Red Oaks – Season 1 to 3

Schon vor geraumer Zeit hatten wir uns die Pilot-Episode von „Red Oaks“ angesehen. Damals konnte sie uns nicht sofort abholen, so dass die Amazon-Produktion wieder aus unserem Programm verschwunden ist. Aufgrund der mehrfachen Empfehlung durch den Sneakpod wollte ich der Serie noch einmal eine Chance geben und siehe da: Wir waren vollends begeistert. Manchmal lohnt es sich eben doch, Serien eine zweite Chance zu geben…

Red Oaks – Season 1 to 3 | © Amazon Prime Video

Red Oaks – Season 1 to 3 | © Amazon Prime Video

Staffel 1: Willkommen in den 80ern

In der ersten Staffel lernen wir die Charaktere kennen, die uns unglaublich schnell ans Herz gewachsen sind. Auch im titelgebenden Country-Club „Red Oaks“ fühlten wir uns sofort zu Hause, was auch kein Wunder ist, steht dieser doch im Zentrum nahezu jeder Episode. Besonders großartig fand ich das authentisch wirkende 80er-Jahre-Gefühl, das durch die Serie heraufbeschworen wird. Man wähnt sich schon fast in einem modernen John-Hughes-Film, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Großartig fand ich auch die Body-Switch-Episode „Body Swap“, welche sich trotz der ungewöhnlichen Prämisse wunderbar in die Serienwelt eingliedert. Ein wahrlich großartiges Vergnügen: 9/10 (8.6) Punkte.

Staffel 2: Eine Zeit des Umbruchs

Mit der zweiten Staffel zeigt sich recht deutlich, dass wir die eingeschlagenen Pfade verlassen. Die erste Episode spielt komplett in Paris und spiegelt die Nouvelle Vague sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch wider. Auch in den weiteren Episoden lassen wir „Red Oaks“ als zentralen Schauplatz größtenteils hinter uns und begleiten die nun etablierten Charaktere bei großen Veränderungen in ihrem Leben: sei es die Scheidung von Davids Eltern, neue Beziehungen oder berufliche Umorientierungen. Das große Thema Coming-of-Age wird auf alle Figuren ausgedehnt und jeder macht eine signifikante Entwicklung durch. Das mochte ich wirklich sehr. Dennoch fühlt sich die zweite Staffel nicht mehr ganz so frisch an, wie die erste: 8/10 (8.2) Punkte.

Staffel 3: Der Abschied von „Red Oaks“

In der dritten Staffel haben alle Charaktere noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht: David hat endlich eine Wohnung in New York City, sein Vater eine neue Beziehung, seine Mutter erlebt ihre zweite Jugend und zwischen Wheeler und Misty wird es ernst. Douglas Getty (grandios gespielt von Paul Reiser) versucht das Schicksal von „Red Oaks“ aus dem Gefängnis zu lenken – und man merkt auch als Zuschauer, dass an diesem ursprünglichen Zentrum der Handlung nur noch aus Nostalgie festgehalten wird. Gegen Ende fügen sich alle Handlungsstränge wunderbar schlüssig zusammen und jeder einzelnen Figur wird ein passendes Ende spendiert. Vielleicht ein wenig zu positiv, doch warum auch nicht? Ich mochte das sehr und hätte gerne noch mehr Zeit mit den Figuren verbracht: 9/10 (8.8) Punkte.

Fazit

Mir hat „Red Oaks“ nach dem holprigen ersten Start wirklich extrem gut gefallen. Letztendlich war die Serie genau mein Ding: Coming-of-Age, 80er, Filmbezug – eine ziemlich perfekte Mischung. Die Charaktere sind mir richtig ans Herz gewachsen und ich kann mit Überzeugung sagen, dass dies die beste Amazon-Serie ist, die ich bisher gesehen habe. Kann ich jedem wirklich nur ans Herz legen: 9/10 (8.5) Punkte.

