Castle – Season 7

Neben meinem sehr reduzierten Filmkonsum, schlägt sich das sommerliche Wetter auch auf meine geliebten TV-Serien nieder. Wenn überhaupt ist abends nur noch Zeit für leichte Unterhaltung. Somit hat es sich angeboten, mit „Castle – Season 7“ meinem liebsten Krimi-Procedural einmal wieder einen Besuch abzustatten…

Castle - Staffel 7 - Season 7

Mehr Comedy als Krimi

Mit „Castle“ habe ich mich für die perfekte Serie für den Sommer entschieden. Jeder Fall ist für sich abgeschlossen, was bedeutet, dass es auch egal ist, wenn man einmal ein paar Tage nicht weiterschaut. Der klassische Procedural-Gedanke also, der heute fast schon ausgestorben scheint. Hier funktioniert das Konzept aber noch, was wohl auch daran liegt, dass „Castle“ in großen Teilen eher wie eine Sitcom, denn wie ein Krimi funktioniert. Ich mochte das erneut sehr gerne, sind die Fälle zwar ganz nett, doch meist unglaublich konstruiert und nur das Vehikel für etliche Oneliner und Geplänkel zwischen den Figuren. Am besten haben mir wieder die Episoden gefallen, die sich komplett von der Krimi-Realität entfernt und unsere Charaktere in ein völlig überzogenes Setting (wie z.B. eine Western-Stadt oder eine Mars-Simulation) geworfen haben.

Sobald sich die Autoren verstärkt auf die einzelnen Fälle bzw. einen übergeordneten Handlungsfaden konzentrieren, fällt die Serie immer ein wenig in sich zusammen. So kann leider auch das große Mysterium rund um Richard Castles Verschwinden (der große Cliffhanger der sechsten Staffel) nicht überzeugen und speziell die Auflösung war letztendlich doch ein wenig beliebig. Aber nun gut. Dafür schaut man die Serie ja auch nicht. Castles Ausflug als Privatdetektiv hat mir dagegen sehr gut gefallen, weil auch dieser Handlungsstrang verstärkt auf Comedy gesetzt hat.

Fazit

In den ruhigen Sommermonaten hat sich „Castle“ als Übergangsserie abermals bestens bewährt. Auch wenn es seit drei Tagen ununterbrochen regnet, habe ich es nicht häufiger vor den Fernseher geschafft. Somit dominiert das Krimi-Procedural einsam meinen Bewegtbildkonsum im Juli – und da hätte ich es wahrlich schlechter treffen können. Wunderbar leichte Sommerunterhaltung: 8/10 (7.8) Punkte.

Luther – Season 1 to 4

Nachdem ich letzte Woche bei meinem Interview in der Sendung Trackback auf Radio Fritz noch von „Luther – Season 1 to 4“ erzählt habe, bin ich inzwischen auch durch mit meiner Sichtung. Wie es sich für eine BBC-Serie gehört, ist die Episodenzahl pro Staffel begrenzt und Qualität steht vor Quantität. Nicht nur deshalb erinnert „Luther“ teils an den BBC-Hit „Sherlock“, der ebenfalls einen genialen Ermittler porträtiert. Man merkt sofort, dass man eine britische Serie schaut, unterscheiden sich sowohl der Ton der Erzählung als auch die formalen Aspekte doch deutlich von den US-Pendants. Was „Luther“ sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Tango & Cash (1989)

Nach einer weiteren Woche mit sehr kurzen Nächten, habe ich mit Schrecken feststellen müssen, dass ich fast nur noch ungesehene Filme jenseits der zweieinhalb Stunden Laufzeit im Regal stehen habe. Heute keine Chance. Die perfekte Gelegenheit also mit „Tango & Cash“ auf ein Werk jenseits der Jahrtausendwende zurückzugreifen, als Geschichten noch wunderbar unter 120 Minuten erzählt werden konnten…

Zurück in die 80er

Bereits vor ein paar Wochen habe ich mit „Die City-Cobra“ damit begonnen, meine unfassbar lange Liste an Stallone-Klassikern nachzuholen. Kaum zu glauben, dass zwischen den beiden Filmen nur drei Jahre liegen, wirkt „Tango & Cash“ doch bereits ungleich moderner, auch wenn der Buddy-Movie seine 80er-Jahre-Herkunft schon alleine aufgrund Harold Faltermeyers (am bekanntesten für „Beverly Hills Cop“) Synthie-Score nicht verhehlen kann. Pate stand ganz eindeutig Richard Donners unglaublich erfolgreiche Buddy-Cop-Reihe „Lethal Weapon“, die zwei Jahre zuvor den Durchbruch dieses Subgenres begründete. Ein reiner Abklatsch also?

