The First Avenger: Civil War – OT: Captain America: Civil War (2016)

Aktualisierung: Ich habe „The First Avenger: Civil War“ am 31. Mai 2024 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Endlich Wochenende. Noch zwei Wochen bis Weihnachten. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Selten habe ich mich so ausgepowert gefühlt, wie zurzeit. Meine Erkältung geht in die fünfte Woche und es ist kein Ende in Sicht. Als Ablenkung von all den unschönen Dingen des Alltags blieb ich mit „The First Avenger: Civil War“ dem Marvel Cinematic Universe (MCU) treu. Ob der Film mir die nötige Portion Eskapismus bieten konnte?

The First Avenger: Civil War (2016) | © Walt Disney

The First Avenger: Civil War (2016) | © Walt Disney

Team Iron Man oder Team Captain America?

War der letztwöchige „Ant-Man“ eher ein kleiner Film für das MCU, schicken sich die Russo-Brüder an, mit „Captain America: Civil War“ einen bombastischen Actionfilm à la „The Avengers“ zu inszenieren. Dabei ist gerade die Mischung spannend: Einerseits erinnert der Film stilistisch stark an den direkten Vorgänger „Captain America: The Winter Soldier“, bezieht sich inhaltlich aber stark auf „Avengers: Age of Ultron“ und lässt auch beinahe alle großen Superhelden auftreten. Diese Mischung fand ich sehr reizvoll. Ebenso gelungen fand ich die Prämisse, dass endlich einmal die durch die Avengers ausgelöste Zerstörung im Mittelpunkt stand. Dieser zentrale Konflikt sorgt letztendlich auch für die Auseinandersetzung zwischen Captain America und Iron Man, was in einem gigantischen Kampf zwischen den zwei Fraktionen kulminiert.

Mit Black Panther und Spider-Man werden zudem zwei neue Helden eingeführt, was ich durchaus erfrischend fand. Tatsächlich hat mir Tom Holland als Peter Parker recht gut gefallen, wenngleich es mir auch schwer fällt, nach Andrew Garfield wieder eine neue freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zu akzeptieren. Überrascht war ich tatsächlich, Daniel Brühl als Antagonisten zu sehen, der seine Sache zwar gut macht, dessen Figur letztendlich aber doch eher blass bleibt. Interessanter ist da schon der Konflikt zwischen unseren Helden, wenngleich man hier auch kein großes Drama à la Shakespeare erwarten sollte.

Fazit

Für mich vereint „The First Avenger: Civil War“ das Beste aus seinen beiden direkten Vorgängern und hat es somit geschafft, mich ausgezeichnet zu unterhalten. Vielleicht bin ich der Marvel-Formel inzwischen auch schon zu sehr verfallen oder habe aufgrund des angespannten Alltags die leichte Unterhaltung bereitwillig hingenommen. So oder so macht der erste Film der dritten Phase des MCU einfach Spaß: 8/10 Punkte.

Avengers: Age of Ultron (2015)

Aktualisierung: Ich habe „Avengers: Age of Ultron“ am 25. Mai 2024 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Erst gestern bin ich mit „Captain America: The Winter Soldier“ ins Marvel Cinematic Universe (MCU) zurückgekehrt. Heute folgte mit „Avengers: Age of Ultron“ bereits der nächste Teil der unglaublich erfolgreichen Filmreihe. Was der zweite Teil der großen Superhelden-Zusammenkunft zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Avengers: Age of Ultron (2015) | © Walt Disney

Avengers: Age of Ultron (2015) | © Walt Disney

Oh, hallo Künstliche Intelligenz!

Joss Whedon wirft uns in der ersten Szene sogleich in eine bombastische Action-Sequenz. Das macht Spaß, das ist toll anzusehen und mit flotten Sprüchen angereichert. Whedon eben. Überhaupt funktioniert „Avengers: Age of Ultron“ am besten, wenn sich unsere Helden unterhalten. Da muss es außenrum auch gar nicht an jeder Ecke krachen, nein, da reicht auch ein entspanntes Zusammensitzen und Sprüche klopfen. Doch leider müssen MCU-Filme ja nach einer bestimmten Formel ablaufen und diese greift natürlich auch hier wieder, nur dass die Bedrohung dieses Mal von einer KI ausgeht. An sich auch ein spannender Gedanke, doch anstatt Ultron tatsächlich durch das Netz omnipräsent zu machen, braucht er natürlich einen Körper. Einen Roboter-Körper natürlich. Und da hätten wir sie dann wieder, die niemals enden wollenden Kampfszenen, in denen Iron Man und Co. gegen unzählige gesichtslose CGI-Gegner kämpfen dürfen.