Sieben Minuten nach Mitternacht – OT: A Monster Calls (2016)

Heute war ein wenig erfreulicher, fordernder und emotional anstrengender Tag. Typisch Freitag, der 13. könnte man meinen. Da die Stimmung ohnehin schon ziemlich im Keller war, konnte ich mich auch gleich „Sieben Minuten nach Mitternacht“ stellen, der ohnehin schon viel zu lange ungesehen im Regal stand. Meine Frau hat das Buch gelesen und ich habe schon einige positive Stimmen zu den Film gehört. Dennoch hatte ich mich aufgrund der Thematik lange nicht an die Geschichte herangewagt…

Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) | © STUDIOCANAL

Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) | © STUDIOCANAL

Der personifizierte Schmerz des Abschieds

In den letzten Jahren haben sich Sterbedramen als beinahe schon eigenes Genre etabliert. Oft in Kombination mit einer tragischen Liebesgeschichte, ziehen diese Filme Zuschauer in Scharen in die Kinos. Für mich unverständlich. Auch wenn ich recht nah am Wasser gebaut bin, wenn es um Filme geht, mache ich normalerweise einen großen Bogen um Geschichten dieser Art. Vielleicht weil ich selbst schon zweimal Abschied von mir nahestehenden Menschen nehmen musste. Wieso sich also Filme anschauen, die einzig und allein Krankheit, Schmerz und Tod zum Thema haben? Bei „A Monster Calls“ haben mich jedoch sowohl der Fantasy- als auch der Coming-of-Age-Aspekt gereizt. Dennoch war mir von Anfang an klar, dass es keine einfache Sichtung werden würde – und ich sollte recht behalten…

Den jungen Conor (großartig gespielt von Lewis MacDougall) dabei zu begleiten, wie er den Abschied von seiner sterbenden Mutter verarbeitet, ist mir tatsächlich nicht leicht gefallen. Zu oft musste ich daran denken, was meine Kinder in einem ähnlichen Fall durchzumachen hätten. Keine schönen Gedanken. Die Geschichte nähert sich dem Thema behutsam und das titelgebende Monster als Allegorie für Conors Schmerz ist ein wunderbarer erzählerischer Kniff. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass die Geschichte unter den großen Effekten leiden könnte, doch das CGI fügt sich nahtlos in die Handlung ein und lässt den Figuren genügend Luft zum Atmen. Neben Lewis MacDougal wissen Felicity Jones als sterbende Mutter und Sigourney Weaver als Großmutter des Jungen zu überzeugen.

Fazit

Regisseur Juan Antonio Bayona (u.a. „The Impossible“) setzt die ergreifende Geschichte in starken Bildern um. Selbst die eingeschobenen Märchen wissen aufgrund ihres besonderen Animationsstils zu überzeugen. Trotz der Effekte werden mir jedoch vor allem die zwischenmenschlichen Szenen in Erinnerung bleiben – und am Ende sind, wie zu erwarten, die Tränen geflossen. Ein starker und ergreifender Film, den ich allerdings so schnell nicht mehr anschauen werde – und das ist durchaus als Kompliment zu verstehen: 8/10 Punkte.

Big – Extended Cut (1988)

Heute ist es mir wieder einmal nicht leicht gefallen, mich für einen Film zu entscheiden. Wie so oft in diesem Fall, habe ich mit „Big“ zu einem persönlichen Klassiker gegriffen, den ich damit zum ersten Mal in der erweiterten Fassung gesehen habe. Ob er heute noch genauso gut funktioniert, wie in meiner Kindheit, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Big - Extended Cut (1988) | © Twentieth Century Fox

Big – Extended Cut (1988) | © Twentieth Century Fox

Eine der nostalgischsten Komödien der 80er Jahre

„Big“ gehört zu den Filmen, die mich durch meine gesamte Kindheit begleitet haben. Es gibt zwischen zehn und zwanzig Filme, die habe ich immer und immer wieder gesehen. Bei jeder TV-Ausstrahlung. Ohne Pause und Ermüdungserscheinungen. Inzwischen lag die letzte Sichtung jedoch bestimmt zwanzig Jahre zurück. Die Blu-ray stand auch schon seit Jahren im Regal und so richtig rangetraut hatte ich mich nicht. Heute jedoch war es soweit und da auch der 25 Minuten längere Extended Cut enthalten war, habe ich mich sogleich für diesen entschieden und den Film somit auch zum ersten Mal im Originalton gesehen. Was hat sich im Vergleich zu damals geändert?

