Da ich seit einiger Zeit darauf verzichte TV-Serien live zu verfolgen, sammelt sich stets ein ziemliches Programm an, das es nachzuholen gilt. Auch die HBO-Produktion „Girls – Season 1“ gehört dazu. Zu Beginn war ich ein wenig skeptisch, denn teils habe ich durchaus so meine Probleme mit Judd Apatow, der Lena Dunhams Serie unter seine Fittiche genommen hat. Vielleicht war die positive Überraschung deshalb umso größer…

Oft wurde „Girls“ im Vorfeld als „Sex and the City“ für eine neue Generation beschrieben. Auch dies hatte mich im Vorfeld abgeschreckt, konnte ich mit dem HBO-Hit der späten 90er/frühen 2000er Jahre nie etwas anfangen. Doch schon nach der ersten Episode kam mir Dunhams Serie viel wahrhaftiger vor, was auch dadurch unterstützt wird, dass es mit Shoshanna eine Figur gibt, die wie eine Satire auf die typischen „Sex and the City“-Fans angelegt ist. Überhaupt nimmt die Serie sich und ihre Figuren nie zu ernst und betrachtet ihre scheinbar ziellose Generation stets mit einem gewissen Augenzwinkern.
Vermutlich kann ich nicht richtig beurteilen, ob „Girls“ das Lebensgefühl junger Frauen Anfang 20 tatsächlich treffend wiedergibt, schließlich bin ich ein Mann und inzwischen auch bestimmt 10 Jahre älter als die Charaktere der Serie. Für mich fühlen sich gewisse Themen, Probleme und Zukunftsängste allerdings durchaus authentisch an, einzig der starke Fokus auf Sex wirkt – typisch für HBO – teils ein wenig forciert. Hinzu kommt ein Look, der direkt Instagram zu entspringen scheint und diese seltsame Art der beinahe schon zu perfekten Retro-Indie-Ästhetik trifft, die man heute eben schick findet – und es funktioniert auch hier tadellos.
Am meisten beeindruckt hat mich wohl Lena Dunham selbst, die nicht nur Serie und Charaktere erfunden hat, sondern sich auch für die Drehbücher verantwortlich zeigt, in den meisten Episoden Regie geführt hat und die Hauptrolle der Hannah Horvath gar wunderbar verkörpert. Ein echtes Multitalent. Großartig! Ich war wirklich oft überrascht, wie unkonventionell und überraschend so mancher Handlungsstrang doch weitergeführt wird. Die 10 Episoden à 27 Minuten mögen kurz erscheinen, jedoch sichert dieses Format auch die beständig hohe Qualität. Ich vermisse die „Girls“ bereits jetzt und freue mich unbandig auf die zweite Staffel: 9/10 (9.3) Punkte.