Reservation Dogs – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

Es ist manchmal schon komisch. Da die beiden halbstündigen Serien, die wir momentan verfolgen, nämlich „Abbott Elementary“ und „What We Do in the Shadows“, momentan pausieren, habe ich recht spontan in „Reservation Dogs“ reingeschaut. Eigentlich war mein Interesse daran nicht sonderlich groß und wäre Taika Waititi nicht mit involviert gewesen, dann hätte ich nicht einmal diesen ersten Schritt gewagt. Ob sich dieser jedoch gelohnt hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung. 🏹

Reservation Dogs | © FX

Reservation Dogs | © FX

Ich nehme mein Fazit direkt vorweg, auch um euch zum Reinschauen zu bewegen: „Reservation Dogs“ ist meine Serie des Jahres. Eine der lustigsten und bewegendsten Serien, die ich je gesehen habe. Auch wenn euch Setting und Prämisse nicht von Grund auf interessieren (ging mir übrigens genauso), kann ich euch die Serie nur ans Herz legen. Mit das Beste, was ich seit langer Zeit gesehen habe:

Staffel 1: F*ckin‘ Rez Dogs

Die erste Staffel wirft uns direkt in uns eine unbekannte Welt: ein Reservat in Oklahoma. In der ersten Episode begleiten wir eine Gang Jugendlicher, wie sie dabei sind einen Truck zu stehlen und auf dem örtlichen Schrottplatz zu verkaufen. So weit, so spektakulär. Über den weiteren Verlauf der Staffel lernen wir die Lebensrealität junger, amerikanischer Ureinwohner:innen kennen, die alles andere als rosig ist. Der bedrückendste Handlungsstrang handelt von Daniel, einem Mitglied der Gang, der sich sich selbst das Leben genommen hat, was die Leben all seiner Freund:innen bis heute beeinflusst. Eine bittere Geschichte, die mich mehrfach zu Tränen gerührt hat. Dabei ist „Reservation Dogs“ kein bierernstes Drama, sondern besitzt mindestens genauso viele komödiantische Anteile, die enorm witzig ist. Die Balance bekommen Taika Waititi und Co. enorm gut hin und ich musste hier teils an seinen großartigen Film „Wo die wilden Menschen jagen“ denken. Neben der stilsicheren Regie und des herausragenden Drehbuchs, überzeugen vor allem die vier Jungdarsteller:innen. Einfach fantastisch! Der Titel lässt popkulturelle Anbiederung befürchten, doch die Anlehnung der Rez Dogs an Quentin Tarantinos Regiedebüt ist sehr subtil. Da fällt es fast schon mehr auf, dass eine der Hauptfiguren Elora Danan heißt. Wie das Kind aus „Willow“, was ebenso kurz und bündig thematisiert wird. Alles in allem eine fantastische erste Staffel, die mich wie aus dem Nichts getroffen hat. Unfassbar gut: 9/10 (9.0) Punkte.

Staffel 2: I Still Believe

Nach der positiven Überraschung der ersten Staffel, habe ich mich enorm auf die zweite gefreut. Völlig zurecht, denn diese ist noch eine Spur besser. Dies liegt auch an den ungewöhnlichen Spotlight-Episoden, in denen wir einzelne Figuren verfolgen. Sei es die Episode „Roofing“, in der wir Bear bei seinem Dachdeckerjob begleiten, oder die Episode „Stay Gold Cheesy Boy“, in der Cheese in einer Jugendanstalt untergebracht ist. Auch Nebenfiguren wie Big erhalten viel Aufmerksamkeit. Gerade seine Episode „This is Where the Plot Thickens“ ist so absurd, dass es nur noch eine Freude ist. Der eigentliche Haupthandlungsstrang, nämlich die durch den Suizid ihres Freundes beeinträchtigte Freundschaft der Rez Dogs, steht jedoch stets im Mittelpunkt. Samt aller damit verbundenen Abhängigkeiten innerhalb des im Reservat sehr prominenten, erweiterten Familienverbunds. Ich habe viel gelacht und viel geweint. Ich kann mich kaum an eine zweite Serie erinnern, die mir emotional in dieser Intensität und Häufigkeit so nahe gegangen ist. Das Staffelfinale „I Still Believe“ bildet dann auch einen wunderbaren Abschluss, der auch gut als Serienfinale funktioniert hätte. Dennoch bin ich sehr glücklich, dass ich die Rez Dogs noch bei einem weiteren Jahr voller absurder Abenteuer begleiten darf. Fantastisch: 10/10 (9.5) Punkte.