Tatsächlich konnte ich mich noch an viele Szenen erinnern. Besonders die Atmosphäre war mir noch im Gedächtnis. Auch wenn ich inzwischen älter bin als Josh Baskins erwachsenes Ich, konnte ich mich weiterhin ohne Probleme mit ihm identifizieren. Zum ersten Mal ist mir jedoch aufgefallen, wie unglaublich gut Tom Hanks den 13-jährigen im Körper eines Erwachsenen spielt. Früher war es für mich ganz logisch, dass man als Kind eben so rennt, isst und spielt. Heute jedoch muss ich diese großartige schauspielerische Leistung anerkennen. Wirklich fantastisch und ein frühes Zeichen dessen, was in den nächsten Jahren noch so von Tom Hanks zu erwarten sein sollte.

Zoltar says: „Make your wish.“

Die Prämisse des Films ist wunderbar einfach und wurde in Hollywood bereits häufiger umgesetzt (siehe z.B. „30 über Nacht“). Kein Film jedoch bringt die Tragik und Komik, die hinter dem plötzlichen Erwachsenwerden steckt, so wunderbar auf den Punkt wie „Big“. Es ist ein genialer Kniff, Josh in einem Spielzeugunternehmen arbeiten zu lassen, was zu einigen großartigen Szenen führt. Weiterhin ist die Geschichte von Regisseurin Penny Marshall wunderbar unschuldig inszeniert, ohne jedoch in irgendeiner Form verklemmt zu wirken. Selbst den am schwierigsten zu transportierenden Plot Point – die Entführung als vorgeschobene Erklärung für das Verschwinden des Sohnes – kauft man dem Film an dieser Stelle einfach ab.

Noch ein paar Sätze zur erweiterten Fassung: Ich hätte nicht beschwören können, welche Szenen wirklich neu waren. Nach dem Lesen des Schnittberichts kann ich dies nun besser einordnen, jedoch hätte ich keine Sequenz missen wollen, selbst wenn der Film mit einer Laufzeit von 130 Minuten für eine Komödie nun ziemlich lang ist.

Fazit

Ich habe mich heute genauso gut unterhalten gefühlt, wie damals vor gut 25 Jahren. Der Film beschwört das Gefühl meiner eigenen Kindheit in den 80er Jahren herauf, in der ich mir auch manchmal gewünscht hatte, bereits älter zu sein. Heute jedoch kann ich Josh gut verstehen, wenn er zurück will und die Zeit des Heranwachsens nicht missen möchte. Ein wundervoller Film voller Magie und Nostalgie: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Beautiful Girls (1996)

Der erste Weihnachtsfeiertag ist vorbei. Eigentlich hatte ich schon letzte Woche geplant, ganz furchtbar viele Filme zu schauen, doch in den Vorbereitungen ist das irgendwie untergegangen. Heute jedoch war es soweit und da es hier an Schnee mangelt, habe ich mich für „Beautiful Girls“ entschieden, in dem das verschneite Setting eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Warum ich den Film damals bei den fünf besten Schneefilmen nur vergessen habe?

Beautiful Girls (1996) | © STUDIOCANAL

Beautiful Girls (1996) | © STUDIOCANAL

Coming-of-Age: The Next Generation

Ich habe „Beautiful Girls“ in einer Phase meines Lebens entdeckt, in der ich mich selbst noch nicht gefunden hatte. Während meines Zivildienstes habe ich oft bis 22 Uhr gearbeitet und bin danach meist noch auf das eine oder andere Bier versackt. Meist war ich gegen Mitternacht zu Hause und habe mir noch einen Film angeschaut, da meine nächste Schicht oft erst um 13:30 Uhr begann. In eben dieser Zeit ist mir unter anderem Ted Demmes Film begegnet – und er hat einen Nerv getroffen. Damals war ich noch bedeutend jünger als die Protagonisten. Heute bin ich gut acht Jahre älter. Das ist ein interessanter Wechsel der Perspektive. Funktioniert der Film auch heute noch für mich?