Tatsächlich wirkt „Tango & Cash“ alles andere als originell und ist dabei auch ziemlich übertrieben. Dennoch fügt sich alles zu einem großen, schrillen und lauten Film zusammen, der einfach nur Spaß macht. Ich merke richtig, wie ich die langsam geschnittenen Action-Szenen und übertriebenen Oneliner genieße. Der Film wirkt in seiner stereotypen Darstellung aller möglichen Klischees heute unfassbar unschuldig und stellt somit einen deutlichen Gegensatz zum zynischen Action-Kino der 2010er Jahre dar. Das alles macht Andrei Kontschalowskis Film nicht wirklich gut, doch für Fans der 80er/90er zu einem ziemlich großen Spaß.

Fazit

Auch wenn das Drehbuch an vielen Ecken knarzt und man nicht einen Gedanken an Logik verschwenden sollte, so sind Sylvester Stallone und Kurt Russell ein wunderbar harmonierendes Buddy-Cop-Duo, die in abgefahrene Settings geworfen werden und gegen einen „James Bond“-artigen Bösewicht kämpfen dürfen. Das alles ist ziemlich grober Unfug, doch letztendlich herrlich unterhaltsamer Unfug: 7/10 Punkte.

Mystic River (2003)

Nach einer langen Arbeitswoche wartet ein langes Wochenende auf uns. Wenn das einmal kein Deal ist. Zum Einstieg habe ich mir heute Abend „Mystic River“ angesehen, der schon viel zu lange auf meiner Liste stand. Erwartet hatte ich keinen leichten Film und auch zu sehen bekam ich keinen. Was Clint Eastwoods Drama rund um Schuld, Sühne und Rache tatsächlich kann, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Trostlos in Boston

„Mystic River“ hat mich sofort an einen anderen Film erinnert, der ein Verbrechen in Bosten in den Mittelpunkt der Handlung stellt: „Gone Baby Gone“ von Ben Affleck. Das ist auch kein Wunder, handelt es sich bei beiden Filmen doch um Adaptionen von Romanen, deren Autor Dennis Lehane eine Vorliebe für dieses Setting besitzt. Auch inhaltlich ähneln sich beide Filme und lassen uns Zuschauer in den düsteren Strudel des Mystic Rivers hinabgleiten. Der Ton des Films ist von Anfang an bewusst trostlos. Weder für die Charaktere noch uns Zuschauer gibt es einen Hoffnungsschimmer. Der Film beginnt mit Kindesmissbrauch und endet mit dem Mord an einem alten Freund. Harter Tobak, den Clint Eastwood kompromisslos inszeniert.

Ein düsteres Schauspielfest

Besonders begeistert haben mich die Schauspieler, allen voran Sean Penn, der dem Schmerz seiner Figur, speziell zu Beginn des Films, beeindruckend viel Ausdruck verleiht. Zu ihm gesellen sich Kevin Bacon, Tim Robbins und Laurence Fishburne, die allesamt eine beeindruckend dichte Leistung abliefern. Auch auf weiblicher Seite gibt es mit Laura Linney, Marcia Gay Harden und Emily Rossum (Fiona, „Shameless“) viel Qualität vor der Kamera, doch leider bleiben die Figuren ziemlich blass. Dies ist ein deutlicher Schwachpunkt des Films, denn er lässt seine Frauen links liegen, nur um sie in den falschen Momenten zu Verrätern oder Kriegstreibern zu machen.

Auch inhaltlich hat mich „Mystic River“ stets am Ball gehalten, wenngleich die Auflösung der Geschichte gegen Ende doch einfacher und plakativer ist, als ich es vermutet hätte. Vielleicht liegt darin aber auch der Reiz. In manchen Szenen ist Eastwoods Inszenierung ein wenig offensichtlich geraten und ich hätte mir teils einen subtileren Ansatz gewünscht, z.B. was Tim Robbins Charakter und seine Erklärungen angeht. Hier wurde viel gesagt, doch nur wenig gezeigt.