Staffel 3: Elora’s Dad

Die dritte Staffel führt die in der zweiten etablierte Erzählstruktur gekonnt weiter. Episoden wie „Maximus“ oder „Deer Lady“ nehmen uns mit auf die Reise zu neuen Charakteren und geben uns einen Einblick in die düstere Geschichte der Native Americans. Teils hatte ich das Gefühl, dass Sterlin Harjo und Co. zu viel mit dieser Staffel erreichen wollten. Es werden unzählige Handlungsstränge aufgemacht und teils habe ich unsere Rez Dogs etwas vermisst, da sie in einigen Episoden nur am Rande vorkommen. In der Episode „House Made of Bongs“ springen wir ins Jahr 1976 zurück, in dem wir Eloras Großmutter mit ihren Freund:innen begleiten. Spannend, interessant und mit Verknüpfungen in die Gegenwart, doch insgesamt fast schon zu wenig bzw. zu experimentell. Das liebe ich jedoch auch an dieser Serie. Mein Highlight der Staffel war die Episode „Elora’s Dad“, in der wir den großartigen Ethan Hawke (bekannt aus z.B. „Before Sunrise“ oder „Boyhood“) als Eloras Vater kennenlernen. Die Episode hätte ich durchheulen können. Das Finale „Dig“ ist dann ebenfalls wunderschön geworden, doch war ich einfach noch nicht bereit, mich von Elora, Bear, Willie Jack und Cheese zu verabschieden. Von den unzähligen grandiosen Nebenfiguren einmal ganz zu schweigen. Was werde ich diese Serie vermissen: 9/10 (9.3) Punkte.

Fazit

„Reservation Dogs“ ist eine Serie, die so viel Herz besitzt, dass es eine wahre Freude ist. Jede einzelne Figur ist wertvoll und hat ihren Platz in dieser Welt. Speziell unsere vier Rez Dogs sind so wunderbar gezeichnet, dass ich jetzt schon weiß, dass ich sie schrecklich vermissen werde. Ich bin dankbar, dass es die Serie auf immerhin drei Staffeln gebracht hat. Ein Kleinod in der Serienwelt. Sollte bei euch nun auch nur ein Funken Interesse bestehen, dann nehmt „Reservation Dogs“ in euren Serienplan auf. Ihr werdet es nicht bereuen: 9/10 (9.3) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

13 Gedanken zu “Reservation Dogs – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 3)

  1. Disney Plus hat wohl abseits der Flut an unnötigen Star Wars- und Marvel-Produktionen ein paar Perlen zu bieten. „Reservation Dogs“ wäre sicherlich ein Grund für mich, doch mal beim Imperium ein Streamingabo zu buchen.

    Die Serie zu „What We Do in The Shadows“ steht auch schon lange auf meiner Watchlist, da ich den Film sehr mochte

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  3. Und ich habe dein Review zu dieser tollen Serie erst jetzt gefunden – das ist fast schon meta.

    Ich mochte die Serie auch sehr und war überrascht, als nach Staffel 3 Schluss war. Die strahlte einfach menschliche Wärme und Zusammengehörigkeitsgefühl aus. ‚Sko hat sich in meinen Sprachgebrauch eingeschlichen, shitasses denke ich mir oft und wenn ich Spirit (Dallas Goldtooth) in einer anderen Serie (Fallout) sehe, wird spontan vor Freude geheult wie ein Wolf.

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    • Das Review ist ja quasi auch noch ganz frisch. Sprich die Wunde des Abschieds ist noch offen.

      Ich hätte auch gerne noch weitere Staffeln gesehen. Andererseits bin ich auch sehr froh, dass es immerhin drei gegeben hat. Die Serie war, so befürchte ich, doch sehr in der Nische. Völlig zu unrecht natürlich. Ich habe auch eher durch Zufall reingeschaut.

      Mit Spirit und „Fallout“ ging es mir übrigens ganz genauso. Da musste ich auch laut aufschreien. Einfach großartig!

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