Oh ja, „Beautiful Girls“ ist das perfekte Beispiel dafür, warum man Filme öfter schauen sollte. Gerade durch die veränderte Perspektive konnte ich heute ganz andere Dinge aus der Geschichte ziehen, die auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär wirkt. Heute weiß ich, wo ich in meinem Leben stehe – damals hatte sich die Ungewissheit der Charaktere noch eins zu eins auf mich übertragen. Gleich geblieben ist die Atmosphäre, die vom verschneiten Massachusetts ausgeht. Hier erinnert mich Ted Demmes Tragikomödie stark an „Nobody’s Fool: Auf Dauer unwiderstehlich“, der ein ganz ähnliches Setting besitzt. Auch mag ich die Musik, die Charaktere und die Schauspieler. Timothy Hutton und Natalie Portman schaffen es, zum Beispiel, eine auf den ersten Blick seltsam wirkende Beziehung (heute übrigens mehr als damals) so zu spielen, dass sie echt und nicht anzüglich wirkt. Selbst Matt Dillon und Michael Rapaport spielen ihre klischeehaften Figuren wunderbar natürlich und sympathisch. Eine wirklich runde Sache.

Fazit

Auch wenn ich es insgeheim schon wusste, so hat sich mit der heutigen Sichtung bestätigt, dass ich „Beautiful Girls“ zu meinen Lieblingsfilmen zählen kann. Dennoch hat es viele Jahre gedauert, bis ich nach Knights Ridge zurückgekehrt bin. Ihr seid noch nie dort gewesen? Dann kann ich euch nur empfehlen: Packt warme Klamotten ein und macht euch auf den Weg. Es lohnt sich! Selbst wenn es nur eine Coming-of-Age-Geschichte mit hängengebliebenen Jungs in den späten Zwanzigern ist: 10/10 Punkte.

Prädikat: Lieblingsfilm

Mein Freund, der Delfin 2 – OT: Dolphin Tale 2 (2014)

Es sind Herbstferien und somit auch die Gelegenheit ein wenig aus dem Alltag auszubrechen. Mit der heutigen Zeitumstellung waren unsere inneren Uhren ohnehin ein wenig durcheinander, weshalb wir unserem Zappelinchens den Wunsch erfüllten, endlich „Mein Freund, der Delfin 2“ zu sehen. Seit der Sichtung des ersten Teils, vor ziemlich genau vier Wochen, war das als nächster, großer Filmabend geplant…

Mein Freund, der Delfin 2 (2014) | © Warner Home Video

Mein Freund, der Delfin 2 (2014) | © Warner Home Video

Rückkehr in das Clearwater Marine Aquarium

Das Zappelinchen war von Anfang an wieder gefesselt von der Geschichte rund um den Delfin Winter. Da auch diese Fortsetzung auf wahren Begebenheiten beruht und die Tiere sich selbst spielen, war es für sie nicht immer einfach zu verstehen, was denn nun echt und was gespielt ist. Speziell der Tod des Delfins Panama noch in den ersten paar Minuten, hat das Zappelinchen schwer beschäftigt. Da war ich ganz froh, dass sich unser Zwergofant noch vor dem Film freiwillig ins Bett verzogen hat. Im weiteren Verlauf hat der Film jedoch wieder voll und ganz auf die Schwerpunkte Coming-of-Age und Mensch-Tier-Freundschaft gesetzt, was erneut ein voller Erfolg war.

Auch mir hat der Film wieder gut gefallen, wenngleich es doch auch eine typische Fortsetzung ist. Die gezeigte heile Welt mag manchmal etwas übertrieben scheinen, doch durch Kinderaugen betrachtet, funktioniert das wunderbar und ist nach wie vor ein schöner Kontrast zum oft zu beobachtenden Zynismus in der Filmwelt. Wenn sich dann noch Morgan Freeman und Kris Kristofferson zuzwinkern, dann lacht auch mein Herz als Filmfreund. Am Ende war es schon fast 22 Uhr (nach der alten Sommerzeit sogar schon 23 Uhr) und das Zappelinchen ist todmüde ins Bett gefallen.

Fazit

Ich bin wirklich froh, den zweiten Teil von „Dolphin Tale“ zeitnah mit dem Zappelinchen nachgeholt zu haben. Es wertet das Erlebnis noch einmal deutlich auf, wenn man die Begeisterung seines Kindes sieht. Auch wenn mir „Mein Freund, der Delfin 2“ nicht mehr ganz so gut gefallen hat, wie noch der erste Teil, so werde ich ihn stets in bester Erinnerung behalten. Sollte es zu einer weiteren Fortsetzung oder der geplanten TV-Serie kommen, dann kenne ich schon jetzt mindestens eine Zuschauerin, die davon begeistert wäre: 7/10 Punkte.