Der Bombast sieht fraglos gut aus, doch es sind eben gerade die ruhigeren Szenen, in denen der Film zu glänzen weiß. Ich hatte das Gefühl, diese Balance war im ersten Teil „The Avengers“ noch besser und ich hoffe sehr, dass sich Whedon und Marvel für das nächste Superhelden-Klassentreffen ein wenig mehr trauen bzw. eben tatsächlich weniger. Denn es muss nicht immer eine Stadt in Schutt und Asche gelegt werden und es gibt auch andere Gegnertypen als Roboter oder Iron-Man-Anzüge. Toll fand ich es dagegen, dass Hawkeye und auch Black Widow ein wenig mehr Screentime und Hintergrund gegönnt werden. Da ist Potenzial vorhanden.

Fazit

Auch „Avengers: Age of Ultron“ reiht sich perfekt in das MCU ein: ein langer, unterhaltsamer Action-Kracher ohne Ecken und Kanten. Ich mochte erneut die Gruppendynamik sehr gerne. So etwas kann Whedon einfach schreiben. Nur warum man die interessante Prämisse wieder in generische Action verwandeln musste, das verstehe ich nicht so ganz. Dennoch ein gelungener Film für einen unterhaltsamen Abend: 7/10 Punkte.

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (2014)

Aktualisierung: Ich habe „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ am 30. Juli 2023 zusammen mit den Kindern erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Nachdem ich letztes Wochenende den ersten Teil gesehen habe, folgte heute mit „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ die Fortsetzung des kurzlebigen Reboots der beliebten Superheldenreihe. Die Kritiken zu diesem waren eher verhalten, ich habe mich dennoch über eine Rückkehr von Andrew Garfield als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft gefreut. Zurecht?

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (2014)

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (2014) | © Sony Pictures Home Entertainment

Erinnerungen an „Spider-Man 3“ werden wach

Die erste Hälfte des Films hat mich wieder voll und ganz überzeugt. Nach wie vor mag ich Spider-Mans Sprüche und die Action rund um den jugendlichen Superhelden. Auch Electro samt Entstehungsgeschichte fand ich zunächst noch spannend, da hier ein persönlicher Konflikt im Mittelpunkt der Geschichte steht. Keine Allmachtsfantasien oder völlig übertriebene Massenangriffe, wie man sie aus den anderen Marvel-Filmen kennt. Auch Peter Parkers Beziehung zu Gwen Stacy bot Unterhaltungswert, selbst wenn das ewige Hin und Her ein wenig an den Nerven gezerrt hat. Comic-Romanze eben. Aber nicht unsympathisch.

Mit der Verwandlung Harry Osbornes in den Green Goblin wird alles in dem Film etwas zu viel. Die Action nimmt überhand, es gibt Sprünge in der Handlung und die Motivation der Figuren bleibt auf der Strecke. Dabei fand ich Dane DeHaan (jüngst in „Valerian: Die Stadt der tausend Planeten“ gesehen) als Gegenspieler durchaus gelungen. Was die plötzliche Überfrachtung angeht, musste ich tatsächlich an Sam Raimis „Spider-Man 3“ denken, der damals ein ähnliches Problem hatte. Auch die Dramaturgie nach Gwen Stacys Tod (warum hat man die Brücke durch einen Turm ersetzt?) fand ich vom Timing her nicht perfekt. Da wollte man am Ende zu schnell auf einen positiven Abschluss hinaus. Schade, denn in vielen Szenen stand dieser zweite Teil seinem Vorgänger in nichts nach.

Fazit

Auch wenn „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ bei Weitem nicht perfekt ist, so ist er keinesfalls der Totalausfall, als der er oft beschrieben wird. Marc Webb hätte gut daran getan, den Film nicht so voll zu stopfen und sich lieber auf eine Storyline konzentriert. Trotz allem bietet der Film viele tolle Szenen und Andrew Garfield ist mir als Spider-Man noch mehr ans Herz gewachsen. Schade, dass nach diesen beiden Auftritten mit Tom Holland schon wieder ein neuer Spider-Man folgte: 7/10 Punkte.

