Shameless (US) – Season 4

Nach viel zu langer Zeit, habe ich mich endlich „Shameless – Season 4“ zugewandt. Wieder einmal war ich erstaunt, wie unglaublich unterhaltsam die Serie doch ist. Egal wie müde ich bin, bei den abstrusen Abenteuern der Familie Gallagher bin ich noch nie eingeschlafen. Und auch wenn sich das meine jugendlicheren Leser vermutlich nicht vorstellen können, ist dies inzwischen tatsächlich ein Qualitätskriterium. Macht euch aber keine Illusionen, auch für mich wäre es früher ein echtes Armutszeugnis gewesen, abends um 21 Uhr auf dem Sofa einzuschlafen – so ändern sich die Zeiten… 😉

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„Shameless“ ist eine Serie, der ich mich eigentlich überhaupt nicht widmen wollte. Nicht mein Thema, nicht mein Humor. So meine völlig unreflektierte Einschätzung vor der Sichtung der ersten Staffel. Inzwischen gibt es kaum eine Serie, die ich lieber schaue – und das Beste: Die Qualität der Drehbücher hat sich bisher konsequent gesteigert. Auch in dieser vierten Staffel jagt ein völlig abstruser Moment den nächsten. Und gerade wenn man als Zuschauer aufgrund des unterhaltsamen Wahnsinns losgelöst mit den Charakteren (und manchmal auch über sie) lacht, dann wirft die Serie den Gallaghers und uns Zuschauern solche Knüppel zwischen die Beine, dass man erst einmal nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist. In solchen Momenten gelingt es „Shameless“ die Drama-Karte perfekt auszuspielen und man leidet mit den Figuren, die einem über die letzten drei Staffeln – egal wie verrückt sie sich manchmal verhalten – doch sehr ans Herz gewachsen sind.

Was mir in dieser Staffel besonders aufgefallen ist, war die Charakterentwicklung der einzelnen Figuren. Fiona und Lip scheinen die Plätze getauscht zu haben, was für eine ganz neue Dynamik innerhalb der Familie Gallagher sorgt. Man möchte Fiona anschreien und wachrütteln. Sie war doch immer der Fels in der Brandung. Ihr seht, die Staffel bietet starke Emotionen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Auf der anderen Seite steht Frank, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Es kann einfach nicht gut ausgehen. Das ist bei diesem verachtenswerten Charakter nicht weiter schlimm? Natürlich ruft die Serie gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet, ein gewisses Mitgefühl für Frank hervor – aber nicht, ohne auch diesen Handlungsstrang mit extrem schwarzem Humor zu würzen. Welches Schicksal am Ende Frank erwartet? Das müsst ihr wohl selbst schauen…

Neben den großen Hauptgeschichten überzeugt die Staffel auch durch wunderbar runde Nebenschauplätze: Debbies erste Verliebtheit wird sehr einfühlsam und doch auf typische „Shameless“-Art erzählt. Nicht minder toll ist die Beziehung zwischen Ian und Mikey, die mit dem Coming-out Mickeys endlich einen großen Schritt nach vorne macht. Auch Carl erlebt die erste Liebe und stolpert damit sogleich in ein „Bonnie & Clyde“-Setting – und am Ende wird ihm natürlich das Herz gebrochen. Im Zentrum der Staffel stehen jedoch Frank, Fiona und Lip – und auch wenn ich hier nicht ins Detail gehen möchte, so ist das Schicksal dieser drei Charaktere so eng miteinander verwoben, dass das Konzept Familie, so kaputt es in diesem Fall auch sein mag, auf eine harte Probe gestellt wird.