Mein Freund, der Delfin – OT: Dolphin Tale (2011)

Nach einem verregneten Brückentag, an dem wir nachmittags die völlig verrückte Idee hatten, unbedingt eine Radtour zu unternehmen, waren wir abends alle nass, durchgefroren und kaputt. Da der letzte Filmabend mit den Kindern auch schon wieder fünf Monate zurückliegt, war es die perfekte Gelegenheit mit „Mein Freund, der Delfin“ dem privaten Heimkino einen gemeinsamen Besuch abzustatten…

Mein Freund, der Delfin (2011)

Mein Freund, der Delfin (2011) | © Warner Home Video

So richtig schön heile Welt

Wie zu erwarten, hat sich der Zwergofant ziemlich schnell ins Bett verzogen, weil er vom Tag doch arg müde war und der Film ihm zu aufregend erschien. Das Zappelinchen dagegen war von der ersten Sekunde an gefesselt, hat gelacht, gegluckst, mitgelitten und mitgefiebert. Eine wahre Freude! Da geht einem als filmliebender Vater so richtig das Herz auf. Es fällt mir somit nicht leicht, „Mein Freund, der Delfin“ objektiv zu betrachten. Im Grunde wird hier eine Coming-of-Age-Geschichte mit einer typischen Mensch-Tier-Freundschaft verwoben, was tatsächlich ausgezeichnet funktioniert. Umso beeindruckender, dass die Geschichte des Delfins einen wahren Kern besitzt und Winter, so ihr Name, auch die tierische Hauptrolle übernommen hat.

Völlig klar: „Mein Freund, der Delfin“ ist ein waschechter Kinderfilm. Die heile Welt wird nur selten angekratzt, was ich allerdings durchaus positiv verbuche. Es gibt keinen Bösewicht in der Geschichte, keine zynischen Sprüche, keine übertriebene Action. All das mag uns erwachsenen Zuschauern ungewohnt erscheinen, wenn man den Film allerdings mit Kinderaugen sieht, dann kann man sich seinem Charme kaum entziehen. Trotz hinzugedichteter dramaturgischer Elemente, funktioniert die Geschichte zudem im Kern wirklich gut. Winter schafft es Menschen zu inspirieren und zu ermutigen, mit ihrer Behinderung zu leben. Diese Botschaft kommt an und ist auch bei meiner Tochter hängengeblieben. Ich freue mich jetzt schon auf die morgigen Gespräche über das Filmerlebnis.

Fazit

Heute habe ich mich wieder gefragt, warum wir so selten als Familie einen Film schauen. Oft klappt es aus zeitlichen Gründen nicht und, auch wenn es auf meinem Blog oft anders wirkt, steht Medienkonsum meist ganz hinten an. Es gibt schließlich immer etwas anderes zu tun. Unsere gemeinsame Sichtung von „Mein Freund, der Delfin“ hat mir aber gezeigt, dass es für uns alle ein Zugewinn sein kann. Durch die rosarote Vater-Brille betrachtet vergebe ich: 8/10 Punkte.

Es – OT: It (1990)

Freitagabend, Zeit für einen Film. Doch welchen nur? Da man als Filmfreund zurzeit kaum der aktuellen Adaption entfliehen kann, habe ich mich für die 1990er Verfilmung von Stephen Kings „Es“ entschieden. Die Kinder waren relativ früh im Bett, so dass wir dieses Mammutwerk getrost angehen konnten. Ursprünglich als TV-Zweiteiler ausgestrahlt, ist die heute zugängliche Fassung ein Film mit über drei Stunden Laufzeit. Ob er mich dennoch wachhalten konnte?

Es (1990)

Es (1990) | © Warner Home Video

Horror aus längst vergangenen Tagen

„Es“ war einer dieser Filme, die stets eine fast schon mythische Aura umwehte. Gespräche auf dem Schulhof, mysteriöse 18er Fassungen. Grusel, Horror, Panik. Ich kannte die Geschichte zunächst nur aus Erzählungen und als ich den Fernsehfilm vor inzwischen bestimmt 23 bis 25 Jahren zum ersten Mal sah, war ich davon wie gebannt. Und ich hatte richtig Angst. Tim Curry als Pennywise lehrte mir das Fürchten. Bereits damals mochte ich die erste Hälfte des Films lieber: diese wunderbare 1950er Jahre Atmosphäre. In diesen Szenen wirkt „Es“ wie der verschollene Bruder von „Stand by Me: Das Geheimnis eines Sommers“, mit dem King die Coming-of-Age-Erzählung perfektioniert hatte. Auch heute noch konnte ich mich daran kaum satt sehen. Gerade in Kombination mit dieser unbestimmten Horror-Atmosphäre ein echtes Erlebnis.

