Ist seit dem Filmabend mit „Zurück in die Zukunft“ tatsächlich erst eine Woche vergangen? Es fühlt sich eher an wie drei Wochen. Auch heute bin ich recht spät aus dem Büro nach Hause gekommen und habe den Zwergofant krank vorgefunden. Also nichts mit der Rückkehr in die Zukunft. Recht spontan haben wir also einen Film ausgesucht, der dem Zappelinchen gefallen könnte und sind, trotz Skepsis meinerseits, auf „Fack ju Göhte“ gestoßen. Hate to say I told you so… 👨🏫

Fack ju Göhte (2013) | © Constantin Film (Universal Pictures)
Wie kann solch ein Rotz so erfolgreich sein?
Wenn man widerwillig einen Film schaut, schwingt eine gewisse Voreingenommenheit natürlich immer mit. Dennoch wollte ich „Fack ju Göhte“ eine Chance geben. Schließlich konnten mich schon deutsche Teenie-Komödien, wie „Das schönste Mädchen der Welt“, durchaus überzeugen. Die Geschichte des Films schien mir zudem wie gemacht für einen seichten, aber unterhaltsamen Filmabend. Quasi „Dangerous Minds“ light gemixt mit „School of Rock“, den ich kürzlich erst wieder gesehen habe, und der wunderbar wertschätzend mit den portraitierten Schüler*innen umgeht. „Fack ju Göhte“ ist leider das krasse Gegenteil. Nimmt der von Jack Black gespielte Aushilfslehrer seine Schüler*innen ernst und ermutigt sie ins Rampenlicht zu treten, obwohl sie nicht dem fehlgeleiteten Schönheitsideal entsprechen, so gibt es von Elyas M’Bareks Lehrerfigur nur finsterstes Fat-Shaming. Später greift der Film das noch einmal auf, indem die kräftigere Schülerin durch den Boden der Turnhalle kracht. Haha, was haben wir gelacht!
Auch die sonstigen Witze, wenn man sie so nennen möchte, sind mehr als fragwürdig: K.O.-Tropfen in Kaffee? Oh man, noch so ein Kracher! Danach mit der bewusstlosen Frau ins Bett, um einen One-Night-Stand vorzugaukeln? Welch ein Schenkelklopfer! Darauf folgt ein Gag, in dem eine Lehrerin aufgrund ihres Burnouts einen Suizidversuch unternimmt. Natürlich nicht zum ersten Mal. Wie witzig! Und die suizidgefährdete Schwester der weiblichen Hauptfigur wird durch ein rosa Minikleid samt Stöckelschuhen endlich von ihrer Depression erlöst. Denn schließlich hat sie davor nur Holzfällerhemden getragen und das Äußere ist natürlich alles, was zählt. Ich war teils wirklich entsetzt, ob der Handlung dieses Machwerks. Von den zotigen Sprüchen und der stets vulgären Sprache möchte ich gar nicht erst anfangen. Für mich der schlimmste Film, den ich seit Langem ertragen musste. Oberflächlich betrachtet funktioniert er wohl ganz gut und die Chemie zwischen Elyas M’Barek und Karoline Herfurth ist definitiv vorhanden. Das Zappelinchen hat viel gelacht und ich musste erklären, was ich an dem Film so verwerflich finde. Natürlich ist das Geschmackssache und ich freue mich, dass sie einen guten Abend hatte. Die Botschaften, die „Fack ju Göhte“ unter der oberflächlichen Rahmenhandlung vermittelt, sind allerdings wirklich mies und dürften von der Zielgruppe ungefiltert aufgenommen werden, da das alles ja als hip und cool inszeniert wird.
Fazit
Schon lange hat mich kein Film mehr so geärgert, wie „Fack ju Göhte“. Dabei stört es mich gar nicht, dass die Geschichte extrem vorhersehbar ist und die Gags ultraflach. Es sind die Botschaften zwischen den Zeilen, die nur unterbewusst ankommen. Kein Wunder, dass das deutsche Kino oft so einen schlechten Ruf besitzt, wenn Filme wie dieser zu Kassenschlagern werden. Schaut lieber zum hundertsten Mal „School of Rock“ und ihr habt den Fake-Aushilfslehrer-Film, den ihr sehen wollt: 2/10 Punkte. (Zappelinchen: 8/10 Punkte; Zwergofant: leider krank)
Oh mein Gott, zum Glück habe ich den nie geguckt – das klingt ja noch grauenhafter, als ich mir es vorgestellt habe! 😱
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Ist auch wirklich grauenhaft. Hätte ich so nicht erwartet. Kannst du dir wirklich sparen. Bin immer noch schockiert ob so mancher Witze.
