie gut Martin McDonagh (bekannt auch für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) die Sehenswürdigkeiten von Brügge in seinem Film einfängt. Teils laufen die Figuren exakt die Wege nach, die auch wir bei unserem Besuch genommen hatten. Die örtlichen Verknüpfungen erscheinen logisch und man bekommt wirklich ein gutes Gefühl für die Stadt. Natürlich sind viel weniger Touristen vor Ort. Kein Wunder, es war ja noch die Zeit vor diesem Film, der den Tourismus in Brügge noch einmal ordentlich angekurbelt hat. Neben der Stadt als Charakter, überzeugt „In Bruges“ weiterhin durch seine emotionale, extrem brutale und surreale Gangstergeschichte, die so ganz anders wirkt als man es von Quentin Tarantino, Guy Ritchie und Co. kennt. Das macht den Film wirklich zu etwas Besonderem in seinem Genre. Ich freue mich jetzt schon darauf, wieder zurückzukehren und bin mir sicher weder das filmische noch das reale Brügge zum letzten Mal besucht zu haben:

Fazit

Heute kann ich „Brügge sehen… und sterben?“ tatsächlich nicht objektiv beurteilen, denn schon alleine der persönliche Bezug macht den Film für mich noch gelungener. Doch auch davon abgesehen ist die Geschichte packend und extrem atmosphärisch. Die Figuren sind interessant und die moralischen Fragestellungen zwar plakativ, aber fein und mit Humor ausgearbeitet. Ich kann mich nur wiederholen und „In Bruges“ allen Filmfreund*innen ans Herz legen: 9/10 Punkte.

Die Piratenbraut – OT: Cutthroat Island (1995) (WS1)

Nach unserem Urlaub an der Nordsee habe ich nun wieder Lust auf Filme, die am Meer spielen. Da STUDIOCANAL den Film erst kürzlich in einer aufwändig restaurierten 4K-Fassung (siehe Foto unten) veröffentlich hat, war dies der perfekte Anlass, um mit den Kindern erneut den Abenteuern von „Die Piratenbraut“ beizuwohnen. Da meine letzte Sichtung schon 16 Jahre(!) zurückliegt, wurde es auch höchste Zeit dafür. 🏴‍☠️

Die Piratenbraut (1995) | © STUDIOCANAL

Die Piratenbraut (1995) | © STUDIOCANAL

Ein Piratenabenteuer, das seiner Zeit voraus war

Für mich gehört „Cutthroat Island“, so der weniger plakative Originaltitel, wohl zu meinen meistgesehenen Filmen. Damals habe ich schon jede TV-Ausstrahlung mitgenommen, dann die Kinowelt-DVD etliche Male gesehen, nur das Blu-ray-Mediabook (siehe Foto unten) stand ewig ungesehen im Regal. Nach der heutigen Sichtung kann ich das umso weniger verstehen, denn der Film ist einfach großartige Unterhaltung. Er hat quasi schon alles vorweggenommen, was „Fluch der Karibik“ nur acht Jahre später zu einem riesen Erfolg machen sollte: Ein bombastischer Score, Schlachten auf hoher See, ein mythischer Schatz, ein sympathisches Schlitzohr, das jeden hintergeht, eine Liebesgeschichte, die aus dem Abenteuer geboren wird, ein fieser Piratenkapitän als Gegenspieler, eine mit all dem verstrickte Familiengeschichte usw. Nur die Fantasy-Elemente fehlen. Ansonsten besitzt Renny Harlins Film all das, was die Saga um Captain Jack Sparrow so erfolgreich werden ließ. Teils nimmt er ganze Action-Sequenzen vorweg. Er war seiner Zeit eindeutig voraus, was wirklich schade ist.

Auf der Habenseite steht weiterhin eine moderne, weibliche Protagonistin, die keine Gefangenen macht. Eine solche Figur würde man vielleicht heute, immerhin 28 Jahre später, erwarten und würde ihr dann vermutlich den Wokeness-Stempel aufdrücken. Geena Davis liebe ich in dieser Rolle, doch auch Matthew Modine und Frank Langella (zuletzt in „The Americans“ gesehen) sind fantastisch. Der Film galt jahrelang als der teuerste Flop der Filmgeschichte und das hohe Budget sieht man ihm in jeder Szene an: Alleine die Ausstattung, die Set-Pieces und die Inszenierung der Action-Szenen sind großartig. Renny Harlin beweist wirklich ein Händchen für Timing und Pacing. Fantastisch anzusehen und der Film wirkt nicht so, als hätte er schon 28 Jahre auf dem Buckel. Dem zuträglich ist bestimmt auch die fantastische 4K-Restaurierung, die ein wenig ins Grünliche (der berühmte Teal-Look) abrutscht, aber unfassbare Details und einen frischen Look bietet. Fans des Films kann ich die neue STUDIOCANAL-UHD-Blu-ray  im Steelbook nur empfehlen:

Fazit

„Die Piratenbraut“ hat uns bestens unterhalten. Besonders ich war begeistert. Viel fehlt nicht zum Lieblingsfilm und auch die Kinder waren sehr angetan. Es ist für mich nach wie vor unfassbar, dass dieser Film, gerade im Vergleich zum Erfolg von „Fluch der Karibik“ mit vier Fortsetzungen, so floppen konnte. Marketing? Zeitgeist? Vermutlich beides. Solltet ihr Lust auf Piratenabenteuer und den Film bisher gemieden haben, dann sei er euch hiermit dringend ans Herz gelegt: 9/10 Punkte. (Zappelinchen: 7/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)

Elemental (2023)

Nach „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ im Februar, war heute endlich einmal wieder die ganze Familie im Kino. Wir haben uns sehr auf „Elemental“ gefreut, vor dem noch der schöne Kurzfilm „Carl’s Date“ lief. Das Kinopublikum war leider schrecklich. Es hat das Konzept Vorfilm nicht verstanden, dauernd liefen erwachsene(!) Menschen durch den Saal, Meinungen wurden geäußert, Kinder haben alle 5 Minuten gefragt, wann der Film denn zu Ende sei usw. Glücklicherweise war der Film so stark, dass er es mir leicht gemacht hat, den Rest auszublenden. Mehr in der Besprechung… 🔥❤💧

Elemental (2023) | © Walt Disney

Elemental (2023) | © Walt Disney

Eine unfassbar schöne Fantasy-Romanze

„Elemental“ ist wohl kolossal gefloppt. Schlagzeilen, die Pixars kreatives Ende heraufbeschwören, liest man überall. Der Film sei enttäuschend, nur eine „Romeo & Julia“-Variante und würde Fantasy-Figuren wie in „Alles steht Kopf“ oder „Soul“ reaktivieren. Da frage ich mich schon, was für ein Film hier gesehen wurde. Und ob der offensichtlichste Grund für den Flop bewusst ignoriert wird: Disneys unfähige Veröffentlichungspolitik. Selbst ich hatte mir überlegt, ob sich ein Kinobesuch denn lohnt, wenn der Film ohnehin ein paar Wochen später auf Disney+ läuft. Zumal man sich dann auch das dämliche Kinopublikum sparen würde. Damit graben sie sich doch selbst das Wasser ab. So ging es doch allen Pixar-Filmen, die nach Corona veröffentlicht wurden. Ja, selbst die ach so tollen Realfilm-Remakes floppen an der Kasse. Kein Wunder! Eine Schande, dass nun auch ein fantastischer Film wie „Elemental“ darunter zu leiden hat und vermutlich falsche Schlüsse aus dem Flop gezogen werden.

Doch nun endlich zu „Elemental“: Ja, es wird eine „Romeo & Julia“-Variante erzählt. Sehr oberflächlich betrachtet. Der wahre Kern ist allerdings eine wunderschöne Einwanderergeschichte, die autobiographisch geprägt ist, da Regisseur Peter Sohns Eltern selbst Einwanderer waren. Obwohl es sich um einen Animationsfilm handelt, fühlt sich dieser Teil der Geschichte sehr authentisch an. Überhaupt sind die Elemente, die diese Welt bevölkern, keine abstrakten Wesen, wie z.B. die Seelen in „Soul“, sondern extrem haptische Figuren in einer sich sehr real anfühlenden Welt. Die Liebesgeschichte zwischen der jungen Feuerfrau Ember und dem Wassermann Wade ist absolut herzergreifend und zuckersüß. Es gibt auch keine Bösewichte, sondern nur den Konflikt zwischen Liebe, Elternhaus, Tradition und Selbstverwirklichung. Am Ende des Films sind mir sogar ein paar Tränen gekommen. Einfach nur schön. Wie übrigens auch der fantastische audiovisuelle Eindruck, den „Elemental“ hinterlassen hat. Ganz anders als das Kino, das am Ende unter einer zentimeterdicken Schicht aus Popcorn und Nachos begraben war. Vielleicht ist es auch diese Art von Publikum, die tatsächlich am Film interessierte Zuschauer*innen abhält, ins Kino zu gehen. Auch wenn ich mich nun wie ein alter Mann anhöre: Das hat es vor 20 Jahren noch nicht gegegben.

Fazit

Ich hatte mich auf „Elemental“ gefreut, aber hatte auch keine großen Erwartungen an den Film. Somit wurde ich extrem positiv überrascht und finde es umso trauriger, dass er gefloppt ist. Gerade weil es einmal wieder eine originelle Geschichte mit neuen Figuren war. Ich hoffe sehr, dass Pixar in Zukunft dennoch weitere davon produzieren darf. Diese hier hat mir ausgesprochen gut gefallen: 9/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: 8/10 Punkte.)