Der zweite Teil fällt dagegen ein wenig ab. Die erwachsenen Schauspieler sind zwar auch gut besetzt, jedoch wirkt die Geschichte hier sprunghafter und vor allem schwächer erzählt. Im Grunde lebt auch diese Zeitebene von den Erinnerungen an die 1950er Erzählung. Nostalgie in Filmform und das funktioniert tatsächlich ziemlich gut. Der Showdown dagegen ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Wirklich schade. Da bin ich nun schon sehr gespannt, was man in der 2017er Adaption bzw. deren Fortsetzung daraus gemacht hat. Und ich möchte nun auch endlich das Buch lesen. Soviel hat diese heutige Sichtung auf jeden Fall ausgelöst.

Fazit

Auch wenn die 1990er Verfilmung von „Es“ durchwachsen ist und man ihr den TV-Ursprung ansieht, so überwiegen für mich die positive Aspekte. Den Coming-of-Age-Teil liebe ich sehr und er transportiert das Gefühl auch in die zweite Zeitebene. Ein echtes Kind der 80er bzw. frühen 90er. Und wenn man damals damit aufgewachsen ist, dann fängt einen die dichte Atmosphäre auch heute noch ein: 8/10 Punkte.

Girls – Season 4

Noch nicht einmal ein halbes Jahr ist seit meinem letzten Besuch bei den Girls vergangen. Somit ist mir der Einstieg in „Girls – Season 4“ dieses Mal sehr leicht gefallen und auch wenn die Serie in ihrem dritten Jahr ein wenig abgebaut hatte, so war ich doch gespannt, ob Autorin Lena Dunham ihren Figuren endlich die dringend nötige Weiterentwicklung spendiert…

Daddy Issues in Iowa

So, oder so ähnlich, könnte man die gesamte Staffel ganz gut zusammenfassen. Zumindest Hannahs Erzählstrang. Zu Beginn des inzwischen schon vierten Jahres der Serie verlässt unsere Protagonistin die bekannten Gefilde und zieht nach Iowa. Von New York City aus wohlgemerkt. Kein Wunder, dass sie zunächst ein Kulturschock erwartet und sie sich nicht wirklich willkommen fühlt. Das alles ist tatsächlich ziemlich unterhaltsam, wenn auch insgesamt ein wenig unnötig für die gesamte Geschichte. Dennoch ein schöner Gegenpol zum Leben der restlichen Freundinnen in NYC, wo zwar ein deutlich höheres Tempo herrscht, letztendlich aber doch alle auf der Stelle treten. Speziell Marnie und Jessa bekommen so gar nichts auf die Reihe.

In der zweiten Hälfte der Staffel nimmt die Geschichte dann ordentlich Fahrt auf und jede einzelne Figur entwickelt sich weiter. Selbst Hannahs Vater, der plötzlich entdeckt, dass er eigentlich schwul ist. Oder Ray, der politische Ambitionen verfolgt. Oder Shoshanna, die einen Job in Tokyo annimmt. Oder tatsächlich auch Hannah, die endlich über Adam hinwegkommt und eine stabile Beziehung eingeht. Das Finale der Staffel besteht – passend zu einer absurden Geburtssituation – aus lauter Anfängen, was ich ganz wunderbar fand.

Fazit

Auch wenn nicht jede Episode funktioniert und ich oft wieder das Gefühl hatte, dass sich Marnie, Jessa und Co. in künstlichen Problemen wälzen, so fand ich die neu eingeschlagene Richtung dennoch lobenswert. Es sieht wirklich so aus, als hätte Lena Dunham einen Plan für die finalen zwei Staffeln, auf die ich mich inzwischen schon wirklich freue. Sollten die Girls etwa erwachsen werden? 8/10 (8.2) Punkte.