Fazit

Nach der grandiosen ersten Hälfte, während der ich noch mit einem neuen Highlight gerechnet hatte, fällt der zweite Teil des Films für mich ein wenig ab. Nicht dramatisch, doch es gab ein paar Entwicklungen, die an der Geschichte gekratzt haben. Insgesamt bietet „Mystic River“ ein Krimi-Drama vom Feinsten, das mit hochkarätigen Darstellern und einer packenden Geschichte aufwarten kann. Wer den Film noch nicht kennt, der sollte auf jeden Fall einmal reinschauen: 8/10 Punkte.

The Affair – Season 3

Beinahe ein Jahr ist vergangen seit ich die zweite Staffel der Serie gesehen habe. Seit geraumer Zeit ist „The Affair – Season 3“ bereits auf Amazon Prime verfügbar und mit nur 10 Episoden schien mir die Fortführung der Geschichte eine gute Wahl, um an den Serien-Marathon mit „The O.C.“ anzuschließen. Ob mich die Serie nach einem Jahr Pause wieder packen konnten, lest ihr in der folgenden Besprechung…

Zunächst ist mir deutlich aufgefallen, wie stark der Kontrast zu dem zuvor gesehenen Teen-Drama doch ist. Natürlich merkt man das Genre, doch auch Produktionsqualität von Inszenierung bis hin zu den Darstellern spielen in einer ganz anderen Liga. Das Fernsehen hat sich in den letzten 10 Jahren wirklich stark weiterentwickelt. Bevor nun jemand mit Äpfeln und Birnen um die Ecke kommt, sollte ich ergänzen, dass dies allein die formalen Merkmale betrifft und ich mit beiden Serien viel Spaß hatte. Wobei Spaß bei der dritten Staffel von „The Affair“ vielleicht das falsche Wort ist.

Bereits in ihrem ersten Jahr war die Serie nicht gerade eine Stimmungskanone, doch im Vergleich zu den düsteren und depressiv stimmenden Handlungsbögen der dritten Staffel wirkt sie rückblickend fast wie eine leichte Komödie. Inzwischen wirkt jede Figur nur noch verloren und speziell Helen und Noah sind an ihren Tiefpunkten angekommen. Teils hatte ich das Gefühl die Serie suhlt sich ein wenig zu sehr im Elend ihrer Charaktere, speziell im Mittelteil der Staffel war das manchmal nur schwer zu ertragen. In den letzten beiden Episoden ist der Knoten dann aber geplatzt und es gibt ein paar durchaus überraschende und emotional packende Entwicklungen, die mich nun tatsächlich neugierig auf das vierte Jahr machen.

Hat sich eigentlich einmal jemand von euch gefragt, was Brendan Fraser (bekannt u.a. aus der „Die Mumie“-Trilogie, „Tintenherz“ oder „Scrubs“) heute macht? Er spielt einen soziopathischen Gefängniswärter, der zu einer der zentralen Figuren in dieser Staffel wird. Wirklich erschreckend gut gespielt, speziell wenn man Fraser aus früheren Rollen kennt. Auch die anderen Schauspieler (gerade Dominic West aus „The Wire“) liefern wieder großartig ab und es ist eine Freude ihnen zuzusehen. Die Erzählperspektiven werden erneut erweitert, so dass sich das narrative Puzzle der Serie noch deutlich fragmentierter anfühlt als zuvor. Gerne hätte ich mehr Zeit mit gewissen Charakteren verbracht, andere dagegen werden zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Speziell Helens Handlungsstrang fand ich teils doch etwas redundant.

Insgesamt ist auch die dritte Staffel von „The Affair“ hochwertiges Serienkino, das man sich sehr gut anschauen kann. Mir waren die Entwicklungen teils zu gewollt auf düster getrimmt und ich hätte mir eine stärkere Fokussierung auf die eigentlichen Hauptfiguren gewünscht. So nett ich die neuen Charaktere (z.B. Juliette) fand, so sehr haben sie doch auch von der Kernhandlung abgelenkt. Vielleicht war dies aber auch nötig, um im vierten Jahr neue Akzente zu setzen. Ich bin gespannt: 8/10 (8.0) Punkte.