X-Men: Apocalypse (2016)

Es geht wirklich Schlag auf Schlag: Nachdem ich vergangene Woche „Wolverine: Weg des Kriegers“ nachgeholt habe, stand gestern „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ auf dem Programm und heute war sogleich „X-Men: Apocalypse“ an der Reihe. Damit habe ich nun – bis auf den aktuell im Kino laufenden „Logan“ – alle Filme der Reihe gesehen und bin gespannt, wann uns der nächste Reboot ereilt… 😉

Nach der epischen Zeitreise der Vorgängers zur Bekämpfung der fiesen Sentinels, habe ich mich tatsächlich gefragt, welche Bedrohung denn unsere Helden überhaupt noch zu schockieren vermag. Tatsächlich entpuppt sich diese neue Bedrohung recht schnell als Oberbösewicht und allmächtiger Endgegner in einem. Der gute Apocalypse ist so mächtig, dass seine Darstellung häufig an der Karikatur vorbeischrammt. Speziell bei den Szenen in Ägypten musste ich an Roland Emmerichs „Stargate“ oder auch Stephen Summers „Die Mumie“-Filme denken. Dass „X-Men: Apocalypse“ dennoch funktioniert, hat der Film seiner Comic-Herkunft zu verdanken, die eben auch solche Elemente erlaubt.

Im direkten Vergleicht zu „X-Men: Days of Future Past“ fällt die Handlung leider ziemlich ab. Dennoch hat mir die 80er-Jahre-Atmosphäre viel Vergnügen bereitet und die Anspielung auf „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hat gezeigt, dass die Autoren durchaus Humor besitzen. Meine liebste Szene gehört abermals Quicksilver, der zu Eurythmics „Sweet Dreams“ Professor Xaviers gesamte Schule evakuieren darf. Überhaupt ist „X-Men: Apocalypse“ immer dann am stärksten, wenn unsere bekannten Mutanten ein wenig mehr Hintergrundgeschichte bekommen und ihre Fähigkeiten einsetzen dürfen. Dann macht auch dieser bisher finale Teil des „X-Men“-Universums deutlich mehr Spaß als in den großen Konflikten.

Das Finale übertrifft, was CGI-Brimborium angeht, seinen Vorgänger leider noch einmal um Längen. Zudem gibt es hier keine coolen Kampfszenen mit den Sentinels zu sehen, sondern nur umherfliegende Materie. Und noch mehr Materie. Das ermüdet schnell und erinnerte mich doch sehr an die viel zu ausführliche Materialschlacht am Ende von „Man of Steel“. Trotz dieser Kritikpunkte reiht sich „X-Men: Apocalypse“ nicht auf dem letzten Platz meiner persönlichen Gesamtrangliste ein, ist aber – wie schon „X-Men: Der letzte Widerstand“ – eindeutig der schwächste Teil seiner Trilogie:

  1. „X-Men 2“ (2003)
  2. „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ – Rogue Cut (2014)
  3. „X-Men“ (2000)
  4. „X-Men: Erste Entscheidung“ (2011)
  5. „Wolverine: Weg des Kriegers“ – Extended Cut (2013)
  6. „X-Men: Apocalypse“ (2016)
  7. „X-Men: Der letzte Widerstand“ (2006)
  8. „X-Men Origins: Wolverine“ (2009)

Wie bereits nach der gestrigen Sichtung des Vorgängers, hätte ich nun gute Lust die Filmreihe von vorne zu beginnen. Realistisch gesehen werde ich aber vorerst auf die Heimkino-Veröffentlichung von „Logan“ warten und dann weitersehen. Bis dahin behalte ich die X-Men in guter Erinnerung und hoffe sehr, dass man nun aufgrund des Erfolgs nicht unzählige weitere Teile nachschiebt: 7/10 Punkte.

X-Men: Zukunft ist Vergangenheit – OT: X-Men: Days of Future Past – Rogue Cut (2014)

Wie schnell ist bitte diese Woche vergangen? Das ist der Vorteil, wenn man viel zu tun hat. Ich hoffe das Wochenende lässt sich nun etwas mehr Zeit. Nachdem ich erst vergangenen Samstag mit „Wolverine: Weg des Kriegers“ zu der Superhelden-Saga zurückgekehrt bin, stand heute endlich „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ im längeren Rogue Cut auf dem Programm. Kürzlich berichtete auch Wulf über den Film und hat die Vorfreude noch einmal geschürt. Somit war ich mehr als gespannt, ob er auch bei mir entsprechend einschlagen würde…

Den Vorgänger „X-Men: Erste Entscheidung“ fand ich damals ziemlich famos und habe mich nun auf das Aufeinandertreffen mit den klassische „X-Men“ gefreut. Bryan Singer hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, sondern wirft uns direkt in imposante und enorm aufwändige Action-Sequenzen. Ich musste mich hier erst einmal orientieren, hatte ich doch weder die einzelnen Mutanten im Kopf, noch konnte ich zuordnen, ob dies ein komplett neuer Handlungsstrang war oder er in den vorherigen Filmen bereits angerissen wurde. Man sollte sich innerhalb einer Filmreihe wahrlich nicht zu viel Zeit mit der Sichtung des nächste Teils lassen. Ein Grund, warum ich inzwischen vor dem Marvel Cinematic Universe kapituliert habe.