Der Indianer im Küchenschrank – OT: The Indian in the Cupboard (1995)

Seit einer halben Ewigkeit habe ich mir einmal wieder eine DVD gekauft. Der Film ist auf Blu-ray in Europa nicht greifbar, doch wollte ich „Der Indianer im Küchenschrank“ unbedingt meinen Kindern zeigen. Da ist eine deutsche Tonspur natürlich Pflicht. Also ganze 3,97 Euro investiert und die erste Gelegenheit (die Frau ist heute außer Haus) am Schopf gepackt. Ob Frank Oz‘  Märchen heute noch genauso wunderbar ist, wie ich es in Erinnerung habe?

Eine Reise zurück in die Kindheit

Ich erinnere mich noch genau an meine erste Sichtung des Films. Eigentlich war ich damals schon viel zu alt dafür. Ich muss 16 oder 17 gewesen sein, meine Familie war ohne mich verreist. Ich weiß noch, dass dies der letzte freie Abend war und meine Eltern samt meiner Schwester am nächsten Tag zurückkommen sollten. Cool und angesagt wie ich damals war, habe ich natürlich keine große Party geschmissen, sondern ein paar gute Freunde zu einem Filmabend eingeladen: Wir haben James Camerons „The Abyss“ in der Special Edition geschaut und ich war hin und weg. Als meine Freunde gegangen waren, hatte ich das Gefühl den vorangeschrittenen Abend (es war schon gegen Mitternacht) nutzen zu müssen, denn der Alltag stand ja wieder vor der Tür. Also habe ich die vorhandenen VHS-Kassetten durchgeschaut und unter diesen die Premiere-Aufzeichnung (mein Bruder versorgte uns damals damit) eines Films namens „Der Indianer im Küchenschrank“ gefunden.

Ich wusste nur, dass es sich um einen Kinderfilm handelt, sonst nichts. Dennoch war ich neugierig und habe die VHS-Kassette eingelegt. Bis 2 Uhr morgens sollte ich somit in eine magische Geschichte entführt werden. Warum der Film damals so gut für mich funktioniert hat, kann ich gar nicht mehr sagen. Vermutlich hängt es auch mit dieser einen Nacht und dem damit verbundenen Gefühl der Freiheit zusammen (es dürfte wohl das erste Mal gewesen sein, dass ich nicht auf den Familienurlaub mitgefahren bin). Auf jeden Fall hat sich der Film in mein Herz gespielt und ich war sehr gespannt, wie ihn meine Kinder wohl wahrnehmen würden.

Toll getrickste Menschlichkeit

Ich kann gleich vorausschicken, dass ich den Zwergofanten als Zuschauer recht bald verloren habe: Er war platt von der Radtour und hatte Angst vor dem Indianer. Also ist er recht bald ins Bett verschwunden, jedoch nicht ohne mich versprechen zu lassen, ihm morgen den Film zu erzählen. Das Zappelinchen dagegen war Feuer und Flamme, hat viele Fragen gestellt und war emotional komplett involviert. Einfach toll. Auch ich war abermals begeistert und mag es sehr, wie stinknormal die Kinder in dem Film sind. Keine aufgesetzte Coolness oder übertriebenes Außenseitertum. Hal Scardino spielt die Hauptfigur Omri wirklich großartig und es ist schade, dass er kaum noch etwas danach gemacht hat. Bekannte Gesichter gibt es ohnehin kaum zu sehen. Einzig Richard Jenkins („Six Feet Under“) und Vincent Kartheiser („Mad Men“) sind mir hier aufgefallen. Und natürlich kennt man Regisseur Frank Oz, der sich für einige Klassiker (u.a. „Der dunkle Kristall“ oder „Der kleine Horrorladen“) verantwortlich zeichnet.

Obwohl der Film bereits 22 Jahre auf dem Buckel hat, überzeugen seine Effekte immer noch. Der titelgebende Indianer Little Bear wirkt selten in die Szenen hineinkopiert, was speziell für die Kinder eine großartige Immersion bedeutet. Auch ich habe mich erneut sehr an der Tricktechnik erfreut, bei der man noch keine CGI-Charaktere animiert hat – und das kommt dem Film rückblickend betrachtet bestimmt zugute.

