Der zweite Film des gestrigen Abends war Joe Carnahans „Smokin‘ Aces“. Wieder ein Film, dessen Trailer mich wirklich heiß auf das finale Werk gemacht hat. Wieder ein Film, der einige grandiose Schauspieler vereint. Die Erwartungen waren folglich immens hoch. Leider wurden sie nur im Ansatz erfüllt.
Der Trailer suggerierte abgefahrene, absurde Profikiller-Action, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Ein Feuerwerk an skurrilen Dialogen. Satte Action. Grandiose Schauspieler. In der ersten Filmhälft gibt es dann auch so ungefähr das, was man erwartet. Nur alles eine Spur kleiner. Braver. Unispirierter. Aber dennoch sehr unterhaltsam. Zudem man immer noch auf das große Finale hofft: The Clash of the Titans. Die große Anzahl an bekannten und liebgewonnenen Darstellern in ungewohnten Rollen trägt zudem sehr zur Steigerung des Spaßfaktors bei: Jeremy Piven („Entourage“) spielt das kaputte Ziel der Serienkiller, Jason Bateman („Arrested Development“) ist als abgehalfterter Anwalt zu sehen, Ryan Reynolds („Two Guys and a Girl“) spielt einen toughen FBI-Agenten, Matthew Fox („Lost“) ist unter seiner Maske kaum zu erkennen usw. Ein wahres Fest für Film- und Serienfreunde.
Die Action am Ende kracht dann auch ziemlich und macht erneut wirklich Spaß. Doch dann schwenkt der Film um und entwickelt sich zu einem handfesten Cop-Drama. Samt überraschender Wendung und allem, was dazu gehört. Ab hier wirkt die Handlung wie aus einem anderen Film. Sicherlich gab es davor auch ernstere Szenen, auf denen die Wendung aufbaut, doch plötzlich steht das Drama im Raum und scheint nicht so recht zu wissen, ob es auf der richtigen Party ist.
Ich möchte nicht sagen, dass der zweite Teil des Films unbedingt schlecht ist. Er passt nur nicht zum ersten. Mir kommt es etwas so vor, als hätte Carnahan nach „Narc“ erneut einen harten Cop-Thriller geschrieben, den er nun aus einer Laune heraus in tarantinoesques Actionkino umgestaltet hat. Warum auch immer. Beide Teile funktionieren für sich recht gut, sind aber dafür nicht konsequent genug umgesetzt worden. Man hat Abstriche gemacht, um aus den Versatzstücken einen einheitlichen Film zu schaffen – und das ist letztendlich leider ziemlich in die Hose gegangen.
„Smokin‘ Aces“ hätte ein großer Film werden können. Nun wirkt er leider wie ein typisches Artefakt der Post-Tarantino-Ära und reiht sich damit in die lange Schlange mit Werken wie „3000 Miles to Graceland“ und „Running Scared“ ein. Alle sicherlich optisch interessant und mit einer vielversprechenden Prämisse, doch leider stolpern all diese Filme über ihre vermeindliche Coolness. Diese Filme sind durchaus unterhaltsam und audiovisuell ansprechend, doch es fehlt das Wichtigste: Eine durchdachte Geschichte. Enttäuschend, aber immerhin nett anzusehen: 6/10 Punkte.
Aah, ich habe dem Film (wenn man nach deinem Punktesystem gehen darf) 8/10 Punkten gegeben- mir hat es gerade gefallen, dass die Geschichte nicht allzusehr durchdacht war (gefiel mir auch an Running Scared)- ich weiß nicht, eine totale Überladung an Storyline lässt einen meistens ein bisschen verwirrt und völlig unentschlossen zurück. Gerade bei solch einem Film, der in sich schon total verwirrt scheint, bei dem so viele Charaktäre aufeinander treffen und eine skurrile Realität erstellt wird, war es mir nur mehr als recht, dass es nicht noch komplizierter wurde.
Lag vielleicht auch daran, dass ich ihn nachts um 2 geguckt habe und fast eingepennt wäre. Nun ja.
Gestern habe ich Confidence gesehen, ein Film, der meiner Meinung nach genau das Gegenteil von Smokin‘ Aces darstellt: Super Story, aber die Umsetzung hätte etwas besser sein können (von der Action her, mein ich)… anyway, aber wieder ganz super rezensiert, Herr Bullion!
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Dankeschön, dankeschön. Man tut was man kann! 😉
Mit der Story hatte ich eher das Problem, dass sie für die Laufzeit von über 100 Minuten zu seicht war. Zwar gab es dutzende von Figuren, die allerdings alle eher oberflächlich charakterisiert wurden. Auch die ernsthafte Hintergrundgeschichte war nur anscheinend komplex und leicht zu durchschauen (wie oft da auf den Operationen rumgeritten wurde).
Im Grunde genommen ist der Film nichts weiter, als der Showdown von „True Romance“ ausgedehnt auf Spielfilmlänge. An sich eine coole Idee, doch die stilistische Zweiteilung und das Verschenken von Ideen – warum treffen die Killer im Showdown nicht direkt aufeinander? – lassen den Film in die Mittelmäßigkeit sacken. Dennoch größtenteils wirklich unterhaltsam und nett inszeniert.
Demnächst folgt wohl „Lucky#Slevin“ von dem ich mir einiges mehr erwarte!
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Hätte es kaum besser ausdrücken können, sehr gutes Review!
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Stimme dir auch exakt zu, das Ende vermurkst sozusagen den Anfang, bzw. andersherum, je nachdem wie man es sehen will.
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