The Social Network (2010)

Als ich zum ersten Mal vom Facebook-Film hörte, dachte ich: Wirklich, muss das sein? Dann wiederum waren David Fincher und Aaron Sorkin federführend beteiligt, die ich beide sehr schätze. Schließlich strich „The Social Network“ etliche Auszeichnungen ein und wurde von den Kritikern gefeiert. Aus dem zunächst unwirklich erscheinenden Projekt wurde einer der angesehensten Filme des Jahres. Höchste Zeit also, mir eine eigene Meinung zu bilden.

Man muss nicht bei Facebook angemeldet sein, um „The Social Network“ etwas abgewinnen zu können. Das Projekt ist keine Softwareverfilmung – und doch hilft es bestimmt ungemein, wenn man den Erfolg des sozialen Netzwerks sowie den damit verbundenen Aufstieg Mark Zuckerbergs zumindest am Rande verfolgt hat. Auch wenn Sorkins Drehbuch eher als Fiktion mit wahrem Kern zu betrachten ist, so zeigt der Film doch wunderbar die Mechanismen auf, die dieser fast schon unglaublichen Erfolgsgeschichte zugrunde liegen.

Durch seine Erzählstruktur, die zwischen der Entwicklungsphase von Facebook und den Anhörungen nach dem bombastischen Erfolg des sozialen Netzwerks wechselt, bekommt der Film eine ganz eigene Dynamik. Diese Art des Erzählens ist natürlich nicht neu, doch wurde sie selten so effektiv eingesetzt, wie in diesem Film. Ich hätte wahrlich nicht erwartet, dass diese eigentlich bereits bekannte Geschichte so mitreißend und spannend erzählt werden kann. Man merkt dem Drehbuch auch oft – ganz besonders in der Eröffnungsszene – den Stil Aaron Sorkins an, der ja spätestens seit „The West Wing“ für seine pfeilschnellen und pointierten Dialoge bekannt ist.

Erwähnenswert ist natürlich die schauspielerische Leistung von Jesse Eisenberg (Columbus, „Zombieland“), dem ein intensives Portrait des Facebook-Gründers gelingt. Ob diese Darstellung dem echten Mark Zuckerberg entspricht? Dies können wohl nur die Personen beurteilen, die dabei waren. So oder so hat Eisenberg dem Filmcharakter einen Stempel aufgedrückt, der von nun an wohl auch immer mit dem realen Vorbild verbunden werden wird. Andrew Garfield dagegen fand ich anfangs noch recht blass, gegen Ende hat sein Eduardo Saverin jedoch immer mehr an Profil gewonnen. Insgesamt auf jeden Fall ein starkes Ensemble an Jungschauspielern.

Insgesamt hat mir David Finchers „The Social Network“ wirklich ausgezeichnet gefallen. Erzählt wird eine altbekannte Geschichte in einer neuen Zeit. Das Spiel ist das gleiche, nur Spielfeld und Spieler haben gewechselt. Gerne hätte ich noch mehr über die genauen Hintergründe erfahren und als 10-teilige Miniserie wäre dies wohl auch durchaus möglich gewesen. Dann aber wohl ohne den famosen Score von Trent Reznor, die beeindruckenden Originalschauplätze und Finchers erneut perfekten VFX-Einsatz (z.B. CG-Winklevoss-Zwilling). Zu Recht einer der angesehensten Filme des letzten Jahres: 9/10 Punkte.

24 Gedanken zu “The Social Network (2010)

  1. Ich war anfangs ähnlich skeptisch und habe mir den Film nur wegen David Fincher angeschaut. Umso überraschter war ich, wie gelungen und interessant der Film ist. Die Erfolgsgeschichte, der Aufstieg von Zuckerberg und Facebook, die menschlichen Abgründe, die dabei unweigerlich entstehen, all das macht den Film recht vielschichtig und sehenswert.

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  2. Ja, sehe ich genauso. Ich bin sogar durchaus versucht einen Blick in die Vorlage zu werfen, die noch einmal bedeutend detaillierter ausfallen dürfte. Schade nur, dass auch darin wohl eher Eduardo Saverins Version der Geschichte zu lesen sein wird. So oder so auf jeden Fall ein höchst interessantes Thema.

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  3. Stimme zu! Meine Zweitsichtung steht noch aus, bin aber überzeugt, dass der Film seit dem Kinobesuch nichts verloren hat, eher im Gegenteil. Zum Glück hat Fincher nichts verlernt, „Benjamin Button“ sei ihm also von Herzen verziehen. 😉

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  4. Dann unbedingt im englischen Original sichten. Denke nicht, dass Sorkins Dialoge in der Synchro unbedingt gewonnen haben. Übrigens werde ich wohl nie verstehen, was alle gegen Benjamin Button haben. Fand ich auf seine Weise auch nicht schlechter als diesen Film hier.

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  5. Social Network fand ich im Kino in der Synchro bereits sehr gut. Die Zweitsichtung im O-Ton hat dem Film nochmals Auftrieb gegeben und die Dialoge-Gewitter waren nochmal genialer.
    Allerdings, an einer Stelle gefiel mir die Synchro besser. Das was auf Deutsch „Er ist im Tunnel“ genannt wird, hat sich schnell als geflügeltes Wort in meinem Arbeitsumfeld eingebürgert . Das Englische Gegenstück „He’s wired in.“ hingegen finde ich überraschend schwach.

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  6. Für mich als Branchenfremder (okay, bei uns gibt es auch Programmierer, aber die machen eher Multimedia-Gedöns) hört sich wired in irgendwie sogar passender an, als im Tunnel sein – technischer halt. Erinnert mich auch etwas an Cyberpunk. Aber das ist nur meine Meinung… 😉

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  7. Naja im Tunnel finde ich halt vor allem passend, weil man in diesem „Modus“ wirklich nicht mehr wahrnimmt was um einen abgeht. Nur noch Musik und der Code. Quasi ein Tunnel.
    Bei Wired In denke ich eher an die Matrix.

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  8. Bin wie gesagt kein Programmierer und demnach kannst du das vermutlich besser beurteilen. Bei den paar Java- und Action Script-Sachen, die ich damals im Studium programmiert habe, war ich so oder so noch weit von jeder Art von Tunnel entfernt… 😉

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  9. „Fand ich auf seine Weise auch nicht schlechter als diesen Film hier.“
    Wenn ich also „Benjamin Button“ schlecht finde (was er ist), was sagt das dann über diesen Film aus (den ich noch nicht kenne)? Würde „The Social Network“ gerne mit Vorfreude entgegentreten, dein obiger Satz macht mich aber skeptisch.

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  10. Selbst wenn du Benjamin Button schlecht findest (was er nicht ist), dann solltest du „The Social Network“ dennoch eine Chance geben, da es eine ganz andere Art von Film ist.

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