Sobald es in die Vergangenheit geht, macht „X-Men: Days of Future Past“ unglaublich viel Spaß. Es ist eine große Freude, die nur allzu bekannte Zeitreisethematik in einem Superhelden-Film verarbeitet zu sehen. Die Geschichte erzählt an sich nichts Neues, doch sind die Charaktere gut ausgearbeitet und gerade das Spannungsverhältnis zwischen Vergangenheit und Zukunft bringt die nötige Würze in den Film. Speziell das Finale ist sehr emotional geraten, was mir wirklich gut gefallen hat. Danach hatte ich direkt Lust mir die gesamte bisherige Reihe noch einmal anzusehen. Aber ich belasse es vorerst wohl bei der direkten Fortsetzung, denn sonst kann ich mich wieder nicht an die aktuellen Geschehnisse erinnern.

Audiovisuell ist Bryan Singers Film wirklich beeindruckend. Es passiert unglaublich viel und die Action ist gekonnt inszeniert. Teils war mir der digitale Look jedoch ein wenig zu übertrieben und insgesamt wäre mir weniger CGI-Geschwurbel in so mancher Szene lieber gewesen. Auch wenn Filme heutzutage eben so gemacht werden, ist mir die Künstlichkeit der Bilder an ein paar Stellen doch negativ aufgefallen. Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt an einem ansonsten packenden und toll aussehenden Film.

Der Rogue Cut ist, wenn man sich den Schnittbericht anschaut, vermutlich die leicht gelungenere Fassung. Ich kann das nun schwer beurteilen, mochte aber die Szenen rund um Rogue und auch die teils ein wenig härteren Kämpfe. So langsam festigt sich mein Eindruck, dass ich die „X-Men“-Reihe von allen Superhelden-Filmen am liebsten mag. Mal sehen, ob sich dieser Eindruck auch durch das Finale der neuen Trilogie bestätigen lässt: 8/10 Punkte.

Der Marsianer: Rettet Mark Watney – OT: The Martian (2015)

Heute habe ich endlich den Film gesehen, auf dessen Sichtung ich schon seit einer halben Ewigkeit warte. Zuerst wollte ich den Roman lesen und dann eigentlich auf die Extended Edition warten – nun hatte Amazon die Kinofassung für 99 Cent in der Online-Ausleihe. Da bin ich doch schwach geworden und habe mir „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ angesehen, jedoch nicht ohne vorher zu überprüfen, ob er auch im Original-Bildformat gestreamt wird. Wird er tatsächlich – und somit gab es für mich kein Halten mehr…

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Ridley Scott kann den Weltraum einfach unglaublich gut inszenieren. Schon bei der ersten Einstellung musste ich an seinen Klassiker „Alien“ denken, was vielleicht auch daran liegt, dass Harry Gregson-Williams‘ Score in gewissen Passagen durchaus an seine Vertonung von „Prometheus“ erinnert, der wiederum eindeutig von Jerry Goldsmiths archetypischen Klängen zu „Alien“ inspiriert ist. Der Kreis schließt sich somit klanglich und auch die Bilder wissen zu imponieren. Ridley Scott hat es nicht verlernt und somit freue ich mich umso mehr auf „Alien: Covenant“, doch ich schweife ab. Nun also zurück zu „The Martian“ und Mark Watney…

Als Kenner der Vorlage gab es für mich nur wenige Überraschungen. Ja, teils fehlen Passagen, die ich gerne auf der großen Leinwand gesehen hätte (speziell im letzten Drittel) und so manche kleinere Änderung gab es auch im Handlungsverlauf – insgesamt jedoch ist die Adaption von Andy Weirs Roman durchaus werkgetreu. Speziell die Atmosphäre auf dem Roten Planeten und Mark Watneys Charakter sind perfekt getroffen. Matt Damon trägt den Film über weite Strecken völlig allein und verschmilzt gekonnt mit Watney. Auch auf der Erde schaffen es die Darsteller ihren Figuren Leben einzuhauchen, wenngleich der Fokus, wie bereits im Roman, eindeutig auf den Mars-Szenen liegt.