Die City-Cobra – OT: Cobra (1986)

Nach einer sehr intensiven Arbeitswoche war ich heute wirklich froh, mich ins wohlverdiente Wochenende verabschieden zu können. Die Frau ist unterwegs, die Kinder im Bett. Was also mit der gewonnenen Zeit anfangen? Richtig, mit „Die City-Cobra“ einen mir noch unbekannten Action-Kracher der 80er anschauen. Was Sylvester Stallone angeht habe ich ohnehin noch einiges nachzuholen…

Ach, wie herrlich simpel ist doch das Action-Kino der 80er Jahre. Keine Grauzone, kein doppeltes Spiel. Es reicht ein markiger Held mit dem stets passenden Oneliner auf den Lippen. Dazu eine entsprechende Ästhetik und Synthie-Score, der sich auch einmal in Power-Balladen entladen darf. Brigitte Nielsen gibt das ungewohnt hilflose Opfer und Sylvester Stallone darf den reaktionären Einzelkämpfer mimen. Die Geschichte rund um den mörderischen Kult ist zudem so flach, dass man diesen Aspekt des Films wirklich nicht ernst nehmen kann. Spaß macht das Werk dennoch.

Ich mochte die Atmosphäre des Films und die herrlich naiven Versatzstücke der 80er, die in „Cobra“ verarbeitet werden. Ernst nehmen kann man das alles aus heutiger Sicht ohnehin nicht mehr. Kein Thrill, keine Spannung, nur das anachronistische Wohlfühlen in dieser inzwischen schon 30 Jahre alten Filmwelt. Trotz des dämlichen Axt-Klapper-Kults schafft Regisseur George P. Cosmatos ein paar wirklich atmosphärische Bilder, welche die City der Cobra gekonnt einfangen. Auch hat mir die Interaktion zwischen den Charakteren Spaß gemacht. Und natürlich Cobras Technik Pizza zu schneiden.

Nein, ein wirklich gelungener Film ist „Die City-Cobra“ nicht. Aber vermutlich ist er heute besser als früher, kann man ihn in seinem überzogen reaktionären Ton einfach nicht mehr ernst nehmen. Ich für meinen Teil wurde dennoch weitgehend gut unterhalten und freue mich, diesen Kultfilm aus schummrigen Videotheken-Tagen endlich nachgeholt zu haben: 6/10 Punkte.

Black Rain (1989)

Für den heutigen Filmabend habe ich einmal wieder ein altbekanntes Werk aus dem Regal gezogen, das mich früher durch so manche Nacht begleitet hat. Ridley Scotts Yakuza-Thriller „Black Rain“ habe ich kurz nach „Blade Runner“ für mich entdeckt, was nicht von ungefähr kommt, besitzen beide Filme doch eine sehr ähnliche Ästhetik. Da es bislang nur eine qualitativ sehr schlechte DVD-Fassung gab, hatte ich den Film schon jahrelang nicht mehr gesehen. Mit der Blu-ray sollte sich das nun ändern…

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Schon innerhalb der ersten zehn Minuten weiß man als Zuschauer genau, mit wem man es in den folgenden zwei Stunden zu tun bekommt. Wirklich großartig, wie Scott seine Hauptfigur Nick Conklin (Michael Douglas) einführt. Da gibt es keine erklärenden Dialoge oder Texttafeln. Alles was man wissen muss, wird einem in der Handlung vermittelt. Auch die Zeit, in der „Black Rain“ spielt, ist unverkennbar: Sowohl Sountrack als auch Look versetzen einen (aus heutiger Sicht) zurück in die späten 80er Jahre. Das fängt bei Douglas‘ Frisur an und hört bei der Mode der Protagonisten auf. Dennoch wirkt der Film nicht altbacken, was an Ridley Scotts famosem Gespür für Bilder liegt. Kameramann Jan de Bont fängt das düstere Japan wahrlich perfekt ein.

Neben dem ästhetischen Hochgenuss fällt die Geschichte leider ein wenig ab. Letztendlich bekommt man einen Cop-Thriller zu sehen, der mit ein paar Buddy-Movie- und Culture-Clash-Elementen angereichert ist. Dabei ist die Stimmung betont düster und driftet nie groß in Richtung Comedy ab. Dieser Aspekt hebt „Black Rain“ letztendlich auch über vergleichbare Filme hinaus. Auch wenn sich Conklin und sein Partner Charlie Vincent (Andy Garcia) in dieser ihnen unbekannten Welt fremd fühlen, so siegt am Ende doch wieder einmal das amerikanische Draufgängertum. Dies war vermutlich nicht anders zu erwarten, doch letztendlich hätte ich mir ein wenig mehr Japan-Einfluss gewünscht. Immerhin müssen unsere Cops die Regeln dieser Welt auf schmerzhafte Art und Weise lernen, was für ein paar intensive Szenen sorgt.