Fazit

Zu den meisten Filmen, über die ich hier schreibe, habe ich eine besondere emotionale Bindung und versuche sie auch herauszustellen. Auf „Der Indianer im Küchenschrank“ trifft das besonders zu. Wenn ich die IMDb-Bewertung mit 5,9 Punkten sehe, kann ich nur den Kopf schütteln. Das ist so ein herzerwärmend schöner Kinderfilm, dass ich das nicht verstehen kann. Ein Erfolg an der Kinokasse war der Film leider auch nicht, weshalb ihm Fortsetzungen verwehrt blieben. Ich jedoch liebe ihn sehr und kann ihm jeden (auch zur Sichtung mit Kindern) nur ans Herz legen. Das Zappelinchen und ich waren begeistert: 9/10 Punkte.

Sing Street (2016)

Der Ostermontag war beinahe ein wenig anstrengend. Es hat den ganzen Tag geregnet, so dass Außenaktivitäten nicht drin waren. Umso tragischer, da zu den Geschenken ein Skateboard und Inline Skates gehörten. Also abends noch, für die gute Stimmung, ein Brettspiel gespielt, dann die Kinder ins Bett gebracht und mit „Sing Street“ den dritten Musikfilm von John Carney in den Blu-ray-Player geschoben. Es scheint so, als würde sich so langsam ein neuer Lieblingsregisseur bei mir herauskristallisieren…

Das Glück in der Traurigkeit

Das Setting im Irland der 1980er Jahre vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise hätte auch eine ganz andere Art von Film heraufbeschwören können: ein Sozialdrama, wie von Ken Loach inszeniert, das bestenfalls bittersüße Momente beinhaltet. John Carney jedoch wählt den Weg der Hoffnung. Er lässt seine Figuren wortwörtlich das Glück in der Traurigkeit finden. Und das ist ganz und gar wundervoll. In „Sing Street“ erzählt Carney eine klassische Coming-of-Age-Geschichte samt erster Liebe, der Abkapselung vom Elternhaus, Rebellion und Selbstverwirklichung. Diese Auflistung mag sich klischeehaft lesen, doch wurden diese Aspekte selten so erfrischend ehrlich, undramatisch und mit Musik inszeniert. Es ist eine wahre Freude!

Coming-of-Age als Spiegel der eigenen Jugend

Warum liebe ich Coming-of-Age-Filme? Natürlich weil sie immer ein Spiegelbild der eigenen Jugend darstellen. Ich war nie in einer Band, habe selten rebelliert und mein Elternhaus war größtenteils intakt. In „Sing Street“ inszeniert John Carney das Idealbild einer Jugend in den 80er Jahren. Conor (großartig: Ferdia Walsh-Peelo) findet sich über die Laufzeit des Films und erlebt bis dahin etliche Phasen, die stets durch Musik ausgedrückt werden. John Carney kennt die musikalischen Trends der 80er Jahre und legt sie wie eine Schablone über Conors Leben. Wunderbar, erfrischend und einfach nur mitreißend anzusehen. Dabei spart der Film ernste Themen nicht aus und ist in den entscheidenden Momenten dennoch so unglaublich positiv und lebensbejahend, dass man dies in der oft zynischen Kinolandschaft der 2010er Jahre kaum glauben mag.

Wenn Conor und Raphina (ebenso hinreißend: Lucy Boynton) am Ende in den bildhaften Sonnenuntergang fahren, hätte das in jedem anderen Film vermutlich unglaublich kitschig gewirkt. Hier jedoch habe ich mich einfach mit den beiden gefreut. Mit dieser Szene spiegelt „Sing Street“ auch die entsprechende Szene aus Carneys „Once“ wider, in der sich die Protagonisten entscheiden eben nicht zusammen nach England zu gehen. Der Kreis schließt sich.

Fazit

Nun habe ich mit „Once“, „Can a Song Save Your Life?“ und „Sing Street“ die drei großen Musik-Filme von John Carney gesehen. Alle drei haben mich auf ihre Art und Weise berührt. Man kann definitiv einen übergreifenden Stil erkennen und ich hoffe inständig, dass Carney mit dem Thema noch nicht durch ist. Für mich eine der schönsten, hoffnungsvollsten und mitreißendsten Coming-of-Age-Geschichten, die ich jedem Freund des Genres (und der Musik!) nur empfehlen kann: 9/10 Punkte.