Auch wenn einige meiner Blogger-Kolleginnen (ich schaue dich an Maren) geglaubt haben, hier nie eine Besprechung der Serie zu lesen, so habe ich inzwischen tatsächlich „Sons of Anarchy – Season 1“ gesehen. Die Serie stand schon seit mehreren Jahren in meinem Regal und ich habe nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Und dieser ist jetzt gekommen, denn die sieben Staffeln wollen nicht bis in den Sommer gezogen werden, wenn die Zeit vor dem Fernseher auf ein Minimum schrumpft. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Sons of Anarchy – Season 1 | © Twentieth Century Fox
Welcome to Charming
Wenn ich mit einer neuen Serie beginne, gerade wenn diese so umfangreich ist wie „Sons of Anarchy“, ist die Pilotfolge immer ein ganz besonderes Erlebnis. Kann ich mich mit der Welt und ihren Figuren anfreunden? Wie ist die Atmosphäre? Muss ich mich schon jetzt durch die Handlung quälen? Natürlich gibt es auch Serien, die ihre Qualitäten erst im Laufe der Zeit offenbaren, was ein gewisses Durchhaltevermögen erfordert. Wie verhält es sich nun mit „Sons of Anarchy“? Eine vorsichtige Annäherung oder Liebe auf den ersten Blick? Schmetterlinge im Bauch und Funkenflug! Tatsächlich hat mich die Pilotepisode der Serie rund um den Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original, oder SAMCRO, sofort in ihren Bann gezogen: Die Charaktere sind interessant, die Handlung spannend und die Welt besitzt enorm viel Potenzial für Konflikte. Selten habe ich mich in einer ersten Episode schon so zu Hause gefühlt, wie hier in Charming.
Ein Leben in der Grauzone
Showrunner Kurt Sutter hat als Autor und Produzent von „The Shield“ bereits einige Erfahrungen mit Charakteren sammeln können, die auf der falschen Seite des Gesetzes stehen bzw. dieses sehr frei interpretieren. Dennoch war auch diese Serie stark von Werten geprägt, die sich in einer moralischen Verantwortung für die Familie und den erweiterten Personenkreis des unmittelbaren Umfelds niederschlugen. In „Sons of Anarchy“ stehen statt korrupten Polizisten nun die Mitglieder einer Motorradgang im Zentrum der Handlung. Die Geschichten rund um Loyalität, Verrat, Familie und Gewalt ähneln sich jedoch sehr. Beide Serien teilen sich zudem einige Schauspieler (z.B. Jay Karnes) und sogar ganze Personengruppen, wie die Gang der One-Niners, die in beiden Welten eine wichtige Rolle spielt. Um es kurz zu machen: Jeder, der „The Shield“ mochte, sollte sich auch in Charming wohl fühlen.
Die Handlung dieser ersten Staffel setzt noch sehr auf die Einführung in die Welt der Motorradclubs und hält in der ersten Hälfte noch einige Episoden parat, die eine in sich abgeschlossene Handlung besitzen. Ab der Mitte der Staffel nimmt der übergreifende Erzählstrang dann deutlich an Fahrt auf und man bekommt einen Ausblick auf das, was ich mir über die nächsten Staffeln erhoffe – und auch ein wenig befürchte, denn zimperlich springen die Autoren wahrlich nicht mit ihren Charakteren um. Auch das weckt Erinnerungen an die späteren Staffeln von „The Shield“. Harter Tobak.
Fazit
Wie ihr bis hierhin vielleicht schon aus meiner Besprechung herauslesen konntet, bin ich froh endlich den Sprung nach Charming gemacht zu haben. Auch wenn diese erste Staffel noch nicht perfekt ist, so zeigt sie doch wunderbar das große Potenzial auf, das in „Sons of Anarchy“ steckt. Gerade die letzten Episoden sind unglaublich mitreißend und emotional. Wenn ich eine Staffel innerhalb von knapp zwei Wochen komplett verschlinge, dann ist das schon ein sehr gutes Zeichen. Ich freue mich jetzt schon enorm auf die Fortsetzung: 9/10 (8.5) Punkte.