Insgesamt kann ich nicht wirklich viel an „Der Marsianer“ kritisieren, außer dass er mir mit seiner Laufzeit von über 2 Stunden trotzdem zu kurz war. Zu gerne hätte ich den Zusammenbruch der Kommunikation gesehen oder Watneys Probleme mit den Solarzellen auf seiner Fahrt zum Schiaparelli-Krater. Dagegen wurden die Logbuch-Einträge wunderbar umgesetzt und fügen sich perfekt in den restlichen Film ein. Man darf als Kenner des Buches jedoch nicht erwarten, dass die wissenschaftlichen Hintergründe hier ebenso detailliert erläutert werden. Für mich gab es dennoch so manchen Aha-Effekt, da ich mich noch an die Gründe für so manche Entscheidung Watneys erinnern konnte. Ein Mehrwert für Leser. Auch mal schön.

Beim Schauen des Films ist mir – noch deutlicher als bei der Vorlage – aufgefallen, dass es keinen Antagonisten gibt. Alle arbeiten ohne versteckte Agenda daran, Watney nach Hause zu holen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen und ist für das heutige Kino schon eher außergewöhnlich. Insgesamt bin ich also wirklich begeistert und kann mir hier – im Gegensatz zu „The Last Days on Mars“ – durchaus vorstellen, noch einmal auf den Roten Planeten zurückzukehren. Dann am liebsten im Extended Cut, für den ich mir gerne noch den fehlenden Punkt aufspare, um endgültig zur famosen Vorlage aufzuschließen: 8/10 Punkte.

Gone Girl (2014)

Nachdem wir gestern Abend spontan mit den Kindern schwimmen gegangen sind, war es danach zu spät für einen Film. Heute bestanden die Tagesaktivitäten aus dem Kaufen und Aufbauen neuer Möbel – und irgendwann hatte ich genug davon, so dass der Sichtung von „Gone Girl“ nichts im Wege stand. Schon lange befand sich der jüngste Film von David Fincher auf meiner Liste. Ob er meine hohen Erwartungen erfüllen konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung. Spoiler sind zu erwarten.

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„Gone Girl“ hat meine Erwartungen nicht getroffen. Ich hatte mir einen Film erwartet, der einen beständig zweifeln lassen würde, ob der von Ben Affleck gespielte Ehemann nun seine Frau ermordet hat oder nicht. Die Frage nach der Schuld stellt sich nicht wirklich, denn noch bevor David Fincher nach ca. einer Stunde die erste große Enthüllung macht, scheint die Geschichte ziemlich eindeutig. Der Kniff des unzuverlässigen Erzählers (hier durch ein Tagebuch in die Handlung eingewoben) ist recht offensichtlich und eher dazu gedacht, die Charaktere in der Filmwelt in die Irre zu führen, als uns Zuschauer vor dem Bildschirm. Dies sorgt für eine ganz besondere Art der Spannung: Sie wird doch nicht wirklich…

Es ist als wolle Fincher sagen: Mir geht es nicht darum euch an der Nase herumzuführen, schaut euch die Beziehung an – darin liegt der wahre Horror! Und Recht hat er. Es gibt in dem Film keinen fehlerlosen Charakter. Jeder spielt nach seiner Agenda – und durch die von Rosamunde Pike großartig verkörperte psychopathisch veranlagte Ehefrau wird die dunkle Seite der Emotionen, die in jeder Beziehung zu finden sind, beinahe schon satirisch böse auf die Spitze getrieben.

Durch David Finchers abermals perfekte Inszenierung wirkt die dargestellte Welt – und speziell jede Beziehung darin – kalt, fremd und mechanisch. Emotionen sind kalkuliert und der äußere Schein ist wichtiger, als die Innenwelt. Eine perfekte Oberfläche für das perfekte Verbrechen? Obwohl ich als Zuschauer um die Verfehlungen der einzelnen Charaktere wusste, habe ich mit ihnen mitgefiebert. An das Gute in ihnen geglaubt – und bin selbst so mancher Lüge aufgesessen. Gegen Ende gibt es dann doch noch einmal eine schockierende Wendung, die in ihrer Konsequenz so perfide ist, dass man eigentlich nur hysterisch darüber lachen kann. In ihr offenbart sich auch die Schwäche unserer Hauptfigur, was den Kreis zum Anfang schließt. Der Schein des trauten Heims bleibt gewahrt.

Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass meine Frau bei der Sichtung eingeschlafen ist, denn „Gone Girl“ zeichnet ein extrem düsteres Bild der Ehe. Dabei legt der Film öfter einmal den Finger in die Wunde, verlässt die rationale Ebene jedoch sogleich und gipfelt in einer Art satirischem Thriller, der mir wohl noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Interessant auch die Frage, wie der Film wohl in einer anderen Schnittfassung funktioniert hätte, in der Ehemann Nick zusammen mit dem Zuschauer bis zum Ende ahnungslos geblieben wäre und man Amys Perspektive erst zum Schluss gesehen hätte. Ein in jeder Hinsicht empfehlenswerter Film: 9/10 Punkte.

Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere – OT: The Hobbit: The Battle of the Five Armies (2014)

Aktualisierung: Ich habe „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ am 26. Dezember 2015 und am 27. Dezember 2023 zum ersten Mal mit den Kindern gesehen und jeweils eine aktualisierte Besprechung veröffentlicht.

Nachdem es im letzten Jahr leider nicht mehr geklappt hat, habe ich heute endlich das große Finale von Peter Jacksons jüngster Mittelerde-Saga gesehen. Glücklicherweise hat das Roxy Renaissance Cinema wieder geöffnet, so dass ich nicht mehr auf das große Multiplex samt HFR und 3D angewiesen war, sondern eine Vorführung in Originalsprache, mit 24 Bildern pro Sekunde und in 2D genießen konnte. Wirklich sehr angenehm und nur zu empfehlen. Doch was hatte „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ abgesehen von den formidablen Rahmenbedingungen zu bieten?

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Der Film schließt nahtlos an seinen Vorgänger an. Kein Prolog, keine Exposition. Wäre der Titel nicht eingeblendet worden, hätte man sich auch am Ende von „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ wähnen können. Meiner Meinung nach ein deutliches Zeichen, dass Smaugs Vernichtung auch am Ende des Vorgängers mehr Sinn gemacht hätte bzw. Peter Jackson es eben gleich bei zwei Teilen hätte belassen sollen. Dabei ist die reine Laufzeit nicht einmal das Problem, funktionieren doch die erweiterten Fassungen weit besser, als die aufs Nötigste reduzierten Kinoversionen. Speziell bei diesem fulminanten Finale fällt doch stark auf, dass neben der Schlacht kaum Platz für Charakterentwicklung oder weiterführende Handlung bleibt. Die Wandlung von Thorins Gemütszustand ist, zum Beispiel, kaum nachvollziehbar, dafür gibt es eine Schlachtszene nach der anderen.

Für mich sind die zweieinhalb Stunden wie im Flug vergangen und ich hätte wirklich gerne noch mehr gesehen. Aber nicht mehr noch mehr Kämpfe, sondern mehr Geschichte. Wollte Peter Jackson nicht die Lücke zu „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ schließen? Außer ein paar recht plumpen Anspielungen war hiervon aber nichts zu sehen. Die Schlachten selbst sind imposant inszeniert, doch hat man das alles schon besser in „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ gesehen. Neben dem großen Gruppengemetzel fand ich wirklich gefallen an den Einzelkämpfen, d.h. Thorin gegen Azog oder Legolas gegen Bolg haben für mich ausgezeichnet funktioniert – trotz einiger CGI-Stunts unseres liebsten Kampfelben.

Jede Szene mit Martin Freeman und Ian McKellen war erneut eine große Freude. Auch die Zwerge waren toll anzusehen, besonders da ich nach etlichen Stunden Sichtung der Video-Anhänge nun das Gefühl habe, sie alle wirklich gut zu kennen. Leider merkt man gerade an den charakterbezogenen Stellen, dass Handlung fehlt bzw. nur verkürzt wiedergegeben wurde. Somit reiht sich die Kinoversion von „The Hobbit: The Battle of the Five Armies“ vor dem direkten Vorgänger ein, doch hinter den erweiterten Fassungen sowie der Kinofassung des ersten Teils:

  1. „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (Extended Edition)
  2. „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ (Extended Edition)
  3. „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (Kinoversion)
  4. „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ (Kinoversion)
  5. „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ (Kinoversion)

Da ich so ziemlich der einzige Mensch bin, dem die unzähligen Enden von „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ nicht zu lang waren, hätte ich mir vom letzten filmischen Besuch in Mittelerde natürlich etwas mehr gewünscht – dennoch war das Finale gelungen und machte Lust darauf, gleich noch einmal „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ einzulegen. Habe ich natürlich nicht gemacht, doch hoffe ich in genau einem Jahr alle sechs Teile in den erweiterten Fassungen sehen zu können – und bin dabei besonders auf einen Vergleich der Wirkung der unterschiedlichen Inszenierungsarten gespannt. Insgesamt also ein versöhnlicher Abschied, der jedoch einiges an Potential verschenkt: 7/10 Punkte.

