Manifest – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 4)

Als ich vor ein paar Monaten auf der Suche nach einer neuen Serie war, hatte ich nach einigen Einzelstaffeln wieder Lust, länger in eine Serienwelt abzutauchen. So bin ich letztendlich auf „Manifest“ gestoßen. Die Serie ist mir auf Netflix bereits häufiger begegnet und ich hatte schon lange keine Mystery-Serie mehr gesehen. Also warum nicht abtauchen bzw. abheben, um die Passagiere des Flugs 828 zu begleiten? ✈️

Manifest | © NBC & Netflix

Manifest | © NBC & Netflix

Mit vier Staffeln schien mir „Manifest“ genau die richtige Länge zu besitzen, um schön auserzählt zu werden. Nach Absetzung durch NBC hatte Netflix die Serie gekauft und mit einer finalen Staffel, die 20 Episoden umfasst, abgeschlossen. Was soll da noch schiefgehen? Leider jedoch hat sich das „Designated Survivor“-Phänomen eingestellt, aber lest selbst:

Staffel 1: Das mysteriöse Mysterium ist mysteriös

„Manifest“ fühlt sich an wie nach Hause kommen. Oder wie eine Zeitreise hin zu Serien, die im Fahrwasser von „Lost“ entstanden sind, wie „FlashForward“ oder „The Event“ um nur zwei Beispiele zu nennen. Viele dieser Serien haben nicht lange überlebt und wurden nach einer Staffel wieder abgesetzt. „Manifest“ hat sich länger gehalten und bedient doch exakt die Erzählweise klassischer Mystery-Serien, wie sie damals im Network-TV vor Streaming-Zeiten ausgestrahlt wurden. Diese erste Staffel macht das Mysterium auf (kurz: ein Zeitsprung einer Passagiermaschine von fünf Jahren) und darauf folgen mysteriöse Visionen, Regierungsverschwörungen und natürlich ganz persönliche Konflikte. Am Ende jeder Episode erfolgt der obligatorische Cliffhanger und jede (im Stream nicht mehr vorhandene) Werbepause wird mit einem lauten Soundeffekt eingeläutet. Die frühen 2000er. Schön! Das alles fühlt sich sehr heimelig an, das Drama funktioniert durchaus (auch wenn es oft sehr soapig wird) und das Mysterium lädt zum Miträtseln ein: 8/10 (7.8) Punkte.

Staffel 2: Mit Death Date nun noch mysteriöser

Was soll ich sagen? Die zweite Staffel wird noch mysteriöser. Zentrales handlungstreibendes Element wird das im Finale der ersten Staffel eingeführte Death Date, denn dieses sagt voraus, wann die Überlebenden nun endgültig sterben werden. Ein nettes Tickende-Bombe-Element, wie es nicht typischer sein könnte. Ja, auch im zweiten Jahr ist „Manifest“ alles andere als subtil erzählt. Aber mir hat die Serie dadurch noch mehr Spaß gemacht. Vielleicht auch, weil die 13 Episoden noch knackiger erzählt sind und es kaum erzählerische Längen gibt. Redundanzen sind durchaus vorhanden (wie viel Death-Date-Callings kann es denn geben?), doch durch die Seifenoper-Elemente und die teils absurde Bedrohungssituation macht die Serie schon wirklich viel Spaß. Auch wenn es am Ende keine wirklichen Konsequenzen zu geben scheint und drei Hauptfiguren à la Deus ex machina gerettet werden, so bleibt das Mysterium spannend und die Serie einfach unterhaltsam: 8/10 (8.2) Punkte.

Staffel 3: Mit dem Lifeboat gegen das Death Date

In der dritten Staffel werden die Mysterien noch einmal auf elf gedreht. Natürlich tauchen auch unsere Bösewichte aus dem Finale der zweiten Staffel wieder auf. Wie das erklärt wird ist ein völlig irrsinniger Mumbo-Jumbo aus Pseudowissenschaften und mythischen bzw. religiösen Elementen. Komplett hanebüchen und drüber. Das entbehrt teils nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. Dennoch funktioniert „Manifest“ auch weiterhin, denn die Figuren sind einem inzwischen schon ans Herz gewachsen. Mit Angelina Meyer (gespielt von Holly Taylor aus „The Americans“) gibt es eine neue Figur, die ich am Anfang der Staffel noch spannend fand, deren Entwicklung aber auch völlig übertrieben ist. Schade. Als es dann richtig Finale geht, wird der religiöse Überbau immer präsenter, was ich keine gute Entwicklung fand. Auch die Figuren agieren immer manischer. Der letzte Cliffhanger ist letztendlich völlig absurd und ich bin nun tatsächlich gespannt, wie sich die letzte Staffel, der durch Netflix geretteten Serie, entwickelt: 7/10 (7.4) Punkte.

Staffel 4: Abdriften ins göttliche Bewusstsein

Die ersten paar Episoden der vierten Staffel waren noch ganz interessant, da Cal plötzlich erwachsen ist und Ben mit Edens Entführung zu kämpfen hat. Leider gestaltet sich dieser Handlungsstrang gegen Ende immer abstruser. Speziell Angelina verkommt immer mehr zur Comic-Bösewichtin, was ich für Schauspielerin Holly Taylor äußerst schade finde. Mit dieser Rolle hat sie sich keinen gefallen getan, war sie in „The Americans“ doch wirklich stark und hat sehr nuanciert gespielt. Hier jedoch? Den Autor*innen ist die Figur leider komplett entglitten. In der zweiten Hälfte der finalen Staffel wird die Serie leider nicht besser. Die religiöse Deutung der Mysterien wird immer konkreter und spätestens hier hatte mich die Serie dann auch verloren. Zwar wollte ich noch wissen, wie die Geschichte ausgeht, doch so wirklich motiviert war ich für gut 10 Episoden im Mittelteil der Staffel nicht mehr. Das eigentliche Finale, sprich die letzten 20 Minuten, haben mir dann doch wieder ausgesprochen gut gefallen. Eben weil es hier um die Figuren ging und der ganze pseudoreligiöse Hokuspokus keine Bedeutung mehr hatte. Warum hätten es nicht einfach Aliens oder ein unerklärliches, wissenschaftliches Phänomen sein können? Insgesamt eine schwache finale Staffel mit versöhnlichem Abschluss: 6/10 (6.4) Punkte.

Fazit

„Manifest“ wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Gerade dieser Aspekt konnte mich zu Beginn noch begeistern. Die Entwicklung, welche die Serie nimmt, geht für mich jedoch leider komplett in die falsche Richtung. Inhaltlich wird „Manifest“ gegen Ende leider immer abstruser, was auf mich teils unfreiwillig komisch wirkte. Lohnt sich das alles dennoch? Ich würde sagen ja, denn gut zweieinhalb Staffeln machen wirklich Spaß und das endgültige Finale ist immerhin versöhnlich. In die Geschichte der großen TV-Serien wird „Manifest“ jedoch nicht eingehen: 7/10 (7.4) Punkte.

10 Gedanken zu “Manifest – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 4)

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