Auch wenn ich den Film nun schon deutlich über zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte, war mir seine Atmosphäre noch ziemlich präsent. Die Handlung dagegen hatte ich nicht mehr wirklich im Kopf, was wohl so einiges über den Film aussagt. Wer Lust am Actionkino der 80er Jahre hat und einen fantastisch fotografierten, aber nicht sonderlich innovativen Thriller sehen möchte, dem kann ich „Black Rain“ auch heute noch sehr ans Herz legen: 8/10 Punkte.

Erlösung – OT: Flaskepost fra P (2016)

Nachdem es in meinem Blog in den letzten Wochen sehr still war, was Filme angeht, kann ich heute von meiner Sichtung des Thrillers „Erlösung“ berichten. Diese inzwischen schon dritte Verfilmung eines Jussi-Adler-Olsen-Romans ist zugleich auch der jüngste Neuzugang in meiner Sammlung und ich war gespannt, wie sie sich im Vergleich zur Vorlage schlägt. Diese habe ich erst vor drei Monaten gelesen und kann mich folglich noch sehr gut an die Details erinnern. Welches Medium liegt nur also vorne: Buch oder Film?

erloesung-2016

Die beiden Vorgänger „Erbarmen“ und „Schändung“ haben mir trotz gewisser Abweichungen zu ihren Vorlagen sehr gut gefallen. Sie haben die Atmosphäre der Bücher perfekt getroffen und den Kern der Geschichte wunderbar destilliert. Auch der dritte Fall kann durchaus überzeugen, wenngleich mir die Handlung zum ersten Mal zu vereinfacht vorkam. Die Prämisse hat sich nicht verändert, jedoch fehlen viele Aspekte, welche die Geschichte des Romans für mich so spannend machten. Ich mag hier gar nicht allzu sehr ins Detail gehen, doch denke ich dabei z.B. an das frühe Involvieren der Ermittler, während im Buch eher die Nebenfiguren bzw. die augenscheinlichen Opfer ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen durften.

Auch die Vergangenheit und Motivation des Täters wird nur in sehr vereinfachter Form wiedergegeben, was ich sehr schade fand. Dadurch wurde viel von der Intensität genommen. Natürlich kann man von einem Spielfilm in Standardlänge nicht erwarten, dass er die Handlung eines Romans 1:1 widerspiegelt. Häufig sind Kürzungen auch sinnvoll und nicht jede Dramaturgie funktioniert in jedem Medium. Was der Film letztendlich erzählt funktioniert auch sehr gut und vermutlich würde mein Urteil mit ein wenig mehr Abstand milder ausfallen. So jedoch komme ich nicht umhin zu denken, dass auch hier einmal mehr die Serie das bessere Erzählmedium gewesen wäre.

Kenner der Vorlage werden in „Erlösung“ die wichtigsten Aspekte der Vorlage wiederfinden und einen spannenden Film sehen. Die Charaktere sind nach wie vor sehr nahe an den Figuren des Romans dran und die Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut. Die Kameraarbeit ist gelungen und lässt diesen Krimi tatsächlich nach Kino aussehen. Auch inhaltlich wird nach wie vor eine packende Geschichte erzählt, die jedoch nur an der Oberfläche des Möglichen kratzt. Für mich leider die bisher schwächste Verfilmung der Reihe, auch wenn die meisten Kritiker das anders sehen: 7/10 Punkte.

Zoomania – OT: Zootopia (2016)

Ich habe „Zoomania“ am 22. November 2019 erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Aufgrund einer netten Aktion von Amazon Prime habe ich mir heute ein paar aktuelle Filme ausgeliehen, von denen „Zoomania“ auch sogleich auf den Bildschirm gewandert ist. Den Trailer dazu hatte ich Anfang des Jahres im Kino gesehen und war davon recht angetan. Auch die Kritiken versprachen einen sehr sehenswerten Animationsfilm, so dass ich voller Vorfreude war. Ob der Film dieser Erwartungshaltung gerecht wurde?