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Danke für dieses nichts beschönigende Review. Wie gut, dass ich den Film nie gesehen habe. Werde ich auch nicht. Das deutsche Kino ist soviel mehr als diese dummen, niveaulosen Komödien, die zu Kassenschlagern werden (ja ich denke da auch an Schwil Teiger).
Wie alt ist das Zappelinchen, wenn ich fragen darf?
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Ja, das deutsche Kino kann wirklich mehr. Nur bestürzend, dass gerade dieser Film bzw. vergleichbare Filme so erfolgreich sind. Für die Zielgruppe, in die auch das Zappelinchen mit 12 Jahren fällt, ist es wohl gute Unterhaltung. Umso perfider, dass der Film solch üble Botschaften verbreitet.
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Dein Sohn hatte auf jeden Fall viel Glück, dank oder trotz Krankheit (hoffentlich nix all zu langwieriges, gute Besserung!)
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Danke! Ja, wenn man es so betrachtet, dann hatte er wohl Glück. Wäre er fit gewesen, hätten wir aber eh etwas anderes geschaut. 🙂
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Ich würde übrigens anraten, die weiteren Teile nicht zu gucken. Die fand ich nämlich noch schlimmer.
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese nicht den Weg in unseren Filmabend finden werden. Danke für die Warnung!
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Für mich ein Paradebeispiel für das deutsche Kino, das ich weitestgehend umschiffe, weil Deutsche Komödien im Speziellen, aber Filme im Allgemeinen nicht besonders gut können.
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Ach, ich finde es gibt schon ein paar wirklich gute deutsche Filme. Viele der erfolgreichen Komödien sind aber wirklich mau.
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Die Zuschauerzahlen im Kino und bei den regelmäßigen TV-Ausstrahlungen zeigen dagegen, dass solche Filme gesehen werden wollen. Auch die Pressezitate, die man auf Wikipedia noch zur Veröffentlichung sehen kann, sind positiv. Das spricht für mich gegen die These, dass solche Filme ein Grund dafür sind, dass der deutsche Film einen schlechten Ruf hat.
Ich weiß noch, dass ich damals auch eine gute Zeit mit dem Film im Kino (?) hatte. Ob er schlecht gealtert ist, weil die Gesellschaft feinfühliger geworden ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber zumindest handwerklich ist der Film durchaus gelungen.
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Der Film war definitiv ein kommerzieller Erfolg und ist gut beim Publikum angekommen, keine Frage. Du hast vielleicht recht und in den letzten 10 Jahren hat sich einiges geändert. Ich z.B. fand damals „Wo ist Fred?“ sehr lustig, doch der ist in den letzten 17 Jahren bestimmt auch nicht gut gealtert und ich würde ihn heute vermutlich anders bewerten. Bei „Fack ju Göthe“ fand ich die wirklich unangenehmen Gags so schlimm, weil er sich eben an Kinder und Jugendliche richtet und hier schlimme Klischees verstärkt und gefährliche Drogen verharmlost werden.
Zu den handwerklichen Aspekten bin ich aufgrund meiner Aufregung gar nicht mehr gekommen. Die fand ich aber auch mies: Kontrast und Sättigung auf elf gedreht und ausgeleuchtet wie eine Vorabendsoap. Hat mir nicht gefallen. Positiv habe ich dagegen die Schauspieler*innen wahrgenommen.
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Hurra! Ich bin hoch erfreut, dass wir bei dem Film einer Meinung sind. Ein ganz furchtbarer Film, wie man ja auch bei mir im Blog nachlesen kann.
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Oh, da muss ich mal nachschauen. Aber ich sehe schon, wir sind uns hier sehr einig. 🤝
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