Savages – Extended Version (2012)

Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Deutschland ist im WM-Fieber… Ganz Deutschland? Nein! Ein von einem unbeugsamen Filmfreund geführtes Blog hört nicht auf, dem Fußballwahn Widerstand zu leisten. Somit lief bei mir natürlich nicht das Deutschland-Spiel, sondern Oliver Stones „Savages“ in der erweiterten Fassung. Nach der euphorischen Besprechung des Medienjournals, war ich auf jeden Fall sehr gespannt – und zumindest mehr als ein Unentschieden ist bei der Sichtung herausgekommen… Spoiler sind zu erwarten.

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Auch wenn Oliver Stones Stern in den letzten Jahren am Sinken ist, so hat er meine filmische Laufbahn doch stark geprägt: Besonders „The Doors“, „JFK“, „Natural BornKillers“ und „U-Turn“ hatten mich in meiner Jugend ziemlich beeindruckt. Doch auch in den letzten Jahren habe ich mit „Platoon“ und „Wall Street“ seine Klassiker zu schätzen gelernt. Das George W. Bush-Biopic „W. – Ein missverstandenes Leben“ fand ich auch weit besser als seinen Ruf. Umso gespannter war ich nun, wie er sich in einem – wenn man dem Trailer glauben mag – hippen Gangsterfilm schlagen würde. Style over substance? Tarantino-Anbiederung? Eine sozialkritische Komponente? Auf was konnte diese an sich nur allzu bekannte Geschichte unter Stones Regie nur hinauslaufen?

Am stärksten hat mich der Film wohl an „True Romance“ erinnert, ohne auch wirklich mit ihm vergleichbar zu sein: Im Zentrum steht eine ungewöhnlich Liebesgeschichte, die durch brutale Gangster akut bedroht wird. Die Erzählperspektive liegt bei der weiblichen Hauptfigur und sie spielt bereits zu Beginn auf ein eventuell düsteres Ende an. Das tatsächliche Finale ist dann – wider Erwarten – positiv und es gibt sonnige Strandbilder, die unsere Charaktere glücklich und zufrieden zeigen. Na, wem kommt das bekannt vor? Die Themen sind unabstreitbar ähnlich, doch Inszenierung und Ton unterscheiden sich doch ziemlich von Tony Scotts Meisterwerk.

„Savages“ sieht aus wie ein Film von Oliver Stone: schnelle Schnitte, eingestreute Schwarz-Weiß-Szenen und grobkörnige Bilder. Zwar nicht annähernd in der Deutlichkeit und Frequenz von „Natural Born Killers“ oder selbst „U-Turn“, doch fällt Stones spezielle Ästhetik nach wie vor auf. So unstet dadurch oft die Bilder wirken, so uneben wirkt auch die Handlung. Lockerleichte Spaßszenen wechseln sich mit brutalsten Folterszenen ab. Zwischendurch geht es immer wieder um Geld und Verhandlungstaktiken. Vielleicht keine Satire auf den amerikanischen Traum, doch auf jeden Fall mehr als die offensichtliche Handlung vorzugeben scheint.

Erwähnenswert finde ich noch die Schauspieler, allen voran Aaron Taylor-Johnson, der in „Savages“ so unglaublich viel dynamischer spielt als in „Godzilla“, dass ich ihn beinahe nicht erkannt hätte. Unglaublich! Auch Taylor Kitsch hat mir recht gut gefallen, wenngleich ich nach wie vor der Meinung bin, seine besten Leistungen bereits als Tim Riggings in „Friday Night Lights“ gesehen zu haben. Richtig beeindruckt hat mich Benicio Del Toro, der mit Lado wohl den ekligsten Typen der letzten Kinojahre spielen durfte. Ansonsten geben noch John Travolta und Salma Hayek ihr Stelldichein – und Emile Hirsch wirkt abermals total verschenkt.

Insgesamt hat mich „Savages“ stets am Ball gehalten und teils auch verblüfft. Ich wurde auf oft seltsame Art und Weise gut unterhalten; dies unterstreicht auch das kontroverse Ende des Films. Vielleicht ist es ein wenig zuviel des Guten, aber das Traumende davor wäre auch nicht das Wahre gewesen. Somit funktioniert es für mich zumindest als „True Romance“-Referenz und bleibt in seiner Aussage wunderbar ungreifbar. Hat mir insgesamt doch recht gut gefallen – mit deutlicher Tendenz nach oben: 7/10 Punkte.