Zoomania (2016) | © Walt Disney

Zoomania (2016) | © Walt Disney

Audiovisuell ist „Zoomania“ eine Wucht: Ein enormer Detailreichtum und eine fantastisch anzuschauende, kunterbunte Welt voller Tiere, Anspielungen und visueller Gags wissen zu begeistern. Ich hatte mir ein paarmal gewünscht, den Film im Kino gesehen zu haben oder vor einem größeren Fernseher zu sitzen. Da gibt es so einiges zu entdecken und ich konnte mich an den Bildern kaum satt sehen. Die Animateure von Disney haben hier wirklich gezaubert – so muss ein moderner Trickfilm aussehen.

Inhaltlich dagegen war ich ein wenig enttäuscht: Die Geschichte kommt erst nach ca. 30 Minuten in Fahrt und dann bekommt man eine klassische Buddy-Cop-Komödie zu sehen. Das ist nicht weiter schlimm, doch hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht. Es reicht halt nicht, wenn man „Der Pate“ mit Tieren nachstellt und, nachdem sich der Effekt ein wenig abgenutzt hat, den hundertsten Tier-als-Mensch-Gag bringt (und die Toleranz-Botschaft kommt auch etwas mit dem Holzhammer). Die Auflösung des Kriminalfalls ist zudem früh zu erraten und somit blieb die Geschichte etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Das ist nicht weiter dramatisch, aber dennoch ein wenig enttäuschend.

Insgesamt hat mich „Zoomania“ wirklich gut unterhalten und ich habe mich an den bunten Bildern erfreut. Die Charaktere sind nett gezeichnet und besitzen durchaus Charme. Dennoch fehlt mir etwas, das andere Animationsfilme – ich denke hier nur an Pixars „Alles steht Kopf“ – von der Masse abhebt. Alles in allem kann ich den Film durchaus empfehlen, man sollte nur keinen neuen Klassiker aus dem Hause Disney erwarten: 7/10 Punkte.

Schändung – OT: Fasandræberne (2014)

Nachdem ich vergangenen Sonntag die fränkische Ausgabe des „Tatort“ habe über mich ergehen lassen, stand heute wieder ein Krimi aus Dänemark auf dem Programm: Die Jussi-Adler-Olsen-Verfilmung „Schändung“ ist der zweite Fall des Sonderdezernat Q und lässt uns abermals in die düsteren Abgründe unserer nördlichen Nachbarn blicken. Ob die Roman-Adaption gelungen ist, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Nachdem der erste Fall „Erbarmen“ teils fast schon wie der Pilotfilm zu einer TV-Serie wirkte, setzt auch der zweite Fall diese Tradition fort: Man fühlt sich bereits mit den Charakteren verbunden, die Stammbesetzung wird erweitert und die Handlung aufgebohrt. Weniger klassischer Krimi als bitterböse Gesellschaftssatire. Habe ich in meiner Besprechung der Vorlage noch beklagt, dass die Charaktere zu klischeehaft gezeichnet sind, so ergibt sich im Film durch die verkürzte Handlung und effiziente Inszenierung ein treffenderes Bild: Erinnerungen an „A Clockwork Orange“ werden wach und die Gewalttaten schmerzen schon beim Zusehen.

Durch die längere Laufzeit kann die im Vergleich zum ersten Teil komplexer wirkende Geschichte auf zwei Zeitebenen ausführlich erzählt werden. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass im Vergleich zur Vorlage hier mehr Abstriche gemacht werden mussten. Die neuen Charaktere sind perfekt besetzt und tragen viel zur dichten Atmosphäre bei. Unsere beiden Hauptfiguren Carl Mørck und Assad gewinnen immer mehr an Profil und ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten perfekt. Auch die Inszenierung ist abermals wirklich gelungen und muss sich hinter großen US-Produktionen nicht verstecken.

Wie ihr seht, hat mir auch der zweite Fall der Filmreihe sehr gut gefallen. Freunde des skandinavischen Krimis sollten auch hier auf jeden Fall einmal reinschauen. Am besten, wenn bei uns wiedermal nur ein höchstens durchschnittlicher „Tatort“ ausgestrahlt wird. Bis der dritte Teil, der noch diesen Sommer in den Kinos anläuft, für das Heimkino erhältlich sein wird, habe ich auch den dritten Band der Buchreihe gelesen. Wenn das einmal keine Aussage über die Qualität der Verfilmungen ist: 8/10 Punkte.