Die letzten Einstellungen der Staffel sind dann, so episch sie auch inszeniert sein mögen, wie ein Schlag in die Magengrube, da sie die aufkeimende Hoffnung im Kern ersticken – und natürlich ist es genau das, was wir in der fünften Staffel sehen wollen. Weiterhin überrascht eine Post-Credit-Szene, die direkt an einen Handlungsstrang der dritten Staffel anknüpft. Schon lange habe ich keine so gelungene und absolut runde Serienstaffel mehr gesehen. Viel besser kann es nun nicht mehr werden und ich bin jetzt schon auf Entzug, zumal es auch noch dauern wird, bis die fünfte Staffel zu einem angemessenen Preis erhältlich ist. Aber was ist schon angemessen für solch famose TV-Unterhaltung? Absolut großartig: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

18 Gedanken zu “Shameless (US) – Season 4

  1. Oh ja. Staffel 4 ist für mich der absolute Höhepunkt dieser Serie bisher. Und ich glaube nicht, dass sie da noch mal ran kommen werden. Aber keine Angst Seasons 5 und 6 sind ebenfalls wieder großartig. Aber um mich mal selbst zu zitieren: „Season 4 bietet einen perfekten MIx aus Comedy, Drama und richtig abgefucktem Scheiß.“ Diese Mischung ist in Staffel 4 so perfekt, wie in keiner anderer.

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    • Yep, besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Wirklich eine runde Sache mit genau den richtigen Anteilen an Drama, Comedy und eben völlig angedrehten Szenen, die aber immer noch in dieser Welt verankert wirken. Ganz groß. Freut mich auch sehr zu hören, dass die kommenden Staffeln zumindest nicht viel schlechter werden, was man ja von anderen Showtime-Shows, hust, „Dexter“ und „Californication“, hust, durchaus kennt.

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      • Also bisher ist die Serie immer noch der Hammer. Ich hoffe nur, dass man nicht irgendwann den Zenith überschreitet. Das Niveau über 6 Staffeln zu halten ist schon bemerkenswert. Aber man sollte dann auch versuchen, auf diesem Level irgendwann zu enden.

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      • Das UK-Original hat es ja auf 11 Staffeln gebracht. Insofern hat die US-Fassung noch etwas Spielraum. Allerdings weichten die Serien ab der zweiten Staffel inhaltlich auch voneinander ab, so dass man keine qualitativen Schlüsse ziehen kann. Ich hoffe auf jeden Fall auch auf ein Ende zur richtigen Zeit.

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      • Die UK-Serie war aber auch ganz schnell nur noch Quark, weil die Darsteller nach und nach alle ausgestiegen sind, wo weit ich weiß. Habe das nicht wirklich lange verfolgt, da mir das US-Remake in dem Fall tatsächlich besser gefallen hat. Eine seltene Ausnahme.

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      • Ich habe tatsächlich nur den UK-Pilot gesehen und da war die Handlung noch nahezu identisch. Folglich kann ich nicht sage, wie sich die Serie entwickelt. Mit 11 Staffeln dürfte sie zumindest ein großer Erfolg gewesen sein. Dennoch bleibe auch ich bei der US-Fassung.

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      • Bei „Shameless“ war das interessanterweise anders und es gab auch Staffeln mit 16 oder 22 Episoden. Ich finde die 12 Folgen der US-Version aber perfekt, wenn ich auch gerne immer noch weiterschauen würde… 🙂

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      • Hm, okay. Die ersten Staffeln, die ich gesehen habe, waren aber immer nur die üblichen 6 odr 7 Folgen, meine ich.
        Und ja, ich finde 2 auch absolut perfekt. So bleict es schön kompakt.

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  2. Großartige Show, da kann man kaum anderer Meinung sein, sofern man die Gallaghers an sich ran gelassen hat. Wirklich immer wieder faszinierend, wie die Show es schafft, dass man um die Figuren bangt, mit ihnen leidet und sich mit ihnen freut. Trotz alle, was sie so anstellen.
    Season 4 war doch die, in der Ian kaum zu sehen war, oder? Da hat der Schauspieler Cameron Monaghan zwischendurch einen ziemlich guten Joker in „Gotham“ gespielt. Aus dem Jungen wird noch was.

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    • Ja, genau, das war die Staffel. Danke für das Video! Cameron Monaghan ist wirklich sehr wandlungsfähig. Beeindruckend! Ohnehin finde ich die Schauspieler aus „Shameless“ ausnahmslos klasse. Macht richtig Spaß ihnen zuzusehen. Ich denke auch, da werden ein paar zukünftige Stars geboren.

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