Man of Steel (2013)

Auch wenn mich der Film nie so wirklich interessiert hat, wurde ich nun doch schwach und habe mir Zack Snyders „Man of Steel“ angesehen. Superman und ich sind bisher keine großen Freunde. Auch mit Zack Snyder habe ich so meine Schwierigkeiten. Keine sonderlich guten Voraussetzungen – auch wenn der Trailer, der letztes Wochenende vor „Battleship“ lief, schon verdammt gut aussah. Und was hatte der Film selbst nun zu bieten?

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In meiner damaligen Besprechung zu Bryan Singers „Superman Returns“ hatte ich mir noch eine echte Modernisierung im Stile von „Batman Begins“ gewünscht. Diese habe ich nun auch bekommen. So irgendwie. Zumindest werden sich dies Zack Snyder, David S. Goyer und Christopher Nolan wohl gedacht haben. Auch mag es sein, dass sie die Comics – ich selbst kenne sie nicht – perfekt auf die Leinwand transportiert haben. Selbst wenn das alles so ist, komme ich doch nicht umhin festzustellen, dass der Film komplett an meiner Vorstellung von Superman (die zugegebenermaßen größtenteils durch Jerry Seinfeld und „Die Abenteuer von Lois & Clark“ geprägt wurde) vorbeigeht.

Während der ersten 20 Minuten wusste ich nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Da steht doch tatsächlich ein bärtiger Russell Crowe, der in gnadenlosem Overacting überkandidelte Dialoge von sich gibt. Als seltsam kostümiertes Alien-Mensch-Wesen. Achja, auf einen Flugdrachen springt er auch noch. Durch die von Pathos geschwängerte Ernsthaftigkeit der Inszenierung wirkt das alles einfach nur befremdlich – dabei bin ich eigentlich immer für Sci-Fi, Monster und Fantasyelemente zu haben.

Dann befinden wir uns auf der Erde und der Film wird in meinen Augen richtig gut. Clark Kent muss sich selbst finden und wir bekommen Rückblenden in seine Kindheit zu sehen. Sonnendurchflutete Bilder einer Farm in Kansas, Kevin Costner als Ziehvater und erste Heldentaten. So hatte ich mir das vorgestellt! Auch das erste Auftreten von Lois Lane fand ich gelungen. Zwischen Henry Cavill, der einen wirklich guten Superman abgibt, und Amy Adams entsteht tatsächlich eine gewisse Chemie, auch wenn die Szenen der beiden viel zu knapp bemessen sind und – was ich extrem schade fand – nie ein Geheimnis um die Identität Supermans gemacht wird.

Ab der Hälfte des Films tritt dann Michael Shannon als General Zod auf den Plan, der Crowes Overacting fortführt und viel Alien-Trara veranstaltet. Auf mich wirkte das auch inhaltlich unglaublich billig, vermutlich weil Snyder diese Elemente so bedeutungsschwanger inseniert hat. Zudem wird jeder Hauch einer Zweideutigkeit eliminiert, da wirklich jeder Charakter meint, den Zuschauern durch ein Substitut auf der Leinwand alles haarklein erklären zu müssen. Langweilig! Ebenso wie die Action, die zwar toll anzusehen, letztendlich aber ermüdend redundant ist.

Die beste Einstellung folgt übrigens in einer Rückblende kurz vor dem Ende, als der junge Clark Kent in einem selbstgebastelten Umhang vor seinen Zieheltern posiert. Diese ist übrigens bereits im Trailer zu finden. Auch die Daily Planet-Szene nach dem Finale macht Lust auf mehr, doch war die Zerstörungsorgie davor einfach zuviel, so dass ich selbst in einer Fortsetzung wohl nicht mehr unbefangen an diese Art von Superman anknüpfen könnte.

All dies liest sich nun vermutlich extrem negativ, doch hatte ich durchaus Spaß mit dem Film. Leider hatte ich zu oft das Gefühl, dass man mit nur kleinen Änderungen am Drehbuch so viel mehr hätte erreichen können. Potential ist auf jeden Fall vorhanden und teils zaubert Snyder wahrlich tolle Bilder auf die Leindwand, doch dann taucht wieder General Zod auf und gestikuliert wild herum. Für mich ungefähr auf einem Level mit Bryan Singers 2006er „Superman Returns“ – nur mit ganz anderen Stärken und leider ebenso vielen Schwächen: 6/10 Punkte.